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02-Abendausgabe Dresdner Nachrichten : 30.11.1905
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1905-11-30
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19051130021
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1905113002
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1905113002
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1905
-
Monat
1905-11
- Tag 1905-11-30
-
Monat
1905-11
-
Jahr
1905
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Dies,« «satt wird dm Leiern von Dresden >u»b Uw-e-uu, am Lage «eh«, bereu» at» 2lbend-2lnsgad- -„gestellt, während eS die Post.?lbonnente« am Morgen m einer Gesamtausgabe erhalten. verugsgeMr: »tnt'li«dni>t> tztr »rr«»n, d»t täaktid twciniaUaer Zuirauuua durch unter» B«ien «,»<»»« und »»»,»>>«, an Laim- und Vtoniaaen nur emmal) >1X1 >0K> d»ni>au«u>üni,»»»in- nü'Nantir« > MI de.. S Mt »0 «t. ivei «iumali«« Zutiellunu durch die Loli» MI. lobue Vrlieliarltu. »u Nu»< laud ml> «uiwlechrndrm Zuiciuaae. -! ach druck aller Strittet u. Oriamal- M»l«»»u»e» nur m» deutlicher Luelienanaad» i.Dresd. Nackir") »la'Ila S>ochiraall»e Honorar- anivriiche bleibe» u»bc>üiti>ct>i>,t: «wverliUiLie Mauultriole werden nicht auibrwabrr relearamm-Ndrelle: »>chrtch«r« Dr««de» 1858 Uerlag von Atepscir L Netchavdt. Anreizen-kalil. Uunabme von Slnkündi-unre» tu» nachiuillaa« 2 lllir So»» »»I stete,lau« nur Liiaiirutnaße M vo, II dis '/,> Mir Die l'valliae Grund v>le «ca. s Silben! so Pta. An Itindiaunaen aut der Drwaiieite 8etl- rsPta., die rwailiae Zeile aut Terl leite bo Pta. als Eiuaelairdt Heil bll Pia. An Pi»»»««»« nach Lonu und Heiertaae» , waliiae Gru»d«eil so Pia.. a»i Pnaatieiic <>u Pig. rlvalnae Zeile aut Leuten« und alt Emaeiaudt so Pia. ÄuswärOae Aut lraae nur aeaen Pürauodejaliluna lbelegblalier werde» mit ro Ps, berechnet. Nernivrechanichlutz: «mt l Sir. U und Sir. 20V«. Inoinrsroii. Vvrnlekvln un«I 8eI»L»kvn v«»n 8el,li1l8elinlivn r»LIvi 8^8lvinS — IZIV8ÄNVI' OHO ^»IIiv»8lr»88v L S §nit»>t>!' Der sächsische Hceresctat Drahtberichte. Hofliachrichten, Generaliiiaior v. Wagner ff, Mittelstnndstag, TüllslN. Straßenbnbntarif Reichstag „Die Regiinentstochter", Philbaniioiiisches Konzeri, Jsndora Dmican. Tmnicrstiiil, 3». R»vci»l>cr 1 !>05. Der sächsische HcereS-Etat. DaS sächsische Ncichs-Militär-Kontingent für das Rechnungs jahr 1906 umfaßt, abgesehen von den höheren Truppenbeselsis- habern, Gouverneuren, Kommandanten, Militärgeistlichen, den Mitgliedern der Mililärjustizverwaltung, des Generalstabes und des Landesvermessiingsivesens usw., 32 Regimentskommandeure. 90 Bataillons- und Abteilungskommandeurc, 3M Kompagnie-, Eskadrons- und Batteriechefs, davon 175 erster, 131 zweiter Klasse, 306 Oberleutnants, 720 Leutnants, 36 Veterinäre, 169 Zahlmeister, 407 Feldwebel und Wachtmeister, 300 Vize-Feld- webel und Vize-Wachtmeister, 293 Fähnriche, 1432 Sergeanten, 2953 Unteroffiziere bezw. 294 Fähnriche und 4450 Unteroffiziere vom 1. Oktober 1906 ab: dazu 494 Hoboisten, Tambours usw. und 623 Kapitulanten: endlich 4116 Öbergesrerte nnd Gefreite, 30 957 Gemeine einschließlich der Spielleute, 136 Oekonomie- handwcrker, 308 Sanitälsmannschaften. Die Kosten der Geld- Verpflegung belaufen sich einschließlich aller Zuschüsse und Zu lagen auf 12 198 212 oder 1 301 623 mehr als im Vorjahre. Die Naturalverpflegung erfordert 12 875 535 Mk. l-ff- 448 030 Mk.), Ausrüstung und Bekleidung 3 372 290 Mk. l-s- 139 596 Mk.), Garnisonverwaltungs- und Serviswofen ans 4 661 120 Mk. l- 1061 187 Mk.f. Für Manöverkosten ist wie im Borjahre eine Summe von 189 265 Mk. «»gesetzt. Das Militär-Erziehungs und Bildnngswesen erscheint mit 653 242 Mk. s-s- 30165 Mk.>. Tos Mehr ist im wesentlichen durch bessere Meldungen und durch Erhöhung der Untcrrichlsgelder für Militär-Kinder, die Zivil schule besuchen, entstanden. Das Artillerie- und Waffcnwesen erfordert 3 781 151 Mk. l-s- 120 971 Mk.s. Das Mehr ist ver- urvcht durch Steigerung der allgemeinen Vcrwaltungskosten der Arlillcriedepots, insbesondere sodann durch die Bedürfnisse der ssusmtillcrie für erweiterte Gefechtsübung, Ermietung der Be- spammng usw. An Wohnungsgeldzuschüssen für Offiziere, Aerzte und Beamte >, eben 1067 094 Mk. lff- 22161 Mk.) in Aus sicht genommen. Es ergibt sich als Summe der fortdauernden Aus gaben 45 291 294 Mk. gegen 43 811737 Mk. im Vorjahre. Die einmaligen Ausgaben schließen ab mit 8 325 024 Mk. gexen 8 715 160 Mk., also 390 136 Mk. weniger. Darunter be- sinden sich für den Neubau von Magazingebäuden in Pirna, Uverte grate, 200 000 Mk., Neubau und Ausstattung einer Kaserne nebst Zubehör für ein Regiment Kavallerie in Bautzen, sowie Erweiterung der Waschanstalt, des Patronen- hanses und der Arrestanstalt der Garnison. 2. Rate sfür Grund- «rwcrb und zum Baubeginns, 600000 Mk., Neubau und Ausstattung einer Kaserne nebst Zubehör für ein Bataillon Infanterie in Frei derg, 2. Rate lfür Baubeginn), 400 000 Mk., Neubau und Ausstattung einer Kaserne nebst Zubehör für eine Eskadron Kavallerie in Oschatz, 1. Rate lfür Entwurf), 5000 Mk., Be schaffung der Geräteausstciltung für die von der Stadt Pirna zu erbauende Kaserne für drei Batterien Feldartillerie 39 000 Mark, Neubau und Ausstattnngs-Ergänzuug einer Kaserne nebst Zubehör für ein Regiment Kavallerie in Chemnitz, 3. Rate, 500 000 Mk., Ankauf der ermietcten Kasernen - Anlagen in Leipzig-Möckern von der Stadt Leipzig, voller Bedarf, 1 987 945 Mk., Neubau und Tienstwohngebäude für den kom mandierenden General des 19. Armeekorps inLeipzig sEnt- lmirs) 5000 Mk., ebenso für die Korpsintcndantur, die Inten dantur der Division Nr. 24 in Leipzig sEntwurf) 5000 Mk., Be schaffung der Räume für die Unterbringung einer Kavallerie- Division zu vier Regimentern auf dem Truppenübungsplatz Zeit- >kain, 2. Rate, 40 000 Mk., für Verbesserung der vorhandenen I Unterkunstsräume der Unteroffiziere, 1. Rate, 20 000 Mk., für Au slage und Ausbau von Schießständen nebst Zubehör, 2. Rate, s ÄOOO Mk., für Einrichtung einer Gcisteskrankenslation, Unr und Erweiterungsbauten im Garnisonlazarett Dresden ein- schließlich Geräleausstattung, 1. Rate sfür Entwurf und Grund- erwerb), 85 000 Mk., Erweiterung des Garnisonlazaretts Chem nitz, Schlutzrate, 11 000 Mk., Neubau und Ausstattungs-Ergän zung eines Garnisonlazaretts in Leipzig, sowie Umbau des jetzigen Garnisonlazaretts, 5. Rate, 320 000 Mk., Einführung eines neuen Kavallerie - Brückengerätes, 4. Rate, 19 500 Mk., Errichtung eines neuen Ncmontedepots aus Anlaß der Ver stärkung des Heeres, Schlutzrate, 112 000 Mk., Beschaffung von Waffen 98 für Knegssormationen 570000 Mk., Schaffung einer Reserve an F e l da rt i l l er i e material 1 556 924 Mk., für Zwecke der F u ß a rt i l l e ri e ffchwere Artillerie des Feldheere s> 1653600 Mk., für bessere Ausstattung der Truppenübungsplätze mit Einrichtungen für das gefechts mäßige Schießen der Infanterie und zur Erweiterung des Jnsanterie-Schießplatzes in Königsbrück 60 OM Mk. Neueste Drnytmeldunuen vom 22. Noibr. Tie Reichstags-Thronrede. Wien. Die „N. Fr. Pr." schreibt: Ernst und bedeutsam, wie schon seit langem nicht, ist die Thronrede, mir der Kaiser Wilhelm den deutschen Reichstag eröffnet hat. An solcher Stelle und bei so feierlichem Anlaß ist selten mit gleicher Unum- wundenheit in Form und Inhalt die internationale Situation gezeichnet worden. So rückyaltslos pflegt sonst in einer Thron rede mit ihren abgemessenen Sätzen und Wendungen die wahre Stimmung, von der sie diktiert wird, der Welt nicht kundgetan zu werden. Gleichwohl braucht man aus der Thronrede keine über die momentane internationale Situation hinausgehende Beunruhigung zu schöpfen: denn „es ist mir eine heilige Sache um den Frieden des deutschen Volkes" hat Kaiser Wilhelm in feierlichem Tone vor dem deutschen Reichstag gelobt, und auch noch aus einem anderen Grunde braucht man aus der Sprache der Thronrede keine übertriebene Furcht für den Frieden zu schöpfen: dem deutschen Volke wird die Wahrheit über die Lage Deutschlands gesagt. Es wird ihm nicht verschwiegen, daß der internationale Horizont zwar für jetzt von Wolken s^ei ist, aber die Möglichkeit sortbesteht, daß neue sich sammeln. Das ist für niemand eine Drohung, cs ist auch kein Zeichen non Furcht. Man kann im Gegenteil aus dieser offenen Aussprache des Kaisers mit dem deutschen Volke einen Grund zu der Hoffnung entnehmen, daß die Erhaltung des Friedens auch weiter ge lingen wird. Das starke Deutschland kündigt an, daß es sich stärker macht, um im Verein mit seinen Verbündeten desto sicherer den Frieden zu schützen. Paris. Die gestrige Thronrede Kaffer Wilhelms wird in mehreren Blättern besprochen: Der „Figaro" kritisiert die Rede in scharler Meise und meint, sic enthalte für Frank reich einen unerfreulichen Wink. — „Republique Franaaise" schreibt: Selbst wenn die Begründung der Politik des Kaisers gegenüber Frankreich zulässig war, so würde dies die in der Thronrede gebrauchten Aeußerungen keineswegs rechtfertigen. Die Verstärkung der Verteidigungsuiittcl werde die Vorein genommenheit, über die man sich in Deutschland Beklagt, nicht vermindern. — „Gaulois" sagt: Wir sehen keine Macht, die gegen wärtig ohne vorherige Herausforderung an einen Angriff gegen Deutschland denken würde. Aber Kaiser Wilhelm erfüllt nur seine Aufgabe als Souverän und Staatsoberhaupt, wenn er sein Land daran erinnert, daß eine Neberlcgenheit der Waffen den besten Schutz für den Frieden bildet. Zur Lage in Rußland. Petersburg. Wie die „Pctersb. Tclegr.-Agcntur" meldet, ist dem Großfürsten Dimitri Konti antino witsch wegen zerrütteter Gesundheit die nachgcsuckite Ent lassung von dem Posten eines Obeidirrgierenden des Neichsgestütswescns unter Belastung der Würde eines Gcneral- adjutanten bewilligt worden. Der Mil.-Gen.-Gouverneur von Irkutsk, Gras Kutaissow, ist unter Belastung als Mitglied des Reichsrates seines Postens enthoben worden Petersburg. Die „Nowoje Wremja" meldet aus Sebastopol: Tie Ergebung der Meuterer, welche von der Stadt abgeschnillen sind, soll durch eine Blockade erreicht werden. Die Zahl der Meurerer beträgt etwa 1000. In den Kasernen befinden sich über 400 Gewehre und eine geringe Anzahl Patronen .— Abends wird der Ausstand der Telegraphen beamten erwartet. Moskau. Tie Ncpresfivmaßrrahmen des Ministers des Innern Durnowo gegen die Post- und Telegraphen- beamten, sowie das Verbot, deren Verbände beizutrcten, und die Entlassung von 25 Lrganisaloren des Verbandes be wogen die Beamten gestern früh, vom Ministerpräsidenten Grafen Witte die Erfüllung ihrer Wünsche innerhalb 24 Sinn den zu fordern. Ta keine Antwort eintraf, begannen die Beamten den Aussland. Ter Telephonbetrieb in Moskau und Petersburg ist ebenfalls eingestellt. In ollen Hauptzentren, wie Sibirien, Charkow. Ldessa. Rostow, Riga, Liban usw.. streiken die Post- und Tclcgraphenbeamten. Radom. Eine Anzahl im Dienste der Tnmbrowa-Linic der pvlnstchen Eisenbahnen stehenden rnssischen Eisenbahn arbeitet richtete an de» Grafen Witte das Gesuch, sie in den russischen Cisenbahndienst zu übernehmen mit Rücksicht aus die Gewalttätigkeiten und Veschi in v f» » gen von seiten der polnische» Kameraden, die gegen die Russe» Bomhen schien derten und Revolverschüsse abfeiierten. Berlin. Der Kaiser reiste heute vormittag zu de» Jagden nach Pleß und Moschen ab. Berlin. sPriv.-Tel.) Ter Reichstag wird morgen die von den Sozialdemokraten eingebrachte Interpellation über die F l e i j ch t e u e r u n g beraten. Für seine Mitglieder ist dem Reichstage inzwischen eine Denkschritt des preußischen Landwirtschastsministeriums übersandt worden: „Die Jleisch- teucrung im Jahre 1905", 176 Folioseiten mit Tabellen und graphischen Darstellungen über die Bewegung der Preise. Berlin. Tie heutige Subskription aus die in Deutsch land aufgelegten 3sH Millionen Pfund Sterling auf die vier - prozentige japanische Anleihe ist wegen starker ileberzeichnung sogleich nach Eröffnung geschlossen worden. Frankfurta. M. Stadtrendant Lieb-Lndwigshafen wurde wegen Unterschlagung von 51 MO Mk. verhaftet. Hamburg. Von dom seit drei Wochen vermißten F i s ch e r^k u t t e r II. 8. 234 „Vesta" ans Finkenwerder, Eigen tum des Schissers Johann Fock, wird angenommen, daß er in der Nordsee verunglückt und daß die aus drei Personen bestehende Besatzung ertrunken ist. B r ü » n Tie Walilrechtskundgebiingen sind hier stürmisch verlaufen Die Polizei wurde mit Steinen bemoifen nnd zog blank. Allmählich trat Ruhe ein. Bei den Straßen- kniidgebiingeii in Austerlitz wnrde eine Person getötet. Von den Verletzten starb einer auf dem Transport—Auch in Ol mutz km» es zu Unruhen, wobei mehrere Personen verletzt wurden. Die Druckerei des „Pozor", das Organ des Erzbischofs, wurde von de» Sozialdemokraten gestürmt und die Schließung der Druckerei erzwungen. Christ iania. Das deutsche Linienschiff ,,Braunschwcig" mit dem Prinzen Heinrich von Preußen an Bord ist heute von hier abgegangen. — Gestern abend veranstaltete das Marineministerium für die Unteroffiziere der fremden Kricgs- ichiffe, etwa 200 Personen, ein Festessen. Gleichzeitig gab die Bürgerschaft von Christiania 6M Matrosen der Kriegsschiffe ein Fest. Tie Matrosen erhielten bei dieser Gelegenheit als Erinnerungszeichen silberne Vorstccknadcln in Form einer kleinen norwegischen Flagge. W ashington. Bei einem gestern abend aus Anlaß des Profess orcnaustauschcs mit Deutschland veranstal teten Bankett verlas der deutsche Botschafter Freiherr Sveck von Stcrnburg einen Brief Kaiser Wilhelms, in dem der Kaiser zum Ausdruck bringt, daß er mit dem Austausch völlig übcrcin- Kimst nnd Wissenschaft. f* Mitteilung aus dem Bureau der Königlichen Hof» Theater. Mit Rücksicht aus die Vorbereitungen der neuen Oper „Solo m e" von Richard Strauß, die am 9. Dezember »m Köingl. Opernbause ihre Uraufführung erlebt, werden Richard Wagners „Meistersinger von Nürnberg" nichst wie I angekündigt, Montag, den 4. Dezember, sondern bereits Sonn- tag, den 3. Dezember, ausgeführt. Montaa. den 4. Dezember, gelangt „Tie Zauberslote" zur Aufführung. s* 51 Sinai. Hosoper. „Die Rcgimentstochter." Marie, die Titelheldin, ist eine geborene Soubrette, keck, humorvoll, schneidig, wenn es daraus anlommt, eine Art Vorläuferin von Madame Sans-GSne, nur jugendlicher, graziöser uzzd anmutiger als diese. Erst viel später, nachdem sie bereits jahrelang ihr soubrettenhastcs Dasein glücklich gelebt, wurde sie von berühmten Diven in den Adelstand der Koloratur erhoben und diesem ge mäß mit dem glitzernden, flimmernden Schmucke der Fiorituren behängen, meist damit auch überladen. Viel war gegen diese Metamorphose nicht cinzuwenden, denn bei ihrer Geburt hatte ihr Schöpfer, wie in ähnlichem Falle alle Meister der alten italienstchen Over, an keine Persönlichkeiten gedacht, sondern nur an die Virtualen. Er hatte ihr eine Kehle, aber keine Seele milgegeben und sie ansgestattet mit einem Gcsangspart, der, in der Hauptsache zwischen der Tonika und der Dominante pendelnd, die reichsten verzierten Passagen zuläßt, ohne daß dadurch der Charakter der liebenswürdigen Marie ernstlich be droht werden tonnte. So hat sie immer zwei Gesichter gehabt: dos übermütige und pikante der Soubrette und das vornehm- blasierte der Koloristinnen. Fräulein v. d. Osten, die sich gestern zum ersten Male in die Uniform des 2. französischen Grcnadier-NcgimentS hatte emklckiden lassen, griff in _ ... . ».ist ir und Darstellung nach dem Originaltyv zurück. Sie gab sie als Soubrette. Vollkommen gelang ihr dieser erste Versuch aller dings noch nicht. Ihre Markenlenderin Halle noch etwas Reirutenhastes an sich, sie fühlte sich stimmlich und darstellerisch noch beengt und beeinträchtigte sich gerade dadurck), daß sie sich an possierlichen, um nicht zu sagen possenhaften Zutaten mehr leistete, als der Figur zugemutet werden kann. Daneben war es nicht gerade sehr klug getan, die als Soubrette in der Original fassung dargestellte Plane in ganz vereinzelten Momenten mit Fiorituren auszustatten und sie Triller und Stakkati singen zu lassen, die noch sehr nach Disziplin und künstlerischem Drill verlangten. Es steht außer Zweifel, daß Fräulein v. d. Ostens Marie an Sicherheit und Charakter in dem Maße gewinnen wird, je länger sie im Regiment der 2. Grenadiere verbleibt. Gestern war sie, wie gesagt, noch Rekrut, aber einer von denen, die den Marschallstab un Tornister tragen sollen. — Den Tonio sang als Gast saushilfsweise) Herr Jörn von der Berliner Hosoper, ein ausgesprochener lyrischer Tenor mit trefflichen Mitteln. Das welche, klangvolle Organ, besonders biegsam und geschmeidig im hohen Register, entsprach der Tonio-Rolle brillant, - sehr schön. und effektvoll sang Herr Jörn namentlich die berühmte Kantilene des ersten Finale —. und nicht minder lobenswert wie die musikalische Leistung war die gctvandte, aller dings etwas im Gehabe der Salontirolcr gehaltene Darstellung. — Die Vorstellung wurde von Herrn Haforganisten P e in eiten in den Einijätzen abgerechnet, verlief der Versuch glatt, elegant und gefällig, aber auch nicht mehr als das. Man sah da einen jedenfalls gediegenen, intelligenten Künstler am Pulte seines Amtes walten, aber keinen von echtem Thcaterblut. Es kam keine rechte Stimmung auf. Die „Nummern" wickelten sich musikalisch - akademisch ab, nur zu ökonomisch bedacht in der Grazie und Delikatesse des Rhythmus und in den gciragcncn Sätzen zu schwer mit der feierlichen Würde der O,>»,'!» aoria umkleidet. So etwas verträgt Donizettis lustices Maricchen ganz und gar nicht. Außerdem verbraucht Herr Penibaur noch viel zu viel Aeußerlichkeiien. ES ist völlig überflüssig, in einer musikalischen Spielerei, wie die „Regimentstochter" eine ist, jede» Einsatz gleichsam doppelt unterstrichen in die Luft zu schreiben. Eine „RegimentStochter" spielt die König!. Kapelle schlechtweg auch ohne Dirigenten, sozusagen im Schlafe, und wenn eS darauf ankommt, als Zugabe nach einer Vorstellung der Nibelungen. H. 8t. s* Das II. Milharmonische Konzert stand im Zeichen Emil SauerS, des MeistcrspielerS aus Wien, der als König!. Sächs. Kammervirtuos aus Elbflorenz schied, um K. K. Professor in der stolzen Kaisersladt an der schönen, blauen Donau zu werden. Natürlich bedeutete sein Auftreten auch gestern einen glänzen den Erfolg, obwohl man sich manches uders gewünscht hatte, ja der Künstler anfangs sichtlich nervös und unruhig war. AlsHanpt- werk, als seine „große Nummer" spielte er diesmal das I^-stur- Kouzert für Klavier und Orchester von Liszt. Hier brachte er seine, Exlravanzen nicht abgeneigte Persönlichkeit ani entschieden sten zur Geltung. Man fnbltc es wieder: Sauer bedeutet eine Note für sich' er ist als Eigenart von be>onderem Typ nicht in der Reihe der Flügel-Größen von heute und gestern unlcrzubringen. Das Beile an ihm, dem die Virtuosen-Ällürcii in allen Einzelsieiten — von der blinkenden Ordenskette a» bis zu der übrigens stark ercraiiten Lockeusülle — jo gut zu Gesichte stehen, ist wohl der flexible Anschlag, der immer etwas Weiches, Singendes hat und jenen runden Ton erzeugt, der bei den Mufikern so hoch im Preise sieht. In der Auffassung herrsch, hei Sauer der Hang zu allerbaud Eigenmächtigkeiten noch immer vor. Fiel bei Liszt ein Ueberstürzen auf, eine Lust am Bra vourösen, die sich zu Willkürlichkeilen steigerte und dem getragenen Satze ein gut Teil seiner breiten, tiefen Wirkung nahm, so störte bei Chopin hingegen — namentlich bei der ivnst wunder voll gespielten Ballade sop. 47) — die allzu gesuchte Behandlung der Zeitmaße, das Einschieben von Pausen und Vorhalten. In glänzender, technisch espritoollcr Verfassung zeigte sich Sauer bei ver dritten Solonummcr, seiner eigenen Konzert-Etüde Nr. 7, einem nicht sonderlich tiefen, aber ungemein dankbaren und effektvollen Paradestück, das unter dem Namen „Meeresleuchten" bekannt geworden ist und gestern Stürme des Beifalls entfachte Selbstverständlich ging cs nun nicht ohne Zugaben ab: und die spielte Sauer vielleicht am schönsten. Vornehmlich die erste, eine eigene Komposition: „Erinnerung an Wien", in der es L In Grünscld singt und klingt von dem schönen, lanzfrohen Wien, dessen -^-Takt-Herrlichkeiten in pikanter Rhythmffierung vor uns wie musikalische Leuchtkugeln ausstcigen, ging dem Publi kum fröhlich ein, während die Transkription von Mendelssohns „Auf Flügeln des Gesanges" bei lebhafter Temponahine an un mittelbarem Eindruck noch gewonnen Halle. Neben dem fertigen Meister stand gestern ein großer Werdender, der Bassist Putnam Lriswold, cm neuer Stern der Berliner Hol-
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