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Mit Humor. Beilage „Seifenbk«s«n' Mit „Illustriert. Konntagsvtalt". Mit „Laudu-irtscyastk. Zdeitag«' Hr I»» 47. Ilihlglmg Schandau, Dienstag, den 1. Dezember 1903 Bei Wiederholungen ent sprechender Rabatt. Fernsprechstelle AZ 22. Insrate, bei der weilen Verbreitung d. Bl. von großer Wirkung, sind Montags, Mit tivochSund Fr ei tags bisspütestenS vormittags 9 Uhr auszugeben. Preis sstr die gespaltene CorpuSzeile oder deren Raum 12 Pf. stabellarische und kompliziert, nach Übereinkunft). „Eingesandt" unlerm Strich 80 Pf. die Zette. Inseraten-Annahmestellen: In Schandau! Expedition Zaukenstraße 134, in Dresden und Leipzig: die Annoncen-BureauS von Haasenstein L Vogler, Jnvalidendank und Rudolf Mosse, in Frankiurt a. M.: K. L. Daube L Co. Die auf Dienstag, den 1. Dezember 1903 vormittags 10 Uhr im Gast, Hof „Drei Fichten" in Reinhardtsvorf anberaumte Versteinerung wird auf gehoben. Schandau, am 29. November 1903. Der Gerichtsvollzieher des König!. Amtsgerichts. Nichtamtlicher Teil. selben wurden von den Oppositionsgruppen ins Werk ge setzt, um die Annahme des Antrages Podmaniczki, daS Haus solle Parallel - Sitzungen zur Bekämpfung der Ob- strukliou abhallen, zu hinlerlreiben. Nach fast neunstündigen leidenschaftlichen Verhandlungen wurde der Antrag aber dennoch angenommen. — Da« österreichische Abgeordneten hans kann mit der Debatte über die Erklärungen des Herrn v. Körber noch immer nicht fertig werden. Am Schlüsse der Freitagssitzung wurde diese politische Diskussion aber mals vertagt, und zwar bis nächsten Dienslag. Der Zwischenfall Stein-Frcsl im österreichischen Abgeordneten hanse ist erledigt. DaS Hans sprach dem deulsch-nationalen Stein, welcher den Tschechen in öffentlicher Sitzung be schuldigte, er habe im Belgrader Konak eine Uhr gestohlen, seine Mißbilligung aus. Der jetzige Gegenbesuch englischer Parlamentömit. glicder in Paris hat daselbst zu mancherlei neuen eng lisch-französischen Freundjchofls- und Verbrüdciungsdemon« stralionen geführt. Eine nachhaltige politische Wrrknnq werden dieselben aber schwerlich haben. — Die Humbert- Affäre rumort in Pari« aufs neue; die parlamentarische Unlersuchnngskommission für dieselbe stöbert wieder einmal in de» betreffenden Aktenstücken umher. In Italien ist wieder einmal eine nationale E»t- rüstuugsbewegung gegen Oesterreich im Gange. Ihre Träger sind die Studenten, welche in allen Universtiäts- städten antiösterreichische Kundgebungen wegen des Verbotes der italienischen Kurse auf der Innsbrucker Universität veranstalten. Verschiedentlich wurde hierbei auch vor den österreichischen Konsulaten demonstriert. Die italienische Regierung beobachtet diesem Treiben gegenüber bislang eine gewisse Nachsicht. Im italienischen Bevölkerungs element Oesterreichs geben sich unverkennbare Sympathien mit den italienischen Studenten in Innsbruck kund, wie dies u. a. Beschlüsse des Triester Gemeinderats betreffs der Innsbrucker Vorgänge bekunden. In Sofia ist jüngst nachts ein geheimnisvoller Mord verübt worden, bei welchem das mazedonische Exekutiv komitee die Hand im Spiele gehabt haben soll. Die Re gierung plant daher, angeblich nm weiteren Ausschreitungen vorzubeugen, eine kleine Militärdiktatur, indem der Polizei- dienst dem Militär übertragen werden soll. — Eine Kon stantinopeler Meldung erklärt gegenüber aufgetauchten Gerüchten, der russische Botschafter Sinarjew komme der Pforte in der mazedonischen Reformfrage mehr entgegen, als der österreichische Botschafter v. Calice, beide Botschafter gingen durchaus eintiächtig vor, und gerade hierdurch sei die Pforte zu ihrer prinzipiellen Annahme der Reformforder- ungen der Ententemächte bestimmt worden. Der König von Portugal sollte die Absicht haben, den portugiesischen Kolonien in Südafrika nächstens einen Besuch abzustatten. In einer halbamtlichen Lissaboner Meldung wird aber jetzt dieses an sich schon wenig glaub würdige Gerücht wieder dementiert. Der englische Ministerpräsident Balfonr hat bei einem Festmahle in London eine große Rede für eine Re form des englischen Heereswesens in mehr zeitgemäßem Sinne gehalten. Der Kernpunkt seiner Ansführungen lag darin, daß er betonte, daß es sich für England vor allem um die Verteidigung Indiens handle, nur könne sich Eng land niemals auf die zwangsweise Aushebung vn masso, sondern immer nur auf den freien Willen des freien eng lischen Volkes stützen. — Von der Einsühruug der allge meinen Wehrpflicht in England kann also noch auf lange hinaus nicht ernstlich die Rede sein. Spanien hat den ersten Schritt getan, um seine Be ziehungen zu Venezuela abzubrechen. Dem Staatsdeparte ment in Washington ist die amtliche Mitteilung zugegangen, daß Spanien das Exegnatnr sämtlicher venezoelanijcher Konsuln in Spanien zurückgezogen habe. Dieser Schritt wird auf die dem spanischen Gesandten in Venezuela zu- teilgewordene geringschätzige Behandlung und den Mangel an Achtung zurückgesühri, mit der man dem spanischen Konsul in La Guaira begegnete. Die politische Lage in Ostasicu ist unverändert. Die führenden Blätter in Tokio fordern die Regierung auf, von Rußland eine schleunige Antwort auf die japani schen Vorschläge zu verlangen. Es scheint immer schwerer zu werden, die Ungeduld des Heeres und der Flotte zu zügeln. In gut unterrichteten Kreisen wird angenommen, daß die Antwort Rußlands vor dem am 5. Dezember er folgenden Zusammentritt des Parlaments eintreffln werde. Fernsprechstelle AZ 22. Die „Sächsische Slbzeltung" erscheint DienStag, Donners tag unb Sonnabend. Die Ausgabe des Blattes erfolgt TagS vorher Nachm. 4 Uhr. AbonnementS-PreiS viertel jährlich 1 Mk. VO Pf., ,wei- monatlich I Mk., einmonat lich SV Pf. Einzelne Nummern 10 Pf. postzeitungSbestellltste 6S4S. All« kaiserl. Postanstalten, Postboten, sowie die Zeitung-träger nehmen stet« Bestellungen auf die Sächsische Elbzeitung" an. Lokales und Sächsisches. Schandau. Die verehrten Mitglieder des Gewerbe- vereinS seien auch hierdurch auf den im Annoncenteile bekannt gegebenen Vortrag aufmerksam gemacht, den nächsten Donnerstag abend '/,9 Uhr in Hegenbarths Etablissement Herr Dozent Fürstenberg von der Humboldt-Akademie in Berlin hält, und welcher mit zahlreichen neuen großen Projektionsbildern ausgestattet ist. Der Stoff, den dieser Vortrag bietet, dürfte auch schon aus dem Grunde für jeden Gebildeten ein höchst interessanter sein, da er sich mit den beiden großen Kulturvölkern des biblischen Alter tumes, den Assyriern und Babyloniern beschäftigt, deren Kultur durch zahlreiche Ausgrabungen in der Gegenwart gewissermaßen von neuem entdeckt worden ist. — Heule DienStag, den 1. Dezember, nachmittags 's,3 Uhr findet im Gasthof „Zur grünen Tanne" in Pirna eine Saalinhaber-Versammlung der Amtshauptmannschast Pirna statt. Die Tagesordnung umfaßt folgende Punkte: 1. Die dringende Notwendigkeit eines festen Zusammen schlusses des Saalinhaberstandes im Königreich Sachsen; 2. Die Wahrung der gewerblichen Rechte der Saalbelriebe, insbesondere Stellungnahme gegen die volksfeindlichen Bestrebnng-n hinsichtlich der Tanzbelustigungen; 3. Die Ve> Hängung des dauernden Militärverbotes über Säle und deren Folgen; 4. Die Abkürzung der Landestrauer und der stillen Zeit vor Ostern. Referent: Herr Ad. Thomas- Dresden. Sämtlichen Saalinhabern sei der Besuch Vieser Versammlung, zu der auch Negierungs- und Stadtbehürden eingeladen worden sind, empfohlen. — Schwer verunglückt ist am 28. November der 39 Jahre alte Bootsmann A. Schulze aus Pany, bedienstet auf dem Kahn Nr. 10l der Österreichischen Nvrdwest- Dampsschiffuhrts-Gesellschaft. Der Kahn war beim Um halten in Laube, als sich das Umhaltetau im Anker ein hakle. Durch den riesigen Druck der dadurch auf die Ankerwinde kam, hat sich jedenfalls der Schnepper der Winde gelockert und wurde der neben derselben stehende Schul,e durch die herumsausende Kurbel auf den Kopf getroffen, sodaß er einen komplizierten Schädelbruch erlitt und nach erfolgter erster Hilfeleistung durch Herrn l)r. Oertel, Schandau, nach dem Friedrichstädter Krankenhaus nach Dresden gebracht werden mußte. Ob der Mann, Vater von vier Kindern, mit dem Leben davonkommen wird, ist noch nicht vorauszusehen. — Im außerordentlichen Staatshaushaltsetat für die Finanzperiode 1904/05 sind unter anderem auch 400000 Mark als zweite Rate für die Erweiterung des Bahnhofs Buchholz eingestellt. Vielfach ist nun die irrtümliche Mei nung verbreitet, daß diese Erweiterung diejenige Verkehrs stelle betr.ffe, auf der sich im Juli dieses Jahres der bekannte Eisenbahnunfall ereignete. Dies ist aber, wie gesagt, eine irrtümliche Annahme, denn die Erweitern»» ist für den Bahnhof Buchholz vorgesehen, während der Unfall sich aus dem Haltepunkt gleichen Namens ereignete. Für letzteren ist eine Erweiterung nicht beabsichtigt. — Für die im Jahre 1904 zur Verwendlmg kommen den Paßkarten ist laut ministerieller Bekamitmachung der violette Unterdrück gewählt worden. — Von gewissen Kreisen des Gewerbe- und Handel» standes war gewünscht worden, daß mit der Ausnahme von Wechselprotesten in Sachsen wie in Preußen auch die Gerichtsvollzieher unmittelbar betraut werden können, um die Kosten der Protesterhebuug auf ein geringes Maß zu beschränken. Das Sächsische Justizministerium hat aber im Hinblick auf die gswohiiheitsrechtlich bestehende Haft ung des Staates für Verschulden seiner Beamten Bedenken getragen, dem entlprechende» Antrag stattzngebe» mid weist darauf hin, daß sich in der Domizilierung der Wechsel auf einen benachbarten größeren Oct, wo sich Banken oder Vorschußvereiiie kusinden, ein Mittel darbietet, ohne Aender- ung der bestehenden Bestimmungen Reisekosten der Protest- beamten gänzlich zu vermeiden. Uni Wechsel bei einer Bank zahlbar zu machen, braucht der Gewerbetreibende keine weiteren Beziehungen zu der Bank oder dem Vorschnß- verein zu haben. Die Domizilierungskosten sind außer, ordentlich niedrig. Domizilierung geschieht in der Weise, daß auf den Wechsel eine Bemerknng wie: „Zahlbar da und da bei der und der Bank" geschrieben wird. Es ist nur allen Gewerbetreibenden zu empfehle», von den Vor teilen, welche die Domizilierung von Wechseln ihnen bietet, gegebenenfalls Gebrauch zu machen. — Es ist die Aufmerksamkeit der Beteiligten auf eine Gefahr zn lenken, die in der Benutzung farbiger, arsen - und auch bleihaltiger Kreiden liegt. Neuere ärzt liche Beobachtungen haben zu den bereits bekannte» Ur sachen der chronischen Arsenvergiftungen eine weitere Quelle solcher in dem Gebrauch arsenhaltiger Farbkreiden emdeckt. Wenn auch die farbigen Kreiden mit einer Papierumhüll- ung versehen sind, so ist doch eine unmittelbare Berühr» HW MiliU Amtsblatt für das Vönigl. AnNsgerW and den AMral in Schandau, saivle für den Zladlgenieinderat in Hohnstein. Die Volksbibliothek, befindlich im älteren Schnlgcbände, wird zn fleißiger Benntzmig empfohlen. Ausgabe der Bücher Freitags von 4—5 Uhr nachmittags dnrch Herrn Lehrer S o in m e r. Schandau, am 28. September 1903. Der Ausschuß für die Venvaltuna der Volksbibliothck. Wieck. Bestellungen auf den Monat Dezember der Sächsischen Mözeitung werden zum Preise von 50 Pfg. angenommen bei Herrn Kaufmaim Albert Knüpfet, Basteiplatz, „ Bäckermeister Oswald Heine, Badstrabe, ,, , „ Osw. Förster, Marktstraße und in unserer Geschäftsstelle, Zankenstraße, sowie von sämtlichen Zettnngsboten. Politisches. Der Kaiser wnd voraussichtlich im Stande sein, an den Lehlingcr Hofjagden am 4. und 5. Dezember tcil- nehmen zu können. Dagegen darf es wohl als ausge schlossen gelten, daß der hohe Herr die Thronrede zur bevorstehenden Eiösinnng des Reichstages selbst verlesen wird, wie man hie und da in der Tagespresse glaubt, denn er muß sich immerhin noch Schonung im Gebrauche der Stimme auferlegen. Ob der Kaiser bei der Eiöffnung deS Reichstages überhaupt zugegen sein wird, daS bleibt auch noch abzuwarten. Der im vergangenen Juni neugewählle deutsche Reichstag tritt an diesem Donnerstag zu feiner ersten Session zusammen. Hervorragende wichtige gesetzgeberische Aufgaben dürften ihn in dieser seiner erstmaligen Sitzung«- Periode schwerlich beschäftigen; speziell die Entwürfe der neuen Handelsverträge werden ihm während der anheben den Session kaum noch zugehen. Trotzdem wird es dem Hause an Arbeitsstvsf durchans nicht mangeln, wenngleich der Kreis der vorläufigen gesetzgeberischen Aufgaben deS Reichstages noch nicht fest umschrieben ist. In dem kurzen Seffionsabschnilte vor Weihnachten wird das Haus freilich nicht sonderlich viel vor sich zu bringen vermögen, befon- ders da die Generaldebatte über den Etat, nach den Er fahrungen der l-tzten Sessionen zn schließen, vermutlich auch diesmal eine ganze Reihe von Sitzungen erfordern wird. Man wird sich hierbei in der deutschen Volks- Vertretung sicherlich nicht nur über die mit dem Etat zu sammenhängenden Fragen unterhalten, sondern auch noch ganz andere Themata in den Kreis der Betrachtungen ziehen, wie in erster Linie die Sensationsprozesse der letzten Zeit, welche in Metz, Oldenburg und Berlin spielten, ebenso wird z. B. das leidige Kapitel der Soldaten-Mißhand lungen in der bevorstehenden allgemeinen Etatsdebalte gewiß wieder eingehend zur Erörterung gelangen. Am zweiten Tage der Session, am 4. Dezember, findet voraus sichtlich die Wihl des Präsidiums statt, die sich speziell hinsichtlich der Besetzung des Pustens des zweiten Vize präsidenten zu einer erstmaligen Kraftprobe zwischen den Parteien des neuen Hauses gestalten dürste. — Die halb amtliche „Norddeutsche Allgemeine Zeitmig" fährt mit der Veröffemlichung von Einzeletats des Reichshanshaltsetats für 1904 fort. In seiner Nummer vom 27. November bringt das Regierungsblatt unter anderem Mitteilungen über die Spezialetats des Neichsamles des Innern, des Reichsschatzamtes, über die einmaligen Ausgaben des außer ordentliche Etats usw. Die preußische Regierung will ihre Aktion zugunsten des bedrängten Deulschiums in den Ostmarken krästig weitersühren. Dem neugewählten Landtage werden einer Berliner offiziösen Meldung zufolge besondere Etatssorder- ungen zu diesem Zwecke zugehen, doch verlautet über deren Höhe noch nicht« bestimmtes. Die Sozialdemokratie bedrängt in der Reichshaupt stadt die Stellung des Freisinns immer rmhr, wie dies bereits bei den jüngsten Laiidtagswahlen in Berlin deutlich hervortrat, obwohl die „lote Partei" hierbei »och kein Mandat zu erlangen vermochte. Nunmehr hat aber die Sozialdemokratie bei den Ersatzwahlen zum Berliner Stadt verordnetenkollegium in der dritten Abteilung einen durch schlagenden Erfolg davongetragen, denn es wurden hierbei zwölf Sozialdemokraten und nur zwei Freisinnige gewählt, während m zwei Bezirken Stichwahlen vorzunehmen sind. Dieser vorläufige Ausgang der Berliner Gemeinderats- wahlen bedeutet für die Freisinnigen den definitiven Ver lust von fünf Mandaten an die Sozialdemokratie. Die Zweite sächsische Kammer nahm am Freitag in nur kurzer Sitzung die Wahl von zwei Mitgliedern und zwei Stellvertretern in den Landesausschuß für die Ver waltung der Staatsschulden vor, und erledigte hierauf eine Petition. Im ungarischen Abgeordnetenbaufe ist es am Freitag wieder einmal zu gewaltigen Radauszenen gekommen. Die»