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- vkst»ÜkS»00»v«ttIUn«fi>! Kttttajs, 20. August IS VS. Rr. ISS. Werter und Anzeiger Mr das Erzgebirge mit der wöchentlichen Unterhaltungsbeilage: Illustriertes Sonnlagsblatt. Diese Nummer umfaßt 6 Seiten. Die griechische Antwort auf die türkische Note wegen des Kretakcnfltktes wurde am Donnerstag übergeben. (S. pol. Tgssch.) Staatsbürgerlicher Unterricht. _4-> Man hört cs so Hern, das, di« deutschen Schulen die besten der Welt wären; aber etwas Uebechebung ist hier doch da bei, denn in mancher Hinsicht läßt unser Schulwesen doch zu wünschen übrig. Es wird ost Lmrüber geklagt, daß unsere Schulen ! zwar einen guten Fonds an "wissen der Jugend mit auf den Weg geben, daß sie aber für das praktische Leben recht wenig vorbereiten ,und diese Klagrn sind durchaus berechtigt. Es mutz zwar zugegeben werde», dan dies nicht der Zweck der Schulen sein, immerhin aber hat dock) die Schule die Aufgabe, die Heranwachsende Jugend mit den Dingen des Lebens bekannt zu machen, ungeachtet der später erfolgenden weiteren Ausbildung und Wissenszunahme. Insbesondere ist es ein Punkt, der bei unserem Schulunterricht selbst in den ,höheren Lehranstalten völlig beiseite gelassen wird, nämlich die Eins üh-rung in die Staatskunde. Die Jugend lernt wohl, datz wir im Deutschen Reiche leben, sie lernt dessen geographisch« (Niederung und wird in der Geschichte Deutschlands unterwiesen, das ist aber auch alles; ja es ist sogar noch gar nicht allzulange her, D-e Ankunft des 2. III in B erlin ist für Sonnabend, den L8. August, nachmittags gegen 3 Uhr geplant. Sprechstunde d« Schecktllm mit Aufnahme der Sonntage nachmittag» von »—» Uhr. — Lelegranun-Adreffe: Tagetlatt An«. — Fernsprecher SA. Für »»verlangt »ingesandtr Manuskript« kann Gewühl nicht geleistet «erden. Ker Zar wird wahrscheinlich inPola mit Kaiser Franz Joseph zusammentreffen. Druck und Verlag »ruck-1 veil—»e«««»tt» m. b. ks. in Aue t. Grzged. Verantwortlicher Redakteur: stktt, Akudsla. Für di« Inserate verantwortlich: Weller Ar««. Leid« in Au« i. Lrzgrb. So Mt zrm; drehen st weiter z» st statt. Di« sÜGmachsn, . jemand, der . Das Wichtigste vom Tage. In dem Auer Fachschulkonflikt ist eine Aenderung der Dinge noch nicht eingetreten. (S. Oertl.) Der Generalstreik in Schweden flaut weiter ab. An vielen Orten wird die Arbeit wieder aufge- nommen. (S. pol. ^ossch.s Mutmaßliche Witterung am 21. Augup?>s»vivino, «o^ kig bis heiter, trocken, Kewitterucigung. "Wc Uezugeprei»: Durch unser» Voten frei in» hau» monatlich ro pfg. Bei der Seschüftrstell» abgeholt monatlich H» LH- mid wöchentlich io pfg. — Vei der Post bestellt und selbst abgeholt vierteljährlich i.so Mk. — Durch den Briefträger frei in» Sau» vierteljährlich t.g» MI. — Linzeln« Nummer ,o pfg. — Deutscher postzeitung»- katalog. — Erscheint täglich tn den Mittagrstunden, nnt Au»nahm« von Sonn- und Feiertagen. Zunächst einmal beobachten wir den Kreisel in unaufge- s; ogenem Zustande. In diesem ist nun nicht gerade viel zu beobachten, außer datz er eben nicht auf seiner Spitze, nicht auf den Euren der Achse zu sieh«» vermag, sondern umfällt, sobald man den Versuch macht, ihn darauf zustellen. Anders, sobald der Kreisel ausgezogen ist. Dann können wir ihn in jede beliebige Lage bringen, ohne datz er umfällt. Er steht auf beiden Spitzen der Achse und kann in die scheinbar merk würdigsten Situationen gebracht werden, ohne datz er herunter fällt. So können wir ihn zum Beispiel, wie erwähnt, auf die Spitze einer Stecknadel setzen, er wird luftig Wolter 'schnurren, ohne umzukippen; wir können ihn aoer auch auf der Kante Lea Tisches, auf der Lehne des Stuhls, wir können ihn auf dem Rande eines Tellers tanzen lassen -- er wird nicht herunter fallen. Ja, noch nwhr! Auch die Schwerkraft, die ja all« Körper zum Fallen bringt, scheint über ihn ihre Macht »er koren zu Hadem Svenn wir uns hiervon überzeugen wollen, so brauchen wir den Kreisel nur so aus vfie Tifchkante zu setzen, datz seine Achs« «agrecht in die Lust hinausragt. Mo gibt es wohl noch estren Kör^r, der in dieser gewiß sonderbaren und heiklen Situation auszuharren vertuschte, ohne herunterzufallen? Nur der Kreisel ist imstande, der ihn nach unten ziehenden Ge walt der Schwerkraft zu widerstehen ullv ficht in dieser' merk würdigen Lage zu erhalten — allerdings nur so lang« er auf gezogen ist, H lange er schnurrt! Von dem Momente an, wo diese» Schnurren langsamer wird, wo sich di« ZahL feiner Um drehungen verringert, neigt er allmählich seine Spitze nach un ten, und wenn er ziemlich abgelaufen ist, so stillt er auch richtig herunter. - ' Woher komm nun diese« merkwürdige Verhalten des Krei sel»? Es bestcht, wie hier sogleich rorauogesthickt f*i, dartn, ^ltz fest» Achse, Vie einmal angenommen« Richtung soft deiWb« Halts» sucht, und da-, er pch nur schwer aus H» «Htsernen läßt. datz selbst auf höheren Schulen die deutsche Geschichte nt.t den Jahren 1813—15 endete und der Jugend Ausschluß über unsere großen Einigungskriege nicht gegeben wurde, geschweige denn von den Sturm- und Drangjahren, di« diesem Kriege vorangingen und in denen der deutsche Gedanke so lebhafte Nahrung fand. Vom Wesen des deutschen Reiches, von feinen Einrichtungen, der Verfassung, den hauptsächlichsten Gesetzen und der gleichen, hat die liebe Jugend ab-sclut keine Ahnung, wer sich nicht selbst damit befatzt urQ anderweit Bekehrung sucht, kann in diesem Punkte ein völliger Ignorant bis zu seltnem Lebens ende bleiben, und es mag tatsächlich deren nicht wenige geben. Wie oft trifft man erwachsene Leute, selbst den sogenannten ge bildeten Klasse» Angehörig«, die keine Ahnung haben, wie sich der Reichstag zusammcnsetzt, wie das Wahlrecht beschaffen ist, wie die kommunale Verwaltung »gegliedert ist und dergleichen mehr. Wie b ed a u e r l i ch 'der Mangel an solchem Wissen ist, liegt auf der Hand, denn es ist klar, daß dadurch der politischen Parteiorganisation Tür und Tor geöffnet wird; eine Persönlich keit, die sich schon srüherin dciürtigen Dingen informiert hat, sieht die Dinge des öffentliche^ Lebens naturgemäß mit anderen Augen an un'o läßt sich nicht so leicht in ein bestimmtes Fahr wasser leiten, als derjenige, der solchen Dingen bis dahin mit geschlossenen Augen gegenüber gestanden hat. Es ist daher eine Fordiruvg tzr BiLisNt^d^oerlan'" Last.»»- . «iöe «in« »r-v y.- von Staaten, wie F r a n k r e i ch England, Schweiz und Dänemark ustv., wo die Unterweisung in der staatsbürger lichen Kunde als obligatorischer Lehrgegenstand in allen Ähu- len gehandhabt wird, und warum sollte das nicht auch in Deutsch land möglich sein? Die Nation ihättc sicherlich einen Nutzen davon. Mit Recht sagt der bekannte hervorragende Münchener Schulrat Ker schon - st ein er: Wie soll der Staat bestehen, wenn seinem Funda mente, den Bürgern, der feste Kitt der Einsicht in die Bedürfnisse dieses Staates und die zusammenhaltende »Kraft der Selbstzucht fehlt? Er wird sein, wenn es ihm gelingt, diese beiden Ziele im großen und ganzen zu erreichen; er wird nicht fein, wenn er nicht endlich mit allen verfügbaren Mitteln sorgt, datz seine Unterrichtseinrichtungen nicht bloß mechanische Fertigkeiten und den Anfang von Wissen erzielen, sondern daß die Erkenntnis der Zöglinge sich vor allem auf das Wcfen und die Bedeutung des Staatsganzen richte, daß diese Erkenntnis einen charakter vollen Willen kröne, und daß insbesondere endlich die großen Massen nach ihrem Austritt aus der allzufrüh abschließenden Volksschule nicht mehr weiter dem Spiel bleiben. — Kein geringe rer als Kaiser Wilhelm II. selbst ist vor einiger Zeit für diesen Gedanken in warmen Worten eingetreten; sollt« seine Macht nicht so weit reichen, daß man diese Mahnung beherzigt? Allerlei vom Kreisel. Nachdruck verboten. Ein tiefer Sinn liegt ost im kindischen Spiel -- auf nichts wohl trifft »die Wahrheit dieses Satzes besser zu als auf den Kreisel, jenes Kinderspielzeug, das in so zahlreichen Exemplaren . in Läden, Schaufenstern, Schaubuden und bei Händlern zu sichen 'ist. Man. freut sich über hin, wenn «r !sich fröhlich dreht und denkt sich meist weiter nichts dabei! Freilich erregt es Bewun derung, wenn der Kreisel di« waghalsigsten Bakanzierkunftstücke ! vollführt, wenn er also z. B. auf der Spitze einer Stecknadel in fast wagrechter Stellung herumschnurrt, ohne herunterzufallen, — aber warum das so ist, und warum der KreisÄ nur dann n i ch t herunterfällt, wenn er aufgezogen ist, während er im unausgezogenen Zustande überhaupt nicht f-u stehen vermag, darüber Haben wohl nur wenige, die sich des hübschen Spielzeugs bedienen, nachgesonnen! Der Kreisel ist, wenn mau ihn richtig betrachtet, wohl eines berk.'hr reichsten SpielMk«, um so > mehr, da er gerade in neuerer Zelt «ine von Tag jzu Tag stei- I' gende Bedeutung in der Technik erlangt. Um diese Bedeutung » voll und ganz würdigen zu können, erstehen wir uns also zu nächst für billiges Geld einen Kreisel und zwar «inen von i jener Sorte, die, aus einer senkrechten metallisch«; Mittelachse bestehen, der wiedeÄm in ihrer Mitte, alber in »wgarechter Lage, »in rundes Riidchest angebracht ist. MM bekommt man zu ei- nem solchen Kreisel einen klein en au» Metall gegossenen Eifel turm Hinz«, auf dessen Spitz« der Kreisel seine Bälanzievkunst- stück ausiiben soll Irgendwo in der Achse bofffilxt sich ein kleines Loch durch da» man «inen Bindfaden Hindurchzieht, den i-.man daun herumdreht. Zieht man den WndfMm «ch, so be ginnt der Krrisel zu schnurren. Bei vielten deraAigen M husten, um das Aufziehen zu erleichtern^ MhAstU« > ger Sy«» angebracht, der dem Ganz«, Warum dies so ist, ist leicht «inzuiehen. Denken wir uns einen senkrechten auf die Erde gestellten hohen Stab, an dessen oberm Sude eine Anzahl von Schnüren befestigt ist, Ring» herum stehen Knaben; jeder hat eine Schnur in der Hand und sts ziehen mit gleicher Kraft an den Schnüren. Dann werden sich die gegenüberliegenden Zugkräfte aufheben und dia Folge wird sein, daß der Stab in seiner Lage fest gehalten wird, daß er nicht Umfallen kann. Genau so ist es beim «Kreisel. An seinem Umfang« wirst die sogenannte Zentrifugal kraft oder Fliehkraft, jene Kraft, die die einzelnen Weilchen möglichst weit dem Mittelpunkte zu entfernen sucht. We tritt überall da auf, wo ein Körper eine rasch votterends Bewegung macht. Sie bewirkt es zum Beispiel, datz wir durch Kerumwirbeln unseres naßgewordenen Hutes die darauf be findlichen Regentropfen abzwlchleudein vermögen. Diese Fliehe Haft wirkt an allen Teilen des Ilmfanges mit gleicher Stärke, und da sich somit die tn zwei einander gegenüberliegenden Teil chen wirkenden Kräfte «ulfhrben, so muh die Achse unverrück- Knc fest tn ihrer Lage r erharren. Es ist, wie erwähnt, schwer, ffe au» dieser Lage herauszubrtugen. Die Wirkung, daß di« Achse eines rasch rotierenden Körpers stets in ihrer Lage »er harrt, nenitt der Techniker Kreiselwirk uftg^ und n«n fie an zahlreichen Beispielen beobachten S-r"—' umfallen würden, «erd«, durch lie fest »nd'GMsH auf schmalen Kanten da» ElmchgechickAzu auf seinen schmalen Rand gestellter Teller HM« wir hin jedoch so rasch datz er sich. banu dHn M vbchen Vermag, so findet dies« U mfaüen ntMW gslttche Beobachtung können wir M MMWW etwa an einem Zehnmarkstück, es fettig »MH, dies« WW» Sttmld «ir es jedoch Annahme von Anzeigen bi» spätesten»->/. Uhr vormittag». Stellen kann nur bann gebürgt werden, wenn , Ins«rti»n»pr«i,: Di« fiebengespalten« Aorpuszeil« »der deren Vei grdßeren Aufträgen entsprechend« Rabatt. Politische Tagesschau Aue, 20. August. - Keine Reform i« Zolldievst. In den Kreisen der mitt leren Zollbeamien war neuerdings das Gerücht verbreitet, eg sei beabsichtigt, die Stellen der Oberzollinspektoren künftig ausschließlich mit Juristen zu besetzen. Ein weiteres Gerücht ging sogar vahin, die Hauvtzollämter sowohl, wie die Oberzolldirektionen sollten ganz beseitigt und an ihrer Stelle kleinere Zslldirektionen - erricht»t werden, die dann unter gänzlicher AuS'chaltung der au» A Supernmneraren hervorgegangenen Beamten noch mit Juristen al- leitenden Beamten besetzt werden würden. Diese Gerüchte ent behren, wie die Nordd. Allg. Ztg. versichert, jeder tatsächlichen L Unterlage; Aenderungen der bezeichneten Arten in der Organl- K satton der Zollbehörde sind nicht beabsichtigt. * Die deutsch - russischen Grenz,wischeusälle. In den letzten Tagen fanden an der schlesisch russischen Grenze mehrere Termine wegen der vorgekommenen Grenzzwischenfälle statt. Die Termine wurden vom Landrat des Kreises Kattowtz und dem Bezirkschef ! von Bendzin geleitet. Dieser versprach, in Zukunft füvgrößeren Schutz der deutschen Grenznachbarn vor Len russischen Kugeln So ge zu tragen. Der Grenzsoldat, der in der bekannten Pü-^-ftpark-Assäre zahlreiche Gchiet-Hin- iBerWb, soll seiner Bestrafj,ng entgegensetzen. , Tschechen uud die Kaisereotrevue bei den Mauöven» iu Groß-Meseritsch. Der tschechische Stadtrat von Groß-Meseritsch hatte beschlossen, den als Gast Kaiser Franz Josefs dort einlreffenden Kaiser Wilhelm mit einer tschechischen Ansprache zu begrüßen. Nachdem diese Absicht jedoch, wie man den Lcipz. N. N. au» Wien schreibt, an dem Einspruch des Hofes gescheitert ist, hat der tschechische Stadtrat beschlossen, den deutschen Kaiser über haupt nicht feierlich zu empfangen. Gleichzeitig läßt der Stadtrat dementier.n, daß die Ausschmückung der Straße von Jglau nach Groß-Meseritsch in deutschen Farben erfolgen wcrde. Diese Kundgebung der Krähwinkler in Groß-Meseritsch kann wieder einmal als ein Fanal tschechisch-nationalen Größenwahns bezeichnet werdtn. * Der Streit um Kreta. Die Kollektivnote der Schutz mächte erklärt in entschiedenem Tone, für di« Lösung der Kreta frage wären di« Schutzmächte allein zuständig, die entschlossen seien, den Frieden unbedingt aufrecht zu erhalten und krieger.sche Unternehmung gegen Griechenland nicht zuzulassen. — Die Ant wortnote der griechischen Regierung ging gelstern nach mittag bei der Pforte ein. Die griechische Regierung erklärt darin, eine nochmalige Untersuchung habe keine Vergehen griechi scher Offiziere oder Konsuln innerhalb des Ottomanen-Reiche»