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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 24.08.1886
- Erscheinungsdatum
- 1886-08-24
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188608248
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18860824
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18860824
- Sammlungen
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Anzeiger
-
Jahr
1886
-
Monat
1886-08
- Tag 1886-08-24
-
Monat
1886-08
-
Jahr
1886
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 24.08.1886
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Erscheint täglich früh 6'/, Uhr. Nrdaction und Expedition Johan»eSgasse 8. Sprechstunden der Uedackvu: BormittuftS 10—12 Uhr. Nachmittag« ö—8 Uhr. k>lr dt» «ttckgad» «ingcl-ndter M->m1crt»te macht ft» dl» fttrdoctio» mcht «crdmdtlch. Aa«ad»e »er für »te nächstsol«ende Nummer »eftimmtr« Jusrrete a» SÜ,chr»tagra »i» 8 Uhr Nachmittag«, an Tonn- und Festtagen früh »is '/.v Uhr. 3n den Filialen für Ins.-Annahme. Otto Ule««. Universitüttstrabe 1. Louis Lösche, Kakharineustr. 23. p. nur bi» '/,S Uhr. 236. NWM.TUtblM Anzeiger. Organ für Politik, Localgeschichte, Handels- und Geschäftsverkehr. Dienstag dm 24. August 1886. Amtlicher Theil. «eluinntmachling, die Wahl von Wahlmännern zur Handels» kammer betreffend. Zu der diesjährigen Ergänzung-Wahl für die Handels kammer sind zunächst die Wahlmänner durch Urwahl zu ernennen, für welch letztere wir Herrn Stadtrath Hugo Scharf als Wahlvorsteher und Herrn Stadtrath Rob. Grüner als stellvertretenden Wahlvorsteher zur Leitung berufen haben. Es werden daher alle in Leipzig, sowie im Bezirke der Königlichen AmtShanptmanuschaft z« Lelpztg wohnhaften Kausleute und Fabrikanten, welche u. mit über 1900 .6 Einkommen nach tz. 17cl und tz. 2t des Einkommensteuergesetzes vom 2. Juli 1878 im Ortösteuercataster eingeschätzt, d. 25 Jahre alt, o. nicht nach den bestehenden Gesetzen vom Stimmrechte in der Gemeinde oder infolge der Verübung eine» Verbrechens von den staatsbürgerlichen Rechten aus geschlossen sind. sowie die Vertreter und bez. Besitzer der im Bezirke gelegenen fiskalischen und communlichcn GewerbSanstalten, Eisenbahn-, Lchisst'ahrlS-, Bergwerks- und SteinbruchSunternehmungen, soweit sie den unter d. und o. angegebenen Bedingungen genügen, bez. den unter ». angegebenen CensuS erreichen, geladen, zur Ausübung ihres Wahlrechte- und bei Verlust dcö letzteren für die jetzt vorzunebmcnde Wahl Freitag, den 27. August L88« i» den Stunden von 9—>2 Uhr Bor- und 3—6 Uhr Nach mittags in dem Wahllocal, dem Saale der Alten Waage, Katharineastraffe 28, II. Stock, in Person sich einzufinven uno einen mit vtt Namen wählbarer Personen versehenen Stimmzettel abzugeben. Zur Legitimation hinsichtlich seine- WablrechteS hat jeder Mahlende die Quittung über Entrichtung dcS letzten (diesjährigen ersten) Eiukommeu- stoucrterminS vorzuweiseu, auch, soweit nöthig, das Vorhandensein der unter d. und o. ausgesührlen Be dingungen darzythun. Außerdem haben diejenigen Wähler, welch« ihr Wahlrecht als Vertreter eine- Geschäfte-, dessen im OrtScataster ein getragenes Einkommen nach ß. 17 ä und tz. 21 de- Ein kommensteuergesetzes nicht auSreicht, um sämmlticheTheilhaber als wahlberechtigt zu betrachten, auSüben wollen, sich durch ein Zeugnis; der persönlich hastenden Theilhaber deS von ihnen vertretenen Geschäftes zu legitimiren, ebenso Vertreter juristischer Personen, bez. siScalischer und communlicher Unter nehmungen durch ein Zcugniß der Vorstände und Dienst behörde». Wählbar sind alle Stimmberechtigten. Leipzig, am 5. August 1886. Der Rath der Stadt Leipzig. Vl, 3418. vr. Tröndlin. Reichel. Bekanntmachung, die Wahl der Wahlmänner zur Gewerbekammer betreffend. Wegen der diesjährigen Ergänzungsmahl für die Ge werbekammer hat das Königliche Ministerium de- Innern in Gemäßheit von H. 6 der Verordnung, die Handels- und Gewerbekammer betr., vom 16. Juli 1863 beschlossen, die bei den letzte» Wahlen im Jahre 1877, 1880 und 1883 zn Grunde gelegte Einthcilung der Wahlbezirke, sowie die Ge- ssmmtzahl der Wahlmänner beizubekalten, auch in der eine Wahlablbeilung für sich bildenden Stadt Leipzig im Ganzen wieder 52 Wahlmänner wählen, dabei jedoch so verfahren zu lasten, daß jeder einzelne Stimmberechtigte in Leipzig nur 13 Wahlmänner zu wählen hat. Nachdem wir nun Herrn Stadtrath E Fiedler als Wahlvorsteher und Herrn Stadtverordneten M. A. Ehmig alS stellvertretende» Wahlvorsteher zur Leitung der Wahl- n.äniierwahl berufen haben, so werden alle in Leipzig wohnhaften, für die Grwerbekammer Stimmberechtigten, nämlich: u. Kausleute und Fabrikanten, die mit höchsten« 1900 aber mit über 600 Einkommen nach tz. 17ä und tz. 21 deS Einkommensteuergesetzes vom 2. Juli 1878 m, Ortösteuercataster eingefchätzt sind, d. alle nicht zu den Kausleute» und Fabrikanten zählenden Gewerbetreibende», die im OrtSsteuercataster mit über 600 .E Einkommen nach tz. 17ä und tz. 21 des Ein kommensteuergesetzes eingefchätzt, c 25 Jahre alt und ck nicht nach den bestehenden Gesetzen vom Stimmrechte in der Gemeinde oder in Folge der Verübung eines Ver breche»« von den staatsollrgerlichen Rechten auSge- schlostcn sind, «laden, zur Ausübung ihre« Wahlrecht- und bei Verlust de« latzlercn für die gegenwärtig vorzunehmende Wahl Montag, be» 30 August 1888, Nachmittags in den Stunde von 3-0 Uhr in dem Wahllokale, dem Saale der Alten Waage, Katharinen straffe 28, 2. Stock, persönlick stck einzu- finden und eine» Stimmzettel, aus welchem 13 Namen Wählbarer Personen angegeben sind, abzugeben. Zur Legitimation tnnsichtlich seine« Wahlrechts hat jeder Wählende die Quittung über Entrichtung deS zuletzt vorhergegangenen (also hier deS die«, lährigen ersten) StakommeusteuertermtnS vor- zuweise», auch, soweit nöthig, da« Vorhandensein der unter c. und ä. ausgesührlen Bedingungen darzuthun. Diejenigen Wählenden, welche al« Vertreter eine- Ge schäft«, Vesten im OrtScataster eingetragene« Einkommen nach tz. 17 ü und tz. 21 de« Einkommensteuergesetze« nicht auSreicht, um sämmtliche Theilhaber al« wahlberechtigt zu betrachten, da« Wahlrecht auSüben wollen, haben sich durch «in Zeugniß der Geschäftsinhaber zu legitimiren. Wählbar ist jeder Stimmberechtigte. Leipzig, am 5. August l886. Der Rath »er Stadt Leipzig. VI. »418 vr. Tröndlin. Rachel. Auflage LS,VS0. Äbounkmenlspreis Viertels. 4V, Mk. iacl. Bringerlobn 5 Mk., durch die Post bezogen ü Mk. Jede einzelne Nummer 30 Ps. Belegexemplar 10 Ps. Bebüvren für Extrabeilagen lin Tageblatt. Format gesalzt) «hne Postbesörderuug 50 Mk. «tt Postbesörderuug 60 Mk. Inserate ögespaltene Petitzeile SO Pf. Gröbere Schriften laut «ns. PreiSverzeichuib Tabellarischer u.Zisfernsotz nach hüherm Tarif Nttlamen aatrr dem AedaetiouSstrich die «gespalt. geilebOPs., vor den Familiennachrichten die 6gespaltcne Zeile 40 Ps. Inserate sind stet« an die Expedition zu senden. — Rabatt wird nicht gegeben. Zahlung xraeuuwenlmto oder durch Post nachnahme. Vrkauutmachrmg. Montag, den 8. September d. 9. soll mit der Pflasterung de« Döseaer WegeS begonnen werden. Diese Arbeiten werden voraussichtlich 8 Wochen in An spruch nehmen, also bis etwa zum 16. Oktober d. 9. dauern und wird daher während dieser seckswöchenllichen Dauer der betreffenden Arbeiten der Dösener Weg für den gesammten Fährverkehr gesperrt, so daß die von und nach den anliegenden Grundstücken Fahrenden während der Dauer der Pflasterung den Hinteren Dösener Weg von der alten Ver bindungsbahn her zu benutzen haben. Die von und nach der Ankunftshalle de« Bayerischen Bahn hofes fahrenden Droschke» dürfen während derselben Zeit das nach dem Bayerischen Platze zu gelegene Thor zur Ein- und Ausfahrt benutzen, auch vor der Ankunft der Züge innerhalb deS BahnhosSarealeS Ausstellung nehmen. Leipzig, de» 20. August 1886. Der Rath der Stadt Leipzig. lX. 7985. Vr. Tröndlin. Wilisch, Ast. " Bekanntmachung^ Die Entschädigung für die vom 18. bis mit 28. dieses Monats i» hiesiger Stadt emquartiert gewesenen Truppen vom Königliche« 18. Infanterie-Regiment Nr. 131 ist eingcgaugcn und kann in den nächsten Tagen bei unser», Quartieramte. Stadthau», 2. Obergeschoß, Zimmer Nr. 107, erhoben werden. Der den Ouartierzettel Lorwciseade gilt al« zur Empfang nahme berechtigt. Leipzig, am 21. August 1886. Der Rath der Stadt Leipzig. vr. Tröndlin. L. Bekanntmachung. Die Leuchtkraft de« städtischen Leuchtgase- betrug in der Zeit vom l6. bi« 22. diese« Monats im Argandbrenner bei 2.5 Millimeter Druck und 140 Litern stündlichem Consum da- 16.5sache der Leuchtkraft der deutschen Normalkerze von 50 Millimeter Flammenhöhe. Da« fpecifische Gewicht stellt sich im Mittel auf 0.426. Leipzig, am 2S. August 1886. DrS RathS Deputation zu de« Gasanstalte». Erstatteter Auzeige znkolge hat der Kellner Theodor Veruhchr» Leidiger da» ihm am SO. Juli 1880 vom Genieiadevorftaud zu Leubnitz auSgesertigte Dienstbuch verloren. Im -lusfiudungtsalle bitte» wir da» Buch an na« abzuliefer». Leimig, den SO. August 1886. I. 4486. Bretschneider, H. Bieb-ahls-Vrkanntmachllng. Gestohlen wurden vier erstatteter Amenie zusoiae: I) Ein Tatlenrock von dunklem Stoff und breiter Fa;on, mit abgestochenen Schößen, au» einem Arbeitszimmer in Nr. 5 der Kurprinzstraße vom 3. bis 10. dl». MtS; L) ein Tamen-Regenmantrl, dunkelblau, mit engen Aermeln. einer Reihe Knöpfen, Seiientaschen mit Patten. Stehkragen und schwarzem Bordenbesatz, aus einer Wohnung in Nr. 15 der Lentral- straße vom 8. bis 13. dss. MtS.; 9) ein MaunS-Jaguet, von braun-, blau-, grü». und roth. melirtem Stoff mit schwarzem WollatlaSsutter, einer Reihe dunkler Hornknöpse, 2 Seiten- und 2 Brusttaschen, im Henkel die Firma „kirnst Nelxsnt", aus einem Vorsaale in Nr. 6 der Jacodstraße vom 10. bis 12. dss. MtS.; 4) ein Kinderbett mit rothem Intet und weißem Ueberzug, daran weiße Frisur, sowie ca. '/.Meter weißer Arte« mit rotber Borde, aus dem Hofraume ia Nr. 15 der Lentralstraße vom 13. bis 14. dss. Mt».; 5) eia Portemonnaie, getragen, brauuledern, mit Stahlbügel, Schloß und Drücker, enthaltend Sä Mark in 3 Doppelkronen und div. Silbermünze, aus einer Wohnung ia Nr. 7 der Harkortstraße, voni 14. bi» 15. dsS. Ml«. Nacht»; 6) 4 Paar neue Hose», 2 Paar von grau-, schwarz-, weiß, und blaumelirtem Stoff, ein Paar von doakelblauem Diagonal und ein Paar von dunklem, mit grünen Fädeu durchwirkte» Stoff, sowie ein bunkelblauwollener Jaquet-Anjug. au« der Hausflur in Nr. 18 der Nicolaiftraße, vom 15. bi» 16. dss. Mt», mittelst Einbruch«; 7) 8 Tischdecken, neu, gelb, mit rolher Kante, au» den« Garten- Restaurant in Nr. 17 der Promenodenstraße, am 15. ds«. Ml«. Abends; 8) ein Regenschirm, fast neu, mit schwarzseid. Bezug, braun- polirtem Holzstab und ebensolchem runden Griff, aus dem Gastlocale ia Nr. 2 de« Gewandgößchen«, am 15. ds». MtS. Nacht«; 9) eine EitzManne von Zinkblech, aus dem Hofraume in Nr. 46 der Lange« Straße am 13. dss. Mt«. Nachmittags; 10) ein Vallot in grauer Leinwand, signirt: „IV. k. 24584", enthaltend ein Stück Winterüberzirherftoff. glatt, dunkelbraun melirt und 27 Meter haltend, von einem Rollwagen im Rahon de« Thüringer Bahnhofs am 19. dss. Mi«. Mittags; II) ein S-mmerüberzieher, röthlich brauner rauher Stoff, schwarz gefüttert, mit Sammetkragen, im Henkel die Firma „^pel L Tüerauil lwlprix" darin ein weiblein. Taschentuch. „L. 3." gezeichnet, au» dem Vorsaale eine» GastlocalS in Nr. 14 der Schul- straße am 19. dss. Mts. Abends: 12) eine silbern» Ttzltnder-La«0»«tte-Uhr. ohne Goldrand „nd Secunde, am Drücker einige Riesen auSgebrochen, an« einer PiSce deS Nenbaue« Nr. 49 der Hohen Straße am 20. dss. MtS. BormittagS; 13) eine silbern« Uylinberuhr mit Goldrand «nd Secunde, Stahlzeigern, geriester Rückseite mit wappenähnlichem Schildchen, an« einer Wohnung in Nr. 18 de- Neumarktes am 20. ds«. Ml«.; 14) rin Hanbmgge«, ungestrichen, 4räbrig, mit Leitern, an der Hausflur in Nr. 89 de» Brühls am 21. dss. Ml». Nachmittag«. Etwaig« Wahrnehmungen über de» Verblieb der gestohlenen Gegenstände oder den THüter sind ungesäumt bet unserer Lrimtnal- Abtheilung zur Anzeige «u bringen. Leipzig, den 23. August 1886. Dn» Polizei-Amt »er Stntzt Leihst* * Bretschneider. K. Nichtamtlicher Theil. vkoulöde in Rußland. * Der durch seinen hochgradigen Chauvinismus bekannte Herr DSroulSde, Vorsitzender der französischen ,^äuuo pattioUqno", ist bekanntlich seit einiger Zeit aus einer agita torischen Rundreise in Rußland begriffen. Wie e- Herr Dveoulödr und all« revanchelustigen Pariser Blätter in die Wett posaunen, ist der Zweck dieser Reise, de» Russen die Bortbeile eine« französisch-russischen Bündnisse« klar zn machen und für va» Zustandekommen eine« solchen zu wirken. Der Chef der französischen Patrioten «Liga scheint dabei freilich übersehen zu haben, daß Rußland ein absoluter Staat ist, wo sowohl die innere, als die äußere Politik nicht von den Ministern oder der öffentlichen Meinung, sondern fast ausschließlich von dem autokratischen Staatsoberhaupte be stimmt wird, geaen dessen Entschlüsse keinerlei Einwen dungen zulässig suid. Schon diese Thatsache hätte für Herrn Dvroulsde ein Wink fein sollen, daß seine Agita tionsreise von keinerlei Erfolg begleitet sein kann, wenn man in den höchsten Regierungskrisen mit dem Zweck dieser Reise nicht einverstanden wäre. Herr DüroulSVe und seine Anhänger in Frankreich glauben invcß, daß chnen die gegen wärtigen politischen Strömungen in den russischen Hoskrcisen günstig seien; sie pochen, ob niit Recht, bleibt dahingestellt, aus die Auslassungen der deutschfeindlichen russischen Presse und national-russischer Parteiführer und wähnen deshalb, daß der Zeitpunkt gekommen sei, um für da- schon lang er sehnte sranzösisch-russische Bünvnißproject mit allem Nachdruck einzutretcn. Unter diesen Voraussetzungen bat auch Herr Dsroulsde seine agitatorische Rundreise in Rußland unter nommen. Wir haben bereits unlängst Gelegenheit gehabt, sein Ein treffen und seine Aufnahme in Odessa zu ermähnen, wohin er sich von Konstantinopel au« gewendet hat. Wie Herr Dsroul-de seinen Pariser Blättern berichtet, hat er seinen Aufenthalt in der türkischen Hauptstadt kazu benutzt, um sich über die „wahre Lage" der Dinge und Verhältnisse im euro päischen Orient, besonder- auf der Balkanbalbinscl, zu orien tier», „wo die niemals ruhende politische Bewegung und die sich dort kreuzenden Einflüsse der verschiedenen europäischen Mächte sür Frankreich und seine auswärtige Politik von höchster Wichtigkeit seien". Herr Döroultde hat da« Er- gebniß seiner in Kvnstantinopel über die osteuropäische Frage gemachten „Studien" noch nicht bekannt gemacht, aber man dürste wobt kaum sehlgehen, anzunehmen, daß diese» „Er gebnis;" sich mit den übrigen Phantastereien dieses unzurech- > nn zSsäbigen Revanchepolitikers vollkommen decken wird. I» Odessa ward Herr DvronlSve, wie schon seiner Zeit berichtet ivvrden, von einigen russischen Chauvinisten in einem Elublccat empfangen, wobei er die Gründe auveinandersetzte, welche nach seiner Meinung sür den Abschluß eine- sranzösisch- russischen Bündnisses sprechen solle». Alsdann machte der Ehcs der srauzösischen Patrioten-Liga bekannt, daß sein Auf enthalt in Rußland, je nach Umständen, vielleicht längere oder kürzere Zeit bauern bürste, aber jedenfalls, setzte er hinzu, werde er nicht« unversucht lasse», seine Mission in Rußland zu erfüllen. Die französischen Blätter berichteten, daß diese Rede Düroultde's von den Rüsten mit großem Beifalle aus genommen worden sei, aber weitere Einzelheiten über die Erfolge seiner „Mission" in Odessa sind seither nicht be kannt geworden. Es scheint sogar, daß sich das große Publicum Odessa» gegen die Revanche- und Bündnißpolitik DöroulSde'S ablehnend oder mindestens gleichgillig verhielt, waS auch ganz erklärlich wäre, weil Odessa bekanntlich eine große Handelsstadt ist und ihre Bewohner, wie die aller HandelSsiädte. sich nicht leicht sür Krieg und KriegSgeschrei zu begeistern Pflegen. Jetzt meldet nun der Telegraph die Ankunft des Bündniß- Agitators in Petersburg, wo er bereit» auch eine Rede ge halten haben soll. Dieselbe, heißt eS. war an mehrere Revacteure deutschfeindlicher Petersburger Blätter gerichtet, welche Herrn DSrvulöde sofort nach seiner Ankunst bewiltkommneteu. Nack den Petersburger Berichten der polnischen Blätter GalizienS, welche der Rundreise Döroultzve's eine besondere, aber keineswegs sympathische Aufmerksamkeit schenke», hat er bereits i» jener Rede sein Bündniß-Prvgramm entwickelt. Rußland, führte er auS, ward durch den Berliner Vertrag von Deutschland an die Wand gedrückt, und eS sei die oberste Ausgabe Rußlands, auS Vieser vemütbigcnden Lage herauS- zukommen. DaS deutsch-österreichische Bündniß sei nicht allein gegen Frankreich, sondern auch lhatsächlich gegen Rußland gerichtet, >ve-halb eS zweifellos im gemeinsamen 9nleresse Frankreich» und Rußlands liege, diese» Bündniß unschädlich zu macken. Die« könne nur durch den Abschluß eine- sranzösisch- russischen Bündnisse- geschehe», zu dem auch sonst alle natürlichen Grundlagen vorhanden waren. Die französischen und russischen Interesse», fuhr Herr Döroulöde fort, berühren sich nirgend«, beide Länder liegen von einander weit entfernt, weshalb auch in Zukunft Conflicte zwischen ihnen kaum zu besorgen seien. Die Würbe und die Interessen Frankreichs wie Rußlands seien unvereinbar mit der gegenwärtigen Machtstellung Deutschland«, die sür Europa eine fortwährende Drohung sei, welcher ein Ende gemacht werden müsse. — Schließlich ver sicherte noch der fahrende Revanchepolitiker, daß die militai- rischen Rüstungen Frankreichs vollständig beendet wären, weS- »tb „Ia graucko guvrre" sofort beginnen könne. Wir wissen, daß einsichtige Leute ia Rußland Herrn DLroultde nicht ernst nehmen, und daß er von Seiten der Regierung mit Ausweisung bedroht ist, fall- seine Agitationen ins Maßlose auSartcn sollten. Die polnischen Blätter Gal,;,enS wenden sich übrigen« energisch zegen die französisch-russischen Bündnißphantasicn deS Herrn OoroulSdc, deren Tragweite, wie sie nicht mit Unrecht be haupten, ihm gar nicht bekannt zu sein scheint. „Der fran zösische Republikaner", sagt unter Anderem die Krakauer „Nowa Nesorma", will allen ErnsieS Uber Mitteleuropa eine moSkowitische Invasion heraufbeschwören, und diese nicktS- wurdlge Absicht nennt er eine .Mission'!" „Der wahre Arci- heilSbegriff ist den heutigen französischen Republikanern voll ständig ahhanden gekommen, darum stützen sie sich auf den moSkowitiscken Absolutismus!" Diese Bemerkung de» polnischen Blatte« ist für die un sinnige und blinde Rackepoltik TSroulSde's so zutreffend, daß wir mit ihr unsere Betrachtungen auch füglich schließen können. Leipzig, 24. August 1886. * Der König von Portugal wird voraussichtlich am 26. d. zu etwa drei- bi« viertägigem Besuch« am Berliner Hose eintreffen und während dieser Zeit im königlichen Schlosse Wohnung nebmen. König Doni Luiz erscheint der „Kreuzzeilunz" zufolge bei diesem Besuche nicht zum ersten Male am preußischen Hofe. Bor 25 Iahten kam er als Abgesandter seines BruvrrS. des Königs Dom Pedro V., als Herzog von Oporto, In>'ant von Portugal, zu den KrönungSseierlichkeiten nach Königsberg in Preußen und dann nach Berlin; in seiner Begleitung befand sich damat« sein jüngerer Bruder, der Herzog von Beja. Al» Dom Lniz von Berlin in sein« 80. Jahrgang; Heimath zurückkehrte, kam ihm auf hoher See die Kunde ent gegen, daß er durch den am 11. November erfolgten Tod seine» älteren Bruder» König geworden sei: al- Herzog von Oporto war er nach Preußen gegangen, al« König Luiz I. kehrte er nach Portugal heim. * Der deutsche Kronprinz verläßt am 3. September Nachmittags 2 Uhr 30 Min. mit dem Courierzuq Berlin, trifft am 4. September früh 7 Uhr 8 Min. in Augsburg ein und begiebt sich nach kurzem Aufenthalt mittelst Exlra- zugeS nach dem Lager Lechfeld, um dortselbst die Besichtigung der vereinigten Cavallerie-Division vorzunehme». Gegen halb 1 Ubr reist der Kronprinz mittelst ExtrazugcS über Kaufering-Landsberg »ach Schvngau und begiebt sich von va über Füssen zum Besuche der Königin-Mutter nach Hohen schwangau. Am 5. September Abend« 7 Uhr 15 Min. trifft derselbe mit dem Lindauer Cdurierzug wieder in Augsburg ein u»d nimmt im Hotel „Drei Mohren" Absteigequartier. Am 6. September früh begiebt sich der Kronprinz wieder mittelst ExtrazugcS zur Fortsetzung der Besichtigung der 3. Cavallerie- Division nach dem Lager Lechseld und kehrt von dort gegen Mittag zurück. Der Nachmittag de» 6. September ist voräuSsichttich einem Besuche der schwäbischen KreiS» auSstcllung gewidmet, nach welchem sich der Kronprinz bereit- Abend- 7 Uhr 40 Minuten mit dem Courierzug nach Nürnberg begiebt, wo er im Hotel „Bayerischer Hos" Absteigequartier nimmt. Ain 7. und 8. September besichtigt derselbe die Truppen deS H. Armee-CorpS zwischen Kadolzburg und HeilSbronn, sowie bei WcißmannSdorf. Nach Beendigung der Inspektion besteigt der Kronprinz am 8. Sep tember Nachmittags auf der Station HeilSbronn einen bereit- gestellten Ertrazug, setzt seine Reise Uber AnSbach-CrailSheim- Ulm nach Kellmünz fort und begiebt sich von dort nach dem Schlosse Babenhausen, woselbst er als Gast de» Fürsten Fugger-Babenhauscn Absteigequartier nimmt. Am 9. September beendet er mit der Besichtigung der 2. Infanterie-Division die Inspektion der bayerischen Truppen zwischen Zllertissen und Babenhausen, verläßt am 9. September Abends oder am 10. September früh Babenhausen und reist über Ulm-Stutt gart nach Straßburg, um dortselbst am 11. September der großen Kaiser-Parade und den am 13. September be ginnenden Manövern anwohnen zu können. * Wenn die „Rheinisch-Westfälische Zeitung", recht be richtet ist. so war die Einladung an die Münchener Gemeindevertretung nach Ofen-Pest nur in unga rischer Sprache abgesaßt. Man betrachtete eS in Pest al» selbstverständlich, daß man in München ihre „Cultur"sprache verstehen müsse. Dabei hat die Komik den Magyaren einen ergötzlichen Streich gespielt Da nämlich im Stadtrathe sich selbstverständlich Niemand befand, der da« ungarische Schreiben entziffern konnte, so wandte man sich an die österreichische Gesandtschaft in München mit der Bitte um Uebersetzung de« Schriftstiicks. Hier wurde aber die überraschende Erklärung abgegeben, daß augenblicklich ebenfalls Niemand auf der Ge sandtschaft sich befände, welcher der ungarischen Sprache mächtig sei. — Wir müssen dem Essener Blatte die Verant wortung sür die Richtigkeit seiner befremdlichen Mittheilung überlassen. In früheren Zeiten schrieben die ungarischen Be hörden em wenn auch nicht klassische«, so doch verständliche« Lateinisch. * Der Prinz-Regent von Bayern hat an den Erz bischof vr. v. Strichele inMünchen folgende« Handschreiben gerichtet: „Mein lieber Herr Erzbischof Anton v. Strichele! Mit großer Befriedigung habe Ich die Exemplare des Gebete», welche» nach Ihrer Anordnung in den Kirchen Ihrer Dlvcese am Schluss« de« sonn- und scsttägigcn Gottesdienste- ver richtet werden wird, entgegengenommen und zugleich gerne vernommen, daß Sie zur Erzielung gleichen Verfahren« an allen Diöcesen bezüglich diese« Gebete» auch mit den übrigen Bischöfen Bayerns ins Benehmen getreten sind. E» ist ein erhebendes Gefühl für Mich, zu wissen, daß die Gebete, i« welchen sämmtliche Diöcesen Gotte« Beistand und Schutz für Meine Regierung erflehen, sich mit Meinen Bitten vereinigen. Indem ich Ihnen für Ihre Anordnung und Ihre Bemü hungen, in welchen Ich einen neuen Beweis Ihrer treuen Anhänglichkeit an Mich und da« königliche Hau» sehe. Meinen besten und wärmsten Dank sage, reihe Ich hieran gerne die Versicherung der fortdauernd huldvollsten Gesin nungen, womit Ich bin Ihr wohlgeneigter Luitpold. Hinterstem, den 12. August 1886." * Zur Lage wird der „Kölnischen Zeitung" au« Peters burg, 19. August, geschrieben: „Alle panslawistischen Bemühungen. Rußland von dem Zusammengeben mit Deutschland und Oesterreich loszureißen und dafür Frank reich näher zu bringen, sind gescheitert und eher in» Gegcnthcil gewandelt worben. Mit desonderm Eifer baden in der letzten Zeit unsere maßgebenden Kreise davon öffentliches Zeugniß abgelegt. Die besonder« sreunvliche Ausnahme dcS Bruder» und der Schwägerin VeS österreichischen Kaisers an unserm Hose, daS vorbeugende Einschreiten gegen die Wühlereien eine- französischen Prahlhanses, die neuerliche auszeichnende Einladung an den bei den Panslawisten unbeliebten Militairbevollmächtigten v. Werder, an den Manövern in Polen lbeilzunehincn, bilden eine Kette von Beweisen, daß unsere Regierung ein enge» Zusammengehen mit de» zwei Kaisermächten sür die russischen Interessen am förderlichsten halt. Auch daS Fern bleiben de- Herrn v. Gier» bei den Zusammenkünften von K ssingen und Gastein vermag diese Beweise nicht zu schwächen. Man weiß, daß Herr v. Gier» aus alle Fälle in diesem Jahre wie in den früher» mit dem deutschen Reichskanzler vertrauliche Beratungen pflegen wird. Brennende Fragen, die der sofortigen Lösung harren, liegen nicht vor; eS kommt also überhaupt nicht darauf an, an welchem Oete und zu welcher Zeit sie statlsinden werden. Daß sie aber wie frilher staltsinden und gewiß auch da» bisherige freundschaftliche Verhältniß nicht nur der beiden Staatsmänner, sondern auch der drei mächtigen Kaiserreiche untereinander befestigen werden, unterliegt kaum einem berechtigten Zweifel. Möglich ist, daß diese« Zusammentreffen schon in der nächsten Zeit statt- siuden wird. Ohne in die Einzelheiten einzugehen, glaube ich doch der Ueberzeugung Ausdruck geben zu können, daß man die geeigneten Mittel finden wird, die lhörichten Gerüchte über eine Lockerung de« Dreikaiserbimdc« in ihrer ganzen Grundlosigkeit Varzustellen." * ES trete» immer mehr Anzeichen zu Tage» daß der .friedlich« Papst" Leo XIH-, dem e« i» Deutschland ge»
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