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Dresdner Journal : 11.02.1887
- Erscheinungsdatum
- 1887-02-11
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-188702119
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18870211
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18870211
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1887
-
Monat
1887-02
- Tag 1887-02-11
-
Monat
1887-02
-
Jahr
1887
- Titel
- Dresdner Journal : 11.02.1887
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OS4 1« s»o»»» L«t«d< ILbrlicbi . . . . 18 ^jLdrlick: 4 KO l^k Liarvlo« >'uwm«rn - 10 kk. -»«»rLslvä»» cksuticdpo liviek«, tritt koit- uvä 8l»^p«I»v»ebl»^ lüvru. -vLtlnätxnvx«xekNkrea r Kklr ä»v kiLuw ein«r ^s-p»ttsu«o 2»il» Uvivsr 8ekrikt 40 kk. Untsr „Lin^s^^oät" äi» 2»U» KV kk. K»i HbvUsv- a. 2iü»nm»t» «otipr. Aak»ell»^. Lr»vd«lll«» 1A-Iivl» mit AaiiuUuu» ä« 8olu»- o»ä ?vi«t»K» »dso6». Freitag, den 11. Februar, abends. 1887. DresdmrImMal. LvoaNwo von 4ll^ÜQälrm>x«» »u»MRrt»l I^ixilU: F>. Lran<i«tetter, Lomwi—ionLr ä» Dreidrwr ^onr»»I,; Lruadurss Berit» - Vie» 1.«tp,iU ». ».: Aaaeenetein ^o-ier, »erU» -47t«-L»»»d«rU- kr»U-l,«tp»iU-Br»»ktart ». >l. Hvni-de»: /t««t Llo««, k»it, Loocko» - LerUo - Br»»>ltart »X >t»U<»rt: Daitö« <t Co, LerU»: /nvailciericianlc, Brem«»: L. Lo^tott«, Br„>»»: I, Stangen » Litreau <Zm>t SdrUt» - (? Lrütter'« ^ac^/okAer, S»uoorer: 0. SeU« ». ».: F. Larct <- Oo. Für di« Gesamtleitung verantwortlich r Gtto Banck, Professor der (itteratur- und Kunstgeschichte. Nersusxvder r Uüoial. Lrpeäitiov ä«, l>rv«6o«r loarviü«, vr«»äso, L^illzvretr»»»» Xo 40. Amtlicher Teil. Se. Majestät der König haben Allergnädigst ge ruht, dem Rechnung-führer Fickert und dem Schmiede- steiger ZiegS, Beide bei „Alte Hoffnung Gotte»" zu Kleinvoigt-berg, da- allgemeine Ehrenzeichen zu ver leihen. Nichtamtlicher Teil. VetegvaphiscHe WachrTichten. Wien, N. Februar. (Tel. d. Dre-dn. Journ.) Da» „Wiener Kreindenblatt" kündigt die dem- »Lchstige Einbringung der bereit» signalisierten «reditsorderunb in den beiderseitigen Parlamenten für die schon im Frieden nötige Ergänzung der Neservevorräte der Landwehren an. ES seien haupt sächlich Mittel für Bekleidung und Beschuhung, sowie für die militärische Ausrüstung der Land- sturmauSzugSbataillone ausschließlich der Bewaff nung, für welche durch die verfügbar werdenden Werndlgewehre hinreichend vorgesorgt sei, nötig. DaS Blatt bezeichnet den Kredit als einmalige, aber unabweisbare Forderung. Paris, 1v. Februar, abends. (W T B.) Die Deputirtenkammer setzte die Beratung deS außer ordentlichen Budgets fort. Der Antrag de» radi- kalrn Deputirten Perm auf Annahme einer Re solution, welche die Regierung auffordert, einen Gesetzentwurf über Einführung einer alleinigen progressiven Einkommensteuer vorzulegen, wurde von dem Finanzminister bekämpft, von der Kammer indeß, unter Streichung der Worte „alleinigen progressiven", mit 28« gegen 238 Stimmen an- aenommen. — Die Kammer faßte schließlich den Beschluß» die Beratung der Militärvorlage erst nach der Beratung der Getreidezölle vorzunehmen. Paris, 11. Februar. (Tel. d. Dresdn. Journ.) DaS „Journal de» D^batS" bemerkt zu dem An träge Sir Drummond Wolff», betreffend die Neu tralisierung Ägypten», wenn man den Kall setze, Frankreich oder Deutschland erhielten durch feier lichen Vertrag da» Recht, die belgische Armee zu befehligen, da» Recht, Belgien mit HeereSmacht zu durchziehen und da» Recht, im Fall eine» Auf ruhr» Antwerpen, Brüssel und Lüttich zu besetzen, so erhalte man annähernd eine richtige Vorstellung von der Art der Neutralität, welche England Ägypt n zugedacht habe. Zu Frankreich nenne man da» Protektorat. Da» Journal meint, die Türkei dürfte dieser so seltsamen Neutralität den jetzigen Statu» vorziehen, der ihr die Ellbogen frei lasse. Rom, 10. Februar, abends. !W. T. B.) Der König konferierte gestern Abend mit Spaventa und Bonghi und im Laufe de» heutigen Tage» mit Rirotrra, Luzzati und Mancini. — Die Kammer hat sich bi» zur Lösung der Ministerkrifi» vertagt. Rom, 11. Februar. (Tel. d. Dresdn. Journ.) Die „Opinione" sagt auf Verhandlungen Robilant» über die Fortdauer der Beziehungen Italien» zu Deutschland und Östereich - Ungarn hinweisend: Dieselben bestanden im Interesse der allgemeinen Friedenspolitik und der Sicherung deS allseitigen TerritorialbefitzstandeS. Die Ministerkrise treffe Italien in einem sehr heiklem Augenblicke; Nir- mand könne mehr alS Robilant die Fähigkeit und Autorität besitzen, um bei diesen brennenden Unter- Feuilleton. Donnerstag den 10. Februar fand im Saale de» ,Hotel de Saxe" da» Konzert der Miß Gertrude Tloetä Brown statt. Es gewährte den immer höchst erfreuenden Eindruck, ein uns bereits bekanntes liebens würdiges Talent, im Bereiche seines Naturells, durch ernsten Fleiß und vorzügliche sorgsamste Leitung zu einem guten, künstlerisch schätzenswerten Ziele vorge- chrittcn zu finden. Miß Brown hat nicht bloß an rüstigerem vollerem Stimmklang entschieden gewonnen, ie hat auch die beengenden Schulspuren abgestreift; ie beherrscht ihren Gesang in Tonbildung, Technik und Vortrag sicher und freier, mit sauberster Korrekt heit und dazu mit eigener warmer Empfindung, und hat sich dabei Natürlichkeit und Einfachheit bewahrt, und alle störenden Manieren und Unarten der Ge- sangSweise ferngehalten. Das ist ein für die meisten der jetzigen jungen Sängerinnen sehr beneidenswerter Erfolg, der stet» einer sympathisch fesselnden Wirkung auf die Hörer gewiß ist. Und eine solche, gesteigert durch lieblichen Reiz und Schmelz deS Stimmklang», de» Piano, durch Feinheit und Geschmack des Vor trags und naiv herzlichen Ausdruck übte sie in ihren sämtlichen Leistungen auS: in der schönen Arie I. Haydn», der Romanze JsouardS, der Scene und Romanze Rossinis (Tell) und in Liedern (E. Naumann, T. Bohm, L. Hartmann), von denen die graziöse Wiedergabe det Liedes „Irma" von Naumann auf lebhafte» Verlangen wiederholt werden mußte DaS Konzert wurde durch die Mitwirkung de» Violinisten Hrn Botho Weber, der Pianistin Frl. Sophie Handlungen Erfrlg zu haben; wenn ihm die Ver pflichtung gefalle, der augenblicklicken Entmutigung nicht naä'zugeben, so liege auch der Majorität um der Dissidenten Willen die Pflicht ob, sich der un geheuren Verantwortlichkeit bewußt zu bleiben, und die parlamentarische Mittelpartei vorzubereiten, welche dir Regierung mit der ganzen notwendigen Autorität auSrüste, um ihren entscheidenden Ein fluß in Europa auSzuüben. Kapstadt, 10. Februar. (Reut. Office.) AuS dem Innern deS KaplandeS hier eingetroffene Kauf leute bringen ein von Eingeborenen verbreitete» Gerücht, wonach der Afrikaforschrr vr. Holub mit Gatlin und Begleitung ermordet worden sei. Dresden, 11. Februar. Der Briefwechsel des Kardinals Jacobini. Die Veröffentlichung des bisher unbekannten, an den päpstlichen Nuntius zu München gerichteten Schreibens des Kardinals Jacobini, von welchem der Nuntius dem Führer deS Zentrum-, vr Windthorst, Kenntnis gab, brachte eine überraschende Enthüllung bezüglich des Verhaltens deS Zentrumsführer». Au» dieser Kundgebung ergiebt sich, daß die Führer de» Zentrums durch dasselbe ausdrücklich aufgesordert wor den sind, ihren ganzen Einfluß in ihrer Partei für das Septennat aufzuwenden und die Zentrumsmitglieder zu versichern, daß sie durch Annahme desselben der Sache der Katholiken dienen würden. Wie aber hat Vr. Windthorst sich auf der ultramontanen Versamm lung in Köln gegen den Vorwnrf verteidigt, dieses Schreiben den, Zentrum vorenthalten zu Haven? Er sagte nach dem stenographischen Bericht: „Ferner hat man behauptet, daß die Sache in der Abstim mung anders gekommen sein würde, wenn gewisse Mitteilungen über den Wunsch des heiligen VaterS weiter verbreitet worden wären, als sie verbreitet worden sind. Zunächst ist es interessant zu finden, daß diese Verbreitung immer zuerst von der Presst der Gegner verlangt wird, da diese natürlich immer Neuigkeiten haben muß über Alles, was gedacht und geschrieben wird. Ich kann den Herren heute nur sagen — es wird die Zeit kommen, wo noch Detaillierteres darüber vorgelegt werden kann — was an uns gekommen ist, ist uns mitgeteut worden in Form der äußersten Diskretion und Vertraulichkeit. Und wenn man davon etwas an Dritte mitteilen wollte, so konnte man da- nur unter Verletzung der gebotenen Diskretion. Solche« aber mögen Andere thun, Mitglieder deS Zentrum- können da- nicht." „Wir sehen nicht," sagt die „Nat.-Ztg!" „wie vr. Windthorst sich jetzt gegen die Beschuldigung recht fertigen könnte, in Köln wissentlich die Unwahrheit gesagt zu haben, nachdem er vorher absichtlich seiner parlamentarischen Partei eine ausdrücklich für diese bestimmte Mitteilung vorenthalten hatte. Nebenbei erfährt man aus dem obigen Schreiben, daß vr. Windthorst sich bemüht hatte, in die Verhandlungen über die endgiltige Revision der kirchenpolitischen Ge setze störend einzugreifen; vielleicht hing sein Verhalten in der Septennatsfrage auch damit zusammen." Die Nnmmer der Münchener „Allg. Ztg ", welche das erste Schreiben des Kardinals Jacobini ver öffentlicht, liegt heute vor. Der Wortlaut desselben ist bereits mitgeteilt; daS genannte Blatt giebt ihn mit folgender Einleitung: Wir sind in der Lage, im Folgenden da- viel besprochene Schreiben mitzuteilen, in welchem der päpstliche Staatssekretär den Nuntius in München seinerzeit veranlaßt hat, die Führer des Zentrum» zu bewegen, daß sie ihren Einfluß bei ihren Kollegen im Sinne der Unterstützung deS SeptennatS verwenden möchten. Unser Gewährsmann bemerkt dazu: „An dem Septennat an sich hat der Papst kein unmittel bares Interesse, und er würde sich lediglich wegen der Zeitdauer einer höheren Präsenzstärke des deutschen Heeres schwerlich zu einer so bedeutungsvollen Kund- Olsen und deS Hrn. Prof. Krantz unterstützt, welcher letztere sämtliche Klavierbegleitungen in bekannter kor- rener und diskreter Weise auSsührte. Hr. Botho Weber ist ein talentvoller, in seinen Leistungen vor trefflicher und musikalisch fein empfindender Spieler. Mit einem kleinen aber sehr angenehmen, warmen und weichen Ton verbindet er eine sicher auSgeübte fertige Technik, durchaus reine Intonation und geschmackvolle Durchbildung des Vortrags, in welchem eine indivi duelle Steigerung für Zartheit und weiches Gefühl im Ausdruck durchaus vorwaltet und sich mit einiger Hin gebung und gewinnender, wenn auch zu einseitiger Weise ausspricht. Die Tüchtigkeit seine- Können» zeigte Hr. Weber ganz besonder- in Tartini- 0-u.oll- Sonate, aber auch in den virtuosen Stücken von Wieniaw-ki und MoSzkowSki und sehr anmutig in einer Zugabe, einem einfachen Wiegenlied«. Die Pia- nistin Frl. Olsen hat in Anschlag, Ton, Technik und musikalischem Vortrag noch nicht d«n jetzt gewöhnlichen und mindestens nötigen Grad der Ausbildung für da» Konzertspiel erreicht, und wird wohlthun, unbeirrt von freundlichem Beifall, ihr Talent noch weiteren fleißigen Studien unter guter Leitung zu widmen. E Banck. Die Stiefmutter. Erzählung au- dem Mittelalter von Franz Eugen. (Fortsetzung.) Maria machte sich rasch auS Hildegard» Armen lo», und zur Muhme Afra tretend, sagte sie: .Wenn Ihr e» mir gestattet, so werde ich in Hilde» Abwesen heit Euch zuweilen besuchen." gebung, wie eS das Schreiben seine» Staatssekretärs ist, entschlossen haben. Vom Standpunkte der Knrie hat da» Septennat seine Bedeutung vorwiegend al» Symptom einer der ganzen europäischen Staatengesellschaft drohenden Gefahr. Diese Gefahr liegt in dem Untergraben aller bestehenden Autoritäten, indem eine Opposition, welche die Regierung mit jedem, selbst dem verwerflichsten Mittel, bekämpft, nicht nur die jeweilige Regierung schädigt, sondern die Fundamente jeder staatlichen Ord nung erschüttert. DaS Jacobinische Schreiben ist der Protest der Kurie gegen das Vorgehen der destruk tiven Parteien und die Gemeinschaft des Zentrums mit denselben. Se. Heiligkeit empfiehlt dem Zentrum die Pflege des deutschen Reichs, weil er in letzterem eine Stütze de» Frieden- und der Ordnung sieht, welche berufen ist, zur Bethätigung derjenigen Grund sätze witzuwirken, deren Aufrechterhaltung die Ausgabe und eine der LebenSbedingungen der Kirche bildet. Der Blick deS Papste- umfaßt nach der kosmopoli tischen Stellung der Kurie weitere Kreise, als die sind, in deren gegenwärtiger Konstellation die Vor gänge ihren Grund haben, an welche sich der hier publizierte Erlaß knüpft." Von klerikal-fortschrittlicher Seite ist al- Beweis dafür, daß die Veröffentlichung dcS zweiten Jacobini schen Schreibens von der deutschen Regierung ver anlaßt worden sei, auf eine bezügliche Andeutung im „Osservatore Romano" verwiesen worden — die in Wahrheit nichts beweist, da es unbekannt ist, von wem sie herrührt. Es ist kein Anhalt zu einem Urteil darüber vorhanden, von welcher Seite die dem Zen trum so unbequemen Publikationen auSgehen; es sei aber erwähnt, daß selbst der klerikale „Westfäl. Mer kur" schreibt: „Die (zweite Jacobinifche) Depesche befand sich bi» jetzt in den Händen Jacobinis und v. Franckcnstein». Sollte Jacobini dem Reichskanzler Abschrift der De pesche gegeben und letzterer sie der „Polit. Korr." veröffentlicht haben, so ist bei den gegenwärtigen Be ziehungen zwischen Rom und Berlin schwerlich an zunehmen, daß die Publikation wider Wissen und Willen deS h. Stuhles erfolgt sei. Der Schwerpunkt der Lage liegt gegenwärtig also noch mehr in der Veröffentlichung de- Aktenstückes, als in seinem Inhalt. Doch sprechen wir alle diese Bemerkungen unter Reserve au- — weitere Aufklärungen sind ab zuwarten." Thatfächlich haben die beiden Briefe de- Kardinal- staatSsekretärS Jacobini die Lage völlig umgestattet. Mit einem male erfolgen auS katholischen Kreisen eine Reihe von Kundgebungen zu Gunsten de- Septennats, Septennat-kandidaten werden ausgestellt und die Katho liken kommen zur Erkenntnis, daß sie nicht katholischer zu sein brauchen als der Papst. In den letzten Num mern dieser Zeitung wurden bereits eine Reihe katho lischer SeptennatSkandidaten erwähnt. Von Berlin aus wird heute der Erlaß eines Wahlaufrufs ver breitet, durch welchen mit Rücksicht auf die Briefe des Kardinals Jacobini die Katholiken aufgesordert werden, am 21. Februar Männer zu wählen, „welche nach dem erhabenen Rate deS heiligen Vater« da« Wohl der katholischen Kirche fördern, indem sie für die un verkürzte Bewilligung der Milüärvorlage, des SeptennatS ein treten! Wählt im Sinne de« Kaiser-, Ihr wählt auch nach dem Sinne deS heiligen Vater«!" vr. Windthorst hat sich in der Septennatsange- legenheit mit dem Papste in offenen Widerspruch ge setzt. Den gleichen Wert, sagen die „Berl. P. N.", den der Papst im Geiste seines hohen Friedensamtes auf die Annahme deS SeptennatS legt, mißt vr. Windt horst der Verwerfung deSfelben bei vr Windthorst ist Welfe und handelt daher nur konsequent, indem er allem widerstrebt, wa» zur inneren Festigung, zur äußeren Sicherung de- ohne und gegen die Welfen gegründeten Deutschen Reichs dient und dienen soll. Je öfter und nachhaltiger die Grundlagen unserer nationalen Wehrkraft in Frage gestellt werden, desto lieber ist e- dem Protektor des Polen- und WelfentumS. Die Wiener (alte) „Presse" macht folgende be zeichnende Bemerkungen über den Zentrumsführer. „Windihorst hat noch andere Geschäfte zu besorgen, als die sind, auf welche man in Rom das Haupt augenmerk richtet. Windthorst beansprucht die Herr schaft der Parlamentsmajorität, um durch daS Parla ment jenes Werk zu zerstören, welches die deutsche Armee und die deutschen Fürsten geschaffen haben — das deutsche Reich Wiudtb irst fühlt sich als Führer deS Zentrums gleich einem der mächtigen Barone, eine Art Warwick der Kirche, und gestattet sich — auch nicht zu gehorchen, lvenn der Gehorsam ihm und seinen Plänen nicht paßt. Er ist nicht geneigt, in den Verhandlungen deS vr. v. Schlitzer mit dem Kardinal Jacobini die Rolle deS OpserS zu spielen und „der Tabak zu sein, mit dem die Pfeife deS Kulturfriedens qestopft wird." Ihm genügt e- nicht, daß Fürst v. ÄiSmarck mit Rom Frieden macht, er verlangt, daß auch mit ihm Frieden gemacht werde, er fpielt alfo auch die Rolle Wallensteins, der da» Heer für den Kaiser warb und zuletzt so that, al- sei er selbst kriegführende Macht. DaS ist eine gefähr liche Rolle, und wie Warwick und Wallenstein von der Hand derer daS Verderben empfingen, die ihre Gebieter gewesen waren, die ihnen tue Fahne geliehen hatten, so mag es auch geschehen, daß man in Rom zur Einsicht komme, Vr Windthorst werde unbequem, er kombiniere Aspirationen und Geschäfte, die nicht kombinierbar sind, und dann wird eS Sache der Kurie sein, diesen höchst unbequem gewordenen Streiter un schädlich zu machen." Tagesgeschichte. Dresden, 11. Februar. Vom Reichs-Gesetzblatt ist das 5. Stück des Jahres 1887 heute hier einge troffen. Dasselbe enthält: Nr. 1699) Verordnung vom 26. Januar d.J., Militär-Transportordnung für Eisenbahnen im Kriege (Kriegs-TranSportordnung) be treffend; Nr. 1700) Bekanntmachung vom 28. Ja nuar d. I., den Militärtarif für Eisenbahnen be treffend. * Berlin, 10 Februar. Se. Majestät der Kaiser Katte heute eine längere Besprechung mit dem Reichs kanzler Fürsten v. Bismarck. Auf die anläßlich der Geburt de» vierten Sohnes Ihrer König!. Hoheiten des Prinzen und der Prinzessin Wilhelm an Ihre Kaiser!. Maje stäten, an Ihre Kaiser!, und König!. Hoheiten den Kronprinzen und die Kronprinzessin, sowie an den Prinzen und Prinzessin Wilhelm durch Magistrat und Stadtverordneten gerichteten Glückwunsch adressen sind von den genannten höchsten und hohen Herrschaften Dankschreiben eingegangen. Se. Kaiser! und König!. Hoheit der Kronprinz begab sich heute vormittag zum Empfang der Herzogin Max Emanuel in Bayern nach dem Anhaltijchen Bahnhofe und geleitete Dieselbe dann nach erfolgter Ankunft nach dem Kronprinz! Palais, wo die Herzogin während ihres Aufenthaltes in Berlin Wohnung ge nommen hat. Auch der Herzog Max Emanuel in Bayern, welcher heute früh ebenfalls zum Empfange seiner erlauchten Gemahlin auf dem Anhaltischen Bahnhofe anwefend war, hat für die Dauer seine» Aufenthaltes in Berlin im hiesigen Kronprinz!. PalaiS Wohnung genommen. — Im Laufe deS Tages be grüßten der Herzog und die Herzogin Max Emanue! in Bayern die Kaiferl. Majestäten und die anderen hier anwesenden Höchsten Herrschaften. „Thut wa» Euch Vergnügen macht", war die mürrische Antwort, „aber Ihr werdet wenig Kurz weil finden in der Gesellschaft einer alten Frau wie ich." „Muhme, warum bist Du immer so unfreundlich gegen Maria?" fragte Hildegard vorwurfsvoll, als die Thür sich hinter dieser und dem Ratsherrn geschlossen hatte. „Weil sie mir nicht gefällt. Rote Haare und Erlenholz wachsen auf keinem guten Boden." „Du wirst doch Maria» goldenes Haar nicht rot nennen! Da» Haar der Barbara Nonnen- sträßer drüben, da» die Farbe der Rüben in unserm Garten hat ist rot, aber Maria» Locken glänzen wie pefponneneS Gold, und scheint die Sonne darauf, so ist» al» trage sie um den Kopf einen goldigen Hei ligenschein. " Die alte Frau zuckte die Achseln, und die Spindel ruhen lassend, blickte sie aufmerksam durch da» Fenster. „Komm einmal her, Hilde", sagte sie, und als diese Folge geleistet, deutet sie mit der knochigen Hand auf ein Schwalbennest, daS an dem Sims de» neben dem Fenster vorspringenden Erkers hing. Hildegards Blick folgte der Richtung. „Warum flattert die Schwalbe dort so unruhig vor ihrem Neste hin und her?" fragte sie erstaunt. „Weil der Spatz sie daraus vertrieben", entgegnete die Muhme, und zeigte auf einen dicken Sperling, der sich eben kampfbereit über den Rand de» Nestes erhob, wabrend mit Gefchrei ein anderer Sperling zu feiner Hilfe herbeieilte, worauf die Schwalbe ängstlich zirpend davon flog. „Da» ist ein böse« Vorzeichen, Hilde " „Wie meinst Du das, Muhme?" fragte daS junge Mädchen, betroffen von dem ernsten Ton Afra». „Ich meine, daß Du daraus eine Warnung ziehen und Dich vorsehn sollst, daß eS Dir nicht eben so ergehe wie der Schwalbe." „Mir?" rief Hildegard lachend. „Wer sollte mich wohl aus dem weichen, warmen Nest de» väterlichen Hauses vertreiben?" „Niemand ander», al» Dein liebes Gespiel, die Marie, die es so deutlich darauf anlegt, Deine» Va ters zweite Frau zu werden." Hildegard starrte die alte Frau einen Augennlick in sprachlosem Staunen an, dann sagte sie, die feinen Brauen zusammenziehend: „Muhme, da- ist ein häß licher, unziemlicher Scherz." „Ich scherzt gar nicht, sondern rede in bitterm Ernst Bist Du denn mit sehenden Augen blind, daß Du gar nicht bemerkst, wie die Maria mit schmachten den Blicken und mit süßen Worten ihre Netze auS- wirft nach Deinem Vater, und wie nahe er daran ist, sich darin fangen zu lasfen?" „Aber, Muhme, fo überlege doch nur, mein alter greiser Vater und meine lustige, kindliche Maria! Wie Du nur so thöricht reden magst!" „Meinst Du, e» wäre da» erst« Mal, daß ein Graukopf sich von einem hübschen Lärvchen zu einer thörichten Heirat hätte verleiten lassen? Aber streiten wir nicht länger, beautworte mir jetzt nur eine Frage aufrichtig: „Wäre es Dir recht, wenn Maria Deine Stiefmutter würde?" „Nein!" sagte Hildegard ehrlich. „Dann gieb für diesmal Deine Reise zu Deiner Mutter Schwester auf Nur wenn Deine Gegenwan
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