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Dresdner Journal : 11.11.1874
- Erscheinungsdatum
- 1874-11-11
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-187411111
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18741111
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18741111
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1874
-
Monat
1874-11
- Tag 1874-11-11
-
Monat
1874-11
-
Jahr
1874
- Titel
- Dresdner Journal : 11.11.1874
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2VSKL Mittwoch, den lt. Rovemver 1874 I» ,«»,«» L-ieL»: ^Lbrllvt»:. . . . k Iblr ^jLlrrllob: 1 1'trlr. 1b Kxr. klurslos bi ummsrv: 1 K^r. La»«rb»Id6«» ä»ut«vdso Ksicbs» tritt ko«t- aott 8t«wp«iiuiiv1ll»^ tüoiu. I»»er»te»pr«l»vr 6vv k»ilw «u»sr ^««»»ttsovo ksttttvilo: i Kxr vot«r „LlQ^vsLoär" 61« 2«il«: b Lrsvkeliieil r I^Uod out ^o»o»t»wv 6«r 8ooo- voä ksisrt»xs, Absuä» kür äso kolgvoäso DreÄmrZMUml. Verantwortlicher Redacteur: Commissionsrath I. G. Hartmann in Dresden. lo«i<>r»t«o»nnLkm« »a«M>rt,r l^lxilU: />>. /kra>iä«trttrr, Oomuiitt^iooLr 6«» Dresüner 6ourn»I»; ed«näu«.: L'«A<^! /<'ork u. L 7>ri/rr, SLwdorx-Ssrll». Vi«o-I,«tp»l^.L.,«I-Lr«,I«o-kr«o>l>llrt« N: <1 1'oAkrr, LerUo Vi»o-ü»wdllr^-kr»x-l,«ip,t^-rr«oll- turt ». tl.-Ntwcd«o: Nu,t. 8«rUa ^4 , /»! a/itt^»i</a»4,//. v4/brrc^/, Lr«m«lli Lc/i/ottc. Lr«, I»u: /. Unr«»»; 0d«mrut»: /->. kurt» bl. e ^'ree/e'r'ijvkeu../^./krrr»i,in»»'>it:k< ^)uuüe<t <7o.,- vorUtr: /»v8«ooov»r: üc?iu«!^>, kurl,: N<N N8, /.„/itte, Tiu/iikr <t- ^'o., 8tuttx«rt: /-Nttbe 6 Co., Kütttt. A,moncrn-Lürenu. Vien: ^tt. U«rank>xvl»ori llüiü^l. Lxpt üikioo Ut8 On^Unl-r tmirnuln, Ilrn"»6«u, Kirr^.irotb« nxuux! Ino. 1. Amtlicher Theil. Dresden, 3. November. Mit Genehmigung Sr. Majestät des Königs ist dem Lehrer des Bergrechts und der allgemeinen Rechtskunde an der Bergakademie zu Freiberg, Bergamtsrath Dr. jur. Otto Friedrich Freies- leben der Titel „Professor" verliehen worden. Nichtamtlicher Theil. Uebersicht. Telegraphische Nachrichten. TageSgeschichte. (Dresden. Berlin. München. Prag. Madrid. London. St. Petersburg. Montevideo.) Deutscher Reichstag (Sitzung vom 9. November). Ernennungen, Versetzungen rc. im öffentl. Dienste. Dresdner Nachrichten. Provinzialnachrichten. (Leipzig. Zwickau. Plauen. Schlettau. Löbau.) Vermischtes. Statistik und VolkSwirthschaft. EingesandteS. Feuilleton. Inserate. TageSkalender. Beilage. Börsennachrichten. Telegraphische WitterungSberichte. Inserate. UeltyravlMil' Nachrichten. Bremen, Montag, 9. November, Nachmit tags. (W. T. B.) Die strikenden SchiffSzimmerleute und Tischler der Docks von Bremerhaven haben sich jetzt mit der beabsichtigten Herabsetzung ihres TageloknS um 5 Groschen für die Wintermonate einverstanden erklärt und infolge besten ihre Arbeit wieder ausgenommen. Paris, Montag, 9. November, Abends. (W. T. B.) Der „Agence Havaü" zufolge hat die Re gierung noch keine ofstcielle Bestätigung der von Madrid gemeldeten Nachricht erhalten, daß Don Carlos auf französisches Gebiet übergetreten sei. Nach den letzten der gedachten „Agence zugegange nen Meldungen aus Spanien soll Don Carlos noch gestern die Vorpostenlinie seiner Armee in- spicirt haben. In Jrun ist eine Entscheidung noch immer nicht erfolgt. Die Carlistischen Bat terien haben heute wieder einige Schüsse abge geben. (Vgl. die ausführlichen Mittheilungen über das Bombardement von Jrun unter „TageSgeschichte".) Die „Union" will wissen, daß Don Alfonso v. Bourbon von Don Carlos mit einer wichtigen Mission bei den europäischen Höfen betraut wor den ist. Wie der „Moniteur" erfährt, find die Beleg stücke für die Antwortsnote, welche die französische Regierung auf da« letzte spanische Memorandum vorbereitet, bereits vollständig gesammelt. Dämmt- liche von der spanischen Regierung aufgestellten Beschwerdepunkte sollen in der Erwiderung ein gehend erörtert und durch authentische Documente widerlegt werden. Haag, Montag, 9. November, AbendS. (W. T. B.) Die Regierung hält, dem Vernehmen nach, ihren früheren Standpunkt in der Münzfrage auf recht und erachtet eS nicht für angezeigt, schon jetzt eine Vorlage über die Einführung eines neuen MünzsystemS ernzubringen. Die definitive Ent- scheidung in dieser Frage und die Aenderung der Währung dürfte vielmehr vorläufig noch hinauS- geschoben werden. Rom, Montag, 9. November, AbendS. (Tel. d. Dresdn. Journ.) Bis jetzt ist daS Resultat von 213 definitiven Kämmerwahlen bekannt. Nach wahlen find nach den bis jetzt vorliegenden Mel dungen in 200 Bezirken erforderlich. Von den Gewählten gehören 124 den gemäßigt liberalen Parteien und 80 der Opposition an; die Partei stellung von einigen Abgeordneten ist unbekannt. Tagesgeschichlt. Dresden, 10. November. Bei der am 5. November vollzogenen Reichstagswahl im XIV. Wahlkreise (Stadt Borna und die Gerichlsamtsbezirke Pegau, Borna, Colditz, Geithain, Frohburg, Rochlitz, Penig) ist nach amtlicher Zusammenstellung der Kreishaupt mann v. Könneritz in Zwickau mit 7136 Stimmen zum Abgeordneten gewählt worden; Buchhändler Fink in Leipzig erhielt 3L35 Stimmen. 1^. Berlin, 9. November. Die erste Berathung des Reichshaushaltsetats für 1875, mit welcher sich der Reichstag heute beschäftigte, wurde vom Präsidenten des Reichskanzleramts l)r. Delbrück mit einer längeren Rede über die Finanzlage des Reichs eingeleitct, aus welcher sich crgiebt, daß aus der Finanzverwaltung des laufenden Jahres ein Ueberschuß von mindestens 13'« Millionen Thalern erwartet wird. Bcmerkenswerth war ferner die Ankündigung einer Borlagc über Aufnahme einer Anleihe zur Deckung der außerordentlichen Aus gaben der Marine - und der Telegraphenvcrwaltung, einer Anleihe, behufs deren Verzinsung die Aufnahme von 400,000 Mark in den Etat noch Vorbehalten wird. Die Berathung selbst, an welcher sich die Abgg. Richter (Hagen), Frhr. v. Minnigerode, v. Benda, I)> . Lasker, Miquel und Di. Windthorst bethciligten, bewegte sich größtentheils um die Fragen, ob die — allseitig be klagte — Erhöhung der Matricularbeiträge durch Ver wendung des Ueberschusses vom laufenden Jahre ver mieden werden könne, und ob sich zu demselben Zwecke die Erhöhung der eigenen Einnahmen des Reichs em pfehle. Schließlich verwies das Haus den Militärctat und das Eapitel „'Matricularbeiträge" an die Budget commission, während bezüglich der übrigen Bn^gettheilc auch diesmal die Vorberathung in der bisher üblichen Weise, in Gruppen, stattfindcn wird. (Vergl. umstehend den ausführlichen Sitzungsbericht.) * Berlin, 9. November. Der Gesetzentwurf, betref fend die Einnahmen und Ausgaben des Reichs, welcher bereits im verflossenen Jahre dem Reichstage zur Berathung Vorgelegen hat, damals aber wegen der vielen, der Ansicht der Reichsrcgierung entgegenstehen den Veränderungen der Commission nicht zu Stande kam, dürste laut der „D. R.-C." in diesem Jahre dasselbe Schicksal erfahren. Auch diesmal ändert die Commission an der Vorlage in so bedeutendem Maße, daß, falls das Plenum sich den Vorschlägen und Beschlüssen der Commission anschließt — und bei der Zusammensetzung des Hauses dürfte dies unzweifelhaft sein — das Gesetz schließlich die Zustimmung des Bundesrathes nicht fin den dürfte. In unterrichteten Kreisen sieht man denn auch die Arbeiten der Commission schon jetzt als ver gebliche an. — Der Bundesrath hat den Präsidenten des Reichsoberhandelsgerichts zur Aeußerung über das Bedürfniß der definitiven Anstellung eines Beamten der Staatsanwaltschaft bei dem Gerichte Feuilletow Redigirt von Otto Banck. Erste Soiree für Kammermusik am 9. d. im Saale des „Hotel de Saxe", gegeben von den Herren Concertmeister Lauterbach, Kammermusiker Hüllweck, Göring und Kammervirtuos Grützmacher. Unsere geschätzten Ouartettspieler eröffneten ihre be kannten künstlerisch vorzüglichen Leistungen in dieser Saison mit den Quartetten k ttur Nr. 64 von I. Haydn, op. 59 O-llur Nr. 3 von Beethoven und einem Quartett vp. 15 b) wvll von S. de Lange. Das letztere zum ersten Male und in fein ausgcarbeiteter, klar gestaltender Wiedergabe vorgcführt, erwies sich als eine sehr interessante Novität. Der Componist behandelt Satz und Form in ungewöhnlich sicherer Weise und ohne daß sich dabei jene moderne routinirte Technik geltend macht, die das gedankliche Element beherrscht, statt demselben zu dienen, sich mit kühl cvnventionellen Formeln, aber mit gesuchter geistreicher Mache vor drängt. Erfindung und Gedankengang bekunden einen idealen Zug, Geist und Eigenartigkeit berühren uns sympathisch und fesselnd; und vermissen wir öfter den vollendeten Ausdruck der Intentionen in Steigerung und Vertiefung, so doch nicht Innerlichkeit und Erhebung der Empfindung. Sehr entschieden offenbart der ge haltreiche Allegrosatz die talentvolle, edler Richtung mit Ernst zugewandte Begabung des Componisten. Aus Haydn's Quartett sei nur der schöne Vortrag der Menuett und des variirenden Andante hervorgrhoben, aus dem Becthoven'schen die in Tonfärbung und Aus druck fein und warm empfundene Wiedergabe des An- baute, das wie ein leidvoll und hoffnungslos ertönendes nationales Klagelied um Verlorenes zum Herzen klingt, — endlich die virtuos meisterhafte Ausführung des Allegro molto, welche mit musterhafter Präcision im Zusammenspiel Tonkraft, geistigen Schwung und außer ordentliche, aber stets sicher beherrschte Steigerung ver einigte. C. Banck. Pariser Briefe. Paris, 4 November 1874. Der Aller - Seelen-Tag, der gestern gefeiert wurde, gab wieder ein rührendes Beispiel der Pietät, welche die Pariser für ihre Todten bewahren; dieses Gefühl hat sich das Volk von Paris, trotz des Skepticismus, dessen man es oft und mit Recht anklagt, durch alle Umwälzungen und Revolutionen hindurch bewahrt. Die hiesigen Kirchhöfe waren denn auch gestern von Menschen über füllt; das schönste Wetter begünstigte diese traurige Wallfahrt, dir schon so oft beschrieben worden ist und die sich alljährlich niit der gleichen düstern Monotonie wiederholt. An den Thoren des Pore-Lachaise wurde — um mich eines Pariser Ausdrucks zu bedienen — buchstäblich hucuv gemacht; die arbeitenden Klassen waren besonders zahlreich vertreten; diese trauernde Menge zog mit ihren Jmmortellenkränzen dem unteren Theile des Kirchhofes zu, wo die Armen und Elenden zumeist in einem gemeinsamen Grabe ruhen. Aber die Kirchhöfe von Paris sind Museen ver gleichbar; die von Touristen und auch von alten Parisern aus künstlerischen und aus historischen Interessen be sucht werden. Man ist schon hundert Male auf dem Pere-Lachaise gewesen, man hat sich bereits hundert Male dir Augen ausgesehen nach dem schönen Panorama von Paris, das sich hier entrollt, das aber ewig in Nebel gehüllt ist; man kennt sie bereits auswendig alle diese berühmten und gefeierten Grabstätten, die man schon so oft besucht hat — aber man fühlt sich immer veranlaßt, und nachdem dieser die Bedürfnißfrage bejaht, ist nunmehr, wie die „N. A. Z." erfährt, feiten des Bun desraths der Beschluß gefaßt worden, bei der Berathung des Etats im Reichstage auf Umwandlung der remune ratorischen Function in eine etatsmäßige Stelle eines Staatsanwalts beim Neichsoberhandelsgericht, übrigens ohne Erhöhung des im Etat als Remuneration bisher ausgeworfenen Betrages, hinzuwirken. — Zur Afsaire Arnim bringt heute die „D. R.-C." eine Reihe von 'Mittheilungen, deren wesentlichen Inhalt wir nachstehend reproduciren. Hiernach ist erst jetzt das Material, wel ches die Voruntersuchung zu Tage gefördert hat, in eine Hand gelangt, der der Auftrag erthcilt worden, auf Grund desselben eine Anklage zu formuliren. Qb, wenn der öffentliche Ankläger diese Anklage formulirt hat, dann auch das Stadtgericht aus Grund dieser An klage sich veranlaßt finden wird, den Proccß gegen Graf Arnim einzuleiten, lasse sich heute noch nicht be antworten. Uebrigens soll sich unter den sämmtlichcn Actenstücken, um deren Herbeischaffung es sich in dem Proccsse handelt, nur ein einziges befinden, welches von politischer Wichtigkeit ist, während die anderen alle ganz untergeordneter Natur sind. Gras Hermann v. Arnim- Boitzenburg, welcher sich bereits seit mehreren Tagen hier befindet, soll bis jetzt noch keine richterliche Vernehmung zu bestehen gehabt haben. — Der Generalpostdirector Or. Stephan ist von einem Ausflüge nach Breslau zurückgekehrt, wohin er sich in Begleitung mehrerer hö herer Postbeamten begeben hatte. Es handelle sich uni eine Probefahrt in einem nach neuem System erbauten Eisenbahnpostwaggon, welcher aus zwei Wagen besteht, welche zusammengekoppelt und mittelst Durchganges ver bunden sind. Der Raum für die Pakete und das Ex peditionsbureau für die Briefe sind dabei ganz getrennt, wodurch sehr bedeutende Räumlichkeiten gewonnen wer den konnten. Diese Eisenbahnpostwagen sollen zunächst am Rhein, im Elsaß und in Lothringen eingestellt wer den. Ein Telegramm aus Kopenhagen meldet, daß der König von Dänemank dem Generalpostdirector Stephan das Großkreuz des Danebrogordens verliehen hat. — Wie man der „Wes.-Ztg." telegraphirt, haben die in Kassel abgehaltenen Confcrenzcn der hessischen Ver trauensmänner über die Reform der Gemeinde- und Kreisordnung, dem Vernehmen nach, in allen wesent lichen Punkten zur Verständigung geführt. München, 8. November. Daß das Budget für die nächste, mit dem 1. Januar 1876 beginnende Fi nanzperiode nicht mehr in Gulden, sondern in Reichs mark aufgestellt werden soll, findet Bestätigung durch einen Erlaß des k. Staatsministeriums des Innern vom 31. vor. Vits., in welchem, wie der „N. C." erfährt, in Betreff der Herstellung des Verzeichnisses für die im Budget der 13. Finanzpcriode auszunehmendcn Straßen- und Brückenbaulen ausdrücklich bestimmt wird, daß der Kostcnbcdarf in Reichsmark auszudrücken sei. Prag, 9. 'November. Das Kais er paar ist gestern wohlbehalten in Kladrub angelangt und wurde von der massenhast hcrbeigeströmten Landbevölkerung enthusiastisch begrüßt. Die Majestäten haben vorläufig den Aufenthalt im ersten Stockwerke des Kladruber Jagdschlößchcns genommen, wo in aller Eile die ziem lich bescheidenen Appartements für den Empfang der kaiserlichen Gäste hergerichtet worden waren. Der erste Jagdausflug ist für heute projectirt, bei welcher Ge legenheit auch der Besuch der Stadt Paroubitz in Aus sicht genommen ist. Die dortigen Bewohner haben die umfassendsten Vorkehrungen getroffen, um die kaiserlichen Gäste, trotz ihres Jncognitos, scstlich zu empfangen. Der Besuch des Kaisers Ferdinand und der Kaiserin Maria Anna ist für Mittwoch Nachmittag bestimmt, doch wird der Aufenthalt des Kaiscrpaares in Prag nur einige Stunden dauern und selbstverständlich jedes offi- ciellen Charakters entbehren. Wenn nichtsdestoweniger die hiesigen nationalen Kreise an die diesmalige An wesenheit des Kaisers in Prag abermals weitgehende politische Combinationen knüpfen, so ist dies nur ein neuer Pendant zu dem alten Sprichworte, daß der Er- von Neuem angezogen von dem großen, undurchdring lichen Mysterium des Todes, das so viel irdische Größe auf einem so kleinen Raum vereinigt hat, und man kehrt zurück zu diesen elastischen Gräbern, deren Marmor- blöcke zu uns reden und uns sagen, wie viel Talent und Macht, Größe und Genie unter diesen längst schon geschlossenen oder vor Kurzem erst geöffneten Hügeln ruht. Hier sind sic alle vereinigt, Helden und Künstler, Minister und Diplomaten, die ihre Zeit beherrscht und mit Bewunderung erfüllt haben; betrachtet man den kleinen Raum, den sie jetzt noch cinnehmcn, alle diese Großen der Erde, so wird man unwillkürlich an den VcrS Lamartine's auf das Grab Napoleon's 1. ge mahnt: 1l ««t lir! io»» troi» ps» uu enlnnt I« mrsnrv! (Hier ruht er! In drei Schritten mißt ihn ein Kind aus!) Aber auch in artistischer Beziehung ist der Besuch der Pa riser Friedhöfe überaus lohnend; diese Stätten, die man me lancholische Haltepunkte an der Grenze zweier Welten nen nen könnte, sind in anmuthige Gärten verwandelt, aus deren geheimnißvollen Alleen die Grabdenkmäler hervor- blickcn: Statuen, Büsten, Medaillons, die oft von Mei sterhand gearbeitet und aller Bewunderung werth sind. Nach einem Berichte der Handelskammer werden in Pa ris jährlich nahe an drei 'Millionen Francs für Grab denkmäler verausgabt; der Pore - Lachaisc allein um schließt 55,0^0 'Mausoleen; diese Zahl Wächst natürlich mit jedem Jahre und diese Mausoleen werden am Aller seelentage mehr oder minder alle mit Jmmonellenkrän- zen geschmückt; man kann sich demnach verstellen, von welcher Bedeutung dieser Tag für die Industrie der Immortellen- und anderer Todtcnkränze ist; es giebt eine solche ausschließliche Industrie in Paris und sie florirt sehr; Paris allein conjumirt am Allerserlcntage mehr Immortellen als das ganze übrige Frankreich und trinkende sich selbst an einen Strohhalm klammert. Ernst genommen dürsen derlei Combinationen nicht werden, schon aus dem einfachen Grunde, weil man dadurch die weitere Irreführung des tschechischen Volkes ermöglichen würde. — In Bezug auf die Rcichsrathsb e- schick ungs frage verdient wohl das Factum hcrvor- gehoben zu werden, daß das radicalste tschechische Blatt, die hiesige „Svoboda", ganz entschieden für den Eintritt der nationalen Abgeordneten in den Rcichsrath plaidirt und dabei den Jungtfchcchen vor Augen hält, wie in- consequcnt sie handeln, wenn sic sich auf das sogenannte böhmische Staatsrecht als Hindcrniß ihrer Thcilnahmc an den Rcichsrathsverhandlungcn berufen. Ganz rich tig bemerkt das genannte Blatt, daß es für die tschechische Nation außerhalb der österreichischen Monarchie keine Möglichkeit der Existenz gebe, somit jeder tschechische Patriot vor Allem darauf bedacht sein sollte, Oesterreich zu kräftigen, statt demselben durch eine ebenso unsrucht- barc als unvernünftige Abstinknzpolitik Verlegen heiten zu bereiten. Leider ist der Mahnruf der „Svo boda" bisher 'Nichts weiter, als die Stimme eines Ru- senden in der Wüste, da dic Jnugtschcchen sich noch nicht so weit von ihren vererbten Vorurtheilen emancipirt haben, um dem Beispiele ihrer Stammcsgcnosscn aus Mähren zu folgen und den Rcichsrath zu beschicken. Da es fett vielen Wochen in ganz Böhmen nicht gereg net hat, herrscht gegenwärtig hier zu Lande ein solcher Wassermangel, daß nicht blos die Landwirthschast, sondern auch die Industrie und der Verkehr in der em pfindlichsten Weise darunter leiden. Die Felder konnten nicht rechtzeitig bestellt werden, die Wintersaaten sind schlecht aufgcgängen, die Schifffahrt ist allenthalben ge hemmt, und außer zahlreichen Mühlen müssen auch viele industrielle Etablissements, welche auf die Wasser kraft angewiesen find, stillestchen. Madrid, 3. November. Gestern hat infolge Be schlusses des Ministerraths der Munster des Innern, Sagasta, an die Statthalter der Provinzen einen Erlaß gerichtet, in welchem ausgesprochen wird, daß die Cor tes nicht vor der Beendigung des Bürgerkrieges be rufen werden sollen und ferner, daß die nächsten Cor tes, welche zusammentretcn werden, constitnircnde Cortes sein sollen. Die „A. Z." bemerkt zu dieser 'Meldung: Daraus geht hervor, daß die jetzige Regierung einmal die Dictatur noch sür eine unabsehbare Zeit in der Hand behalten will, und zweitens, daß sie die bestehende repu blikanische Rcgicrungsform nicht als eine definitive er achtet, sondern die Entscheidung über die Regicrungs- form ausdrücklich für eine offene erklärt. — Ücker die Kämpfe um den Besitz Jruns liegt heute nachstehender Bericht des Eorrespondentcn der „Krcuzzeitung", aus St. Jcau-de-Luz vom 6. 'November datirt, vor: Der gestrige Tag wurde zur Fortsetzung der Beschießung Jruns verwendet. Vom Beginn des Tages an richteten die Carlistcn von San 'Marcial aus ihre Geschosse hinab nach Fort Telegraph und Mendivil, ohne bis zur 'Mittagsstunde große Verheerungen angerichtet zu haben. Die Republikaner schienen schon hier und in der Art uns Weise, wie sie antworteten, fühlen zu lassen, daß ihre 'Munition knapp sei, und aus drei Carlisttichc Schüsse tam etwa ein Schuß der Republikaner. Wie am ersten Tage, so war auch heute unglaublich viel Volks draußen, selbst Damen in der elegantesten Toilette; ein enormer Platzregen fiel. Die Erfolge des gestrigen TageS sind nicht größer, als die des 4. 'November, allein die Carlisten haben entschieden daS Uebergcwicht. Ein Zeichen, daß die Republikaner sich schwach fühlen und sich eventuell schon mit dem Gedanken einer Räumung vertraut gemacht haben, ist es, daß sic bei Anbruch des Abends Jrun völlig in Brand schossen. Als wir gestern Abend gegen 10 Uhr uns von dort entfernten, war die Stadt ein Flammenmeer; und heute, wenn wir zurück kehren, werden wir kaum etwas Anderes, als verwüstete Häuser vorfindcn, und die so freundliche und wohl habende Stadt ist sür lange Zeit ihres Wohlstandes be raubt. Der Kampf um den Besitz Jruns ist an sich ja das ist ein abermaliger Beweis für die bereits hervor gehobene legendarische Pietät der Pariser für ihre Tobten. Der Allcrscclcntag — derjour tto-, mo>t», wie man ihn hier nennt —ist nicht nur ein mmnmtto mori, er gemahnt auch die Lebenden an das Herannahcn eines unvermeidlichen starren und frostigen Gastes — des Winters. Ja, der Winter steht bereits vor unsrer Thür und wir müssen sic ihm öffnen, wir mögen wollen oder nicht, sonst schlüpft er durch'S Schlüsselloch. Das Gc- rathenste scheint demnach, sich diesen schlimmen Gast zum Freunde zu machen. Hier in Paris schickt man sich denn auch bereits an, den Winter wie einen guten alten Freund zu empfangen; ich glaube auch wirklich, daß der Winter ein kleines tuGIo für Paris hat, weil er weiß, daß er hier immer vergnügte Gesichter und tanzlustige Beine findet. Die Geigen find denn auch wirklich schön gestimmt; die große Welt kehrt von ihren Schlössern zur Stadt zurück; in den ChampS-Elysöes sieht man wieder schöne Equipagen; im Bois-dc-Boulognc sonnen sich elegante Herbsttoilctten in den letzten Strahlen dcS «tä äo la 8ulut-lstrntm, wie man hier den Spätherbst nennt, der in der Regel schön zu sein pflegt; in den Theatern blitzen wieder Diamanten auf schöncu 'Nacken und in leider zumeist falschen Haaren. Apropos von Diamanten — seit einigen Tagen hat sich in Paris die Kunde verbreitet, daß die Königin Isabella von Spa nien im Begriffe stehe, ihre Diamanten verkaufen zu lassen, und zwar nicht hier sondern in London, auf dem großen Edclsteinmarkte, auf dem auch die Kaiserin Eu genie die kostbaren Erinnerungen ihres einstigen Glan zes hat verschwinden sehen. Die Diamanten haben auch ihre Schicksale . . . imbout «un tuttr. 'Man sagt, daß die Königin von Spanien sich aus pccuniären Rücksich ten zu diesem Schritte veranlaßt sehe. Was wird nun
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