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Sächsische Elbzeitung Tageblatt für die Sächsische Elbzeitung enthält die amtlichen Bekanntmachungen des Siadi- »als zu Bad Schandau, des Hauptzollamts Bad Schandau uud des Finauzamis Leb- »itz. H e i m a tz - '»un g für Bad Schandau mit seinen Ortstcilcn Ostrau und Pvsicl- Witz und die Landgemeinden Altendorf, Goßdors mit Kohlmühlc, Kleingießhübel, Krippen, Lichtcnhain, Mittelndvrf, Porschdorf, Prossen, Nathmannsdvrf mit Plan, Ncinhardtsdorf, Schmilka, Schöna, Waltersdorf, Wcndischfähre. Truck uud Verlag: Sächsische Elbzeitung, Alma Hieke, Inh. Walter Hieke, Bad Schandau, Zaukenstr. 134. Fernsprecher 22. Postscheckkonto: Dresden Sir. 33 327. vemeindegirokonto: Bad Schandau Nr. 12. Geschäftszeit: wochentags 148—18 Uhr Sächsische Schweiz Die Sächsische Elbzeitung erscheint an jedem Wochentag nachmittags 4 NLr. Bezugspreis: monatlich srei Haus 1.85 NM. «einschl. Botengeld), für Selbst- abholcr monatlich 1.65 NM., durch die Post 2.V0 NM. zuzügl. Bestellgeld. 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Dasselbe Sicgcsgeschrei tönt ans dem - Lager ihrer roten Brüder in Belgien: Eine fühlbare Lohn- erhöhnng haben die unter Anwendung aller Mittel dnrch- gckämpftcn Massenstreiks zuwege gebracht, und darüber hinaus ist cs gelungen, die 40-Stnndcn-Woche dnrchzn- scycn. Sowohl die Volksfront-Negierung des französi- § scheu Ministerpräsidenten Blum als auch das neue bel- ! gische Kabinett van Zeeland haben gegenüber den roten ! Agitatoren in der Tat nachgcgcbcn, weil sie sich anher- stände sehen, in einer anderen Form die Lage zn mei- s stcrn. Ob sich die Hoffnungen der Negierungen in Paris i und Brüssel erfüllen, steht freilich ans einem anderen Blatt. Einstweilen wird, wenngleich auch in vermindertem Um- j fange, tagtäglich noch ans beiden Ländern über neue t Massenstreiks berichtet. Dah die Einführung der 40- l Stnnden-Woche aber als rein dcmogogischc Mahnahme , von den Kommunisten dnrchgesctzt worden ist, läßt sich schnell durch eine» Hinweis auf Sowjetruhland begrün de«, wo die 40-Stundcn-Wochc nnr vom Hörensagen be kannt ist, wo die schlimmste Ausbeutung nach der soge nannten Stachanow-Methode versucht, höchste Nutzeffekte aus der bolschewistischen Staatswirtschaft herausznprcsscn. Es geht eben bei den revolutionären Erschütterungen, die wir gegenwärtig in Spanien, Frankreich, Belgien und in den letzten Tagen anch in den östlichen Nandstaaten er leben, den sorgfältig im Hintergrund bleibenden Basalten Moskaus gar nicht um das soziale Wohlergehen der drei- j ten Masseil der Schaffenden. Die sogenannten Streik bewegungen sind letzten Endes nur inszeniert worden, j um den Aufmarsch der bolschewistische» Stohtrupps zu verschleiern und nm das große Heer der Mitläufer für , den Tag des groben Umsturzes langsam und kaum merk bar cinzugewöhncn. Wir dürfen uns darüber keiner Täuschung hingeben, dah der bolschewistische Kampf um ' die Macht in alle« Kulturstacncu durch die ucue beweg liche Taktik überaus gefährlich geworden ist. Der Geg ner hat es verstanden, sich geschickt zn tarnen. Wenn sich die roten Nebel lichten, dann wird der Jammer der Ucbcr- tölpelten groh sein. Englische Reaipoliiil Die englische Negierung hat, ohne irgendwelchem sen timentalen Empfinden Raum zu gebe», kurz entschlossen, ihre seitherige SanktivnSpolitik ausgegcbcn, als sie cin- schcn muhte, dah der Völkerbund nicht die Macht besah, , allen Mitgliedstaaten die konsequente Durchführung der Sühnemahttahmen gegenüber Italien ansznerlegen. Po litische Erwägungen nnd wirtschaftliche Interessen haben in vielen Mitgliedstaaten des Genfer Bnndcs den Wider stand gegen die Sanktionspolitik ständig gestärkt. Im mer mehr häuften sich in der letzten Zeit die Stimmen ans aller Welt, die eine schnelle Aufgabe der Sanktions- politik forderte». Die englische Negiernng hat nunmehr kurz uud bündig die Folgerungen aus der tatsächlichen Lage gezogen, und sie wird zweifelsfrei in Genf für den entscheidenden Entschluß die nötige Unterstützung finden. Ob freilich mit der Aufgabe der Sanktionspolitik Italiens Rückkehr in das Konzert der europäischen Mächte erkanft werden kann, erscheint fraglich, wenn die Mel dungen aus Nom zutrcffeu, «ach denen Mussolini ent schlossen sein soll, nunmehr anch die Anerkennung der durch die italienische« Waffe« geschaffene« Tatsache« z« verlange« und durchznsetzen. Man darf sich also darauf gefaht machen, dah die kommende Tagung des Völker bundes interessante Auseinandersetzungen bringen nnd das morsche Gebäude einer nenen schweren Belastungs probe unterziehen wird. Kein Wunder also, wenn der Chor derer, die täglich die Revision des Völkerbunds-- Statuts als vordringlich bezeichnen, wächst. Chinas dornenvoller Wiederaulstieg Bedrohliche Nachrichten kamen in der letzten Woche aus dem Fernen Osten. China, dessen Wiederaufstieg sich unter den schwersten inneren Erschütterungen vollzieht, schien wieder einmal am Rande eines Bürgerkrieges zu stehen. Die Führer der Südwestproviuzeu haben von Kanton ans eine große Bewegung eingeleitet, die sich angeblich gegen den japanischen Expansionsdrang richtet, sich praktisch aber außerordentlich störend ans die system volle nnd gnt durchdachte friedliche Aufbauarbeit des Marschalls Tschiangkaischek in Nanking auswirkt. Die Nankiug-Negieruug hat in der letzten Zeit eine gemäßigte Haltnng gegenüber Fapan eingenommen, die sich im Inter esse der friedlichen Aufwärtsentwicklung des chinesischen Reiches als einzig möglich erwiesen hat. Sei es aus > Grüudeu persönlichen Ehrgeizes und Machthungers, sei es ans andere» gegenwärtig kaum durchsichtigen Motiven, aus jeden Fall entfachten die politisierenden Generale des ! Sudwestcns eine Vcwegnng, die, znmal sic anch große Teile der nationalgcsinnten chinesischen Jngcnd ersaßt hat, außerordentlich große Gcsahrcnmomentc mit sich bringen muß. Zwar ist es bisher nicht zn dem Ansbrnch offener Feindseligkeiten zwischen Nanking nnd Kanton gekom men, aber die Lage hat sich so gestaltet, daß Japan sich veranlaßt sah, zn intervenieren. Es heißt, daß von japa nischer Seite vcrsnchl wird, angesichts der antijapanischcn Propaganda ganz wesentliche Zugeständnisse als Sichc- rnng von den Chinesen zn erhalten, so die militärische Ucbcrwachnng der chinesischen 2!>. Armee durch japanische 80. Jahrgang Offiziere, eine maßgebende Einflußnahme auf die Ver kehrs- nnd Wirtschaftspolitik Nordchinas durch eiue japa- uischc Anleihe, deren Verwendung scharf überwacht werden soll, nnd schließlich einen personellen und organisatori schen Umbau des bestehende» Hopci-Tschachar-Negiernngs- anSschlisses, der diese» der Aufsicht der Naukiugcr Zen- tralrcgicruug eutziehcu uud seine Annäherung an die autonome Ost-Hopci-Ncgiernng hcrbciführcn soll. Diese Fordernngcn zeigen, daß die Nutznießer ans der Fortdauer der inuerchincsischeu Spannungen bestimmt uicht die Chinesen selbst sind! Aushebung der Sanktionen Unterhauserklärung Edens London, l!). Juni. Das Unterhaus bcganu die Aussprache über die Aufhebung der Sanktionen mit dem üblichen Frage- nnd Antwortspicl. Das Hans war trotz der Wichtigkeit der zn erwartenden Ereignisse nur mäßig gefüllt. Die Gale rien für die Diplomaten und das Publikum waren aller dings bis auf den letzten Platz besetzt. Als Eden sich erhob, rief die Opposition ironisch: „Steh fest!" In seiner Rede vor dem Unterhaus erklärte Edcu, die britische Negierung werde jeden Beschluß loyal durchfüh ren, der auf der kommenden Völkcrbnndsvcrsammlung in Gens gefaßt werde. Die Negierung beabsichtige, anch diesmal die Führ u n g zn übernehmen. Wenn sich die Frage erhebe, waö der Völkerbund tu» solle, so müsse man in erster Linie zugcbcn, daß der Zweck, zu dem man die Sanktionen auscrlcgt habe, nicht er reicht worden sei. Nach reiflicher Erwägung sei er zu der Ansicht gekommen, daß die Fortsetzung der Sühne- masmahmcn, nm damit einen Druck auf Italic» auszu- übcn, kciucrlci Nutze» habe. Man habe sich eben schwer verrechnet. Der Feldzug der Italiener in Abessinien habe Erfolg gehabt. Daraus ergebe sich eiue Lage, die nur durch eiue m i l i 1 ä r i s ch e Aktion von außerhalb rückgängig gemacht werden könnte. Er stelle die Frage, ob es irgendein Land gebe, das bereit sei, diese militärische Aktion zu ergreifen oder ob auch nur ein Teil der öffentlichen Meinung Groß britanniens bereit sei, dies zu tun. Wenn der Völkerbund die Absicht habe, in Abessinien einen Völkerbnndsfrieden zn erzwingen, dann müsse der Völkerbund z» einer Handlung schreiten, die unvermeidlich znm Krieg im Mittelmeer führe. Niemand könne aber Voraussagen, ob ein solcher Krieg ans das Mittelmeer beschränkt bleiben würde. Man könne nicht annchmen, daß der Völkerbund eine solche Entwicklung wolle. Die britische Negiernng sei ans seinen Natschlag, den er in seiner Eigenschaft als Außenminister gegeben habe, nach reiflicher Ucbcrlcgnng zn dem Schluß gekommen, daß sie leine Macht habe, noch länger diese Maßnahmen fort- zusctzcn, um einen Druck auf Italien nuszuttbcn. (Zu rufe: „Schande!" bei der Opposition und Beifall der Nc- gicrungsanhängcr). Die Gründe für diese Entscheidung beständen darin, daß nicht erwartet werden könne, daß die Fortführung der bestehenden Sanktionen die Lage Abessiniens wieder Herstellen werde, die zerstört wor den sei. Die britische Negierung sei nicht bereit, eine militä rische Aktion zu ergreifen. Eine Fortsetzung der Sanktionen würde aber nur zu einem Zusammenbruch der Saultions- front führen, so daß sich der Völkerbund in Kürze in einer noch abträglicheren Lage als jetzt befinden würde. Die Zusicherungen ans Beistand im Falle eines An griffs im Mittelmeer, die Großbritannien gemäß Arti kel 16, Absatz 3, gegeben habe, würden während der Dauer der unsichere« Periode aufrcchtcrhaltcn werden, die not wendigerweise auf die Aufhebung der Sanktionen folgen würde Angesichts der Erfahrungen der letzten Monate habe die Negierung beschlossen, im Mittelmeer ständig eine Verteidigungsposition aufrcchtzucrhaltcn, die stärker sei als die vor Beginn des Streites. Die Völkerbundsreform müsse bis zur Herbsttagung verschoben werden, weil wohl kein Volk bereit sein würde, diese Frage auf der nächsten Versammlung zn behandeln. Er glaube, daß eine solche Prüfung nnr erfolgen könne, nachdem die Sanktionen liquidiert seien. — Er wünsche klarznstetten, daß nach Ansicht der Negiernng der Völker bund fortgcführt werden müsse. (Gelächter der Oppo sition.) Eden wandte sich hierauf Deutschland zu und sagte: „Die Mitarbeit Deutschlands ist für den Frieden Euro ¬ pas nicht zn cntbchrcn, und wir wünsche» nichts Besse res, als mit Deutschland zu diesem Zwecke zusammcn- zuarbcitcu". Minister Eden ging dann ans die Fühlungnahme mit Deutschland ein sowie ans die Gcncralstabsbcsprechunge». Znm Schluß erklärte er: Es war für uns uud Europa wichtig, dessen versichert zu sein, daß Deutschland glaubt, daß ein Punkt erreicht worden ist, an dem es erklären kann, daß cs den politischen Status Europas anerkennt, abgesehen davon natürlich, wie dieser späterhin durch freie Verhandlungen und Uebercinkommcn abgcändcrt wird. Eine offene nnd beruhigende Antwort ans diese Fragen, dessen bin ich sicher, würde ein Signal für die Nückkchr des Vertrauens sein. Wenn eine Versicherung über diesen Punkt gegeben werden könnte, würden alle Elemente in der gegenwärtigen Lage gegeben sein, die nns gestatten würden, den Versuch zu unternehmen, eine dauerhafte Negclung iu Europa abzuschlicßen, die auf dem Verschwinden der entmilitarisierten Zone beruht. Das war das Hauptziel der Mitteilungen, die der britische Botschafter der deutschen Negierung am 6. Mai übermittelte Die Fragen, die damals der deutschen Ne gierung gestellt wurden, waren unserer Ansicht nach sehr notwendig. Ans diesem Grnnde glaubt die Negierung, dazu berechtigt zu sei», eine baldige Antwort der deui- schcn Negierung zn erwarten, eine Antwort, die, wie wir hoffen, einen Fortschritt der Verhandlungen bedeutet, die wir in erster Linie erfolgreich verwirklicht zn scheu wüuschcn. Als Sprecher der Opposition kündigte Attlee einen M i ß t r a n e n s a n t r a g gegen die Negierung Bald win an. Im weiteren Verlauf der Sitzung nahm anch Ministerpräsident Baldwin das Wort. „Der Völkerbund", so erklärte er, „müsse ans seiner Herbsttagung den ganzen Fragenbereich der kol lektiven Sicherheit allen Ernstes prüfen. Nach Ansicht der englischen Negierung sei auf diesem Gebiet ein völliger Fehlschlag zn verzeichnen. Der Völkerbund müsse jederzeit eine dem Angreifer sofort überlegene Streitmacht zur Verfügung haben. Gerade die Erfahrungen der letzten Monate hätten doch eine deutliche Sprache gesprochen. Zur europäischen Lage übergehend, setzte sich Baldwin dafür ein, daß Deutschland, Frankreich nnd England für den Frieden Europas Seite au Seite Zusammenarbeiten sollten. Das sei das Wichtigste. Hoffentlich kämen Fran zosen nnd Deutsche aus einer Konferenz zusammen, die einer besseren Sicherheit und dem Frieden Europas dien lich sei. Das sei die Hoffnung der englischen Negiernng. Lloyd George erklärte, Eden gehe nach Genf, nm den Völkerbund zu zerstören. Von diesem Augenblick an werde es nur noch internationale Anarchie geben. Die Gesamtheit der Mittelmeermächte sei bereit, Großbrilau- nic zn unterstützen, nnd die Negiernng laufe fort. Lloyd George ging dann dazu über, die Negierung unter dem Beifall der Opposition lächerlich zn machen. Lloyd George antwortet Eden Im englischen Unterhaus ergriff Ltoqd George für die liberale Opposition das Wort; er erklärte, Ede» gehe nach Genf, um den Völkerbund zu zerstören. (Ls habe keinen Zweck, wenn Eden noch sage, daß er den Völkerbund wie- berherstellen wolle. Die Reihen des Völkerbundes seien nicht zerbrochen. Eden gehe vielmehr hin, um dies zn tun. Als man die Sanktionen begonnen habe, sei die Flotte nicht be reit gewesen. Sie habe keine ausreichende Munition unter döeser patriotischen Negierung gehabt. Er glaube es einfach nicht, wenn gesagt werde, daß die große britische Flotte den Italienern nicht hätte entgegenaestellt werden können. Jetzt