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02-Abendausgabe Dresdner Nachrichten : 07.09.1906
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1906-09-07
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19060907023
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1906090702
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1906090702
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1906
-
Monat
1906-09
- Tag 1906-09-07
-
Monat
1906-09
-
Jahr
1906
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Ein heute veröffentlichtes amtliches Eommuniquö weist zunächst darauf hin, daß die revolutio när« Bewegung seit zwei Jahren eine außerordentliche Stärke erreicht und besonders seit dem Frühjahre dieses Jahres stark zugemnnmen habe. Kein Tag vergehe ohne irgend ein neues Verbrechen. Meutereien, Attentate und Räubereien folgten sich ohne Unterbrechung. Tic revolutionären Organisa- tionen arbeiteten darauf hin, das ruhige Werk der Negierung zu hindern und der Möglichkeit eines schöpferischen Staals- lebens ein Ende zu machen. Verschiedene Gruppen der Gesell schaft erwarteten von der Regierung eine Erklärung über die Ursache dieser Verbrechen und die Haltung der Staats- gewalt hinsichtlich derselben. Die Negierung Halle es für nötig, zu erklären, daß die Revolutionäre schon vor Auflösung der Duma eine von Heer und Flotte unterstützte Erhebung und allgemeine Agrarbewegung vorbereiteten. Nach Auslösung der Duma und Ergreifung verschiedener Maßnahmen gegen die Agrarunruhen hätten die extremen revolutionären Gruppen beschlossen, durch Ermordung höherer Beamten auf das Land zu wirken und die Negierung zu erschrecken. Pflicht der Negierung sei es jedock^, ihre Ziele nicht zu ändern. Es sei unmöglich, den Willen der Regierung zu brechen, der auf die Wiederherstellung der Möglichkeit, zu leben und in Freiheit zu arbeiten, gerichtet sei. Durch das Staatsintercsse sei es geboten, mit allen Kräften der Lösung dieser Aufgabe zuzu- streben und der gewalttätigen Revolution Halt zu gebieten. Ins einzelne gehende Anweisungen seien den örtlichen Be hörden für den Kampf gegen diese Elemente erteilt worden. Die Verwaltungen würden mit allen Kräften alle gesetzmäßigen Mittel in Anwendung bringen, um der Propaganda der Ge walttätigkeit ein Ende zu bereiten und die Unruhen mit Waffen- gewalt zu unterdrücken. Die Verantwortung für die Opfer werde den Agitatoren zufallen. Da das gewöhnlich« Gerichts verfahren den gegenwärtigen Umständen nickst entspreche, habe die Negierung gewisse schwere Verbrechen Kriegsgerichten zu- gewiesen, sodaß das gerichtliche Verfahren und die Ausführung de- Urteils dem Verbrechen auf dem Fuße folgten. Die Regie» rung könne aber nicht ihre Aufmerksamkeit auf die Unter- drückung der Revolution beschränken. Ebensowenig würde es den Interessen Rußlands entsprechen, sich nur mit der Ver wirklichung liberaler Reformen zu befassen. Die Revolution würde dann kämpfen für die Vernichtung des Staates und der Monarchie und für die Einführung des sozialistischen Regimes. Der PlanderRegierungfei deshalb klar: die Ordnung aufrecht zu erhalten durch entschlossene Maßregeln, das Volk gegen. revolutionäre Ausschreitungen zu schützen und zu gleicher Zeit mit ollen Kräften dahin zu streben, eine n e n e auf Gesetz und vernünftige Freiheit gegründete Ordnung zu schaffen. Die Regierung wisse, daß ein Teil dieser Fragen durch die Duma und den Reichsrat, die anderen dringenden Fragen sofort entschieden werden müßten. Die «rstcren würden bis zur Ein berufung der Duma durchgearbeitct werden. Zu den anderen gehöre in erster Linie die Agrarfrage. Tie Regierung werde dafür sorgen, daß iw Gegenden, wo wirklicher Landmangcl herrscht, sofort eure Besserung der Lage herbeigeführt werde, und werde der Duma zur Lösung dieser Frage reiches Material zur Verfügung stellen. Auch einige dringende Maßnahmen hin- sichtlich der bürgerlichen Weichheit und der Religionsfreiheit würden zur Ausführung gelangen. Die für die altgläubigen Bauern bestehenden Einschränkungen würden aufgehoben und ihre Rechte gesetzlich festgeftellt werden. Erwogen werde ferner ' » EM—— hinsichtlich der Judensrage die Aufhebung gewisser aufreizender Bestimmungen und die Neuregelung der Beziehungen zwischen den Juden und der russischen Nation. Vorgesehen sei die Ver mehrung der Volksschulen in Verbindung mit der Einführung der allgemeinen Sckmlpflicht und Verbesserung der Lagv der Volksschullehrer, wofür bereits 51/2 Millionen Rubel im Budget eingestellt seien. Zahlreiche Gesetzentwürfe würden der Duma oorgelegt werden. Die Regierung befasse sich mit Gesetzen über das Vereins- und Versammlungsrccht, über die Presse, Religionsfreiheit. Unverletzlichkeit, de» Person, bürgerliche Gleichheit, Verbesserung der Lage'dcr Bauern und Arbeiter, Reform der örtlichen Selbstverwaltung, Einsührnng der Semstwvs in den baltischen und westlichen Provinzen, der Semftwos und Munizipalitäten in Polen, Reform der Ge richtsbehörden und der höheren und mittleren Schulen, Ein führung der Einkommensteuer, Verschmelzung der allgemeinen Polizei mit der Gendarmerie. Die Ansnahmeregcln zur Auf rechterhaftung der Ordnung und Sicherheit sollen in ein Gesetz znsammengesaßt werden. Die Einberufung eines allgemeinen Kirchcnkonzils soll vorbereitet werden. Die Negierung rechne fest auf den Erfolg der gesetzgeberischen Arbeiten in der nächsten Tagung der Duma und stütze sich auf die Sympathien der per- ständigen Gruppen der Gesellschaft. Die Negierung hglte es für ihre Pflicht, die in der Presse oder in öffentlichem Ver sammlungen ansgesprochene öffentliche Meinung nicht zu unter drücken. Wenn Presse und Versammlungen aber gebraucht würden, um revolutionäre Ideen in Umlauf zu setzen, würden alle gesetzlichen Maßregeln angeivendct werden, um eine Propaganda der Zerstörung und Gewalttätigkeit zu verhindern. Wildpark. Der Kaiser und die Kaiserin, Prinz und Prinzessin Eitel Friedrich, sowie die Prinzen August Wil helm und Oskar liaben vormittags 1(p,h Uhr die Reise nach Breslau angetreten. Zur Verabschiedung war auf dem Bahnhose Prinzessin Victoria Luise zugegen. Breslau. Zum Empfange des Kaisers und der Kaiserin -ist die Stadt. Breslau reich geschmückt. Der Magistrat hat eine besondere Feststraße einheitlich Herrichten lassen. Diese sührt vom Bahnhofe über den Tauenzienplatz zum Kai' arotzerer Triumphbogen. Der ZM Provinz ist außerordentlich groß. Das Wetter ist warm. Heute morgen siel etwas Regen. Plauen t. V. Me der „Vogtl. Anz." meldet, sind in vergangener Nacht in Filgramsrcuth bei Behau in Bayern durch eine Feuersbriinst 12 Wohnhäuser nebst einer Anzahl Neben gebäude cingeäschert worden. München. Der deutsche Kronprinz traf heute früh 7 Uhr, von Tegernsee kommend, in Begleitung seines per sönlichen Adjutanten hier ein und reiste um 7,15 Uhr mit dem Schnellzuge nach Schlesien zu den Kaisermanövcrn. Frankfurt (Mailst. Wie der „Franks. Ztg." aus Montreal gemeldet wird, entdeckten Landmesser der Negierung im Gebiete des Keace River in der Nähe des Forts St. John (Britisch-Columbiaj sehr ausgedehnte reichhaltige Gold lag er. Wien. Ans Anlaß des Kongresses der deutschen Eisenbahnverwaltungen saiw gestern abend ein Emp fang tm Ratl> ause statt. Bet der Festtafel brachte Bürger meister Lueger ein Hoch auf Kaiser Franz Joseph, Kaiser Wil helm und die übrigen Staatsoberhäupter aus. Der Präsident des KoiigresseS. Bebrens, trank mit Worten dcS Dankes für die Etiiladung auf die Stadt Wien und den Bürgermeister Lueger. Ministerpräsident Freiherr v. Beck trank znm Schlüsse auf oaS Gedeihen des Vereins deutscher Eisenbahnverwaltungen. nnlnng werde sich im übrigen darauf beschränken, die linien der künftigen Kultus-Organisation festzusetzen.,Ein nationalistische Blätter wollen wissen, daß die Bischöfe Paris. Ueber den bisherigen Verlauf der Bischofs- konferenz berichten mehrere Blätter die Mitteilung, daß die Versammlung sich besonders mit der Frage beschäftigt, unter welchen Bedingungen die gegenwärtig bestehenden Kirchen- verwaltungcn ihre Tätigkeit einstellen, durch welche neue Orga nisationen erweckt und aus welche Weise die Mittel zur Unter- Haltung des Kultus beschosst werden sollen. Die Bischoss- versammlnng ^ ^ ^ Hauptlinie zelnc notic . , . . , ... beabsichtigen, in Ruhe das Vorgehen der Regierung abzuwarten. Die Vorgänge bei den Inventar-Aufnahmen hätten gezeigt, mit welchen Schwierigkeiten und Gcsahren ein gewaltsames Vor gehen gegen die Geistlichkeit verbunden sei. Sehr eingehend sei die finanzielle Frage erörtert worden, da cs sich darum handle, jährlich 40 Millionen Francs für den Unterhalt des Klerus und 20 Millionen für Gottesdienstzweckc auszutrciben. Madrid. Die Bergarbeiter in der Umgegend von Bilbao beschlossen, die Arbeit wieder aufzunehmen. — Der B ä ck e ra u s st a n d in Coruna ist beendet. Die Gehilfen haben ihre Forderungen durchgesetzt. Madrid. Die großen Regengüsse in verschiedenen Teilen Spaniens halten an. London. Wie der „Tribuna" aus Washington ge- meldet wird, beabsichtigt Senator Bailey aus Texas, sich von der demokratischen Partei als Kandidat für die Präsidentenwahl ausstellen zu lassen. Er erklärte sich als Gegner der von Bryan vorgeschlagenen Eisenbahnvcrstaatlichung. Petersburg. Ein vom Kaiser genehmigter Beschluß des Ministerrats über die Errichtung von Feldkriegs gerichten in den Bezirken, die unter dem Kiicgsrechte oder »n Zustande des außerordentlichen Schutzes fick befinden, be stimmt u. a.: Falls es sich um offenkundige Verbrechen handelt, ist keine Unteriuchun« notwendig. Das aus einem Vorsitzenden und vier -Offizieren bestehende Gericht tritt auf BefeA des Gcneralgonverneurs binnen 24 Stunden nach Verübung des Verbrechens zusammen und entscheidet in 18 Stunden in ge- heimcr Sitzung. Das sofort rechtskräftige Urteil wird in 24 Stunden vollstrcckt. Washington. Ter Schatzsekretär Shaw bat bekannt einfuhr da gegeben... daß zur Erleichterung der Goldeinfuhr da? Schatz amt vom 10. September ab bis auf weiteres bei den National- bnnken Einlagen machen werde. Bonds und Anlaaewerte, die nach den, Gesetz von Sparbanken erworben werden dürfen, werden zu 00 Prozent des Wertes angenommen bis zur Ankunft der betreffenden Goldsendung. Der Einlage muß aber der wirkliche Abschluß für die Goldeinfuhr vorangehen und die Einlage muß elngelöst werden, sobald das Gold eingegangen ist. Philadelphia. Es ist eine Aufzeichnung deS früheren Präsidenten der Real Estate TrustComtzany, Hippie, die er vor seinem Selbstmord gemacht hat, aufgefunden worden. In dieser heißt es, daß Seg<A alles Geld erhalten Hab«. Er selbst sei hintergangen worden und trage allein die Schuld. OertlicheS rmd Sächsisches. Dresden. 6 September. —* Se. Majestät der König reiste heute früh 4 Uhr 58 Minuten, nachdem er sich schon gestern abend in dem Salon wagen zur Ruhe begeben hatte, zur Brigadebesichtigung nach Zittau ab. Von Zittau trat er 11 Uhr 13 Minuten vormittags die Reise nach Schloß Sibyllcnort an, wo das Eintreffen gegen 4 Uhr nachmittags erfolgen wird. —*KönigFriedrichAugust traf heute früh s/7 Uhr mittels Sonderzuges in Zittau ein. Empfang am Bahn- Hofe fand nicht statt. Der König ritt unter Führung eines Leutnants vom dortigen Infanterie-Regiment durch die Stadt direkt nach dem Manovergelände bei Eckartsberg. Hier wurden zwei Angriffsaufgaben vorgenommen. Der König besichtigte dann die 46. Infanterie-Brigade und kehrte gegen 11 Uhr wie der nach Zittau zurück und fuhr 11 Uhr 13 Min. über Löbau Kunst und Wissenschaft. 4* KSntgl.Hofschans-tel. Ein neuer jugendlicher Held lst unserer Hofbühne erstanden : AntonTiller. Er kommt von Brünn, soll Herrn Decarli ersetze» und ist mit bestimmter Rollengnrantie fest engagiert. Die Wichtigkeit des Faches, das der domo novus hier vertreten soll, hätte rin Gastieren erheischt oder wenigstens in irgend einer redseligen „Mitteilung" die Angabe der Gründe er fordert. die das Prvbesplel unmöglich erscheinen ließe». Herr v Schuch — »Ummus opiscopns! — hat den umgen Mann gesehen »nd empfohlen, die Kritik braucht mir Ja und Amen zn dem k-»it »ccompli zu sagen. Schade, daß sie daS nach dem gestrigen Abend nur bedingt tun kann. Man wollte den Debütanten, Wiener von Geburt und Geblüt, jedenfalls so günstig wie möglich einführen und gab ihm darum eine Dialektrolle, den jungen Schalanter <n Anzcngnibcrs VoltSstück „Das vierte Gebot". Was man nach dieser Talenthrobe über Herrn Tiller sagen kan», sei gen, gesagt. Der Künstler bringt vor allem ein wichtiges iequisit^ für sein Fach mit: die Jugend: dazu kommen weitere gute Figur, ein ausdrucksvolles Auge, lebendiges "" prrament. Dies knimte man an seinem inschätzcn, — die beiden ZorneSaiiS- brüche, die die Nolle ihrem Träger an die Hand gwt, waren brillant in Szene gesetzt, mit überraschender Natürlichkeit gespielt und gesprochen. Im letzten Aufzuge dagegen, in der ergretfenden Szene mit der Großmutter, störte an Herrn Tiller ein leichter theatralischer Einschlag, ein Unterstreichen der GefülilSmomente. Hier war sein Vorgänger. Herr Franz, der den Marti» zn seinen besten Rollen zählen durfte, in seiner anspruchslosen Schlichtheit eindrucksvoller. Daß der Debütant an Echtheit in der Aufmachung nichts zu wünschen übrig lassen, daß er einen unverfällchten Wiener „von die Hintergründ" ans die Szene stellen würde, ivar zu erwarten: hier erfreute manche kluge Beobachtung, manche treffsichere Ausmalung deS Details. Ob das Engagement des Herrn Tiller. der auch einen Teil der Rollen des Herrn Wierth übernehmen wird, um diesem mehr Beweguiigsftetheit in der Lustspielbeschästtgiiiig zu geben, eine entschiedene Äereicherimg des Personalbrstaiides unseres Hostchausvicls bedenlet. wird man erst nach seinem Siegfried in Hebbels „Nibelungen" sagen könne», die ja nun endlich neueiiistndiert freudiastbrgrübt. demnächst in Szene Negni»! für lein ,zacy nur: o äußere Vorzüge, ante Figur, ein Mienenspielnnd ei» Heines Tempr Martin sogar besonders hoch ein gehen sollen. — Im übrigen braucht von der Vorstellung nur summarisch die Rede zn sein. Sie war so »nzulänalich, wie selten eine im Sckinnsoielbansc, und ging immer nur ruckweise vorwärts. Lediglich die Damen Blclbtreu. Pölitz und Serda, von den Herren außer Herrn Tiller eigentlich »nr Herr Rens und Herr Stahl gaben dem Dichter, was des Dichter? ist: die übrigen Mitwirkenden batten vo» dem wunderbare», hvlzschnittartigen Stil des kräftigen Volksstnckes kaum einen Hauch gespürt, oder vergriffen sich wenigstens arg im To». Selbst Herr Wicne, der viel zn schwer »nd laut war, sonst aber den alten Schalanter noch beute zn seinen besten Rollen zählen durfte, wenn er gestern nicht so sehr mit dem Text seiner Rolle zu kämpfen gehabt hätte. Ganz versagte diesmal auch waS sonst nie vorkomiiit — Frl. Diacono. Ihre Schalanterin war fast so nnmöglich wie der Hutterer des Herrn Wogritsch. Sollte für den Winter weiter von Anzengruber — man munkelt etwas von den ,.Kreuze! schreiben!" — im Schanspielhanse die Rede sei», so müßte die Kritik freundlichst raten, cs niit dem Dichter in Zukunft etwas ernster zu nehmen. So wie ihm gestern am Albcriplatze begegnet ivurde, — das grenzte beinahe an Poetenmißhandlniig: und davor sollte ein Dichter von den Qualitäten Anzengrubers in jedem Falle bewahrt bleiben. VV. 4* Se. König!. Hoheit der Großherzoa von Hessen empfing gestern im königlichen Nesidenzschlosse in besonderer Audienz als Abordnung der Dresdner Knnstlergruppe Zunft die Herren Stadtbaurat Hans Erlwein, Professor Karl Groß und Professor Otto Gnßman». Die Künstler überreichten dem Großherzog nach kurzer Ansprache des Herrn Erlwein die drei von ihrer Gruppe in diesem Jahre berauSgegebencn „Dresdner Küiistlerhette" in einem nach dem Entwürfe GußmannS von dem Hofvuchbiiidenneister Oesterreich hergestcllten Prachtcinband. Die handschriftliche Widmung lautete: „Sr. Königlichen Hoheit Emst Ludwig, Großherzog von Hessen und bst Rhein. Dem unverdrossenen, tatkräftigen Förderer freier deutscher Kunst, deni treubewährten Schirmherrn künstle rischen Könnens und Wollenö, deni feinsinnigen Knnstkeimcr und idealen Künstler. I» Begeisterung und Dankbarkeit ehrfurchts- vollst und »ntertänigst gewidmet Die Dresdner Künstleraruppe Zunft. I. A. Karl Groß, K. Professor. Hans Erlweiii, Stadt- vaurat. Otto Gußmann. K. Professor." — Bekanntlich ist der I jetzige Großherzog ein besonders werktätiger Förderer der ' modernsten Kunstrichtung, die seinerzeit am stärksten ans der Ausstellung in Darmstadt zum Ausdruck kam. Ans der Welt der Berliner Großbanken. ^^ . ß". Berlin, 6. September. Die Berufung eines Bankdirektors auf den Posten des Direktors der Kolonialabteilung des Auswärtigen Amtes hat die Blicke der Oeffentlichkcit auf die Welt der Berliner Groß banken gelenkt. Sie ist in der Tat eine kleine Welt für sich, die eine ungeheure, nicht ausschließlich materielle Macht dar- stellt. Sie ist gleichsam das Spiegelbild deS deutschen National- wohlstandcs, der sich gewaltig dehnt und reckt, und ist mit ihm zu der jetzigen imposanten .Höhe angewachsen. Auch äußerlich. Wenn man Unter den Linoen von der Charlottenstraßie erb nach dem Kaiser Friedrick>Palais geht, dort rechs abbiegt und die Behrenstraße entlang wandert, dann hat man ungefähr das Reich der Berliner Großbanken äußerlich durchmessen. Palast reiht sich dort an Palast, wovon ein jeder einer anderen Groß bank gehört, bis dann der ein ganzes Straßenviertel bedeckende Monumentalbau der Deutschen Bank den Glanz- und Höhe- Punkt dieser Welt bringt, die Unter den Linden mit dem roten Sandsteingebäude der Diskonto-Gesellschaft ihren Anfang ge nommen hat. Tatsächlich sichen wir hier auch an der Wiege der Berliner Großbanken. Es ist noch nicht viel mehr als ein Mcnschcnaiter verflossen, da diese erste Berliner Privatbank guf diesem Gebiete die Alleinherrschaft geübt hat. Der alte David Hanscmann hatte sic begründet, nachdem es mit seiner kurzen preußischen Finanzmimsler-Herrlichkeit vorüber gewesen war. Man staunte damals an der kleinen Berliner Börte nicht wenig, als sich mutige Männer fanden, die ganze zehn Millionen Taler zur Gründung dieser Bank zusammenschossen. Hanse- mann stammte aus der Rheinprovinz, er kannte die westliche Industrie, hatte Vertrauen zu ihr und betrachtete es als seine Hauptaufgabe, ihre Entwicklung zu fördern, indem er ihr die unter den damaligen Verhältnissen gar nicht leichte Gründung von Aktiengesellschaften nach Kräften erleichterte. Bei den meisten rheinisch-westfälischen Industrie-Gesellschaften stand Lanseinaii'il mit seiner Bank Pate. Nicht immer fuhren die
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