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trug. In der rechten Hand^hielt er ein.merkwürdiges Gtwqs, das wie ein Haufen Federstaubwedel aussah, deinen aber Vie Stöcke .fehlten. Wie er unten ««gekommen jvar, wiatf er den Hauistererkasten mit Kämmen, Knüpfen, Bürsten Polternd auf den Tisch und stellte sich dann breitbeinig «und grinsend hin: Na, ,wat sachter nanu, wat ick euch da bringe? Dabei hob er triumphierend da» Palet in die Höhe, dks sich fetzt ängstlich zu krümmen anfing und ein heiser-furchtsame» Krähen von sich gab. Di« Frau und da» Mädchen hatten in wortlosen: Staunen das Tier angeblickt. Endlich faßte sich das Kind und fragte schüch tern: Is det ne Henne, Vater? Nee lachte der Mann, *n Hahn is et. Hörste denn <nich, -wie er ?r8ht? —« Vater, wat soll'« wir denn mit det Vieh ansangen? M, wat fängt man denn wol mtt'n Hahn an? Frage mal Muttern, die weesfet Mist. Da» Kind sah di« Frau groß an. Die aber schüttelte zweifelnd den sKopf: Ick weeß nich, Mann — ,son froher scheener -ahn — meenste denn, wir sollen / ? Jewtß meen ick. — Wir sollen det Viech schlachten? Der Mann nickte: ^Kteck her mal det Fett an, wat der uf de Knochen hat. Wtrd'n feiner Braten, And zu dem Kind gewendet: Na, Riekchen, .freust« dir schon druff? Wer da« Kind sah den Kahn mit ernsten stillen Augen an: Ilee, Vater. Lu 'n lieber nich schlachten. — Dumme Föhre I Di« Frau blinzelte mißtrauisch: Menn det man blo, fut ad« läuft. — Mo Last» denn det Viech eifenttich her? — Man keen« Bang« nich Jestohlen Hab iikn nich. — Na, iSooft doch ooch nich. — N-, det »och .nich,,fetzt« d«r Mann, Mnn ick d«t so richtig sag«n soll, d«nn könnt t« sagen, det ick-n j«fund«n habe. — gefunden? Mi« Last« denn d«t anjestallt? -- Det möchst« wtss«nl M d« Strcche hat er iesessen. Det hecht, eijentlich nich uff de Straß«, sondern pffn 'Zaun von en Fakten. Wechte jaiüdraußen in Lr«pt«o i» «t iewchrn. Ick «ar da heut« in de ZSaNokal«. An nu sttzt «r uffn Faun und v«rkrt«cht sich in d«t Fri«n« von «n FtLüsch, «eil «t doch rrjnen tut. Wer «t nutzt« ihm nischt. Er war pitschenaß im bibberte. Un denn hat «r sich ruhig von mir jretfen lassen. Na, un nu i» er ha. Da mit stellt« «r den Hahr puls die Erd«, der sich furchtsam 1» die! Eck« verkrach. Na ja, murm«l e die Frau beruhigt! Wenn ch uff d« Straß« jestssen hat, «der so fut wie uff d, Straß«, dann is ja in Ordnung. Dabei kletterte st« in» Bett. Soll itkn jleich dot machen? fragte der Mann. Tu'n lieber nich schlachten, bat Riekchen. Und di« Frau gähnte: Jetzt in d« Nacht? Wart« doch bis morjen. Ooch fut. , Wenig späte, war die Lampe gelöscht, und die ganze Fa milie lag im Bett. .Aber nicht lange darauf begann der Häh» zu krähen, trotzdem es hoch stockfinster in dem Kellerloch war. Ruhig! rief es po-m Bett her. Aber der Hahn kehrte sich nicht daran und krähte weift er. Also det jetzt nich, entschied der Mann. Nee, stimmte seine Frau zu, det Biest weckt ja det jänze Hau» uff. Ick wern kalt machen, erwiderte er und stand aulf. Nich Machten, bat Riekchen verschlafen. Aber die Mutter -ab ihr einen Stoß: Halt'» Mund, dumme Föhre. Und schon griff der Mann nach einem Messer. , , Am nächsten Mittag war Festess«,. Nachher faßen Hb» El tern stillvergnügt, und sogar Riekchen hatte sich trösten lassen und spielte mit einem kleinen vernickelten Metallring, den die Mutter am rechten Fuß de» geschlachteten Kahne« gefunden und ihr gegeben hatte. Jetzt hielt sie ihn hin und fragte: Wat fttht da druff? Der Vater nahm d«n Ping und la» mühsam in klei ner Schrift: Lrmintu». Er lacht« auf: Det i» dolll Nu jeden s« sogar schon det Federvieh Namens -ln noch dvgu son« ver rückt«! Di« Frau macht« «in« verächtlich« Handbwoegnng: M«nn d« Leute kerne Sorj«n haben! Recht hast», sagt« «r: , Aber ««eßt«, End« jut, alle« fut! Ick je- jetzt fn d, Vudtzk» und hol un« nen Schnap». Er trat au» dem dunklen Kelleren di» Hell, de« Tage« und ging langsam daher mit der Haltung eine» Man- nee^der vollkommen zufriSen ist und mit nt«mand tausch«. An der Eck» .streiften seine Blick« zufällig «in« Anschlagsäule und daran «in Plakat, auf d«m großmächtig: 10VMark gedruckt, «ar. Gidankenlo« blieb er stehen und sa». Mn schon nach den ersten Worten durchfuhr n ihn vH« ein Mttsschla«. Sein d«H stand »in, Sekund« still inch hämmere dann so annSg, al, «L ,» all«« zerschmettern wollt«. Schn»»»« und «t, Mnkt» tanzren vor seinen Augen. Ihn ftzwtWÜt«, «Nd «r mv» sich -n dn «ul. stützen. All, stch «Mtt» tzttnPlut «in w«Lg Li Sonnabend, v. Ilet» S000 nlil«kr Binnt«. Nr. 21V. Sechster Jahrgang. 5luer Tageblatt und Anzeiger Mr das Erzgebirge -e,u r :che seit, RrnkolL '< )nserute >^r.,>nn>l'r«i-«> Nr»u» mit der wöchentlichen Unterhaltungsbeilage: Äuer Sonntagsblatt. Sprechstunde der Redaktion mit Nnrnahme der Sonntage nachmittag» von st—» Uhr. — Lelegramm-Ndreffei Tageblatt Nueerzg«><cae Fernst, rvcher »». Für unverlangt eingesandt« Manuskripte kann Gewähr nicht geleistet werden. Druck und Verlag llme viacli- a. Ye kl ag»--«»«! leckukt m. b. ks. in Aue i. Erzgeb. Bezugspreis: Durch nnsrre Boten frei in» San» monMü-d so ffg. Lei der Geschäftsstelle abgebolt monatlich sto pfg. nnd wöchentlich in^iq. - Bei dc> poft bestellt und selbst abaeholi viertel) hrlich j.solstk., monatlich so Pfg.— Durch den Briefträger ft ei ins l^„, vierteljährlich i.qr Mk., monatlich «st pfg. - Einzelne Nummer ,0 Pfg. — Deutscher Postzeitungskatalog. — Erscheint täglich in den Mittagsstunden, mit klusnahme van Sonn» und Feiertagen. Insertionspreis: Die stebengespaltene Korpuszeile oder deren Raum für Inserate aus Rue und den (Ortschaften de> Nmtrhauptmannschaft Schwarzenberg <o Pfg., sonst >s Pfg. Reklamepetitzelle r» pfg. Bei größeren Abschlüssen ent» ^rechender Rabatt. Annahme von Anzeigen bi, spätesten, g'/e Uhr vormittag». Für Aufnahme von größeren Anzeigen an bestimmten Stellen kann nur dann gebür-t «erden, wenn st, am Tage vorher bei un» ringest m. Vits« vlmim iMllßt >o r«itt» Außerdem liegt da« achtseitige illustrierte Tonntageblatt bei. Da- Wichtigste vom Tage I, Dresden trat am Freitag d>« dritte Konferenz der Ftnanzl rzernenten größerer deutscher Städte zusammen. Jnven leitenden französischen Kreisen sollen dir deutschen Gegenvorschläge nur in geringem Matze befriedigt haben. Der Flieger Ärah am White hat sich bet einem Absturz in der Nähe von Boston schwere Verletzungen zu gezogen. Zur Linderung der Teuerung hob die französische Regierung da» Verbot der E i n s u h r holländischer Schwetne auf. Sir Edward Grey empfing gestern im Auswärtigen Amte den französischen Botschafter Paul Lam- bon und später die Botschafter Rußland» und Italien». IM- Mutmaßlich« Witterung am 10, September: Nordwest- wind, wolkig, kühl, Negen, Die internationale Konstellation. Seit vielen Wochen sind nun schon die Blicke der ge sonnen politischen Welt auf die Berliner Verhandlungen ge lenkt, denn es ist ersichtlich, daß deren Ausgang ein bedeutsames Moment sür die weitere Entwicklung der gesamten internatio nalen Lage bilden muß. Gleichzeitig hat aber auch das Drum und Dran der in den letzten Wochen sich abspielenden Ereignisse manches interessante Schlaglicht auf die augenblicklich herrschend« Konstellation geworfen, wenngleich man sagen muß, daß sich «in wirklich klares Bild der ganzen Lage nicht gewinnen ließ. Höch stens steht das eine fest, daß allerorten liebe Freunde am Werk gerne eil sind, um gegen Deutschland zu Hetzen und zu intriguic- ren. In eine unliebsame Zwickmühle ist Rußland geraten, da es auf der einen Seite al» Bundesgenosse Frankreich nicht imSttch« lassen kann, andererseits aber eine Annähe, rung an Deutschland auf Grund der Potsdamer Abmach ung erfolgt ist. Daß man an den leitenden Stellen an der Newa großen Wert darauf legt, weiter mit Deutschland auf gutem Fuße zu leben, hat di« gerade in einer kritischen Periode der deutsch-französischen Verhandlungen erfolgte Ratifikation des Abkommen« über Persien gezeigt, obwohl verschiedent lich in Part» die Forderung erhoben wurde, daß angesichts der ganzen Situation Rußland di« Unterzeichnung de» Vertrage» mit Rücksicht auf Frankreich hinausschleben müsse. Freilich fehlt e» wie immer auch in Rußland nicht an Leuten, die sich freuen würden, wenn ernstere Ereignisse eintreten würden und die darum nicht müde werden, Deutschland» Haltung in der Marokkofrag« scharf zu kritisieren und den Standpunkt Deutschland» vor Alge ciras mit der jetzigen Stellungnahme in der Marokkofrag« gegen überstellen. In einer ähnlichen Lage befindet sich England, nur ist hier unverkennbar, daß man dort den Franzosen weit sympathi scher gegenübersteht al» uns. Gewiß beobachtet die englische Re- gierung Deutschland gegenüber vollste Korrektheit, und auch ein sichtige Blätter verfehlen nicht, in beruhigendem Sinne zu wir ken und zu betonen, daß man in «England «ine freundliche Aus einandersetzung zwischen Deutschland und Frankreich nur fördern könne. Gleichwphl läßt ifich nicht au» der Welt schaffen, daß der englische Botschafter in Wien in wenig vornehmer Weise intri. guiert und seine Regierung bloß gestellt hat. Es ist darum be- gretflich, wenn im deutschen Volk« der Gedanke auftaucht, daß England ein zwiespältige» Spiel treibe und nach dem alten Rezept verfahre, andere gegeneinander aufzuhetzen, um im Trüben fischen zu können. Daß die Jntrtguen in Wien erfolglos geblieben sind, zeigt di« Teilnahme des österreichischen Thronfol gers an den deutschen Flottenmanövern, die gerade in diesem Moment doppelt an Bedeutung gewinnt. Mas nun unseren an deren Bundesgenossen Italien anlangt, so fehlt es dort nicht an Stimmen, die verlangen, daß auch das Apenninenreich nicht ohne Kompensationen bleiben dürfe, ein Verlangen, das um so befremdender ist, als Italien in Marokko kaum irgend welche in Betracht kommenden Interessen besitzt. Das hindert die guten Leutchen aber nicht, zu verlangen, daß mit Tunis ähnlich ver fahren würde wie mit Marokko, indem Italien dieses Land besetzt. Ob sich hierauf die Türkei einlassen wfrd, ich eine an dere Frage. Angesichts dieser politischen Unruhen und der sich vielfach zeigenden Nervosität wäre es an der Zeit, daß man sich endlich einigte und die jetzt in einer kurzen offiziösen Notiz der Norddeutschen Allgemeinen Zeitung erschienen« Erklärung ß» träfe, daß di» deutschen Aussichten Mr einen günstigen Ausgouy jetzt Messer wären, , Marokko. — In den Berliner Konferenzen über di« MaroSofrag« wird, nachdem die deutsche Negierung Herrn CamLon die deut schen Gegenvorschläge übermittelt und dieser st» nach Part» gesen- det hat, «ine klein« Pause eintreten, innerhalb deren vor aussichtlich auch kein Besuch de» Botschafter» von LamLon Leim Saatsfekrelär von Ktderlen-Wiichter erfolgen wird. Reichskanz ler von Bethmann Hollweg hat sich geistern für einig« Tag« nach Hohenfinow zurückbegeben. Di« oeutfchen Gegenvorschläge und ihr« vafnahm« in Frankreich. — Die deutsche Antwort lehnt sich an die französischen Vor schläge vielfach an, indem sie derem Text folgt und zu verschiedenen Punkten Gegenvorschläge macht, die dem «Standpunkte Deutsch land» mehr gerecht werden, und aus die man tn Wart» bet eini germaßen gutem Willen eingehen dürfte. Es wäre aber völlig irrtümlich, anzunehmen, die deutsche Negierung habe den Wunsch ausgesprochen, die französische Antwort bis zu einem gewissen Tag« zugestellt zu erhalten. Ein solcher Wunsch liegt nicht vor, vielmehr sieht man tn Berlin der Mckäußemng Frankreich» m t t Ruhe entgegen, ohne hierfür «inen Termin in Aussicht genom- men zu haben. Für die Formulierung der deutschen Gegenvor schläge hat da,, Berliner Auswärtige Amt Vie Zeit von Montag nachmittag bi» D»nn,r»tag abend, somit nur einen Zeitraum von «ter Tagen in Anspruch genommen! man wird daher tn Pa rt» kaum sagen können, in Berlin erlitten di« Verhandlungen eine Verzögerung. — Die deutsche Antwort befriedigt tn den lei tenden französischen Kreisen nur ingeringeinErade, weil sie die in Paris erwarteten Garantien für Deutschlands Nicht, interessiertsein in Marokko vermissen läßt und weil die An sprüche im Kongo zu hoch erscheinen. Demgemäß wird Frankreichs RücSäußerung ausfallen. Aber di« Brücken «Lzu- brechen, daran denkt in Paris niemand, Bisher ist in Pari» allerdings nur dieTendenz der deutschen Antwort bekannt, ihr Wortlaut wird erst Anfang nächster Woche erwartet. — Der Ministerpräsident Eaillaux halt den Minister des Aeußeren, de Selves, den Kolonialminister nnd den Minister des In nern zu sich gebeten, um über di« neuesten Cambonschen Berichte zu beraten. Von demf Ergebnis dieser wichtigen «Konferenz wird es abhängen, ob unverzüglich »in neuer Ministerrat «i»berufen Arminius. Eine Komödie von Henry wenden. Nacht«« Bist du's, Mutter? fragte eine schwache, vertrocknete Stimme aus dem äußersten Winkel des Kellerraumes, dessen Wände vom Schimmel und Rauch zerfressen waren. Jowiß hin ick'», brummte die Alle, die da mit schlürfenden Schritten über die feucht schlüpfrigen Stufen hinuntertastete. Dann stellte ist» das Käst chen mt. Streichholzschachteln, die sie abend» feilbot, tn eine Ecke und entzündete eine kleine verstaubte Petroleumlampe. Her ranzige Atem de» schwelenden, knisternden Flämmchens mischte k sich mit dem dumpfen modriMN ,Geruch von verstrultem Stroh f und inufftger Wäsche. Und da- trübe, gelbliche Licht flackerte scheu und ängstlich durch die Finsternis, als schäme es sich, all diese jammervolle Häßlichkeit durch seinen Schein au» dem schwarzen Nicht» zu erschaffen. Der Rtzgen prasselt» gegen da« enge Fenster, da« Li» unter die niedrige Deck, reicht«, und der Sturm suchte sich Eingang durch «inen Spalt und zauste di« grau verstaubten Spinnweben. Bist« schon lang« Ht«r? fragt« di« Ali« nach der Eck« Lin, «v da» Kind in hem einzigen Bett» lag. Dabet begann sie. ihr« völlig durchnäßten Kleider auszuztehen. Da» etwa siebenjährige Mädchen, auf dessen bleichen, hungrigen Wangen di« Schwindsucht schon blutrot« WraLfackeln entzündet batte, antwortet« müd«: N« janz« Weil». Hann richtet» «« fich -alb,vom Lager auf und fragte mit sorgenvoller Miene: Hast, viel «erkooft, Mutter? Di« schüttelt« dchgniert d«n Kopf: wat tloobst« denn? V«i den Wetter? — Na, und^du? Achtzehn Fennj«, erwiderte da» Kind traurig. Und dann altklug wissend: wenn,«t rejntt, jreifen d« Leut» »ich j»vne in d» Lasch». Heut, wollt« mir »n Blau« Mitnahmen. Gr Mente, ick d»rf nich bet- ft t«ln. «oll er un» zu »ss«n feben, knurrt« dl« Alt« »um v«r. jnlijen bettelst« nich. St« hatt« tNPvffch«n Ihr« Dachin ß«n Lrocknen geömtttt sind , wollt, gerad« da, Sicht lösch«» und tn« Bett ktechün, pl» o»«n /L dl« litt, knarrt«. Gtttch daraus stolpert« «in Mann hi« Lr«pp« /M ' d«rab. d«r u»t«ftd«in link«» Arm «in«» groß», braun», Kost», WWWWL