Volltext Seite (XML)
lös :kermstl iersir.5! tUhrü !,il II, orn. Nai >Ko« k k. Zweites Blatt. Wochenbllltt für UMH Tharandt, Wassen, SieLenIehn und die Hlmgegenden. öne. Amtsblatt Nai für die Rgl. Amtshauxtmannschaft Meißen, für das Rgl. Amtsgericht und den Stadtrath zu Wilsdruffs sowie für das Rgl. Forstrentamt zu Tharandt. Lokalblatt für Wilsdruff, eleaen Alttanneberg, Birkenhain, Blankenstein, Braunsdorf, Burkhardtswalde, Groitzsch, Grumbach, Grund bei Mohorn, Helbigsdorf, Herzogswalde mit Landberg, Hühndorf, o^l-Mufback, KeffelSdorf, Kleinschönberg, Klipphausen, Lampersdorf, Limbach, Lotzen, Mohorn, Miltitz-Roitzschen, Munzig, Neukirchen, Neutanneberg, Niederwartha, Oberhermsdorf, nmrl Pohrsdorf, RohrSdorf bei Wilsdruff, Roitzsch, Rothschönberg mit Perne, Sachsdorf, Schmiedewalde, Sora, Steinbach bei KeffelSdorf, Steinbach bei Mohorn, Seeligstadt, Spechtshausen, Taubenheim, Unkersdorf, Weistropp, Wildberg. Druck und Verlag von Marlin Berger in Wilsdruff. — Verantwortlich für die Redaktion Marlin Berger daselbst. Ro. S8 Sonnabend, de« 16. Mai 1903 «2. Jahrg 'tanv >en -l. 61-1, andö ) Pfg ad Pe, Uhunil hei n et LZ Ihr, it envspäischen Wettevwinkel. Reisebriefe von Paul Lindenberg. (Nachdruck verboten.) X. Der Nachrichtendienst in der Türkei. — Nur immer langsam voran! — Erinnerungen an Saloniki. — Von Konstantinopel nach Philippopel. — Die „Bewachung" der Bahn. — Allerlei vom Vali in Adrianopel. — Auf welchem Wege gelangte das Dynamit nach Saloniki. — Jenseits der Grenze. — Vergleiche. — Auf bulgarischem Boden. — In Philippopel. Philippopel, 5. Mai. Hier erst in Philippopel erfuhr ich nach meiner gestrigen Ankunft durch Wiener Blätter die ganze Tragweite der Ereignisse in Saloniki. Hätte ich Näheres darübec in Konstantinopel gewußt, wo man nicht einmal an den zu ständigsten Stellen genügende Auskunft erhielt, so wäre Ium Konntuge Rogate. Phil. 4, 6: Der Herr ist nahe. Sorget nichts, sondern in allen Dingen lasset eure Bitten im Gebet und Fleys mit Danksagung vor Gott kund werden. „In allen Dingen" sollst du vor denHcrrn treten mit Bitte, Gebet und Danksagung Ist eine Sache groß genug, dir Sorge zu machen, willst du sie für gering halten, mit dem Herrn darüber zu reden? Oder hast du nicht den Muth, auch Dinge aus dem äußeren Kreise seines Lebens vor den Herrn zu bringen, Essen und Trinken, Kleiaer und Schuh und was dergleichen mehr ist? Ist dir der Herr wirklich, wie der Apostel sagt, nahe? Ist er dir ein Freund? Wolltest du mit ihm nicht reden über Kleines und Großes? Spricht nicht auch der Mann mit seinem Weibe über Alles, was der Tag an Arbeit, Sorge, Freude und Gewinn gebracht hat? Der Herr ist nahe! Sollte der Gott allen Trostes, der seines Sohnes nicht verschonet hat, sondern hat ihn für uns alle dahin gegeben, uns in und mit ihm nicht Alles schenken? Will er mir Alles schenken, so soll ich ihm Alles sagen. Solange ich das nicht thue, steht es nicht richtig zwischen meinem und seinem Herzen! „In allen Dingen." Schließe du nicht selber von des Herrn Hilfe aus, was der Herr darin eingeschlossen hat. Gewöhne dich, das Kleine vor ihn zu bringen: thust du es nicht, so zweifle ich, ob du je die größeren Nöthe, ja die allergrößte Noih des Lebens, deine Sündennoth, schon vor ihn gebracht hast. Denn wenn du da, wonach menschlichem Ansehen keine Rettung war, wo du sagen mußtest: Wenn alle Welt herkäme, meine Angst sie nicht fortnähme — wenn du da hast jauchzen können: Auch mich, auch mich erlöst er da — dann muß es ja von Tag zu Tag dir freier, Heller und lichter, friedevoller und freudiger in der Seele werden; dann kannst du von Tag zu Tag getrost sprechen: Unsere Hilfe ist der Mann, dem, foweit die Schöpfung geht, Alles zu Gebote steht. Deine Sorgen sind im Grunde nur die Furcht deines Unglaubens. So nimm, wenn du doch alle Dinge vor Gott kund wer den lassen sollst, zunächst deinen Unglauben, deinen Klein- Zr scheint wöchentlich dreimal und zwar Dienstags, Donnerstags und Sonnabends. — Bezugspreis vierteljährlich 1 Mk. 30 Pf., durch die Post bezogen 1Mk. 54 Pf. Inserate werden Montags, Mittwochs und Freitags bis spätestens Mittags 12 Uhr angenommen. — ZuiertionspreiS 15 Pfg. vro viergespaltese LorpuSzeilt. glauben und bringe ihn dem Arzt, der dich davon heilen kann; sprich zu ihm: Ich glaube, lieber Herr, hilf meinem Unglauben! Das thul der Herr, dessen Augen sehen nach dem Glauben. Er nimmt dir den Unglauben, er stärkt dir den Glauben, er heiligt dein Leben, er treibt dich zum Danken, er tödtet den Sorgengeist und macht dich voll heiligen Geistes. Der giebt deinem Geist Zeugniß, daß du eia Kind Gottes seist. Sind wir aber Kinder, so sind wir auch Erben, nämlich Gottes Erben und Miterben Christi. Fahret wohl, heißt's dann, ihr Sorgen, ich hab ein Besseres gefunden. Möchtest du, daß es so würde? Dann Thu als ein Kind und lege dich In deines Paters Arme; Bitt ihn und flehe, bis er sich Dein, wie er pflegt erbarme: So wird er dich durch seinen Geist Auf Wegen, die du jetzt nicht weißt, Nach wohlgehalt'nem Ringen Aus allen Sorgen bringen. iroi , Sorgen — wer kennt sie nicht, wem haben sie nicht das Leben trüb gemacht, und nicht bloß die Schulter, sondern das Herz bedrückt mit zentnerschwerer Last? Sorgen ZL — manch einer ist so daran gewöhnt, daß ihm das Leben / ohne Sorge gar nicht mehr denkbar erscheint! Wie manches Auge hat über dem Blick auf die Sorgen ganz den Blick auf den großen Sorgentilgcr verlernt; wie manches Herz hat unter seinen Erdcnsorgen den Frieden verloren! Wenn l , man in den Kirchen von Sorgen redet, wie horcht's da sonn' 'ch möchte sagen - fast jedes Herz: Das ist für mich! i Sorgen — welch ein Gedanke! Und LIN doch klammert sich das Herz gleichsam an seine Sorgen Zills und thut, als fehle ihm etwas, wenn cs sie fahren lassen mußte. Ja wohl, es soll in dir auch etwas fehlen, es soll in dir etwas leer werden, darum spricht der Apostel in unserm Text: Sorget nichts. Leer soll es werden in dir, damit dein Herz voll werden könne, voll von des Herrn Fülle. Ja allen Dingen lasset eure Bitte im Gebet und Flehen mit Danksagung vor Gott kund werden. Das ist der einzige Weg heraus aus dem Wirrsal der Sorgen: Bitte, Gebet, Flehen, Danksagung. Betest du nicht um jedes Ding, über jedes Ding, so sei gewiß, die allermeisten Dinge machen dir Sorgen! Leer werden kann dein Herze wohl, leer bleiben kann es nie. Ist es nicht voller Gnade des Herui, reich aus seiner Fülle, so ist es voll, mi" Welt und Weltsorgen. Luther hat einmal gesagt: Dav Menlcheuhcrz gleicht einem Paar Mühlsteinen. Thut man mchtv zwilchen sie, was sie mahlen können, so zerreiben ste sich gegenseitig. Weil nicht jm Herzen ist, darum zerreibt es sich so oft in Sorgen. ich. Mg. Die Amtmannm wollte m ihrem Zimmer angelangt on neuem Mit ihren Vorwürfen betreffs der Küchen-Affäre iAAainnen und daran förmliche Verhaltungsmaßregeln für die Me Zukunft knüpfen; doch der Amtmann wehrte ihr mit 'I- iner Entschiedenheit, die es gerathen erscheinen ließ, davon Vie Sonne. 7 Noman von Anton Freiherr von Perfall. Ringelmann übernachtete im „Adler". Die Antts- whnung war bereits ausgeräumt, das Mobiliar in die Stadt ^rauf ergriff er mit einer unwiderstehlichen ^^ärme die Hand seiner Gattin: Ottisie! Johanna! Regina!" Die Stimme klang so eindringlich, sie war derart durch- er. ^tert von Schmerz und Liebe, daß Mutter und Töchter, wie ff Hon lange nicht mehr, das Gefühl unbedingter Zusammen- lf- ,«Hörigkeit übermannte, daß sie alle drei eine Gruppe bildeten, ne für einen kurzen Augenblick wenigstens ein Schlag des Herzens belebte, ein dicht aneinander gedrängtes Carree gegen "Offnen ans dunkler Nacht hereinsprengenden geheimnißvollen feind. Doch bei Fran Ringelmann hielt ein derartiger hoher Schwung der Seele nicht lange an. Sie schämte sich jeder er^-entimentalität, die eines starken Geistes unwürdig war. „Wer uns sieht, dächte, weiß Gott, welcher entsetzliche Unglück uns betroffen hat," sagte sie kühl. Die Gruppe löste sich auf, ohne die in der Stunde der °st Wunder wirkende Beschwörungsformel, zu welcher oen Vater drängte. Sie blieb ihm in der Kehle stecken. E beiden Schwestern blieben noch lange Zusammen in em kleinen Zimmer nebenan. Das Mondlicht siuthete zu N^em .duen Fenster herein; dicht aneinander gedrängt, irr hweigend blickten sie beide hinüber zu dem stattlichen, dunkeln iff-auir mit den zwei Erkern, der Stätte ihrer Kindheit. Johanna glich einem hereingewehten Rosenblatt, sich innig schmiegend an die robuste Gestalt Reginas. Sie wieder- bolle unzählige Male im Geiste die Abschiedsworte Marius'. Ja, wenn sie nickt? Besseres, Liebenswürdigeres mehr werden konnte — für ihn — was kümmerte sie denn die ganze Stadt, die Museen, die Galerien, die Theater, die Bälle und Gesellschaften, all' die schönen Sachen, von denen die Mutter so verführerisch erzählte. „Hat er Abschied genommen von Dir?" fragte plötzlich Regina," der Schweller verrathend, daß ihre Gedanken an der gleichen Stelle weilten. Johanna umklammerte noch inniger die Schwester und nickte schluchzend mit dem Köpcke. „Aber ich nicht von ihm!" brach sie dann plötzlich los. „Sag' ibm . . . ." „Ich weiß alles, was ich ihm sagen soll," unterstützte Regina die schamhaft Zögernde. „Nicht, was Du weißt, um Gottes Willen nicht!" sagte Johanna. „Nur, daß er bald kommen soll wegen der Galerien — und daß ich ihm verspreche, zu bleiben, wie ich bin, und daß ich ja nie habe was wissen wollen von der garstigen Sonne — daß nur die Mutter es war, und daß es mir so schwer — so schwer — das Scheiden!" Regina wurde es schwer, selbst standhaft zu bleiben, so weh war ihr ums Herz. -Der Amtmann stand noch lange am offenen Fenster. Das Horn des Nachtwächters ertönte. Er verfolgte die wohl- bekannte Gestalt mit dem langen Spieße, deren riesiger Schatten die vom Mondschein grell beschienenen Hänser entlang lie», bis sie in einer engen Gaffe verschwand. Vom Turm schlug es zwölf in ernstem Baß. Zwölf Schläge mitten durch Herz. Ein neuer Tag, eiu neues, fremdes Leben begann, es fröstelte ihn im eisigen Schatten, den es vorauswarf. 2 Bis nach A., einer Stadt von zwanzigtausend Einwohnern, Sitz der KreiSregienmg, hatten Ningelmanns Langfelder Ge sellschaft, den Apotheker und einen Kaufmann. Die ließe» es an Auffrischung alter Erinnerungen nicht fehlen. De» Amtmann, in dem der Abschied noch nachzitterte, entfaltete eine nervöse Heiterkeit. In wirrem Durcheinander ging es von einem zum anderen, von längst vergessenen Stammtisch scherzen zu ernsten Verwaltungssorgen, von da wieder von Familie zu Familie, Straße auf, Straße ab. Das Innere eines jeden Hauses wurde bloßgelegt, die vielverschlungenen Fäden, die ein so kleines Gemeinwesen innig verknüpft, ent wirrt, die Gräber selbst wurden geöffnet auf dem Friedhöfe des heiligen Urban! Frau Ningelmann verfehlte nicht, ihre reichlichen Bei träge zu liefern, die gewöhnlich mit scharfer Kritik verbanden waren. Auch Johanna vergaß mit der Leichtlebigkeit der Jugend in dieser heimathlichen Atmosphäre allen Kummer, und fügte zur allgemeinen Belustigung ihre kindlichen Erlebnisse und Erinnerungen zu; Schul- und Gasseugeschichten und manch ausgelassener Streich kamen an das Tageslicht, von dem Papa und Mama noch gar nichts wußten. Als aber der Apotheker den Namen Marius nannte, da verstummte sie und lauschte gespannt mit klopfendem Herzem aus ihrer Ecke. Der biedere Mann that sich etwas zu gut auf sein Kunstverständniß, er war eifriger Antiquitälen- Sammler. Es sei jammerschade um den jungen Mann, auf den man, wie er bestimmt wüßte, große Hoffnungen gesetzt. Langselden sei doch kein Aufenthalt für einen Künstler, der noch vorwärts strebe, der gehöre nach W., nirgends anders hin. „Das ist er aber nicht, vorwärts strebend," meinte die Amtmännin. „Darum wird er stets der Herr Marius bleiben, eine Null in der Kunstwelt." Johanna fühlte das Blut ihre Wangen füllen, eine glühende Begeisterung, dem Verlästerten beizustehen. '