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a o Herein! ei r Dtkrhaltmigs-KrilM Sachs. Volkszeitung .iL tv Sonntag den 7. März »r»vr, s s Kermiskämpfe. Roman von Vc. Gräfin ?. Dunau. ?!>:cydcuck v!-cbolen. Hohendorf fuhr schon am nächsten Tage nach Wustrau. Als er spät am Abend ankam, konnte er den Onkel nicht mehr sprechen. Tie alte Wirtschafterin und Tyrannin des Hauses nnlersagte ihm energisch den Eintritt in das Schlafzimmer. Ter gnädige Herr sei sehr schwach. Harry vermutete erst, sie wolle ihn absichtlich fern Hal len. fand aber seinen Onkel in der Tat traurig verändert, als er am anderen Morgen zu ihm durfte. Ter alte Mann saß zusammengesunken in seinem Lehn stuhle. Trotz des milden Früblinge-lvetters strahlte der überhitzte Ofen fast eine unerträgliche Glut ans. denn der Kranke fror beständig. Ticke Decken lagen über seinen an- geschwollenen Deinen, sein Atem ging laut und röchelnd. Ein jammervoller Anblick. Er erkannte den Reffen zwar und begrüßte ihn auch ganz freundlich, war aber trotz dem so müde und teilnahmslos, ging sichtlich seiner baldi gen Auflösung entgegen, daß es Hohendorf unsäglich pein lich war, den Sterbenden mit seinen verwickelten Verhält nissen zu belästigen. ES mußte aber 'ein. Er fing denn anck an. von seiner Liebe für Freda zu sprechen, von der Unmöglichkeit, sie heiraten zu können, wenn ihnen der Onkel nickt eine größere Anlage bewillige. Und schließlick gestand er seine zerrütteten Finanzen ein. Ter kranke faßte alles kaum mehr reckt ans. „Schul den — so. Schulden hast du wieder. Harro?" sagte er end lick. „Tas ist schlimm. Was ''oll ich da tun. Ich habe selbst nickt-:-, wenigstens kein bare? (.'seid. Ick glaube, die Hansen und Ulemens bestehlen mich du darfst es dir aber nackt merken lassen, daß du das weißt, sonst muß ich e-:> büßen." Harro iab erschrocken in das alte, runzelige Gesicht. Waren da-:- greisenhafte Sckrnllen oder schreckliche Wahr heiten? Er 'ckwieg benützt still. „Tn brauchst ja auch kein Geld." fing der alte Mann nach einer Weile wieder an. „Tn erbst ja so viel. Wustrau Hab ick dir vermacht. Tn bekommst alles — nur ein paar Legate gehen ab." „Onkel, kannn du mir da-s anfschreiben?" bat Harry. Es ist mir schre-cich. dl/' damit zu auälen. aber wenn ich das dem General nickt zeigen kann, gibt er mir seine Toch ter nickt." Ter alte Mann ien'zte. „Schreiben ist so mühsam. Wenn ick es dir sage, kannst dir es wirklich glauben." „Gewiß, ick glaube es auch und danke dir tausendmal. Meine Gläubiger müssen es aber schwarz auf weiß sehen, sonst verklagen ne mich beim Kommandeur. Tann muß ick, den Abschied nehmen und aus meiner Verlobung wird nichts." Er suchte nach Feder und Tinte. Endlich entdeckte er ein Fläschchen auf einem Schreibtische. Tie Flüssigkeit war völlig eingetrocknet. Mit etwa? Waner rührte er ne an. Auf sein wiederholtes Drängen und Bitte» schrieb d»r alte Herr schließlich mit unsicherst Hand auf einen halben Briefbogen: „Mein Neffe Harry von Hohendorf ist mein Hauvterbe. Wustrau gehört ihm. Anton von Hohendorf-Dustrau." Gott sei Tank! Es war geglückt. Es war die höchste Zeit gewesen. Frau Jansen trat eilig ein. Ihr lauernder Blick streifte den jungen Offizier, der den kostbaren Zettel zu sich steckte. „Ter gnädige Herr muß jetzt schlafen," sagte sie scharf. „Tas viele Reden taugt nicht für ihn." Ter Kranke nickte. „Geh nur, Harry. Gott segne dich. Für dich ist gesorgt — gut gesorgt." Tas waren die letzten verständlichen Worte. Ter Kopf sank ans die Brust. Er schlief schon, als Harry sich über ihn beugte und ihm leise Tankesworte sagte. „Ten Wagen! Ich fahre mit dem nächsten Zuge," be fahl er dein Kammerdiener Klemens, der unterwürfig fragte, ob der Herr Leutnant hier dinieren werde. „Din ich erst Herr auf Wustrau, dann fliegt erst mal diese ganze Schmarotzerbande hinaus," beschloß Harry, als der Wagen über den Hof rollte." Wie hübsch lag die Gegend im ersten Frühlingsschim mer vor ibm! Himmelsbläue, strahlendes Sonnengold und lichtes Maiengrün - aus diesen drei Farben wob sich der Len; seine Dlütenkrone ums Haupt. Harry wurde immer vergnügter, je weiter er fuhr. Ein stattlicher Besitz! Prachtvolle Wiesen und Vieh weiden. Ta ließ sich gut ein Gestüt einrichten. In ein paar Jahren konnten seine Schulden bezahlt, er freier Herr auf eigenem Grund und Boden sein. Er pfiif lustig vor sich hin. An die Andeutungen, daß Wusirau durch die schleckte Wirtschaft des Onkels über den Wert mit Hypotheken belastet sei, dachte er nur flüchtig. Ta-:- war sicher bloßes Gerede. Tie Langelveile der Eisenbahnfahrt verschlief er. Leichte Tämmerung lag über der Stadt, als er wieder ein- traf. Er zog sich raich um und eilte sofort in die Wohnung des Generals von Nordeck. Ter Zettel brannte auf seiner Brust. Freda mußte die glückliche Botschaft sofort erfahren. Er wollte eben die Klinge! zieheil, als er ihr lockige- Köv'cken erkannte das sich spähend zum Fenster hinausbog. Er winkle ihr lächelnd mit der Hand. Sie stieß einen Frendensckrei aus. Ohne Besinnung lief sie. von ihrem Hunde Trick gefolgt, hinunter, riß die Tür auf und lag in seinen Armen. „Süßes, kleines Mädel — meine Freda!" Er bedeckte ihr Gesicht mit Küssen. „Alles ist gut ... Ich habe Wustrau. Der Onkel vererbt es mir." „Wie herrlich!" jubelte Freda. Arm in Arm gingen sie in das Zimmer des Generals, der sich erstaunt von sei nein Sofa erhob. Man ließ ihm keine Zeit zum Besinnen. „Väterchen, mein süßes Väterchen." schmeichelte Freda, „du gibst uns jetz! deine Zustimmung! Bitte bitte! Harry hat Wustran der Onkel ist so gut wie .Herr General, hier können Sie es schwarz auf weiß leien. Es kommt alles in Ordnung. Schulden? Natür lich. Schulden habe ick. aber da? arrangiert sich."