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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 03.02.1883
- Erscheinungsdatum
- 1883-02-03
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188302030
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18830203
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18830203
- Sammlungen
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Anzeiger
-
Jahr
1883
-
Monat
1883-02
- Tag 1883-02-03
-
Monat
1883-02
-
Jahr
1883
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 03.02.1883
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Vrscketnt täglick früh 6'/, Uhr. Ar-arkion nnd Lrprdition Iohannesgasfe 33. S-rechkundril örr Nrdaclion; Bormiltags 10—12 Uhr. Nachmittags 5—6 Uhr. FWr ti« Rickg-bc kin§eta»ller M-nuicr>»w macht sich die üietacucn nicht vcrdmtlich. Annahme der sür die nächstsolaende Nummer drstimmtrn Inserate an Wachentaae» dis L Uhr Nachmittags, an Loun- und Festtagen früh bis v.s Uhr. Tn öen Filialen für Ins.-^nnahmr: Otto Klemm, Universltätsstraße 21, Lauts Lösche, Kalharinenstraße 18, p. nur bis ' Uhr. Anzeiger. Organ für Politik, Localgeschichte, Handels- und Geschäftsverkehr. Anfrage 17,330. Äboiiiirmeiitsprris viertetj. 4'^ / k. incl. Vringerlobn 5 Mk., durch die Post bezogen «> Mk. Jede einzelne Nummer 20 Ps. Belegexemplar 10 Ps. Gebühren für Cr trabeilagen oline Postbeiördernng 3!» Ml. »nt Postbeit rdeeung 4d> Mk. Jiifrrnlr «Pdipaltene Petitzcile 20 Pf. O-rößcre Lchriilen l:»i unserem Preis- verzeichn»'!. Tabellarischer Lao nach Ich.rrem Taris. Ueclinnen unler dem Nednelionsllrich die Tvallzciie c>0 P>. In'erate sind sie:-, an d e t->rpkdition zu senden. — Rabatt wild »icln gegeben. Zahlung prueiniiwauiulo oder durch Post- nachna me. Sonnabend den 3. Februar 1883. 77. Jahrgang. Zur gtliilligtn Achtung. Unsere Expedition ist morgen Lonntag, den Februar, Vormittags nur bis *>.S Uhr geöffnet. Lxpeilltlon <1e8 I,e!pr1r;er Amtlicher Theil. Bekanntmachung. Die Ausführung der a» Privatgrunostücken anzulegenden Bei-, Fallrohr- und Ncbeiischleutzen soll aus die Dauer der Jahre 1883 und 1881 an einen oder mehrere Unternehmer in Accord vergeben werden. Die Bedingungen für diese Arbeiten liegen in unserer Tiefbau-Verwaltung, Ratbhaus, 2. Etage, Zimmer Nr. 14 au< und können von da entnommen werden. Bezügliche Offerten sind versiegelt und mit der Aufschrift: /Herstellung von Privatsibleusten in den fahren 4883 84" versehen ebendaselbst und zwar bis zum 15. Februar er. Nachmittags 5 Uhr einzurcicken. Leipzig, am 30. Januar >883. Der Rath der Ttadt Leipzig. lir. Georgi. Eickvrius. Holj-Auclion^ Freitag, den K. Februar «?. sollen von Vormittags 9 Uhr an aus dem Mttlelivaldschlage in Ablb. 25a. des Buraauer Forstreviers in der Leutzscher Gottge in der Nähe teS Leutzscher PsarrbolzeS gegen die übliche Anzahlung: 2 Raumm. Etchen-Nutzscheite, 53 Raumm. Eichen-, 5 Raumm. Buchen-, 8 Raumm. Ahorn-, 10 Raumm. Escken-, l2 Raumm. Rüstern- und 7 Raumm. EUern-Brennscheite; ferner von »/,I l Uhr an gegen sofortige Baarzablung am neuen Schützen- Hause, auf der früheren Sccburgschen Wiese: 1 Pappel- und 1 Akazien Nutzklotz, 13 Stück Rnstcrn-Lcbirrhölzer, 40 » » Schirrstangen, KO -> - Hebebaume, 70 - Fanlbaum-Neifstangen, 16 Raumm. Eichen Brennschcite, 2 - - Rollen, l - Ellcrn-RoUen, l2 - Weiden-Rollen, 4 Abraum- und 50 Langhaufen und unter den öffentlich ini Termine ausgchangenen Be ringungen meistbietend verkauft werden. Zusammenkunft: Früh 0 Uhr aus dem Mittelwald schlage in Abth. 25 a. und '/,ll Uhr aus der Sceburg'schen Wiese. Leipzig, am 26. Januar 1853. DeS RathS Forst-Deputation. Volj-Zllttion. Donnerstag, 43. Februar c., sollen von Vormittags 9 Uhr an im Forstreviere GraSdor^, aus dem ries- jährigen Gehau im Schanz und hinter der Scegcritzcr Mühle, ca. 117 Langhaufe«, 27 Abraumhaufen, 200 Stück Hasel Reiststäbe und 3 Meter Vller-Scheite unter den im Terniine öffentlich ausgchangenen Bedingungen und gegen die übliche Anzahlung an Ort und Stelle nach dem Meistgebote verkauft werden. -- Zusammenkunft: im Sckan; auf obigem Schlage. Leipzig, am 3l. Januar >883. DeS Raths Forst-Deputation. In unserer Verwahrung befindet sich ein dreirädrige? VelaeiprS, welches ein junger Menich vor mehreren Wochen einem Dienstmann in einer Straße der südlichen Vorstadt zu einer kurzen Beauf sichtigung übergeben und nachmals nicht wieder zurückverlangt hat. Der unbekannte Eigenthümcr dieses Velocipedes wiro hierdurch ausgesordert, sich in unserem Commissariat zu melden, andern Falls den Rechten gemäß darüber verfügt werden wird. Leipzig, am 1. Februar 1883. Ta» Polizei - Amt der Stadt Leihst». Bretsch neider. Graf. Israelilifche^Ntligionssllinle. Anmeldungen neuer Schüler und Schülerinnen sür das Ostern beginnende neue Schuljahr werden » U r am 5. »iid 6. Februar. Nacbmittags von 3 bis 5 Uhr im Kanzkeilocale der Synagoge, Centralstraße lö, 1 Trebbe, ent- qegengenommcn. Spätere Anmeldungen können nicht berücksichtigt werden. Leipzig, am 2. Februar 1883. Ter Direktor. vr. A. M. Goldschmidt. Nenstadt. Tie Lieferung von circa 25 Oeicn inel. Küchen- Maschinen soll im Submiisionswege vergeben werden. Die näheren Bedingungen sind im hiesigen Gemeindeamie zu entnehme» und da selbst bi- zum 9. Februar ». e. wieder abzugeten. Neustadt b. L-, am 1. Februar 1883. Der tzlrmeinde-Vorstaiid. Dietrich. Nichtamtlicher Theil. Preßfreiheit in Oesterreich. Seit einigen Tagen haben wir aus Oesterreich eine ganz eigenartige Pretzmaßreqelung zu verzeichnen, welche sämmtlicke dortige Blätter, ohne Ualer'chied ihre» ParteistandpuiicteS. in Atbcm halt und aus die Negierung des Gras n Taasse aber mals einen großen, bezeichnende» Schatte» wirst. Die sonder bare Art und Weise jener Maßregelung ist aber nur unter den Verhältnissen möglich, die an der „schonen blaue» Lonau" und ganz specicll unter dem gegenwärtigen „Versöhnungs ministerium" herrschen. Bevor wir aber von der neuesten Maßregel dcS Grasen Taasse selbst sprechen, »lüsicn wir etwas weiter au-holen, damit Manches verständlich werke, von dem ich sonst die Philosophie unseres dculscken ZeikungSpublicumS nichts träumen läßt. Bor Allem müssen wir einen Blick auf den Begriff und daS Ausmaß der Preßfreiheit werfen, wie beite gegenwärtig in Oesterreich maßgebend sind. Das dort geltende Preßgesetz lammt auS dein Jahre 1862 und ist ganz im Sinne der ainaligen Rcactiondperiode abgesaßt. Alle Anläufe, die in pälcrcr Zeit bis heule zur Schaffung eines wirklich liberalen, einem VerfasiuuqSsiaake entsprechenden PreßgesetzcS im österreichischen NcichSrathe gemacht wurden, scheiterten an der ablehnende» Haltung der Mehrheit der Abgeordneten, wodurch dieselbe lhatsächlich bewiesen, daß ihr, trotz aller sonstigen Flunkerei, die Grundbedingungen eines wirklichen Bcrsasiunzs- lebens, zu denen in erster Linie die Preßfreiheit zählt, noch lange nickt klar geworden ist. So kcmml eS, daß beute in Oesterreick noch Preßzustände herrschen, wie sie. etwa Rußland und die Türkei ausgenom men, in keinem anderen europäl'cken Staate zu finden sind. Hohe Cautioncn und sehr empfindliche Stempelsteuern, denen alle Tages- und Wochenblätter in Oesterreich unterworfen md. beschränken jede freie Entwickelung der Presse und machen sie zumeist nur gewissen Kreisen dienstbar, die über daS er forderliche Eapitat zur Herausgabe eineS Blattes verfüge». Damit sind aber die Hindernisse, die man in Oesterreich der Verbreitung deö gedruckten Wortes in den Weg gelegt, noch lange nicht erschöpft. DaS sogenannte „objektive" Verfahren erhebt in Oesterreich jeden beliebigen Staatsanwalt znm unumschränkten Autokraten, der nach seinem Gut dünken die ganze Auslage einer ZeitungSnummcr con- siSciren und eventuell vernichten lassen darf, ohne daß er dcSbalb gegen daS betreffende Blatt einen eigentliche» Preßproceß anzustrengen braucht. Dem Eigenthüiiier des betroffenen Blattes steht allerdings gegen die Beschlagnahme die Einsprache an daS Gericht zu, aber in Oesterreich sind Staatsanwälte und Gerichte mehr atS anderSwo gute Freunde, weSkatb selche Einsprachen in der Reget auch imnicr ersvlgtoS bleiben. Damit endlich in Oesterreich Zeitungen und über haupt Druckschriften möglichst beschränk! unter daS große Publicum gelangen, ist der Verkauf derselben aus den Straßen und in öffentlichen Localen gänzlich verboten! DaS ist i» kurzen Zügen die österreichische „Preßfreiheit", die iicheß noch voueincr Menge anderer bcschränkcnderNebeiiparagraphcn strotzt. WaS nun den Berlins einzelner ZeitnngSnuinmcrn betrifft, der zumal in Wien täglich »ach Hmidcrttausende» zählt, so hat sich kort durch die letztere Bestimmung deö PreßgesetzcS eine Eigenart bcrausgebildct, die eben nur specisisch österreichisch ist. Mit dein Emzelverkaufe der Zeilungc» befassen sich nämlich in Wien und den größeren österreichischen Städten ausschließlich nur die sogenannten „k. k. Tabak trafiken". d. h. die behördlich antvn'ärtcn Verkaufsstellen der österreichischen Regictabake und Eigarrcn. E>» 'Neben paragraph teS überaus vorsichtigen PreßgesetzcS sorgt aber dafür, daß diesen „k. k. Tabaltrasiken" die „Licenz" für de» Verkauf dcS einen oder anderen BlatteS von der „hohen" Behörde entzogen werten kann, damit natürlich die Bäume deS einen oder anderen OpposilionSblatteS nickt allzu sehr in den Himmel der hoben Behörde wachsen können. Dieses bisher allerdings wenig benützten Nebenparagraphcn des reactionairen PreßgesctzeS hat sich nn» Gras Taasse vor einigen Tagen bemächtigt, indem er a» die niekcröslcrreichisihe Stalthalterei in Wie» den UkaS erließ, den „k. k. Tabak trafiken" die „Licenz" sür de» Verkauf des „Neuen Wiener Tagblatt" nud der „Eonstitnlionellc» Vorstadt-Zeitung" zu entziehe». In Folge dieses Erlasses bot das Wiener Polizei- Präsidium die gcsammte dieuslf'rcie Scbutzmannschafl aus. um den nack vielen Hunderten zählenden „Tabaktrafiken" das Verbot gegen den weiteren Vertrieb der beiden genannten Wiener Blätter vorzulesen und dieselben sofort von den Ladenliichcn zu entfernen. ES läßt sich leicht denke», daß dieser polizeiliche Preßfeldzug i» der Stadl daS größte Aussehen erregte und in einer Weise besprochen wurde, die sür daS „VcrsöhiiungSministeriuin" des Grasen Taasse wenig anerkennend lautete. UchrigenS ist daS ganze Vorgehen gegen eie beiden Blatter nur als ein vcxatorischcS zu bezeichne», weil eö ihren Herausgebern gesetzlich unbenommen bleibt, ihre Blätter im Wege der Buchhauklungen. durch eigene Ver kaufsstellen, sowie an anderen Orlen vertreiben zu lassen. Nur die „k k. Tabaktrafiken" dürfen sich mit dem Verkauf der OppositionSwaare nicht weiter befassen. So sind eö also eigentlich die Besitzer dieser Tabaktrafiken, welche al- ganz harmlose Geschäftsleute durch die ganze Maßregelung ge schädigt werte», weil ihnen diese die Provisionen für die bisher v .cl begehrten beiden OpposilionSblälker entzieht. Mil Reckt sagt in dieser Beziehung ein andere- Wiener Blatt, die Regierung hätte doch erwägen sollen, daß Vvn ihrer Maßregel vor Allem Personen in ihrem Erwerbe geschädigt werden, die außerhalb dcS politischen PartcilebcnS stehen und jedenfalls a» Allem schuldlos sind. waS man als schädliche Folgen dcS Vertriebes von oppositionellen Druckschriften ansfassen könnte. Und ist cS denn ganz gleichgiltig, kann cS völlig geleugnet werde», daß die österreichische Gesetzgebung, seil daS »och bestehende Preßgesctz erlassen worden, zu dem Artikel 13 dcS SlaatS- gnmkgcsetzcS vorgeschritten ist. der von einer freieren Auf fassung erfüllt ist und ausdrücklich besagt, daß die Preßfreiheit ein allgemeines Staatsbürger-recht sei? Der ganze Vorgang bat in Wien und Oesterreich eine solche Aufregung hcrvorgerusen, daß bereits im RcickSralhe die deutsch-liberalen Abgeordneten Herbst, Kopp und l>7 Par teigenosse» eine Interpellation an den Minister-Präsidenten, Grasen Taasse, als Minister teS Innern, eingebracht haben. „Mittelst eineS in den öffentlichen Blättern niitgetbeilten Erlasses vom 27. v. M.". beißt cS in der Interpellation, „bat die k. k. niederösterreickische Statthalterci die iin Grunde deS tz. 3, Alinea 5 dcS PreßgesetzcS vom 17. December 1862 an bestimmte Personen ertl,eilten Bewilligungen zum Verkaufe periodischer Druckschriften bezüglich der in Wien erscheinenden TageSblältcr „NeucS Wiener Tag blatt" und Abendausgabe deS „Neuen Wiener Tagblatt", so wie „Eonstitntionelle Vorstadt-Zeitung" widerrufe». Diese Veriügung hat öffentliche Blatter belroisc», welche der gegen wärtig ungcwöbnlich strengen und einseitigen Handhabung der Prrßpelize! zu einem Einschreiten gegen deren potllische Haltung im Allgemeinen nur selten und in letzterer Zeit gar nicht Anlaß gegeben haben, und eS vermag wobt eine sacklicke, von der zur Ucbcrwackung der Presse gesetzlich berufene» Be hörde unbeanstandet gebliebene Kritik von Reg>eru»gs- vertagen eine sclcke Maßnahme nickt zu begründen. Ter artige ganz unbegründcle administrative Verfügungen schädigen die staalSgruiidgcsetzUck gewährleistete siretti.il der Presse aus daS Einpiinklickste. sie führen aber auck eine Schädigung weiterer BevölkerruigSkreise herbei, welch dadurch genölhigt werden, sich die Blätter ihrer freie» Wahl mit Uebcrwindung zwecklvscr Schwierigkeiten zu beschaffen oder aber mit Blättern ihnen nickt zusagender Richtung ver lieb zu nehmen. Die Unterzeichneten stellen deshalb die Au frage: l) AuS welchen Gründen findet sich die Regierung bcsilmntt, die Bewilligungen zuin Emzelverkaufe der im E»> gange bezeicbneten Blätter zu widerrufen? 2) Wie vermag die Regierung kiesen Widerruf auS den Beu»»»nmgcn des §. 3. Alinea 5 deS PrcßgesctzeS zu rccklserligcn?" Wiewvhl Gras Taasse >>» Abgeordnetenhaus- während der Einbringung der Interpellation anwesend war. bat er dieselbe 'noch nicht beantwortet. In den Abgeordnctenkrciscn verbreitete sich vielmehr die Nachricht, die Regierung sei enlschlvsien. Alles, waS sie gesetzlich sür zulässig hält, zur Maßregelung der Oppontionspresse anszubictcn. Es hcißl bereits, daß mehreren Wiener Blättern, welche aus Gruud ihrer mcisseiihaslen Versenkung seitens der Pcstverwattung gewisse finanzielle Begünstigungen genießen, kiese entzogen werden sollen. DaS ist vorläufig die erste Phase deS ncucsicn PreßselkzugeS, den wir unter dem Ministerium Taasse auS Oesterreich' zu melden haben. Wenn die Behauptung eineS englischen Staatsmannes richtig ist, daß cS zur Benriheilung der Zustände eine» Lande« genüge, einen Blick aus seine Presse zu werfen, so steht eS in Oesterreich jedenfalls trübselig genug. Leipzig, 3. Februar 1883. * Zur parlamentarischen Lage wird unS ans Berlin vom Donnerstag geschrieben: „Die Interpellation wegen der „Eimbria". wclcke von den Fortschrittlern in Genie, 'chasl mit der Volks- Partei gestellt worden war und atS erster Ge» 'ttanv beule ans der Tagesordnung des Reichstages stand, war schnell erledigt. Es'zeigte sich, daß. wie wir vorhergesagt hatten, die Anfrage eine durchaus überflüssige war und nur dazu diente, die ch->ehin sehr tnappe Zeit unnützer Weise zu verbrauchen. Natürlich wußte der Abg. Sonncmann, welcher die Inler- -pelllition zu begründen die Ausgabe hatte, absolut nichts vorzubringen, waS nicht schon lang und breit in der Presse rrörlcrk worden war. Der geehrte Herr gestand selbst z», daß »icin erst den Ausfall der llntcrsiichuug abivartcn müßle, um sich ein Urthcil darüber zu bilden, ob »ud eventuell wen die Schuld an der Katastrophe träfe. Der preußische Finanzminister Scholz erwiderte daS, waS correclcr Weise allein geanlivorkct werken konnte: es würde sich nickt ge zieme», vor Abschluß der Untersuchung irgend wie mit E»l fchließungen hervorzutrcten. ES mackle einen angenehme» Eindruck, daß auch von Seiten Derer, welche die Inter pellation gestellt, bezw. nnterstützt hatten, kein Antrag aus Besprechung derselben gestellt wurde. Daraus wurde in der Berathung deS PosietatS fort- gefahren und eine Reihe von Anregungen, Anfragen und Be fckwcrdcn vorgcbracht, obnc daß jedoch irgend ei» EiatSkttel beanstandet wnrte. Im Gcgenthcil wurde mehrfach an geregt, die Ausgaben zu erhöhen, um den Unterbcantten ein besseres Gehalt zürnenden zu können. Drillicha»züge für die Landbricsträgcr zu bewilligen, wollte sich ter Staats sccrctair Stephan aus sanilairen Gründen nickt ver stehen. Bei der Position der Obcrstdircclorcn machte Herr Stöcker Anstrengungen, seine scheu wiederholt vorgetragcne Rete über die SonntagShciligung. welche zu Hallen er am vorigen Dienstag durch den Schlußantrag der Lucken ver hindert worden war, nachträglich zu halte». Nickt ivcnigcr als fünf Mal wurde der Herr Hofprcdiger vom Präsidenten, und schließlich sogar unler Hinweis aus die Geschäslsordiiiliig, daS heißt mit der Trehuug ter Wortentziehung aufgeforkcrt, zur Sache zu sprechen; fortwährend durch e»> Uebcrmaß von Heiterkeit und durch grcße „Unruhe" von ter linken Seile unterbrochen, kam er immer wieder aus de» Ausang seiner Ausführungen zurück, bis er cS schließlich dock gerallic» fand, mit der Versicherung zu schließen, bei der dritten Lesung das heut Versäumte »achzuholcn. Der Pvstctal ist neck tauge nickt turchbcrctthen. und da morgen des katholischen Festtages wegen die Sitzung auSsälll, wird die TiScussion erst Sonnabend fort gesetzt werten, der man im Allgemeinen in der letzten Zeit einen etwas schleppenden Gang Vorwerken muß. Die Budgelcommission des Reichstages bat täg lich vor der Plenarsitzung getagt, und man muß zugebe», daß unsere unbesoldeten Reickisbcicn reckt angesircngl arbeiten müssen. Heute Vormittag wurde, wie ich Ihnen lelegraplnsch gemcidet, der Kasernen bau in Großenhain mit ll gegen 5 Stimmen bewilligt, nachdem der Oberst Edler v Pla nitz aus daS Klarste ebensowohl die Nokhwcndigkcit des Baues als auch die sparsame Veranlagung desselben unwiker leglich nacbgewiescn batte. ES verliebt sich von selbst, daß daS Plenum den Antrag seiner Eominission respcc- tire» wird, und Herr Eugen Richter hat eben mck seinem Anträge aus Nückverwcisung an die Eomniission nickt» weiter bewirkt, als daß ünnützer Weise Zeit verloren ging. In der Eominission wurde von dem Direktor im RcicbSschcitzamt Geb. Rath Ascbcnborn aus eine Auslage inikgcthcill, daß der Rübcuzuckerilcucr-Gcsetzenlwurj im Rcichs- schatzamt scrlig gestellt sei und bereits im Eabinel des Kaisers liege, so daß er in diesen Tagen an den Buiivcüralh gelangen werde. Von einer materiellen DiScujsion über die Rubcn- znckersteuer wurde allseitig abgescben, da eine solche, sobald die Vorlage an den Reichstag gelangt, in Aussicht ge nommen ist. Die Wahlprüsungöcommission deS Reichstages bat die Wahlen der Abgg. Kutzschbach und v. VoUmar beanstandet". * In der unter dem Vorsitze deS königl. preußischen Staats- und FinanzminislerS Sckolz am 3t. Januar abgc- haltenen Plenarsitzung deS BundesrathS wurde die Berlage, betreffend die Herstellung eines neuen NcickStagS- gebäudeS, dem ziittäiidigen Ausschüsse zur Vorbcrathuiig über wiesen. Bon der Nachweisung über die den einzelnen Bundesstaaten bi« Enke December 1882 überwiesenen veiräge an Reicks-. Silber-, Nickel- und Kupfermünzen nahm die Versammlung Kcnntniß. Auch nahm dieselbe die Ziisaminclistellung über die G schäfte deS BundcS- amlcö für das Heiuiathiveien w.ckreuo deS GesckäslsjabrS vom l. December ld8l biS bah.» 1>82 enlgege». lieber die Wiedcrbesetznng ter crlcdiglen P>äüdeule»>l>lle» bei zwei Discipluiarkainmcr» und ter erleei. len M l z iessnelle bei einer ankere» TiScipliiiarkaninier wurde V ick ß gefaßt. Die Anträge ter Ausschüsse, belieisend die genici 'vail icken Einnahmen an Zöllen n»d Verbraiicksüe», r» i»r >->79 80 und sür 1880 8l, sowie die Velivalli>ilgsa»Szabe», de» 'Neu bau einer Reparaturwerkstatt aus der Zellabserligmigsnellc am Entenwärter z» Hainbiiig, die zollfreie Aöl ssunz von Rohrzucker zur Herstellung von condensirter M.lck, die Ab änderung der Inips - Formulare VIII und IX fanden die Zllsliminnng der Versammlung. Eine Eingabe wegen Ruckver güluiig teS Zolles snr den bei der Eondensalivn vv» Milck ver wendeten Zucker im Falle der Ausfuhr der Milch wurde durch den über die zollfreie Aölassnng von Rohrzucker zur Her stellung von condensirter M.lck gefaßte,i Beschluß sür erledigt erachtet. Eine Eingabe, betreffend die Zolllarifirung von Mciiiiigkilt, und eine Eingabe, betreffend die Zolttarisirung von rvb vorgeickniiedeten Schraubenschlüsseln, wurden zurück- gewicseii. Nacktem der Vorsitzende über die auf Grund früherer Beschlüsse erfolgte lleberiveisung zahlreicher Eingaben an die zuständigen Ausschüsse Miltheilniig gemacht hatte, iaßte die Versammlung schließlich Beschluß über die geschäft liche Behandlung einer 'Anzahl weiter cingegangener Ein gaben von Privaten. * Sbivol'l cS verschiedentlich behauptet worden ist, scheint der Plan für die diesjährigen Läeschwadernbungen noch nickt sesiziistchen, was um so weniger überraschen kann, als bekannllich auch die Ernennung des GeschwadcrcbcfS und ter SchilfScemmaiidanten bis ver einigen Tagen noch nicht vollzogen war. Die detaillirten 'Angaben, welche einige Zeitungen über die beabsichtigten Uebunge» enthielten, scheinen dem vorjährigen UebniigSpregramin »nt mehr oder weniger Geschick entlehnt. Als pikante Zittbal war nur das Manöver mit teil fnrchtl'areil nntcrsecischen Torpedobattcricn hinzu- gesügt, die bei allen nnzweiselhaslcn Vorzügen nur den einen Mangel haben, das; sie nickt cxistircn. * In einer hechossicivsen Berliner Eerrespondenz der amtlichen „Elsaß Lothringischen Zeitung" wird der Inhalt des KaiferbriescS an den Papst naher erörtert. Er soll daiiack »ickis Anderes fein als eine Wiederbeküiig des niedaickeiis, welchen unser Botschafter in Wien, Prinz Rcuß, i» einer 'Note a» Iacebini vom 2>>. Aprit 1880 aussprach: „Die Verminderung der Geistlichkeit, da» Verschwinden der 'Bischöfe, der Verfall der Seelsorge flößen uns die lebhaftesten SninvaU'ien mit unseren katholischen Mitbürgern ein, die auf diese Weise von den Geistlichen verlassen werden, weil die Kirche a»S politischen, den Laien schwer verständlichen Gründen die Seelsorge verweigert. Es ist Sacke der Kirche und des Papstes, das zu verantworten. Wenn die heutige Hierarchie lieber den Gläubigen die Wehltbaten der Kirche versagt, als daß sie sich den weltlichen Gesetzen fügt, so werden Staat und .Kircke die Felgen tragen müssen, welche Gell und die Geschichte darüber verhängen." Diese efsiciöse Auf fassung sliiiiinl niil einer in der klerckaien Presse sick findenden, aus parlamentarischen Kreisen siainmenden Eerrespondenz überein, welche ebenfalls in dem jetzigen Kaiserbriese nur eine llinschreibiiiig früherer ähnlicher Decnmeute. beispielsweise dcS BrieseS des Kronprinzen an den Papst während seiner Stell- vertreliing in der Regierung, siebt, welche der Kirche Ent gegenkommen vcrfprechen, aber dasselbe an Bedingungen tnnpsen, die Rem niemals erfüllen werde und könne. Danach scheint der lirchrnpolitifchc 'Ausgleich neck nickt sobald bcvcr- zustebcii, eine Auffassung, welche der Sachlage vollkommen entspricht. Ter Harle Nacken Rems ist eben noch lange nicht gebeugt, und 'Nachgiebigkeit des Staates ist das ungeeignetste M>l"t dazu. * Tie Abstimmung im Reichstag über den censcrvaliv klerikalen In»nngsantrag bat einen der gesäbrlichste» Berilößc gegen die Geiverb,freiheit glücklich abgeivelnt. Allzu groß war die Mehrheit von 170 gegen 118 Slimiucn zwar nickt, imnie>hl» war sic größer als erivarlet werten mußte und als sie im Jahre I88l bei der Ablehnung des gleichen Vorschlags gewesen. Der zweite 'An griff gegen die Grundlagen der bestehenden Gewerbeordnung, der 'Aulrag ans Emsnhrniig obligatorischer Arbeitsbücher, wird ohne Zweifel >»>l noch viel größerer Mebrb it abgewchrt werde», da viele Mitglieder de» EenlrnuiS und der conser- valiven Partei bereits 'Bedenken nud Reue über einen Ver schlag cinpsindc», ter einen so wacklige» Sturm teS Un willen? in den Arbeikerlnijett gegen die reacüonaire Fürsvrge erregt hat.. Die Freunde deö Ackcrmann'ichen AulragS stellen in Aussicht, daß jetzt, nachdem der vernittlelndc Vorschlag zwischen Geiverbesreibeil und obligatorischer Innung gescheiter!, die Agilalivn f»r die letztere »in so starker entbrennen werde. Man wird de» E'felgen dieser A platten nut Rnbe und Gelassenheit ciilgegenseyeii tonne». Schlimmste» Falles Ware die offene Zwaugöinniing einer versteck en und ans Umwegen herbeigcsnhrle» vielleicht noch verznzieben. Die Ablehnung des InnuiigSantrags ist nni so crsreniicher und beteniiain r, alS sie von dem Vorhandensein einer Majorität im Reichstag zeugte, die nickt aus diesen einzelnen Gegenstand beschränkt bleiben, sondern auch gegen eine Reibe änderet reacnenairer Pläne, namentlich ans wirlhf'chastspelilische», Gebiet. Stand halten wird. Tie censervativ klerikale Eealiiien bat eine 'Niederlage erlitten, die netbwenbig ihre wettere» Eeniegnenze,, ziehen wird. Es giebl neck verschiedene andere gesänrlichc Prvjccte, mit denen fick diese Eealiiien trägt Man mochte zweifelhaft sein, ob sie im Reichstag die Mehrheit besitzt; durch die gestrige Abstimmung ist die Hoffnung, baß dies Nicht der Fall sei, wesentlich verstärkt werden. * Verschiedentlich ist gemeldet werde», daß die Grund« steinlegung zum neuen Re ickstagsgebäude am Geburtslage de» Kaisers siaktfinden solle. Diese Angabe ent behrt jedes Ihalsächlicken HiitterballS. DaS Palais Raczynski ist biS kabln keinesfalls »iedergelegt, zudem trifft der kcufer« ticke Geburtstag diesmal ans den Gründonnerstag, an welchem Se. Majestät ganz gewiß nicht die Erlaubniß zur Abhaltung einer selchen Feierlichkeit gebe» dürfte. * Fürst Bismarck, welcher schon seit mehreren Tagen über heftigere Schmerze» in der ganzen reckten Seite teS Körpers klagte, liegt seit Mittwoch zu Belt. Mack dem Aus spruch des fürstlichen Leibarztes tnrslc der Reichskanzler »iindcslens eine Wecke das Belt bitten müssen. * Weaen der Heranziehung dänischer Optanten znm preußischen Mttitairdienst wird, wie i» pc»la»ic»tarttckcii
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