Suche löschen...
Dresdner Journal : 05.07.1874
- Erscheinungsdatum
- 1874-07-05
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-187407056
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18740705
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18740705
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1874
-
Monat
1874-07
- Tag 1874-07-05
-
Monat
1874-07
-
Jahr
1874
- Titel
- Dresdner Journal : 05.07.1874
- Autor
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
O153. Sonntag, den 5. Juli. 1874 4don»em<-at»pr«1o: I« ,»o,«o ck*a1»«k«a L«t«k«: ^Llirliod:. ... 6 l'dlr. AjLkrlicN: 1 7'UIr. IS kiNLvIo« Nummern: l dvut»ctleu lU-iode» tritt Do»t- uod öwlupvttusoklit^ yivru. lEr»t^upreIovr t'ür dou lisnm »nuer ^titreilo: 2 l^^r. Or>t«r „Lin8vr»i>at" div /vile: ü r.r««-Ii«ln<»n r I'L^lick mit ^n»n»km? der 8oon- und k'eiert»^. -tlxmd- tiir den tollenden t'«^ DreMerImirnal. Verantwortlicher Redacteur: Commissionsrath I. G. Hartmann in Dresden. Lr«nd»tett«r, Oomll»i»«io»Ir «i» -- Drssdaor äomn»l»i vbsudiu.: u /t R»«»diuU-»«rN». >-»r—t«L-»r»LLtarr » » . <t ^»Aler, S»rU» kart ». U.-»üaeitsa- Nxd Ako««r, Laritai /nva^dr^danit,// ^ItLrrr^t, Lraiaaa: L Lraa laa: /..>'t<iNAen'» Dürosu; vdsmiut»: /<> ?>»»>- kurt» N.: //rrrr»an»^etieLuekk , d><iubr<Lt7n., VürUt»: /nr>D S»unov»r: < V / k»rt,E //ui <i«, /.^/ikk«, /ku/iier d <7o.. »tattert- Du «Le d <o., ^>üdd. dnn»»c»>>-Dit^euu, Vi«a: Uer«n»x^d«>r: Nünis-l. I>'xp«-dition de» Dresdner dourn»!», Dresden, LIur^itrett>en^u»>«e Ao. I. Amtlicher Theil. Sinanzgesetz auf die Jahre 1874 und 1875, vom 25. Zuni 1874. Wir, Albert, von Gottes Gnaden König von Sachsen rc. rc. finden Uns mit Zustimmung Unserer getreuen Stände bewogen, das Finanzgesetz auf die Jahre 1874 und 1875 zu erlassen, wie folgt: 8- 1. Auf Grund des verabschiedeten Staatsbudgets wird die laufende Einnahme und Ausgabe des ordentlichen Staatshaushaltes für jedes der Jahre 1874 und 1875 auf die Summe von 15,830,973 Thalern festgestcllt, zu außerordentlichen Staatszwecken aber für diefe beiden Jahre überdies noch ein Gesammtbetrag von 27,327,478 Thalern hiermit ausgesetzt. 8- 2- Zu Deckung des Aufwandes für den ordentlichen Staatshaushalt und der auf die Specialkassen gewiese nen Verwaltungs- und sonstigen Ausgaben desselben sind, außer den den Staatskassen im Uebrigen budget- mäßig zugewiesenen Einnahmen, auf jedes der Jahre i874 und 1875 den gesetzlichen Vorschriften gemäß zu erheben: u) die Grundsteuer nach 9 Pfennigen von jeder Steuereinheit, 5) die Gewerbe- und Personalsteuer, e) die Schlachtsteuer, ingleichen die Uebergangssteuer von vereinsländischem und die Verbrauchsabgabe vou vereinsausländischem Fleischwerke, d) die Stempelsteuer. Das Gesetz, die provisorische Forterhebung der Steuern und Abgaben im Jahre 1874 betreffend, vom 29. No vember 1873 (Gesetz- und Verordnungsblatt v. I. 1873 Seite 555), ist hierdurch erledigt. 8- 3. Die Termine zur Erhebung der Gewerbe- und Per sonalsteuer hat Unser Finanzministerium frstzustellen. 8 4. Alle sonstigen Abgaben, Natural- und Geldleistun gen, welche nicht ausdrücklich aufgehoben sind oder noch ausgehoben werden, bestehen vorschriftsmäßig fort. 8- 5. Die zu außerordentlichen Staatszwecken bewilligte Summe ist aus den, soweit nöthig, durch besondere Errditmaaßregeln zu verstärkenden Beständen des mobilen Staatsvermögens zu entnehmen. Urkundlich Haden Wir dieses Gesetz, mit dessen Aus führung Unser Finanzministerium beauftragt ist, eigen händig vollzogen und Unser Königliches Siegel dei- drucken lassen. Gegeben zu Dresden, am 25. Juni l874. (1-.8.) Albert. Richard Freiherr von Friesen. Verordnung, die Ausführung des Finanzgesetzes auf die Jahre 1874 und 1875 betreffend. Zur Ausführung des Finanzgesctzes auf die Jahre 1874 und 1875 vom 25. d. Nits, wird hierdurch Fol gendes verordnet: 8. 1. In Betreff der für das Jahr 1874 zu entrichtenden Stellen« und Abgaben bewendet es bei den in der Ver ordnung vom 29. November v. I. (G.- u. V.-O.-Bl. v. Jahre 1873 S. 556) getroffenen Bestimmungen. Es mögen aber, soviel diejenigen, nach tz. 16 des Gesetzes vom 23. April 1850 (S. 31 des G.- u. V.- O.-Bl. vom Jahre 1850) zu beuttheilrndcn Dienstgenuß- crhöhungen anlangt, deren Bezug zwar von einem frü heren Zeitpunkte ab, als den 15. April bewilligt wor ¬ den ist, jedoch erst später angcordnet wird, die deshalb für den 1. Termin nachzuzahlenden Perfonalstcuerdeträge zugleich bei Abführung der ebenfalls erhöhten Steuer für den 2. Termin berichtigt und in der Gewerbe- und Personalsteuerrechnung zuwachsweise mit vereinnahmt werden. Zu diesem Zwecke werden in und für Dresden: von den Anstellungsbchörden, außerhalb Dresden hingegen: von den betreffenden Dienstbehörden die erforderlichen Mittheilungen den Steuerbehörden noch vor Eintritt des 2. Termins zugehen, sodann aber von letzteren die Steucrmehrbeträge ermittelt und den Betheiligten be kannt gemacht werden. 8. 2. Im Jahre 1875 sind an Grundsteuer drei Pfennige den 1. Februar, zwei Pfennige den 1. Mai, zwei Pfennige den 1. August und zwei Pfennige den 1. 'November von jeder Steuereinheit zu entrichten. 8- 3. Im Jahre 1875 ist die Gewerbe- und Personalstener mit je einem halben Jahresbetrage am 15. April und 15. October abzuführen. Bei Brurtheilung der Steuerpflicht der Kontribuenten sind nach ß. 4 des Gewerbe- und Personalsteuergesetzes vom 24. December 1845 (S. 312 des Gesetz- und Ver- ordngs.-Bl. vom Jahre 1845) obige Termine zum An halten zu nehmen. 8- 4. Die Aufweisung der Personalsteuer-Oittungen bei Erhebung von Besoldung, Gehalt, Wartegeld, Pension und sonstigen Bezügen aus öffentlichen Kaffen hat in den Monaten Juni und December stattzufinden. Dresden, den 29. Juni 1874. Finanz -Ministerium von Friesen. v. Brück. Nichtamtlicher Theil. Uebrrsjcht. Telegraphische Nachrichten TageSgeschichte. (Dresden. Berlin. Posen. München. Prag. Paris. London. Kopenhagen. Jacmel.) Ernennungen, Versetzungen rc. im öffrntl. Dienste. Dresdner Nachrichten. Provinzialnachrichten. (Chemnitz. Eibenstock.) Vermischtes. Statistik und LolkSwirthschaft. Feuilleton. TageSkalender. Inserate. Beilage. Gerichtsverhandlungen. (Leipzig.) Vermischtes. Statistik und VolkSmirthschaft. Sächsische Bäder. EinacsandteS. Börsennachrichten. Telegraphische WitterungSberichte. Inserate. Telegr.iMjchc Nachrichten. Kissing en, Sonnabend, 4. Juli, Mittags. (Tel. d. Drcsdn. Journ.) Der Reichskanzler Fürst BiSmarck ist mit Gemahlin und Tochter heute Vormittag 11 Uhr hier cingetroffcn und wurde von einer Volksmenge, sowie vom Badecommiffar und vom Bürgermeister auf dem Bahnhofe begrüßt. Feuitletoiu Redigirt von Otto Banck. Die Reisen des Krhrn. v. Hübner. Zu den neuern Reisenden, die mit besonderen in dividuellen Augen die Welt betrachtet haben und mit Schärfe die Gegenstände von einander zu unterscheiden, Völker zu charatterisircn, Städte und Culturzustände zu bcurchcilen vermochten, gehört AlexanderFrhr. v. Hübner, der in einem zunächst sranzösisch geschriebenen Werke einen „Spaziergang um die Welt", verschiedene Reiseeindrückc theils specicll ausgcführt, theils leicht skizzirt hat. Seine Tour bewegt sich über einen großen Theil Amerikas, über Japan und über viele Strecken Chinas. Ucbcrall finden wir von ihm einzelne interessante Schilderungen, und wenn auch Das, was er über Nord amerika sagt, bei der verhältnißmäßigen Kürze seines Aufenthaltes sich an Gründlichkeit nicht mit den Wieder gaben mancher anderer Schriftsteller vergleichen läßt, so sind dagegen seine in Japan und China empfangenen Eindrücke doppelt fesselnd. Der Verfasser war für beide Länder durch specirlle Kenntnißnahme von historischen und ethnographischen Schriften genugsam vorbereitet, besonders vielleicht für Japan, das durch verschiedene deutsche Expeditionen in ziemlich ausführlicher Weise sogar nach einzelnen Branchen hin von tüchtigen Gelehrten bearbeitet wurde. Dennoch bieten seine Beurteilungen Chinas, dieses merkwürdigen, dem Cultursortfchritte von außen her verschlossenen Landes das lebhafteste Interesse dar. Er verweilt hier mit Ausführlichkeit auch bei einer Materie, die in China am meisten verrufen, am meisten fürchterlich und doch am meisten geeignet ist, danach dir wirkliche Civilisation eines Landes zu beurtheilrn. Es ist die Rechts- und Gerichtspflcge, das Strafver fahren, die Aufrechterhaltung der gesetzlichen Ordnung; denn nicht sowohl die Gesetze sind es, welche die Bildung eines Volkes markiren, sondern fast in höherem Grade thut dies die Art, wie die Gesetze verwaltet werden. In Kanton wurden dem Reisenden und seiner Begleitung auf spcciellen Befehl des Vicckönigs die Thore des Ge fängnisses geöffnet. Es ist dasselbe ein Viereck, welches mehrere Höse enthält und von Gefangenen verschiedenen Geschlechts und verschiedener Art bevölkert wird. Der innere Theil gehört den männlichen Gefangenen, ein äußerer, welcher durch einen unbedeckten Gang von der Ringmauer geschieden wird, den weiblichen; dir Mehr zahl der Sträflinge, welche sich in dem Hofe drängten, waren bestimmt, schon in dem nächsten halben Jahre den Tod zu erleide«. In China finden gewöhnlich die Hinrichtungen zweimal im Jahre, im Frühling und Herbste statt, mit Ausnahme entschiedener Mörder, deren Bestrafung keinen Aufschub leidet. Herr v. Hübner nennt mit Recht diese schaarenweisen Hinrichtungen ein periodisch wiederkehrendes Blutbad. Einige dieser Menschen schleppen ihre Ketten mühselig, andere tragen dieselben mit einer gewissen Frechheit zur Schau. Ihre Physiogomien sehen keineswegs unschuldig aus. Es ist anzunrhmen, daß das chinesische Gefängniß seine Bewohner noch mehr verschlechtert, als dies manche andere Gefängnisse thun. Der Verkehr mit dem Laster ist dort ein beständiger, die letzten Reste ehrsamen Gefühls zerstörend. Einer sagte dem Reisenden: des Mordes bin ich beschuldigt, aber die That läugne ich. Ter Gefaugenwärtrr lächelte dazu, rin teuflisches Lächeln, als wollte er sagen, die Folterbank wird Dir die Zunge lösen. Ein junger Mensch, aus dessen hohlen Augen Irrsinn sprach, näherte sich. Als 15jähriger Knabe hatte er seinen Schullehrer ver giftet, rin Verbrrchen, welches das Gesetz dem Vater- Eine Hofequipaye deS Königs von Bayern führte den Kürsten Bismarck nach seiner Wohnung im Hause deS ArzteS I>r Dirus. ! Paderborn, Sonnabend, 4. Juli. (Tel. d. Dresdn. Journ.) Dem „Wests. Volksdl." zufolge bat ein hiesiger Bürger die gegen den Bischof Martin erkannte Geldstrafe von 400 Thlr. vor Ablauf der zum Antritt der Haft gestellten Krist bezahlt. Der Bischof protestirt gegen diese wider sein Wissen und seinen Willen erfolgte Bezahlung der Strafe. Das KreiSgericht hat noch keine de finitive Entschließung gefaßt, bis jetzt aber auch noch nicht die Haftvollstreckung vorgenommen. Prag, Sonnabend, 4. Juli, Vormittags. (Tel. d. Drcsdn. Journ.) Bei den gestrigen Land- tagSwahlcn in der Gruppe der tschechischen Land gemeinden sind 40 Alttschechcn, 0 Jungtschcchen und 3 Verfassungstreue gewählt worden; in 2 Bezirken sind Nachwahlen erforderlich Im tschechischen Landwahlbezirke Taus (Pilsener Kreis) wurde ein RegicrungScandidat gewählt. Paris, Freitag, 3. Juli, Abends. (Tel. d. Dresdn. Journ.) Die „Union" veröffentlicht ein vom gestrigen Tage datirtrS Manifest deS Grafen v. Chambord. Der Graf v. Chambord weist in diesem Manifest darauf hin, daß Frankreich wesentlich monarchisch ge- sinnt sei, und erklärt, er würde pflichtwidrig handeln, wenn er nicht das Aeußerste thäte, um die aus Vorur theilen aufgerichteten Schranken zu durchbrechen. Er habe lange geschwiegen, um der Mission des erlauchten Soldaten, dessen Degen die Franzosen beschütze, nicht noch größere Schwierigkeiten zu bereiten. Gegenüber den sich immer mehr häufenden Jrrthümern sei aber ein längeres Schweigen unmöglich; seine Ehre mache ihm ein energisches Protestire«« zur Pflicht. Er protestire gegen die Ansicht, als ob die KönigSgewalt auf Will kür und absoluter Machtvollkommenheit beruhe. Die christlich-französische Monarchie sei ihren« Wesen nach eine gemäßigte mit dem Zweikammersystem, indem die eine Kammer durch den Souverän aus fest bestimmten Kategorien ernannt, die andere von der 'Nation gewählt werde. Ebenso unwahr sei die Behauptung, daß seine Politik mit den Wünschen des Landes difserire. Er wolle die oberste Gewalt versöhnlich, aber stark. Frank reich wünsche ebenso wie er die traditionelle Monarchie; diese allein könne zuverlässige Allianzen gewähren. Er wünsche in den Vertretern der 'Nation aufmerksame Helfer und Rathgeber bei Prüfung der ihrer Controle unterstellten Fragen; er wolle keine unfruchtbaren parla mentarischen Kämpfe, aus welchen der Souverän ge schwächt und ohnmächtig hervorgehe. Das Wort: „der König herrscht, aber er regiert nicht" zurückwcijend, fühle er sich im vollsten Einvernehmen mit der großen Mehrheit des französischen Volkes, welches diese Fictionen nicht verstehe und von wissentlichen Unwahrheiten er müdet sei. Das Manifest schließt: „Franzosen! ich bin bereit wie immer. Das Haus Frankreich hat sich auf richtig und loyal wiedervereinigt. Sammelt Euch ver trauensvoll um dasselbe! Lasset die Spaltungen und denkt an die Manen des schwer geprüften Vaterlandes! Die Zeit ist da, um ihm mit seinem Jahrhunderte zäh lenden Königthum Glück, Sicherheit, Würde und Größe, kurz alle Begleiter gesegneter Freiheiten zurückzugcben, die Ihr ohne das Königthum nie erlangen werdet. EL ist ein mühseliges Werk, mit Gottes Hilse können wir eS aber vollenden. Möge Jeder in seinem Gewissen die Verantwortung abwägen und für die Gegenwart sich vor Augen halten das strenge Urtheil der, Geschichte!" Das Manifest läßt die Fahnenfrage unberührt. Paris, Sonnabend, 4. Juli. (Tel. d. Dresdn. Journ.) Die heutigen Morgenblätter besprechen bereits das von dem Grasen v. Chambord er lassene Manifest. Fast sämmtlichc Blätter heben morde glcichstellt. Seine Jugend bewahrte ihn vor einen« gräßlichen Tode, alle Jahre richtete sein Vater, der der wohlhabenden Klasse angehörtc, um Begnadigung ein Schreiben an den Kaiser, der Kaiser schickte cs an die Regentin; bis jetzt folgte immer eine abschlägliche Antwort. Die Reisenden traten nun in einen der Säle ein; es war Essenszeit. Wie die wilden Thiere einer Mena gerie warfen sich die Sträflinge auf ihre ärmlichen Por tionen, die Tafelmusik dazu bildeten die klirrenden Fes seln. Auch. manchem, in den Schleier der Nacht ge hüllten Kerker ertönten laute Schmcrzenstöne, lautes Ge heul, und der dumpfe Schall wuchtiger Bambusstreichc auf gemarterte Körper. In einem kleinen Raume, der verhaltnißmäßig rein gehalten war, rauchten einige Man darinen, andere nahmen ihr Mahl ein, das ihr Diener ihnen auftrug. Es sind dies privilegirte, in Unter suchungshaft befindliche, oder bereits vcrurtheiltc, aber jedenfalls höchst begünstigte Personen. Sic haben wahr scheinlich das Zimmer um einen ungeheuren Preis ge- miethet. Diese Industrie bildet einen Nebenerwerb des Gefängnißdirectors. Andere Localitäten sah der Reisende als Spielsaal eingerichtet, ein praktisches Mittel, um zu gleicher Zett die Taschen der Mandarinen mit Geld und das Grsängniß aufs Neue mit verstärkten Verbrechen« zu füllen. Auch wurden die Reisenden zu der Galerie geführt, welche den Weiden« Vorbehalten war. Sie sahen hier das Höchste im Niedrigsten, das äußerste Maß des Entsetzens. Dante's Phantasie allein vermochte sich so hoch zu erheben, so tief zu versenken. Was diese Phantasie dem Dichter als Traumbild zeigt, habe ich hier in Wirklichkeit gesehen, sagt der Verfasser, immerhin sinkt das verkommene Weib tiefer unter dm verkommenen Mann hinab. Freilich aus zartem Stoff geformt, fällt sic von der Höhe herab und fällt desto tiefer. Ich sah hier aus engem Raume vereint allen hervor, daß in dem Manifest die Fahnenfrage, welche die wichtigste sei, übergangen wird. Das „Journal deS D< batS meint, das Uebergehendieser Krage beweise die diesbezügliche Unerschütterlichkeit des Grafen Chambord; das Manifest werde AiaSco machen wie der vorjährige Octoberbrief, dir Mo- narchenstellung des Grasen sei dadurch definitiv unmöglich gemacht. Die republikanischen Blätter äußern sich in ähnlicher Weise. Der „Constitu- tionnel" veröffentlicht einen sehr heftigen Artikel gegen das Manifest und verlangt gerichtliche Ver folgung der „Union", wegen Publikation auf rührerischer Urkunden. Der Orleanistischr „Soleil" druckt das Manifest de» Grafen v. Chambord ohne Bemerkung ab. Madrid, Freitag, 3. Juli, Nachmittags. (W T. B.) Vom Kriegsschauplätze «m Norden wird ge meldet, daß General Moriones das Commando der seither von General Martinez befehligten Division erhalten hat; an die Stelle de» Generals Echague ist General Ceballos getreten. — Nach eingcgangenen Meldungen ist die Niedermetzclung der bei Abarzuza Verwundeten nicht infolge einer Anweisung Dorregaray'S geschehen, sondern nur auf Ausschreitungen einzelner Carlisten zurück zuführen. London, Freitag, 3. Juli, NachtS. (Tel. d. Dresdn. Journ.) In der heutigen Sitzung des Oberhauses kam die Theilnahme Englands an dem völkerrecht lichen Congreffe in Brussel zur Sprache Auf eine Interpellation des Earl Denbigh erwiderte der Staatssekretär des Auswärtigen, Earl Derby, England werde ai« dem Brüsseler Congressc unter der Bedingung Theil nehmen, daß die Discussion der völker rechtlichen Bestimmungen, betreffend die gegenseitigen Be ziehungen der Kriegführenden, worüber neue Festsetzungen zu treffen nutzlos sein würde, sowie diejenige über Krieg führung zur See und über damit zusammenhängende - Fragen ausgeschlossen bleibe. England verlange die po sitive Zusicherung, daß eine Ausdehnung des Congresses auf diese Frage«« nicht beabsichtigt werde;' andernfalls werde es denselben nicht beschicken. Jedenfalls werde der Vertreter Englands keine Vollmachtcn erhalten, den Beschlüsse«« und Festsetzungen des Congresses über völ kerrechtliche Bestimmungen zuzustimmen; vielmehr werde derselbe den Sitzungen nur beiwohne«« und Bericht dar über an die Regierung erstatten, welche sich vollkommene Freiheit ihrer Entschtteßungen rescrvire und den« Hause demnächst die betreffende Korrespondenz vorlegen werde. Zum Mitglied? des Unterhauses für Lancaster ist Dunkin (conservativ) gewählt worden. Die Kohlen- und Eisengrubenbefitzcr von Northstaffordshire haben eine neue Herabsetzung des Lohnes um 20 Proc. beschlossen. Lagesgeschichte. Dresden, 4. Juli. Ihre Majestäten der König und die Königin sind gestern von Elster über Fal kenstein, 'Auerbach und Eibenstock nach Schneeberg ge reist, habe«« daselbst das Nachtquartier genommen und heute Vormittag '/r10 Uhr von dort die Reise über Aue, Schwarzenberg, Scheibenberg, Schlettau und Buchholz nach Annabcrg fortgesetzt, von wo Ihre Majestäten heute Abend in Pillnitz zurückerwartet werden. Aus den über die Reise Ihrer Majestäten uns heute vorliegenden Berichten thcilen wir noch Folgendes mit: * Plauen, 2. Juli. Ueder de«« Einzug und Aufent halt Ihrer Majestäten ii« hiesiger Stadt entnehmen wir den« „Voigtl. Anz." zur Ergänzung unsers gestrigen Be richts noch folgende nähere Mittheilungen. Stadt und Landschaft hatten sich mit Eifer gerüstet, dem geliebten Königspaare ihre Anhänglichkeit und treue Ergebenheit an den Tag zu legen. Viele thätige Hände sah man . >» . . .. ' physischen Jammer und alle moralische Verworfenheit, und in diesem schändliche«« Kerker sind mit den ver- nrtheilten entmenschte«« Hyänen anständige Frauen und 'Mädchen als Geißeln eingepfercht, weil ihre Männer, Söhne oder Kinder bei der Untersuchung entflohen. Wird eine solche Flucht in China ausgeführt, so haben die Richter das Recht, die zurückbleibcndcn weiblichen Theile der Familie als Geißeln cinzuziehen. Vor dem Thore des großen Gefängnisses sah der Reisende einige lebende Skelette, welche gezwungen wurde««, komisch sein sollende Stellungen einzunehmen. Auf ihrer Brust war eine hölzerne Tafel befestigt mit den Worten: dem öffent lichen Gelächter ausgesetzt. Bei uns würde hoffentlich Niemand über eine«« solchen Anblick lachen können. Im Vorhof war soeben ein Trupp von dreißig Männern angelangt, sie ruhte«« im Schatten einer Sicomorr, Jüng linge, Männer in voller Kraft, auch Greise. Einige da von waren wie wohlhabende Leute gekleidet, sie wurden als Menschenjäger oder Hexenmeister aus frischer That ertappt. Ihr Geschäft besteht darin, zur Auswanderung gegen das Gebot der Regierung aufzurühren. Sie sind immer je zu vier an ihren Zöpfen oder überdies noch an Stricken an einander gebunden; auf den Fersen dicht aneinander an« Boden kauernd, gleichen sie einer Heerde Schafe, die bei« Tod erwartet; sie verfallen der Folter bank, sie wissen es. Jeder Sclave weiß das Strafgesetz buch auswendig. Ihre 'Mienen sage«« ihr Unglück deut lich genug, der Eine weint füll vor sich hin, Andere seufzen und Andere scheinen wie wahnsinnig vor Ent setzen, Keiner spricht eine Sylbe. Als die Reisende«« nach einer Stunde wieder an die sem Trupp vorübergingen, rauchten alle, ein Grieche hatte Cigaretten unter sie vertheilt. (Fortsrtzung folgt )
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
Erste Seite
10 Seiten zurück
Vorherige Seite