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Ottendorfer Zeitung Ve,»gspreis: virrtrljLhrüch ^20 Mark ft«i K- ^SLS. Z« d« Geschäftsstelle abgeholt viertel- jährlich t Mk. Einzelne Nummer 10 Pfg. Erscheint am Dienstag, Donnerstag »n> Sonnabend Nachmittag, Unterk»attung8 nnä Anzeigeökatt Mtt wüchentüch erscheinender Sonntagsbeilage „Illustriertes Unterhaltungsblatt", sowie den abwechselnd erscheinenden Beilagen ,Handel «ch WnNdnl" „Feld und Garten", „Spiel und Sport" und „Ventsche Al»»«". v«k »d Verlag von Hermann Rühl-, Buchdrucker«: in Groß-Okrilla. verantwortlich für di- Reaktion h. Rühl, in O^ß-«Ma. Nummer 7s Mittwoch, den s6. Juni sW. Jahrgang Neuestes vom Tage. — Eine frohe und bedeutsame Botschaft bringt uns der heutige Bericht unserer Heeres leitung: Die Franzosen haben eine schwere Niederlage erlitten auf der Front zwischen Liövin und Arras, in dem Raume, in dem sich seit nunmehr sü«: Wochen ihre mit der zähesten Hartnäckigkeit unternommenen Durch- bruchsversuche austoben. Sind diese Versuche auch bisher schon nicht von Erfolg gekrönt gewesen, so befanden sich die Franzosen doch allem Anschein nach immer noch in dem Glauben, daß ihnen der Durchbruch über karz oder lang doch noch glücken könnte Dieser Glaube, so sollte.man meinen, müßte nun eine arge Erschütterung erfahren haben durch die jetzige Niederlage, die mit ganz be sonderer Deutlichkeit lehrt, daß hier unsere Stellungen unerschütterlich sind und daß wir die Kraft besitzen, dem immer wieder auss neue anrennenden Feinde, selbst wenn er in dichten Linien vorstürmt, vernichtende Schläge beizubringen. Ob die Franzosen diese Lehre beherzigen und angesichts der schweren Opfer die sie bisher schon vergeblich gebracht haben, ihre Offensive als aussichtslos eudgültig ein- stellen werden, muß sich bald zeigen. Wir haben jedenfalls aufs neue die Gewißheit gewonnen, daß es um unsere Sache gut be- stellt ist und daß die Offensivkrasi der Fran zosen, wenn sie auch hier und da noch einmal ausflackert, in absehbarer Zeit zusammenbrechen muß. Das Bild unserer unüberwindlichen Stärke erhält einige weitere mai kante Züge durch die Feststellung, daß feindliche Angriffe auch am Merkanal sowie bei Hebuterne und in der Champagne abgeschlagen wurden. — Seit Beginn des Krieges beschäftigen unsere Feinde eine große Zahl von Spionen, welche im Jnlande und in den von unseren Truppen besetzten Gebieten alle Nachrichten sammeln und an bestimmte Zentralstellen ab liefern. Es handelt sich dabei um eine weit verzweigte Einrichtung, welche in allen ihren Teilen außerordentlich geschickt arbeitet. — Schon seit längerer Zeit war es den deutschen Behörden bekannt, daß sich in verschiedenen holländischen Städten Spionagezentralen be- finden, deren Tätigkeit hauptsächlich in Belgien zu spüren war. Vor kurzem ist es nun gelungen, eine Hauptorganisatiou, welche ihren Sitz in Maastricht hat, aufzudecken und unschädlich zu machen. Nicht weniger als 17 Spione wurden festgenommen und dem Ge richt zugeführt. Es wurde sestgestellt, daß diese Spione von Belgien aus ununterbrochen ihrem Leiter in Maastricht Nachrichten über Truppenbesörderungen auf den belgischen Bahnen übermittelten. Dabei gingen sie so geschickt vor, daß sie alle Mitteilungen in be sondere Listen eintrngen, welche nur mittels eines Geheimschlüssels zu verstehen waren. Das Feldgericht Lüttich hat über die Spione die durchweg ^geständig waren, am 7. Juni das Urteil gesprochen. Elf der Angeklagten wurden zum Tode, sechs zusammen zu 77 Jahren Zuchthaus verurteilt. Am 7. Juni wurden acht von den Verurteilten bereits er schossen. Wegen der drei letzten schwebt noch die Entscheidung über ihre Begnadigungs gesuche. Mit dieser Aufhebung von siebzehn Agenten ist der feindlichen Spionage ein empfindlicher Schlag zugefügt worden, und die ebenso schnelle wie strenge Justiz der deutschen Feldgerichte wird dem zum Verrat neigenden Teile der Bevölkerung Belgiens hoffentlich einen heilsamen Schrecken eitt- gejagt haben. — Ein neuer gewaltiger Sieg der Armee Mackensen am San! Ein Sieg, der wieder so überraschend gekommen ist, wie bisher alle Vorstöße der Verbündeten in Galizien. Seit der Eroberung der Festung Przemysl hatte man kaum wieder etwas von der an der Sanlinie steheaden Armee Mackensen ver nommen. Ihre Offensive schien zum Stehen gekommen zu sein, und die ganze Auf merksamkeit wandte sich dem erfolgreichen Vor dringen der Armee Linsingen gegen den Dnjestr zu, das mit dem Siege von Stryj eingesetzt hatte. Hierhin, an den Dnjestr, warfen auch die Ruffen alle Reserven, welche ihnen irgendwie zur Verfügung standen. Am San blieb es, nachdem einige russische An griffe östlich von Jarislau und Radymno ab geschlagen worden waren, still. Nur am Unterlaufe des San entwickelten die Russen eine lebhaftere Tätigkeit. Es gelang ihnen, Sieniawa zu nehmen und die Verbündeten über den San zurückzudrängen. Alle russischen Versuche, auch das westliche Ufer des San zu gewinnen, scheiterten aber. So kam auch hier der Kampf zum Stehen. Bis jetzt die neue Offensive der Armee Mackensen einsetz'e, die 16000 Gefangene machte und den Feind wohl bald völlig vom San wegfegen wird. — Nach dem nunmehr gewonnenen über sichtlichen Bilde über die Kriegsschäden der Provinz Ostpreußen haben von den Ein wohnern während der feindlichen Einbrüche längere oder kürzere Zeit die Heimat verlassen etwa 190000 im Regierungsbezirk Königsberg und etwa 360000 im Regierungsbezirke Allenstein. Die Höchzahl der Einwohner, die die Provinz Ostpreußen verließen, dürfte 350—400000 betragen. Zurückgekehrt ist bisher der größte Teil der Flüchtlinge, be sonders auf dem Lande. Von den Russen sind, soweit bisher festgestellt wurde, in der Provinz 1620 Zivilpersonen getütet und 433 verwundet worden. Bestimmte Zahlen über Vergewaltigungen und Schändungen lassen sich nicht angeben. Die Zahl der nach Ruß land verschleppten Einwohner beträgt nach den bisherigen Angaben insgesamt 5419 Männer, 2587 Frauen und 2719 Kinder. Von den Männern besteht der größte Teil aus hilflosen Greisen. Viele der Verschleppten haben imolge der Strapazen Leben oder Ge sundheit verloren. Durch feindliche Brand legung ganz oder zum erheblichen Teile zer stört sind im Regierungsbezirk Königsberg 7 Städte, 75 Dörfer und 56 Güter, in dem Regierungsbezirke Allenstein 10 Städte, 292 Dörfer und 97 Güter, im Regierungsbezirke Gumbinnen 7 Städte, 205 Dörfer und 83 Güter. Die Zahl der insgesamt zerstörten Gebäude beträgt 33553. Etwa ein Drittel davon waren Wohnhäuser. Der Hausrat ist schätzungsweise in 100000 Wohnungen voll ständig und noch in ebenso vielen anderen Wohnungen teilweise geraubt oder vernichtet. In dem während des Winters vom Feiirde besetzten Fünftel der Provinz waren, als der Feind vertrieben war, kaum ein Stück Vieh mehr vorhanden. In den ganzen Grenzkreisen waren saft alle landwirtschaftlichen Geräte und Maschinen geraubt oder vernichtet. Die meisten Mühlen, Ziegeleien, Brennereien und Molkereien waren systematisch zerstört. Trotz dem sind in den Grenzkreisen etwa 800000 Morgen mit Sommersaat und nur 160000 Morgen unbestellt geblieben. An Vor esttschädigungen sind bis zum 1. Juni ins gesamt 125 340726 Mark ausgezahlt worden. — Einer Petersburger Meldung der „Kölnischen Volkszeitung" zu'olge stellt es sich nunmehr heraus, daß der Tod des Admirals von Jessen, des Oberbefehlshabers der russischen Ostseeflotte, kein natürlicher gewesen ist. Am gleichen Tage sind noch vier See- offiziere seines Stabes ums Leben gekommen. — Die Züricher Post meldet aus Chiasso, daß am Sonntag abend 7 Uhr der Waren verkehr von Italien nach der Schweiz durch Veriügung aus Rom vollständig eingestellt wurde und keine Lebensmittel in Ponte, Chiasso hier durchgelangen werden. Das Blatt bemerkt dazu: In den letzten Wochen! haben sich die Vorwürfe aus Frankreich und' Italien, daß die Schweiz in unstatthafter > Weise aus diesen Ländern gelieferte Waren nach Deutschland und Oesterreich-Ungarn weiter gebe, gemehrt. Heute stehen wir vor der folgenschweren Tatsache, daß Italien gegen die Schweiz ein Ausfuhrverbot für sämtliche Lebensmittel erläßt und das Verbot nur unter der Bedingung aufzuheben gewillt ist, daß die Schweiz eine Gewähr bietet, die in dem gewünschten allgemeinen Umfange aus inner schweizerischen Gründen aber nicht abgegeben werden kann. Die Angelegenheit ist peinlich aus wirtschaftlichen und politischen Gründen. Wir müssen daraus schließen, daß in Italien das von einem Teile der italienischen und französischen Presse planmäßig großgezogene Mißtrauen gegen den schweizerischen Handels verkehr auch die verantwortlichen Kreise ersaßt hat Dieses Mißtrauen ist angesichts der Bemühungen unseres Bundesrates, auch in wirtschaftlicher Hinsicht strengste Neutralität durchzuführen, kränkend und nicht geeignet, die guten Beziehungen zwischen den in Betracht kommenden Staaten und der Schweiz zu festigen. Das Blatt hofft, daß der Bundes rat Italien veranlassen kann, das Verbot rückgängig zu machen — Die „Deutsche Lagesztg." meldet aus Stockholm: Die „Chicago Federation of Labor", die ungefähr 250000 Arbeiter der verschiedensten Berufe umfaßt, hat bei einer Versammlung einen Beschluß ungenommen, der de« europäischen Krieg verdammt und einen starken Protest enthält gegen jeden Versuch, die Vereinigten Staaten in diesen lürchterlichen Konflikt hineinzuziehen. Ein gleicher Beschluß ist auch in Indianapolis von der „National Executive Board of the United Mine Workers of America" angenommen worden. Oertliches und Sächsisches. Vttendorf-Vkrilla, zS. Juni M. - Seine Majestät der König besichtigte am 10. Juni aufgestellte sächsische Truppen bezw. Abordnungen davon des 27. Reserve- kocps und ihre vorderen Gefechlsstände. Im Anschluß daran wurde das Gesechls- feld bei Upern aus der Zeit von Ende April und Anfang Mai, wo die sächsischen Teuppen helvorragendes geleistet haben, eingehend in Augenschein genommen, sowie ein in einer Kirche untergebrachtes Feld lazarett, wo dtr König viele sächsische Kranke durch freundlichen Zuspruch auf- munterte, besucht. Gegen Abend wurde von Seiner Majestät noch ein Bataillon ües 105. Jnfanlerle-Regiments begrüßt. — Der Bundesrat hat eine Erhebung des Malzbestandes in Deutschland an- geordnet und damit den Deutschen Brauer bund beauftragt. Damit ist ein gesetz geberischer Zweck fürs erste nicht verbunden die Regierung will nur Klarheit haben über tue auf diesem Gebiete bestehenden Verhältnisse. Ergibt die Bestandaufnahme eine Vorralsmenge, die zu Brauereizwecken nicht notwendig ist, so soll das über schüssige Malz für Fulterzwecke verwendet werden, da Malzkeime ein gutes Futter mittel sind und an Futtermitteln noch immer kein Ueberfluß besteht. An eine Beseitigung der Bestimmung, das die Brauereien nur noch «/10 der bisherigen Biermenge Herstellen dürfen, denkt der Bundesrat nicht, das Bier wird also vor erst nicht in größerer Menge floßen und auch nicht billiger werden. Allenfalls ist an einen Ausgleich zugunsten der kleineren Brauereien zu denken. — Nach dem Küstenland sind nach einer Mitteilung der österreichischen Post- verwaltung bis aus weiteres amtliche gewöhnliche und eingeschriebene Brief- Sendungen und private gewöhnliche Briefsendungen allgemein und private eingeschriebene Briefsendungen sowie amtliche und private Geldbriefe, Post anweisungen und Postgiroüberweisungen nach einer Reihe von Orten zulässig die bei den Postanstalten zu erfragen sind. Dresden. Ein schweres Unglück ereignete sich auf der Redeberger Land straße gegenüber dem Fischhaus an der Dresdner Stadtgrenze. Dort versagte auf der abschüssigen Straße bet einem landeinwärtsfahrenden Last- automobilderRadeberger Exportbierbrauerei das mit vollen Fässern beladen war, der Motor. Um eine Rückwärtsbewegung des Kraftwagens zu verhindern, sprang der auf dem Anhängewagen sitzende Radeberger Hausbesitzer Emil Bürger aus die Straße, um das Vorlegeholz vor die Rä er zu schieben, wurden aber weggedrückt und geriet zwischen die beiden schweren Wagen, die ihm Kopf und Brust völlig zerdrückten, sodaß sein Tod auf der Stelle eintrat. — Zum Tode des Oberstallmetsters von Haugk wird geschrieben: Der bei Ueber- führung von Liebesgaben an die Ostfront am 18. Oktober v. I. von den Russen gefangen genommene Oberstallmeister des Königs von Sachsen, Generalleutnant z. D. von Haugk, ist in Taschkent, wo er interniert war, jetzt gestorben. Sein Tod soll infolge eines früheren Leidens, daS wieder hervorgetreten ist, eingetreten sein. Nähere Umstände sind bis jetzt selbst seinen Anrerwandeten nicht bekannt. Meißen. Eine Gasexplosion, die infolge eines Selbstmordversuch entstanden war hat am 9. Juni abends in der Hafenstraße in einer Küche stattgefunden. Das Dienstmädchea im Alter von 17 Jahren glaubte nicht entsprechend behandelt zu werden, weshalb es sich mit Gas ver giften wollte. Zu diesem Zwecke hatte eS Gas ausströmen lassen, habe auch eine kleine Flamme brennen lassen während es sich aui einen Stuhl gesetzt hatte. Natürlich hatte da die Explosion kommen müssen. Die Sache ist noch gut abgelaufen. Das Mädchen war ziemlich heil davon gekommen nur die Gardtenen waren vom Fenster heruntergebrannt und sieben Fensterscheiben waren zersprungen. Auch der sonst am Gebäude entstandene Schaden ist nur gering. Oberwiesenthal. Hier und in der Umgebung hatte ein Gewitter großen Schaden zur Folge. So richteten die Schloßen, besonders in Niederschlag, be- deutende Verheerungen an. Das Wasser spülte von den Berghängen das Ackerland mit Kartoffeln und Getreidesollten herab und überschwemmten außerdem die tiefer gelegenen Gebiete. In der Haltestelle und in Vierenstraße wie in Kretscham- Rothensehma wurden zahlreiche Fenster scheiben zertrümmert. In Böhmisch. Schmiedeberg wurden allein in der Fabrik von Kalla 264 Fensterscheiben vom Hagel zerschlagen. Auch tiefer nach Böhmen hinein trat das Hagelwetter auf. Zwischen Ketlberg und Fichtelberg ist ein Wolken bruch niedergegangen, sodaß der Grenzbach an vielen Stellen aus seinen Ufern trat und die Umgebung Überschwemmte. Einem Wirtschaftsbesitzer wurde dabei das Heu von der Wiese geschwemmt.