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Japan begründet sein kingreisen in China. Ae beschuldigten Firmen zur russischen Anklageschrift gegen die deutschen Ingenieure. Nur Schuh von Leben und Eigenkum -er Japaner. Tokio, 0. Mai. Rach einer der Presse vom Ministerium des Aeustern zugegangeneu Mitteilung verfolgt die Ent sendung von Truppen nach China den unzweideutigen Zweck. Lebe» «ud Eigentum der Japaner zu schützen. Die Japaner beabsichtigen nicht, so heißt es weiter, Gebiet zu besetzen. Di« Truppen werden die Eisenbahn schützen, die Chinesen sie aber auch weiterhin kontrollieren. Sobald die Gefahr vorüber ist. werden die Truppen wieder zurückgezogen werden. Es ist nicht wahr, daß die japanischen Truppen in Tsinans« ein rückten, um den Bormarsch der Südchinesen nach Norden auf- znhalten. Die Verhandlungen zur Regelung der Streitig keiten zwischen China und Japan werden später ftattfindcn, wahrscheinlich in Nanking. Ministerpräsident Tanaka begründete am Dienstag gegenüber den Botschaftern Amerikas. Englands, Frankreichs und Italiens die Notwendigkeit des japanischen Eingreifens in Schantung. Gleichzeitig hat auch der japanische Botschafter in Washington Staatssekretär Kellogg die Versicherung ab gegeben, das, die japanischen Truppenverstärkungen für Schan- tung nur den Schutz des Lebens und Eigentums der Japaner und übrige» Ausländer bezweckten und ihnen keine andere Bedeutung betzumessen sei. . - >» Die rechtfertigende Erklärung des sapanischen Austen- ministeriums klingt an und für sich natürlich sehr friedlich und entspricht somit vollkommen der modernen FrieoenS- phraseologic. Alle militärischen Mastnahmen sind ja heutzu tage nur Auswirkungen des sehnlichste» Wunsches »ach Frieden, auch z. B die militärische Besetzung des Rheinlandes, wo aber, im Gegensatz zu den chinesischen Verhältnissen, kein einziger Franzose. Engländer oder Belgier durch die Wirren eines Bürgerkrieges bedroht ist. Immerhin must man sich frage», ob nicht die Heeresmacht. die Japan so plötzlich — die in China lebenden Japaner sind doch schon seit 1925 „bedroht" — nach Schantung wirst, für den blvtzen Schatz ei» wenig grost ist. Tatsächlich sind die japanischen Wünsche, Schantung i» ihre Machtsphärc zu ziehen, schon alt. und wer weist, ob nicht nach Eintritt der Nnhc Japan erklärt, das, der Schutz von japanischen Leben und Eigentum auch weiterhin die Be setzung der Provinz notwendig macht. Wenn Japan lagt, dast seine Maßnahmen keineswegs dem Zwecke dienen sollen, den Vormarsch der Sttdarmcce gegen Peking auszuhalten, so kann darauf verwiesen werden, dast tatsächlich Verbindungen zwischen Tschangtsoli,, und Tokio bestehen. Neue Kämpfe in Tsinanfu. Paris, 9. Mat. Schanghai«» Meldungen besagen, dast chinesische Südtrnppen in Tsinanfu über das japanische Ulti matum erbittert, trotz der gegenteiligen Befehle Tschiangkai- scheks die Japaner erneut angegriffen haben. Die Chine sen, aus die die Japaner schweres Geschützfener richteten, DieAochwasserkakaskropheinMittelnorwefteri Das Uebcrschwemmungsnnglück in Norwegen hat .inen riesigen Umsang angenommen. Der Berichterstatter einer Oslocr Zeitung meldet, dast die Wälder und Ländereien im Tale des Glom aus Jahre hinaus vernichtet und aller Fruchtbarkeit beraubt seien. Die grosten Bauernhöfe im oberen Storelv-Tal sind dem Erdboden gleichacmacht. und die ausgedehnten Becker alel^en einer Eiswüste. Soweit das Auge reicht, ist d"s mit Baumstämmen und Geröll vermischte Treibeis, daS die W^N^mallen mit sich führte, zu förmlichen Bergen aufqetürmt. Die Zerstörungen sind so grost. dast zahlreiche Bauern ihre alten Erbhöfe für immer verlassen wollen. A» Getreideanbau ist in dieser Gegend vorläufig nicht mehr zu denken. Am Unterlans des Glom sind auster den grosten Höfen auch die Heimstätten einer grost-m Anzahl Kleinbauern beimgesncht worden. Biele hundert Bauern sind ihres ge samten Besitztums beraubt. Der fruchtbare Landstrich gleicht einer P o l a r la n d s ch a f«. In geschichtlicher Zeit ist Nor wegen niemals von einem Unglück ähnlichen Umfanges be troffen worden. Sisnok auf Grönland. Wie die „Berlingske Tidcnde" aus Grönland meldet, hat das Land so sehr unter Etönot zu leiden wie cS seit 1921 nicht mehr der Fall war. An der Küste erstreckt sich ein stellenweise 49 bis 59 Seemeilen breiter EtSgttrtcl. Alle Sunde und Fsvrde sind gesperrt. Die Orte FredcrtkS Haab und Jvtgtut sind vollständig vom Schiffsverkehr abgcschnittcn. Stark -er „Natta" am Freitag? Kopenhagen. 9. Mai. Nach einem Telegramm a»S Spitz bergen wird General Nobile am Freitag den Flug nach dem Nordpol fortsetzc». (WTB.j wurden jedoch zurückgeschlagen. Sie erlitten schwere Berluste, zumal noch ein Pulverlager innerhalb ihrer Stellun gen durch Granateinschlag in die Lust ging. Zu den neuen Kämpfen in Tsinanfu wird ergänzend ge meldet, das, die japanischen Militärbehörden die ausländischen Konsuln davon verständigten, dast militärische Operationen in jedem Augenblick beginnen können. Den Konsulaten wurde ein Sonderzug für die Beförderung aller in Tsinanfu befindlichen Ausländer nach Tsingtau zur Ver fügung gestellt. Dieser Zug verliest mit 79 Ausländern Tsinanfu, noch vor Beginn der Feindseligkeiten am Dienstag- vormtttag. Die Zeitung „Osaka Mainichi" veröffentlicht eine Unterredung ihres Berichterstatters mit General Tschtang - katschek, während der Kampf zwischen Chinesen und Japanern bereits im Gange war. Danach hat Tschiangkaischck an den japanischen Generalkonsul in Tsinanfu einen Brief gerichtet, in dem ein Rückzug »m 39 chinesische Meilen, die Hinrichtung der an den Zwischenfällen in Tsinanfu verant wortlichen Personen gefordert und dafür die Annahme der japanischen Bedingungen angcboten wurde. Gleichzeitig ver sicherte Tschiangkaischck, dast er Anweisung gegeben habe, jeden Soldaten zu erschicben, der Japaner belästigen sollte. Der japanische Generalkonsul in Schämten forderte alle im Kanton wohnenden Japaner auf, im Hinblick auf die Möglichkeit anttjapantscher Unruhen die Stadt zu verlassen und sich nach Schämten zu begeben, dem gegenüber japanische Kanonenboote liegen. 26V00 Japaner in Schankung. Tokio, 9. Mai. Der Kaiser stimmte der bereits angekün digten Entsendung einer dritten Division, der Division Nagova, nach Tsingtau zu, wodurch die Zahl der japanischen Streitkrästc in Schantung ans rund L8 999 erhöht wird. Fünf Kompagnien Infanterie erhielten Befehl, sich unverzüglich n^ch Tientsin zu begeben. Sieben Torpedobootzerstörer gingen gestern abend nach Kanton. Amoy und Fntschau ab. Mau rechnet damit, dast demnächst vier weitere Torpedobootzerstörer nach Sitdchina fahren werden. ' In Tsingtau werden in den nächsten Tagen noch 18 999 Mann japanischer Rescrvetruppcn erwartet. Das Marine- mtntstertum bcschlost, die Kreuzer „Abukuma" und „Jintsn" nach Schanghai zu entsenden. Die Möglichkeit -er Vermittlung Amerikas Nur wenn beide Gegner dazu aussordern! Nenyork. 9. Mat. In Kreisen des Staatsdepartements wird zu den Meldungen aus Schanghai, wonach Südchina die Vermittlung Amerikas im Konflikt mit Japan in Anspruch zu nehmen gedenke, erklärt, dast Amerika sich mög licherweise hierzu bereit sin den werde, jedoch nur unter der Bedingung, dast es hierzu von beiden Seiten aus- gefvrdert werde. Das Staatsdepartement. daS sehr zurück haltend ist, unterstreicht aber, dast bisher eine derartige Auf forderung noch von keiner Seite vorltcgc. Neue Jusammenslötze in Kolmar. Kolmar. 9. Mai. In der heutigen Bvrmittagssitznng des Kolmarer Autvnomistenprozesseü gibt der Präsident zu nächst bekannt, daß der Gerichtshof die gestrigen Anträge der Verteidigung gegen die Methoden der Prozest- führung des Vorsitzenden und des Gencralstaatsanwalts, die dem Justizministerium zur Entscheidung übermittelt worden sind, uneingeschränkt abge lehnt hat. Hierauf kommt es sofort zu einem Zusammenstost, als Abbs Fasthauer dem Ge- rtchtshof die Aufnahme einer Hypothek von 199 999 Schweizer Franken während der Inflation des französischen Frankens aiiseinandcrznsetzcn sucht. Die Verteidigung, die fortgesetzt vermittelt und den Gerichtshof aufklären will, wirb vom Präsidenten durch unentwegtes Schwingen der Glocke zum Schweigen gebracht. Fasthauer, der deutsch spricht, lästt sich jedoch durch die Erregung des Präsidenten nicht stören und spricht weiter. Der Präsident verbittet sich erregt seinen Ton nnd fordert einen hinter Fasthauer sitzenden Gendarmen auf. den Angeklagten znm Schweigen zn brinqcn. Der Ge richtshof will in der Aufnahme der Hypothek einen Zu sammenhang mit dem angeblichen Komplott gegen die Staatssicherheit sehen, während Verteidigung und Abbö Fast- hauxr immer wieder den sachlichen Hintergrund zu klären suchen. D. D. A. und Kolmarer Prozeft. Berlin, 9. Mai. Der Verein für das Deutschtum im Auslände gibt folgende Erklärung ab: Ans der Presse erfahren wir, daß Im Kolmarer Prozeß gegen die sogenannten clsast-lothrtngischen Antvnomistcn von der Staatsanwaltschaft die Beschuldigung erhoben wird, daß diese Bewegung vom Verein für das Deutschtum im Ausland« »ntersttttzt worden sei. Der V. D. A., der, völlig unpolitisch, nur für Unterhal tung dentscher Schulen und Kultureinrichtungen im AnSlande sorgt, ist weder um eine solche Unterstützung gebeten worben, noch hat er eine solche Unterstützung gewährt. <WTB1 Dom Werden -es faschistischen Staates. Nom. den 9. Mai. Von dem Riesenbau des neuen Staates, an dem Mussolini und die wenigen, die er schöpferisch mithelsen läßt, ununter brochen schassen, sind an einigen Stellen schon die Umrisse zu erkennen. Im November wurden im Gran Consiglio die Vor lagen für die neue Volksvertretung und für das neue Arbeits- rccht bekannt: seitdem hörte man lange nichts davon. Der Duce legt Wert daraus lmehr als manchem der Seinen lieb ists, dast auch die Revolution den verfassungsmäßigen Gang geht: der König und die beiden Häuser des alten Parlaments müssen befragt werden. Niemand hat dabei ernsthaften Widerstand erwartet: nur che die Kammer am 16. März die Wahlresorm annahm iund damit ihr eigenes Todesurteil unterschriebj, erhob sich der 87jährige Giolittt zu einem ehrenwerten Protest. Nun hat der Senat das letzte Wort und Mussolini hat, wie üblich, die Vorlage mit einem Bericht versehen, der seine Auffassung vom Staat klarer als je zuvor umschreibt. Mir will es scheinen, als könnte auch dem deutschen Wähler in diesen Tagen nichts mehr die Binde von den Augen reiste» und ihm die letzten Ursachen unserer ganze» jämmerlichen Zersetzung zeigen. Freilich ist cs so ziemlich das Gegenteil von dem, was Hugo Preust und die Väter von Weimar als Ideal ihres Staates ausgestellt haben; indem mir ihnen weiter folgen, opfern wir täglich den Willen des Reiches, der doch allein der Wille der Nation sein sollte, einem Phanto m genannt „V o l k s w i l l e". Kein Wunder, wenn die Welt da täglich über diese» unseren Willen grinsend mcgschrcttet, während sie dem kleineren, vielen von uns noch „rückständig" scheinenden Italien mit Achtung begegnet; cS hat eben einen geschlossene» nationalen Willen. Mussolini schreibt den Senatoren: „Manche Leute haben geglaubt, die faschistische Lehre müsse logisch zur Abschaffung der zweiten Kammer und der Wahlen überhaupt führen; das ist nicht richtig. Der Faschismus hat, wenn er auch die Degeneration des Parlaments und der Wahlmcthodc» bekämpft nnd einen starken Staat will, doch nie an eine Wiederherstellung des absolutistischen Regimes gedacht; er will nicht aus den Ruine,, des dcmvlibcralcn Staates den Polizcistaat errichten. Im Gegenteil, er will zwar dem Staate volle Autorität und der Regierung weite Vollmachten geben, aber dabei sollen sie auf den Massen susten, ihnen »aheblcibcn, durch eine Menge von Etnrichtnngcn immer die Fühlung mit dem Volke behalten, nach seine» Bedürfnissen forsche», sein bürgerliches und sittliches Gewissen wachhaltcn, aus seine geistige und wirt schaftliche Hebung bedacht sein. Aber wir glauben, daß das Parlament heute nicht mehr das einzige Mittel sein kann, um den Kontakt zwischen Regierung und Massen zu erhalten; die gewählte Vertretung derselben must nach anderen Grundsätzen als denen des demokratisch-liberalen Staates gebildet werden. Dieser hatte mit seiner Lehre von der Souveränität des Volkes ans der Kammer das beherrschende Organ des Staates ge macht: er überließ der Willkür der Massen die Auswahl der Vertreter. Der Faschismus leugnet das Dogma von der Souveränität des Volkes, das — wie man täglich sehen kann — nicht der Wirklichkeit entspricht; statt besten proklamiert er die Souveränität des Staates. Das Parlament fällt damit nicht weg, cs ist vielmehr eines seiner grundlegenden Organe, und die Abgeordneten sind cs somit auch. Die erste Folge dieser neuen Auffassung ist, daß alle lokalen Rücksichten für die Auswahl der Abgeordneten Wegfällen und daß daS ganze Königreich ein Wahlkreis" wird." Wir erinnern uns, dast die Auswahl sowohl der Wahl berechtigten wie der Abgeordneten eine sehr strenge sein wird, wobei z. B. die Stimme des Familienvalerö schwerer wiegt. — Wenn nicht alles trügt, werden die ersten Wahlen nach dem neuen Gesetz nicht lange ans sich warten lasten. Indessen hat der eigentliche Schöpfer der Carta dcl Lavoro, deS faschistischen Grundgesetzes der Arbeit, Giuseppe Bottai, Leiter des neuen Ministeriums der Korporationen sin dem er — welche Genngtuungl — dieser Tage den offiziellen Besuch Albert Thomas', des marxistischen Leiters des Genfer Inter nationalen Arbeitsamtes empfangen konntcs, auch das neue Gesetz über den obligatorischen Arbeitsnach weis ausgearbeitet; wenn dem deutschen Leser auch vieles darin nichts Neues sagt, so ist doch von großer Bedeutung, daß auch auf diesem Gebiet der Staat und sein Gedeihen als das Entscheidende in allen WirtschaftSkämpfcn erscheinen. Arbeits ämter, paritätisch aus Arbeitgebern und Arbeitnehmern zu sammengesetzt, aber immer unter dem Vorsitz eines Vertreters der Faschistislkxn Partei, werden die auSschlicstlichc Ent scheidung über Angebot und Nachfrage von Arbeitskräften habe». Es hat anfangs erhebliche Widerstände gegen diese Lösung bei den Arbeitern gegeben, die die Aemter allein für sich beanspruchten. Als obere Instanz über ihnen funktioniert das Ministerium der Korporationen und im Wirtschaftsrat jeder Provinz eine besondere Abteilung, die einem Delegierten dieses Ministeriums untersteht. Jede freiwerdcnbc Arbeits gelegenheit ist anzumelden: die Arbeitsämter sollen jederzeit einen genauen Ueberblick über de» ArbcitSmarkt, besonders über die Arbeitslosigkeit, ihres Bezirkes haben. Sie werden von oben angehaltcn — und das ist vielleicht das Entscheidende — als oberste» Gesichtspunkt die nationale Gesamt produktion im Auge z» haben. Wir stimmen noch nicht in die offiziellen RuhmeShymnen ein, die die faschistische Presse angesichts dieser Vorlagen reich- lich ertönen lästt; man wird, sowohl bet der Wahlresorm wie beim Arbeitsnachweis, die praktische» Ergebnisse abwarten müssen nm so mehr als die Arbeitslosigkeit, besonders im ober-