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Hauptthema des stimmungsmäßig einheitlichen ersten Satzes (Allegro mo derato) heraus, das dem ersten Teil des Konzertes, teils im strahlenden Orche sterklang, teils in Umspielungen der Solovioline, seine faszinierende Wirkung verleiht, während das zweite, lyrische Thema demgegenüber etwas in den Hintergrund tritt. Auf dem Höhepunkt des Satzes steht eine virtuose Kadenz des Soloinstrumentes, dem das ganze Konzert überhaupt höchst dankbare Aufgaben bietet. Der zweite Satz (Andante) trägt die Überschrift: Canzonetta. Kein Wunder, daß das Hauptthema innigen Liedcharakter besitzt und die Stimmung dieses Satzes weitgehend trägt, ohne dem geschmeidigen Seitenthema größeren Raum zu geben. Unmittelbar daran schließt sich das Finale (Allegro vivacissimo) an, das vom Solisten ein Höchstmaß an geigerischer Virtuosität in Kandenzen, Passagen, Flageoletts usw. verlangt. Das Formale Schema des Satzes ist etwa mit ABABA zu umreißen. Beide Themen haben nationales russisches Profil. Das erste wächst aus der übermütigen Orchestereinleitung heraus, das zweite, tanzartige, wird von Baßquinten begleitet. Unaufhörlich stellt der Komponist die Themen vor, elegant und formgewandt variiert. Strahlend endet der tem peramentgeladene Schlußsatz des Konzertes, das zweifellos einer der über ragendsten Kompositionen Tschaikowski ist. Brahms 4. Sinfonie e-Moll, op. 98 Bereits neun Jahre nach der erst im reifen Alter von 43 Jahren vollendeten 1. Sinfonie schuf Brahms seine 4. und letzte Sinfonie. Unmittelbar nach der „Dritten" entstanden, erlebte die 4. Sinfonie e-Moll op. 98 ihre Uraufführung unter der Leitung des Komponisten am 25. Oktober 1885 in Meinigen. Das machtvolle Werk bedeutet zuchtvollste Zusammenfassung seiner sinfonischen Ausdrucksmittel, die noch einheitlicher, verdichteter, vielsagender erscheinen als in den vorausgegangenen Sinfonien. In der Rückbesinnung auf altklassische und klassische Traditionen der Tonkunst, auf das deutsche Volkslied, auf alte Tanzformen, fand Brahms das stilistische Fundament für sein bekenntnishaftes Werk, dessen erster Satz (Allegro non troppo) sogleich mit einem getragenen Thema der Violinen eingesetzt, von den Bläsern begleitet. Das zweite Thema, in den Bläsern zunächst trotzig erklingend, verstärkt den elegischen Grundzug, der schon dem ersten Gedanken eigen ist. Eine Cello-Kantilene, tröstende Holz bläsermotive, Geigenfiguren, mahnende Rufe der Trompeten führen zur drama tischen Durchführung und schließlich zur Coda, in der sich die trotzige, aber auch verzweifelte Kampfstimmung des Satzes eindringlich ausdrückt. Dramatisches und Episches verbinden sich in der logisch-organischen Entwicklung des bild haften melodischen Materials. Eine Hörner-Devise eröffnet den zweiten Satz (Andante moderato), dessen für Brahms so ungemein typischer herbsüßer Klangcharakter aus dem Gegen satz von Phrygisch und E-Dur erwächst. Die wehmutsvolle Anfangsstimmung wird von Violinen-Melodik überwunden. Ein „Schicksalsthema" erklingt, das an das Bläserthema des ersten Satzes erinnert. Aus ihm entfaltet sich — wiederum als Cello-Kantilene — ein zweiter tragender musikalischer Gedanke, der vor allem in der Reprise zu Wort kommt. Die müden Klarinettentöne des Beginns und das Devisenmotiv beschließen den Satz. Mit einem lärmend-heiteren C-Dur-Thema beginnt der dritte Satz (Allegretto giocoso), der in deutlichem Gegensatz zur elegischen Grundhaltung des vor ausgegangenen angelegt ist. Anklänge an die Hauptthemen des ersten Satzes belegen auch hier die erreichte Einheit in der musikalischen Gestaltung der ganzen Sinfonie. Die zur Schau getragene Heiterkeit, absichtsvolle Lustigkeit und Wirbligkeit, der fast grimmige Humor des Satzes deuten an, daß der eigent liche Kampf um die Entscheidung noch bevorsteht. Im Finale (Allegro energico e passionato) griff Brahms auf eine von den Barockkomponisten hochgeschätzte, aus Spanien stammende Tanzform im Dreivierteltakt zurück, auf die Chaconne, bei der das (meist im Baß er scheinende) Thema in den Oberstimmen mannigfaltig verändert und umspielt wird. Dem Thema, das zu Beginn des Satzes in gemeißelter Wucht und Klarheit entsteht, folgen hier einunddreißig Variationen, wobei trotz allen Gestalt wandels der großartige, aufrechte Charakter des Grundgedankens erhalten bleibt. Zu den eindruckvollsten Momenten des unerhört einheitlichen Satzge schehens gehört jene E-Dur-Stelle der Posaunen und Trompeten, die an die „Ernsten Gesänge" (O Tod, wie bitter bist du) gemahnt. Nach einer Stretta- Steigerung (Piu allegro) kommt es zum unerbittlichen Schluß des Finales, das keine Überwindung der dunklen Gegenkräfte bringt — das ist dem spät bürgerlichen Künstler im Unterschied etwa zu Beethoven nicht mehr möglich -, jedoch ein festes Sichbehaupten, symbolisiert durch die Kraft des Chaconne- Themas. Urte Hartwig / Dr. Dieter Hartwig KONZERT- UND G A S T S P I E L D I R E KT I O N 4.7.65 Greifswald Theater 0 ST 9 C K 5.7.65 Stralsund Theater ) 7.7.65 Zinnowitz Theater ) or . TT1 8.7.65 Heringsdorf Kulturhaus) Uhr 10.7.65 Wismar Theater ) 11.7.65 Rostock Kulturhaus ) Leitung: Generalmusikdirektor Professor Horst Förster Preisträger des Internationalen Paganini-Wettbewerbes 1963 in Genua OLEG KRYSSA Violine, Sowjetunion - Finlandia (Tondichtung) op. 26 Nr. 7 Sibelius - Konzert für Violine und Orchester D-Dur op 35 Tschaikowski Allegro moderato Canzonetta Finale: Allegro vivacissimo Ostsee-Druck Wismar II 20 8 Cn G 19/65 Brahms - 4. Sinfonie e-Moll op. 98 Allegro non troppo Andante moderato Allegro giocoso Allegro energico e passionato