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— Nr. 211 10. September 1858 DrnWt AllgtMim -ntmg Heilung. Soklv« >8»»8«o ckvi' Lv ine neucr- itirte >eS Kauft der Ju- »alter der »Wahrheit und Recht, Freiheit und Gesetz!« er die technischen Mittel, wie sie die Neuzeit bietet, benutzt, wenn er, wie an Zeit, so an Kapital zu ersparen sucht, und hierin sich den Großbetrieb der Fabrikgewerbe zum Muster dienen läßt, nur dann wird er möglichst productiv, gut, wohlseil und mit raschem und großem Absatz arbeiten. Hierzu gehört, daß der deutsche Handwerker sich aus seinem alten Zunfttraume aufrüttele, die Kenntnisse von der Neugestaltung seines Ar beitsgebiets, von den Bedingungen,, unter denen allein daS Kleingewerbe fortbestehen und dem Fabrikbetrirbe wagehaltende Concurrenz leisten kann, sich verschaffe und so Einsicht von den allgemeinen Wirthschastsgesetzen des Verkehrs, des Kapitals, der Arbeit und Naturkräfte erhalte. Neugestal tungen gehen überall langsamen Schritt, altvererbte Gewohnheiten und Vor- urthcile treten ihnen entgegen, und so wird es, die Weissagung ist nicht schwer, Tausende unserer Handwerker geben, die, während sic jetzt schon in ihrem Gewerbebetriebe zurückgehcn und herabkommen, lieber ganz verküm mern, ehe sie sich von dem trägen Schlendrian loSmachen. Doch haben bereits eine Anzahl Städte begonnen, den übrigen deutschen Zunftgenossen als Bei spiel voranzugehen, sie haben das Werk auf Anregung eines Mannes be gonnen, der im stillen mit unermüdeter Anstrengung in Schrift, Wort und That wirkt und seine ganze segensreiche Thätigkeit dem eigentlichen Handwerkerstande widmet — Schulze-Delitzsch. Eine Vorversammlung von Volkswirthen wird am 20. — 24. Sept, zu Gotha das Programm fest- sctzen, nach welchem der Kongreß deutscher Volkswirthe seine Berathun- gen halten und seine Thätigkeit durch Gründung von Vereinen zur Ver breitung von wirthschaftlichcn Kenntnissen und Ausbreitung der neuen Hand werkergenossenschaften über ganz Deutschland feststellen will. Zunächst ist der Oeffentlichkeit von dem um die Gewerbe bereits wohl verdienten Manne, Schulze-Delitzsch, ein Programmentwnrf in dem Schrift- chen: „Die arbeitenden Klassen und das Associationswesen in Deutschland" (Leipzig, G. Mayer, 1858), übergeben worden. Die in demselben aus gesprochenen Principien, nach denen das von ihm angestrebte Ziel, die Con- currenzfähigkeit des Kleingewerbes mit dem Großbetriebe der Fabrikindustrie, erreicht werden soll, sind folgende: Vor allem stellt er den Grundsatz auf, daß das Gewerbe wie überhaupt die hülfsbcdürftige Arbeit ihre Hülfe nicht vom Staate weder in der Form der bloßen Subvention, noch und am al lerwenigsten in der des Almosens erwarten und begehren, sondern diese aus sich selbst gewinnen müsse durch eigene Kraft und Thätigkeit, durch Wirth- schaftlichkeit, durch Gründung von Genossenschaften zur Vereinigung der gesummten Kräfte zu Zwecken, für welche die Einzelkraft nicht hinreichend ist, zu Zwecken, wie die billigere Beschaffung der Rohstoffe und des Cre dits durch ein Darlehnskapital, welches jederzeit bereit ist, dem bedrängten Gewerbsgenossen, der als Einzelner nur schwer oder gar nicht einen Vor schuß zu erlangen im Stande ist, zu einem billigen Zinsfüße zu Hülfe zu eilen. Nach seinem im übrigen genügend bekannten Muster sind gemäß der angegebenen Principien eine Menge nunmehr schon blühender Vorschuß vereine entstanden, seit 1850 in Preußen 31, in Hannover 13, in Sach sen 7, in andern Staaten noch eine weitere Anzahl. Wenn gerade Beispiele, Ergebnisse für die Handwerker am überzeu gendsten sind, so führen wir auS dem Bericht über 25 dieser Vereine an, daß sie bereits 5320 Mitglieder mit 57094 Thlrn. Einlagen zählen. Die aufgenommenen Darlehne betrugen zusammen 217423 Thlr., der Betriebs fonds bis Ende deS vorigen Jahres 279934 Thlr. An Darlehnen gaben sie 643879 Thr.; sie gewannen an Zinsen 15405 Thlr., an Reingewinn 4722 Thlr., somit gegen 8 Proc. des Kapltalfonds. Wenn wir nun jene eine Zahl der Summe von 643879 Thlrn. her- vorhebcn, welche sie als Darlehn an bedrängte Gewerbsmänner gaben, ein wie segensreiches Wirken leuchtet schon hieraus hervor, wie viel Hunderten half das Darlehn, ehe sie vielleicht in die Hände deS Wucherers fielen oder ganz untergingen, wie viel Hunderten zum bessern, vorthtilhaflern Betriebe ihres Handwerks, für welches oft ein kleiner, sonst nicht zu beschaffender Credit die Bedingung für das Bestehen sowie der Grund später» Glücks ist! Zu beziehe» durch alle Post ämter »e« 2»- und »»«lande«, sowie durch die Srpeduion in Leipzig (Querstraße Nr. »i ,1« de »tt, «o<I eu tür t88st«be Preis für da« Dierteljahr I'/, Thlr.; jede einzelne . Rtunmer » Ngr Deutschland. LI Frankfurt a. M., 8. Sept. Neber die deutsch-dänische Ange legenheit erfährt man heute, daß Hr. v. Bülow gestern sogleich nach sei ner Rückkehr von Kopenhagen dem ErecutionSauSschuffe die bereits bespro chene Mittheilung seiner Regierung zugestellt habe. Dieselbe ist, soviel verlau tet, in ziemlich nachgiebigem Tone abgefaßt, verspricht, den vom Bundestage gestellten Anforderungen und Beschlüssen in Bezug auf die Verfassungsän derungen der Herzogthümer entsprechen zu wollen, erklärt aber zu gleicher Zeit, daß die dänische Regierung sich nicht gemüßigt finden könne, dem Deutschen Bunde weitere Mittheilungen über die beabsichtigte Art und Weise und die Zeit der Ausführung ihres NachgicbigkeitSvorhabcns zu machen, weil — solches der Ehre und Würde (intvxritv ot clignitö) der Krone zuwiderlaufe! Der Erccutionsausschuß wird seine Anträge in der Angele- Insertionsgebiihr ilr de» Raum einer Zeile L Ngr. cum unter len Preise t Zuspruch h daselbst. Freitag. L«tp>ig. Di- Zeit»», «- schetM Mit «»«.ahme de« Sonntag« ttgUch nachmittag« für de» folgende» Ta» n Eythre : in Klm Hr. Post KrI. 2» .MM in Wur- :erane ei« ein Soh«, rgmichcl alz, gck urchttgoll ß sie jede nacht und :chanischcn >en erfun- ernommen eit. und in ang hält, «'Station elven an- wie viel on zu ge- a hleibcn- hters nach htctr Mit- eg für die Wächter stlchterfüb M. Ein- cht ^wird. 1 Wicht- dA; gan- So kann ichkejt ent- lNkke' ver- Ftüy: zur Mteichende ezwlwgen, da er im »eN'würd«. IN Stät- M-ttbühn- trlM und zrM Die Neugestaltung des deutschen Gewerblebens. Eine Jeitfrage. , ' . l. ^Leipzig, 9. Sept. Der Umschwung in unserm ganzen gewerblichen Leben ist seit zwei Jahrzehnden ein so ungeheuerer geworden, die Fabrika tion ist in allen Zweigen mit Riesenschritten so vorwärts gegangen, daß in d«m allgemeinen Kampfe der Concurrenz nur noch die Alternative gilt, entweder die veralteten ZuNftgewerbe nach den Forderungen der Zeit um- zugestalten und neu zu beleben oder sie ihrem sichern Untergange entgcgen- gthen zu lassen. In diesem Vorgefühle hat daS Fabritgewerbe sich ausge bildet, die technischen Fortschritte nach allen Seiten hin sich zu Nutze gemacht, di« ArbeitStheilung durchgeführt, die Maschinenkräfte an die Stelle der Men schenhände oder der Wasser- und WindeSkraft gesetzt, der neugestalteten Geldwirthschaft sich anbequemt und die ausgebildeten Verkehrsmittel zum möglichst schnellen Bezug ihrer Rohstoffe und zum raschesten Umsatz ihrer Fabrikate zu gebrauchen , verstanden, sodaß, wie der Bauer weiter und wei ter hinter dem rationellen Oekonomen zurückbleibt, der Gcwcrbsmann sich mehr und mehr überflügelt sieht und, da er in seiner althergebrachten An schauungsweise den Zusammenhang der Dinge nicht sicht, am allerwenigsten aber in der LangsaPkeit feines Betriebs, in der Kostspieligkeit deS Mate rialbezugs durch einen oder mehrere Zwischenhändler, in der mindern Qua lität seiner Fabrikate, in dem zeit- und geldraubenden Selbstverkauf seiner Waaren die Ursachen der Ueberflügelung sucht, auf den vielbetretenen Irr weg kommt, daS Sinken seines Absatzes dem Fabrikgewerbc, den technischen Errungenschaften, den Maschinen und der Fabrikationssreihcit überhaupt Schuld zu geben und sich nach der sogenannten „alten, guten Zeit" wie nach einer goldenen Epoche zurückzusehnen, in welcher auch der Schlendrian durch den eisernen Zunftzwang geschützt war und so ein genügendes Auskommen garantirt hatte. Nicht blos die geistige, auch die materielle Entwickelung der Völker schreitet nach einer höhern Weltordnung weiter, und Regierungen wie Zünfte werden vergeblich der Zeitströmung entgegenringcn; jene werden ihre Ohn macht endlich erkennen und mit fortgerissen werden, diese in der Strömung untergehen, wenn sie die Mahnungen dcr Gegenwart ungehört ließen! Die Gewerbe müssen sich auf vollkommen neuer Grundlage aufbauen, müssen inne werden, daß die heutige, von unserm Zeitgeiste mächtig beeinflußte staatliche Gerechtigkeit die alten Privilegien der einzelnen Gewerke nicht län ger oder nicht lange mehr fortbestehen lassen dqrf, durch welche das Publi kum gezwungen wird, Kunde auch schlechter und zugleich theuerer Arbeit zu bleiben und so Ungeschicklichkeit oder Trägheit der Gewerbsgenossen noch mit einem höhern Preise zu belohnen, daß diese Gerechtigkeit die Zunft schranken endlich hlnwegräumen muß, um in der Gewcrbefrcihcit, ini Kampfe mit der Concurrenz den Gewerken ein neues Leben cinzuhauchen und, sie, nach neuen, zeitgemäßen Grundsätzen wieder aufgerichtet, zu der Kraft er starken zu sehen, die im allgemeinen Gewerbewettkampfe der Staaten sehr bald nöthig werden wird, um nicht durch Nachbarstaaten, welche die Frei heit der Arbeit schon länger genossen, vor allem aber nicht durch das ge- wcrbSallmächtige England erdrückt zu werden. Diese neuen Grundsätze find somit die Lebensbedingung der deutschen Gewerbe für die Zukunft und fassen sich in Folgendem zusammen: mög lichste ArbettS- und Zeitersparung, möglichste Productivität und Wohlfeil heit derselben upd möglichste Ausdehnung des Absatzes. Unser alter Ge werbebetrieb ist ein echtes Bild des deutschen Zopsthums aus seiner Blüte zeit des Mittelalters. Es bedarf oft zu einer einfachen Arbeit, die, der Natur der Sache nach, von ein uud derselben Hand gemacht werden kann, gemacht werden muß, wenn sie gut, billig und schnell geschehen soll, wol zweier und mehr Handwerke. Denn nach dem strengen Zunftzwang darf der Schlosser und Klempner auch Vic unbedeutendsten Gürtler - oder Drechs- lerarbeiten, die zu seinen Fabrikaten nöthig sind, nicht selbst fertigen, und daS Schwertfcgerhandwcrk bekam, als mit dem Abkommen französischer Moden daS Tragen der Degen allgemein außer Brauch gerieth, einen lang- wicrigen Proceß mit dem Mefferschmicdehandwerk, da eS «»gefangen hatte, zur Messerfabrlkation überzugehen, um sich den verlorenen Erwerb in dem ganz verwandttU Zweige der Beschäftigung wiederzugewinnen. Welch eine Menge Arbeit und Zeit geht nicht durch diese Zersplitterung der von Na tur zusammengehörigen Fabrikation verloren, wie viel Geld, denn Verlust von Arbeit und Zeit schlägt für das Gewerbe jederzeit in Verlust an baa- rem Ertrag auS. Die möglichste Produktivität und Wohlfeilheit der Arbeit ist erst denkbar, wenn neben andern, später zu besprechenden Voraussetzun gen .mindestens die Fesseln der einzelnen verwandten Gewerbe gelöst sind. Nur wenn der Handwerker alles, was zu seinem Fabrikat unmittelbar noth- wendig ist, selbst machen darf, somit nicht wiederum einzelne Stücke, die seine Geschicklichkeit zu fertigen verstände, andern Gewerken sammt Arbeits löhnen zu überlassen braucht und ohne Zeitverlust arbeiten kann, nur wenn «kt «d » ch v i»a avr Welter- i39-44j