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SäMche Ellyeitmg für das Königl. Gerichtsamt und den SLadtrath zu Schandau und den Stadtgemeinderath zu Hohnstein. M 68 1878 Schandau, Sonnabend, den 24. August Die „Sachs. <Llb-Zeit»»g" erscheint VKitttvoch lind Sonnabend und ist durch alle Pvstnnstnltcn, sowie durch die Expedition dies. Al. für 1 Mark dierteljährl. zu beziehen. — AcS- Inserate fiir das Mittwvchsblatt werden bis Dienstag früh l) Uhr, für das Svnnabendsblatt spätestens bis Freitag früh i) Uhr erbeten. — Preis fär die ge spaltene Evrpuszcilc oder deren Nanin 10 Pf., Inserate unter 6 Zeilen werden mit 50 Pf. berechnet, (tabellarische oder complicirte nach ttebcreiulnnft.) — Inserate siir die Elbzcitnng nehmen an in Hohnstein Herr Bürgcrmstr. Hesse, in Dresden und ttcipzig die Annoncen-Aurcaus von Haasenstein ^Vogler, W. Saalbach, Jnbalidendank nnd !>Iud. Mosse. Verordnung des Ministeriums des Innern an die Stadträthe, Bürgermeister nnd Gemeindevorstände. Zinn Zwecke einer Inventur bei der Altcrsrcntcubank machen sich Erörterungen über den Lcbeuöbcstaud der Ncntcnauwärter erforderlich nnd cö wird sich deshalb die AltcrSrcutcnbankvcrwaltung an die betreffenden Gemciudcbchördcu mit dem Ersuchen nm Erlheilnng der nblhigcn Auskunft wenden. Auf Antrag des Finanzministeriums erhalten nun die Stadträthe, Biirgermcistcr nnd Gcmciudcvorstäude hiermit Auwcisnng, den bczüglichcu Requisi tionen der AltcrSrcnlmbnukvcrwaltnng Folge zu geben nnd Kosten dafür nicht in Ansatz zn bringen. Die Antwortschreiben an die Allcrsrcutcnbankvcrwallnug sind nnfrankirt, jedoch als portopflichtige Dienstsache bezeichnet, abznscndcn. Dresden, am 14. Anglist 1878. Ministerium des Innern. Für den Minister: Körner. Panlig. o Die Stellung der politischen Parteien zur Sozialiftcnvorlage. Wie sehr die Negierung auch iu dem neue» Reichs tag auf Verständigung mit der nalionallibcralcu Partei angewiesen ist nnd wie trügerisch die Illusion war, eine parlamentarische Majorität ohne und wider diese noch immer ausschlaggebende Partei zn Staude zn bringen, das wird sich gleich in der bcvorstchcudcu Eiulcitungöscssion in sehr eindringlicher Weise bei der Bcrathnng der Sozialistcnvorlage zeigen. Man kann die Zahl derjenigen Abgeordneten, die unbedingt und ohne auch nur den Bcrsnch einer Amcndirnng gegen den vorliegenden Gesetzentwurf und überhaupt wohl gegen jedes Eingreifen der Gesetzgebung in die soziale Frage sich ablehnend verhalten, schon jetzt mit ziem lichcr Genauigkeit nusrcchucn. Schon bei den Wahlen stand ja die Sozialistenfrage so sehr im Vordergründe, daß die meisten Kandidaten in ihren Wahlreden nnd Programmen ganz bestimmte Stellung zu dieser An gelegenheit nehmen mnßtcn. I» mehr als einem Wahlkreis haben die Sozialdemokraten ihre Unter stützung nnr gegen ganz bestimmte Versprechungen in der Frage der „Ausnahmegesetze" verkauft. Was noch an Unklarheit in dieser Beziehung zurückgeblieben sein mochte, das wird durch die Betrachtungen be seitigt, mit welchen die Presse der verschiedenen Par teien den Gesetzentwurf ausgenommen hat. Die Organe der Fortschrittspartei haben sich mit einer Energie gegen das „Machwerk" erklärt und demselben von vornherein so entschieden selbst die DiöknssionSfühigkcit abgesprochcn, das; von dieser Seite ans Unterstützung bei einer Verbesserung dcö Entwurfs nicht zu rechnen ist. Ebenso hat sich daö Ecntrnm sowohl in vielen Füllen bei den Wahlen als durch .den Mund der „Gcrmauia" absolut ablehnend gegen jedes Sozialistengesetz, nnd insbesondere daö vorliegende, erklärt. Selbstverständlich werden sich auch die kleineren oppositionellen Gruppen,Demokraten,Sozialdemokraten, Polen, Welfen, elsässische Protestler nnd dergleichen rein negativ verhalten. Die Gcsammthcit dieser Stimmen wird schon ziemlich nahe an die Hälfte des -Reichstags hcranrcichcn, nnd es ist daher, soll nicht wieder ein rein negatives Votum erfolgen und damit aller Voraussicht nach das Signal zu einer neuen Auflösung des Reichstags gegeben werden, erforder lich, das; sich mit den konservativen Fraktionen, deren Geneigtheit zn jedem Gesetze gegen den Sozialismus außer Frage steht, die Natioualliberalcu iu ziemlich geschlossener Zahl vereinigen. Die nationallibcralc Presse hat sich in richtiger Würdigung der außer ordentlich weitreichenden Tragweite dieser Frage bis jetzt sehr zurückhaltend und vorsichtig ausgesprochen. Es ist ungemein billig, sich mit einigen fulminanten Phrasen über Reaktion der Pflicht zu entheben, über haupt ernstlich nachzudenken, was die Gesetzgebung thnn kann, nm der Gefahr einer immer weiteren Vergiftung unseres ganzen Volkslebens vorznbcugcm Es ist eine der schwierigsten und vcrantwortungS vollsten Aufgaben, unsere politischen Freiheiten zn schirmen und doch einem allgemein anerkannten Miß brauche derselbe» zu verwerflichen Zwecken cntgcgen- zutrcten. Ob es gelingen wird, zwischen diesen, wenn nicht geradczn gegensätzlichen, so doch schwer zn verein barenden Bestrebungen die Versöhnung zn finden, muß einstweilen dahingestellt bleiben. Es mnß dies Sache einer ernstlichen, gewissenhaften und sorgfältigen Prüfnng nnd Abwägung aller Interessen sein, die bei diesem ungemein umfassenden nnd tiefgreifenden Pro blem in Betracht kommen. Der Reichstag wird es an einer solchen gründlichen nnd allseitigen Abwägung nicht fehlen lassen, nnd insbesondere wird die national- liberale Partei sich bewußt sein, daß es ihre Pflicht vor allen andern Parteien ist, den errungenen Schatz an politischer Freiheit nicht ohne dringende Noth schmälern zn lassen, ans der andern Seite aber auch die Grundlagen unserer staatlichen nnd sozialen Ord- nnng gegen Zerstörung und Umsturz zu schirmen. Es wird sorgsam nnd allseitig zn erwägen sein, wie die Bedenken, die sicherlich auch gegen den vorliegenden Entwurf reichlich genug sich erheben, gemildert oder beseitigt werden können. Damit aber, daß man schon zwei Stunden nach der Veröffentlichung des Entwurfs mit seiner Kritik fertig ist und erklärt, die Arbeit sei rettungslos nnd unheilbar mißrathcn, fördert man eine ernste nnd gewissenhafte Behandlung einer An gelegenheit nicht, welche zn den denkbar wichtigsten gehört, die nnr an die Gesetzgebung hcrantrclcn können. Tngcsgeschlchte. Sachsen. Schandau. Vergangene Mitt woch, nachmittags 4 Uhr, fand unter Thcilnahmc dcr Mitglicdcr der städtischen Vertretungen, der königlichen und städtischen Beamten, der Lehrer, des Schützcncorps, der Tnrncrfencrwchr, dcö Licdcrkranzcs, sowie zahl reicher hiesiger und auswärtiger Herren das Begräb nis; nuscrcs Heimgegangenen Bürgermeisters, des Herrn Advokat Hartung, statt. So vcrantwortnngö- voll die Stellung eines Bürgermeisters in unserer be wegten Zeit im Allgemeinen ist nnd so schwierig sie sich in einer kleineren Stadt im Besonderen gestaltet, so sehr wird doch dem Dahiugcschicdcucn nachgerühmt werden müssen, daß er es erstrebt und verstanden hat, nach bestem Wissen nnd Gewissen so lange Jahre hin durch au der Spitze des Stadtrathö und in Gemein schaft mit den Gcmcindcvcrtrctern die städtischen Vcr- waltungSgcschäftc mit kundiger Hand zn leiten. Durch die Art und Weise, wie er auch die für unseren Ort bedeutsamen, den Fremdenverkehr betreffenden Inter essen wahrnahm, hat er allenthalben fördernd nnd erfolgreich gewirkt. Endlich hat insbesondere seine Hcrzcnögülc gegen Alle, die seines RathcS bedurften, seine Frenudlichkeit gegen die, mit denen er im amt lichen nnd geselligen Verkehr stand, seine allezeit cnt- gegcntömmcndc nnd versöhnende Haltung allseitige Anerkennung gefunden. Alle diese Eigenschaften des Entschlafenen zogen an dem Geiste derer, welche der ernsten Feier beiwohnten, vorüber. Daö Gölhc'schc Lied: Ucber allen Gipfeln ist Ruh' —, welches nach den bewegten AbschicdSworten dcö Herrn Bürgermeister Ncißigcr in Königstein am Ende der Feier von dem Gesangverein „Licdcrkranz" in ergreifender und feierlicher Weise vorgetragcn wurde, übte bei der rcgnugSlosen Stille, welche ringsum herrschte und im Anblicke der düstcru, bewaldeten Bergcshöhen, nach denen die sanften Töne leise und ruhig hinübcrflmhetcu, eine unnenn bare Wirkung auf den zahlreichen HörcrkreiS; verkün den doch diese erhabenen Klänge einen Frieden, wie er bei dem ruhelosen Treiben, bei dem rastlosen Ja gen der Gegenwart von so Manchem ersehnt wird, der ihn in den Wechselfällen des Lebens nirgends zu erringen, nirgends zn finden vermag. Jenes einfache, rührende Lied, daö eines der innigsten Gebete ist, die je der Brnst eines Dichters entflossen sind und in welchem das Dichtcrhcrz in unsterblichen Tönen nach vielfachen stürmischen Regungen, nach zahlreichen durch lebten Qualen und Frcndcn, nach den zerstreuenden Geschäften dcö Berufes vorahucnd vou dem Gedanken an die Grabesruhe ergriffen ward, die auch ihm alles Leid genommen hat, erinnerte die Anwesenden tröstend an den Frieden, der über den Dahingcgangcncn ge kommen ist nnd der ihm von ganzem Herzen gegönnt wird. Ehre seinem Andenken, Frieden seiner Asche! o — Die am 21. Anglist erschienene 24. dir. der Bade- und Fremdcnlistc weist 416 Parteien mit 1037 Personen nnd 9049 Passanten »ach. — Lant offieicllcr Zusammenstellung hat bei der engeren Wahl znm Reichstage im V1Il. Wahlkreise (Pirna re.) von 11275 abgegebenen Stimmen der frühere Abgeordnete dieses Wahlkreises, Herr Advokat Eysoldt in Pirna 7983 Stimmen, Herr Amtöhaupt- mann v. Ehrcnslcin in Pirna 3241 Stimmen erhalten. Ersterer ist sonach wicdcrgcwählt. — Vergangenen Sonntag hat der iu der Lichtcn- haiucr Mühle iu Arbeit stehende Holzschleifer Wilh. Trnhöl aus Niugcnhaiu mittelst eines geladenen Pistols einen Mordversuch gegen die ebenfalls dort in Arbeit stehende Dicnstmagd Wilhelmine Adler ans Hcrtigs- wnldc anSgcführt, der indes; durch die Geistesgegen wart derselben vereitelt worden ist. Auf das Hilfe rufen der Magd kam sofort der Besitzer der Mühle hinzu und gelang cö demselben nach kurzem Ringen, dem Trnhöl die Pistole zu entreißen. Derselbe ent lief in den nahen Wald nnd hat Nachts darauf seinem Leben dnrch Erhängen ein Ende gemacht. Trnhöl steht in den 60er Jahre», hat Wege» ciiies äh»licheu Vcrbrcche»ö bereits eine 6 jährige Gcfü»g»is;strafe vcr- bnst n»d wird als ei» verdorbener und gefährlicher Mensch während seines LcbcnS geschildert. Am 18., 19. und 20. d. M. tagte in Pirna der Congrcß sächsischer Gewcrbevercine, welcher von 84 Dclcgirtcn besucht war und lebendige Diöeussioucn dnrbot. Geleitet wurde derselbe von dem bewährten Führer der sächsischen Gcwerbevcrciue, Herrn Land- tagöabgcordnctcn Walter ans Dresden. Zum lebhaf ten Bedauern aller Thcilnchmer sah derselbe davon ab, diese Leitung noch ferner zn behalten, war auch dnrch dringende Bitte» nicht hierzn zn bewegen. Ans V-sem Grunde sah sich der Cougres; geuöthigt, für mc nächste Periode einen ncneu Vorort zn wähle» »»d crmmntc hierzu »cit Einstimmigkeit den Gcwerbc- vcrein zu Zittau, der auf dem diesjährigen Congrcsse, wie schon früher mehrfach, dnrch Herrn Hnudclskam- mcrseerctär I)r. Roscher vertreten war. Der Thätig- kcit des Letztgenannten wurde hierbei mehrseitig in frcuudlichstcr und anerkennendster Weise gedacht. Be stimmend wirkte für diesen Beschluß die Rührigkeit, welche der Zittauer Verein seit Jahre» i» der j Anre gung nnd Behandlung der wichtige» Frage» der Ge- wcrbcordmmgSrcform au de» Tag gelegt hat, eine Rührigkeit, die ihn auch geeignet erscheinen ließ, die Führerschaft der sächsischen Gcwerbcvcrcine zu über nehmen. In Dresden sind sechs hiudostanische Damen ciu- gctroffcu nnd werden sich in den nächsten Tagen schon im zoologischen Garten im Verein mit noch sechszehn andere» Hindus iu ihre» Sitte» und Gebräuche» dem