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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 22.05.1902
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1902-05-22
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19020522014
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1902052201
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1902052201
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Bemerkung
- Images teilweise schlecht lesbar
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Anzeiger
-
Jahr
1902
-
Monat
1902-05
- Tag 1902-05-22
-
Monat
1902-05
-
Jahr
1902
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Bezug-»Preis k der Hauptexpedition oder de« im Stadt bezirk u«d de« Vororten errichtete« Aus gabestelle» abgeholt: vierteljährlich^ L.KO, — zweimaliger täglicher Zustell««- in» HanS ^l K.KO. Durch di« Post bezogen für Deutschland «. Oesterreich vierteljährlich ^ss S, für die übrige« Länder laut Leitung-Preisliste. Nedaction und Expedition: Zohannisgaffe 8. Fernsprecher 153 uud SSL. Fili»1-»v»dtti»«»« r Alfred Hahn, Bnchhandlg., UniverfitätSstr.S, L. Lösche, Katharineustr. Ich «. Königspl. 7. Haupt-Filiale Dresden: Strehlenrrstraße S. Fernsprecher Amt I Nr. 1713. Haupt-Filiale Serlin: KSniggrätzerstraße 116. Kerusprecher Amt VI Nr. SSSL. Morgen-Ausgabe. riWM TaMaü Anzeiger. Amtsblatt des Königkichen Land- und Amtsgerichtes Leipzig, des Mathes und Polizei-Amtes der Ltadt Leipzig. Anzeigen »Preis die 6gespaltene Petitzeile 2S H. Reklamen «Mer dem Redaetionsstrich (»gespalten) 7» vor de« FamUiennach- richten (6 gespalten) 60 H. 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So deutlich die die Beziehungen Oesterreich-Un garns zu den übrigen Mächten klar darlegende Rede des Grafen Goluchowskt auch die friedlichen Dis positionen Oesterreich-Ungarns erkennen ließ, so be tonten jedoch sowohl der Präsident der Delegation des Reichstages v o n B ä r e n r e i t h e r, als auch der jenige -er ungarischen Delegation Graf Julius Andrassy und, wie nahe liegt, der Kriegs minister in ihren bezüglichen Auslastungen die Noth- wendigkeit der Schlagfertigkeit und ferneren Ausgestaltung der Wehrkraft der Monarchie, da die Welt in Waffen stehe, und appellirten damit an den Patriotismus aller Parteien zur Bewilligung der neuen Forderungen für die öster reichisch-ungarische Wehrmacht pro 1903. Dieselben sind, wenn auch an sich nicht unbeträchtlich, doch vcrhältnitz- mäßig gering, und keineswegs von einem Umfange und Endzielen, um etwa besondere Rüstungen Oesterreich-Un garns zu repräscntircn, sondern erstrecken sich lediglich auf das Allernothwendigste, das bei anderen Militärmächten zum großen Theilc bereits erledigt ist. Seit Jahren verfährt die Regierung Oesterreich- Ungarns mit Rücksicht auf die wirthschaftliche Lage des Reiches und die geringe Geneigtheit seiner Parlamente zu bedeutenderer Steigerung der Ausgaben für die Wehrmacht ökonomisch. Sie ist offenbar bestrebt, auf dem Wege sich wiederholender kleinerer Forderungen die den Ansprüchen der politischen und militärischen Situation entsprechende Stärkung und Ausgestaltung der Wehrmacht zu erreichen, deren Bewilligung ohnehin durch die schwie rigen parlamentarischen Verhältnisse erschwert wird. Das neue österreichisch-ungarische Militärbudget bringt daher nur eine Anzahl von Forderungen, die sich auf seinem Ge biete als dringend und unabweisbar erwiesen. Von der Lösung der seit geraumer Zeit schwebenden wichtigen Frage einer eingehenden Reform des Wchrgesetzcs nimmt dasselbe noch Abstand; diese Reform dürfte aber binnen Kurzem in Angriff genonnnen werden, da die sie erheischenden Ber- hältniffe mit der Zeit noch viel dringender geworden sind, als seiner Zeit in Deutschland, als man sich dort für die Vermehrung der Truppentheile entschied. Mit dieser Re form wird in Oesterreich-Ungarn «»gestrebt, alle Wehr fähigen und Diensttauglichen mit geringen Ausnahmen durch die verschiedenen Kategorien der Wehrmacht hindurch zuführen, um nicht zu dem militärisch wie wirthschaftlich gleich ungünstigen Vorgehen gcnöthigt zu sein, zu Anfang eines Krieges in die erste Gcfcchtslinie ältere Jahrgänge mit physisch weniger brauchbaren und wirthschaftlich weniger abkömmlichen Mannschaften, die größtentheils Familienväter sind, einzureihen, dagegen die überzählige junge Mannschaft in die Ersatzdepots einstellen und hier erst primitiv auszubilden. Da jedoch beim jetzigen Friedenspräscnzstande des österreichisch-ungarischen Heeres eine sehr beträchtliche Anzahl der Diensttauglichen nicht zur Einstellung in dasselbe gelangt und eine Abkürzung der bestehenden dreijährigen Dienstzeit, um mehr Mann schaften einstelle» und ausbilden zu können, mit Rücksicht auf das Bildungsniveau mancher österreichisch-ungarischen Volksstämmc, die Sprachenverhältnissc und die Ungleichheit des Heeresdienstes nicht angängig erscheint, so stellt sich die Vermehrung der Fricdcnspräsenzstärke und der Truppen einheiten als eine gebieterische Forderung heraus, um dem österreichisch-ungarischen Heere diejenige numerische Stärke und Kraft zu verleihen, die zur Aufrechterhaltung der Machtstellung des Reiches als große Continentalmachj und zur Erfüllung seiner Aufgaben im Dreibünde im Kriegs fälle für unerläßlich gilt. Offenbar hat man jedoch bei der Aufstellung des neuen Militärbudgets für 1903 in An betracht der im Allgemeinen friedlichen europäischen Lage, sowie -er wirthschaftlichen Verhältnisse, von der geplanten, bedeutende Mittel erfordernden Hceresreform noch Abstand genommen und sich mit den kleineren, aller dringendsten Reformen begnügt. Dieselben sind zunächst in den Forderungen für Feldhaubitzen und neue Gebirgsgeschütze und der mit dieser Neu bewaffnung verknüpften Reorganisation und Neu- aufstellung der betreffenden Truppeu- theile rcpräsentirt. Bon der Beschaffung des in der Prüfung und Erprobung begriffenen neuen Schnell feuer - Keldgcschützmaterials sieht das neue Budget noch ab, und fordert daher nur einen neuen Betrag von einer halben Million Kronen zur Fortsetzung der be treffenden Versuche. Die sich fast überstürzenden Fort schritte in der Geschützconstructionstechnik, das Auftreten mannigfacher neuer Schnellfeuergcschützsysteme mit ihren verschiedenartigen Verbesserungen haben der österreichisch ungarischen Militärverwaltung, in Anbetracht der, wie er wähnt, im Allgemeinen friedlichen Gesammtlage, in dxr endgiltigen Wahl eines Schncllfeuergeschützsystems Zurück haltung auferlcgt, bis ein in jeder Richtung zu friedenstellendes, den neuesten Fortschritt repräsentirendcs Geschützmodell vorliegt. Obgleich die Versuche mit neuen Schnellfeuer-Feldgeschützen in Oesterreich-Ungarn bereits seit drei Jahren stattfinden, und man erwartet hatte, daß sie bei dem gefechtsmäßigen Schießen im Vorjahre bei Veszprim ihren Abschluß finden würden, hat sich diese An nahme nicht bestätigt, während in der neu einzuführcnden 10-Eentimeter-Feldhaubttze und dem neuen Gebirgsgeschütz allen Anforderungen völlig entsprechende Systeme vor liegen. Ueber das Rohrmaterial deS neuen Dchnellfeuer- grschützeS — wie es scheint, abermals Stahlbronze — hat man sich bereits im Vorjahre entschieden? wohl auch über die Rohrconstrnction. Die Schwierigkeit aber liegt noch in der Wahl der zweckmäßigsten Lafette. Man hat sich jedoch im Princip analog dem Vorgehen im französischen und im russischen Heere und in anderen Armeen für eine Nohrrücklauflafette entschlossen und wird offenbar aus nationalen und wirthschaftlichen Gründen zn keiner auswärtigen Construction, wie etwa Krupp s, Ehrhardt s, Schneider-Treuzot'S oder St. Cha- mond's, sondern um so mehr zu einem einheimischen Pro. duct schreiten, als die österreichisch-ungarische Artillerie UlK-st sehr tüchtige Geschützconstructeure — wir erinnern an General Uchatius und Andere — zählte, und auch die Privatgeschützindustric Ocstcrrcich-Nngarus bedeutende Fortschritte gemacht hat. Die dem französischen Schncll- feuergcschütz anhaftenden Fehler werden bei dem neuen Geschütz vermieden werden, und daß man der Lösung der ganzen Frage bereits nahe steht, geht aus der Forderung eines Nachtragscredits hervor, der, sobald das ent sprechende Modell gefunden ist, sofort zur Beschaffung der neuen Schncllfcucrgeschützc verwandt werden soll. Mit der alsdann erfolgenden Neubewaffnung wird auch die R e o r- ganisation der österreichischen Feldartil lerie erfolgen, deren wichtigste Momente die Gcschützzahl der Batterien und der Bcibchalt oder die Aufhebung der Corpsartillerie bilden.*) Was die neu geforderten lOCen time ter - Feld haubitzen betrifft, so folgt Oesterreich-Ungarn damit anderen Militärmächten, wie Frankreich und Deutschland, und im jüngsten Chinafcldzug haben sich diese Steilfeuer geschütze bei der Eroberung der Taku- und der Peitang- Forts mit ihrem Bogenschuß gegen Ziele hinter Deckungen bewährt, nachdem schon die Belagerung von Plcwna ihre Nothwcndigkeit ergeben hatte. Jede der 14 Artillerie-Bri gaden -er 14 ArmeccorpS wird zunächst eine Feldhaubitz- Batterie erhalten, die, wie erwähnt, der bereits vorhande nen Corpsartillerie zugctheilt werden soll. Was die neuen Gebirgsgesch sitze betrifft, so sollen sowohl die 11 im bosnisch-herzegowinischen Okkupa tionsgebiete befindlichen Gebirgsbattcricn mit normaler Ausrüstung, wie auch die Gebirgsbattcrien in Tirol mit gemischter Ausrüstung dieselben erhalten; zugleich sind die Batterien des Okkupationsgebiets in 3 Batterie-Divi sionen formirt worden, so daß die österreichische Gebirgs artillerie künftig aus den Battericdivisionen Nr. 1 (Tirol), 2, 3 und 4 bestehen wird. Durch diese Neuorganisation wird Verwendung, Ausbildung, Dienstbctricb und Ver waltung dieser Specialwaffe erleichtert. In Summa werden 252 Feldhaubttzen und 130 neue Gebirgsgeschsitze beschafft werden, und diese Beschaffung und die betreffenden Ncuformationcn bedingen im Verein mit der noch folgenden Einführung eines Schnellfeuer geschützes einen erhöhten Etat an Artillerie-Officicrcn, für dessen Aufbringung die Ncuerrichtung einer Ar tillerie - Cadettenschule mit 2 Jahrgängen zu sorgen bestimmt ist, während von der Versetzung von Jn- santerie-Officieren zur Artillerie Abstand genommen wurde. - Für die Herstellung der neuen Feldhaubitzcn und Gebirgsgeschsitze werden zunächst 38 Millionen Kronen gefordert und, wie berichtet wird, durch Anleihe beschafft werden. Ebenso aber auch weitere 40 Millionen Kronen, deren eventuelle Verwendung im Jahre 1903 die Heeresverwaltung fsir den Fall anksindigt, daß die Studien und Versuche mit dem neuen Schnellfeuerfcldgcschütze zum Abschlüsse gelangen. Für diese Versuche wird außer der ge forderten V2 Million Kronen noch ein NachtragScredit von 38 000 Kronen für 1902 verlangt, während fsir diese Zwecke bereits 2,8 Millionen Kronen bewilligt wurden. Das Er forderniß für das Heer beträgt im Ordinarium 281 856 619 Kronen, im Ertraordinarium 19 824 406 Kronen, mithin in Summa 301 681 025 Kronen oder ein Plus von 5 803 303 Kronen gegen 1902. Dieses Plus wird besonders durch die Reorganisation der Feld- und Gebirgsartillerie, sowie durch eine Verbesserung der Mannschaftskvst bedingt. Die erstere erfordert einen dauernden jährlichen Aufwand von 5 241239 Kronen, wovon 4 259 212 Kronen bereits für 1903 beansprucht werden, sowie einen Nach- tragscredit von 1 552 000 Kronen für die letzten 3 Monate des lausenden Jahres, da die Organisationsänderung be reits am 1. Oktober desselben durchgcftthrt werden soll. Zur Verbesserung der Mannschaftskost wird der für 5 Tage der Woche bewilligte Zuschuß von 4 Heller auf 6 Heller pro Mann und Tag erhöht, wofür 1510 386 Kronen gefordert werden. Der außerordentliche He e r e sa u f w a n - stellt sich um 194 697 Kronen niedri ger als im Vorjahre. Er erstreckt sich namentlich auf Hand- feuerwafscn mit 1650 000 Kronen (darunter für den Be ginn der Bewaffnung mit Revolver-Pistolen), ferner fsir Armirung fester Plätze mit Geschähen neuer Construction 2^ Millionen Kronen, für die Erwerbung neuer Schieß- und Uebungsplätze 2 Millionen Kronen, für fortificato- rische Maßnahmen 1700 000 Kronen, für die Rückzahlungs rate für die Befestigung Cattaros Million Kronen (Ge- sammtvorschuß 4 Millionen Kronen), für den Bau einer Artilleric-Cadettenschule in Traiskirchen 1 Million Kronen als 5. und letzte Rate von dem Gcsammterforderniß von 3,4 Millionen Kronen und endlich, wie erwähnt, ^4 Million Kronen für die Versuche mit dem neuen Feldgeschütz. Der Occupationscredit beträgt 7 894 000 Kronen und weist eine Erhöhung von 447 000 Kronen auf, die von der Militärver waltung nicht mottvirt wird. Die Militärbahn Banjaluka- Doberlie erfordert 740 000 Kronen und die Militärpost und der Militärtelegraph 2 004 726 Kronen. Die Forderungen für das österreichisch-ungarische Militärbudget sind im Vergleich zum Gesammtbudgct des Reichs keineswegs bedeutende und erstrecken sich, wie er wähnt, nur auf die allerdringendsten Ncuerfordernifle, da sic auf die geplante wichtige, umfassende Heeresvcrstärkung noch verzichten, die unerläßlich erscheint, um Oesterreich- Ungarn die ihm im Sinne der Rede Les Grafen Golu- chowsky und de» Kriegsministers gebührende Ausgestal tung seiner Wehrmacht und Schlagfertigkeit zu sichern. Sie können daher als ein deutliches Symp- tom der allgemeinen friedlichen Lage des Conti nent» ebenso gelten, wie die Thatsache, daß man sich in Oesterreich-Ungarn mit der Annahme eines der zahlreichen, zur Erprobung vorliegenden Gchnellfeuer- geschützmvdellc nicht übereilt. Der Appell der Präsidenten der Delegationen und des Kriegsmtnisters aber an den Patriotismus aller Parteien dürfte hinsichtlich der Bc- , *) Einer neuesten Nachricht zufolae soll die Feldartillerie mcht wie in Deutschland allein den Divisionen zugetheilt werden, sondern die Torvsartillerie nach wie vor bestehen bleiben und eine Haubitz-Abtheilung von drei Batterien zugetheilt erhalten, während das Regiment der Divisions - Artillerie zwei ?lb- chesiunUn ^zu drei Batterien stark wird. Jede Batterie er- willigung der neuen, im Ganzen mäßigen Militärforde rungen nicht nur, wie bereits geschehen, in den Dele gationen, sondern auch im Plenum der Parlamente auf Er folg zu rechnen haben. Der Krieg in Südafrika. Präsident Steijn a» Sitche«er. I. Der in dem neuen Rapport des Staatsprocurators und Generalkominandant-Assistenten der südafrikanischen Republik I. C. Lmuts vom Januar 1902 an den Präsi denten Krüger erwähnte Brief des Staatspräsidenten Steijn an Lord Kitchener hat in der iso wörtlich als mög lichen) Ueberseyung folgenden Wortlaut: Zu Felde, 15. August 1901. An Sc. Exccllcnz Lord Kitchener, Oberbefehlshaber von Sr. Britischen Majestät Truppen in Südafrika. Excellcuz! Ich habe die Ehre, mich zum Empfang von Ew. Ex- cellenz geehrten Schreiben, 66., 6. August 1901, zu be kennen, das auch die Proklamation vom selben Datum enthält.*) Der nicht unfreundliche Ton von Eurer Excellenz Schreiben ermuthigt mich, in ausführlicher Weise Eurer Ercellenz Brief zu beantworten. Ich habe bemerkt, daß nicht nur Sic in Ihrem Brief, sondern auch verantwortliche Staatsmänner von Ihrer Seite behaupten, daß die Kriegserklärung der südafri kanischen Republik und der Einfall in britisches Gebiet die Ursachen des Krieges waren. Ich halte es kaum für nüthig, Eure Excellenz zu er innern, daß im Jahre 1895, als die südafrikanische Repu blik unbewaffnet und im Frieden war, im vollen Ver trauen, daß ihre Nachbarn civilisirte Völker seien, ein unerwarteter Angriff auf sie von britischem Gebiet aus gemacht wurde. Illi erachte cs für unnöthig, Eure Ex- cellcnz darauf hinzuwcisen, daß dann dieses wahnsinnige Unternehmen, welches nur von einem Mann versucht werden konnte, den seine Eitelkeit verrückt gemacht hatte, fchlschlug und Alle in die Hände der südafrikanischen Republik fielen. Die Regierung der südasrikanischen Republik vertraute aus den Gerechtigkeitssinn der eng lischen Nation und lieferte alle die Personen, die gefangen wurden und entsprechend jedem internationalen Gesetz den Tod verdienten, der Regierung Ihrer Majestät aus. Ich erachte cs nicht für nöthig, Eure Excellenz darauf hinzuwcisen, daß, als dann ein gerechter Richter die Führer der Expedition zu Gcfänguiß vernrtheilte, die vor nehmsten derselben nicht im Gefängniß gehalten wurden, bis sic ihre Zeit abgcscfsen hatten, sondern auS einem oder dem anderen geringfügigen Grunde vor Ablauf ihrer Zeit entlassen wurden. Ich will Eure Erccllenz nicht daran erinnern, daß, als eine parlamentarische Com mission ernannt wurde, um Ursache uud Grund der oben erwähnten Expedition zu untersuchen, gewisse Beweise zurückbehaltcn worden sind, und als dann die Commission trotz des hohen Einflusses, welcher während der ganzen Sitzung auf sie ausgeübt wurde, die Hauptvcrschwörcr und Mr. Rhodes schuldig fand und sic als solche dem Parlament meldete, Mr. Chamberlain, der einer der Commissionsmitglicdcr war, den Mr. Nbodcö in direktem Widerspruch zu seinem eigenen Bericht vertbeidigte. Eure Erccllenz müssen anerkennen, daß die südafrikanische Republik, sowie die übrige civilisirte Welt das volle Recht zu der tteberzengung hatte, daß der Jamcson-Einfall, von -em wir zuerst dachten, er sei von nicht verantwortlichen Leuten unternommen worden, Ihrer Britischen Majestät Regierung wohl bekannt war, wenn auch nicht allen Gliedern derselben, so doch mehreren. Ich will Eure Excellenz nicht daran erinnern, daß seit dieser Zeit nicht nur kein gerechter Schadenersatz der südafrikanischen Republik ausgczahlt wurde, wie zu jener Zeit versprochen war, sondern daß sie fortwährend mit Depeschen und Drohungen betreffs ihrer inneren Regiernngsangclegen- heiten belästigt wurde. Ich brauche Eurer Excellenz auch nicht mitzutheilcn, wie auch von außen Einflüsse geltend gemacht wurden, um Eingaben an Ihre Majestät zu Stande zu bringen, be treffs angeblicher Beschwerden, um Ihrer Majestät Regierung Gelegenheit zu geben, sich in die innere Politik der südafrikanischen Republik cinzumischcn. Wie ich ge sagt habe, erachte ich cs für unnöthig, Eure Ercellenz an die obengenannnten Tbatsachen zu erinnern, weil ich glaube, daß sie Eurer Ercellenz wohl bekannt sind; aber sehr gerne möchte ich Eurer Excellenz Aufmerksamkeit auf folgende Thatsachcn lenken, welche, wie mir scheint, Eurer Excellenz unbekannt sind. Als ich im Laufe des zuletzt genannten Vorfalls sah, daß eine Partei mit der festen Absicht umging, die britische Regierung in einen Krieg mit der südafrikanischen Republik zu verwickeln, bin ich dazwischen getreten und habe getrachtet, die Parteien einander näher zu bringen, und habe, indem ich meinen Einfluß in der südafri kanischen Republik geltend machte, gearbeitet, sic dazu zu *) Der Schluß dieser berüchtigten Proklamation lautet also: „Deshalb proclamirc ich, H. M. Baron Kitchener von Khartum u. s. tv.< und mache bekannt, wie folgt: Alle Commandanten, Feldcornets und Führer bewaffneter Truppen, insofern sie Burghcrs der vormaligen Republiken sind und fortfahren, den Heeren Seiner Majestät, sei cs in der Orangeriver-Colonie oder in Transvaal oder in einem anderen Theile des südafrikanischen Gebietes Seiner Majestät, Wider stand zu leisten» und alle Glieder der Nvgicrung des vormaligen Oranje-Freistaates und der vormaligen südafrikanischen Republik, werden, wenn sie sich nicht vor dem 18. September dieses Jahres ergeben, für immer aus Südafrika verbannt werben; zum Ersatz der Kosten für den Unterhalt der ^ln- gehörigen aller jener Burghers im Felde, die sich am 15. Sep tember nicht ergeben haben, werden die Burgherr herangezogen werden und ihre unbewegliche und bewegliche Habe in den beiden Colonien damit belastet werden." bringen, die Forderungen Ihrer Britischen Majestät Regierung zu erfüllen, um damit den Frieden für Süd afrika zu bewahren. Ich that dies, nicht weil ich dafür hielt, daß die britische Regierung ein Recht hatte, Derartiges zu fordern, sondern lediglich, um Blutvergießen zuvvr- zukvmmen. Als die britische Regierung damit noch nicht zufrieden war, fuhr die südafrikanische Republik fort, Zugeständniß auf Zugeständniß zu machen an immer mehr Forderungen, bis schließlich Ihrer Britischen Majestät Regierung einen Vorschlag machte, das Gesetz über das Stimmrecht einer englisch-transvaalschen Commission zu unterstellen. Auf Ersuchen des britischen Agenten in der S.-A. N. wurde von der S.-A. R. ein Vorschlag gemacht, der den Forderungen des britischen hohen Commissärs noch viel weiter entgegcnkam. Als dieser Vorschlag von Ihrer Britischen Majestät Regierung nicht angenommen, sondern noch weitere Forderungen gestellt wurden, und die S.-A. R. demzufolge ihren Vorschlag zurückzog und an Ihrer Britischen Majestät Regierung schrieb, daß sie bereit wäre, ihren Vorschlag, das Gesetz an eine Commission zu verweisen, anzunchmen, hat die britische Regierung jede Correspondenz abgebrochen und der S.-A. R. schriftlich mit- getheilt, daß sie ihre Forderung später stellen werde, oder, mit anderen Worten, die britische Regierung hat damals an die S.-A. R. ein Ultimatum gestellt und wurde offenbar nur dadurch noch) abgehalten, den Krieg zn beginnen, daß Ihre Truppen noch nicht alle in Südafrika gelandet waren. Die Regierung des Oranje-Freistaates ist dann abermals in die Bresche gesprungen, um noch das Letzte zu versuchen, den Krieg zu verhindern, und hat durch den britischen hohen Commissür direkt an die britische Regierung de- pcschirt, um Sie von den Forderungen in Kenntniß zu setzen, die zum Schaden der S.-A. R. gestellt wurden. Dieses Telegramm wurde zu meinem Leidwesen nicht voll ständig weitergegcben. Statt daß mein Telegramm beant wortet wurde, wurden unaufhörlich Truppen von allen Orten der Welt herangeführt und vereinigt, nicht nur an den Grenzen der S.-A. R., sondern auch des doch noch be freundeten Oranje-Freistaats, und als die S.-A. N. sah, daß es England nicht darum zu thun war, behauptete Be schwerden zu beseitigen, von denen man jetzt auf allen Seiten weiß, daß niemals ein Anlaß dazu vorhanden war, aber wohl den Republiken ihre Unabhängigkeit zu rauben, hat sie die britische Regierung ersucht, die Truppen an ihren Grenzen zurückzuziehen und alle Streitfragen einem Schiedsgericht zu unterwerfen. Dies geschah ungefähr drei Wochen, nachdem die britische Regierung ihr Ultimatum angezeigt hatte, und ungefähr einen Monat, nachdem die Negierung des O r a n j c - F r c t st a a t s ein Telegramm vor: den: britischen hohen Com- missär erhalten hatte mit der Anfrage, ob dieselbe gewillt sei, neutral zu bleiben. Das giebt deut lich zu verstehen, daß die britische Regierung den Plan hatte, mit der Südafrikanischen Ne tz u b l i k K r i c g z u s ü h r e n. Dieses Telegramm wurde au den Oranje-Freistaat abgesandt, obgleich man wußte, daß seit dem Jahre 1889 ein Desensiv-Bündniß zwischen dem Freistaat und der Südafrikanischen Republik bestand. Als die Südafrikanische Republik beschloß, ihre Grenzen gegen die Feinde, die in ihrer Nähe standen, zn vcrtheidi- gen, war ick) verpflichtet, einen der peinlichsten Schritte zu thun, nämlich die Freundschaftsbande, die zwischen uns und der britscheu Negierung bestanden, zu brccheu und, ge treu unserem Bündniß, der Südafrikanischen Republik bei- zustehen. Daß wir vollkommen Recht hatten mit unserer An nahme, die britische Regierung sei fest entschlossen, unsere beiden Republiken zu vernichten, hat sich seit Ausbruch des Krieges deutlich gezeigt. Nicht allein aus Dokumenten, die in unsere Hände fielen, ist cs deutlich zu ersehen, daß seit 1896 ldas heißt, seit dem Jamcson-Einfall) die britische Re gierung fest entschlossen war, den Einfall in beide Re publiken auszuführcn, sondern cS ist auch kürzlich, durch Lord Lansdowne bekannt geworden, daß er schon im Juni 1899 mit Lord Wolseley, dem derzeitigen Oberbefehlshaber von S. M. Truppen, die beste Zeit für einen Einfall in die beiden Republiken besprochen hatte. Eure Excellenz werd » daraus ersehen, daß wir das Schwert nicht gezogen haben, sondern daß wir nur das Schwert weggcstoßen haben, das auf unfern Hals gelegt wurde. Wir haben allein in Selbstverthcidigung gehandelt, einem -er heilig sten Rechte des Menschen, zu dem Zwecke, von unserem Existcnzrccht Gebrauch zu machen, und darum glaube ich auch mit aller Ehrfurcht, daß wir das Recht haben, auf einen gerechten Gott zu vertrauen. Ich bemerke weiter, daß Eure Ercellenz fernerhin auf die Unmöglichkeit von einer Intervention der einen oder der anderen fremden Macht Hinweisen, und daß Eure Erccllenz es so hinstellen, als ob wir allein in dieser Er wartung den Kampf noch fvrtsetzen. Mit Eurer Erccllenz Erlaubnis, will ick, gerne unsere Stellung, soweit sie eine Intervention betrifft, klar machen. Sie ist folgende: Wir haben gehofft und hoffen jetzt noch, daß sich das Sittlich- kcitsgcfühl der ganzen civilisirtcn Welt gegen das Ver brechen littflehnt, welches England hier in Südafrika voll bringt, und zwar, indem cs darauf ausgeht, eiu junges Volk zu vernichten, aber dennoch waren wir immerhin fest entschlossen, wenn sich unsere Hoffnung nicht erfüllen sollte, dann mit festem Vertrauen ans einen gnädigen Gott unsere äußerste Kraft anzuspannen und uns selbst zu vertheidigcn, und dieser Entschluß steht bei uns noch unverrückbar fest. Deutsches Reich. Bcrli», 21. Mai. (Bajnvarifche Preußen- Heye.) Unter dem Titel „Die Mobiltsirung der Reichs idee in Bayern" hat ein gewisser C. A. Ku Hit eine Flug schrift herausgcgcben, die Nachweisen soll, daS Baue r n durch den Anschluß an das Reick, finanziell schwer geschädigt worden sei. Der Verfasser beruft sich zum Beweise dafür auf die Zunahme der Reichsschuld, der bayerischen Staatsschuld und der Gruudverschuldung iu Bayern; sodann behauptet er, daß die preußische In dustrie in Bayern ein glänzendes Absatzgebiet gefunden und sich hier breit gemacht habe, während das Aequivalcnt, das die preußische Bevölkerung bot, gleich Null gewesen sei.
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