Volltext Seite (XML)
Tageblatt. Erscheint jeden Wochentag früh S Uhr. Inserats wer den bi« Nachmittag« Z Uhr für die nächst erscheinende Nummer angenommen. deren Raum/mit 5 Zh berechnet. Freiberger Anzeiger gespaltene Zelle »d« 1857^ Donnersttttt, den 2Ä December. Hermann Barth. Und Daß Ibn Und hol' den Leuchter grün und weiß, wir vor allen Stücken beute festlich schmücken!" Carl macht sein Säcklcin auf, ^l)em Abenduebel trüb umhüllt, Am leichten Wandcrstabe Durchschreitet rasch das SchnecgefUd Ein munt'rer, kräft'gcr Knabe; Kaum guckt er ans der Mütz' hervor, Die er sich fest geschnallt ums Ohr, Er trägt ein wollen Jäckchen Und hintendrauf ein Säckchen. Schon dunkler senkt die Mitternacht Sich auf die weiße Erde, Der Knabe schreitet fort mit Macht Trotz jeglicher Beschwerde; Wohl keucht ibm laut die kleine Brnst, Doch watet er getrost, init Lust Durch hohe Windeswchen, Die an den Leib ihm geben. „Heda! du kleiner Bursch, wohin? So spät noch auf dem Wege? Kommt dir denn keine Furcht zu Sinn Zu irren von dem Stege!" Steckt sechs bemalte Lichter Hellbrenuend auf dcu Leuchter drauf, Wie leuchten die Gesichter! „Nuu kommt zum Tisch her auf die Bank, Wo sonst der Bater saß am Schrank, Laßt Euer Sprüchlein hören, Das Christkind will bescheeren!" Fromm sagen sie ibr Liedchen her: „Gott in der Höh' sei Ehre! Wer ist so groß, so gnt, als er, Der Herr der Himmclschöre? Er sandte uns von seinem Thron Den Heiland, seinen lieben Sohn, Daß Friede auf der Erden Sollt' allen Menschen werden!" Seit Bater uns gestorben ist, Kommt auch nicht mehr der heil'geChrist", Es fangen an die Kleinen In Bruders Arm zu weine«. „Nun, weint nur nicht! der Bater blickt Herab zu uus'rcr Hütte Und bat den bcil'gcu Christ geschickt Durch mich iu Eure Hütte: Leg', Mutter, an noch Tannenreis Drauf packt behutsam Carl aus Die kleinen Weihnachtögaben: „Sieh hier das hübsche Taubenhaus, Sprich, Aennchen, willst Du's haben? Dies Schäfchen, wie der Schnee so rein, Nimm's bin, mein Lieschen, es ist Dein, Und Fritz, halt' fest den Reiter, Sonst galoppirt er weiter! „Auch Du, mein gutes Mütterlein, Mußt Dich schon heut bequemen, So wenig es auch wohl mag sein, Vom Christkind was zu nehmen; Es bringt Dir warme Strümps u. Schuh, Nach Tagesarbeit ohne Ruh Und rastlos cms'gem Regen, Am Abend Dich zu pflegen. „Zum Naschen soll es auch nicht Euch An Aepfeln, Nüssen fehlen, Lieb Aennchen mag, für Alle gleich, In Tbeile sie abzählen; Und hier ist noch ein Butterzopf — Nun, Mutter, hol' den Kaffeetopf, Wir woll'n das Tischchen decken, Es soll uns, denk' ich, schmecken!" Ausjubelt da die kleine Schaar Und wetzt sich schon die Zähne, Der Mittler steigt ins Auge klar Der Wehmulh sauste Thraue: „Woher dies Alles, guter Sohn?" „„Ehrlich verdienter Arbeitslohn, Euch ihn zu bringen heute, Ist meine Weihnachtsfreude. „„Der gute Meister in der Stadt, Ich soll von ihm Euch grüße«, Ließ, ob er's wohl nicht nöthig hat, Doch Manches zu mir fließen: Das hab' ick sorglichst denn verwahrt, Für Euch zu Weihnacht aufgespart; Groß lohnte Gott mein Streben, Er ließ mir Euch am Leben!" " - r' Hell flackert dnrch das Fensterlein Hinaus der Lichter Flimmer, Wie Gruß vom Himmel blinkt herein Der Sterne gold'ner Schimmer — Im rings verschneiten Hüttchen traut Steht Christo ein Altar gebaut, Wie mit deu reichsten Gaben Paläste ihn nicht haben. Still lugt er an dem Fcnsterlein, Die Seinen zu erkenne»; Nicht eines Lämpchens matten Schein Sieht er im Stübckcn brennen: Da pocht er — hält den Athcm an — Die niedre Thür wird aufgcthan, Die Mutter banger Freude Ruft: „Carl, du noch heute? „Zur Nacht, mein liebes, gutes Kind, Auf tiefverschneiten Wegen, Durchnäßt? o komm geschwind, geschwind, Die Kleider abzulegcn! " Und aus dem dunklern Hintergrund Kommt, stolpernd durcheinander bunt, Mit lauschendem Geflüster Das Kleeblatt der Geschwister. „Habt Ihr an Weihnacht nicht gedacht, Da uns der Ckrist geboren?" ,, „ „Ach, der uns sonst den Christ gebracht, Der ging uns ja verloren; s „„Mich fürchten? nein, ich dächte gar! / Nicht scheu ich Wetter, nicht Gefahr, 8 Ist ja doch Weihnacht heute Und Gott ist mein Geleite. / „„Da drüben in des Thales Schlucht (8 Steht meiner Mutter Hütte, Dahin geht meines Weges Flucht Mit unbcirrtem Schritte; Zwei Schwestern und ein Brüderlein ch Schließt uock der Mutter Hütte ein, « Der Bater ist in Frieden Bou uus zu Gott geschiedeu. „ Da er nicht mehr bescheeren kann — A Er that's so gern, von Herzen )) Der gute, liebe, brave Mann, ö Wenn oft auch wohl mit Schmerzen — x Will ich — 'sist freilich nnr gering, L Was ich iu meinem Säckchen bring' — / Will ich den lieben Meinen A Als Christkind beut erscheinen."" Und hast'ger steigt der Knabe zu, / Nickt länger darf er weilen, L Er gönnt im Marsch sich keine Ruh', Sein Ziel bald zn ereilen. DaS heim'sckc Thal, jetzt ist's erreicht — L Hoch klopft sein Herz, langsamer schleicht A Mit leisen, leis'rcn Schrittche« -A Er zum verschneiten Hüttchen.