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Nr. 127. Freitag Mai 1847 Preis für des Birrlrl. jahr 2 Ädlr. —, Insrrtldnsgrbuhr für den Raum einer Aelle 2 Ngr. EM Deutsche Allgemeine Zeitung «Wahrheit und Recht, Freiheit und Ersetz!» rteb-rbliek. Dovtfchland. Das Mediatconsistorium in Thurnau. Excesse in Mün chen. Studentenverbindung. S Dresden. Die Lheuerung. Vereine. Brücken. Kirchhof. »Alm. Unruhen. — Verbot des Lotto«. — Sicher- beitSmaßregel in Fulda. Nothstand. Die Bqckcr. Die Eisenbahnarbciter. ! r Detmold. Jubelfest. »Frankfurt a. M. Baden und die Schweiz. ^xeuFen. Kerlin. Der Landtag. * Berlin. Die Times. Die Oppofi- ' i tion. Eine Schrift. IVefterreich. Das Stempclgesetz in Krakau. Gp«ni«N. Congreß. Die ModeradoS im Congreff. Da« königliche Ehe- - paar. <M»ÜHSritanni»n. Unterhaus. Das Befinden des Lordlieutenants. Krankretch. Das Ramensfest des Königs. Die Rede des Königs. Der Hof. Anleihe. Die legitimistischen Blätter. Communistische Umtriebe. ' Gottesdienst in deutscher Sprache. Ordenshäuser. Das KriegSdampfschiff Caraibe. Gerüchte aus Athen. Bu-Maza. Die Leiche Hussein-Bey's. ** Paris. Festtage. Melgien. »Brüssel- Kammerpehatte. Nievprlaü»«. Bußtag. . ALalien. Kam. Der Papst. Ntnldau und Walachei. Der Brand in Bukarest 4»«rf»nalnachricht«n. Dian-el und AnbuEri«. »Frankfurt a. M Die russischen Finanz operationen. »LriMig. Börsenbericht. »Leipsig- Geschäftsbericht der Sächsisch-Schlesischen Eisenbahn. — Eröffnung der Eisenbahnstrccke Lö bau-Reichenbach. — 'Eröffnung der Harburg-Hannoverschen Eisenbahn. — Wafferstand der Elbe. — Berlin. Eknrii ndigungen. —- - > » . »e«tschla»d. Aus «tünchen vom 3. Mai schreibt der Nürnberger Eo»respon- Hent: „Das zu Thurnau bestehende protestantische Mediatronfl- storium wird, ficherm Bernehmen nach, von dem Grafen v. Giech an den Staat abgetreten und die betreffenden Pfarreien dann dem Bezirke Les Eonfistoruims in Baircuth cinverleibt werden. Daß der Graf v. Giech dermalen sein Mediatconsistorium an den Staat abtritt, zeigt zur Genüge, welches hohe Vertrauen er, der kräftige Vorkämpfer für die ver fassungsmäßigen Rechte der Protestanten in Baiern, in konfessioneller Be ziehung in unsere jetzige Staatsverwaltung setzt. — Ueber einige am letz ten Sonnabend im Bockkeller vorgefallene Ungebührlich?eiten (Nr. 126) diene zur Verhinderung falscher Gerüchte zur Nachricht, daß diesel ben von einer Anzahl Studenten veranlaßt wurden, die sich in der That auf eine höchst anstößige Weise benahmen, sodaß cnergifch eingrschriltcn werden mußte und fünf Studenten verhaftet wurden. Auch noch mehre Personen kamen zur Haft und wurden gleich den Erstem mit polizeilichen Arreststrafen belegt. Die Studenten gehören übrigens wieder, wie wir Das in diesem Jahre schon einmal wahrnehmen mußten, einer sehr nic- dern Klasse von Musensöhnen an, und wir haben hier abermals ein Bei spiel, welche Folgen die bisherige Verwahrlosung mehrer unserer lateini schen Schulen und Gymnasien hatte. — Der König hat zu den vier hier bestehenden Studentenverbindungen eine fünfte, dieJsaria, geneh migt und hierdurch sowie durch die Verfügung, daß Studirende der phi losophischen .Curse wieder den Verbindungen aygehören dürfen, den letz tem einen neuen erfreulichen Beweis seines Vertrauens gegeben." z Dresden, 5. Mai. Endlich ist es Frühling geworden, und mit Lem frischen Grün der aufgebrochenen Knospen, mit der rings um uns her sich festlich schmückenden Natur dringt auch in das von Furcht und Bangen erfüllte Menschenherz frischer Muth und frohe Hoffnung ein. Obgleich die aus alle Verhältnisse fo nachtheilig wirkende Theucrung moch vorhanden, obgleich der Roggen noch immer der Scheffel zu 8 Thlr. gekauft, und das Pfund Brot nach Aufhebung der Tas^ das feine Roggenbrot zu 1 Ngr. 7—8 Pf., das hausbackene zu I Ngr. 4—8 Pf. verkauft wird, so fehlt es doch wenigstens nicht an Lebensmitteln aller Art, und Dank dem Bestreben der Regierung, der Thätigkeit unserer Hülfsvcreine, wir haben hier bis jetzt, außer einem unbedeutenden Auflauf auf hiesigem Altmarkte, wo eine Bauerfrau, welche mit dem Verkauft ihrer Kartoffeln das Mäßchen von 12 Pf. bis auf 2 Ngr. steigerte, ihre Waare von der aufgereizten Volksmenge in Angriff genommen und sich selbst damit beworfen sah, während die Polizei so schnell als möglich die Betheiligte vor weiterer MiShandlung in Sicherheit zu bringen Achte, nichts von Exccssen oder ähnlichen traurigen Sccnen erlebt, wie sie Mßer- halb Sachsenö so häufig stattgefunden. Die Verordnung, wodurch das Brennen des Branntweins aus Getreide und Kartoffeln vorläufig vom I. Mai bis zum letzten Oktober dieses Jahres untersagt worden ist, hat zwar bei den Rittergutsbesitzern, Ockonomen und allen sonstigen Branntweinbrennern Veranlassung zu vielfachen Klagen über sogenannte Gcwerböbceinträchtigung gegeben, allein die Klagen einiger Hunderte wer den durch den Dank einer Bevölkerung von circa 1,7VV,Ü0Ü Menschen in den Hintergrund gedrängt, und gewiß ist von Seiten der Regierung die möglichste Rücksicht genommen worden, um die dadurch Betheiligten so wenig wie möglich zu beeinträchtigen, indem der zur Einstellung der Bren nereien gewählte Termin hinreichend kund gab, daß nur die Pflicht für das allgemeine Wohl des Volkes und der herrschende Nothstand die Re gierung nöthigte, nicht länger Mit einer Maßregel zurückzuhalten, deren in Kraft Treten schon weit früher gewünscht worden war. Wäö unser Residenzleben in seiner geistigen Thätigkeit betrifft, so findet nach wie vor die Bildung und Entwickelung in neu begründeten und schon bestehenden Vereinen nach allen Richtungen hin statt. Turn-, Gym nasial- und Communalgardenvereine halten ihre Versammlungen und Be- rathungen, während Vorschläge zu Begründung neuer Handelsvereine, zu Errichtung einer Getreidebörse für Dresden u. dergl. mehr in öffent lichen Blättern wieder auftauchen und spurlos verschwinde», dagegen alle der öffentlichen Milde gewidmete Stiftungen, unter diesey auch das ne« begründete Asyl für taubstumme Mädchen, sowie andere dergleichen An stalten sich des unerschöpflichen WohlthätigkeitSsinneS unserer Mitbürger erfreuen. — Schon längst find nunbeide Brücken, deren Bau dieCom- munication auf der Plauenschtn- und Räcknitzer Straße so lange hemmte^ vollendet und beide find Bauwerke von meisterhafter Ausführung und ein fach schöner Construction geworden, deren Erbauer, der junge Architekt Bode, sich dadurch namhaft berühmt gemacht hat. Rach dies« Gegend hm breitet täglich sich die starke Frequenz Dresdens immer mehr und mehr aus, von früh bis in die Nacht bedeckt Fuhrwerk aller Art diese beiden Straßen, unter welchen die Bahn der Sächsisch-Böhmischen Ei senbahn sich hinzieht; neue Straßen entstehen auf «Heuer erkaufter Feld fläche und bald wird ein neues Stadtviertel die früher hier üppig pran genden Saaten verdrängt haben. Daß aber in diese mit jedem Tage im mer mehr Leden gewinnende Gegend der Kirchhof der Annenparochie ver legt wird, da auf dem alten Todtenacker dieser Kirche kein Raum mehr ist, dies ist etwas, was unerklärlich scheint , leider aber wahr, denn der Kauf ist bereits mit den betreffenden Besitzern der Felder unweit deS FeldschlößchenS, nach der Räcknitzer Straße zu, abgeschlossen. *Nm, 3. Mai. Obgleich der gestrige Tag ohne bcsondern Ex- ceß vorüberging, so war er doch eigentlich sehr bewegt. Der Umstand, daß es Sonntag war, veranlaßte schon an und für sich eine größere Strö mung der neugierigen Menge, die nicht satt wurde, die Ruinen der zer störten Häuser zu beschauen, und dazu die zahlreichen Abteilungen von Reiterei, Infanterie, Schützen und Bürgergarde, die in starken.Zügen, so wie die ganze Nacht hindurch, auch den ganzen Tag über in allen Straßen patrouillirten: alles DaS hätte schon von selbst eine lebhafte Be wegung hervorgebufen. Es kamen aber auch noch besonders bewegende Umstände dazu. Um die vierte Nachmittagsstunde hieß cs plötzlich, daß es auf der „Breite" Unfug gäbe, und in Schnelligkeit rückte eine Ab- thcilung Reiterei an den Ort, an welchem eS in der That laut geworden war. DaS Ganze endete aber mit der Verhaftung eines Schreinergescl- len, der Streit und Prügelei veranlaßt hatte. Man kann sich jedoch den ken, welche Besorgniß diese im Grund unbedeutende Sache in der jetzi gen gespannten und besorgten Stimmung hervorgerufcn ha«. Acngstli- cher wurde man aber gegen Abend hin, wo sich mil einem Mal der Ruf verbreitete, daß auf der „Breite" Feuer auSgebrochcn sei. Alsoglcich wurden alle Straßen gesperrt und Jedermann mußte sich nach Hause be geben. Doch bald erwies sich das Ganze als ein blinder Lärm, worauf man sich wieder auf das Patrouillircn beschränkte, wobei auch die Kamin feger, vollständig mit ihren Werkzeugen gerüstet, zu sehen waren. Um 7 Uhr »yar auf dem Museum KriegSrath und die Polizeistunde war wie der für Itt Uhr bestimmt. Nachmittags wurde durch Ausruf aufgcsoder«, alles bei der Demolirung der Häuser Entwendete zurückzlistellcn, und wirk lich soll schon Einiges zurückgcbracht worden sein.