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Nr. 137. 67. Jahrgang. Sonnabend, 13. November 1915 MH- Die amtlichen Bekanntmachungen befinden sich auf der Beilage "MA Die Armee v. Gall- lehnt Amerika die Entscheidungen der englischen Prisenge richte in letzter Instanz auch ab, weil Rechtserlasse einer Bo» de» Knezo-SHliMt» kriegsführenden Macht für neutrale Länder nicht bindend seien. Ganz ausdrücklich erklärt auch die amerikanische Re- gierung, daß sie sich nicht des Rechtes begeben habe, gegen den Anspruch Englands, bestimmte Waren als Banngut zu bezeichnen, Widerspruch zu erheben. Die Vereinigten Maa ten von Nordamerika behielten sich vielmehr das Recht vor, darüber noch Vorstellungen an die englische Regierung zu richten. Mit dieser Note Amerikas an England ist endlich in der Frage des Schutzes der neutralen Schiffahrt eine klare Lage geschaffen und England vor aller Welt ins Unrecht gesetzt worden. Es wird nun allerdings daraus ankommen, °b die amerikanische Regierung nunmehr auch nach dem Wortlaute und dem Geiste dieser scharfen Protestnote gemäß handeln und ihre Forderungen gegenüber England auch Schiffe war oder nicht. England über die Praxis, daß jetzt neutrale Schiffe schon aus den bloßen Verdacht beschlagnahmt würden. Diefe ganze Art der Behandlung neutraler Schiffe sei ein Mißbrauch des Kriegsrechts von Seiten Englands, und jeder Versuch Englands, das Recht der neutralen Schiffe aus freie Ausfuhr zu beeinträchtigen, wird in der amerika nischen Note als ungesetzlich und unentschuldbar erklärt. Eng land mutz es sich aber auch gefallen lassen, daß Amerika in seiner Protestnote erklärt und es auch der englischen Regier ung in aller Form anzeigt, daß die Blockade, welche Eng land durch die Königliche Verordnung vom 12. März er richtet zu haben behauptet, von den Vereinigten Staaten von Nordamerika nicht als eine rechtmäßige Blockade ange sehen werden könne. Die amerikanische Note widerlegt dann ausführlich die rechtliche Gültigkeit der englischen Blockade. Das ist wohl moralisch und völkerrechtlich der schwerste Schlag, den England im Weltkriege zu erleiden hatte, denn die Nichtanerkennung der englischen Blockade der deutschen Küste durch eine Großmacht wie die Vereinig ten Staaten von Nordamerika bedeutet, daß England nur eine Gewaltherrschaft zur See ausübe, welche sich die neu tralen Staaten nicht mehr gefallen lassen wollen. Die ame rikanische Note betont auch ferner, daß die Prisengerichte Englands nicht den großen Schaden vergüten könnten, der aus der ungesetzlichen Seerechtspolitik entstehe. Deshalb Die bulgarische Armee hat an ihrer ganzen Front den Morava-Uebergang erzwungen. Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabes, von Hoefer, Feldmarschalleutnant. Oestlicher Kriegsschauplatz. Heeresgruppen v. Hindenburg und Prinz Leopold von Bayern: Keine wesentlichen Ereignisse. Heeresgruppe des Generals v. Linsing«n: Die deutschen Truppen, die gestern am frühen Morgen südlich der Eisenbahn Kowel—Sarny einen russischen An griff abgeschlagen, nahmen dabei 4 Offiziere und 230 Mann gefangen. Balkan-Kriegsschauplatz. Die Verfolgung wird fortgesetzt. Südlich der Linie Jie MW» TMSeriihtt. Dresden, 12. November 1915, nachmittags V,3 Uhr Trotzes Hauptquartier, 12. November 1915 Amtlich wird gemeldet: Westlicher Kriegsschauplatz. An der Front nichts Neues. Zwei englische Doppeldecker wurden im Luftkampf heruntergeschossen. Ein dritter mutzte hinter unsrer Front landen. Auf der ganzen Front sind die Verfolgungskämpfe im Gange. Im Ibar-Tal haben deutsche Truppen Bogutooac und die beiderseitigen Höhen erstürmt. ' witz nähert sich den Höhenkämmen des Iastrebac-Gebirges. Die neuerliche Beute beträgt hier 1700 Mann, 11 Geschütze, 16 Munitionswagen und ein Brückentrain. Sonntagsgedankeu. In diesen Wochen werden allerorten die Kirchweihfeste gefeiert, in meiner Gemeinde läuten heute und morgen die Kirchweihglocken. Wie ganz anders feiern wir dieses Fest jetzt als in früheren Jahren. Als wirs im vergangenen Jahre feierten, da wollte der Ton der Freude nicht passen und still ist es an uns vorübergegangen, aber damals hoff ten wir ganz zuversichtlich, daß wir das nächste Mal die wieder unter uns haben würden, die wir hatten hinausziehen lassen, und nun ists immer noch so, daß die Lieben da drau ßen, — ach, viele hat Gott ja schon abgerufen in seinen ewi gen Tempel — wehmütig heimwärts gedenken: Jetzt läuten daheim die Glocken, könntest du doch uuch mitseiecn! In anderen Jahren waren wir es gewöhnt, und wir sahens gern, wenn liebe Gäste zum Feste kamen; dieses Jahr wird um des Ernstes der Zeit und um der teuren Lebensmittel willen solch frohe Geselligkeit im allgemeinen unterbleiben müssen. Doch einen Kirchweihgast wollen wir uns auch dieses Jahr herzlich einladen. Wir lesen (Joh. 10) von einer Kirchweih zu Jerusalem, da war Jesus da und wandelte in der Halle Salomonis, die zum Tempel gehörte, aber schweigend wan delte er auf und ab, er war ja nicht eingeladen, und denen, die ihn plötzlich umringten, war er wie ein fremder, ungebe tener Gast. Wir aber kennen ihn, brauchen ihn heute und allewege. — Freilich über all den Enttäuschungen und Nöten unserer Zeit möchte es wohl vielen zu Mute werden, wie es dereinst von Jerusalem hieß (Jes. 49, 14) Zion spricht: der Herr hat mich verlassen, der Herr hat mein vergessen. Doch der Herr sagt weiter: Kann auch ein Weib ihres Kindleins vergessen, daß sie sich nicht erbarme über den Sohn ihres Leibes? Und ob sie desselbigen vergäße, so will ich doch dein nicht vergessen. Hier hat Gott selbst der Mutterliebe das schönste Lob gesungen, und sie hat ihren Preis gesunden in so vielen Liedern unsers Volks bis in die jüngste Ver gangenheit. Aber größer noch als Mutterliebe ist Gottes liebe. Ich vergesse dein nie, so sagt Gott, Zion zum Tröste, das sich in langem Elend verlassen wähnt Und an diese treue Liebe Gottes kann und soll uns das Gotteshaus in mitten der Gemeinde allezeit erinnern. Und nun bringt uns die neue Woche den ersten Buß tag, da möchte vielmehr Gott Klagen: Mein Volk hat mich verlassen, mein vergessen. Es ist ein furchtbar ernstes Wort, das uns als Predigttext gegeben ist (Matth. 11,20—21), vor dem wir erschrecken möchten. Aber schließlich hat der Buß tag dann seinen Zweck erreicht, wenn wir erschrocken sind über das ernste „Wehe!" aus des Herrn Munde. Noch im mer hat trotz der gewaltigen Gottestaten unser Volk sich nicht zurückgefunden zu seinem Gott. Einmütige Umkehr zu Gott, tiesinnerliche Dankbarkeit für all das Große, das er uns er leben ließ, obwohl wir uns dessen unwert machten, und demütige Ergebung in seinen Vaterwillen, das ists was uns und unserm Volke noch immer fehlt. Darum gilt auch uns dieses „Wehe", wenn wir uns nicht durch die Güte und den Ernst Gottes zur Umkehr leiten lassen. Unser Verhältnis zu Gott muß noch viel innerlicher werden, daß wir ihm sagen könn ten: Und ob ein Kind seine Mutter vergäße, so will ich doch dein nicht vergessen! n. i. O. Die große Protestnote Nordamerikas gegen England. Offenbar unter dem Drucke der schwer geschädigten amerikanischen Geschäftswelt, aber auch unter dem Gefühle der Vergewaltigung des Weltverkehres durch England hat sich nunmehr der amerikanische Präsident Wilson zu einer energischen Protestnote gegenüber England aufgerafft Es wäre sicher für die Beziehungen zwischen Deutschland und Amerika besser gewesen, wenn diese Protestnote Amerikas gegenüber England früher gekommen wäre, denn dadurch würde England gezwungen worden sein, seine anmaßende Haltung in bezug auf den Seekrieg im Weltkriege auszu geben und vielleicht auch gewisse Konzessionen in bezug auf den Seeverkehr zu machen. Die Beschwerden der amerika nischen Note sind dreifacher Natur, sie richten sich gegen das Anhalten amerikanischer Schiffe und deren Ladungen durch die englischen Kriegsschiffe, sie wenden sich ferner ge gen die englische Blockade der deutschen Küste, und sie stel len ferner die Forderung auf, daß die durch die englischen Maßregeln geschädigten amerikanischen Schiffseigentümer und Kaufleute ihr Recht vor einem ordentlichen englischen Prisengerichte suchen sollen. In bezug aus die erste Forder ung verurteilt die Note des Präsidenten Wilson das Ver fahren Englands, die neutralen Schiffe in einen Hasen zu schleppen und die Anwendung der Prisengerichte aufgehoben zu haben, bei denen früher üblich war, daß die Schiffspapiere, die Art der Ladung und die eidlichen Aussagen der Schiffs offiziere als Beweise gegolten hätten, ob Bannware auf dem Am Alk»». Der Rückzug der Serben. (W. T.-B.) Berlin, 12. November. Der „Lokalanz." läßt sich aus dem Kriegspressequartier meldur: Die Armeen Koevetz und Gallwitz sind derart in gebirgigen Gegenden tätig, daß auf ein fließendes Vorgehen nur dann zu rechnen ist, wenn der Feind rasch zurückweicht oder wenn größere Unternehmungen einander stützen. Bei dem linken Flügel der Armee Gallwitz wird sich der aus dem Raume Alek- stnak-Nisch-Leskooac vorgetragene Angriff der Bulgaren gel tend machen. Don dieser bulgarischen Front öffnet sich an mehreren wichtigen Einbruchsstellen das Land, sodaß nur der Widerstand des Feindes niederzuringen ist. Seit dem Zu sammenschluß mit der Armee Gallwitz sind bulgarische Trup pen frei geworden, die mit Erfolg bei dem bevorstehenden Angriff angesest werden können. Je weiter die Bulgaren gegen Westen in das Toplica-Tal vorstotzen, um so schwächer muß der Widerstand des Feindes im Iastrebac werden. Die Serben werden trachten den Rückzug gegen Pristina fortzusetzen. Die Armee Koeoeß siebt mit ihrem rechten Flügel in einem Sack; ihre übrigen Kolonnen Kämpfen in gebirgigen Landschaften. Die äußerste rechte Flanke der Armee Koevetz schützt eine Gruppe, die vor kurzem den Raum von Sirogojno erreicht und damit den halben Weg nach Nova-Vares zurückgelegt hat. Der serbische Rückzug nach Albanien. Nach der „Köln. Ztg." meldet „Secolo", der serbische Kriegsrat habe beschlossen, den Rest der serbischen Armee nach Skutari und Duruzzo zu retten. In die Hönde der Deutschen gefallen. Lugano, 12 November. Der italienische Kriegsbericht erstatter Magrini telegraphiert aus Monastir: Die ganze von Kraljeoo—Tritenik ist der erste Gebirgskamm überschritten, im Rasina-Tale, südöstlich von Kruseoac, drangen unsere Truppen bis Dubci vor. Weiter südlich ist Ribare und das dicht dabei liegende Ribarska Banja erreicht. Gestern wurden über 1700 Gefangene gemacht »nd 11 Geschütze erbeutet. (W.T.-B.) Oberste Heeresleitung. durchsetzen wird. Wenn dies geschieht, dann hätte sich Nord amerika um die Befreiung der Meere von Englands See räuberpolitik einen unvergänglichen Verdienst erworben. Aber auch moralisch hat die amerikanische Note die größte Bedeutung, denn sie verkündet aller Welt, wer in diesem Kriege das Völkerrecht mit Füßen getreten hat. Die eng lischen Blätter schreiben bereits, daß die Erhaltung der Freundschaft Englands mit den Vereinigten Staaten ein» Notwendigkeit sei und daß die Erregung gegen England nicht verschärft werden dürfe. Man kann daher schließlich noch das Beispiel erleben, daß England vor Nordamerika zur Freude aller Welt zu Kreuze kriegt. Wien, 12. November. (^.7.-».) Amtlich wird verlautbart: Russischer Ariegsschauplatz. In den Kämpfen nordwestlich Lzartorysk wurden gestern 4 Offiziere und 230 Mann gesangengenommen. Bei Sapanow haben wir mehrere Nacht-Anariffe abgewiesen. Hinter unser Putilowka-Front wurde ein Offizier des russi schen Infanterie-Regiments Nr. 407 sestgenommen, der sich in österreichisch-ungarischer Uniform durch unsere Linien ge schmuggelt hatte, um Kundschafterdienste zu versehen. Offi ziersabteilungen haben sestgestellt, daß die am Kormin südlich Carajmowka stehenden feindlichen Truppen unsere Verwun deten niedergemacht haben; hier wurden auch russische Horch posten in österreichisch-unza-ischer Uniform angetroffen. Italienischer Ariegsschauplatz. Nach einer verhältnismäßig ruhigen Nacht wiederholte sich gestern vormittag das heftige italienische Artilleriefeuer an der ganzen Kampffront des vorgestrigen Tages. Hierauf griff feindliche Infanterie abermals den Brückenkopf von Görz und die Hochfläche von Doberdo unaufhörlich an. Wieder brachen alle Stürme unter furchtbaren Verlusten der Angreifer zusammen; wieder haben unsere Truppen alle ihre Stellungen fest in Händen. Äorstöße des Gegners bei Za- gora und im Drsic-Gebiete teilten das Schicksal des Haupt angriffes. — An der Dolomiten-Front griffen die Italiener auch in den letzten Tagen unsere Stellungen auf der Spitze und an den Hängen des Col di Lana mehrmals vergebens an. — Die amtlichen Presseberichte der italienischen Heeres leitung über die Ereignisse in diesem Raume sind vollkommen falsch und können wohl nur aus ganz unrichtigen Meldun gen beruhen. Südöstlicher Rriegsschnuplah. MnitzerMchenblaN W MtW WrKSMMM WW.-M.: MMMttWSv!) Inserate für denselben Tag sind bis vormittags 10 Uhr auszugeben. Die fünf mal gespalten« Zeile oder deren Raum 15 Pf., Lokalpreis 12 Pf. Reklame 30 Pf. Bei Wiederholungen Rabatt. ses MWlüen MlSgÄMS W öK öliMM jll WM» Pul-N» fMWMr: llr. IS Erscheint: Dienstag, Donnerstag und Sonnabend Mit „Illustriertem Sonntagsblatt", „Aus der Landwirtschaft", „Hof- Garten- und Hauswirt schaft" und „Mode für Alle" Abonnement: Monatlich 45 Pf., vierteljährlich Mark 1.30 hei freier Zustellung ins Haus, durch die Post bezogen Mark 1.41. ümfullltlff fün sinn gmfqiMMfflfqlltNillK Mfqilitz umfassend die Ortschaften: Pulsnitz, Pulsnitz M. S., Vollung, Großröhrsdorf, Bretnig, Hauswalde, Ohorn, Obersteina, Nieder» kMiWifM ) Ul UM nMllU"UlUlpUpMtl «MpW steina, Weißbach, Ober- u.Niedeckchtenau, Friedersdorf-Thiemendors, Mittelbach, Großnaundorf, Lichtenberg, Klein-Dittmannsdorf. Druck und Verlag von E. L. Försters Erben (Inh. I. W. Mohr). Geschäftsstelle: Pulsnitz, Bismarckplatz Nr. 265. Verantwortlicher Redakteur I. W. Mohr in Pulsnitz.