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Sonnabend. Rr. 1l7. 7. October 1876. I Wcißerch-Ieitnng. Amts Akait Mr die Königs. Amtshauptinannschast Dippoldiswasd«, sowie fiir die Königs. Herichts-Aemter und die StadtrStpe zu Dippoldiswalde und Krauenftein. Verantwortlicher Redakteur: Carl Ithne in Dippoldiswalde. Dieses Blatt erscheint wöchentlich drei Mal: Dienstag«, Donnerstag- und Sonnabends. — Zu beziehm durch alle Post- Anstalten und die Agenturen. — Preis vierteljährlich 1 Mark 2S Pfg. — Inserate, welche bei der bedeutenden Auflage des Blattes eine sehr wirksame Verbreitung finden, werden mit 10 Pfg. für die Spalten-Zeile, oder deren Raum, berechnet. gmificher Theil. Bekanntmachung. Die Lokalitäten der unterzeichneten Königl. Amtshauptmannschaft sind wegen deren Reinigung Sonnabend, den LL. Oktober I», geschloffen. Dippoldiswalde, den 4 October 1876 Königliche Amtshauptmannschaft. v. Boffe. TagOSgefchlchto- Dippoldiswalde. Die Obstbau.Ausstellung des hiesigen BezirkS-Obstbäu-VereinS findet nächsten Sonn tag und Montag, 8. und 9. October, im RathhauS-Saale Hierselbst statt. Wie wir hören, sind in Anbetracht der Heuer nur mißlich zu nennenden Obsternte die Anmeldungen immer recht erfreulich eingegangen. Es wird somit der Ausstellung auch ein zahlreicher Besuch nicht fehlen, zu dem wir hierdurch nochmals auffordern wollen. — Wie wir hören, wird in nächster Woche (wahrschein lich Donnerstag) ein großes Militär-Concert im Saale des Herrn Görtz von der, 30 Mann starken Capelle des Schützen-Regiments Nr. 108 aus Dresden (Musikvirector Werner), dem ein ausgezeichneter Ruf zur Seite steht, statt finden. Da wir hier längere Zett ein derartiges Concert nicht hatten, ist gewiß ein zahlreicher Besuch zu hoffen. Dresden. Das kgl. -Ministerium des Innern hat zu der Anleihe der Stadt Hainichen in Höhe von 150,000 Mark seine Genehmigung ertheilt. — Die LandeS-Shnode hat in ihrer Sitzung am 2. October beschlossen, daß zur Ausarbeitung eines LandeS- GesangbucheS und einer neuen Ageüde ein besonderer Ausschuß gewählt werde. — Die Angriffe der orthodoxen Kirchenrechtslehrer gegen den Neustadt-DreSdener Pastor vr. Sülze finden energische Bertheidiger, die mit Freuden die Thatsache begrüßen, daß es noch Männer wie Sülze gebe, die zu unserer Zeit in ihrer Sprache reden und für ihre Person eine Einigung zwischen Religion und Wissenschaft gefunden haben. Die KirchenzuchtSlehrer beabsichtigen, erst den hervorragendsten Vertreter der freisinnigen Theologie ein- zuengen, womöglich zu stürzen, dann jede freie Meinungs äußerung zum Schweigen zu bringen, alle vorwärtSstrebende Bewegung zu hemmen, bis nur der starre Bekenntnißbuchstabe noch das Wort führen darf, — mit einem Worte: die Unterdrückung des freien Geistes und damit den Ruin der Kirche! — Eine im Juni dieses Jahres von einer in Chemnitz zusammengetretenen Conferenz von Orthodoxen gegen Pastor Sülze beschlossene Petition hat eine energische Erklärung und Gegenpetition des Freiberger Kirchenvorstandes, der sich die Mitglieder der königl. Behörden, Rath und Stadtverord nete, Lehrer rc. anschloflen, hervorgerufen, und auch der, am 2. October in Dresden tagende Protestantenverein erließ eine Gegenpetition an die jetzt versammelte Synode. Von einem Synodal-Mitgliede geht uns bei Schluß des Blattes noch ein Artikel entgegengesetzter Färbung zu, dm wir erst in nächster Nummer dieses Blattes veröffentliche« können. — Alle Warnungen vor dem unachtsamen Gebühren mit Petroleum scheinen nicht zu genügen; immer kommen wieder Unglücksfälle vor. Am Johannisplatz in Dresden hatte am 4. October früh ein Dienstmädchen Petroleum in den Ofen geschüttet, um Feuer anzuzünden, dabei aber, als sie eS angebrannt, sich so erheblich am ganzen Körper ver brannt, daß sie bereit« Mittags starb. Leipzig. Beim letzten Herbstprüfungstermine für Ein-^ jährig-Freiwillige sind von 103 Aspiranten 58 auf Grund ihrer Zeugnisse über ihren bisherigen Bildungsgrad ohne Weiteres als berechtigt anerkannt und 45 zur Prüfung gezogen worden. Von letzteren haben nur 9 die Prüfung bestanden; 6 traten freiwillig zurück und 30 mußten wegen mangelnder wissenschaftlicher Befähigung zurückgewiesen werden. — Bei der am 4. October erfolgten Wahl eines Bürgermeisters der Stadt Leipzig wurde der Vicebürger meister vr. Georgi mit 71 von 73 Stimmen gewählt. Berlin. Es liegt in der Absicht der deutschen Reichs regierung, den Reichstag zum 3. Novbr. einzuberufen. — Es werden bereits mehrfache Zweifel laut, ob derselbe bei der ihm knapp zugemessenen Zeit auch mit der Durchberathung der großen Justizgesetze fertig werden wird.