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VMM- und UMMchlsbiM zugleich CWB-AMiger sm Äh^ois, ÜlsSlitz, VernsSorf, üiiiskrf, :I. KOic», Hcimichsort, Mlirituau »»S Miilst». Amtsblatt für Zen Stadtrat ;n Lichtenstein. — — ——-— 39. Jahrgang. ——— — Nr. 235. Dienstag, den 8. Oktober l889. Dieses Blatt erscheint täglich (außer sonn- und Festtags) abends für den folgenden Tag. Vierteljährlicher Bezugspreis 1 Mark 25 Pf. — Einzelne Nnmmer 5 Pfennige. — Bestellungen nehmen außer der Expedition in Lichtenstein, Markt 179, alle Kaiser!. Postanstalten, Postboten, sowie die Austräger entgegen. — Inserate werden die viergeMltene Korpuszeile oder deren Raum mit 10 Pfennigen berechnet. — Annahme der Inserate täglich bis spätestens vormittag 10 Uhr. Heute städtische Volksöihliothek geöffnet dm 11—12 Uhr. Tagesgeschichte. * — Lichtenstein, 7. Oktober. Bei den heutigen hier stattgefundenen Wahlen von Wahlmännern zur Handels- und Gewerbekammer in Chemnitz wurden Herr Kaufmann A. Rauchfuß mit 9 Stimmen und Herr Kaufmann A. Funke ebenfalls mit 9 Stimmen als Wahlmänner zur Handelskammer gewählt. Abge geben waren 23 Stimmzettel. Zur Gewerbekannner wurden gewählt: Herr Sattlermeisier Robert Otto mit 16 Stimmen und Herr Schlossermeister Emil Vogel mit 14 Stimmen. Abgegeben wurden 53 Stimmen. Somit ist die Wahlbeteiligung hierfür gegen früher nach jetzigem Resultat eine etwas regere gewesen. * — Gestern Sonntag nachmittag lagerte eine Truppe Zigeuner, aus ca. 30 Köpfen bestehend und 4 Wagen mit sich führend, auf der Bernsdorfer- Straße, welche kurz zuvor erst aus der Stadt gebracht worden war. * — Gestern Sonntag nachm. ^/s4 Uhr fand die zweite Darstellung des Lutherfestspiels in St oll- berg statt. Jedem unserer Leser sei der Besuch dieser Darstellung aus dem Leben unseres großen Reformators vr. Luther aufs wärmste empfohlen. Großariig wirken die Eindrücke auf das Herz eines aufmerksamen Zu hörers und befriedigt wird jeder das Empfangene mit nach Hanse und in die Familie tragen. Die Dar stellungen werden mit feierlichem Orgelspiel und kirch lichen Gesängen eingeleitet, worauf die Zuschauer in verschiedenen Abteilungen die Hauptmomente aus „Luthers Leben und Wirken" in personifizierter Weise vor Augen geführt sehen. Es sei nur hervorgehoben das fesselnde Bild, wo Luther kühnen Mutes vor den Reichstag zu Worms tritt und dort seine reformatorische Werke anerkennt, anstatt nach dem Willen der Ver sammelten zu widerrufen; ferner Luther als „Junker Georg" auf der Wartburg von seinem Beschützer Kurfürsten Friedrich den Weisen von Sachsen gefangen gehalten, und dann das Leben Luthers im Kreise seiner Lieben, wo wahre Frömmigkeit, verbunden mit schlichter Einfachheit, herrscht und jedem ein herrliches Beispiel geben wird. Wenn schon jeder die Geschichte unsres Or. Luthers kennt, so wird er doch nach diesem Gesehenen um so eher den Mut und das Gottver- traucn, welches diesem großen Mann innewohnte, be wundern müssen. Dem Konuks des Lutherfestspiels in Stollberg sei aber auch an dieser Stelle für die Opfer, weiche sie einer guten Sache bringen, herzlicher Dank gezollt. Möge dies Allen zum Segen sein. * — In Bezug auf die geistliche Musikauf führung des Röthig'schen Quartetts und des blinden Orgelvirtuosen Pfanustiehl aus Leipzig, welche nächsten Sonntag in der Callnberger Kirche stattfindcn wird, eninehmen wir einem längeren Referate des Zwickauer Tageblattes über eine in Zwickau stattge fundene Aufführung folgendes: Einen großen Genuß, ja einen Genuß seltenster Art bot uns Vas Röthig'sche gemischte Svloguartett. Es wird so manche Auf führung vollendet schön genannt; allein nicht jeder Coneertbesucher glaubt daran, wenn er es auch liest; die Leistungen des R. Quartetts sind in ihrer Art, das läßt sich mit gutem Gewissen behaupten, nun allerdings rundweg „vollendete" zu nennen. Herr B. Pfanustiehl gab sich als ein virtuoser Orgelspieler zu erkennen, der den höchsten Anforderungen zu genügen im stände ist. Nicht allein sein technisch vollendetes, sondern auch das fein gebundene, glatte und präzise Spiel setzten in Erstaunen. Die Gesänge wurden in wirkungsvollster und tiefempfundener Weise zu Gehör gebracht. In Anbetracht der künstlerischen Ausführung ließ sich erkennen, daß das Quartett auf der Höhe seiner Aufgabe steht. Der Totaleindruck dieses gemischten Gesanges war unstreitig ein überaus befriedigender, so daß man wohl mit Recht sprechen kann: „So etwas hort man nicht alle Jahre." * — Hohndorf, 7. Oktober. „Wer zählt die Völker, nennt die Namen, die gastlich hier zu- sammsnkamen!" könnte man mit dem Dichter aus rufen, wenn man die Scharen erblickte, die gestern unserem Orte aus nah und fern zuströmten. Das prachtvolle Herbstwetter hatte wohl die meisten Kirmeß- besucher angelockt. Außerdem war aber auch in überreichem Maße für das Vergnügen für Groß nnd Klein gesorgt. Wer das bunte Treiben um Forbrig's Gasthof zu sehen Gelegenheit hatte, wird sicher an das Leben einer mittelgroßen Stadt an einem Jahr marktstage oder dergl. erinnert worden sein. Erst in den späten Abendstunden ließ das Drängen ein wenig nach, nur die Drehorgeln ließen in keineswegs harmonischem Zusammenwirken ihre Weisen bis gegen Mitternacht ertönen. An Tanzlustigen fehlte es ebenfalls nicht, sollen doch an diesem Tage im Gast hofe 1300 Eintrittskarten verkauft worden sein. * — Hohndorf. Am Kirchweihsonntage dürfte sich der Berginvalid Krause von hier an geistigen Getränken allzugüklich gethan haben, denn derselbe hatte in seiner Wohnung Auftritte mit seiner Frau. Er verursachte dabei trotz Verbots des Hauswirtes unaufhörlich eineu solchen Lärm, daß schließlich der Ortsdiener zur Arretnr einschreiten mußte. Nur unter Anwendung von Gewalt gelang es, den Ruhe störer in das in der Schule befindliche Karzer zu befördern. Dort war es sein erstes, die Fenster scheiben einzuschlagen, das ihm gereichte Wasser mit Gefäß wegzuwerfen u. s. f. Ueberhaupt wütete der selbe die ganze Nacht hindurch in einer Weise, daß eine verschärfte Bestrafung wohl angebracht wäre. * — Nödlitz, 6. Okt. In der heute stattgefun denen Kirchenvorflandswahl wurden die Herren Guts besitzer Ferdinand Siebdrath, Strnmpfwirkermeister Aug. Schneider und Strumpfwirkermeister Wilhelm Heil als Mitglieder des hiesigen Kirchenvorstandes gewählt (ein Resultat, wie es bereits in voriger Nr. dieses Blattes bekannt gegeben wurde, da die „drei ausscheidenden Mitglieder" auch wirklich wiedergswählt wurden.) Bernsdorf. Am vergangenen Sonnabend wurde unter dem Viehbestand des Gutsbesitzers Herru Schettler die Maul- und Klauenseuche tierärztlich konstatiert und deshalb die nötigen Absperrungsmaß regeln über das Gehöfte polizeilich verfügt. — Die Zeitschrift, das Aachener „Zeitungs museum", schreibt: „Das Zeitungsmuseum beabsichtigt olle Veröffentlichungen der periodischen Presse, welche sich auf das achthnndcrtjährige Jubiläum deö Hauses Wettin und dessen Feier beziehen, zu sammeln. Die Redaktionen, vor allem die der im Königreich Sachsen erscheinenden Zeitungen und Zeitschriften, werden des halb gebeten, die bezüglichen Nummern au das Zeit ungsmuseum in Aachen zu senden. Dieselben sollen in einer besonderen Abteilung vereinigt, sowohl dem späteren Historiker und Kulturhistoriker wertvolles Material liefern, als auch beredtes Zeugnis ablegen von der Liebe und Anhänglichkeit, welche das treue Sachsenvolk seinem Herrscherhause zollt und in diesen Tagen so glänzend zum Ausdruck zu bringen suchte." Dieser von vielen Zeitungen in dankenswerter Weise verbreitete Aufruf hatte zur Folge, daß dem Museum 40 Zeitungen und Zeitschriften in 103 Nummern, welche Aufsätze über die Geschichte des Hauses Wettin bezw. über die Feier des Jubiläums im Sachsenlande enthalten, zugesandt wurden. Viele der Zeitungen, wir nennen nur das „Dresdner Journal", die „Leip ziger Zeitung", die „Dresdner Nachrichten", die „Il lustrierte Zeitung", das „Chemnitzer Tageblatt" rc. haben den Inhalt und der Ausstattung nach wahrhaft wertvolle Nummern geliefert, deren reiches Material nunmehr im „Zeitungsmuseum" zur nutzbringenden Durchforschung für spätere Geschlechter aufbewahrt bleibt. Die „Wettin-Mappe" wird dem einstigen Forscher eine reiche und willkommene Fundgrube sein, sowohl für die Geschichte des sächsischen Königshauses, als auch für dis glanzvollen Festlichkeiten, welche, aus der treuesten Liebe des Sachsenvolkes zu seinem Königshause hervorgegangen, in den Tagen des Jubi läums in der Hauptstadt, wie in dem kleinsten Orte des Landes König Albert und Königin Carola als Huldigung dargebracht wurden. — Die Zuneigung von Menschen zu Tieren kann in vielen Fällen berechtigt sein, sie wirkt aber für jeden Dritten abstoßend nnd fordert die öffent liche Kritik heraus, wenn die Zuneigung in eine Zärt lichkeit übergeht, die selbst die berüchtigte Affenliebe noch übertrifft. So wird von einer Dame aus Dresden berichtet, die ihre Wohnung in einer der frequentesten Straßen der Altstadt hat, daß sie all täglich am Fenster ihren Hund mit Liebkosungen über häuft. Tagtäglich läßt die Herrin ihrem Hund aus einem renommierten Restaurant ein Beefsteak, eine Hammelkotelette oder sogar, seitdem die Jagd eröffnet ist, ein Rebhuhn gebraten holen, das das kleine Tier absolut nicht zu verzehren in der Lage ist, in Folge dessen der größte Teil davon weggeworfen wird. Ob sich denn die betreffende Dame und deren Ehegatte noch niemals überlegt haben, welchen Nutzen dieselben mit dem für die Speisung des Hundes weggeworfenen Gelde ihren Mitmenschen gewähren könnten? Von den Unterhaltungskosten des Hundes könnte zum min desten ein erwachsener Mensch seine Existenz fristen. — Dresden, 4. Oktober. Zwei gefährliche Einbrecher, nicht von hier, ein Schiffsmanu, der mit Schlössern sehr gut umzugehen weiß, und ein Taub stummer, welche, so scheint es, schon längere Zeit außerhalb Dresdens, zuletzt im Johaunisbade (Wach witz) bei dessen Besitzer und beim Pächter Einbrüche verübt haben, wurden gestern, durch gestohlene Gegen stände überführt, in der Tuunelwirtichaft deS„Wald- schlößcheus" verhaftet. Der Taubstumme, ein auf einem Auge erblindeter Buchbinder, legte, da man ihn und seinen Genossen festgenommeu hatte, ein um fassendes Geständnis ab. Er bekannte, daß sie beide u. a. am 1. Oktober auf der Straße nach Pratzsch witz bei Pirna einen Mann angefallen und gemiß- handelt, dann aber ihre Flucht durch die Wesenitz be werkstelligt hätten. Am 2. Oktober brachen sie im Johannisbade ein und wurde ihre Spur nach Dresden zu verfolgt. — Dresden, 6. Oktober. Gegen 70 sächsische Vereine hatten ihre Vertreter zu der 28. Generalver sammlung des Gesamtvereins der Gabelsberger Steno graphenvereine im Königreiche Sachsen, die vorgestern abend in Brauns Hotel tagte, entsendet. Insgesamt war die Versammlung von mehr als 200 Personen, darunter viele Damen, besucht. Vor Eintritt in die Tagesordnung richtete der Vorsitzende, Prof. Krieg, herzlich begrüßende Worte an den Ehrenpräsidenten, Geh. Nat Häpe, den Begründer des Vereins. Der Gefeierte dankte mit gleicher Herzlichkeit und wandte sich dann im Namen des Gesamtvereins an die Gäste, die er freundlich bewillkommnete. Es freue ihn, eine Eröffnung machen zu könne», welche dem Stenogra-