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Zweites Blatt. WMatt ßk Hilcckü Marandt, Aossen, Siebenleßn und die Amgegenden. Amtsblatt No. «4. Lonnabenv, Nen ll. August 1NUU und erftcm. 38. Jahrg seiner Scheu, Var damals nicht b^ulkwürdig erklärtem Fleische aufzuklären. Das Publikum muß darüber belehrt werden, daß man vor Erlaß des Schlachtvieh- und Fleischbeschau gesetzes im Handel und Wandel nur vollständig ungenieß bares und genießbares, im öffentlichen Lerkehre verkäuf liches Fleisch unterschied. Alles Fleisch, welches nicht un bedingt als ungenießbar bezw. gesundheitsschädlich ange sehen wurde, gelangte in irgend einer Form in den Handel und mußte vom Publikum mit den gleichen Preise gekauft werben, wie vollständig tadelloses Fleisch. Durch das oben bezeichnete Gesetz ist diesem großen Uebelstand abgeholfen worden. Das genießbare Fleisch wird noch in tadelloses, vollwerthiges bezw. baukmttrdiges und nichtbankwürdiges d. h. solches unterschieden, daß gewisse Mängel besitzt, wo durch es sich vom bankwürdigen, tadellosen Fleische unter scheidet, ohne dadurch aber irgendwie gesundheitsschädlich geworden zu sein. Der Unterschied gegen früher ist dabei noch der, daß das heute als nichtbankwürdig bezeichnete Fleisch früher zum vollen Preis als bankwürdiges vom Publikum gekauft wurde, ohne daß dasselbe erfuhr, daß es eine Waare war, welche thatsächlich gewisse Mängel hatte und daher minderwerthig war. Die Fleischbeschau soll verhüten, daß dem Publikum aus irgend einem Grunde ininderwerthiges Fleisch für vollwerthiges verkauft wird dasselbe also vorUebervortheilung und Täuschungen schützen. Die Fleischbeschau verbindet aber damit nicht die Absicht, das Publikum vor Ankauf des nichtbankwürdigen Fleisches zu warnen, da solches in der Form, wie es zum Verkauf gelangt, j» durchaus nicht gesundheitsschädlich, sondern nur aus irgend einem Grunde minderwerthig ist. Das Publikum kann also unbedenklich das nichtbankwürdigc Fleisch kaufen, wenn es die an demselben vorhandenen Mängel, die es schon früher übersehen hat, für den billigeren Preis, für welchen nunmehr derartiges Fleisch von ihm erworben werden kann, mit in den Kauf nehmen will. Er kauft dasselbe Fleisch, welches er früher in der einen oder anderen Form als bankwürdig gekauft hat, nur mit dem Unter schiede, daß er es billiger kauft und daß ihm gesagt wird, an welchem Mangel das Fleisch leidet. Wir sind über zeugt, daß, wenn die Aleischbeschauer sich bemühen, das Publikum über das Unberechtigte oder mindestens viel zu weit Gehende seines Vorurtheiles gegen das nichtbank würdige Fleisch aufzuklären, die Scheu vor dem Ankäufe desselben mindestens bei den niinderbemittelten Volksklassen sich rasch vermindern wird. — Postsendungen an Soldaten im Manöver- felde. Beim Heraunahen der militärischen Herbstübungen wird dringend empfohlen, Postsendungen für die an den Hebungen theilnehmenden Offiziere und Mannschaften nicht nach den in kurzen Zwischenräumen wechselnden Marsch quartieren, sondern stets nach den ständigen Garnisonorten zu richten, danach den postseitig getroffenen Maßnahmen die schleunige und richtige Zuführung der Sendungen an die Empfänger auf solche Weise am besten gesichert ist. Ferner ist es unumgänglich nothwendig, in den Aufschriften der Postsendungeil an alle im Manöver befindlichen Militär- Personen (Mannschaften sowohl, wie Offiziere und Ein jährig-Freiwillige) außer dem Familiennamen anch den Dienstgrad und Truppentheil (Regiment, Bataillon, Kom pagnie, Escadron, Batterie u. s. w.) genau anzugeben, falls nicht unerwünschte Verzögerungen in der Ueberknuft eintreten sollen. Außerdem hat es vielfach zu Unträglich- keiten geführt, daß solche Postsendungen an Offiziere und Einjährig-Freiwillige, für welche die Postverwaltung Ge währ leistet — also Packete, Postanweisungen, Werthbriefe u. s. w. — mit der Bezeichnung „postlagernd" bei den im Manövergelände gelegenen Postanstalten eingehen. Bei der Abholung derartiger Sendungen ist sehr häufig der Mangel an genügenden Ausweispapieren festzustellen gewesen, wodurch für die Empfänger vielfach Weiterungen enstanden sind. — In der ersten August-Hälfte, den Rest der eigent lichen Hunvslage, pflegt sonst immer noch ein tüchtiger Schuß von Hitze zu fallen, aber dies Jahr scheint es um gekehrt zu sein Falb der im Juli Fiasko machte, scheint dafür im August Recht behalten zu sollen. Dem Militär wird das für seine, den Monövecn vorangehenden Uebungen recht angenehm sein, aber der Landwmh braucht vielfach noch Wärme für seine Feldfrüchte. Anch die Weinbauer werden sich nach den Sonnenstrahlen voll Feuer sehnen, wenn anders der erste Jahrgang des Jahrhunderts nicht Namen „Boxer" erhalten soll, das heißt eine Einigkeit darstellt, der nicht viel NühmenSwcrthes nach- zusagen lst. In diesen letzten Tagen, wenn der Himmel von grauen Wolken umzogen war, fühlte man sich manch mal ganz herbstlich gestimmt. Vielleicht lag's aber weniger an der Witterung, ^ls daran, daß anno 1900 von einer friedfertigen, stillen Sommerszeit so rein gar nichts bisher zu merken war, und daß man dabei von selbst auf die Tage kam, die erst konnnen sollen. Wir steuern nun rasch auf den Sedautag zu. Es sind dies Jahr wehmüthigere Gefühle als sonst, die uns wohl beseelen. Im nächsten Monat werden eS 30 Jahre, daß unsere Truppen auf Paris marschierten. Ende September kamen die Deutschen vor der Seine-Kapitale an, Ende Januar 1871 erfolgte nach harten Kämpfen die Kapitulation. Vielleicht werden zur gleichen Zcit, wo die alten Veteranen auf Paris herabblickten, unsere „Ostasiaten" vor Peking stehen, nur daß es dann etwas schneller voran gehen wird, als vor dem durch seine Forts so gewaltig geschützten Paris. Wir hoffen ja Alle, daß die letzten Sommerwochen wenigstens keine gar zu blutigen Meldungen mehr aus dem Reiche der Mitte bringen werden, und wir haben auch den Wunsch, daß nickt diplomatische Jntriguen anderer Mächte unserem deutschen Korps Steine in den Weg werfen werden. 1870 verbat sich Bismarck unbedingt eine jede fremde Einmischung, jetzt ist ja ein Einvernehmen mit den anderen Staaten unvermeidlich, aber wir mögen da auch sagen: Trau, schau, wem? Es sind mehr als einer oder zwei unter sogenannten Verbündeten, denen wenig daran liegt, daß die deutsche Fahne auf der Mauer von Peking weht. Aber anders wird es nicht werden: Auf der Mauer die Reichsfahne und unten au der Mauer der Galgen für die Bestien, die sich an dein Massacre betheiligt haben! — Zur Aufklärung ein Wort an die Laien fleischbeschauer zugleich aber auch zur Aufklärung an das Fleisch kaufende Publikum erläßt der „Empirische Fleischbeschauer" in Nachstehendem: Seit dem Jnkraft- treteu des Gesetzes, die Einführung einer allgemeinen ^ck^chtvieh- und Fleischbeschau betr., am 1. Juni d. I., ? r ttr vielfach die befremdliche Erscheinung bemerklich, »s Publikum auf den Ankauf nichtbankwürdigen Fleisches von der Freibank verzichtet, so daß dessen Ver kauf zum Theil außerordentliche Schwierigkeiten macht, ja in einzelnen Fällen ganz unmöglich geworden ist, so daß das Fleisch verdorben und der staatlichen Schlacht viehversicherung bezw. dem Besitzer sehr erhebliche Verluste entstanden sind. Der die Ein- und Durchführung der Fleischbeschau sehr erschwerende Uebelstand beruht offenbar auf der irrigen Ansicht des Publikums, daß nichtbank würdiges Fleisch eine mehr oder weniger ungenießbare, hochgradig verdorbene Waare sei. Wir halten cs für unsere Pflicht, die Laicnfleischbeschauer hierdurch aufzu fordern, bas Publikum über das vollständigU igwe htfertigt: auswendigen Menschen umgeben ist, wie in alten Tagen em Rittersmann von feinem Harniscke umgeben war. Dieser inwendige Mensch kann zum neuen Menschen werden. Erkan» aber auch ein alter Mensch bleiben. Jin ersteren Falle und nur in ihm gilt Panli Wort: ich habe Lust an Gottes Gesetz nach dem inwendigen Menschen. Matthias Claudius sagt einmal: „In dir ein edler Sklave ist, dem du die Freibell Muttvig bist!" Dieser edle Sklave ist ocr inwendige Menjch. Er ist edel, denn er ist von Gott gezeugt, er ist »oben Adels von Geburt. <» fallen. An den Apfel- und Birnbäumen finden wir viele '1. )?snnrtts^ nur die Pflaumenernte' wird leider wieder, wie iin den Vorjahren, viel zu wünschen übrig lassen. Die Röm. 7s 22: Ich habe Lust an Güttes Der inwendige Menich ! Wcinstöckc haben auch sehr zahlreiche Trauben achuweism, wie der neue Mensch. Ein neuer Mensch, das ist nicht-und bedarf da recht vieler warmer ^.age, wie in den letzten Jedermann. Aber Jedermann, er se, ein Frommer, er sei! Wochen, damit sie gut reifen, und wir dann aus ihnen den ein Gottloser, hat einen inwendigen Menschen, der voni LRm LUM pogen tonnen, dci a^e Menfchenherzcn staikt Aber er ist ein Sklave, denn er ist unter der Herrschaft der Sünde. Will er nun von diesen Effeukettcn los, will er frei nnd ledig werden, zieht ihn himmlisches Heimweh nach oben, so darf, der ihn hat, freilich mit dem Apostel bekennen: ich habe Lust an Gottes Gesetz nach dein in wendigen Menschen. Lust an Gottes Gesetz haben, was heißt das? Es ist noch längst nicht so viel, als Gottes Gesetz mil Freuden thun! Aber es ist doch schon etwas. Während uns der Zauber der Sinne noch umwoben hält, sehnt sich die Seele, erst heimlich, dann offen nach Besserem, Unvergänglichem, Ewigem. Die Welt mit ihrer Lust befriedigt uns nicht mehr, obgleich wir noch in ihrem Gewässer schwimmen. Die Sünde hat bereits einen bösen Stachel — wenn wir ihr dienen, umfängt uns Trauer mitten im Dienste. Ewig keit und Gericht sind uns keine gleichgiltigen Dinge mehr. Kommen nur zufällig unter Gottes Wort, so bewegt es uns das Herz, und obgleich es uns straft, ist es uns sympathisch. Vor allem übt ein Name wunderbare An ziehungskraft auf uns aus: Jesus Christus! Und wir fangen leise an, gesinnet zu sein, wie Jesus Christus auch war. Wir haben Lust an Gottes Gesetz. Anfangs geht's recht stümperhaft zu. Ach, eigentlich bleiben wir Stümper bis ans Ende, wenigstens in unseren Augen. Indessen deckt der HErr Christus vor Gottes Aflüen das Fehlende. Das ist gut, das macht unsMuth. Mit der Zeit lernen wir Gottes Gesetz mit Lust thun. Zw lauere, daß es so lange dauert, aber ich hoffe und glaube, daß es mit Gottes Hilfe endlich gelingen wird. Vaterländisches. Wilsdruff, 10. August 1900. — Wie schön und wie lehrreich ist doch jetzt in dieser herrlichen Sommerzeit ein Spaziergang in das Freie, vor allen Dingen dann, wenn inan mit klarem Auge die Wunder der Nalur betrachtet. Weich eine Lust ist es, besonders jetzt für den Landmann, durch seine Feldern zu wandern und zu sehen, daß, wenn nichts besondres mehr dazwischen ,unt sein Mühen und Schaffen mit einer guten Ernte < wird. Während um Pfingsten wegen des an- haltcnden naßkalten Wetters die Felofrüchte noch bedenk- kann man jetzt bemerken, daß sich alles vorzüglich entwickelt hat. Man sieht weile gelbe, mitunter auch schon kahle Flächen da der meiste Roggen schon unter Dach ist. Lor allen Dingen sind es dies Jahr der Welzen und der Hafer, du z» den schönsten Hoffnungen berechtigen da sie sehr vollkörnig erscheinen ohne Lager sind und gut „schocken" werden. Der Schnitt des Weizens hat auch schon begonnen. Gleichfalls eine vorzügliche Ernte verspricht unsere Hauptnahrung oie Kartoffel, sie ist bereits jetzt schön mehlig und wohlschmeckend die Stöcke haben auch viel Knollen angesetzl. Auch die Obst- und Becrenernte werden recht zufriedenstellend aus- Kr die Rgl. Amtshauptmannschaft Meißen, für das Aal. Amtsgericht und den Stadtrach zu Wilsdruff, sowie für das Rgl. Horstrentamt zu Tharandt. Lokalblatt für Wilsdruff, Alttanneberg, Birkenhain, Blankenstein, Braunsdorf, Burkhardtswalde, Groitzsch, Grumbach, Grund bei Mohorn, Helbigsdorf, Herzogswalde mit Landberg, Huhndorf, Kaufbach, Kesselsdorf, Kleinschönberg, Klipphausen, Lampersdorf, Limbach, Lotzen, Mohorn, Munzig, Neukirchen, Neu- tanneberg, Niederwartha, Oberhermsdorf, Pohrsdorf, Rsbrsdorf bei Wilsdruff, Noitzsch, Nothschönbera mit Perne, Sa hsdvw S hmievewalde, Sora, Steinbach bei Kesselsdorf, Steinbach b. Mohorn, Seeligstadt, Spechtshausen, Taubenheim, Unkersdorf, Weistropp, Wildberg. Erscheint wöchentlich dreimal und zwar Dienstags, Donnerstags und Sonnabends. — Bezugspreis vierteljährlich 1 Mk. 30 Pf., durch die Pou bezogen 1 Mk. 55 Pf. Inserate werden Montags, Mittwochs und Freitags bis spätestens Mittags 12 Uhr angenommm. - Jusertionsprels 10 Pfg. vro viergespaltene Corpuszeile. Druck und Vertag von Martin Berger in Wilsdruff. — Verantwortlich für die Redaktton Martin Berger daselbst.