Volltext Seite (XML)
Anzeiger »»» Elbeblatt für . Ries-, Strehla und deren Umgegend. Wochenschrift zur Belehrung und Unterhaltung. 23. Dienstag, den IS. März 1850. »M«WWWM»»»WWWSWWWWWWWWSWWWW»»MM»«W«»»»WMWWWSEWW8NSSSMSSUWS«SWSSSSSMM Der Tod der Gräfin Görlitz. Die Eröffnung des Prozesses Görlitz ist er folgt; wir rufen den Lesern kurz die Schandthat ins Gedacht»iß zurück. — Am 13. Juni 1847 drang Abends um 9 Uhr aus dem Hause des Grafen Görlitz in der Neckar straße zu Darmstadt ein stinkender Qualm. Eine schnell versammelte Menge drang in das Haus und stürzte thsils durch die Fenster, thcils unter Beisein des Grafen selbst, durch eine aufgesprcngte Thür in das auf der Rückseite des.Gebäudes im zweiten Stock gelegene Zimmer der Gräfin, von wo der Brand auszugehen schien. Dort fand man unter glimmenden Möbeln vor einem gleichfalls angcbränntcn Schrcibpult den Körper der Gräfin in einer gekrümmten (?) Lage auf dem Fußboden, nur erkennbar an den Kleidern, denn durch ein Bcrbrenncn von oben herab waren Kopf und Schultern in eine „unförmliche Masse" verwan delt, die Brust ebenfalls bedeutend, die andern Körpertheilc nur stellenweise und leicht durch Brand verletzt. Im Tumult und durch das Lolchen ward der Totalzustand des Zimmers, der ein klares Licht auf den Hergang der Sache hätte werfen müssen, schnell verändert, auch wurde die Leiche ^gleich in ein Borzimmer gebracht. Am nächsten Moxgen schritt das Gericht mit Legalärzten ein, deren Gutachten dahin ging, cs sei eine gewalt same TodeSart der Gräfin durch Verbrennung und nur nach Erweisung von der Unmöglichkeit eine Selbstverbrennung, wie man zuweilen bei In dividuen bemerkt haben will, die dem Genuß des Branntweins in hohem Maße ergeben gewesen waren, anzunehmen. Nicht lange vorher hatte die Ermordung der Herzogin von PraSlin einen schrecklichen Blick in daS innere Wesen der „guten Gesellschaft" eröff net; die öffentliche Meinung war daher noch ge- neigter, hier ein ähnliche- Verbrechen anzunehmcn, als sie cs sonst durch das anerkannt gespannte Verhältniß des Grafen Görlitz zn seiner Frau, durch die demselben nachgercdete» Ausschweifun gen, durch sein sonderbares Verhalten an jenem Schreckcnsabcnd und durch das Gerücht von frü heren Selbstmordversuchen der Gräfin gewesen sein möchte. Es regte sich also sogleich ein Verdacht gegen den Grafen, der sogar in dem Bericht des iuspizirenden Richters an das obere Gericht osfi, ziell Platz fand. Dieses aber erklärte sich unter Widerlegung der Indizien dagegen; die Untersu chung wurde ausgegcben, die Leiche der Gräfin ohne innerliche Untersuchung (was bezüglich des Schädels und der Brnstorgane sehr wichtig gewesen wäre,) am 16. Juni begraben. Durch Aufstellung einer Reihe von Konjccturen bemühte man sich eine Selbstverbrennung, die in einer Vor liebe der Gräfin für geistige Getränke und in ei ner Berührung ihres Kopfputzes mit einem Licht ihre Veranlassung haben sollte, als möglich erschei nen zu lassen. Man ersieht aus diesen Andeutungen, daß im ersten und für die Entdeckung eines Verbrechens wichtigsten Stadium des Prozesses mit mehr Ober flächlichkeit gehandelt und mehr versäumt wurde, als sich nach dem spätern Verlauf, der diese Män gel ins hellste Licht setzte, rechtfertigen läßt. Al lein die öffentliche Meinung ist eine zu strenge und allseitig hörende Richterin, um sich mit einem frivolen Schein zu begnügen und es ist bekannt genug, in welch' entschiedener Weise sich damal- Stimmen über das unbefriedigende Resultat der gerichtlichen Bemühungen aussprachen. Eine neuhinzukommende Thatsache eröffnete Len zweiten Akt des Drama'-. Seit dem Mai 1846 war ein gewisser Stauf «US Oberohme» im Dienst der Gräfin Görlitz, der einzige von der Dienerschaft, für den die sonst sehr mißtrauische Frau Zutrauen hatte. Er blieb, ohne daß «m