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Tageblatt. Montag, den 1v. März. 1860 Amtsblatt des Königl. Bezirksgerichts zu Freiberg, sowie der Königl. GerichtsLmter und der Stadträthe zu Freiberg, Sayda und Brand. Erscheint ted« Wochentag früh Ü Uhr. Inserate wer de» Li« Nachmittag - Uhr für die nächst- «rscheinende Nummer angeuomme«. Freiberger Anzeiger . gespaltette Ae«r oder derm Raum mit «Pb- berechnet. Tage8geschichte. Freiberg, 16. März. Was ein Spar« und Vorschuß.Verein, wenn er von den Gewerbtreibenden gehörig gewürdigt und benutzt wlrd, zu leisten vermöge, dafür legt das kleine Städtchen Dohna — eS zahlt nicht viel mehr als 1400 Einwohner, unter denen sich fast gar keine sogenannte Kapitalisten befinden — ein recht spre« chendeS und erfreuliches Zeugniß ab. Uns liegen einige Mitthei- lungen vor, auS denen wir zu Nutz und Frommen der Freiberger Gewerbtrelbenden Folgendes hervorheben. Der dortige Vorschuß« und Spar-Verein gehört zu den ältesten im Königreich Sachsen. Am Schluffe des Jahres 1859 zählte der genannte Verein 136 Mitglieder, welche bei demselben an Stammelnlagen ein Guthaben von 1644 Thlr., an freiwilligen Einlagen aber ein Guthaben.von 2544 Thlr. besaßen; an Nichtmitglieder schuldete der Verein am Schluffe des JahreS 1859 die Summe von 4588 Thlr. 'Neber- Haupt aber hat der Verein mit seinen Betriebsmitteln ein Dar- lehengeschäft von 32716 Thlr. gemacht und einen Ueberschuß von 161 Thlr. erzielt, wovon 4 °/„ zur Verfügung des Centralbureaus der deutschen Vorschußvereine gestellt, (das finden wir sehr hoch und möchten eS fast für unklug erklären), den Mitgliedern auf ihre Stammantheile 8 "/<> Dividende gewährt, .(diese verhältoißmäßig geringe Dividende ist eine natürliche Folge' der vorher bemerkten Maßregel) und die verbleibenden 59 Thlr. dem Reservefonds zu- gewendet worden. Dieser Reservefonds, an welchen natürlich kein einzelnes Mitglied Ansprüche zu erheben hat, dient theils der Auf rechterhaltung des Credits, theils zur Beseitigung augenblicklicher Verlegenheiten. Uebrigens betrug im Jahre 1859 der gesummte Kapitalnmsatz 61,622 Thlr. Mögen die Gewerbtreibenden Frei« bergs sich das Beispiel des kleinen Städtchens Dohna zum Mahn ruf dienen lassen, dem Vorschuß« und Spar-Verein ihrer Stadt die aebührende Aufmerksamkeit zuzuwenden; mögen sie eS sich immer klarer machen, daß dieses Institut der Hebung ihres Fleißes und ihrer GcschäftSerweiterung die ersprießlichsten Dienste zu leisten vermag; mögen sie endlich immer mehr von der Ueberzeugung durchdrungen werden, daß eine Zeit im vollsten Anzuge begriffen ist, in welcher sich die gegenwärtigen Betriebsmittel eben so wenig als veraltete oder verkehrte Grundsätze , zu bewähren im Stande sein werden. Dresden, 16. März. (Dr. I.) Nach einer in Berliner Blät« . tern enthaltenen und aus denselben auch in sächsische Zeitungen übergegangenen Privatnotiz soll sich bei einer in der königlichen -Münze zu Berlin angeblich gemachten Probe der österreichischen Viertclguldenstücke ein Minderwerth derselben um 2°/<> herauSge« stellt haben. ES muß dahingestellt bleiben, welche Bewandtniß eS mit dieser Notiz hat; es wird aber zur Beruhigung des Publikums die Bemerkung dienen, daß das königlich sächsische Finanzministe« rium, wie wir hören, von jener Notiz Anlaß genommen hat, eine ganz genaue amtliche Probe der österreichischen Viertelguldenstücke bei der hiesigen k. Münze veranstalten zu lassen. Hierbei hat sich euch nicht das geringste Mindergewicht, vielmehr so viel ergeben, daß diese Stücke vollständig richtig und in demselben Werthver- hältniffe ausgeprägt sind, wie die Münzen der übrigen Vereins« staatcn vom gleichen Nominalwerte. — In diesen Tagen sind königl. sächsische Einthalerstücke vom Jahre 1860 in den Verkehr gekommen, welche das besondere In teresse des Publikums in Anspruch nehmen, da die Zeichnung ihres Reverses von der zeither gebrauchten wesentlich abweicht. Än der Stelle des das Wappenschild umgebenden, mit Hermelin auSge- schmückten Mantels, welcher früher den größten Theil der Münz- fläche bedeckte, sind nämlich, unter Wegfall der bisherigen zweiten Hrone, die dem sächsischen Wappen von Alters Her eigentümlichen, später außer Uebung gekommenen Schildhalter, die beiden aufge- richteten Löwen, wie sie z. B. das große Wappen über dem Jagd« thore des königl. Schlosses noch heute zeigt, wieder ausgenommen, hierdurch aber zugleich, wie der Anblick der gedachten Münzen zeigt, ein wertvolles Moment für größere Belebung und geschmackvollere Anordnung der Zeichnung geboten worden. Ein am Fuße de» Wappens angebrachtes Schriftband trägt die Devise des königl. HauSordenS der Rautenkrone: „Lroviäsutine memor" (der Vor sehung eingedenk), während die OrdenSdecoration am Wappenschilde herabhängt. Zeichnung und Ausführung des neuen Geprägt sind vom Hofgraveur Jahn geliefert. — Bekanntlich ist auch auf den schon längere Zeit im Verkehre befindlichen '/«-Thalerstücken königl. sächs. Gepräges auf das Jahr 1860 eine Reudern na in der Zeichnung des Wappens gegen früher ringetreten, indem auch auf ihnen zum Vortheile des Anblicks der umgebende Mantel in Weg fall gebracht worden und das von der Königskrone überragte Wap penschild von einem darüber gehängten Ordensbande eingerahmt ist; Aus Chemnitz schreibt man der „D. A. Z,": Der Mangel an Garnen ist im Allgemeinen noch immer sehr groß, und eS haben weder Fabrikanten noch Spinner Vorräte; billigere Preise stehen daher durchaus nicht in Aussicht, besonder- auch deshalb, weil da« Frühjahr nicht der Art ist, daß die Arbeiter sich im Freien be schäftigen können und daher hinter ihren Stühlen fitzen bleiben und Garn verarbeiten. Don England find ebenfalls keine billigem Preise zu erwarten. DaS Geschäft in Manchester geht gegenwärtig stärker als je, und neue Spinnereien entstehen fortwährend in großer Anzahl. Um dem Mangel an Arbeitskräften abzuhelfen, werden Arbeiterfamilien aus andern Gegenden des Lande- heran gezogen. So wurden kürzlich aus Liverpool mehrere hundert Kinder und Frauen auf einmal weggeholt. Einem hiesigen Hause theilte ein Freund in Manchester vor wenigen Tagen unter ander« Fol gendes mit: „Die Prosperität ist hier jetzt wunderbar groß; wir können den Bedarf nicht mehr befriedigen. Der Aapitalgewinn kN unserm District wird auf 1 Mill. Pfd. St. per Monat angeschlagen. Drei Fabrikanten meiner Bekanntschaft haben ihr Einkommen im Jahre 1859 für die Steuer mit 100000 Pfd. St. jeder angegeben. Die Arbeiter theilen diesen Wohlstand. Seit acht Wochen find IN den Sparkassen von Manchester über 50000 Pfd. St. eingelegt worden. Die Maschinenbauer sind niemals mehr beschäftigt ge wesen als gegenwärtig, und allein für einheimische Spinnereien werden jede Woche 45000 Spindeln fertig. Jetzt halten sich auch viele Franzosen in Manchester auf, um die neuesten Maschinen für Spinnereien und Webereien zu bestellen/* — Die Erbauer vo« Spinnmaschinen in Chemnitz find ebenfalls außerordentlich, beschäf tigt, besonders Konstantin Pfaff, der durch neue Erfindungen in den letzten Wochen große Triumphe gefeiert hat. Wenn man aber fragt, wie sich diese Thatsachen der Fabrikation von Kleider- und andern Stoffen gegenüber verhalten, so wird die Sache räthselhast, weil die meisten Geschäfte in dieser Branche nur Klagelieder haben. Koburg, 15. März. Wie verlautet, beabfichtiget der hiesige? Turnverein im Laufe diese» Sommers ein großes deutsche» Tum- fest zu veranstalten und zu demselben die hervorragendsten Turn vereine Deutschlands einzuladen. In den frühem Jahren wurden verschiedentlich Turnfeste der fränkischen und thüringischen Tum- vereine hier abgehalten, welche stets sehr besucht und belebt waren. Das Programm für das heurige allgemeine deutsche Turnfest ist zur Zeit noch nicht entworfen. — Die Augsburger Alla. Ztg. vom 13. März schreibt: „AuS _ Genua wurde uns neulich folgende Empfehlung-karte zugeschickt r „Okartss ihmäwiß et Oowp. k'onävriv ü'Objots ä'Xrt. Liber- L«Iä. Departement än Las-Kino. Lvpr^seutös par 6u»tam VIricb." Dazu wird uns von dem Deutschen aus Genua, der un» die- gesandt, geschrieben: „Elberfeld in einem französischen Departement! SS ist also bereit- so weit gekommen, daß Deutsche