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^lgau, WüstmbrMd, Ursprung, Mittelbach, Hermsdorf, Bernsdorf, — Sonntagsbeilage.' 26. Jahrgang Nr. 201 Mittwoch, dm 30. August 1899. Redaction and Expedition: W»h»str«ß« » (»ah» de« S. LratSgertchy. Telegramm-Adrema: Anzeiger Hohensteiarrnstrhal. D^rir« Blatt erscheint mit Ausnahme der Bonn, und Festtage ttglich Nachmittag». — An beziehe« durch die Expedition und deren AnStrstger, sowie ast« Postanstatten. Der Bezugspreis beträgt viericliädrtt^ ">» beginnt nun die Ansfnhrungcn ParaftJava^ Präsident: Das ist eine Repl'k. ch en^ MHLL^-SL die Photographie des Bordereaus an "M°U loliesert tu haben, der sie publiciite. Der alte, ff den untersten Schichten der Graphologenwelt «"gehörende Schriftgelehrte ist ein sehr wenig Vertrauen erweckendes Individuum. Er sucht wieder darzuthun, daß daS Bor dereau von Dreyfus geschrieben sei. Einer der Nichts, Capitän Beauvais, fragt: War das Bordereau nicht durch Risse unleserlich? Teyssomores: Wir haben imch einer Photographie gearbeitet. Der Richter: Haben Sie das Original garnicht gesehen? Teyssomöres: Nein, man hat uns ein Doeument von solcher Wichtigkeit nicht anvertraut. Der Richter (ihm einen Brief Esterhazys zeigend): Haben Sie diesen Bries gesehen? Was halten Sie von der Aehnlichkeit der Schrift mit der Schrift des Bordereaus? Teyssoniöres: Das zu sagen brauchte ich drei Tage; Herr Gobert kann das in zehn Minuten sagen, ich nicht. Der Richter stellt noch eine Anzahl Fragen über die Gleichheit einzelner Buchstaben. Sehen Sie, sagt er, die m, die p. Brauchen Sie drei Tage, um die Aehnlichkeit zu erkennen? Der Präsident scheint etwas ungeduldig. Capitän Beauvais, der auf dem äußersten rechten Flügel (rechts vom Saale aus) des Richtertisches sitzt, erscheint längst als dasjenige Mitglied des Kriegsgerichts, das dem Angeklagten am günstigsten gesinnt ist. Vertheidiger Demange: Glaubt Herr Teyssoniores, daß die Schrift des Bordereaus die natürliche Sckrift ist? Teyssoni^res: Ich glaube nicht, daß das Bordereau mit künstlicher Schrift geschrieben ist; höchstens hat Dreyfus ein wenig versucht, seine Handschrift zu verstellen. Teyssoniöres will noch das Wort zu einer persönlichen Bemerkung nehmen. Man habe versucht, ihn zu veranlassen, seine Aussage zu ändern. Präsident: Das geht uns hier nichts an. Sw sind als Expert geladen; mit den anderen Dingen haben wir nichts zu thun. Teyfsoniöres: Ich wünsche mich zu rechtfertigen. Ich bin heute hier als Expert und könnte vor einem anderen Tribunal der Angeklagte sem. Präsident: Das geht uns nichts an. " Der Präsident läßt eine Pause eintreten In der Pause erscheint Kapitän Freystätter im Hof. Er ist sehr umnngt und wird von den Revisionisten he^chste beglückwünscht. Die militärischen Zeugen schauen aus der Entfernung »u Krenllätter dl»-, Pi-,u°tt «gchM Di. FE schütteln sich die Hände. „Ich bin sxhr alücklick " sool Esem Manne habe die Hand drücken dürfen. der Pause sagt Selbstschriftenhändler Charavy E4 fand er zwischen dem Begleitschreiben und der Schrift Dreyfus' Aehnlichkeiten und Verschiedenheiten - eme andere Schrift hatte er zur Vergleichung nicht' 'hm schien, daß die Aehnlichkeiten zahlreicher waren al» Mertian de Muller redete. Der Kaiser bewohnte da mals das 'Reue Palais. Herr Mertian de Muller aber antwortete auf die Frage, welches Schloß er be sichtigt? „Das Schloß in der Stadt." Also das Stadtschloß. Znm Ueberfluß sei noch ermähnt, daß Herr Mertian de Muller es ablehnte, den Zeugeneid zu leisten. Frankreich. Rennes, 28. August. Die heutige Sitzung wird gegen Uhr ohne Zwischenfall eröffnet. Die Generäle Mercier und Gonse sind bei der Er öffnung zur Stelle. Das gestern abend in Rennes umlaufende Gerücht, General Mercier sei auf der Flucht, ist also unbegründet. Dagegen sind weder Oberst Maurel, noch der Capitän Freystätter anwesend, wohl aber Picquart. Der Expert Paraf-Javal setzt seine Demonstrationen fort. Er läßt sich große Schultafeln hereintragen, auf denen er seinen Vortrag dnrch Zeichnnngen begleitet. Paraf-Javal hat sich znr Aufgabe gestellt, Bertillons System zu prüfen und schrittweise seine Unhalibarkeit nachzuweisen. Man muß leider darauf verzichten, ihm auf diesem Wege nachzuschreiten. Während sein Gegner ihm schiefe Voraussetzungen und falsche Schlüsse nach weist, sitzt Bertillon mit gekrümmten Rücken in der zweiten Stuhlreihe und lächelt übeAegen. Er macht sich Notizen, welche anzudeuten scheinen, daß er seinem Gegner zu antworten gedenkt. Diese Aussicht scheint dem Pub likum im Saale wenig ergötzlich. Der Vertheidiger De mange bittet nun zunächst, den von der Vertheidigung geladenen Sachverständigen, Minenbesitzer Bernard, zu holen. Der Präsident läßt Bernard Hereinrufen. Dieser, der, wie es heißt, einen großen Rnf besitzt, ist ein noch jüngerer Mann, sehr brünett, mit schwarzem Schnurr bart und einem Kneifer am breiten, schwarzen Bande. Der Präsident fragt ihn, ob er eine Tafel braucht. Er verneint dies. Zwei Unterofficiere tragen die Tafeln hinaus. Bernard spricht in sehr gefälliger, angenehmer Art, oft mit Humor. Er sagt, Bertillon habe bewiesen, daß das Bordereau mit künstlich fabrizirter Schrift ge schrieben sei. Bertillon sei offenbar in bestem Glauben und einfach aus Ignoranz zu falschen Schlüssen gelangt. Bernard beginnt nun, wie er sagt, durch die Methode Bertillons selbst zu beweisen, daß die Schrift des Bor- dereaus eine natürliche ist. Man hört ihm aufmerk, sanier zu als den übrigen Experten. Am Schlüsse überreicht er dem Präsidenten ein beschriebenes Blatt, es ist das Bordereau, nach dem System Bertillons ge schrieben, aber nicht mehr mit einem Wort Dreyfus als Schlüsselwort, sondern mit einem Worte „Bertillon". (Heiterkeit.) Bertillon erhebt sich und verlangt das Wort. Prä sident: Sie wollen die Expertise des Bordereaus des Vorredners widerlegen. Ich gebe Ihnen nicht das Wort. Wir haben 14 Experten, ich werde keinerlei Repliken gestatten. Bertillon sucht durchaus den Präsi denten zu bewegen, ihn reden zu lassen. Präsident: Nur wenn sie eine persönliche Bemerkung zu machen haben. Bertillon: Ich habe eine persönliche Bemerkung zu machen. Präsident: Dann reden Sie. Bertillon BekMutmachuug. Niederiedlik Elektricitätswerke (vorm. O. L. Kummer u. Co »in ru den Vorarbeiten für die elektrische ^yenvahn Tberhermsdors-Lberlnngwitz-Wnstenbrand erlheül worden imam»it deshalb hiermit die Besitzer von Grundstücken hiesiger Flur, ^troffen wird, davon verständigt, daß sie, soweit erforderlich, den nnt der Ausführung der Arbeiten beauftragten Personen das Betreten ihrer Grund ¬ stücke zu dem bezeichneten Zwecke, sowie das Errichten von Signalstangen und Pfählen aus den Grundstücken zu gestatten haben. Gleichzeitig wird noch vor unbefugtem Entfernen der "A Pnvatgr^ stücken, sowie öffentlichen Wegen befindlichen Signalstangen und Pfahle, ua.' , nachsichllich mit Geldstrafe bis zu 30 Mark oder entsprechender Haftstrafe geahndet wird, gewarnt. Oberlungwitz, am 25. August 1899. Ter Gemeindevorstand. Oppermann. L » g e s Z x s H ; H § Deutsches Reich umeryielt flch lebhaft nnt ihm. Fürst Herbert war r» Karl?iV 5^'den, weil in der Gruppe c?'- ftmes Ahnen, desmarkgräflichen Hofmeisters Claus v Bismarck ausgestellt ist; diesem hat, wie erzählt wird, der Künstler die Gesichtszüqe Ottn Sommersstorff verliehen. Der Kmler Kart?",V 3s "utzrte der Kaiser, das Denkmal Kaiser Karls lV betrachtend, zum Fürsten Herbert 's « E Miquel, die Hand auf dem Geldbeutel.« Mit dem Fürsten Bismarck und dem Minister v. Miquel ließ sich der Kaiser in ein längeres Gespräch über die geschichtliche Gestalt Kaiser Karls IV. ein. Spater unterhielt sich der Kaiser auch mit dem Bürgermeister Kirschner über die Ausschmückung der Siegesallee. — Nach den neuesten Nachrichten dürften knapp 20 politische Verwaltungsbeamte, die gegen die Kanal vorlage gestimmt haben, zur Disposition gestellt werden. — Ein Gewitter mit Hagelschlag hat in Kassel unermeßlichen Schaden angerichtet. — Was das Charakterbild des Angeklagten Dreyfus betrifft, so wollen wir doch nicht unterlassen, hervorzu heben, was der Berichterstatter der „Franks. Ztg." in Rennes darüber schreibt. Er äußert sich wie folgt: „lieber das Benehmen des Hauptmanns Dreyfus im Generalstab lautet das einmüthige Urtheil ungünstig. Es scheint, daß der Angeklagte von heute in seinen auten Zeiten protzenhaft und dünkelhaft ausgetreten ist, -ttsid daß er es mit unfehlbarer Sicherheit verstanden hat, sich bei seinen Kameraden unbeliebt zu machen. Diese allgemeine Antipathie gegen Dreyfus erklärt Vieles. Sie war der fruchtbare Boden, auf welchem der von verbrecherischen Jntriguanten ausgestreute Ver dacht gegen den Unglücklichen sofort zu üppigem Wachsthum gedieh. Aber ein unangenehmer, ein indis kreter Mensch ist noch kein Verräther; und alle die Zeugen, welche während dieser Tage in geschloffener Reihe aufmarschirten, sind den Beweis schuldig ge blieben — den einzigen, auf den es hier ankommt — daß Dreyfus den noch ungeheuer weiten Weg zurück- qelegt hat, der von der Indiskretion zum Verrath ^^Indiskretionen sind Dreyfus bis jetzt noch nicht nachaewiesen; man müßte denn solche daraus ableiten wL, daß Dreyfns mit einer D«me Verkehr hatte, die im Verdacht der Spionage stand, daß er ein Akten stück des Generalstabs, das er an eine bestimmte Adresse befördern sollte, eine Nacht über m ?mer Wohnung behielt, daß er sehr neuWng war und m allen Burea des Generalstabs herumschnüffelte . „ n-ch ausdrücklich s-stst» «aup, "A >imm-r d-S deutschen "Ls am ° W-,S des Hasbmchts b-"°hul- « ^rr November 1894 nicht das Schloß, - Langenberg, Falken, Meinsdorf L s. w. !II A"fertio»»,ebühren: die fünsgespallrse «orpuSzeile oder der« is Kam» für de» «erbrettunaSbezirk 10 Pfg., für auSwärtS 12 Pfg., Neelam« 2S Pfg. 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