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SüchsiMe vEssettuns Für chrisNiche Politik und Kultur Revaftton der e<>chll,ch«n MoitSzeiluna Dle-dsn-miiiad! l. Ponerkratzc tl. gernrw rot» und 1IVI2. Nummer IS — Sv. Jahrgang Erscheint kmal wdchti. mit tllustr. SraitSbetlanrn.Heimat und Well» und der Kinderbeilaar .giohmui'. sowie den rexlbetlagen .EI. Benno-«lall'. .Unterballung und Wigen'. .Die Welt der grau', .«rrtllliber «algeber'. .Da» gute Buch', .gllmrund« schau'. Monatlicher v«,u,Ivr«»< S einschi. «eslellgeld. Win,«Inummer 1V <, Sonnadend- u. Sonnlagnummer UV < tzaudN-rsstieiier: De. B. L«»e»vk, Dretden. Sonntaa.den 18. Januar 1931 «Verla,»ort, DrrSdeu lNa»«i,e»tzr«t,»; Die Igeioaiiene petttjeUe »U Z Familie,!» an,eigen u.Slellengeiuche !i» Z. Die peNtte»ame,eil«. UN ma» dreli. l ^e. Für Anzeigen ausjerhaib de» BerbrciiungSgebtele» »» 4 -dl-peiilreNamezeiie l.»0^r. Brlesged.liil^. Im Fall, hüherer iSewai, eriischl sed« «erpslichiung aus vieserung sowi» shsüllung d. Anzeigen. «ustrügen u. Leistung v. Schadenersatz» «eschüslücher r«!l: Frag» vuogartz, Dieiden. welch»««»»«»», »^ck ».«Verla, > «ermmna. sür «erlag und Drucke««.Filiale Dresden. Drr«d«n.A.l. PaUerslras,e17. F,mruiSI0l2. Bosischecklonio DreSdm ?7oz. «millonto ««adtbaat -»»«»den «r '»7>« 1871 —18. Januar—1SS1 Von Studiendirektor Iah. Heidrich, Bautzen. Als vor 80 Jahren am 18. Januar 1871, der trübe, regen» feuchte Morgen anbrach und mit ihm der Geburtstag des Deutschen Reiches, da hatten nur wenige außerhalb der Armee eine Ahnung von der Bedeutung jener weltgeschicht lichen Feier, die sich alsbald im Schlosse von Versailles ent falten sollte. Alan sprach von einem Ordensseste zu Ehren der Ritter des Eisernen Kreuzes, zumal bekannt wurde, datz in den Armeebefehlen hauptsächlich die mit dem Eisernen Kreuze ge schmückten zur Beteiligung ausersehen waren. Mitten im Fein desland schien diese strenge Geheimhaltung auch geboten: denn hätten die in Paris eingeschlossenen Franzosen gemutzt, um welche Feier es sich hier handle, so wäre sicherlich an diesem Tage ein grotzer Ausfall unternommen morden. Immerhin haben die Geschütze des Mont Valerien und der lebhaft auf St. Cloud seueruden Batterien mit ihren« grollenden Donner die Stunde der Reichsgründung begleitet. — Dieses für die neuere deutsche Geschichte denkwürdigen Ereignisses «vird heute überall gedacht, wo vaterländische Gesinnung lebendig ist. Die Frage, ob wir ein Zur Berufung Bischof Gröbers bringen wir im Innenblatt Pressestimmen aus der Erzdiözese Freiburg, die die Persönlichkeit des neuen Bischofs lebendig zeichnen. Auch etnBild des neuen Bischofs finden unsere Leser im Innenblatt. Weihe und Inthronisation eines Bischofs finden nach dein allgemein beobachteten Brauch innerhalb von sechs Wochen nach der Ernennung statt. Es darf daher angenommen werden, datz dieWelho und Inthronisation des neuen Bi schofs von Meitzen noch vorOstern statt finden tvird. Recht dazu haben, de» heutigen Tag festlich zu begehen, ist un bedingt mit einem „Ja" zu beantworten, wenn auch das Kaiser reich, das Bismarcks staatsmännische Politik krönte, nicht mehr besieht. Denn die bleibende Errungenschaft, die uns der 18. Ja nuar 1871 brachte, ist die deutsche Einheit. Sie konnte zwar durch die schweren Ereignisse des Weltkrieges und der darauf folgenden Jahre bedroht, aber nicht erschüttert werden. Krieg und Revolution haben uns den Glanz des „kai serlichen" Deutschlands geraubt: mit um so grösserer Freude kann und mutz es uns erfüllen, datz die staatliche Zusammen fassung der Deutschen im geeinten Reich uns erhalten geblieben ist. Einen langen und dornenvollen Weg mutzte unser Volk zu- rllcklegen, bis es zur Einigung der deutschen Stämme und zur Gründung des Reiches kam. Bereits nach den Freiheits kriegen von 1813/11 hatte das deutsche Volk gehofft, für die ungeheuren Opfer, die es an Gut und Blut gebracht hatte, nun im eigenen Lande Freiheit zu genietzen, Rechte neben Pflichten zu besitzen. Aber der Wiener Kongretz machte die besten Wünsche auf Freiheit und Einigung der deutschen Stämme zuschanden. Die in Wie» versammelten Staatsmänner hatten durch die Ereignisse der letzten Jahrzehnte wenig, ja nichts ge lernt. Sie übersahen oder wollten übersehen, datz Napoleon nicht durch die absoluten Regierungen, durch die allen Dynastien zu Boden geworfen worden war, sondern durch die Macht des nationalen Gedankens, durch das Gefühl der Mit verantwortlichkeit für Thron und Staat. Sie verkannten ferner, datz derjenige, den man aufruft zur Staatsbürger, pflicht, auch Anspruch habe auf Staatsbürgerrccht. Darum blieb die Hoffnung auf ein kraftvolles, einiges deutsches Reich, das von der ganzen Nation ersehnt wurde, ein frommer Wunsch. Es wurde der Deutsche Bund gegründet mit der kläg lichsten Verfassung, die je ein grotzes Volk getragen hat. Keule: Stimmen aus Leipzig Heimat und Welt (III. Wochenbeilage) Unterhaltung und Wissen Turnen, Sport, Spiel Das „einige" Europa Vor einem allgemeinen europäischen Zolltarif-Kriege Vergebliche Mahnungen Gens, 17. Januar. Der Präsident der Europäischen Zollivassenstillstandskon- ferenz Colijn (Holland), der in internationalen Wirlschasls- kreisen grötztes Ansehen genietzt, hat am Freilagnachmitlag im Europäischen Ausschutz einen bedeutungsvollen Bericht über die Frag« der europäischen Z a l l s e n k u n g e n er stattet. Der Bericht stellt sich als ein erschütterndes Bild des völligen Zusammenbruchs der bisher aus diesem Gebiete ge leisteten Arbeiten dez Völkerbundes dar. Colijn betonte, datz zwar die auf Beseitigung der Zoll schranken gerichteten Beschlüsse der WeUwirlschaslskonserenz von den meisten Staaten angenommen worden, jedoch ohne praktische Folgen geblieben seien. Auch die erste europäische Zollnmsfenstillstandskonsercnz von Anfang 1930 Hal«« nickt ein mal zn einem allgemeinen Zollwassenslillstandsabkommen ge führt. Ferner sei die zweite europäische Zollwassenslillslands Konferenz vom November Iliüi ein schwerer Mitzcrsolg. Auch die Bemühungen der südosteuropäischcn Agrarstaaien, zu besseren Absatzverhältnissen zu gelangen, seien an der bis herigen Regelung der Meistbcgünsligungsklausel gescheitert. Colijn stellte soinlt fest, datz die Versuche, unter der Aussicht des Völkerbundes zu einer europäischen Regelung der Zotlsrage zn gelangen, gescheitert seien. Die Regierungen hielten es für un möglich, kollektive Verhandlungen zur Senkung der Zolltarife auszunehmen. Alle versuche der Wellmirlschaslskonserenz, zn einer Senknng der Zolltarif« zn gelangen, mühten jetzt assen als mitzlungen erklärt iverden. Weitere Misserfolge bedeuteten die Fremden- r c ch t s k o n fe rc n z des Völkerbundes nnd das Schicksal der Konvention von 1927 über die Beseitigung der Ein- und Aus fuhrbeschränkungen, die in diesem Jahre bereits zn bestehen aushören würden. Auf dem Gebiete der äutzersl kritischen Lage der lanüwirtschastlichen Staaten in Mittel- nnd Osteuropa sei man nur zu einer allgemeine» Empsehlung der Untersuchung der Kredilsrage gelangt. Trotz vierjähriger schwerster Arbeit habe sich die Wirtschaftslage Europas seit 1927 wesentlich ver schlechtert. Colijn wies zum Schlutz auf die a u tz e r o rde » t l 16, e n Gefahren hin. die die gegenwärtig« Aufrechterhaltung des Zollprotektionismus für di« gesamte europäische wirtschaftliche und politische Lage in sich trage. Der fortgesetzte Mitzerfolg des wirtschaftlichen Werkes von Genf habe die protektionisli schen Tendenzen weiter verschärft. Wenn es so weilergehe, müsse es unvermeidlich zum allgemeinen euro päische» Zolltarif Krieg komme», dessen Rückwirkun ¬ gen verntchtend wären. Colijn schlotz mit einem dringenden und ungewöhnlich ernsten Appell an die im europäischen Aus schutz vertretenen Autzenminister, sich oarüber klar zu sein, oatz sie die Verantwortung nicht aus ihre Handelsminister abschie- ben könnten. Sie dürften sich nicht an de» Fragen der ivirl- schafllichen Beziehungen ihrer Völker desinteressieren. Der drohende Zoiltariskrieg bilde heute das ernste Hindernis für jede Annäherung der europäische!« Völker. » Hier hat ein neutraler Sachverständiger von höchstem 'Ansehen noch einmal die wichtigsten Hemmnisse für eine europäisch« Einigung mit aller Schärfe aufgezeigt. 'Von seiten der deut« schen Regierung ist wieder und wieder daraus hingeivicsen war« den, datz ohne Bereinigung der wirlschasUicheu Streilfragen an eilte Lösung der europäischen Frage nicht zu denken sei. Wird der Appell Colijns mehr nützen als die oft und oii wieder- holten Vorstellungen der deutschen Regierung? Wir wagen es nicht zu hoffen. Was Ft-anki-eich erwartet Paris, 17. Januar. Die Morgenptesse bringt spaltenlangs Berichte über den 'Verlaus der gestrigen Beratung des Europa ausschusses, zeigt sich aber zurückhaltend in der Slellunauahme, da nach ihrer Auffassung sich der Weg. aus den sich die Europa ltonserenz begeben könnte, noch nicht klar abgezeichnet habe. Den Turchschnillsstandpunkl der französischen Presse verlriit der „Motin", der nicht ein kategorisches „'Nein" dec Europakonserenz erwartet, sondern ein dilatorisches Verhalten. Er schreibt: Es gebe Gebiete, auf denen man nichts ohne die 'Mitarbeit Rutzlands bewerkstelligen könne, so z. B. in der Frage der Abrüstung, also müsse man die Russen cinladen. Glaube man aber, das; bei einer Debatte über land wirtschaftliche Krediterleichterungen Litwinow seine Ansichten über geeignete 'Mittel, die Bauern zum Arbeiten zu veranlassen, auseinandersetzen wurde, oder datz er bei einer Diskussion über den internationalen Handelsverkehr aus die Schönheiten dec Dumping Hinweisen werde? Noch habe der Europagedanke nicht Wurzel geschlagen. Gestern habe inan bereits gesehen, welche» Stürme» er ausgesetzt sei. Im gegenwärtige» Stadium würde man diese» Gedanke» nur gefährden, wenn man zulasseu würde, datz die sowjetistische Propaganda ihn nach Belieben sabotiere» könnte. Möge es auch den Vertretern Deutschlands und Italiens mitzsallen, so müsse man doch hoffen, datz dec europäische Ttudienausschutz so klug sein ive.de. die Einladung der Sowjets zu verschieben, bis eine solche Einladung wirklich angebracht sein werde. Jahrzehnte vergingen! In Preutzen bestieg König Wilhelm den Thron. Durch ihn sollte das Sehnen des dentschen Volkes endlich seine Erfüllung finden. Die Gründung des Reiches darf aber nicht als der erste Schritt zn einer Aera bewunderter Hohenzollerngrötze aufgefatzt iverden: sie ist vielmehr der letzte Schritt auf dem Wege des deutschen Volkes zu staatlicher Geschlossenheit. Deutschland hat von allen Völkern den nationalen Staat zuletzt erlangt, «veil es in sich überaus reich an eigenartigen Bildungen ist, die dem modernen Bedürfnisse nach Einheit und Zusammenschtutz nicht zum Opfer fallen durf ten. Die Gründung des Deutschen Reiches «vor aber anch nicht der eitle Drang nach Grütze, der unsere Väter immer dazu an trieb, das sich gesteckte Ziel zu erreichen. Wir wünschten nur dasselbe zu haben, was andere Völker schon lange besatzen: «vir dachten nicht daran, die Welt zu beherrschen und uns über andre Völker zu erheben. Es war deshalb aus den« Herzen des ganzen deutschen Volkes gesprochen, wenn Kaiser Wilhelm der Erste in der Proklamation von Versailles sagte: „lins aber und unseren Nachfolgern an der Kaiserkrone ivolle Gott verleihen, allezeit Mehrer des Deutschen Reiches zu sein, nicht an kriegerischen Eroberungen, sondern an den Gütern und Gaben des Friedens aus dem Gebiete uatio naler Wohlfahrt, Freiheit nnd Gesittung." Es ist das unvergängliche Verdienst Bis marcks, die deutschen Stämme geeinigt, die deutsche Politik zielbewusst auf die Neubildung des Reiches eingestellt und diese mit sicherer Hand vorbereitet zu haben. Freilich, nicht Bismarck allein hat das neue Deutschland geschaffen, aber ohne ihn und die grotzen Heerführer Kaiser Wilhelms des Ersten, ohne den starken inneren Drang des deutschen Volkes nach staatlicher Einheit wäre die Wiederherstellung des Deutschen Reiches nicht möglich gewesen. Es ist heute eine uiützige Frage, ob dieses Ziel nicht anders als durch die „Politik von Blut und Eisen" zu er reichen war: Bismarck glaubte, es nicht anders als aus diesem Wege erreichen zu können, zumal ihm daran gelegen war. an Stelle des alten Kaiserslaates an der Donau die Vormacht Preu tzens in Deutschland zu errichten, dann aber Oesterreich Ungar» als Bundesgenossen zu gewinnen. 'Mehr als > '. Jahre lang — bis zum Ausbruche des Welt krieges — Hal sich das Deutsche Reich eines gesegneten Wohl standes und einer beispielslos glänzenden Entwicklung ans allen Gebieten menschlicher Kultur ersreut. Ein Bild stolzer Grötze bietet sich unseren Blicken dar im Gedanken an die 'Vergangen heit: liefe Trauer nnd 'Niedergeschlagenheit ersüllt unser Inne res, wenn «vir an den verlorenen Krieg, an die grotze Wirt schaftskrise nnd die innere Zerrissenheit des deutschen 'Volkes in der Gegenwart denken. Furchtbar sind die Bedingungen, die der Friede von Ver sailles mit seinen ungeheuren Reparationslasten uns aufgezwun- gen hat. Heinrich von Trcitschke hat dereinst den Frie den von Tilsit „den grausamsten aller französischen Friedens schlüsse, unerhört nach Form und Inhalt" genannt. Aber der Frieden von Versailles im Jahre 1»l9 übertrifft noch die Be dingungen von 1897 an Grausamkeit und Gewalt. Wenn wir in den gegenwärtigen Tagen der deutschen Geschichte nickt verzagen «vollen, dann mögen wir Trost suchen bei den Vorväter!«, die aus ebenso tiefem Falle sich wieder emporrichteten Kein anderes Volk Hai dem Untergange so ost ins Auge blicken müssen wie das deutsche, das — eingekeilt von Feinden — stets den drohen den Druck fremder '.'Nächte auf seiner Brust fühlte. Aber anch kein anderes Volk Hal stets wieder so starke Kräfte des G e i st e s n ud Will e n s aufgebracht, um sich der furchtbaren Umklammerung zu entringen nnd aufrecht seines Weges zu wan deln. „Keine menschliche Macht", schrieb Joseph Görres vor mehr als hundert Jahren, und seine 'Worte gelten auch heule noch, „vermag ein Volk, das ans sich selbst zu einem grotzen historischen Charakter heranreist, zurückzuhaUen. Not lut vor allem, datz eine seste össen «li ch .' M e i n u n g sich bilde Ge lingt es der 'Nation, solche Sprache zu gewinnen, dann ist alles Unglück dieser Zeil nur eine Vorberei tung zu ihrer Wiedergeburt." Beivahren wir uns den Glauben an Deutschlands geschäht liche Sendung! Daun brauchen nur nm das Werl« von 1871 nicht