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Amts- und Anzeigeblatt für den Erscheint , « Abonnement -SLS- Syirk des ÄmkgmGs Lümchck ZAS- sertionSpreis: die kleinsp. ten, sowie bei allen Reichs- Z il° 10 Pf und dessen Umgebung. P stanstalten Verantwortlicher Redactcur: E. Hannebohn in Eibenstock. »5. Aa-raau«. ISS. Dienstag, den 16. Oktober 1888. Bekanntmachung. Die rückständigen Brandkassenbeiträgc auf den 2. Termin sind zu Ver meidung der Zwangsvollstreckung bis spätestens zum 18. dieses Wonais in hiesiger Rathsregistratur zu entrichten. Eibenstock, den 15. Oktober 1888. Der Stadtrath. Löscher, Bürgermeister. Kl. Dienstag, den 16. Oktober 1888, Nachmittags 2 Uhr sollen im Amtsgerichtsgebäude hier 1 Kleiderschrank, 1 Koffer, ver schiedene Bilder, Porzellansachen u. s. w. gegen Banrzohlung öffent lich versteigert werden. Eibenstock, am 10. Oktober 1888. 8oUöulL6rr, Gerichtsvollzieher. Hagesgeschichle. — Deutschland. Es wird glaubhaft berichtet, daß Fürst Bismarcks letzter Vortrag in Potsdam vor der Abreise des Kaisers außer der Tagebuch-Ange legenheit vor allem der Rom fahrt gegolten habe, und die Berufung des Grafen Herbert Bismarck nach Mürzsteg, sowie andere Anzeichen deuten darauf hin, daß zwischen der Kurie und der preußischen Re gierung mancherlei Verhandlungen gepflogen werden, sollte es der Fall sein, so werben dieselben hoffentlich ebenso zurBefestigung des kirchlichen Friedens beitragen, wie die Kaiserreise selbst zur Befestigung des äußeren Friedens und zur Befestigung unserer Bünd nisse beiträgt. — Von einem geheimnißvollen Diebstahl aus dem Sterbezimmer Kaiser Friedrichs wissen die „Berl. Polit. Nachr." zu berichten. Wie dieselben erfahren haben wollen, ist eine seiner Zeit dem Kaiser Friedrich für geheime Korrespondenzen mit den ober sten Reichsbehörden zur Verfügung gestellte Chiffre, welche sich zur Zeit des Todes des Monarchen noch im Sterbezimmer befand, abhanden gekommen und spurlos verschwunden. Der Verdacht lenkt sich un willkürlich auf einen aus dem Kreise der Leute, wel chen Herr Mackenzie Zutritt zu dem Kranken- resp. Sterbezimmer des Kaisers verschafft hatte. Es ist ja bekannt, daß Mackenzie unkontrolirt eine große Anzahl Karten an Personen vertheilt hatte, auf Grund deren dieselben sich im Schlosse frei bewegen konnten und überall Zutritt hatten. Ob die so Zugelasscnen alle eines solchen Vertrauens würdig waren, danach wurde nicht gefragt; sie hatten nur die Verpflichtung, für ihren Patron und seine Zwecke Reklame zu machen — im Uebrigen konnten sie thun und lassen, was sie wollten. — Von dem Kaiserbesuch in Italien liegen folgende bemerkenswerthe Nachrichten vor: Rom, 12. Oktbr. Die Fahrt des Kaisers nach dem Vatikan erfolgte Mittags 1'/. Uhr in einem vierspännigen, von Berlin eingetroffenen Hofwagen, dem Spitzreiter voraus ritten. 'Neben dem Kaiser saß der Gesandte beim Vatikan, Herr v. Schlözer. Prinz Heinrich fuhr in dem Gesandtschaftswagen, und das Gefolge des Kaisers benutzte Miethwagen. In den nach dem Vatikan führenden Straßen bi« zum Petersplatze und dem zum Vatikan führenden Eingänge bildeten italienische Truppen Spalier. Auf dem ganzen Wege bis zum Petersplatze wurde der Kaiser mit dem lebhaftesten Enthusiasmus begrüßt. 1 Uhr 35 Mi», traf der Kaiser im Vatikan ein und wurde im inner» Hofe von einem Zuge der Palastgarde mit der päpst lichen Fahne begrüßt, sowie von dem Fürsten Ruodgoli und Msgr. Sinniotri empfangen und bis zum ersten Treppenabsatz geleitet. Hier empfingen der Majordo mus des Papstes, Marcchi, der Sekretär Pifferi und andere Prälaten, sowie die Offiziere der Schweizer garde den Kaiser und führten venselben bis zum Clementinsaal. Dort wurde der Kaiser von Della Volpe und anderen Hofwürdenträgern des Papstes empfangen. Die Gendarmen, Schweizergarden, Palast garden und Nobelgarden führten in den Sälen, welche der Kaiser mit seiner Begleitung passirte, die Hon neurs aus. Eingangs des Thronsaale« schritt der Papst dem Kaiser entgegen und führte ihn in ein Privatkabinet, wo ein eigens errichteter Baldachin mit darunter befindlichen drei gleichen Sesseln für den Kaiser, den Papst und Prinz Heinrich aufgestellt waren. Prinz Heinrich trat nach der ersten Unter redung des Kaisers mit dem Papste ein, später folgte der Minister Graf v. Bismarck und andere Herren des Kaisergesolges, welches der Kaiser dem Papst vorstellte. Nach dem Empfang stattete der Kaiser dem Kardinal Rampolla einen Besuch ab und be sichtigte unter dessen Geleit den Vatikan und die PeterSkirche. Die Rückfahrt erfolgte in demselben Wagen, worin der Kaiser von der preußischen Ge sandtschaft aus zum Vatikan gefahren war. Zu den Trinksprüchen, welche bei dem am 12. d. stattgehabten Galadiner in Rom von den beiden Monarchen ausgebracht wurden, bemerkt die „Post", daß die Trinksprüche, die in der Wiener Hofburg ausgebracht wurden, im Quirinal zu Rom an zündender Wirkung nicht überboten werden konnten. Aber die Aufnahme, welche Italien in dem deutschen Kaiser dem deutschen Volk bereitete, hat nicht blos durch ihre Pracht und ihren Enthusiasmus den eigent lichen Zug erhalten, sondern nicht minder durch das Telegramm des Ministerpräsidenten Crispi an den deutschen Kanzler. Es war eine taktvolle Eingebung, am Schluffe dieser Fürstenbesuche des Mannes zu gedenken, der so viel Verdienst hat bei der Gestaltung der Völkerverhältnisse, deren Ausdruck diese Besuche und diese begeisterten Aufnahmen sind; des Mannes, dessen Scharfblick auch hier, wie man annehmen darf, die wohlthätige Wirkung dieser Besuche im Voraus erkannte und sie deshalb seinem Kaiser anrieth, oder den Vorsatz zu denselben befestigte. Denn enger als je stehen heute die drei Reiche, ihre Monarchen, ihre Regierungen und ihre Völker verbunden, verbunden iin Angesicht einer Aufgabe, wie sie keine europäische Staatskunst bisher sich stellen konnte, der Aufgabe, Ernst zu. machen mit der Gemeinschaft einer moral ischen Civilisation, Ernst zu machen mit der Gemein schaft in der Durchführung großer Kulturzwccke, Ernst zu machen mit dem Werk, die feindlichen Kräfte durch die Gewalt des moralischen und materiellen Eindrucks zu beschwichtigen oder, wenn diese Gewalt nicht aus reicht, jene Kräfte in gemeinsamer That niederzu schlagen. — Eine Stunde vor Beginn der Galatafel hatte der Kaiser Crispi zu längerer Audienz berufen lassen, an deren Schluß er demselben mit huldvollen Worten den Schwarzen Adlerorden verlieh. König Humbert verlieh dem Kaiser den Militärordcn von Savoyen als höchsten Militärorden Italiens. Rom, 13. Oktober. Seit dem frühen Morgen war eine gewaltige Menschenmenge nach dem Parade felde bei Centocello hinausgeströmt, um der Parade der Truppen beizuwohnen. Um 9'/. Uhr fuhren die Königin, sowie die Herzoginnen von Aosta und Genua hinaus, von der Bevölkerung lebhaft begrüßt. Um 9'/, Uhr folgten in einem Zweispänner, begleitet von dem begeisterten Jubel der Bevölkerung, Ihre Majestäten Kaiser Wilhelm und König Humbert. Der Kaiser trug die Uniform des Gardes du Corps mit der Kette das Anunciatenordens und das Band des großen Militärordens von Savoyen. König Humbert trug Generalsuniform, geschmückt mit dem Schwarzen Adlerorden. Prinz Heinrich, der Kron prinz von Neapel, die Herzöge von Aosta und Genua, sowie Graf Bismarck und das Gefolge fuhren eben falls nach Centocello, wo Kaiser Wilhelm und König Humbert zu Pferde stiegen. Die Parade selbst ist glänzend verlaufen. Se. Maj. Kaiser Wilhelm und Se. Maj. König Humbert, welche von einem glänzen den Gefolge umgeben waren, ritten zunächst die Front der Truppen ab, welche alsdann vorbeimarschirten. Zuerst die Infanterie und Fußartillerie, diesen folgten die Alpentruppen und die Bersaglieri im Laufschritt und zum Schluß die Kavallerie und die reitende Artillerie. Die Parade war um 12',^ Uhr beendet. Kaiser Wilhelm sprach dem König Humbert Aner kennung unv Dank für die Leistungen der Truppen aus. Die Königin, sowie sämmtliche Prinzessinnen wohnten der Parade von einem Pavillon aus bei. Auf dem Paradefelde hatten sich unabsehbare Men schenmassen angesammelt. Wien, 12. Oktober. In hier aus Rom einge troffenen Privattelegrammen über den Empfang Sr. Maj. des Kaisers Wilhelm in Rom wird unter Anderem berichtet, die Irredentisten hätten an zwei Punkten versucht, rothe Zettelchen mit der Aufschrift „Nieder mit dem Dreibund! Wir wollen Trient und Triest!" in den königlichen Wagen zu> werfen, das Volk schaffte aber selbst Ordnung. Locale und sächsische Nachrichten. — Eibenstock. Wie aus der im heutigen Jnseratentheil d. Bl. befindlichen Aufforderung des Handwerker-Vereins zn ersehen ist, fordert der Vorstand des genannten Vereins seine Mitglieder, wie schon zu wiederholten Malen auf, daß dieselben ihre Lehrlinge zu recht reger Betheiligung am Zeich nenunterricht in der Fortbildungsschule veranlassen möchten u. s. w. Wer sich noch der diesen Punkt betr. Verhand lungen im Handwerker-Verein erinnern kann, der wird auch noch wissen, welche Mühe sich Vorstand und Ausschuß gaben, um beim Stadtrath die Ein führung dieses Unterrichtes zu erwirken; dem wird auch noch erinnerlich sein, mit welcher Freude der Beschluß des Stadtrathes, die Einführung dieses Unterrichtes betreffend, begrüßt wurde. Fragt man sich nun, warum wird der für die Lehrlinge des Handwerkerstandes so nützliche und nach den Anforderungen der Jetztzeit so unbedingt nöthigc Unterricht so schwach besucht? so könnte man ent schieden nur antworten: den Lehrlingen selbst ist eine so große Schuld daran nicht beizumessen, denn die selben sind zum großen Theil zu jung und unver ständig, um schon jetzt zu wissen, welche Anforder ungen im späteren Leben an sie gestellt werden. Die Hauptschuld liegt entschieden an den Eltern und am Lehrmeister, erstere, weil bei dem nöthigen Contract dieses nicht ausdrücklich von den Eltern dem Lehrmeister gegenüber bestimmt wird. Der Lehrmeister übernimmt mit dem Antritt des Lehrlings die heilige Pflicht, denselben nach bestem Wissen und Gewissen in seinem Handwerk auszubilden und cs ist seine Pflicht, die den Lehrling zu seinem Geschäft nöthigen theoretischen Kenntnisse nicht vor zuenthalten. Der Meister weiß genau, welche An forderungen an ihn und sein Handwerk gestellt werden, deshalb ist er auch verpflichtet, den Lehrling so aus- zubildcn, daß dieser solchen Anforderungen später möglichst gewachsen ist. Der Meister muß seinen oder seine Lehrlinge nöthigen Falles zwingen, den Zeichnenunterricht zu besuchen, sonst würde bei dem etwaigen Wegfall dieses Unterrichtes die Hauptschuld auf ihn zurückfallen und er müßte sich einen späteren diesbezüglichen Vorwurf des Lehrlings ruhig gefallen lassen. Es würde ein schwerer Vorwurf für den Meister sein, wenn ihm später gesagt würde, daß er den Lehrling während seiner Lehrzeit nur auSgebeutet, ihm aber die zu seiner Ausbildung gehörigen Unter richtsstunden vorcnthaltcn habe, zumal diese Unter richtsstunden unentgeltlich, nicht nur den Lehrlingen, sondern sogar den jüngeren Handwerks-Gehilfen (was