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4 /luer Tageblatt -Z^-s ^inzeiaer für üas Er^aebirae eMsram«., log.dlatt »»«rza.düg,. Enthalten- -le amtliche« Sekaaatmachungra -r» Kate» -er Stadt und des ^mtrgerlchts fius. p-flfcheck-aeaw, stau L-ipzlg m. IM« Nr. wr Sonnsbenä» üen S. Mai 1S2S ! I ! —— 20. Zshrgang Nekil Dr. Luthers, Vr. tzcks und Dr. Siiuons im DeuWen Mchm. ver Geburtstag des Schöpfers Vr. v. Miller. Arbeitslast unä Arbeitsmethoäe äes Reichstags. «VN Dr. «ülz, M. d. «. München, 7. Mat. Mn Geburtstag seines Schöpfer», Epzellertz M. v. Miller, wurde heute vormittag das Dkutsch« Museum mit einem Festakt in der Halle für Mstfahrt des Neubaues feierlich eröffnet. Wiederum waren an nahezu 2000 Ehrengäste, unter ihnen die Spit zen des Reiches und der Länder, der Einladung gefolgt. Die Dichtung Gerhart Hauptmanns, die Prof, si cher vertont hat, symbolisiert nach einer Idee Oskar o. Miller», das Werden und da» Vollenden de» Deutschen Museums, das der Baumeister in die Hände de» ge treuen Gckarbt» als Sachwalter der Göttin der Stadt München und der Göttin des großen Deutschlands legt. Das Spiel fand, oon Mitgliedern der bayrischen Staats theater dargestellt unter der Inszenierung Kurt Stie- ler» und unter der musikalischen Leitung des Kompo nisten stürmischen Beifall. In dem Schlußchor, der die Motive des Deutschlandliedes übernimmt, stimmten die Oiäste beneistert ein. Die Reihe der Festansprachen er öffnete Geheimer Hofrat Tr. Wien. Tann widmete, mit lebhaftem Beifall begrüßt, Reichekanzle» Dr. Luther namens der Reichsregierung dem jetzt vollendeten gro ßen Werk Weiheworte. Die Rede de» Reichskanzler» wurde verschiedentltck durch Beifall unterbrochen, beson der» die Stelle, die die hingebungsvolle und nie er müdende Arbeit an dem neuen Tempel der Technik als einen Beweis dafür bezeichnet, daß das deutsche Volk als ein Gleiches unter Gleichen am friedlichen Fort schritt der Welt mitwirken will. Hierauf folgte die Rede des bayerischen Ministerpräsidenten Dr. Held im Namen der bayrischen StaatSregterung. Auch die Worte Dr. Helds wurden vielfach mit Beifall ausge nommen. Stürmischer Jubel), und Beifall erhob sich bei der Ehrung des Schöpfer» de» Museum», Oskar v. Mil ler. Übermal» wolltet? die stürmischen Ovationen kein Ende nehmen, als Dr. v. Miller da» Podium betrat, um auf da» Deutsche Museum nicht nur als eine Stätte der Belehrung und eine RuhmoShalle deutscher Tech nik, sondern vor allem auf ein Denkmal deutscher Einig keit htnzuweisen/ Der Schöpfer des gigantischen Wer kes gedachte nochmals der prachtvollen Zusammenarbeit aller Faktoren an dem Werden und der Vollendung des Museums, wobei die von Dr. v. Miller besonders be tonte selbstlose Mitarbeit vieler Hunderte von Arbeitern lebhafte Zustimmung auslöste. Allen deutschen Staa ten, die in gleicher Weise an den, Fortschritten der Tech nik und Wissenschaft mitwirkten, aber auch allen ver schiedenen Ständen, könne das Deutsche Museum Mah nung und Vorbild sein. Das ganze deutsche Volk möge aus diesem Werk Anregung und Begeisterung schöpfen Ter ganzen Welt möge eS zum Frieden gereichen. Wirksam schlossen sich die Klänge des von Michael Georg Conrad gedichtete, von Hermann Ztlcher verton ten Schlußchores an die Schlußworte Dr. d. Millers. Alle Reden und musikalischen Darbietungen des Tage» waren durch Lautsprecher einer breiteren Oeffent- lichkeit in der bayrischen Landeshauptstadt und durch Rundfunk allen Teilnehmern in Bayern und im Reich zugänglich. ' . ! l! ! ! i I ! ! l i 1.1 Nachmittags fand im zweiten Stock de» Deutschen Museums ein Festmahl statt, an dem die Ehrengäste des Museums, ungefähr 2000 an der Zahl, tetlnahmen. Nachdem Generaldirektor Reusch in einer Ansprache den Schöpfer de» großen Werkes gefeiert und sein Gla» auf da» Wohl des großen deutschen Vaterlande» geleert hatte, evgriff der stellvertretende Reichepräsident Vr. Simon» da« Wort zu folgender Rede: Frohe yestveriammlung l Auf de» Vaterlands» Wohl haben wir eben unsere Gläser erhoben. Wenn e» auch geschmälert ist um wichtige Glieder, geschwächt durch Entwaffnung und Zwietracht, verarmt durch« un geheure Opfer und Nöte, so haben wir doch seine staat lich« Einheit, da» Reich, dank den Heldentaten unserer Heere, dank dem StnhettSwillen unserer Stämme durch Weltkrieg und Umsturz htnübergerettet. SS ist wert, daß inan al» Symbol der Hoffnung und Zuversicht auf ein« Vesser» Zukunft «in so großartige» Fest begeht, und s» M d« ist eine hohe Ehre in seinem Namen zu sprechen. Diese Ehre fällt heute mir zu. AIS Vertreter de» Deutschen Reiches habe ich beim Einzug de» Deutschen Museum« in sein neue» Heim allen denen zu dankens die diese» Kind eines genialen Vaters so weit gefördert haben. Da» Reich fühlt sich mitverantwortlich! für das Gedeihen de» Kindes, da es nun. wie wir überzeugt sind, die Kin derkrankheiten überstanden hat. Da» Reich hält es für seine Ehrenpflicht, ein Unternehmen zu stützen, das den Ruhm deutscher Meisterwerke der Technik und Natur wissenschaften gewidmet ist. Naturwissenschaft und Technik sind zwar international, aber die Beiträge der einzelnen Völler zu diesen Menschheitsgütern sind sehr verschieden, und wir Deutsche dürfen bet aller Anerken nung fremden Anteil» au? unsere Beiträge stolz sein. Deshalb hat das Reich dem Museum von der Gründung an geholfen, durch persönliche Mitarbeit seiner Die- ner, wie durch Bereitstellung finanzieller Mittel, In Gemeinschaft mit dem Reich hat eine große Zahl von Helfern und Förderern den Plan des Werke» in ' di« Wirtlichkeit übergefübrt. Da« Haus WtttelUbach, unter dessen Protektorat es von Anbeginn geskrnden hat, das Land Bayern, dessen Regierung ihm die ersten Räume, dessen Volksvertretung ihm erhebliche Gelder darbot) die Stadt München, die tbm Grund und Boden zur Ver fügung stellte und gestern zu seinem und seines Grün der» Ehren da» unvergeßliche und unvergleichliche Abendfest beging, die bayrische Akademie der Wissen schaften, die ihm ihre wertvolle Sammlung mathema tischer und physikalischer Instrumente überließ. Neben diesen Körperschaften und Behörden, neben den deut schen Hochschulen und vielen deutschen Verbänden haben sich auch aus allen deutschen Gauen zahlreich« Einzel personen um das Museum verdient gemacht, von dem Maschinenbauer Dr. Krau» der den Grundstock zu dem Vermögen des Museums legte, von dem Chemiker Dr. DuiSberg, dem neuesten Ehrenmitglied des Museum», bis zu den Arbeitern, deren fleißige Hände an Bau und Einrichtung tätig waren. Ihnen allen, den Lebenden und den Toten gilt der Tank dieser hohen Versammlung^ gebührt der Tank des Deutschen Reiches. Sie einzeln zu nennen, ist nicht möglich, aber auch! nicht nötig, denn für ihre Namen gilt der Name des Mannes^ ist dessen Haupte der Gedanke de» Museums entsprungen ist, Oskar von Miller. Seine unbezähmbare Tatkraft hat es über zahllose Hindernisse hinweg zu dem Tag der Vollendung gebracht, den wir heute erleben. Mag er sich auch gegen den Anspruch! verwahren, daß wir ihn nur staunend bewundern können. Gefeiert an seinem 70. Geburtstag, zugleich krönender, Tag seines Leben», darf er die Morste iorechen die in Wagners „Ring" Wotan über Walhalla sagt: „Wie mein Wille ihn wies, wie im Traum ich ihn sah, steht er zur Schau stolzl ragender Bau". Daß Ihnen, hochverehrter Herr von Miller, das Reich an diesem Ehrentage durch mich seinen Tank sagt, ist eine seltsame Schickung. Ich stehe hier nach dem Vertretungsgesetz an der Stelle des ersten Reichspräsidenten, des bedeutenden, um den Fortbestand der RetchSetnheit hochverdienten Mannes, der stet» leb haften Anteil an Ihren Bestrebungen nahm und diese auch heute beweisen würde, wenn ihn nicht ein höhe rer Wille vor Schluß seiner Amtstätigkeit abberufen hätte. Zugleich aber vertrete ich einen anderen Mann, den Generalfeldmarschall v. Hindenburg, den neu ge wählten Präsidenten des Deutschen Reiches. Er kann aus formellen Gründen die Pflicht der Repräsentation noch nicht wahrnehmen, hat mich! aber beauftragt, die ser hohen Versammlung seinen Gruß und Ihnen, Herr v. Miller, seinen Dank zu übermitteln. Wir wissen eS alle, daß St« niemals mit dem Erreichten zufrieden sind und mit jenem Mut. der früher, oder später den Widerstand besiegt, streuen Tie Ihre Taten al» Saat körner in den fruchtbaren Boden der Zukunft. Wir wünschen uns und Jchnen daß Sie noch lange Jahre sich dem Ausbau Ihr«» Werke» dem wirtschaftlichen Auf schwung Bayern», her Wohlfahrt de» Deutschen Reich«» und dem gemeinsame« friedlichen Fortschritt der Völ ker werden widmen können und daß Ihnen immer zahl reichere tätige Kämpfer erstehen. Unseren Dank und unsere Wünsch« fassen wir zusammen in den Ruf, ist den ich St« einzustinrmen bitter Oskar d. Miller und sein« Helfer am Deutschen Museum: Sie leben hoch! Im Verlauf« de» Festmahle» richtet« auch der schwedisch« Forscher Sven Hedin «in» Ansprache an di« Festdersamollung, . .... ...— Acht Wochen Zeit sind noch bi» zu dem am 4. IM in Aussicht genommenen Beginn der großen Sommer pause für den Reichstag vorhanden. Beinahe zwei Wo chen werden hiervon durch die Pfingstzeit und durch an dere notwendige Unterbrechungen der normalen Zett ent zogen. In sechs Woche» soll Mo der Reichstag oll« dtt Gesetze und Vorlagen erledigen, der«» Erlaß eine drin- gends Notwendigkeit ist. Wenn sich der Reichstag nicht bald zu einer gründlichen Aenderung seiner Arbeitsme thoden entschließt, wird er sich mit absoluter Sicherheit vor der faktischen Unmöglichkeit einer ordnungsgemä ßen Erledigung seiner gesetzgeberischen Ausgaben sehen. Unter hemmungslosem Redefluß kommen die Be ratungen de» ReichsbauShaltplane» nur schleppend Wet ter. Wichtige Abschnitte de» Etat», wie die de» Au»- wärttgen Amtes, des ReichSweh rministerium» und an derer Titel harren noch der Beratung und werden nach den Erfahrungen der jüngsten VarlanwntSgeschichtt «ine weit auSgssponnene Debatte auslösen. Mit den neuen Steuergesetzen hat der RetchSftnanzminister «in Gesetz gebung-Werk von ungeheurem Umfang auf de» Disch ge legt. Die Aufwertungsentwürfe umschließen ein nicht weniger umfangreiche» Problem. Eine voll« woch« ist allein für di« erste Lesung dieser Gesetz» in AwSstcht genommen. Tann kommt die Vorberatung in den Aus schüssen mit sicherlich mehrwöchiger Dauer, und dann erst nach den Ergebnissen der AuSschutzb«ratungen di« Hauptdebatte in der zweit«« Lesung de» Plenums do« wiederum mehrwöchiger Ausdehnung. Inzwischen Wird Wohl auch di« längst nötig« Zolldarlag« sich zu einem gesetzgeberischen Vorschlag verdichtest)'wenn di« hierüber innerhalb der Regierung vorhandenen Schwierigkeit«» überwunden sind. In früheren Reichstagen füllten di« Beratungen über Zollvorlagen »ft ein« ganz« Sitzungs periode au». Man wagt sich kaum auSzudenken, welch« endlosen Debatten eS im Plenum und im Ausschuß seht bet diesen Fragen geben wird. Dazu kommen die außen politischen Probleme. Wenn auch bei Beratung de» Etat» de» Auswärtigen Amte» eine allgemeine Aus sprache über die außenpolitische Einstellung oer Negie rung vor sich gehen wird, so kann doch der Reichstag jeden Augenblick vor Einzelentscheidung von weittragen der Bedeutung gestellt werden, die ihrerseits wieder tage- und wochenlange Verhandlungen nötig Machen. Man denke nur an die Möglichkeit der Veröffentlichung des Kontrollberichts, oder de» Akutwerden» des Bei tritt» zum Völkerbund oder de» sogenannten Stcher- heitSvaktes. Darüber hinan» liegen Anträge au» der Mitte des Reichstage» nicht zu Dutzenden sondern zu Hunderten vor, und weitere Materien erfordern gebiete risch eine gesetzliche Regelung: e» sei nur an den gro ßen Fragenkomplex der Wohnungswirtschaft, an da» Beamtenrecht, an das Reichsschulgesetz ufw. erinnert. Bei alledem al» drohendes Gespenst eine Landtag»««»- Wahl in Preußen, die selbstversstindlich die Arbeitskraft de» Reichstag» auf Wochen hinaus schwächen müßt«. Die Fülle de« gesetzgeberischen Material» für den gegenwärtigen Reichstag ergibt sich zum Teil au» der Tatsache, daß der verflossene Reichstag während seiner kurzen unrühmlichen Lebensdauer vor lauter Regie rungskrisen zu positiver Arbeit nur in sehr bescheidenem Umfange kam. Abgesehen hiervon ist diese gehäufte ge setzgeberische Tätigkeit — mit Ausnahme der zu SO Pro zent rein agitatorischen Rücksichten entspringenden Par teianträgen — die natürliche, Folge de» Uebergana» au» der Zeit der unübersehbaren wirtschaftlichen und poli tischen Konjunktur in eine Periode stabilerer Verhält nisse. Steuern und 'Aufwertungsgesetz« find die typischen Beispiele hierfür. Wenn aber diese Gesetze Folge so wohl wie Voraussetzung einer Gesundungsentwicklung sind, ergibt sich für den Reichstag in ganz besonderem Maße die Pflicht, eine angemessen« parlamentarisch« Be handlung zu gewährleisten, sonst erstickt « «ine» Lage» in seiner Arbeit. ' Wie kann eine zweckmäßiger« Arbeitsmethode de» Reichstage» gesichert werden? Alan soll nicht warten, bi» durch Selbsterziehung 'und durch Festigung de» ver- antwortlichkeitSgefühl» eine Besserung eintritt. Selbst in einem parlamentarischen Mustsrstaate, wie England, helfen Gesetzgebung und Geschäftsordnung in solche» Fällen nach. In Deutschland wird Man sich! hierzu auch entschließen müssen. Redefreiheit ist gewiß in einem Parlament ein« schöne und notwendig« Sach«, setzt aber Vorau», daß die Beteiligten den Unterschied zwischen R«d«n und Schwätzen kennen. Noch besser wäre o», wenn nur solche Abgeordnete al» Redner ooxgeschickt wstrdsn, dis in der Lag» sind ihrs und Hm» Martti Ws-