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Amts- M MeiBlktt für den Abonnement viertelj. 1 M. 20 Pf. einschließl. des »Jllustr. Unterhaltungsbl." u. der Humor. Beilage .Seifen blasen-' in der Expedition, bei unfern Boten sowie bei allen Reichspostanstalten. Bezirk des Amtsgerichts Eibenstock und dessen Umgebung. Erscheint wöchentlich drei Mal und zwar Dienstag, Donnerstag u. Sonn abend. Jnsertionspreis: die kleinspaltige Zeile lv Ps. Im amtlichen Thcile die gespaltene Zeile 25 Ps. Verantwortlicher Redakteur, Drucker und Verleger: E. Hannebohn in Eibenstock. — 45. Jahrgang. --- A8. Dienstag, den 29. März L8«8 Die Königliche Amtshauptmannschaft findet sich veranlaßt, die Ortsbehörden anzu weisen, den Inhabern von Schankwirthschaften die Verabreichung von Spirituosen an Konfirmanden, welche am Palmsonntage oder Gründonnerstage anders als in Be gleitung erwachsener Personen ihre Lokalitäten besuchen, zur Vermeidung der in § 135 der Armenordnung vom 22. November 1840 angedrohten Strafe noch besonders zu unter sagen, auch die Befolgung dieses Verbotes selbst zu überwachen. An die Schulvorstände, wie die Eltern und Lehrer der Eonfirmanden aber richtet die Königliche Amtshauptmannschaft die wiederholte Bitte, auch ihrerseits auf Ueberwachung in geeigneter Weise hinzuwirken. Schwarzenberg, am 26. März 1898. Königliche AmtshMtMlimischnst. Frhr. v. Wirsing. Leschr. Ausschreibung. In Eibenstock soll ein Gebäude sür die ständige Vorbildersammlung und Handelsschule errichtet werden. Ein bereits genehmigter Bauriß mit Angabe der Maahe liegt vor und ist daran nichts zu ändern. Doch wird sreigcgeben, Entwürfe zu einer anderweiten Ausgestaltung der Front unter Verzicht auf Entschädigungsansprüche einzureichen. Kostenanschläge sind im Blanquett — das heißt unter Freilassung der cinzusehenden Beträge — gegen Hinterlegung von 1,°» M. Gebühren in der Rathsreglstratur zu beziehen, woselbst auch die Pläne und Bedingungen Angesehen werden können. Die Bewerbung um die Lieferung ist bis zum 7. April 1898 an den unter zeichneten Rath cinzureichen. Eibenstock, den 22. März 1898. Der Rath der Stadt. Hesse. Gnüchtel. Bekanntmachung. Anläßlich des Geburtstages und 28jährigen Regierungs-Jubiläums Sr. Majestät des Königs ist folgende Feier in Vorschlag gebracht: Irettag, den 22. April' 1898: '/,9 Uhr Abends Zapfenstreich mit Aackelzug, (Aufstellung auf dem Postplahe); '/,9 Uhr Abends Illumination. Sonnabend, den 23. Aprik 1898: 6 Uhrlsrüh Reveill«; 9 Uhr Vormittag Feier der vereinigten Schulen in der Turnhalle; hiernach Eröffnung der Kochschnle im Tittel'schen Hause (Parterres am Reumarkt; ll-'/UL Uhr Glockengcläute; ',12—12 Uhr Vormittags Platzmustk am Kriegerdenkmal; bei genügender Betheiligung 1 Uhr Nachmittags allgemeines Festmahl im Saale des Feldschlötzchens, andernfalls '/,2 Uhr Nachmittags im Rathhaussaale; 8 Uhr Abends allgemeiner Commers sür Herren im Feldschlößchen. Sonntag, den 24. April' 1898: 9 Uhr früh Festgottesdienst mit Kirchenparade des König!. Sächs. Militär- Vereins, der Turner und der Feuerwehr; 8 Uhr Abends öffentliche Ftstvorsttllung des König!. Sächs. Militärvereins im Feldschlößchen. Die städtischen und öffentlichen Gebäude werden beslaggt sein. Die Einwoyner unserer Stadt werden gebeten, an diesen Tagen zu slaggeu Und am 22. April möglichst allgemein sich an der Illumination der Häuser und Plätze zu betheiligen. Gleichzeitig werden diejenigen Vereine, Korporationen rc., welche an dem Aackclzuge theilnehmen wollen, ersucht, sich bis zum 1. April 1898 in der Rathsregistratur zu melden. Diejenigen Herren, welche schon jetzt bestimmen können, ob sie an einem allgemeinen Festmahle km Feldschlößchen (das Couvert zum Preise von 2 Mk. bis 2 Mk. 50 Pfg.) theilnehmen, werden gebeten, uns umgehend Mittheilung zukommen zu lassen, da die Bestimmung des Lokales von dem Umfang der Betheiligung abhängt, aber nur wenige Tage noch verzögert werden darf. Eibenstock, den 22. März 1898. Der Rath der Stadt. Hesse. Gnüchtel. wie die damalige Niederschrift de» Staatssekretär» Hellmann, die nicht soweit ging al« die jetzige Vorlage, die größte Erregung gegen solche »uferlosen Flottenpläne" hervorrief, wie beim Er scheinen der Marinevorlage zu Anfang dieser Session starke Bedenken bi« in die nationalliberalen nnd konservativen Kreise laut wurden, während Zentrum und Linke sich völlig negativ verhielten — dann muß man allerdings mit Befriedigung die Thatsache verzeichnen, wie eine richtige nationale Idee in deui meist etwa» schwerfälligen deutschen Volke und bei seinen ost noch mehr widerstrebenden Vertretern in verhältnißmäßig kurzer Zeil mit rein sachlichen Gründen sich durchgerungen Hal zum Siege gegen alle Kleinlichkeit und Verhetzung. Für die Vorlage traten auf die Staatssekretäre Tirpitz und Frhr. v. Thielmann, von den Nationalliberalen v. Bennigsen, von der Reich-Partei v. Kardorff, vom Zentrum Spahn; dagegen Richter, der bayerische Bauern- bündler Hilpert und Bebel. Die Minorität bei der Abstimmung setzte sich zusammen au« den Sozialdemokraten, der freisinnigen und der süddeutschen Bolkspartci, einigen Antisemiten, Polen und Welfen, sowie 28 Zentrums-Mitgliedern. Der Reichstag war mit 351 von 397 Abgeordneten in einer der Wichtigkeit seiner Ausgabe entsprechenden Weise besucht. — Der Gedenktag der Erhebung Schleswig-Hol stein«, welcher am Donnerstag überall in den Elbherzozthümern unter begeisterten Kundgebungen begangen wurde u. seinen Glanz punkt in der herrlichen Marine- und Universitätsstadt Kiel fand, reich! in seiner Bedeutung weit über den provinziellen Rahmen hinaus. Der 24. März 1848 ist der eigentliche Geburtstag de» neuen Deutschen Reich» gewesen; an diesem Tage kam durch die Erhebung der Elbherzozthümer die deutsche Frage in« Rollen, wenn e« auch erst noch fast eine« Vierteljahrhunderl» bedurft hat, um da« große Werk der Einigung zu vollziehen. — Da» sechztgjährige Militär - Jubiläum de« Fürsten Bismarck wurde am Freitag in FriedrichSruh in aller Stille begangen. Seit dem frühen Morgen liefen zahlreiche Glückwünsche ein. Da» zweite Garde-Regiment zu Fuß ließ durch einen Feldwebel eine Silberstatuette eine» Grenadier» von 1813 überbringen. Generaladjutant v. Schweinitz brachte am späten Nachmittag den Glückwunsch de» Kaiser«. Die von mehreren Militärkapellen angebotenen Ständchen wurden sämmtlich abze- lehnt. Außer einer Festtafel im kleinsten Kreise sand keine weitere Veranstaltung zur Feier statt. — Bremerhaven, 26. März. Die gestrige Fahrt, die Je. Maj. der Kaiser an Bord de« Llohddampfer» »Kaiser Wilhelm der Große' in See machte, verlief besten» trotz de» hohen Seegange«. Beim Diner brachte der Präsident de« Norddeutschen Lloyd, Plate, da« Hoch aus den Kaiser au». Hierauf erwiderte der Kaiser, nachdem er sür die Begrüßung gedankt und seine Freude über da» herrliche Schiff ausgesprochen hatte, da» ein Werk de» vaterländischen gleiße» sei, Sie gedachten Meiner Thäligkeit sür die Erhaltung de» Frieden«. Wenn e« Mir ver gönnt war, während Meiner ganzen Regierung»zeit dem Vater lande den Frieden zu erhalten, so schweift Mein Blick zurück zu der Heldengestalt de« ersten deutschen Kaller» au» dem Hohen- zollerngeschlecht, der mit Aufovserung seiner ganzen Persönlichkeit In Unserem Heere da« feste Bollwerk schuf, da» Un« bi» heute Aus der Woche. Wetterwendisch, wie der April, dem wir un« nähern, ist die hohe Politik oder wenigsten» die Bilder davon, die un« die Zei tungen liefern. Sah c» vor Kurzem noch ganz danach au«, al» ob die Wolken in Ostasien sich zu einem schweren Gewitter zu- sammenziehen wollten, so herrscht gegenwärtig wieder eitel Früh lingssonnenschein und e« wird einfach Weiler »gepachtet"; beileibe nicht etwa genommen, wa« ja doch nicht zu halten ist. Seit 4000 Jahren hat da« chinesische Riesenreich mit seiner eigen gearteten Kultur bestanden, plötzlich hält'« nicht mehr und erinnert an die Vergänglichkeit alle« Irdischen. Kultur und europäische »Gesittung" haben da» nicht zu bedauern, daß fast ein Drittel der Menschheit sich ihnen neu erschließen; nur muß man wünschen, daß Alle« ohne Aderlaß, ohne gewaltsame Zerstörung de« Be stehenden vor sich gehe; daß den Chinesen Zeit gelassen wird, sich in die neuen Verhältnisse hineinzuleben; daß der Interessengegen satz der europäischen Großmächte sich auf Gebiete beschränkt, deren Vertheidigung-waffen die geistigen und intellektuellen sind. — Ander«, aber nicht bester gestalten sich die Verhältnisse zwischen Spanien und Nordamerika, in deren häufigem Depeschenwechsel der Ausdruck »freundschaftliche Beziehungen" wie schneidendkalter Hohn berührt. In Spanien wie in Washington hält man, un bekannt au« welcher Ursache, mit der Veröffentlichung der beider seitigen Berichte über den Untergang ter »Maine" zurück und läßt nur zweideutige Aeußerungen darüber in die Presse gleiten. Den Amerikanern ist nicht gestaltet worden, die Reste de» ver unglückten Kriegsschiffe» vollend« mit Dynamit zu zerstören und die geretteten Mannschaften haben nunmehr Befehl erholten, aus einem Privatschiffc nach der Heimath zurückzukehren. Trotz der friedlichsten Versicherungen wird auf beiden Seilen fieberhaft ge rüstet. Spanien, da» ohnehin au» tausend Wunden blutende, setzt seine letzten Kräfte daran und wenn diese ungeheure Kraft anstrengung ihren Zweck verfehlt? Die Krone auf dem Kopfe de» kleinen König» sitzt ohnehin nicht fest. Legitimisten ter Kar- lo»'schen Art und Republikaner zerren daran, glücklicherweise noch noch verschiedenen Richtungen hin. — Diese Dinge liegen unfern Interessen nicht so fern, wie e» nach der geographischen Lage der gegnerischen Gebiete scheinen möchte. Wir leben im Zeitalter de« Verkehr« und an diesem Verkehr ist nach der Handelsstatistik nächst England unser Vaterland am meisten betheilig«. Dieser Umstand zwingt »n«, mittel« unserer Flotte überall gegenwärtig zu lein, wo deutsche Ehre, deutsche Interessen aus dem Spiele stehen, wie wir unstreitig unter allen Großmächten da» beste Kriegsheer hallen müssen, weil wir, Im Herzen Europa» gelegen, den Angriffen von recht« und link» ausgesetzt sind. Der Reichs tag hat da» neue Floltengesetz angenommen und wenn dabei auch die etat«rechtlichen Bedenken der Linken zu kurz gekommen find, so wird man selbst aus dieser Seile heimlich zufrieden sein, daß die Abstimmung so wie geschehen ausgefallen ist. Die Zeit, in der ein nach heutigem Begriffe höchst armseliger »Rols Krake" die ganzen preußischen Schiffe in Schach halten konnte, ist längst vorüber und wenn Schletwtg-Holstein diese Woche die 50 Jahr seier seiner 48er Erhebung feierte, so kann die» die Nordprovinz mit ganz anderen, stolzeren Gefühlen der Befriedigung v. Sicher heit, al» die» der Fall wäre, wenn die Ereignisse von 1864, 66 und 70 nicht erst die großen Siegel aus die 48er Thaten gedrückt hätten. — Von den unpolitischen Dingen dieser Woche wurde die Reichshauptstadt speziell durch nicht« stärker in Anspruch ge nommen, al« durch den großen Diebstahl in der StaatSdruckerei. Allerding» muß man sich vor einer vorschnellen Beurtheilung dieser Vorgänge hüten. Die Untersuchung wird sehr geheim ge führt und wa« die Reporter den Zeitungen hinterbringen, hält durchaus nicht Alle» der kritischen Prüfung Stich. Selbst aber unter diesem Vorbehalt bleibt noch genug übrig, wa» zum Kops schütteln nöthigt. Der unglücklichen Zufälligkeiten, die den Dieb stahl ermöglichten, waren doch auch gar zu viele: Der zu durch lochende »Ausschuß" der Tausendmarkscheine ist nicht durchlocht worden; der Beamte, welcher den Schlüssel zum Geldschrank besaß, wo die vorschriftswidrig undurchlochten Scheine verwahrt wurden, hat, al» er erkrankte, dem Oberfaktor Grünenthal ganz einfach die Schlüssel au«geliesert; und bei der Zählung der Scheine vor der Verbrennung hat sich eben der Oberfaktor wieder belheiligt und natürlich, wie Herr v. Podbielski im Reichstage versichert, »die Pallete al« richtig befunden (!), während ein Theil fehlte". Richtig, e» fehlte nämlich der Theil, welchen der zum Gärtner gesetzte Bock gestohlen hatte! Wie hohe Werlhe die Diebstahls objekte darstellen, läßt sich heute noch nicht mit Sicherheit sagen, — da» muß erst die Untersuchung lehren, die mit peinlicher Ge nauigkeit und Heimlichkeit gesührt wird! Tagesgeschichte. — Deutschland. Der 24. März, der Tag, an welchem vor fünfzig Jahren die Erhebung Schlwe»wig-Holstein» gegen dänische Vergewaltigung einen ersten hochwichtigen Markstein zur Verwirklichung de« deutschen Gedanken« und de« Deutschen Reiche» bildete, ist vom Reichstag mit einer nationalen Thal würdig be gangen worden. Der damalige Kampf mit Dänemark brachte den Deutschen ihre Hilflosigkeit zur See zu recht eindringlichem Bewußtsein und ohne da» tapfere Wort de» alten Wränget an den dänischen Admiral, daß für jede» von den Dänen in Brand geschossene Hau« an den deutschen Küsten ein Dorf in Jütland brennen werde, würden die deutschen Seestädte die Ohnmacht Deutschland» noch ganz ander» haben empfinden müssen. Die damal» in der Eile geschaffene ephemere Flotte mußte zu Grunde gehen, weil sie weder einen Kriegsherrn noch ein Vaterland hinter sich hatte. Preußen übernahm auch diesen Theil der Erb schaft de» nationalen Gedanken» und begann dann mit der Thronbesteigung Kaiser Wilhelm» ihn langsam zur Thal aurreifen zu lassen. Jetzt, fünfzig Jahre später, erhält Deutschland endlich ein grundlegende» Flotten-OrganisationSgesetz. Der Reich»Iag hat am Donnerstag den Paragraph l de» Flottengesetze» und damit die Grundlage de« letzteren mit 212 gegen 139 Stimmen angenommen, also mit der anständigen Majorität von 73 Stimmen, während im Jahre 1893 die große Heere»vorlage knapp mit II Stimmen Mehrheit durchging. Wenn man be denkt, wie noch vor einem Jahre der Reichstag an den beschei denen einjährigen Marine-Forderungen große Abstriche machte,