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Dresdner Journal : 28.01.1874
- Erscheinungsdatum
- 1874-01-28
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-187401281
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18740128
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18740128
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1874
-
Monat
1874-01
- Tag 1874-01-28
-
Monat
1874-01
-
Jahr
1874
- Titel
- Dresdner Journal : 28.01.1874
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Fn»onc«m-Ra>e««, Vt»»: AI N«r»us8«bvrr NSuie' bl»peäi6on ä«, ttreeäner lourmUs, Itreeävn, il^r^iu-^tbenx^ee Ho. I. Nachbestellungen auf das „Dresdner Journal" für die Monate Ftdrnar und MLrz werden angenommen für auswärts bei allen Postanstalten, für Dresden links der Elbe bei der unter zeichneten Expedition, für Dresden recht» der Eibe in der Bach - scheu Buchhandlung (Hauptstraße 22) zum Preise von l Thlr., wozu außerhalb Sach ten noch Postzuschlag, resp. Stempelgebühr tritt. Für die bevorstehende Reichstagssession wird das „DreSdn. Iourn." wiederum seinen eigenen Berichterstatter nach Berlin senden. Ankündigungen aller Art finden im „Dresdner Journal" eine sehr geeignete Verbreitung. Die In- sertionSgebühren werden im Znseratentheile mit 2 Ngr. für die gespaltene Zeile oder deren Raum berechnet; für Inserate unter der Rubrik „Ginge- sandteS" sind die JnsertionSgebühren auf 5 Ngr. pro Zeile festgestellt. König!. Expedition des Dresdner Journals. Amtlicher Theil. Dresden, 2<( Januar. Se. Majestät der König ha- deir allergnädigst zu genehmigen geruht, daß der Hofrath und Professor an der Forftakademie zu Tharandt, Or. Stöckhardt, das von Sr. Hoheit dem Herzoge von Sachsen Altenburg ihm verliehene Ritterkreuz 1. blasse des Herzoglich Sachsen - Emestiniscken Hausordens an nehme und trage. Wchtnmtlicher Theil. Uebersicht. Telegraphische Nachrichten. TageSgefchichte. (Dresden. Bertin. Posen. Trier. Mühlhausen. München. Stuttgart. Karlsruhe. Mainz. l Weimar. Gera. Greiz. Wien. Linz. Pest. Paris. Bern. Madrid. London. St. Petersburg. Kragujevaez.) Dresdner Nachrichten. Provinzialnachrichten. (Leipzig.) Vermischtes. Statistik und LolkSwirthschaft. EinaesandteS. Feuilleton. Inserate. TageSkalender. Börsennach- richten. Telegraphische Nachrichten. München, Montag, 26. Januar, Nachmittags. (W. T. B.) In der heutigen Sitzung der Kammer der Abgeordneten stand der Etat für das Mini sterium des köuigl. Hauses und der auswärtigen Angelegenheiten zur Berathung. Der Antrag des Ausschusses, an der postulitten Summe nur 1i,tX O Fl. in Wegfall zu bringen, wurde schließlich angenommen. Abg. Herz hatte die Aufhebung sämmtlicher diplomatischer Stellen für die Vertretung Bayerns außerhalb des deutschen Reiches beantragt, Abg. Freitag den Antrag gestellt, daß die Gesandtschaft in Wien fortbestehe und das Postulat der Regierung auf die Hälfte herabgesetzt werde. Der Ministerpräsident hob dagegen die Wichtigkeit der Gesandtschaften hauptsächlich in Rücksicht auf die materiellen Juteressen der auf Reisen befindlichen Landesangehöriaen hervor. Darauf wurden nach lebhafter Debatte die beiden Anträge abgelehnt. Krakau, Dienstag, 27. Januar. (W. T. B.) Gutem Vernehmen nach beabsichtigt die russische Negierung, die durch den Tod des Grafen Berg er ledigte Stelle eines Statthalters von Polen nicht wieder zu besetzen. General v. Kotzebue ist nur zu« Generalgouverneur von Warschau und Com- mandirenden deS dortigen Militärbezirks ernannt worden. Agram, Montag, 26. Januar, Abends. (W. T. B.) DaS Amtsblatt veröffentlicht die Enthebung sämmtlicher 8 Obergespäne. Versailles, Montag, 26. Januar, Abends. (W. L. B.) In der Nationalversammlung stand heute der Gesetzentwurf über die Organisation deS geist lichen Dienstes in der Armee zur Berathung. An der Debatte betheiligte sich unter Andern auch der Bischof Dupanloup von Orleans, welcher hervor- hob, daß Frankreich die einzige Nation in Europa sei, »elche einen geistlichen Dienst in der Armee nicht besitze. Die Vorlage wurde in ihren wesent lichen Theilen angenommen. Rach Erledigung der selben stellte Gambetta eine Anfrage an die Ne- gierunahinfichtlich deS von dem Minister deS In nern, Herzog v. Broglie, erlassenen Nundschrei- benS an die Präfecten über das MaireSgesetz; die Berathung dieser Interpellation wurde bis zur Er ledigung der neuen Steuergesetze vertagt. Abgeordnete der äußersten Nechten Haden sich beute zu dem Herzog v. Broglie begeben, um ihn zu ersuchen, ihnen Aufklärung über die Veranlas sung zur Suspension des „UniverS" zu ertheilen. Dem Vernehmen nach würde von der äußersten Nech ten eine förmliche Interpellation über diesen Ge genstand in der Nationalversammlung eingebracht werden. (Vgl. unter „Tagesgeschichte".) Haag, Montag, 26. Januar, Nachmittags. (W. T. B.) Nach einer hier eivgegangenen Meldung des holländischen Eonsuls aus Penang ist der Kra ton von Atchin durch die Holländer genommen worden. Der Verlust derselben bei ver Ein nahme «ar unbedeutend. Tagesgeschichtk. Dresden, 27. Januar. Zur Feier des heutigen Ge burtstages Ihrer Majestät der Königin Marie findet Nachmittags bei Ihren königlichen Majestäten Familien diner statt. Morgens durchzog zu Ehren des Tages große Reveille der Militärmusik die Straßen der Stadt und die Wachtmannschasten haben den Paradeanzug angelegt. Dresden, 27. Januar. Die Erste Kammer be- rieth in ihrer heutigen Sitzung das Postulat der Staats regierung für Justizbauten bez. Erwerbung von Bau plätzen zu Erbauung von Landgerichten, und schloß sich allenthalben den von der Zweiten Kämmer gefaßten Be schlüssen an, abgesehen von den Postulaten für Landge richte in Döbeln und Freiberg, worüber die Berathung ausgesetzt wurde. Vorher ging eine allgemeine Discussion, die sich in Veranlassung mehrerer Bemerkungen der Deputation in ihrem Berichte über die Höhe des dies maligen außerordentlichen Budgets zu einer General debatte über das auh» ordentliche Budget selbst gestaltete. Staatsminister Frhr. v. Friesen nahm Gelegenheit, dem Vorwurfe gegenüber, der in jenen Bemerkungen ge funden werden könnte, eingehend die Grundsätze dar zulegen, nach denen die sächsische Finanzverwaltung unter seiner Leitung verfahren sei, und am vie vorzüglichen Erfolge hinzuweisen, die während^dieser Zeit erzielt wor den sind. Die Mitglieder der Kämmer, welche über diese Angelegenheit das Wort ergriffen, erklärten, daß in dem Beruhte der Deputatton in keiner Weise ein Vor wurf gegen die Finanzverwaltung liege, daß aber die Höhe des außerordentlichen Budgets dringend dazu auf fordere, ein wachsames Auge darauf zu haben, daß die Lage der sächsischen Finanzen auch in Zukunft eine gleich günstige bleibe, wie bisher. Die ZweiteKammer brachte heule die gestern ab gebrochene Berathung des Landtagsorbnungsentwurfs zu Ende. Eine längere Debatte ries bei 8 27 der Vorschlag der Deputatton hervor, nach welchen! an die Beanl wortung einer Interpellation oder deren Ablehnung aus genügend unterstützten Antrag eine Besprechung des Gegenstandes der Interpellation sich anschließen kann, wogegen das Recht des Interpellanten zur Begründung seiner Interpellation Wegfällen soll. Für diesen Vor schlag sprechen die Abgg. O>. Biedermann, v. Könneritz, Referent v. Einsiedel, dagegen die Abgg. Günther und Jungnickel und feiten der Regierung Staatsminister v. Rostitz Wallwitz und Geh. Rath Schmaltz. Die Kämmer nahm den Antrag der Deputation in seinem ersten Theile an, stellte aber zugleich durch Annahme eines Antrags des Abg. Jungnickel das Recht des Inter pellanten wieder her, seine Interpellation näher auszusühren. Bei 8 32 rief die Diätenfrage eine Debatte hervor, welche jedoch bald durch Annahme eines Schlußantrags adgeschnitten wurde. Der DeputationSanlrag, die Tage gelder auf l2 Mark festzusetzen, wurde angenommen, da mit fiel ein Antrag des Abg. Fahnauer, sie auf der bis herigen Höhe von 3 Thlr. zu belassen. Ebenso wurde ein Antrag desselben Abgeordneten, welcher Staatsbeamte, die Diäten als Abgeordnete beziehen, gehalten wissen will, ihre Stellvertretung aus eigenenMitteln zu übertragen, abgelehnt. Den Beitritt zu dem Beschluß der Ersten Kämmer, wo nach in der Regel nach Eonstituirung der Kammern und Wahl der Deputationen die Kämmern auf vier Wochen vertagt nnd hierbei diejenigen Deputationen bezeichnet werden sollen, welche während der Vertagung zusammen- zudleiben und ihre Arbeiten fortzusetzen haben (einem Beschlusse, der aus Anregung der die Abkürzung der Landtage bezweckenden Anträge der Abgg. Walter und Kretzschmar gefaßt worden war), lehnte die Kämmer nach längerer Debatte ab. * Berlin, 26. Januar. Morgen werden beide Häuser des Landtags Sitzungen halten, die, wie es scheint, ohne erhebliche Debatten verlaufen werden; für das Herrenhaus stehen außer geschäftlichen Mittheilun gen nur zwei mimvtich« Eommisfionsberichte, für das Abgeordnetenhaus mehrere kleine Gesetzentwürfe und Fortsetzung der Etatsberathung auf der Tagesordnung. — Vorgestern ist der deutsche Botschafter in Paris, Graf v. Arnim, mit seiner Familie hier eingetroffen. Anlaß zu dieser Reise ist ein Trauerfall: er geht heute von hier zur Beerdigung seiner sechszehn jährigen Tochter nach Boytzenburg. — Der Bun desrath hat sich bekanntlich bereits im vorigen Som mer mit dem Abschluß eines Uebereinkommens mit Groß britannien, betreffend die gegenseitige Anerkennung der Rechtsfähigkeit der Actiengesellschasten, beschäftigt. Die inzwischen gepflogenen Verhandlungen Haden zur Fest stellung eines Entwurfs geführt, welcher dem Bundes rathe m seiner letzten Sitzung mitgelheilt worden ist. Wie man hört, legt die englische Regierung Werth darauf, daß die Regelung dieser Angelegenheit nicht in Form eines Uebereinkommens, sondern durch eine von beiden Seiten zu erlassende Declaration erfolge, und zwar mit Rücksicht auf die Kompetenz des englischen Parla ments. Der Bnndesrath wird voraussichtlich in dieser Hinsicht dem Wunsche der englischen Regierung nach geben. — Der Bericht deS bundesräthlichen Justizaus schusses über den Antrag Preußens, betreffend den Er laß eines Preßgesetzes, ist jetzt erschienen. Die „Sp. Ztg." theilt hieraus Folgendes mit: Der Ausschuß hat die von mehreren Regierungen aufge worfcne Frage, ob eS rathsam sei, ungeachtet der bevorstehen den Einführung eines gemeinsamen StrafprocesseS^schon jetzt mit dem Erlaß eines PreßgesetzeS vorzugehen, bejaht. Der Bericht präcisirt die Stellung deS Ausschußes zu den Fragen über die durch den Entwurf beseitigten Kautionen, Conceffions. entziehungen und Besteuerungen der Presse, über Verantwort lichkeit für Preßdelicte, über die aufrecht erhaltene vorläufige Beschlagnahme, über die Abgabe von Pflichtexemplaren, endlich über die Verpflichtung zur Ausnahme obrigkeitlicher Bekannt machungcn und thatsachlicher Berichtigungen. Die Beteiligung der Kautionen und Koncessiousentziehungen ist im Ausschuß nicht ohne erhebliche Opposition durchgesetzt worden. AuS dem Entwurf sind die 88 22 und 23 fortgefallen. Der Entwurf enthält im Abschnitt l einleitende Bestimmungen (88 t -«), der i -. Abschnitt handelt von „Ordnung der Presse" (88 b—2v), der lU von der Verantwortlichkeit für die durch die Presse begangenen strafbaren Handlungen (K 2»), der tV. behandelt Verjährung (8 22), der V. Beschlagnahme (88 23—27), und endlich der VI. Abschnitt enthält Schlußbesummungen. Der in dem früheren Entwurf vielfach angegriffene 8 2v hat jetzt folgende Fassung: „Wer mittelst der Presse den Ungehorsam gegen daS Gesetz oder die Verletzung von lÄesetzen alS etwas Erlaubtes oder Verdienstliches darstellt, wird mit (Äefängmv oder Festungshaft bis zu 2 Jahren bestraft. Sind mildernde Umstände vorhanden, so tritt Geldstrafe bis zu ßoo Marl ReichSmünze ein." Die Aushebung der ZeitnngS , Kalender und Jnseratensteuer ist ausdrücklich ausgesprochen. Der Ausschuß beantragt, daß das Gesetz am l. Juli 1874 in Kraft trete; der Entwurf läßt den Geltungstermin offen. Wie die heutige „Germania" mittheilt, hat der Cardinal Antonelli unterm l7. d. M. ein Circular ai« sämmtliche apostolifchc -Nuntiaturen erlassen, worin die von der „Köln. Ztg." veröffentlichte „Bulle" Aposluiwnl.- 8t'Uu8 MUNU8 als „ganz erfunden" (tl>6 il UoeuniLlito .... »in ttet cutto a^oerilo) bezeichnet wird. — Dieser Tage sind die „Düsseldorfer" und „Reußer Zeitung" von der An klage wegen Veröffentlichung der päpstlichen Encyklika freigesprochen worden. In den Erwägungsgründen des Unheils führt das Gericht aus, daß zwar das -Rach drucken einer bereits in anderen Blättern enthaltenen Urkunde all und für sich nicht straflos mache, daß die betreffenden Zeitungen aber ihren Lesern jedenfalls nnr ein historisch merkwürdiges Actrnsluct ohne jeden aoM8 milgetheilt hätten, was von» Standpunkte des Preßgesetzes straflos sei. Posen, 26. Januar. (Tel.) Der Erzbischof Lebo chowSki ist, dem „Kurycr Poznanzti" zufolge, neuer dingS gerichtlich aufgefordert worden, den Rest der von ihm verwirkten Geldstrafen im Betrage von List» Thlr. einzuzahlen, widttgenfalls er weitere ereentiviiche Maß regeln zu gewärtigen habe. (Rach der „ Ostd. Ztg." wäre nunmehr für den Fall der Verhaftung des Grasen Ledochowski daS Gefängniß in Frankfurt a. O. definitiv in Aussicht genommen.) — Der gesetzwidrig in Deutsch-Wilke, Kreis Frau stadt, angestellte Geistliche Ferd. Degler war wegen Vornahme von Amtshandlungen von dem KreiSgericht in Lissa zu 2o0 Thlr. Geldbuße, cvent. 4 Monate Ge fängniß verurtheilt worden. Da die Geldstrafe nicht crecutivisch beigetrieben werden konnte, so ist der Geist liehe, wie die „P. Z." erfährt, am 14. d. zur Abbüßung der subslituirten Freiheitsstrafe in das Gefängniß des Kreisgerichts zu Lissa abgeführt worden. Trier, 25. Januar. Gestern Morgeil wurde, der „Mosel-Ztg." zufolge, in den hiesigen Buchhandlungen die im Verlage von Kirchheim in Mainz erschienene Schrift des Bischofs v. Ketleler: „Die Anschauungen des CultuSministers Herrn Or. Falk über die katholische Kirche nach dessen Rede vom w. December l873" von der Polizei vorläufig mit Beschlag belegt. Mühlhausen (im Elsaß), 26. Januar. (Tel.) In einer zahlreich besuchten Versammlung der Arbeiterpartei ist heute Liebknecht als Candidat für den Reichstag aufgestellt worden.W k, München, 26. Januar. (Tel.) Der MinisterZV. Fä ustle wird sich, gutem Vernehmen nach, heute von hier nach Berlin begeben, um im Bundesrathe persön lich an der Berathung des Preßgesetzes Theil zu nehmen. Stuttgart, 25. Januar. (Fr. I.) Die frühe Be rufung des Reichstages bereitet unserm Landtag ein rasches Ende. Gestern hat die Zweite Kämmer den auS 12 Artikeln bestehenden Gesetzentwurf über Auf Feuilleton. (Redlgitt von Otto vanck.) K. Hoftheater — Altstadt — am 26. Januar: „Marino Faliero". Trauerspiel in 5 Acten, von Murad Efendi. (Zum ersten Male.) Vergleicht man den ungewöhnlich glücklichen Erfolg, den unsre Bühne durch die Wahl und vorzügliche Aus führung dieses Stückes erreicht hat, so tritt aufs Reue die zu allen Zeiten wahrgenvmmene Erscheinung hervor, daß sich in der dramatischen Literatur vernünftige Wahr- scheinlichkeitsberechnungen sehr leicht als irrtümlich er weisen. Die Befähigung Murad Efendi'S lag nach den, mäßigen SuccSS - d'estime seines vorigen Trauerspiels „Seum" sehr durchsichtig und wenig vorteilhaft vor Aller Augen. Bei seinem Mangel an eigentlicher dich terischer Productionskraft, Gedankenneuheit und sprach lichem Reiz schien es unmöglich, tiefgreifende Effecte, gute scenischc Durchgestaltungen ohne dilettantische Auswüchse und ohne das Rohmaterial der literarischen Phrase von ihm z» erwarten. Das Resultat hat sich günstiger gestaltet. Wenn es auch ein fester Latz bleibt, daß sich im Drama das Höchste nur durch wahrhaft hohe poetische Mittel gestaltet und uns nur die Werke des Genius, ihre künstlerisch ge lungene Bühnenform vorausgesetzt, tief ergreifen und nachhaltig beschäftigen können, so zeigt sich doch gerade in dieser Sphäre, wie ungemein viel bei mittelmäßiger Allgemnnbegabung di« technische Geschicklichkeit, »-er Blick für die Scene, das redliche Festhatten der Charakter zeichnung, die Lekonomie im Aufbau und in der Aus führung zu erreichen vermögen. In umfassendem Maße hat dies dereinst Raupach erwiesen, ohne daß seine ge diegene, intelligente, praktisch abprobirte Kraft mit der des vorstehenden Verfassers direct in Vergleich zu setzen wäre. Den Hauptvorzug von Murad's neuem Trauerspiel dars man in der glücklichen Entwickelung der Action sehen, deren Steigerungen sich natürlich, interessant und logisch faßlich bis in die Mitte des 4. ActeS fortjpinnen. Hierauf entstehen einige stille, nicht genug vertiefte Scenen, und auch der 5. Act leidet an mehrern Retardationen, die den Eindruck kühner Strömung zwar abschwächen, aber ihn keineswegs ganz lähmen. Ein weiterer Vorzug liegt in den klaren einfachen Cortouren der Charakterzeichnung, die mit wenig Farbe colorirt werden konnten. Die hier angebrachten Pmsel- striche deS Autors sind weder fein, noch glänzend talent voll, aber sie sind satt und kräftig, und das wirkt auf der Bühne oft am günstigsten und giebt dem Schau spieler Gelegenheit zu Ergänzungen, wie solche auch der Komponist am leichtesten bei einem Liedertertc anbrin gen kann, dessen Poesie nicht schon selbst die musikali schen Stimmungen ausgetragcn hat. Diese gute Zeich nung darf man hauptsächlich beim Hauptcharakter der Titelrolle loben; dankbar für die Künstler bleiben auch die Gestalten der Dogaressa, die durch Frl. Ulrich's Darstellung die effektvollsten Schattirungen weiblichen Gefühls bekam; nicht minder Bertuccio, mit naturali stischer Lebendigkeit und Energie von Herrn Jaffö ge geben, und Steno, der junge Patricirr, den Herr Ko berstein mit Erfolg mehr zu individualisiren suchte, als es der Dichter aethan. Eine andere umfangreiche Rolle, Gräfin Morosini, von Frau Bayer mit großer Geschicklichkeit rapräsenttrt, ist das böse ehrgeizige Prin- cip im Drama und entbehrt, was hier der Dichter hätte »eben müssen, wenn er überhaupt dergleichen bieten könnte: fesselnde Dämonie der Beredtsamkett statt gemein- Prattischer, in ihren Mitteln unedler Weiberintrigue. Um Faliero gegen den Uebcrmuth der Oligarchie zu reizen und zur Empörung zu treiben, exponirt die Gräfin als schlechte HauSpenatin die so schon wehrlose Ehre der Dogaressa durch deren Zusammenführen mit einen: pa tricischen Rone. Dergleichen Wege verzeiht man nur der ruhmestrunkenen leidenschaftlichen Gewalt, nicht der pro fanen List. Eine unbefangnere Steigerung für die Ent rüslung deS Dögen gewährt ein Weib aus den« Volke, welche als Bittstellerin die Ungerechtigkeit der aristokra tischen Regierung enthüllt; dieser Pattie widmete in kur zer, aber wirksamer Scene Frl. Berg ihre schöne Kraft. In allen ebengenannten Hauptrollen fällt eS vottheil- haft auf, daß der Dichter die Macht der Empfindung und die Schöpferkraft der Gedanken, die ihm beide fehlen, nicht durch süßliche oder pathetische Phrasen, sondern schlicht und recht durch solche Gefühle und Gedanken er setzt hat, wie sie sachgemäß aus der Situation hervor gehen. Die Personen sagen niemals das Bedeutende, aber sie sagen gewöhnlich das Natürliche, und das ist ein vortreffliches Auskunftsmittel und führt noch außer dem zu einem ungeschraubten Dialog, zumal wenn der Stoff und der scenischc Moment so viel Tragkraft haben. Dieser historische und tragische Stoff vom Ende Ma nno Faliero's wurde bereits von Lord Byron und von Drlavigne zu Trauerspielen benutzt; Hoffmann verbrauchte ihn in der Novelle „Doge und Dogaressa" (in den Serapionsbrüdern). Die Reizung des Dogen durch Nii chele Steno's Uebermuth ist historisch, er gravitte die Dogaressa durch ein Epigramm. Manno, ein tüchtiger Held, in seiner kurzen Regierung kriegerisch halb glück lich und halb unglücklich (er schlug Ungarn, aber sein Admiral Pisani wurde sammt der Flotte von den Ge nuesern gefangen), wollte die bösartige Oligarchie Vene digs stürzen, und man darf annehmen, daß er dabei, wie rs den Zeiten entsprach, mehr die eigene Autokratie, als die sogenannte Freiheit des Volkes im Sinne hatte. Die verrathene Verschwörung endete mit seiner Enthauptung an der Riesentreppe des Dogenpalastes. Ein wirklicher Dichter von großem Talent würde mehr Gewicht auf Marino's politische Gründe gelegt haben, Murad Hal zu sehr nur den Ehrgeiz des liebenden Herzens hervor gekehrt; dadurch wurde der Stofs wohl bühnenpraktisch behandelt, aber keineswegs ihm historisch und zugleich poetisch Genüge geleistet. Das Theaterpublicum verliert für den augenblicklichen Genuß dabei nichts; eS wird sich an der Wiederholung des Stückes erbanen. Jnscenitt war es vortrefflich, mit tactvollem Ausland gegen die Geschichte. Herr Porth übertraf als Doge alle Ermattungen und gab fo sehr eine seiner besten Leistungen, daß sie dem Stücke das Leben erhöhen nnd zu einer wiederholten Besprechung erfreulich auffordern muß. Otto Banck. Die dritte Soiree für Kammermusik am 26. ds. unter Mitwirkung der k. f. Kämmervittuosin Fräulein Mary Krebs begann mit Beethoven's Quartett op. I27. Es gehört zu jenen seiner letzten Zeit, die an seine Worte gegen Schuppanzigh erinnern: „Meint er, ich denke an eine elende Violine, wenn ich ein Quartett schreibe?" Wie ein Gcisterreigen der Gedanken wallt es dann auf und ab, sich widerstrebend, fließend und doch wieder innig verschlungen, entrückt unser Gcmüth, seine Regungen und Träumereien mit immer kühnen», zu freien Weiten düngenden Aufschwung der Phantasie in ungeahnte Femen, in eine verklärte Perspective der Tonpoesie, erfaßt unser Empfinden mit erhebendem und zugleich mystischem Sehnen, zieht die Seele zu einem dem Irdischen cntstrebenden „Hinauf! Hinauf!" empor. Hierin sind die letzten Schöpfungen Beethoven s alle eng ver wandt, aber auch in den musikalischen Formen und Aus^
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