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Dresdner Journal : 23.01.1869
- Erscheinungsdatum
- 1869-01-23
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-186901231
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18690123
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18690123
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1869
-
Monat
1869-01
- Tag 1869-01-23
-
Monat
1869-01
-
Jahr
1869
- Titel
- Dresdner Journal : 23.01.1869
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M 18 Sonnabend, den 23. Januar. 1869 Dres-nerHaurnal Verantwortlicher Redacteur: I. G. Hartmann. »»srrotenpretst: RLr 8«» «io«r keil«! 1 Hss» rillt«! „Lillee««llät" a»« r«u«: 3 Kxr. rrsttzt«»«. DtUllvN, mit x»««km« a-r So»» o»ä r«l«rt»U», ^d«»a> für ä«Q k»lk«»a«» r«G I»vr»»O««» tritt j»drU«i> 3 ^lr. 8t»mk»«le«btidr, «i»»»«ri»»ii> a»» kior-a. Sn»ä«> ko«t >»ä 8t»ml>«l«u»okl«^ >>i»«t. gezwungen und barok, auch überderb und platt, sein Humor ist nicht frisch und ursprünglich, sondern reflec- tirt, in der Musik schwerfällig. Und die Ironie und Verspottung in der Musik wird um so wcuiger faßlich und wirksam, als sic sich dem Ohr wenig gefällig und steif, zu breit und beharrlich ergeht. Nur der feine, gemüthliche Humor von Hans Sachs ist vorzüglich gelungen. Fast sämmtliche kritische Berichte über die Münchner Aufführung, die enthusiasmusberauschtcn der Freunde wie die pikanten der musikalischen Gegner Wagncr's, legen den Schwerpunkt ihres Urtheils auf die Dichtung und auf den Gesammteindruck und vermeiden ein spe- ciellercs Eingehen auf die Musik. Dies ist eine natür liche Folge von dem neuen Musik- und Opernsystem Wagner's. Nach bisheriger Annahme und Praxis bemächtigte sich die Musik in der Oper und zwar der Gesang, dem sich das Orchester unterordncte — ohne Worte, Gedanken und Handlung zu vernachlässigen — der Gefühle und Cee- lenzustände; denn dies ist ihr Kunstgebiet. Sie ver weilte bei ihnen, nm sic in ihren innersten Regungen, Cvnflicten und unaussprechlichen Abstufungen zum schönsten Tonausdruck zu gestalten. Selbstständig, in dem der Text nur ihr Anhalt und dienender Interpret wurde, bildete sie die ihr eigenen Kunstformen für diesen Ausdruck. Und damit sind nicht starr bleibende gemeint. Die Formen müssen nach Zeit und Bcdürf- niß der musikalischen Gedanken sich fortschreitend und frei wandeln. Nur die Grundgesetze schöner Kunstform überhaupt werden immer leitend bleiben. Wagner hat dies Verhältniß umgekehrt. Nach ihm bestand der Jrrthum in der Oper eben darin, daß rin Mittel des Ausdrucks (Musik) zum Zwecke, der Zweck deS Ausdrucks (poetische- Drama) zum Mittel gebraucht den türkisch - griechischen Covflict bezüglichen De- peschen werden nicht in daS Gelbbuch aufgenom men, sondern in einem Supplementband veröffent licht werden. Die „Aranee" dementirt die Nachricht, daß Dje- mil Pascha die in der Declaration der Conferenz formulirten Principien nur unter Reserven accep- tirt habe. Der „Constitutionnel" dementirt die Zeitungs- Nachricht, die russische Regierung habe vom fran- zöfischen Cabinet Aufklärungen über das Verhal ten deS französischen ConsulS in Kanea gefordert. Florenz, Donnerstag,21.Januar. (Tcl.d.Pr.) In Piemont sind neuerdings ernste Unruhen we gen der Mahlsteuer ausgebrochen r eS kam zu Ca- fette, Brandizo, Carianano und Venezia bei Turin zu blutigen Scenen. Mehrere Todte und Verwun dete blieven auf dem Platze: Hunderte von Ruhe störern wurden verhaftet. (Vergl. unter „Tages geschichte*.) Die Abreise des Königs nach Neapel wurde auf den 28. oder 30. Januar festgesetzt. Die Reise findet über Foggia und Benevent statt. Tagesgeschichte. Berlin, 21. Januar. (B.Bl.) Sc. Majestät der König empfing heute Vormittag den mit cinem Hand schreiben aus Koburg hier eingetroffenen Flügeladju tanten des Herzogs von Sachscn-Koburg-Gotha, Major v. Hahnke, und hatte Nachmittags nach einer Spazier fahrt Besprechungen mit dem Ministerpräsidenten Gra fen Bismarck. Abends 8 Uhr fand im hiesigen C chlossc Cour und darauf im Weißen Saale ein Concert statt. — Durch Beschluß des Reichstags des Nord deutschen Bundes vom 9. Juni v. I. ist der Bun deskanzler ersucht worden, die Organisation eines BundesconsulatsinPesth mit möglichster Beschleunigung zu veranlassen. Auf die desfallsige Vorlage des letztem hat der Bundesrath diesen Be schluß in der Sitzung vom 22. Juni v. I. dem Aus schüsse für Handel und Verkehr zur Berichterstattung überwiesen. Da die VerkehrSbcziehungen mit Ungarn durch die fortschreitende Entwickelung der Commuuica- tionsmittel in diesem Lande eine gesteigerte Bedeutung gewonnen haben, und die wesentliche Acnderung, welche sich in der Verwaltung Ungarns neuerdings vollzogen hat, die Einrichtung einer Vertretung der kommerziellen Interessen an dem Ccntralpunkte des ungarischen Ver kehrs und der ungarischen Verwaltung erheischen, so ist von dem Ausschüsse beantragt worden, der Buudcs- rath wolle sich, vorbehältlich der Genehmigung des Reichstags, damit einverstanden erklären, daß in Pesth ein besoldetes Bundesconsulat errichtet werde und die zu dessen Datirung erforderlichen Mittel, nämlich den Gehalt für den Consul und einen Büreaubeamtcn mit resp. 5000 Thlr. und 800 Thlr., bereits für sas Jahr 1869 flüssig gemacht werden. In der Sitzung vom 15. v. M. hat der Bundesrath, wie der „St.-Anz." meldet, diesem Anträge gemäß Beschluß gefaßt. — In der heutigen Sitzung des Abgeordnetenhauses wurde durch den KriegsMinister ein Gesetzentwurf ein gebracht, betreffend die Ausdehnung des Gesetzes vom 7. October 1865 über die Errichtung und Erhaltung von Marksteinen behufs der zur Legung eines trigono metrischen Netzes über die sechs östlichen Provinzen der Monarchie zu bestimmenden Punkte auf den übrigen Umfang der Monarchie mit Ausschluß der hohenzollcrn- schcn Lande und des Jahdcgcbiets. Der Gesetzentwurf wurde zur Schlußberathung gestellt. — Der erste Ge genstand der Tagesordnung betraf: Fortsetzung der Vor- berathung im ganzen Hause über den Gesetzentwurf, betreffend die Gerichtsbarkeit und das gerichtliche Ver fahren in Ehe- und Verlöbnißsachen in der Provinz Hannover. Nachdem der Abg. Grumbrecht zu 8 8, der Abg. Gottschewskt zu 8 29, der Abg. Twesten zu 8 33 arsprochcn und der Justizministcr den Abgg. Gott schewski und Twesten geantwortet hatte, wurden die Amtlicher Theil. DreSdn», 16. Januar. Sc. Königliche Majestät habt» dem Herzog!, braunschweigischen -ammerhrrm, Georg von Miltitz aus Siebeneichen zu gestatten ge ruht, den ihm verliehenen Character al» Herzog!, braun schweigischer Ober-Kammerherr mit dem Titel: „Ex- cellenz* in hiesigen Landen zu führen. Dresden, 20. Januar. Se. Königliche Majestät haben dem CommissionSrathe 0r. Franz Ludwig Runde allhier das Ritterkreuz des Verdienstordens zu verleihen allergnädigst geruht. HLrU-k- «rU».—«»r » « l» „ Üa»»Ui<:t>: — » li „ U1»»«w« ttll»u»«!0 1 „ führt. Denn einem verzopften Tabulaturpoetcn, wie Beckmesser, gebührt die Caricatur. Und unwidersteh liche Macht des Moments oder Absicht haben Wunder liches gefügt. Held Walther vertritt gerade am wenig sten in der Oper die Zukunftsmusik; gerade er ist der Hauptträger der schönen Melodie, der musikalischen Form — wenn er begeistert wird, läßt er das System Wagner's bei Seite. Und wenn wir von dieser persönlichen Bedeutung ganz absehcn, so bleibt als stets giltiger Kern der Hand lung der siegende Kampf der idealen, begcisterungsvollen Dichtung, des freien Gedankens, gegen schulmäßig be schränkte geistlose Kunstausübung. Das Süjet ist höchst glücklich erfunden und ist durch und durch national; es führt uns in eine reale Welt, rin Sittenbild aus dem deutschen Städte- und Bürgerlebrn, von einfachen Verhältnissen bewegt, von Leid und Freud' schlichter Menschen erfüllt. Hat der Text auch seine besondern Schrullen und sprachlich sehr angreifbare Schwächen, er ist doch treu und wahr im Colorit der Zeit, haus backen derb und doch auch poetisch empfunden; die Si tuationen entwickeln sich natürlich und bis ins kleinste scenische Detail der Wirklichkeit gemäß; nichts Unge höriges ist zum Effect herbeiarzogen. Das Preissingen Beckmesser'- nur wird in seiner Art unwahrscheinlich. Hauptschwäche ist die ungemeine Dehnung und das umständliche Vorschreiten einer sehr einfachen Handlung, ein selbstgefälliges Sichverlirrrn und weitschweifiges Ausführen von Reden und Gesprächen, und Mangel an wirklicher Komik und an Humor. Wagner hat sein Werk zwar nicht „komische Oper* genannt — es ist eine Cvmödie mit Musik, aber Komik soll dennoch offenbar darin sein. Diese ist indeß Wagner nicht gegeben. Die Situationen und Figuren dazu sind wobt gefunden, aber nicht die Ausführung: seine Komik wird fast strt» VertheidiaerS, 0r. jur. Braunfels, wurde der Angeklagte der betreffenden Beleidigungen für schuldig erkannt, jedoch in Anbetracht mildernder Umstände in eine Geld buße von 17 Fl. 30 Kr. verurtheilt. FlenSburg, 19.Januar. (H. N.) Die „dänischen Volkshochschulen" scheinen jetzt in Nordschleswig eine Nolle zu spielen und sind einige bereits in ver schiedenen Gegenden entstanden, andere thcilwcise noch im Projekte. Auch in dem uns nahe liegenden Sun- dewitt wird jetzt für eine solche Schule gewirkt, ob schon die Realschule in Sonderburg erweitert werden soll. Wie wir böreu, laden 46 Landleute daselbst ihre Gcsinnttngsgenossen zu einer Versammlung in UUerup ein, um das Nähere zu bestimmen. * Weimar, 2l. Januar. Der Zusammentritt des Landtags unsers Großherzogthums, welcher auf den 25. d. Mts. anbrraumt war, ist um 8 Tage ver schoben worden und wird also erst am 1. Februar stattfinden. Lübeck, 20. Januar. (H. N.) Die Kosten der Her stellung aller durch den Zollanschluß erforderlich gewordenen Bauten hat vorläufig die Schuldtntilguugs- kasse, insoweit diese nicht ausreichte, die Rcservckasse getragen, allerdings mit der Bestimmung, daß die defi nitive Entscheidung darüber, aus welchen Fonds diese Kosten endgiltig zu bestreiten seien, noch Vorbehalten blieb. Jetzt wird der Senat bei der Bürgerschaft be antragen, daß diese Kosten, bis jetzt im Gesammt- belauf von 104,000 Mark, auf die Nachstcucrerträge augewiesen werden; die Bürgerschaft hat diesen Antrag befürwortet, obwohl über die wirkliche Höbe jener Nach- steuererträge osficiclle Mitthcilungen nicht vorliegen - und nur als Behauptung, dieselben beliefen sich auf mehr als 900,000 Mark, keinen amtlichen Widerspruch erfahren hat. Eßlingen, 20. Januar. (Schw. M.) Gestern fand vor dem Gerichtshöfe die öffentliche Verhandlung statt in der Strafklagesache der preußischen Staatsre- gierung, bez. des Gesammtministeriums und des Mi nisteriums des Auswärtigen, bez. des Ministers Grafen Bismarck gegen den Nedacteur des „Beobachters", Karl Mayer von Stuttgart. Das Erkenntniß lautet auf 6 Wochen Festungsstrafe und 100 Fl. Geldbuße, unent geltliche Veröffentlichung und Tragung der Kosten. Wien, 20. Januar. (W.Bl.) Dem Vernehmen nach werden sich Ihre Majestäten der Kaiser und die Kaiserin am 27. oder 28. d. von hier nach Agram begeben. — Graf Leo Thun hat vorgestern seine Pil gerfahrt nach Nom angetreten. — Vor Kurzem machte eine Notiz die Runde durch alle Blätter, wonach zwi schen einem russischen Obersten und einem entlassenen österreichisch^ Hauptmann ein Duell ftattgesunden hätte und wobei der Oberst erschossen wurde. Wie nun die „Mil.-Z." erzählt, ist diese Nachricht unwahr; einer der Bctheiligtcn soll dieselbe in Umlauf gesetzt haben. — Zwischen den Ministerien des Cultns und öffentlichen Unterrichts, des Innern und der Justiz sind seit einigen Wochen Verhandlungen im Gange wegen Regelung der Ehen- und Personalstandsverhältnissc der jenigen Personen, die sich zu keiner anerkannten Ne- ligionsgesellschaft bekennen. Eine andere Lücke in den bestehenden gesetzlichen Vorschriften bezüglich des Vor ganges bei der Entgegennahme von Uebertrittscrklä- rungen von Seite der politischen Behörden dürfte in Kürze durch eine Verordnung des Kultusministeriums und des Ministeriums des Innern ergänzt werden. — Die Beantwortung der Interpellation bezüglich Dalmatiens hat in dieser Provinz die allgemeinste Befriedigung hcrvorgerufcn. Aus allen Theilen Dal matiens sind an die Regierung und an Abgeordnete Zustimmungs- und Danktelegramme eingelau fen für den Entscheid, daß Dalmatien bei Cisleitha- nien verbleiben soll. Die „Presse" bringt eine Reihe solcher Zustimmungstelegramme aus Zara, Nagusa, Sebenico und Spalato. — Der Wehrausschuß des Abgeordnetenhauses ist vorgestern Abend zusammengetretcn, um das Gesetz über die Errichtung der Landwehr in Berathung zu ziehen. Feuilleton. K. Hoftheater. Donnerstag, den 21. Januar, wurden zum ersten Male „Die Meistersinger von Nürnberg", große Oper in 3 Acten von Richard Wagner, gegeben. Die Münchner erste Aufsühruna dieser Oper, die in der That ein musikalisches Ereignis von allgemeinstem Kunstintrresse war, hat damals eine solche Fülle von ausführlichen und mannichfachen Be sprechungen und Betrachtungen in der gelammten deut schen Presse hervorgrrufen, daß kaum noch Neues zu sagen übrig bleiben möchte. Alle Musikfreunde — seit lange ohnedies mit Wagner's Musik vertraut — haben sich jedenfalls genugsam über dies Werk unterrichtet, um mit solcher Vorbereitung um so leichter sich über den Eindruck desselben möglichst klar zu werden. Einige wettere Beiträge dazu seien nach dieser ersten Darstel lung in Folgendem gegeben. Wir wissen durch jene Berichte und durch Wagner selbst, daß er dem somnambulen Idealismus in einigen seiner Opern ein Stück von alltäglicher Realität, daß er dem „Tannhäuser" ein Satirspiel gegrnüberstellen wollte. Daraus wurden endlich die „Meistersinger", und in Wahrheit auch satirisch. Walther ist Wagner selbst; die pedantischen Meistersänger, die Singzunft- meiker, sind die dem Wesen der Zukunstsmusik wider strebenden Musiker, Beckmesser repräsentirt bei ihnen die äußerste „Rechte". Der biedere, grmüthvolle, echt- deutsche Han» Sach- (Spohr?) ist der Vermittler in diesem Gegensätze; er kennt die alten Regeln wohl, aber dir neue Weise hat sein Herz tief getroffen, er begreift da- Gebot der Zukunft. Diese satirische Be deutung ist »war mit freundlicher Seldsiderückfichttgung, aber auch höchst maßvoll und ohne verletzende Tendenz und sogar zu einem versöhnende» Lompromtß durchge- wurde. Die Poesie nur soll bei ihm Herrscherin sein, die Musik Dienerin. Diese soll sich dem Wort und Gedanken in erhöhender Declamativn und dramatischem Ausdruck streng (ohne Wortwiedcrholung und Verwei len) anschließen. Die Poesie bedarf ihrer dazu als klingender Interpret und bestimmt allein auch ihre for melle Haltung; in der Poesie ist die Musik schon dich terisch construirt. Und der Hauptantheil daran fällt dem Orchester zu, in dessen Musik die Worte gesang lich declamirt, gesprochen oder gesungen hineinklingen. Das Orchester hat zur gesanglichen Deklamation an erster Stelle die Worte, Empfindungen, Handlung und auch Spiel aufs Epeciellste zu illnstrircn, die Personen zu bezeichnen, die Situation zu charakterisiren und da bei die Grundstimmung der Scene malerisch festzuhal ten. Das Orchester spinnt den Faden der „unendlichen Melodie" auch der unendlichen Tonmodulation, der fast nur durch die Aktschlüsse abreißt; es bildet die musikalische Athmosphäre des Ganzen, aus der sich nur- zeitweise der Gesang herrschend erhebt — und dann bei aller Eigenthümlichkeit sich doch an alter Väter Art anschließend. Die künstlerische Ueberzeugung, di« Consequenz und daS außerordentliche poetische Talent, womit Wagner seine Principien verfolgt, müssen wir aufrichtig achten, und daß er jetzt allein die deutsche Oper in bedeu tender und geistvoller Weise repräsentirt, daß er einen tief greifenden ynd in vielen Punkten wohlthätig und kunstsinnig reformtrrnden Einfluß auSübt — wenn auch keineswegs durch unbedingte Nachahmung — wird Nie mand in Abrede stellen. Dir scenische Gesammtwirkung der „Meistersinger" ist von einer ungemeinen Einheit, und bet aller sich regenden Langeweile doch von unvergleichlicher Natür lichkeit und malerischer Gegenständlichkeit der Hand- von den Letztem gestellten Anträge abgclehnt und die einzelnen Paragraphen des Gesetzes, sowie dieses im Ganzen, angenommen, § 38 mit dem vom Abg. Gra sen Schwenn beantragten Zusatze: dieses Gesetz tritt am 1. April 1869 in Kraft. — Es folgten in der Tagesordnung: Mündlicher Bericht der Juslizcommis- sion über den aus dem Herrcnhause an das Haus der Abgeordneten gelangten Entwurf eines Gesetzes, bctr. die Aufhebung einiger, in einem Tbcilc Wcstpreußens noch geltendrn Bestimmungen der Instruction für die westpreußische Regierung vom 21. September 1773. Der Berichterstatter Abg. Lesse befürwortete die An nahme dieses Gesetzentwurfs. — Die dritte Nummer der Tagesordnung betraf: Bericht der Commission zur Prüfung des Staatshaushaltsetats über den Entwurf eine» Gesetzes, betreffend die Fortdauer des in dem Gesetz vom 6. März 1868 eröffneten Credits von 5,000,000 Thlr. Das Haus trat ohne Diskussion der Regierungsvorlage bei. — Es folgte darauf: Zusam menstellung des von den Abgg vr. Becker, Wölfel, Sachse und Genossen beantragten Gesetzentwurfs, be treffend einen Zusatz zu 8 25 des Gesetzes über die Eisenbahnunternehmungen vom 3. November 1838, mit der bei der Vorberathung über diesen im Plenum er folgten Bcschlußnahme. Das Haus trat auch diesem Gesetzentwurf ohne Debatte bei. — Die Verordnung über die Beschlagnahme des Vermögens des Königs Georg ist bekanntlich in einer Commission des Abgeordnetenhauses vorbe- rathen worden und wird auf Grund des von der Com mission erstatteten Berichts vermuthlich in der nächsten Woche zur öffentlichen Berathung gelangen. Die große Mehrheit der Commission erklärte sich nach sorgfältiger Erörterung für die Genehmigung der in der Regie rungsvorlage ausgesprochenen Beschlagnahme. Gleich zeitig wurde jedoch unter Zustimmung der Negierung beschlossen, daß die Wiedcraufhebung der Beschlagnahme nur auf dem Wege der Gesetzgebung, d. h. durch Ue bereinstimmung der Regierung und beider Häuser des Landtags solle erfolgen können. Durch dieses Ergeb niß ihrer gejammten Bcrathungen glaubt die Commis sion den Beweis geführt zu sehen, daß sie in ihrer ganz überwiegenden Mehrheit sich in Uebercinstimmung mit der Auffassung befindet, welche in dieser Angele genheit die königliche Staatsrcgicrung geleitet hat, und daß eine Verschiedenheit der Ansichten im Wesentlichen nur darin ihren Grund hatte, daß mehrere Mitglieder der Commission noch wcitergehende Maßregeln getroffen zu sehen wünschten, als diejenigen sind, welche die kö nigliche Staatsrcgicrung bei der gegenwärtigen Sach lage für ausreichend erachtete. — Der hiesige Apotheker Cöhn war bekanntlich auch in zweiter Instanz bei der Verhandlung seines Betrngsproccsscs verurtheilt worden und hatte dagegen die Nichtigkeitsbeschwerde beim königl. Obertribunal eingelegt. Der höchste Gerichtshof hat nunmehr die Nichtigkeitsbeschwerde zurückgewicsen, so daß das Ur theil, welches auf fünfjährige Gcfängnißstrafe und 1000 Thlr. Geldbuße lautet, in Rechtskraft tritt. — Die Zahl der Prcßprocesse, welche hier (in Berlin) im Jahre 1868 (vor der 7. Deputation des Criminalgenchts) verhandelt wurden, betrug, nach der „N. Pr. Z.*, im Ganzen 33, von denen 10 mit Frei sprechung, die übrigen 23 mit Verurteilungen von zu sammen 21 Wochen Gefängniß und 926 Thlr. 18Sgr. Geldbuße endeten. Die Zahl der Processe sowohl wie die Summe des Strafmaßes blieb dies Jahr hinter der jenigen des vorigen Jahres zurück. Frankfurt a. M., 21. Januar. (Fr. I.) Heute fand in der Anklage fache der Staatsanwaltschaft ge gen den verantwortlichen Redakteur der „Frankfurter Zeitung", Herrn Fried, wegen anläßlich der Bespre chung der Braun'schcn Broschüre begangener Beleidi- aung der preußischen Generäle der Mainarmec im Jahre 1866 in Bezug auf die Ausübung ihres Dien stes, vor der Strafkammer die Schlußverhandlung statt. Nach einem sehr ausführlichen Plaidoyer sowohl von Seiten des Staatsanwalts Ittenbach, als auch des k» Oowmi»Io»Ir ck«» vr«»6o«r «t>«»8».: H. knol.«», Koo«!, koxr; UxwdVss-NtrU»- Voai.«», U«rU». O»»riv!i'»cl>« vucdk., kmxxr«»'» Lur«»u, kvovl.?» ölom; Lrvmea: 8cul.orr«; Ur«»I»o: I,. Kimon»'» Xnnoneouburvxu, .Ix»««, Ni«L L k»iiv»v, Urx-IrMi't «.U.: ^xxoix'sol»« UueUK.; Lil»! ^v. NtvxLL». vxri»: llxvx», üvi.l.ixx LOo., (8, kl«e« ä« I» Lour»«); Uuidt».« Vi«»: ^l.. Orrii-i«. chera«»grvrr: LSvißl. kxpsäition ä«» vr«,äo«r ^ouro»I«, vr«»ä»», 3l»ri«»»trm« Ao. 7. Nichtamtlicher Theil. Uebersicht. Telegraphische Nachrichten. TagcSgeschichte. Berlin: Hofnachricht. BundeScou- sulat in Pesth. Vom Landtage. Proccß Cöhn. l.» Preßproceffe. — Frankfurt a. M.: Verurtheilung. Lt— FlenSburg: Dänische Volkshochschulen. — Weimar: Landtagszusammentritt verschoben. — Lübeck: Zollanschlußkosten.— Wien: Tagesbericht. —Pesth: Fusion der Oppositionsparteien gescheitert. — Pari-: Da- Blaubuch über da- Versammlungsrecht. Zuflucht-Haus für genesende Arbeiter. Aufstand in Millan unterdrückt. — Florenz und Rom: Tages bericht. — London: Processe. Vom Cap. — Ko penhagen: Wehrpflichtgesrtz. — St. Petersburg: f Griechische Proclamationen. Geldsendungen nach Athen. Ernennungen. — Warschau: Häuserexpro- priatton. Schützenclub aufgelöst. Denkmal in Kieff. — Bukarest: Banket. Ernennungen, Versetzungen rc. im öffentl. Dienste. Dresdner Nachrichten. Provinzialnachrichten. (Leipzig. Chemnitz. Waldheim.) Gerichtsverhandlungen. (Chemnitz.) Vermischtes. Telegraphische Nachrichten. Brüssel, Freitag, 22. Januar, Morgens. (W. T. B.) Der Kronprinz ist heute Nacht gestorben. (Kronprinz Leopold, Herzog von Brabant, Graf von Hcnnegau, Herzog zu Sachsen, wurde am 12. Juni 1859 geboren und war der einzige Sohn des Königs Leopold II.) Wien, Freitag, 22. Januar. (W. T. B.) Der Prinz und die Prinzessin von Wales find gestern Abend hier ringetroffen und wurden auf dem Bahn- Hofe vom Kaiser, welcher mit dem Großkreuz deS BathordenS geschmückt war, sowie vom Personal der englischen und der dänischen Gesandtschaft em pfangen. Die amtliche „Wiener Zeitung" publicirt die kaiserliche Ernennung von 2V lebenslänglichen Her- renhausmitgliedern verschiedener Stände. (Die „Boh." giebt folgende Liste der Ernannten: Arncth, Kürst Adolph Auersperg, Baron Burg, Graf Couden- Hove, Graf Desfours-Walderode, Bürgermeister Dietl, Graf Dubsky, Baron Härdtl, Ritter v. Hein, Geh. Rath Heisler, Baron Herring, Geh. Rath Hye, Graf Kolowrat, Krasicky, Ledcbour, Fürst Karl Lobkowitz, Professor Neumann, Fabrikbesitzer Stark, Hofrath Unger, Handelskammerpräsident Winterstein ) Ferner publicirt das amtliche Blatt den zwi schen Oesterreich und der Schweiz abgeschlossenen Handelsvertrag vom 14. Juli 1868. Paris, Donnerstag, 21. Januar, Abends. (W. T. B.) DaS „Journal officiel" schreibt in seiner Abendausgabe: Die Conferenz hat bescklossen, die nunmehr unterzeichnete Erklärung durch Vermitte lung deS Vorsitzenden der Conferenz der Regierung des Königs GkvrgioS zuaehen zu lassen und die Antwort der griechischen Regirrunb abzuwarten, um alSdann dir Berathunaen definitiv zu schließen. DaS Conferenzprotokoll ist gestern von den Be vollmächtigten unterzeichnet worden. — Die auf
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