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Wochenblatt für Reichenvmnd, Siegmar, Neustadt und Rabenstein. Dieses Blatt wird an jede Haushaltung der obigen Gemeinden unentgeltlich vertheilt. 25. Sonnabend, den 27. Juni 1903. Erscheint jeden Sonnabend Nachmittags. Anzeigen werden in der Expedition Meichenbrand, Pelzmühlenstraße 47 v), sowie von den Herren Barbier Bast in Reichenbrand, Buchhändler Clemens Bahner in Siegmar und Kaufmann Emil Winter in Rabenstein entgegeugenommen und pro Ispaltige Corpuszeile mit 10 Pfg. berechnet. Für Inserate größeren Umfangs und bei öfteren Wiederholungen wird entsprechender Rabatt, jedoch nur nach vorheriger Vereinbarung, bewilligt. Bekanntmachung. Nachdem die Königliche Amtshauptmannschaft mit dem ihr beigeordneten Bezirksausschuß auf Grund von Z 5 der von ihr erlassenen Polizeiordnung, die Beaufsichtigung von Mietwohnungen, sowie der zum Aufenthalte von Dienst boten, Gewerbsgehilfen, Lehrlingen und Arbeitern bestimmten Räume betreffend, vom 18. März 1903, beschlossen hat, daß die Gemeinde Rcichenbrand dieser Polizeiverordnung zu unterstellen ist, wird solches mit dem Bemerken hier durch zur öffentlichen Kenntnis gebracht, daß die Polizeiverordnung am L. Juli in Kraft tritt. Zur Besichtigung der Mietwohnungen pp. hat der Gemeinderat für die hiesige Gemeinde die Herren: Lehngutsbesitzer Carl Claus, Gasthofsbesitzer Oswald Weudler, Hausbesitzer und Buchhalter Otto Grünert und Handelsmann Hermann Helbig als Wohnungspfleger gewählt. Dieselben sind heute amtlich in Pflicht genommen, mit Ausweis versehen und einem Jeden der Wirkungskreis zugewiesen worden. Rcichenbrand, den 26. Juni 1903. Der Gemcindcvorstand. Aogek. BeLElmachmigi Die diesjährigen öffentlichen Impfungen in Rabenstein mit den beiden Rittergütern Nieder- und Oberrabenstein finden durch den Jmpfarzt Herrn vr. meä. Gebauer wie folgt statt: I die Erstimpfungen: Dienstag, den 23. Juni 1903 von 3 Ahr nachmittags für die Impf linge der Anfangsbuchstaben K—11 des Familiennamens. (Nachschau: Piens- tag, den 30. Juni 1903 nachmittags 3 Mr) und Mittwoch, den 24. Juni 1903 nachmittags 3 Mr für die Impflinge der Anfangsbuchstaben X—2 des Familiennamens. (Nachschau: Mittwoch, den 1. Juki 1903 nachmittags 3 Mr) in Aurich s Restauration, Talstraffe 8. II- die Wiederimpfung der Volksschüler: Montag, den 22. Juni 1903 vormittags 11 Ahr für die Knaben im Lehrzimmer des Herrn Rau (Nr. 5 mittlere Schule). (Nachschau: Montag, den 29. Juni 1903 vormittags 11 Ahr) und Areitag, den 26. Juni 1903 vormittags 11 Mr für die Mädchen im Lehrzimmer des Herrn Kantor Schönherr (Nr. 1 Kirchschule). (Nachschau: Kreitag, den 3. Juki 1903 vormittags 11 Ahr). Jmpfpflichtig sind im laufenden Jahre: I diejenigen Kinder, a) welche im Jahre 1902 geboren sind, und nicht bereits nach ärztlichem Zeugnis die natürlichen Blattern überstanden haben, b) welche in früheren Jahren geboren sind und der Jmpfpflicht noch nicht genügt haben, oder wegen Krankheit ärztlicherseits von der Impfung vorläufig befreit oder in den beiden letzten Jahren ohne Erfolg geimpft worden sind; II diejenigen Zöglinge öffentlicher Lehranstalten und Privatanstalten und Privatschulen, mit Ausnahme der Fortbildungsschulen, u) welche im Jahre 1891 geboren sind und nicht bereits nach ärztlichem Zeugnis in den letzten 5 Jahren die natürlichen Blattern überstanden haben oder mit Erfolg geimpft worden sind; b) welche in früheren Jahren geboren sind und der Jmpfpflicht noch nicht genügt haben, oder wegen Krankheit ärztlicherseits von der Wieder impfung vorläufig befreit oder in den letzten beiden Jahren erfolglos Wiedergeimpft worden sind. Alle Eltern, Pflegeeltern und Vormünder von Jmpfpflichtigen werden blermst au^ekprdert^in .de^ucheraumtcu .Jn;p^ Kinder oder Meac- befohlenen zur Impfung zu bringen oder die Befreiung von der Impfung durch ärztliche Zeugnisse nachzuweisen. Aus einem Hause, in welchem ansteckende Krankheiten, wie Scharlach, Masern, Diphtherie, Croup, Keuchhusten, Flecktyphus, rosenartige Entzündungen oder die natürlichen Pocken herrschen, dürfen die Impflinge zum allgemeinen Impftermin nicht erscheinen bezw. gebracht werden. Diejenigen, welche ihre Kinder oder Pflegebefohlenen durch Privatärzte impfen lassen, haben vis 15. Hktover dieses Jahres mittelst der vorgeschriebenen Bescheinigungen hier nachzuweisen, daß die Impfung erfolgt ist, oder aus einem gesetzlichen Grund zu unterbleiben hat. Nichtbeachtung dieser Vorschriften wird nach § 14 des Reichsimpfgesetzes vom 8. April 1874 mit einer Geldstrafe bis zu 20 Mark bestraft. Rabenstein, am 19. Juni 1903. Der Gemeindevorstand. Wilsdorf. Sitzung des Gemeinderates zu Rabenstein vom 18. Juni 1903. 1. werden in den Armensachen: Preiß, Dost, Barth und Sonntag Erhöhung der laufenden Unterstützungen bewilligt, bez. die Regreßnahme beschlossen und Kennt nis genommen; 2. zu einer Dismembrationssache Bedenken nicht erhoben; 3. vier Ausleihungen von Sparkassengeldern in Gemäßheit der Beschlüsse des Sparkassenausschusses genehmigt; 4. die abgelegten und öffentlich ausgelegenen Ge meinde- rc. Rechnungen von 1902 dem Finanzausschüsse zur Prüfung und Berichterstattung überwiesen; 5. eine Gehaltsregulierung und Normierung der Entschädigung für Schreibhilfe beschlossen; 6. die Rückgabe einer Straßenbaukaution genehmigt, die Uebernahme einer Straße in gemeindliche Unter haltung aber wegen der z. Zt. entgegenstehenden ge setzlichen Bestimmungen abgelehnt; 7. wird die Heranziehung eines Bauunternehmers gemäß § 17 des Wegebauges. und die Ermächtigung zu einem Vergleich beschlossen; 8. wird der Ortsschätzungsausschuß für die Schlacht viehversicherung für die nächsten 3 Jahre wieder- und bez. Herr Gutsbesitzer Karte als stellvertretender Vertreter der Gemeindebehörde nengewählt; 9. werden die Bauvorschriften zu dem Bebauungs plan L gutgeheißen; gegen einige ministerielle Be stimmungen zu denselben soll jedoch um Dispensation eingekommen werden; 10. , ein Gesuch um Steuervergünstigung wird behufs weiterer Erörterung ausgesetzt; 11. erklärt man sich mit dem Bau einer Fußweg- und Schleusenanlage an der Chemnitzerstraße unter gewissen Bedingungen einverstanden; 12. , nach Absetzung einiger Gegenstände von der Tagesordnung erfolgen noch verschiedene geschäftliche Mitteilungen. Duni - Betrachtungen des Rentier Frohlieb Schmerzensreich. (Nachdruck verboten). Mitunter warm, dann wieder naß, — bekanntlich füllt das Schenn' und Faß, — so zog in freundlichem Gewand — der Juni frisch dckrch's ganze Land. — Er ging vorbei gar lieblich schön — mit Rosenblüh'n und Lustgetön, — doch rührte letzt'res nur zu sehr — am meisten von den Vögeln her. — Die Menschen hatten mehr zu tun, — als wie im Grünen froh zu ruh'n, — sie fuhr'n vielmehr in Reden groß, — im Wahlkampf auf einander los, — und wo es immer auch uur war, — am Gegner blieb kein gutes Haar. — Vom Jubel, wie in Wald und Flur, — war so bei ihnen keine Spur. — DoH halt! Das war nicht überall — in gleichem Maße wohl der Fall, — wie man in der und jener Stadt — in diesem Mond gesehen hat. — Dort zog mit freudevollem Sinn — die Schiitzengilde stolz dahin, — bei Musik, Schall und Paukenschlag — beging sie froh den Festestag, — und Tischlermeister Möbellack — ritr mit dem Kaufmann Pfeffersack, — zu Pferde kühn, in blanker Wehr — als Oberst und Major einher. — So stellt' zur Lust von Groß und Klein — das Schützenfest sich wieder ein — und es verlief, wie stets, famos, — wo's noch nicht war, da geht's noch los! — Des weit'ren klangen auch noch dann — viel Massenchörc himmelan, — mit wunderbaren Melodei», — im alten Frankfurt an dem Main; — wo kräftig deutscher Männerfang — im Wettstreit vor dem Kaiser rang, — der mahnend mit den Worten schied: — „Vor allem pflegt das deutsche Lied." — Indessen kam die Zeit heran, — da jeder gute deutsche Mann — er füllte seine Bürgerpflicht, — nur Bülow tat die seine nicht, — weil's ihm am Wahlentscheidungstag — angeblich in dem Magen lag. — Dem gings in Jericho noch schlecht, — wo Herbert Bismarck ihm mit Recht — vorwarf Verbeugungspolitik, — die er dem Aus land macht mit Chic. — Wir alle war'n der Meinung auch, — „Bücklinge find nicht Kanzlers Brauch!" — Was nun das Urnenresultat — gebracht für unsren deutschen Staat, — so war das Bild, das es uns bot, — im allgemeinen schwarz und rot. — Für'» Reichstag kam nichts andres 'raus: — „Mit neuen Mannen 's alte Haus!" — Erstmals tat auch die Schuldigkeit — der Jsolierraum weit und breit, — nur Sorau's Landrat ward gerügt, — weil eine Kiste ihm genügt. — Rheinbaben war zur Wahl nicht da, — der sah sich in Amerika — im Aankeelande rings herum — nach neuen Steuerquellen um! — In Frankreich sprach man stolz von Sieg —beim marokkan- schen Eintagskrieg. — Auch England hat das Kämpfen satt, — der Mullah setzte es schachmatt. — Rußland entdeckt' ein Attentat; — der Spanier, Türke und Kroat, — Italiens Söhne, der Bulgar, — der Alba nesen wilde Schar, — die schlugen in Europa's Ruud'