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Dresdner Journal : 12.04.1887
- Erscheinungsdatum
- 1887-04-12
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-188704128
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18870412
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18870412
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1887
-
Monat
1887-04
- Tag 1887-04-12
-
Monat
1887-04
-
Jahr
1887
- Titel
- Dresdner Journal : 12.04.1887
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O82. Dienstag, den 12. April, abends. 1887. Vv«»»»prel» r äovttcü«» . . . . 1> tritt?oot- »vä ^jRNrUvt»! 4 tlvk 40 ?f 8ttst,lp«I»o»ob1»A üivru. RiL»«Iit« Hunuoor» -10 4»NN»<!>xniix,ssedvLr»»« kür ü«» k»ow «mor »««p^Itovoo 2«il» Usiusr Nokritt 20 kr. Unter äi» 2»Us 40 kk. k«i 1'»b«U«»- o. LtL«r»»»t» «ntipr. Hok»oU»^. Lr»edei»v», lA^IioN nüt a« kann- o»a ?«!«rt»s» »k«oä^ DresdmrIMmal. 4vv»tim« ro» 4o»n»alr«»ss«» »lliM-et«, Lolpvt»: F>. Oo»wttüoL»r ä» Vroockovr ^ourmtti; A»»dvrU -KorU»-Vl«o 1->r,»I»»-kr»»i^Lr» ». tt.: La««utein kopier, NorU»-V1«-L»»d»r,. KroU-LolxttL-rr»»»!»» ». >.-Hüv«K«: L»ck. -So«», Kvrto Looäo» - I«rI1» ?r»»L1vrt » H IN>UU»rr: Da«ö« <4 60 / LorU»: /nvak-ckenckant, Ir«»«»! K. Schott«, Krott»»: I,. §ta«-rn'« L^rea» fLm«I La-ath-, 6-rU»» t- Kkaüo»-', ^ae?>/oi-«r, L»»»or»rr v. A«ä«i«r,' L»U» ». I.: F. Laret tt Oo. Zür die Gesamtleitung verantwortlich: Gtto Banck, Professor der titteratur- und Kunstgeschichte. Ser»»«,«dvr r NüniLl. Lrpockittoo äs« Drucks« 7o»nuü»^ vroick»», 2vin^»ntr»»— lko »0. Ämtlichcr Teil. vretden, 12. April. Se. Königliche Hoheit der Prinz Georg, Herzog zu Sachsen und Ihre König lichen Hoheiten die Prinzen Johann Georg, Max und Albert und Prinzessin Mathilde sind heute Vormittag l l Uhr 13 Min. nach Klagenfurt gereist. Nichtamtlicher Teil. Telegraphische Wachrichten. St. Petersburg, 12. April. (Tel. d. DreSdn. Journ.) Katkoff erklärt in der „Neuen Zeit", daß die ZritungSgerüchte, wonach er mit der Ne gierung wegen drS Verkaufs deS von ihm in Moskau begründeten LyceumS an die Krone unter- bandle, jeder Begründung entbehrten; da daS Lycra« nicht daS Privateigentum irgend einer Person sei, so könne eS nicht der Gegenstand eiaeS Kaufes oder Verkaufes sein. Bukarest, 11. April. (W. T. B.) Die Ab- geordnrtenkammer hat der Negierung die Ermäch tigung erteilt, daS provisorische Handel-Überein kommen mit Frankreich bis Ende d. I. zu ver längern und unter Zugrundelegung deS vei den letzten Handelskonventionen befolgten wirtschaft lichen Systems, sowie unter Sicherstellung der Lieh- und Getreideausfuhr, provisorische, bi» Ende d. I. dauernde Handelskonventionen auch mit anderen Staaten abzuschließen. Dresden, 12. April. Der Depeschenwechsel deS Reichskanzlers mit dem Geschäftsträger beim römischen Stuhle 1870—71. Großes Aufsehen erregte der seiner Zeit von der „Norddeutschen Allgemeinen Zeitung" veröffentlichte, auch von uns in Nr. 71 ves „Dresdner Journals" wiedergegebene Depeschenwechsel des Reich»- Kanzlers mit dem in den Jahren 1870 und 1871 zu Rom anwesenden deutschen Geschäftsträger. Durch diefe Aktenstücke wurde dargethan, daß der Kultur kampf mit dem Unfehlbarkettsdogma nichts zu thun hatte, sondern einzig und allein ein Werk deS Zentrums war. Neuerdings setzt die „Nordd Allg. Ztg." die Veröffentlichung dieser Aktenstücke fort. Sie sagt: Die in unserer Nummer vom 27. vor. MtS. aus dem Jahre 18^1 veröffentlichten Depeschen deS Reichs kanzlers und des damaligen deutschen Geschäftsträgers in Rom haben den Beweis dafür erbracht, daß der Ursprung der Verstimmung und später des Bruchs zwischen der Regierung und dem Papst in dem Ver halten d:S Zentrums zu suchen ist. Schon aus dieser Veröffentlichung ergiebt sich, daß daS vatikanische Konzil und daS UnfehlbarkeitS-Dogma mit dem An fang deS Kulturkampfes nichts zu thun hatten. Wir sind heute, namentlich im Hinblick auf unrichtige Aus führungen der Zentrum-presse, in der Lage, noch eine weitere Reihe von Aktenstücken jener Zeit zu veröffent lichen, aus denen hervorgeht, daß die Haltung der Regierung zu dem erwähnten Dogma eine abwartende war Trotz des unaufhörlichen Drängens des Ge sandten v. Arnim, wofür sich iu den Akten zahlreiche Belege vorfinden, hat die preußische Regierung eine strikte Zurückhaltung in dieser dogmatischen Frage für angezeigt gehalten und durch dieselbe keine Trübung ihres bisherigen guten Verhältnisses rum Papst eintreten lassen. Eine solche ist erst er folgt durch die in den früher veröffentlichten Depeschen charakterisierte Verstimmung gegenüber der römischen Diplomatie, nachdem die Kurie verweigert hatte, der Regierung gegen die Angriffe des^ zunächst noch Feuilleton. K. Hoftheater. — Neustadt. — Am 10. April: Goldfische. Lustspiel in 4 Akten von Franz Schön- than und Gustav Kadelburg. DaS neue Stück, dessen beide erste Akte sich mit Recht stets einer sehr entgegenkommenden Aufnahme erfreuen werden, hatte ein so volle- und wohlgestimm- teS Publikum versammelt, wie dies gewöhnlich zur Zeit der Osterfeiertage den Theaterbesucher er freut. Die männlichen Hauptrollen de» Schwanke» werden von den Herren Klein', Bauer und Swo boda mit frischem Humor und wa» den erstgenannten Künstler betrifft, mit einer außerordentlichen, durch Originalität und Feinheit anregenden Eharaklerzeichnung dargestellt. Diefe Episode ist allein schon de» Theater besuches wert. Auch die weiblichen Mitglieder über bieten sich an lobenswertem Fleiß. Frl. Basts stattet die Emmy mit sehr wahren Zügen treu nach dem Leben au», Frl. Flössel jpielt die mutwillige Witwe munter und temperamentvoll und Frl. Guinand ver steht die herbstliche wenig wählerische Heirat»lust der Mathilde v. Kosswitz mit Harmlosigkeit und Naturell in Scene zu setzen. In der Rolle de» Erich v. Felsen vertrat ein Vast, Hr. Paul vom Hoftheater in Karlsruhe, die Stelle de» Hrn. v. d. Osten. Er entfaltete zunächst jene» Element, welche» an sich schon die Rollen- darstkUung junger leben»froher Offiziere, die sich in Mußestunden amüsieren und möglichst früh verheiraten »ollen, am wesentlichsten unterstützt und fördert, kecke mit Mißbrauch der päpstlichen Autorität auftretenden Zentrums beizustehen Der ganze weitere Verlauf der Angelegenheit zeigt aber, daß e» sich feiten» de» Reichskanzlers in dem Kulturkampf nur um eine Unterbrechung des Frieden», um einen zeitweisen Kriegszustand handelte, keinesweg» aber darum, den letzteren zu einer dauernden Institution zu gestalten, und daß der Beginn des Kampfes identisch ist mit der Parteinahme der päpstlichen Politik für das Zen trum und mit dem Bündnis zwischen dem Papste Pius IX. und dieser regierungsfeindlichen Partei. Von derselben war im Rom der Kampf gegen die Regierung im April und Mai 1871 vorbereitet wor den; der eigentliche Anfang desselben datiert vom 23. Juni 1871, an welchem Tage der Kardinalstaat-sekre- tär Antonelli dem Grafen Tauffkirchen gegenüber e» ablehnte, dem feindlichen Auftreten des Zentrum» gegen das Reich Einhalt zu gebieten. Dieser Akt der Feindseligkeit seitens der Kurie wurde von der preußischen Regierung durch die Ordre vom 8. Juli 1871 erwidert, durch welche die katholische Abteilung im Kultusministerium aufgehoben wurde. In dieser Weise begann eine durch diplomatische Verhandlungen mit dem Verlauf in pesus sich vorbereitende Kampf periode, die von dem Zeitpunkt an abschloß, al» in folge des Regierungswechsels auf dem päpstlichen Thron die Wiederherstellung des Friedens versucht und angebahnt werden konnte. Die in einer der früher veröffentlichten Depeschen gekennzeichnete Thätigkeit deS Fürsten Löwenstein- Heubach hat eine Erklärung desselben hervorgerufen, welche sich augenscheinlich innerhalb buchstäblicher und wörtlicher Restriktionen bewegt und sich zuletzt mit einem schlechten Gedächtnis entschuldigt. Wenn Fürst Löwenstein bestreitet, einen Auftrag vom Zentrum gehabt zu haben, so kann ihm zugegeben werden, daß ein Mandat im juristisch klagbaren Sinne nicht vor gelegen, und daß er mehr als ornamentales Aus hängeschild für die Massen gedient hat, während An dere, wie Hr. Lingens, die eigentlichen Geschäfte be sorgten, um den Kardinal Antonelli, wie den Papst von dem Nutzen der ZentrumSpartei und der Objek tivität ihrer Bestrebungen zu überzeugen und die wei teren Stadien vorzubereiten, in welchen ein Vertreter de- WelfentumS und als solcher ein Feind de» Deut schen Reichs an der Spitze des Zentrums und der gesamten Opposition die Reichspolitik bekämpfte. Nr. 104. Rom, den I I. Juni 1870. LS ist noch nicht mit Bestimmtheit vorau-zusehen, welche Wendung schließlich die Verhandlungen hinsichtlich der Jnfallibilität im Konzil nehmen werden. Am nächsten liegt für den Augenblick die Suppositum, daß eine Minorität von 80 bi» ILO gegen da» Schema stimmen und der Papst dennoch da» Dogma proklamieren wird. Es entsteht nun die Frage, wie sich die Diplomatie äußer lich und zeremoniell bei dieser Gelegenheit verhalten soll. Der Gras Trauttmansdorff teilte mir heute mit, daß er über diesen Punkt Instruktionen von seiner Regierung eiuholen wolle, daß oer Marquis de Banneville dasselbe zu thun im Begriff und mit ihm in allen Punkten einverstanden sei. Die Auffassungen, welche Gras Trauttmansdorff seiner Re gierung unterbreitet hat, sind folgende: „Die europäische Diplomatie kann der feierlichen Sitzung, in welcher daS Dogma proklamiert wird, nicht beiwohnen. — Denn wenn die verschiedenen Demarchen der Kabinette auch nicht näher auf diese spezielle Frage eingegangen sind, bleibt doch die Thalsache unzweifelhaft, daß der Papst durch die even tuelle Proklamation des Dogmas den sämtlichen europäischen Kabinetten einen großen Grad von Mißachtung nicht blo« zeigt, sondern auch zeigen will. Da- Fernbleiben von der Zeremonie würde aber noch kein genügender Ausdruck der Verstimmung sein. ES werden ohne Zweifel an dem Tage der Verkündigung, oder schon vorher, und vielleicht auch nachher, pomphafte öffent liche Feierlichkeiten, Illumination re. in der Stadt Rom stattfinden. Sich diesem Schauspiel durch Entfernung auS Rom zu ent ziehen, scheint der Sachlage entsprechend. Es würde sich sogar empfehlen und die Stellung der Regierung richtig kennzeichnen, wenn die Botschafter und Gesandten Rom in demonstrativer Weise mit längerem Urlaub verließen, ohne jedoch ihrer Abreise den Charakter eine» diplomatischen Bruche« zu geben. Hierbei würde nur im Luge zu behalten sein, daß gerade in den Lagen, wo die fragliche Eventualität eintreten könnte, die Bischöfe möglicher, wenn auch nicht wahrscheinlicher Weise, unscre« Schutze» am meisten bedürfen werden Den Botschaftern und Gesandten würde daher eine gewiss» Latitüde in Bezug auf Beurteilung der Fragt gelaffen werden müssen, ob ihre ver- längerte Anwesenheit in Rom noch im Interesse der Bischöfe nötig ist, und in welcher Weise sie der Verstimmung ihrer Re gierungen einen richtigen Ausdruck geben können, wenn die so fortige Lbreise im letzten Augenblick nicht ratsam erscheint. Ich bin im Allgemeinen mit den Anschauungen deS Grafen LrauttmannSdorff einverstanden, glaube jedoch, daß die Erteilung von Instruktionen für die fragliche Eventualität noch nicht mög lich ist, da man gar nicht wissen kann, welche Form die Nieder lage der Bischöfe und tue den Regierungen zugefügte Kränkung annehmen wird. Ich möchte aber bitten, mich im allgemeinen durch ein Telegramm davon zu unterrichten, ob Euere Exzellenz meiner Meinung im Prinzip beitreten, daß wir unter allen Umständen durch eine accentuierte Attitüde an den Tag legen müssen, daß wir nicht gleichgiltig bleiben können, wenn hier Dinge geschehen, von denen wir, nebst den anderen Regierungen, gesagt haben, daß sie aus unsere Beziehungen zum Römischen Hose zurück wirken werben (gez.) v. Arnim An Se. Exzellenz den Kanzler des Norddeutschen Bunde- Herrn Grafen v. Bismarck zu Berlin. * » * Nr. SS. Em», den 2». Juni 1870. Gras Bismarck von Er. Majestät befragt, ist nicht der An sicht, baß wir eine accentuirte Haltung gegenüber der Prokla- matton der Jnfallibilität einnehmen. Demonstrative Abreise würde Schlag int Wasser sein und spätere Haltung nur schwie rig machen. Die katholischen Botschafter seien bei kirchlicher Feier in unangenehmem Dilemma, welche- für den evangelischen Gesandten wegsalle; dieser könne Dogma und kirchliche Feier ganz ignorieren: unsere Aktton beginne, wenn das Dogma aus dem Felde des Staatsrechts praktisch würde. Se Majestät der König hat diese Auffassung des Ministers gebilligt und mir be sohlen, Euer Hochwohlgeboren dies zu eröffnen (gez.) Abeken. An den König!. Gesandten Herrn v Arnim, Hochwohl geboren. Rom. * * Nr. 107. * Rom, den 24. Juni 1870. Die große Wichtigkeit der Frage wird mich entschuldigen, wenn ich in einigen Worten auSeinandersetze, warum ich, wenn mir dir Entscheidung obläge, ander- verfahren würde, al- der Graf v BiSmarck empfiehlt, und Se Majestät befohlen haben. E» ist namentlich die ost ausgesprochene Ansicht, daß daS Dogma der Jnfallibitttät und seine Proklamation den evange- lnchen Staat vorläufig nicht interessiere, und daher unsere Aktton und Reaktion erst beginne, wenn daS Dogma auf staats rechtlichem Felde praktisch werden solle, et ist diese Ansicht welche mich — ich finde keinen anderen Au-druck — erschreckt. Und die« um so mehr, al- ich sie selbst früher geteilt habe. — Ader die hiesigen Erfahrungen haben mich überzeugt, daß zwar nicht gerade das Dogma an und für sich, aber dle Art, wie es gemacht worden rft oder gemacht worden sein wird, einen Maßstab geben für die immense Macht de« Papste« und einen Anhaltspunkt für den Gebrauch, welchen der Papst von dem Dogma machen wird. Möge der Papst nun Pio IX. oder Pio X. sein! Die Spitze der ganzen Tendenz, aus welcher da- Dogma al» letzte Frucht hervorgeht, ist direkt gegen uns gerichtet. Daran- folgt aber noch nicht, daß Rom versuchen wird, es auf staat-rechtlichem Felde sofort in der Weise wirksam zu machen, welche unS ermöglichen könnte, die bestehenden Gesetze gegen die katholische Kirche anzurufen Die nächste Thätigkeit Roms wird vielmehr eine vor bereitende sein; aber wenn wir uns in diesem Stadium jeder Aktton enthalten wollten, würden wir dem Feinde erlauben, ungeheure- Kriegsmaterial in unserm eigenen Lande aufzu- HSusen, unser HauS mit Reisern und Schwefel zu umgeben, ohne daS natürliche Nottecht zu üben, nach welchem wir KricgS- und Brennmaterial zerstören müssen, ehe der Feind es benutzen kann. Wenn der Papst iu dem augenblicklichen Kampfe Recht be hält, ist unsere traditionelle Politik fernerhin unhaltbar, und je eher wir den Krieg mit Krieg beantworten, desto besser und desto rascher werden wir zu Ende kommen Mit dieser Sachlage steht die Frage nach der Haltung, welche wir einzunehmen haben, wenn der Papst seinen Willen durchsetzt, im Zusammenhänge. Wenn eS mir empfehlenswert erscheint, daß die Diplomatie durch irgend einen Akt m unzweideutiger Weise zu erkennen giebt daß die europäischen Regierungen sich von Pius IX. ab- wenden, so werde ich nicht von der Hoffnung geleitet, daß da durch aus den Papst eine große Wirkung hervoraebracht werden könne, sondern von dem Wunsche, unseren Bischöfen und Katho liken zu zeigen, woher der Wind weht. Dazu ist der Moment günstig, weil un- jetzt nicht mehr, wie noch vor wenigen Monaten mit dem Hinwei« auf die for midable Einigkeit der Kirche geantwortet werden kann. Dir haben gesehen, wie wett die Meinungen auSeinandergehrn. — Dazu ist der Moment günstig, weil dre Bischöfe, sie mögen sich hier in letzter Stunde unterwerfen oder nicht, doch so gereizt gegen Rom sind, daß von ihnen ein Widerstand nicht zu er warten ist. Sie sind übrigens in der größten Mehrzahl auf Re pressalien gefaßt und würden verwundert sein, wenn sie nicht eintteten. Die» sind die Erwägungen, welche ich Eurer Excellenz zu unterbreiten nicht versäumen wollte. Neue Instruktionen erbitte ich nicht. Dazu wird immer noch Zett sein, wenn neue Ereignisse die Situation verändern sollten. (gez.) v Arnim. Sr. Excellenz dem wirklichen Geh. Rat, Staatssekretär rc. Herrn v. Thile zu Berlin. * * * Rom, den 1. Juli 1870. Allerdurchlauchtigster Broßmächttgster König, Allergnädigster König und Herr! Mit dem Fürstbischof von Breslau habe ich vor einigen Tagen eine längere Unterredung gehabt über die Folgen, welche die Verkündigung des JnsallibilitätS-DogmaS, oder mtt anderen Worten, der vollständige Sieg deS RomanismuS in Bezug auf die Zustände in Deutschland haben wird. Der Fürstbischof äußerte zunächst die Meinung, daß die königliche Regierung die Publikation de« betreffenden papnuLe» Dekrets wohl untersagen würde. Ich erwiderte ihm, daß einer seits die Regierung nach den bestehenden Gesetzen wohl nicht berechtigt sein würde, die Publikation zu verhindern, anderer seits aber auch die Katholiken, namentlich die Geistlichkeit durch eine Regierungsverordnung gewiß nicht abgehalten werden würden, päpstliche Konstitutionen für verbindlich zu erachten, wenn sie keine Gewissen- und materiellen Bedenken gegen die selben hätten. Der Fürstbischof gab Beides zu, blieb aber doch dabei, daß dir Intervention der Regierung immerhin eine Schwierig keit mehr für die Akklimatisierung des Dogmas sein würde. Weiterhin bemerkte er, daß vor der Hand wohl Alles beim Alten bleiben würde. Aber man dürse und könne sich nicht verhehlen, daß die Regierungen im Allgemeinen, und nament- lich auch die preußische, vollständig berechtigt seien, sich gegen die römischen Tendenzen zu wehren, welche nach dem Konzil mit noch größerer Energie sich geltend machen würden, als bi»- her — Er persönlich könne der Regierung nicht verdenken, wenn sie unter dem Eindruck der Konzilresullate ihre Stellunß zu Rom und der von Rom abhängigen Kirche ändere Auf diesem Wege würde sie ohne Zweifel Proteste der Bischöfe und leiden schaftliche Erregung unter den Katholiken Hervorrufen — aber mit den Prinzipien, welche von hieraus verkündigt und gelehrt, und von der nach römischer Schablone erzogenen Geistlichkeit verbreitet würden, könne keine Regierung sich vertragen. Schon bei einer srüheren Gelegenheit hatte ich dem Fürp- bischos die Vermuthung geäußert, daß wahrscheinlich die nächste Rückwirkung deS Konzils ei» Sturm gegen dir Jesuiten — welche von Loach aus die Lehren der Oivttta Outtolie» ver breiten — und gegen die AuSblldung der Geistlichen in Rom fein würde. Der Fürstbischof gab damals, wie in unserer letzten Unter redung, zu, daß es so kommen müsse, meinte aber, daß nament lich die Ausschließung aller Geistlichen, welche in Rom studieren wollten, eine ganz nützliche Maßregel sein würde. Die« beun ruhige ihn nicht Viel tiefgreifendere Veränderungen würden ohne Zweifel im Landtage zur Sprache kommen, wie sie auf dem Protestantentage schon besprochen worden seien, und er mache sich keine Illusionen darüber, daß die Königl. Regierung auf die Dauer diesen Tendenzen nicht werde widerstehen können oder wollen. Schließlich will ich nicht unterlassen, zu erwähnen, daß mtt gleichfalls bei einer früheren Gelegenheit der Fürstbischof au», sprach, daß das notwendige und logische Resultat der päpstlichen Anmaßungen die Kündigung und Unverbindlichkeit aller Kon kordate und Verträge mit Rom sein werde. Ich habe nicht unterlassen wollen, Euere Königl. Majestät von den Äußerungen des Fürstbischofs ganz unterthänigst zu unterrichten, damit Allerhöchstdieselben die Meinung diese» Kirchenfürsten kennen, wie sie sich unter dem frischen Eindrücke der hiesigen Vorgänge gestaltet hatte. Denn wenn der Fürstbischof auch, wie er mir sagte, mtt Euerer Königlichen Majestät ganz offen zu sprechen beabsichtigt, so ist doch möglich, daß seine Äußerungen in einiger Zeit schon wieder etwas mehr von dem natürlichen Wunsche beeinflußt sein werden, nicht als Widersacher seiner eigenen Kirche zu erscheinen. In tiefster Ehrfurcht ersterbt ich Euerer Königlichen Majestät allerunterthänigster und treugehorsamster Unterthan und Diener. (gez.) v. Arnim * * Nr. 113 . * Rom, den 18. Juli 1870. Infolge eine» Beschlusses der internationalen Konferenz der OpposittonSbischöfe hat sich gestern eine Deputation derselben, Gewandtheit und Gefälligkeit im Betragen. Diese Eigenschaften, die sich in Spiel und Rede ausdrückten, ohne allerdings der Aufgabe an den Hauptpunkten etwas Vertiefung geben zu können, wurden mit großer Freundlichkeit ausgenommen. O. B. Königl. Hoftheater. — Altstadt. — Am 11. April: „Faust" (I. Teil). Tragödie in 6 Akten von Goethe. (Frl. Klara Salbach vom Stabrtheater in Leipzig als Gast > Eine Faustdarstellung des ersten Teiles ist bei un» neben andern beträchtlichen Schwächen, die sie be drücken, dadurch gegenwärtig unmöglich gemacht, daß un» ein angehendes Gretchen gänzlich fehlt, überhaupt gebricht un» für viele Rollen de» klassischen Repertoire» eine jugendliche Liebhaberin, die in einer ernsteren wirklichen Dichtung eine poetische Gestalt wiederzugeben vermag oder Hoffnung gewährt, daß sie die» in ge- nügender Weise zu erringen im Begriffe ist Auch Im letzteren Falle erweckt die natürliche Teilnahme gegen alle» Werdende in der Kunst unser Interesse und e» läßt sich bei dem Mangel an vorzüglichen ersten Lieb haberinnen (die zu haben sind), da» Engagement einer solchen sich entwickelnden Schauspielerin sehr wohl in Fraae ziehen. Vielleicht handelt es sich hier um eine solche Sachlage al» Au»kunst»mittel. E» war mir am zwei ten Osterfeiertage nur vergönnt, die erste Hülste de» GretchencharakterS und ihre sich entfaltende Liebe za Faust zu beobachten In dieser urdeutschen, naiv mädchenhaften Phase bot zwar Frl. Salbach nirgend jenen unsagbaren Zauber eigener Herzen-tüne dar, den man so gern au» der Tiefe der Dichtung in der Seele der Darstellerin wiederklinaen hört. Aber man hatte e» mit der sympathischen Wirkung eine- jungen, hübschen und sehr frischen Mädchens zu thun, die sich mit unbefangener Empfindung gar liebenswürdig ihrem Gegenstände hingiebt, die Vorteile einer gesun den Erscheinung für sich hat und mit einem wohl klingenden, wenn auch scheinbar nicht starken Sprech ton ausgerüstet ist. Ihre Rede hatte Verständm- und Wärme, in der ersten LiebeSszene sogar sehr viel Wärme und eine herzliche Anmut Diese Eigenschaften haben mich angenehm über rascht und wie es auch bei der Darstellerin mit dem tragischen Schluß de- Gretchenschicksal» stehen möge, so scheint mir aller Grund vorhanden zu sein, daß die Theaterfreunde die gefällige Begabung und da fernere Auftreten von Frl. Salbach aufmerksam zu ver folgen. O. B ElSbetb. Erzählung von M. Beeg (Fortsetzung.) Ich habe Dich zwar länger schlafen lassen, als e» später der Fall sein wird, aber nun fliege auch rasch au- dem Bett und kleide Dich an. In einer halben Stunde lasse ich Dich herunter in den Garlensalon zum Frühstück rufen; da wirst Du auch meinen Sohn und die anderen Herrschaften kennen lernen." „Ach liebe Tonte, Du hast einen Sohn?" fragte ängstlich Eltbeth, „an den habe ich gar nicht mehr gedacht! Er ist doch hoffentlich noch nicht er wachsen?" Die Tante brach in herzliche- Lachen aus. „Noch nicht erwachsen! nein da- ist köstlich, da» muß ich Werner sagen. Weißt Du nicht, daß er be reit- 36 Jahre zählt?" „Nein, ich wußte es nicht", murmelte das Mädchen errötend, „aber bitte, sage eS nicht weiter. Ich bin ohnedies so furchtsam und ungeschickt." „DaS wird sich alles geben", tröstete Frau v. Bur geck, indem sie das Zimmer verließ und Elsbeth noch mal- Eile anempsahl. Diese verließ rasch ihr Lager und stieß den Laden auf — welch köstliche Lust, welcher Blumenduft und Vogelfang strömte da herein, jo daß sie in ihrem Entzücken fast vergessen hätte, sich weiter anzukleiden. Zum Glück fand sie in dem an stoßenden Toilettenzimmer bereit- ihr Köfferchen auS- gepackt und eines ihrer Mousselinkleidchen zurechtgelegt und ausgebügelt. Schnell schlüpfte sie hinein und war eben mit dem Ankleiden fertig, al» bescheiden an die Türe gepocht wurde und ein Diener den Auftrag ausrichtete, „daS gnädige Fräulem werde rum Früh stück erwartet " Mit bebenden Schritten folgte El«, beth dem Diener durch eine Reihe glänzender Zimmer und Säle, vorbei an deckenhohen Spiegeln, in deren Rahmen ihre kleine schmale Gestalt noch unscheinbarer erschien, und betrat dann einen Hellen Gartensalon zu ebener Erde, in dem um einen reich besetzten Früh stückstisch eine kleine Gesellschaft zusammensaß. Die Tante erhob sich bei Elsbeths Eintritt, indem sie da» ängstlich zaudernde Mädchen freundlich heranwinkle und einer hohen Männergestalt mit den Worten zu- führte: „Mein lieber Werner, lerne hier Deine klemr
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