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MMusserTageblatt Nationale Tageszeitung für die ^andwirtschast. für Äürgertum, Beamte, Angestellte u. Arbeiter AnzU,«»»r»>«-. »i« 8,ej»»l^»« ««»»keile 20 «pjg., di« 1 gespalie»« Jeile »er amillchcn Be»»n»i««ch»»,r» «AUch, pjennix, die 3 gespalten« V.ekla««zeile i» textlichen Teile 1 «eichrmar», Rach«eij»n,»,edühr 20 «eich,pje»»i,e. T»»- «eschriedeneTischemun,». - !-»-»nd PlatzoorschM« «erden nach MLirnchteit Fernsprecher: Amt Wilsdruff Nr. 6 berücksichtig!. «n^e» «»nähme bi» vonn.iouhr. — " .... .... ! Für die Richtigkeit »« »urch gernrns übermittelten Lnjeigen übernehmen wir »eine Darnntie. I«derüi»dattans»ruch<«IlschI, wennderBetr«,»»«» _ , Klnge ein,e,«gen werden mnh oderder Anftraggcder in Konkurs gerät Lnxeigen nehmen alle DermiitlungsfteNen entgehn. Das Wilsdruffer Tageblatt ist das zur Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschaft Meißen, des Amts- gertchrs und des Stadtrats zu Wilsdruff, des Forstrentamts Tharandt und des Finanzamts Nossen behördlicherseits bestimmte Blatt. We.»«««" »»chnitt»,, »0»r. »»„^prri,: «ei «bh»l»»g in «ne»rsch«<»ft-llr »nd »e» <«,-»est»Irn 2 «M. ,m «»»»t, bei ?>»»«»»», »«ch »ie «oten 2^0 RM., bei Postdeftrllnn, Wochenblatt für Wilsdruff u. Umgegend P-ftb^ien^Ä-««,"" >M«»»»»r<chüft,üeL« — U U nehme» ,» jeder Zeil «e. hüherer ««»alt, «Ur, »der s»nftt,er «etri-d.ftürnngen besteht »ein «»spr»ch «»f Lieferung «« S-«»« »der Kürz»», des Be,»,»»reise». — «üchsend»», einges-ndter Schrijifiüche trs-lgt n»r, wenn Porto beUtegt. Freitag, den 17 Februar 1828 Nr.41. —87. Jahrgang Tetegr.-Adr.: .Amtsblatt" W il»d ruff s D re sd en Postscheck: Dresden 2K4V Näffslraten. Zur augenblicklichen politischen Lage wird aus Ber lin unterm 16. Februar, nachmittags, geschrieben: Man kann immer nur, um sich eines österreichischen Militärausdrucks zu bedienen, „Situationsmeldungen" über die Regierungskrise, über die Reichstagsneuwahl und was alles damit zusammenhängt, machen. Täglich nicht bloß, sondern vielmehr stündlich ändert die Lage ihr Gesicht. Was im Augenblick als wahrscheinlich er scheint, kann nach einer Stunde schon abgelehnt sein, und wozu man sich heute entschlossen hat, ist morgen schon nicht mehr wahr. Immerhin haben sich die bisherigen Regierungs parteien zunächst einmal dafür entschlossen, die ihnen noch obliegende Arbeit fest zu umreißen. Der Interfraktionelle Ausschuß will ganz genaue und endgültige Bestimmun gen hinsichtlich der Kleinrentnerversorgung und der Liquidationsgeschädigten formu lieren, die dann Wohl ohne längere Debatte Gesetz wer den sollen. Natürlich werden das nur gesetzgeberische Maß nahmen werden, die aber nicht als endgültige zu be trachten sind. Man will, wenn es irgend möglich ist, nicht auseinandergehen, ehe hier nicht etwas Positives geschaffen ist. , . . Ebenso will der Interfraktionelle Ausschuß die Hilfsaktion für die L a n d w i r ts ch a ft in dieser Woche zur Erledigung bringen. Man wird am Freitag aber nicht bloß wieder zusammenkommen, sondern es wird gleichzeitig auch noch zu überlegen sein, wie die finan zielle Deckung aussehen soll. Das ist nämlich der Kardinalpunkt der ganzen Frage. Wenn die Hilfsaktion für die Landwirtschaft nicht ein Tropfen auf einem heißen Stein bleiben soll, so muß großzügig gearbeitet werden, und da heißt es natürlich Deckung schaffen, sonst scheitert die ganze Sache am Widerspruch des Reichsfinanz- mimsters. Natürlich ist der Reichstag voll von Gerüchten. Wenn es der Opposition auch nicht angenehm sein wird, daß im letzten Augenblick des sterbenden Reichstags die not wendigen Entwürfe noch Gesetz werden, so sind trotzdem dort die Widerstände anscheinend recht gering. Inner halb der bisherigen Koalitionsparteien gibt es auch allerhand abweichende Meinungen, namentlich beim Kleinrentnerversorgungsgesetz, lind es kommt "nun dar auf an, ob sich diese Meinungsdifferenzen ausgleichen lassen, so daß die beabsichtigten festen Formulierungen wirklich zustande kommen. Daß man außerdem den Etat in irgendeiner Form erledigen will, versteht sich von selbst, freilich bliebe hier äußerstenfalls immer noch das Mittel des Notetats. Einigt man sich nun innerhalb der Regierungsparteien —.man will übrigens vor Er ledigung des Liquidationsschädengcsctzes auch noch die Stimmen der Interessenten hören —, dann bleibt der Reichstag, um all dies durchzuberaten, noch bis Ende März zusammen und wir haben die Neuwahlen im Mai. Ist eine solche Einigung aber nicht zu erzielen, so erfolgt sofortige Auflösung des Reichstages und Ende März finden die- Neuwahlen statt. Es ist bekannt, daß hauptsächlich die D e u t s ch n a t i o n a l e n schnelle Auflösung und schnelle Neuwahl wünschen, aber es hat nunmehr den Anschein, als ob sie grundsätzlich mit dem Programm, wie es oben geschildert ist, einverstanden sind. Da aber die Lage, wie gesagt, täglich und stündlich ihr Gesicht ändert, kann man eben wirklich nicht mehr behaupten, als daß dieses Vorgehen zurzeit wahrschein lich ist. Damit wäre im übrigen auch das erfüllt, was Hindenburg in seinem Briefe den Parteien nahe gelegt hat, abgesehen natürlich immer von der Frage des R e i ch s s ch u l g e s e.tz e n t w u r f e s, der endgültig unter den Tisch gefallen ist. Sieht man einmal ein wenig von der Schilderung dieser parteipolitisch-parlamentarischen Strömungen und Gegenströmungen, Wünsche und Intrigen ab, so dürfte man doch wohl der allseitigen Meinung des deutschen Volkes Ausdruck geben, wenn man das dringende Er- suchen an den Reichstag richtet, wenigstens das Pro- gramm dnrchzuführen, das er sich im Augenblick vor- gcnommen zu haben scheint. Für beide Seiten, sowohl für die Regierungsparteien wie für die Opposition, wäre es sicherlich recht unangenehm, sich im Wahlkampf sagen lassen zu müssen, aus irgendwelchen parteipolitischen Neigungen oder Abneigungen heraus diese doch so un gemein wichtigen und überaus notwendigen Gesetzent würfe nicht mehr bewältigt zu haben, obwohl die Mög lichkeit dazu unbedingt gegeben ist. Dabei können doch die Maßnahmen lediglich provisorischen Charakter behalten. Was die Zustimmung auf beiden Seiten sicherlich erleichtern wird. Allerdings wird auch das be liebte Spiel im Wahlkampf es ermöglichen, mit Ver sprechungen für die kommende Zeit nur so um sich zu werfen. Die Erledigung dieser Gesetzentwürfe wird aber auch den Vorwurf eindämmen, daß Regierungs parteien wie Opposition über der parlamentarischen Taktik dringende Notwendigkeiten außer acht gelassen haben. «1 M W MUMM ter MWaierm Gchlußarbsii des Reichstages. Konferenzen bei Hindenburg. Die bedingte Klärung, welche die Entschlüsse deS Mittwochs bei der bis dahin fast undurchsichtigen Re gierungskrise gebracht hatten, wurde Donnerstag zu ver breitern versucht. Da nach den Erklärungen fast sämt licher Fraktionen des Reichstages die große Möglichkeit vorliegt, den Reichstag so lange zusammenzuhalten, bis die bekannten dringenden Aufgaben erledigt sind, wurde Donnerstag in dieser Richtung weitergcarbeitet. Vize kanzler Hergt und Reichsarbeitsminister Dr. Brauns erschienen beim Reichspräsidenten von Hindenburg, um diesem über die Lage Vortrag zu halten. Es handelte sich hierbei darum, den Reichspräsidenten über die bisher Mit den einzelnen Fraktionsführern abgehaltenen Be sprechungen, die allerdings noch nicht allseitig abge schlossen waren, zu unterrichten. Bei der Mittwochabendsitzung des Interfraktionellen Ausschusses der Regierungsparteien im Verein mit dem Kabinett herrschte bekanntlich völlige Einmütigkeit über die Notwendigkeit der Durchführung eines Arbeitspro gramms, das den Haushalt für 1928, den Nachtragsetat für 1927 und wichtige damit im Zusammenhang stehende Fragen zum Gegenstand haben soll. Die Einzelheiten dieses Arbcitsprogramms sollen noch in dieser Woche festgelegt werden. Mittlerweile nahm die Regierung auch Fühlung mit den Parteien der Opposition und fand bei den ausschlaggebenden Parteien Zustimmung für die Notwendigkeit eines anfzuarbeitenden Notprogramms. Im Reichstage fanden den ganzen Tag Fraktions sitzungen statt und an diese schloß sich abends eine Be sprechung des Interfraktionellen Ausschusses. Auch das Reichskabinett befaßte sich erneut mit der Frage des Notprogramms. Ois KreöÜVLchÜlWWg für öie Landwirtschaft. Warnung vor irrigen Erwartungen. Nach einer halbamtlichen Verlautbarung ist die Wahrnehmung gemacht worden, daß landwirtschaftliche Unternehmer sich von der Ausnutzung vorhandener Kreditmöglichkeiten nur aus dem Grunde fernhaltcn, weil sie für die Landwirtschaft eine allgemeine Verbilligung des landwirtschaftlichen Kredites mit Reichs mitteln erwarten. Aus diesem Anlaß wird darauf hingewiesen, daß zurzeit zwar Erwägungen schweben, ob und in welcher Weise Zinsverbilligungen für einzelne örtlich beschränkte Bezirke, in denen besondere Notstände vorliegen, oder für bestimmte Zwecke, wie z. B. Meliorationen, durch Bereit stellung öffentlicher Mittel gegeben werden können. Eine allgemeine Kreditverbilligung für die Landwirtschaft in der Weise, daß etwa für alle landwirtschaftlichen Hypothekenschulden eine Verbilligung des Zinssatzes durch Bereitstellung öffentlicher Mittel erfolgt, ist aber nicht in Erwägung gezogen worden. Es wäre daher falsch, wenn landwirtschaftliche Unternehmer, die für die Aufrechterhaltung ihres Betriebes langfristige Kredite notwendig haben und denen sich die Möglichkeit zur Deckung dieses Kreditbedarfs zu angemessenen Bedingun gen bietet, in der falschen Erwartung auf eine allgemeine Kreditverbilligung vorhandene Möglichkeiten nicht aus nützen würden. KnoheLbecher und Muniüonsfreffer. Bekleidungssragen der Reichswehr. Im Haushallsausschutz des Reichstages kamen Beklei- mngsfragen der Reichswehr zur Sprache. Nach einer sozial demokratischen Kritik der neuen Abzeichen, der langen Säbel, ser weiten Mäntel und der Lanzen der Kavallerie legte Oberst von dem Busche dar, die Feldunisorm sei überaus ein- ach gewesen. Aus allen Teilen der Armee sei der Wunsch zekommen, für die gesellschaftlichen Zwecke schmucker aus- )usehen, genau wie der Zivilist sich ja auch für gesellschaft liche Zwecke schmucker kleide. Die Lanze der Kavallerie sei verschwunden und werde wohl auch nicht wiederkehren. Ministerialrat Piesczcek teilte mit, der sogenannte „Knobelbecher" (Schaftstiefel) der Infanterie existiere nicht mehr, der Marschstiesel sei eingesührt. Versuche mit Schnürstiefeln wurden unternommen. Der Mantel sei etwas gekürzt und reiche nur bis zur halben Wade. Ministerialrat Piesczek erklärt, daß Versuche und Erwägungen im Gange seien, um einen Ersatz für den Tornister zu schaffen. Abg. Brüninghaus (D. Vp.) macht daraus aufmerksam, daß im Weltkrieg miß glückte Versuche mit Rucksäcken gemacht worden seien, und daß die Mannschaften selbst den Tornister zurttckverlangt hätten. ' § Letzter Auflösungstermin 31. März. Als letzter Termin für die Auflösung des Reichstages ist der 31. März bestimmt worden. Wenn dagegen die Erledigung des Arbeitsprogramms nicht möglich sein sollte, soll der Reichspräsident ersucht werden, die Ans lösung des Reichstages schon vor dem 31. März anzu ordnen. Völlige Übereinstimmung zwischen den bisherigen Regierungsparteien besteht über folgende Punkte: Es soll eine Beschränkung der Beratungen des Reichstages vor genommen werden durch Begrenzung der Redezeit und Einlegung von Nachtsitzungen. Ferner haben sich die Parteien verpflichtet, keine Agitationsanträgc zu stellen. Bis Freitag soll jedenfalls vollständige Aufstellung des Arbeitsplans erfolgt sein. Ein bestimmter Termin für die Neuwahl ist noch nicht in Aussicht genommen, doch ergibt es sich aus dem Auflösungstermin, daß Wahlen spätestens im Mai in Frage kommen, da diese innerhalb 60 Tagen nach der Reichstaasauflösung vorgenommen werden müssen. —— Schwierigkeiten des ArbeitsprogrsmmS. In parlamentarischen Kreisen hegte man Donners tag abend einige Zweifel, daß das Arbeitsprogramm wirklich eine endgültige Formulierung finden und damit eine Weiterarbeit des Reichstages ermöglichen wird. Entgegen früheren Meldungen über Schwierigkeiten, die in der Frage der Kleinrentnervcrsorgung ob walten sollen, steht jetzt vielmehr fest, daß innerhalb der bisherigen Koalitionspartcien das Aktionsprogramm für die Landwirtschaft auf Schwierigkeiten stößt. Es ist bekannt geworden, daß von seilen der Deutsch nationalen Volkspartei gewisse Mindestforderungen auf gestellt worden sind, die über das hinausgehen, was die anderen Parteien bewilligen wollen. Würde kein mittlerer Ausweg gefunden, so wäre damit zu rechnen, daß die Auflösung des Reichstages doch schneller erfolgt, als man bis jetzt annahm. _ ,— Aus eine Anfrage nach vein Mnninonspreis teilt Major Karrmann mit, daß die drei verschiedenen Jnfanteriepatronen jetzt achtzehn Pfennig, vierundzwanzig und fünfundvierzig Pfennig kosteten gegenüber achteinhalb bis neun Pfennig vor dem Kriege, wo sie freilich in eigenen Werkstätten hergestellt wor den seien. Die Artillericmunition koste durchschnittlich hundert Mark pro Schutz, etwa hundert Prozent mehr als früher, es fei aber eine Verfeinerung der Munition eingeteten. Die Munitionsfresser seien die Maschinengewehre, die in der Infanterie jetzt ebenso zahlreich wie früher seien. Kür den Einheitsstaat. Länderkonferenz und Verwaltungsreform. Am Mittwoch abend hatte die Ortsgruppe Dresden des Verbandes Sächsischer Industrieller zu einem Vor trag des Staatsministers Professors Dr. Apelt über „Länderkonferenz und Verwaltungsreform" eingeladen. Nachdem der Vorsitzende des Verbandes, Herr Heyde, die zahlreich erschienenen Gäste, darunter den Wirtschafts. Minister Dr. Krug von Nidda und von Falkenstein und Amtshauptmann Buck, begrüßt hatte, ergriff Minister Apelt das Wort, um u. a. anknüpfend an die Länderkon-- ferenz auszuführen, daß das schlechte Echo, das die Kon ferenz gefunden habe, nicht ganz berechtigt sei. Der Minister betonte die mannigfachen Widerstände, die einer wirklich großzügigen Verwaltungsreform ent- gegenständen, und bekannte sich einleitend als überzeugter Anhänger der Entwicklung zum Einheitsstaat. Unter den gegebenen Umständen habe die Länderkonferenz nicht viel mehr leisten können als das, was sie getan habe. Wenn auch nichts Positives erreicht worden sei, so habe sie doch die Diskussion über die Frage des Einheitsstaates und der Verwaltungsresorm angetrieben. Die Tendenz Preußens, zum Einheitsstaat auf dem Weg über ein Groß-Preußen zu kommen, finde allgemeinen Widerspruch. Auch der Ge danke, Neichsprovinzen zu schaffen, sei zwar vielfach dis kutiert, aber allgemein abgelehnt worden. Ebenso sei es mit dem Vorschlag des preußischen Finanzministers Höpker-Aschofs, Preußen verbunden mit den nord deutschen Staaten in das Reich aufgehen zu lassen, die süddeutschen Staaten aber einstweilen zu erhalten, ob wohl dieser Gedanke viel für sich habe. An den mit großem Beifall ausgenommenen Vortrag Minister Apelts schloß sich eine ausführliche, außerordent lich rege Diskusfion an, bei der neben zahlreichen anderen Rednern auch Kreishauptmann Buck und Wirt schaftsminister Dr. Krug von Nidda das Wort er- griffen. Herr Buck lehnte zwar eine Beseitigung der Kreishauptmannschaften nicht ab, befürchtete aber, daß dabei eine bloße Verschiebung von Beamten und Räumen entstehen würde. Im übrigen hielt er für die Durch führung einer Verwaltunasrelorm ein Ermächtiaunas-