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NWiMMlyMM Wochen- und Knchrichtsblatl zugleich HMD-Anzeiger für Hchihinf, Nodlitz, PernsSorf, RüsSorf, St. KOieli, SkimiPorl, Mmiciiaii iinS Mülsen. Amtsblatt für den Stadtrat zn Lichtenstein. »s. Jahrgang. — — Nr. 280. Sonntag, den 1. Dezember 1889. Dieses Blatt erscheint täglich (außer Sonn- und Festtags) abends für den folgenden Tag. Vierteljährlicher Bezugspreis 1 Mark 25 Pf. — Einzelne Nummer 10 Pfennige. — Bestellungen nehmen außer der Expedition in Lichtenstein, Markt 179, alle Kaiserl. Postanstalten, Postboten, sowie die Austräger entgegen. — In ser a te werden die viergeipaltene Korpuszeile oder deren Raum mit 10 Pfennigen berechnet. — Annahme der Inserate täglich bis spätestens vormittag 10 Uhr. Zur Einweihung der St. Lnurentiuskirche zu Lichtenstein t. ^Uckvents/onntag, 1. ff)e^ember 1889. _°8 !!?! Nimm unser neues Haus in deine Hut, Du gnadenreicher König, Herr der Welt! Entfache in uns hohen Glaubensmut, Damit Laurentius' Ruhm sich hier erhält, Des Märtyrers, der auf dem Rost erlitten Den Feuertod, weil Christus er bekennt; Wie er, laßt uns Beständigkeit erbitten, Seid stark, wenn Euch die Todessackel brennt! O Herr, du Fürst von großer Huld und Treu, Komm nun, zu wohnen in dem Tempelraum, Wo wir in Geist und Wahrheit dir aufs neu Dankopfer bringen ohne Trug und Schaum! Laß, Christus, uns ein Heiligtum dir werden, Verkläre dich in uns, du, unser Stern, Daß sieghaft bleibt der Wahrheit Licht auf Erden! Aus ewig diene dieses Haus dem Herrn! O. G. L » i! n Macht weit die Thore und die Thüren hoch, Es zieht der König aller Ehren ein! Sein Wort ist Wahrheit, die noch niemals trog, Sein Reich soll nicht von dieser Erde sein, Doch alle Reiche dieser Welt versinken, Wenn sie nicht huld'gen seiner Majestät. Herr Zebaoth! Wir lauschen deinen Winken, Bereitet ist der Weg durch das Gebet! Du kommst, zu stiften einen neuen Bund, Die Erde thut sich auf und bringt das Heil. Mit deiner hehren Stimme machst du's kund: Der Herr ist nahe, Freud' sei Euer Teil! Die Himmel träufeln Segen heut von oben, Die Wolken regnen die Gerechtigkeit. Laßt uns in Ehrfurcht Gottes Namen loben, Advent ist da, die lichte Gnadenzeit! l" 0 iii i> i» v 0 st L !!! !9 ii R Wir öffnen unserm Herrn ein neues Haus Am heut'gen Tag zum fröhlichen Empfang; Mit grünen Zweigen schmücken wir es aus, Und Palmen wehn auf seinem ersten Gang. Mit Friedensklängen naht Euch den Altären! Es weiht der Mittler, was dereinst mit Kraft Dem heiligen Laurentius zu Ehren Ein frommer Sinn der guten Stadt geschafft. Erneuert ist, was alte Zeit uns bot, Ein neues Haus und doch sonst altersgrau! So überdauert aller Stürme Not Die Kirche Christi, der gewaltige Bau. Auf felsenfestem Grunde einst errichtet, Hebt sich das Kreuz zum Himmel hoch empor, Von Gottes Gnadenschimmer hell belichtet, Ragt's über Finsternis und Irrtum vor! Zur Kirchweihe, I. Advent, 1. Dezember 1889, sind unsrer erneuerten Kirche folgende Weihgeschenke aus freier Liebe gewidmet worden: 1. Abbruch des nächsten, früher Hoswann'schen Hauses an der östlichen Seite der Kirche und Ueberlassung eines großen Areals davon für den Bau der Kirche und für Freilegung der östlichen Straße vor der Kirche — von Herrn Rentier Friedrich Seydel hier. — 2. Zwei Altar-Leuchter von Frau verw. Klempnermstr. Eckert hier. — 3. Echt silberne Kommunionkanne und Hostien-Dose von Herrn Ehrenbürger Ernst Stübel hier. — 4. Altar-Leinentuch von Fräulein Schieferdecker hier. — 5. Schöne große Bibel durch den Kirchenvorstand zu Callnberg. — 6. Tauf schüssel vom Lehrer-Kollegium. — 7. Taufkanne von der Kirchengemeinde Hohndorf. — 8. Taufstein mit Deckel von den Brüdern Friedrich und Carl Seydel, Söhnen des Herrn Rentier Seydel hier. — 9. 300 Mk. zur Verwendung bei den Mosaik ¬ fenstern von Hrn. Fabrikant Paul Fankhänel hier. — 10 300 Mk. zu demselben Zweck: Von einem Kirchenvorstandsmitglied.— 11. 20 Hüte für die Chorschüler von Herrn Schießhauswirt Oettel hier. — 12. 30 Mk. Geschenk von dem geehrten Turn verein. — 13. 6 Mk. freie Einzelgaben. — 14. Schöner silberner Abendmahls kelch: Ungenannt.—15. Luthers Gebet für einen Prediger in der Sakristei: U. Den verehrten Schenkgebern spricht der unterzeichnete Kirchenvorstand den herzlichsten Dank aus mit dem Wunsche, daß Gott der Herr seinen Segen reichlich auf Ihnen ruhen lassen wolle. Lichtenstein, Kirchweihfest 1889. Der Kirchenvorstand daselbst. H. Naumann, Oberpfarrer. Tagesgeschichte. — Der Vorstand des stenographischen Institutes, Oberregierungsrat Professor Krieg zu Dresden, erhielt von Sr. Kgl. Hoheit dem Prinzregenten von Bayern den Verdienstorden vom heiligen Michael 3. Klasse. — Der Winter vor 600 Jahren von 1288 zu 1289 war in Mitteldeutschland ein so warmer, daß man nicht den geringsten Schnee hatte. Um Weih nachten grünten die Bäume und im Hornung konnte man reife Erdbeeren essen. Im Ostermonat fiel so dann ein starker Schnee uud es trat eine solche Kälte ein, daß alles zu Stein und Bein gefror; weil es aber noch frühe im Jahre war, schlug alles wieder aus und erfolgte eine so wohlfeile Zeit, daß in München ein Scheffel Korn um 15 Pfg., Hafer um 8 Pfg., eine Henne um 1 Pfg. und 12 Eier um 1 Pfg. ver kauft wurden. Ein Tagelöhner bekam des Tages ohne Essen 5 und mit Essen 3 Pfg. Das Maß Bier kostete 1 Pfg. — Dresden, 29. Nov. In der heutigen Sitzung der Zweiten Kammer zeigten vor Eintritt in die Tagesordnung Präsident Ur. Haberkorn und Abg. Knechtel als Vorsitzende der 3., bezw. 1. Ab teilung an, daß diese Abteilungen die Wahlen der Abgg. v. Trebra-Lindenau, Böhns, Matthes, Niet hammer, v. Oehlschlägel, Philipp, Ackermann, Breit feld, Schickert, Schubart, Stolle (Meerane) und I Strauch geprüft und giltig befunden hätten. Prä sident Ur. Haberkorn fügte hinzu, daß bei den von der 3. Abteilung geprüften Wahlen verschiedene Unregelmäßigkeiten sich herausgestellt hätten, die zwar auf die Ergebnisse der Wahlen ohne Einfluß gewesen, aber doch von der Abteilung übersichtlich zusammengestellt worden seien, und gab den übrigen Abteilungen anheim, ebenso zu verfahren, um später über alle vorgekommenen Unregelmäßigkeiten einen Bericht an die Kammer erstatten und deren Be schlußfassung herbeiführen zu können. Auf Antrag des Abg. Uhlemann (Görlitz) wurden zn Mitgliedern des ständischen Ausschusses für das Plenum der Brandversicherungskammer durch Zuruf die Abgg. Grahl, Kirbach und v. Seydewitz, zu deren Stell vertretern die Abgg. Opitz, Uhle und Horst ge wählt. Zum Schluß berichtete namens derBeschwerde- und Petitions-Deputation Abg. Crüwell über die Petition der Stadtgemeinde Schlettan und Ge nossen um Errichtung einer Apotheke daselbst. Wie der Berichterstatter mitteilte, haben sich die Regier- ungskommissare der Berücksichtigung der Petition entschieden widersetzt, weil zwei Äpotheken in Schlet tau und Scheibenberg auf keinem Fall nebeneinander bestehen könnten und erst in dem benachbarten Elterlein eine Apotheke wegen zu geringer Frequenz eingegangen sei, nachdem vorher drei Besitzer hinter einander Bankerott geworden seien. Selbst in Scheibenberg sei eine Apotheke von sehr geringem Umfange, sie verfüge täglich höchstens über 12 Rezepte, und auch diese Zahl habe sie erst seit Kurzem erreicht, während es früher 9 gewesen seien. Unter diesen Umständen ist die Deputation in der Hoffnung, daß der durch die Eisenbahn zu erwar tende Verkehrsaufschwung veränderte Verhältnisse herbeiführen und die Konzessionierung einer Apothke für Schlettau ermöglichen werde, für jetzt doch zu dem Anträge gelangt, die Petition auf sich beruhen zu lassen; Die Kammer trat diesem Anträge ohne Debatte gegen 5 Stimmen bei. — Chemnitz. Am Dienstag nachmittag gegen 4 Uhr bemerkte der am Küchwald wohnende Bahnwärter, wie zwei Schulknaben in der Nähe des Fischweges Steine auf die Schienen der Chemnitz- Leipziger Bahn legten. Beim Erblicken des Bahn wärters ergriffen die Knaben die Flucht. Auf er stattete Anzeige wurden dieselben in zwei 7 und 9 Jahre alten Knaben von hier ermittelt. — In Reichenbach (Bogtl.) wurde am 27. d. M. ein schmerzlicher Fall in der Erinnerung wachgerufen. Es war dieser Tag der Jahrestag des unerklärlichen und spurlosen Verschwindens des 5*/s Jahre alten Töchterchens der Familie Vetter. Geradezu unglaublich scheint es, daß im Laufe eines ganzen Jahres auch die allereifrigsten Nachforsch ungen nach dem Verbleib des Kindes zu keinerlei Spur geführt haben. Es herrscht nack wie vor das vollständigste Dunkel über diesen, für oie Eltern so