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haltlich, stilistisch und formal noch ganz im Rahmen jener „Gesellschaftsmusik'', wie sie die Haydn- und Mozartzeit kannte. Dennoch sind durchaus schon typische Merkmale des späte ren Personalstiles des damals erst 25jährigen Komponisten zu erkennen: seine Eigenwillig keit, Kraft und Phantasie. Das spielfreudige Werk, das dem Solisten mit seinen Verzierungen und brillanten Läufen reichlich Gelegenheit gibt, seine technischen Fertigkeiten zu beweisen, besitzt durch die ju gendliche Frische und klassische Klarheit seiner musikalischen Gedanken einen hellen, kraft vollen Charakter, der an die Nähe der 1. Sin ¬ fonie erinnert. Klarinetten, Trompeten und Pau- verstärken noch diesen festlich-optimisti- Wen Eindruck. Wie üblich steht der erste, um fangreichste Satz (Allegro con brio) des Kon zerts in Sonatensatzform. Die Orchestereinlei tung bringt die Themenaufstellung. Ein akkor- disches Marschthema kündigt den strahlenden Charakter des Werkes an. Zunächst leise be ginnend, wird es bis zum Tutti gesteigert. In Es- Dur steht das gesangvolle zweite Thema, das nach einer kurzen Durchführung wieder vom Hauptgedanken und einem marschartigen Nachsatz abgelöst wird. Nun setzt das Solo instrument ein und leitet zum Hauptthema über, das variiert und mit glanzvollen Passagen um spielt wird. Den Durchführungsteil beherrscht in erster Linie der Solist, obwohl das Orchester durchaus selbständig in die musikalische Ent wicklung eingreift und den Satz — nach der soli- stischen Kadenz - epilogartig beschließt. Von intimem Stimmungsgehalt erfüllt ist der Mittel satz, ein As-Dur-Largo, das wie eine große lyri sche Gesangsszene des Soloinstrumentes an mutet. Innige Empfindungen drücken das kan- table Hauptthema, die reichen Verzierungen und Kantilenen dieses Satzes aus. Das Orchester, mit dem Solisten dialogisierend, steigert den lefühlsgehalt der musikalischen Aussage. Mit lern übermütigen tanziiedhaften Thema er öffnet das Soloklavier das Rondo-Finale (Alle ¬ gro). Auch das Kontrastthema berührt wie ein Volkslied. Humorvoll, spritzig ist der Charakter des Finales, das wirkungsvoll das Konzert krönt. Mit dem Jahre 1835 begann Felix Men delssohn Bartholdys dritte und reifste Schaffensperiode, an deren Beginn und Ende jeweils ein bedeutendes Oratorium steht: „Paulus" und „Elias". Neben dem großartigen Streichquartett op. 80 gehört dieser Epoche auch die 1842 vollendete Sinfonie Nr. 3 a-Moll op. 56, die Schottische Sinfonie, an. Jene Schaffenszeit Mendels sohns war von inneren Krisen und Konflikten begleitet, die zu einer Vertiefung seiner Kunst führten. Die systematische Beschäftigung mit der Musik der Vorklassik löste eine strengere Handhabung der Polyphonie, eine herbere kräftigere Tonsprache aus, die Steigerung der Chromatik eine Bereicherung seiner harmo nischen Mittel. Mendelssohns zwei Hauptsinfonien, die Schot tische und die Italienische Sinfonie - von der unklaren Chronologie seiner Sinfonien sei hier nicht gesprochen - verdanken beide ihre Ent stehung Natureindrücken. Der Komponist, den Wagner mit Recht einen „Landschaftsmaler" nannte, weilte im Jahre 1829 in Schottland, und unter dem Eindruck der Highlands und Fjorde, des Besuches der in einer schwermütig herben Landschaft gelegenen zerfallenen Ka pelle des Edinburgher Stuart-Palastes keimten die ersten Gedanken zu der Schottischen Sin fonie, die seine bedeutendste werden sollte und erst 13 Jahre später endgültige Gestalt gewann. Doch die düstere Erregtheit, die lei denschaftlichen Ausbrüche des Werkes sind nicht allein aus der schottischen Natur geflos sen, sie spiegeln auch jene tiefen Konflikte wider, von denen schon die Rede war. Aus einer Situation der Enttäuschung und auf kommenden Resignation „heraus wuchs das Werk über eine programmatische Landschafts schilderung hinaus und wurde zur künstleri schen Selbstbefreiung des Meisters. Die Ge gensätze prallen hart aufeinander, und mit fast Beethovenscher Titanik wird um die Lösungen gerungen. Unterscheidet sich das Werk schon in der Formgestaltung von seinen Vorgängern, so weist es eine weitere Merkwürdigkeit auf: Mendelssohn gibt den Sätzen zwar die üblichen italienischen Tempobezeichnungen, bemerkt aber darüber hinaus, daß der Inhalt der einzelnen Sätze auf dem Programm ange geben werden könne wie folgt, wobei die inhaltlich bezogenen Begriffe von den Tempo bezeichnungen abweichen: I. Einleitung — unruhig, aufgeregt, bewegt II. sehr lebhaft und lustig III. langsam singend IV. schnell, kriegerisch, kämpferisch - sieghafter Schluß Mendelssohns problemreichstes Werk darf wohl zugleich als der Höhepunkt seines sinfonischen Schaffens gelten." (K.-H. Köhler). Die erfolg reiche Uraufführung der Sinfonie erfolgte unter der Leitung des Komponisten am 3. März 1842 im Leipziger Gewandhaus. Die vier in der Sonatenform geschriebenen Sätze des Werkes gehen unmittelbar inein ander über, sie sind auch thematisch mitein ander verbunden. Mit einer elegisch-melancho lischen, gedämpften langsamen Einleitung (Andante con moto) beginnt der erste Satz. Die zwei Hauptgedanken des anschließenden Allegro con poco agitato - der erste hat eine volksliedhafte Gestalt — sind miteinander ver wandt. Die thematische Arbeit wirkt wie aus einem Guß. Die Coda „schildert" mit weichen Vorhalten, liegenden Stimmen und einem un ruhigen chromatischen Gewoge schottische Nebelstimmung. Der Schluß mündet stim mungsvoll wieder in das schöne Einleitungs thema. Nach dem lyrisch-balladesken Naturgemälde des ersten Satzes begegnet uns im Scherzo (Vivace non troppo) das musizierende schot tische Volk. Es erklingt eine altschottische, bur schikose, frische Dudelsackmelodie, die penta tonisch (d. h. in einem 5stufigen halbtonlosen Tonsystem) angelegt ist, wie es eine Eigenart der schottischen Volksmusik ist. Auch das Sei tenthema ist der Folklore des schottischen Volkes abgelauscht. Mendelssohns Lehrer Karl Friedrich Zelter hatte ihm den Rat mit auf den Weg gegeben, „Lieder und Tänze an Ort und Stelle genauer aufzuzeichnen, als man sie durch reisende Liebhaber und ununterrichtete Nachschreiber bis jetzt kennt". Wehmütig-gesangvoll ist der langsame dritte Satz (Adagio) gehalten. Besonders das klang volle Hauptthema der ersten Geigen berührt die Bezirke schwärmerischer Innigkeit, während das ernste, fast düstere (an einen Trauer marsch gemahnende) zweite Thema (in den Bläsern) schwere, ja heftige Akzente setzt. Scharfe, kraftvolle Rhythmen kennzeichnen das sich von Moll nach Dur bewegende zweiteiliae Finale (Allegro gueriero, vivacissimo - AII^K maestoso assai), in dem schließlich die biW^ vorherrschenden dunklen Empfindungen einem sieghaften, triumphalen und vorwärtsstürmen- den Jubelgesang weichen. Im zweiten Teil (Vs-Takt) des Finales bestätigt sich in einem „schottisch" inspirierten Thema nochmals das schottische Kolorit des Werkes, das zu den schönsten sinfonischen Leistungen des 19. Jahr hunderts gehört. Dr. Dieter Härtwig VORANKÜNDIGUNGEN: Vom 16. bis 21. September 1981 gastierten die Dresdner Philharmoniker unter der Leitung von Prof. Herbert Kegel und mit Annerose Schmidt als Solistin mit Werken von Enescu, Prokofjew, Beet hoven, Brahms und Mussorgski beim 9. Enescu- Festival in Bukarest, das im Zeichen des 100. Ge burtstages des großen rumänischen Komponisten, Geigers, Dirigenten und Musikpädagogen George Enescu stand. Ein Anschlußkonzert führte die Dresd ner Musiker auch nach Brasov. Freitag, den 9. Oktober 1981, 20.00 (Anrecht A 1) Sonnabend, den 10. Oktober 1981, 20.00 Uhr (Anrecht A 2) Festsaal des Kulturpalastes Dresden Einführungsvorträge jeweils 19.00 Uhr Dipl. phil. Sabine Grosse 3. PHILHARMONISCHES KONZERT Dirigent: Herbert Kegel Solist:' Pascal Devoyon, Frankreich, Klavier Werke von Ravel und Mahler Mittwoch, den 25. November 1981, 19.30 Uhr (Freiverkauf) Festsaal des Kulturpalastes Dresden GASTSPIEL DES STAATLICHEN AKADEMISCHEN SINFONIE-ORCHESTERS DER UDSSR - MOSKAU Dirigent: Wladimir Werbitzki Solist: Waleri Klimow, Violine Programm : Mussorgski, Ouvertüre zu „Chowanstschina" Chatschaturjan, Violinkonzert Tschaikowski, Sinfonie Nr. 1 Programmblätter der Redaktion: Dr. habil. Dresdner Philharmoniker Dieter Härtwig Spielzeit 1981/82 Chefdirigent: Prof. Herbert Kegel Druck: GGV, Produktionsstätte Pirna 111-25-12 ItG 009-48-f EVP 0,25 M 2. PHILHARMONISCHES KONZERT 1981/82