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MsdrufferTageblatt Das „Wilsdruffer Tageblatt" ist das zur Veröffentlichung der und des Stadtrats zu Wilsdruff behördlicherseits bestimmte Blatt des Finanzamts Nossen Tageblatt'erscheint Werktag» nachm «Uhr. Bezuglpr monatl SRM. frei Hau», bet Postbestellung >.SV RM zuzügl Bestellgeld Einzelnummer lv Rv< Alls Poftanstalten. Postboten, unser« Austräger u Geschäftsstelle Wochenblatt für WilSdrufs u. Umgegend I«u besteht kein Anspruch Lteserun, der Zet- »eng oder Kürzung de» Bezugspreise» Rücksendung etngesandter Schrtstftücke eriolgt nur. wen"» Rückporto dctliegt Anzeigenpreise lau» ausWegender Pretrliste Rr. 8. — Ziffer-Mebühr: 2g Rpsg. — Porgeschri»« bene Erscheinungriage und P atzwunsche werden nach Möglichleit berücksichtigt. — Anzeigen-Annahm» bl» vormittag» lv Uhr . Für die Richtig,ei, de, durch Bernius übermit- Fernsprecher: Amt Wilsdruff 206 letten Anzeigen üderne». men wir keine Gewähr. — Bei Konkurs uu» Zwangsvergleich erlischt leder Anspruch «f Nachlaß. amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschaft Meisten und enthält Bekanntmachungen des Amtsgerichts Wilsdruff, sowie des Forstrentamts Tharandt. Nr. 211 — 97. Jahrgang Drahtanschrift: ..Tageblatt" Wilsdruff-Dresden Postscheck: Dresden 26-10 Freitag, den 9. September 1938 MW LUMA m Pranger Dr. Dietrich rechnet M den inlernstionalen Vmnenveraiktern Am Donnerstag nahm der Parteikongreß in Nürn- berg in Anwesenheit des Führers seinen Fortgang. Wieder füllten 50 000 Menschen die weite Kongreßhalle bis auf den letzten Platz, um aus berufenem Munde zu hören, was die vom Führer eingesetzten Männer aus ihren Arbeitsgebieten zu berichten haben. Ein Sturm des Aubels grüßte den Führer, als er die Halle betrat. Im Mittelpunkt der Kongreßtagung stand eine groß- angelegte Rede des Reichspressechess Dr. Dietrich, die auf Grund eines umfangreichen und unanfechtbaren Tat sachenmaterials einen in dieser Form einzigartigen Ein blick in die Presschetze in gewissen demokratischen Staaten und ihre Hintergründe bot. Der Reichsprcsscchcf hat mit seiner tiefschürfenden Rede auch diesmal wieder die Augen der Weltöffentlichkeit auf die ungeheuren Gefahren gelenkt over doch zu lenken ver sucht, die den Völkern durch die Anwendung der Prcsse- lüge drohen. Vor dem Forum des nationalsozialistischen Parteikongresses gesprochen, war sie ein von größtem Ernst und tiefer Sorge um die Bewahrung des Friedens ge tragener Appell an die ehrlicbenden und anständigen Fak toren der internationalen Presse wie auch an die Staats- sührungen, vor dem verderbenbringenden Gift skrupel loser und hetzerischer Falschmeldungen mehr denn je auf der Hut zu sein und nun endlich der Wahrheit die Ehre zu geben. Reichspressechef Dr. Dietrich beschäftigte sich in seiner grotzen Rede mit dem Thema „Kampf gegen die Presselüge", in der er wiederum, wie schon im Vorjahre auf dem Partei- kongretz, den jüdischen Drahtziehern und den Hetzern die Maske Vom Gesicht riß und den einwandfreien Beweis lieferte, daß durch die Presselüge eine Gefahr in die Welt getragen wird, die schärfste Bekämpfung erfordert. Dr. Dietrich ging von der Bedeutung der Presse in unse rem Zeitalter aus und führte dabei ein Wori des italienischen Volksbildungsministers Alfieri au, der die Presse kürzlich als das stärkste Ideen- und Kulturvermittlungswerkzeug der Welt bezeichnete. Gleichzeitig aber wies er darauf hin, daß dieselbe Presse, die der Wahrheit dienen sollte, auch der Lüge dienen könne, wenn sie verantwortungslos mißbrauch! werde und von verantwortungslosen Menschen geschrieben werde. So sei die Presselüge eine der größten neuzeitlichen Gefahren, denn das gedruckte Wort übe eine geheimnisvolle Macht aus und feiere gewaltige Siege über Herzen und Hirne der Menschen. Die Presselüge zu bekämpfen, sei eine der allerdringlich sten und notwendigsten Aufgaben, ein Werk der Selbstver teidigung aller Völker zum Schutze der menschlichen Kultur. Die Prefselüge oder die Falschmeldung sei deshalb so gefähr lich, weil sie infolge der psychologischen Aufnahmebereitschaft der Massen für das gedruckte Wort suggestiv geglaubt werde, und zweitens, weil sie lawinenartige Wirkungen im Gefolge habe, die durch keine nachfolgende Berichtigung ausgelöscht werden könnten. Als schlagendstes Beispiel aus der jüngsten Zeit führte der Reichspresseches eins Presselüge aus Amerika an. Dort wurde schon am 7. November 1918, d. h. volle vier Tage vor Abschluß des Waffenstillstandes an der Westfront, durch die Falschmeldung des Korrespondenten einer großen amerikani schen Presseagentur der Eintritt des Waffenstillstandes nach New Bork gekabelt und dort durch die Presse verbreitet. Die Wirkung war ungeheuerlich. Ganz Amerika ging auf die Straße, um zu feiern, und zur gleichen Zeit bluteten noch vier Tage lang amerikanische Soldaten und ließen zu Tausenden ihr Leben. Zeitungen, die einige Stunden später mit der Wahrheit herauskamen, wurden ausgelacht und ihre Verkäufer verprügelt. Dir Größe der Gefahr Dieses Beispiel einer Falschmeldung, so betonte Dr. Diet rich, habe keine tragischen Folgen gehabt, denn hier wurde den Menschen der Frieden falsch gemeldet. Mit der gleichen Leich tigkeit können diese Menschen aber durch eine Lügen- Nachricht in schwerste Krisen getrieben werden. Und das zeige, wie groß die Gefahren sind, die die Prefselüge in sich birgt, und mit denen sie ständig das Leben der Völker be drohe. So werde jedem klar, daß hier Durchgreifendes ge schehen müsse. Dr. Dietrich wies darauf hin, daß das nationalsoziali stische Deutschland iin Verein mit dem faschistischen Italien den Finger an diese offene Wunde am Körper der zivilisierten Völker gelegt und den Kampf gegen die Hydra der Nachrichten- sälschung und der Presschetze ausgenommen habe. Deutschland habe auch laut und vernehmlich seine Stimme erhoben, um auf dem Gebiet des Pressewesens international den Weg zur Vernunft und zur Verständigung anzubahncn. Dr. Dietrich wies in diesem Zusammenhang auf die Rede des Führers vor dem Reichstag am 20. Januar hin, wo der Führer den Regierungen zugcrnfen habe, den Vertrieb von solchen Zei- tungen zu verhindern, die auf die Beziehungen von Staaten schlimmer wirken, als es Gift und Brandbomben zu tun ver möchte». Dr. Dietrich erwähnte weiter seine vor den Mitgliedern veS Diplomatischen Korps und Vertretern der ausländischen Presse am 7. März d. I. gemachten Vorschläge zur Eindäm mung der Lügenslut, in denen er die Auffassung vertreten habe, daß die Presse Wunder wirken könne, wenn sie nicht nur über den Frieden schreibe, sondern in den Zeitungen selbst Friede» hielte. Und was habe die Welt der Demokratie aus die deutschen Anklagen und Vorschläge geantwortet? Während die Presse der autoritär regierten Staaten in erfrischendem Tone ihre Zustimmung zu erkennen gab, habe sich' die Lügenpresse in Schweigen gehüllt, und höchstens etwas von einem seltsamen „Pressechirurgen" oder von einem „Answuchs der Nazi- Mentalität" gemurmelt. Aber es habe sich keine ernsthafte Stimme erhoben, die die deutschen Anklagen hätte widerlegen können. Dafür sei in den nächsten Monaten uin so schamloser gehetzt worden. Die Lügenproduktion, so meinte Dr. Dietrich, habe seit dem letzten Parteitag einen solchen Umsang angenommen, daß er mehrere Tage ununterbrochen sprechen müsse, wenn er sie auszählen wollte. Deshalb wolle er nur einige Typen heraus greifen und an Hand dieser Beispiele eine Diagnose der Presie- lüge geben. Wer schnell lügt, lügt doppelt Dr. Dietrich unterscheidet widerlegbare und unwider legbare Lügen oder Motiv lügen. Die widerlegbare Lüge, also die plumpe Fälschung werde von vielen Leuten weniger gefährlich angesehen, aber von ihr gelte der Satz, den schon die alten Lateiner kannten: remper aliquick kaecet" („etwas bleibt immer hängen"). In die Sprache der Pressepraxis umyesetzt. heiße das: „Die Lüge ist schneller als ihr Dementi." Die Schnelligkeit sei auch entscheidend für ihren Erfolg. Deshalb gelte in der Lügen fabrikation unserer Gegner der Satz: Wer schnell lügt, lügt doppelt. Der unwiderlegbaren oder sogenanmcn Moiivlüge liege ein an sich richtiger Tatbestand zugrunde, der aber durch Fäl schung ver Motive zu einer noch gefährlicheren Unwahrbeit werde, weil man ihr oft nur schwer mit Gegenbeweisen bei- kommen könne. Das beste Beispiel habe die Lügenhetze über die Angliederung Oesterreichs geliefert, die als „heimtückischer Usbersall" und „brutale Vergewaltigung" in der Lügenpresse dargestellt worden sei Diese Lüge habe sich lange aufrechterhalten lassen, weil der Leser dieser Presse nicht die Gelegenheit gehabt habe, sich persönlich von ihrer Unrichtigkeit zu überzeugen. In diese Kategorie stellte Dr. Dietrich auch die Lüge, die man nicht dementieren kann, weil das Dementi nach anderer Seite hin größeren Schaden anrichten würde als der, den die Lügemneldung selbst Hervorrust. Ein beliebtes Mittel dieser Art sei es zum Beispiel, wenn die Hetzer Staatsmännern nicht Vorhandene Tendenzen oder Freundschaften zu anderen Län dern andichten, die ihnen der ösfentliche Takt oder die diplo matische Rücksichtnahme öffentlich zu bestreiten verbietet. Solche Situationen machten sich die Hetzer zunutze, um im trüben zu fischen. Als typisches Beispiel der diplomatischen Prefselüge er wähnte Dr. Dietrich den Besuch des Lords Halifax in Ber lin. Um alle Vorbereitungen über den Hausen zu werfen, habe Der Appell des Reichsarbeitsdienstes auf der Zeppelmwiese. Fm Wagen stehend nimmt der Führer den Vorbeimarsch des Arbeitsdienstes ab. Vor ihm Reichs«kbeitsführer Hierl, links die Reichsminister Dr. Frick und Rudolf Heß. (Echerl-Wagenborg M.) damals em Londoner Avenvvlcm feinen „slpiomamcyen »or- respondenlen", und zwar den Ostjuden Poliakoff, den soge nannten „Augur", vorgeschickt, der den angeblichen deutschen Durchmarschplan durch die Schweiz erfunden und in die Welt gesetzt habe, ver genau über deutsche Absichten auf Kolonien anderer Staaten Bescheid wissen wollte, und der auch die „deutschen Befestigungen in Rordasrika" erfunden habe. Außer Veröffentlichung genauer Einzelheiten berührte er mit zwei deutigen Worten Vas deutfch-italienische Verhältnis, so daß der Eindruck entstehen mußte, Englanv wolle die Zerstörung der Achse Berlin—Nom durch eine deulsch-cnglische Annähe rung erreichen Diese Lüge sei damals in der ganzen Welt geglaubt worden. Die deutsche Presse habe sehr deutlich wer den müssen, um die deutschen Interessen zu wahren. Dann erwähnte Dr. Dietrich noch die innerpolitische Zer mürb u n g s l ü g e . die sich tagein. tagaus vom Ausland her über uns ergieße und sich bemühe, den Nachweis von Zer würfnissen innerhalb der Negierung, der Partei, der Wehr macht oder untereinander zu erbringen, um der Welt vor Augen zu führen, daß die narionalsozialistische Macht nicht fest gefügt sei, daß man kein Vertrauen in die Stabilität des Reiches haben könne. Dr. Dietrich erinnerte dabei an die „Meldungen" über die „revolutionäre Besetzung der Wilhelm straße", über „Revolten in Stolp und Allenstein", über die „Flucht deutscher Generale ins Ausland", über „Massenver- baftnngen" und dergleichen mehr. Phantastereien des Wahnsinns In der letzten Zeit habe sich diese Lügenart mit angeb lichen wirtschaftlichen und sozialen Schwierigkeiten in Deutsch land beschäftigt, so habe z B. die französische Zeitung .Oeuvre" am 21 Mai berichtet. ..in Deutschland erhalte man Weißbrot nur daourch, daß mau schwarzes Bror mit Chlor behandele. Vie Folge seien zahlreiche Fälle von Vergiftun gen." i!) Die praktische Wirkung derartiger, geradezu blöd sinniger Meldungen fei varin zu ersehen, vaß in der tschechi schen Stadt Parvubitz wirklich Glaskästen angebracht worden seien, in Venen Vrm ausgestellt wurde, dem bei der Herstellung Sand uns Dreck bcigemengi war, und dazu war zu lesen: „Dieses Broi stammt aus osm Dritten Reich. Solchen Dreck müssen die Deutschen fressen." Eins amerikanische Zeitung tn Chikago verhöhnte den veuischen Arbeiter, invem sie schrieb: „Die Korken seiner Bier flaschen sinv aus Kartoffelscholen erzeugt. Balo wird es .Wikingeier' geben, die nie ein Huhn gesehen haben, sondern aus Fisch hsrgsstcltt sinv. Gewöhnlich iß» er zweimal täglich Knödel, und die liegen ihm schwer im Magen und geben ihm v,e Ucberzeugung vaß er satt ist." Die tschechische Zeitung „Lidove Noviny" vom 16 Januar d. I. entstellte einen TUs- Artikel über Vie Kehrsette der Medaille oss deutschen Vier- jahresplanes folgendermaßen: „Ten Männern ist es erlaubt, sich nur ein Hemd im Jahre zu kaufen unv sich nur viermal im Monat zu rasieren. Eine Frau vars nur fünf Paar Strümpfe im Jahr haben." Der Reichsprcsseches zählte dann noch einige Beispiele der sogenannten militärischen Presselüge aus, wo immer wieder der berühmte deutsche ..Ncick'swshrgeneral" austaucbe. der Dokumente preisgebe oder kriegslüstern imperialistische Ziels der unersättlichen Pangermanisten enthülle. Letzhin sei es der General Reichenau gewesen, von dem das Londoner Blatt „News Chronicle" in sensationeller Form einen angeblichen wörtlichen Bericht über eine Vorlesung vor Parteiführern über maßlose imperialistische deutsche Zielsetzungen im Zusammen hang mit dem Spanienkrieg veröffentlichte. Das sei das Signal für eine gigantische Hetze gewesen, mit der man die Furcht vor dem „deutschen Ungeheuer" aufpeitschie und damit den Haß gegen vas deutsche Volk schürte. Wieder hätten die Drahtzieher ihr Ziel erreicht: es wurde eine Welthetze gegen Deutschland entfesselt, die wochenlang anhicll. Und die vermutliche Quelle? Man schreibt sie mit großer Wahrscheinlichkeit dem Juden Singer zu, dem Chefkorrespon denten des Brüsseler „Soir", einer Pariser und einer Lon doner Zeitung, sowie dem ehemaligen Leiter der Wiener Hetz- propaganvazentrale, der jetzt an anderer Stelle sein Hand werk treibe. Den ersten Preis iin Lügenwettbewerb müßten wir aber der politischen Großlüge vom 21. Mai d. I. zu sprechen, wo die Hetzpresse Armeen durch Mitteleuropa habe marschieren lassen, um aus der Tatsache, daß sie nicht mar» schielten, Deutschland in den Augen der Welt nachträglich eine politische Niederlage anzudichten. Man behauptete, Deutsch land habe insolge der diplomatischen Proteste und ver ent- schlossenen Haltung Prags nachgegeben und seine Solvaie» wieder nach Hause geschickt. Tatsache aber sei, daß der Führer, der sich aus dem Obersalzbera mit ganz anderen Dingen be schäftigte, von seinen angeblichen militärischen Maßnahmen erst duröy die Presse erfuhrt Aber noch heute werde diese Lüge vom 21. Mai geglaubt. In dieser Reihe der sogenannten außenpolitischen Regie- Lügen erwähnte Dr. Dietrich schließlich noch die „Notlüge", die man in Anwendung bringe, um die Welt mit starken Worts» darüber zu täuschen, wie schwach einem geworden sei. Blütenlese aus dem Gistsumpf Aus einer anderen Perspektive komme die reine Greuel» lüge, die hemmungslose Mobilmachung des Hasses und der menschlichen Leidenschaften. Diese Art Lüge wurde im Welt kriege aus der Taufe gehoben und tobe sich zur Zeit wieder besonders stark gegen Deutschland aus. Hier gab Dr. Dietrich eine kleine Blütentese aus dem giftigen Snmpf. Die tschechisch« „Narodni Politika" vom 10. August z. B. schrieb unter der Ueberschrift „Wird in Deutschland Hundesett zu Explosivstoffen verarbeitet?': Rach einer Meldung der Kopenhagener „Dansk Arbejde" ist in der letzten Zeit die Aussuhr fetter Doggen aus Dänemark nach Deutschland in überraschendem Matze gestiegen, die Hunde kaust eine grotze deutsche Fabrik in Husum. Es war jedoch nicht möglich, den genauen Zweck der genannten Käufe festzustellen. Es wurde bloß sestgestellt, daß man in dieser Fabrik aus den Hunden Fett gewinnt, das dann weiterverar beitet wird. Es liegt jedoch dann die Vermutung nicht mehr lern, daß Kieses zur Erzeugung von Glyzerin für Explosiv«