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Amtliche Anzeigen. Es sollen öffentlich gegen sofortige Barzahlung meist bietend versteigert werden: e) sm Mittwoch, dem 6. Januar 1937, vorm. 9 Uhr im ge- richtlichen Dersteigerungsraum: Siederohre, Rohrverbindungs- stücke v. Armaturen, Schweißdraht, 1 Bioline, 1 Photoapparat; b) am gleichen Tage, vorm. 811 Uhr im Gasthaus „Bahn schlößchen" in Lößnitz: 1 Ottomane, 2 Klubsessel, 1 Schreibtisch, Tische, 1 Trumea«, 1 Klavier, 1 Fernglas, 1 Rauchtisch, 1 Kre denz, 1 Sofa, 1 Büfett, 1 Baupumpe; o) am gleichen Tage, vormittags 11 Uhr (Bietersammelort: „Kaffee Schiel" in Lößnitz): 1 Plüschsofa; S) Donnerstag, den 7. Januar 1937, nachm. 2 Uhr im Gast haus „Reichsadler" in Bockau: 1 Plüschsofa. Der Gerichtsvollzieher de» Amtsgerichts Aue. Dt« amtlichen Bekanntmachungen sämtlicher Behörden können in den Geschäftsstellen de» „Erzgebirgischen Volksfreund»" tn Aue. Schneeberg, Lößnitz u. Schwarzenberg etngesehen werden Die europäische Achse bleibi: Berkin—Rom. Der Wortlaut -es Mitlelmeerabkommens. Zwischen Rom un- Parts -lei-en noch viele Punkle zu klären. ck> O Loudon, 3. Jan. Die amtliche Fassung des britisch-italie- nifchen Mittelmeerabkommens lautet: Die britische Regierung und die italienische Regierung, geleitet von dem Wunsch, im Interesse des allgemeinen Friedens und der Sicherheit im wachsenden Maße zur Besserung der Beziehungen zwischen sich und zwischen allen Mittelmeermächten beizutragen, und entschlossen, die Rechte und Interessen dieser Mächte zu achten, erkennen an, daß di« Freiheit der Einfahrt in das, der Ausfahrt aus und der Durchfahrt durch das Mittelmeer elu lebenswichtiges Interesse sowohl für die verschiedenen Telle de» britische» Reiche» al» auch für Italien darstellt »nd daß dies« Interessen in keiner Weise ««verelnbar find, lehne» jedes Bestrebe» ab, den Statu» qüo abzuLuder« oder, soweit sie selbst betroffen sind, diese« abgeü«dert z« sehe«, insoweit sich dieser auf die nationale Oberhoheit über Gebiete im Bereich des Mittelmeeres bezieht; verpflichten sich, die gegenseitige« Rechte «ad Interessen in dem genannten Gebiet z« achten; verpflichten sich, ihr Bestes zu tun, um alle Betätigung zu entmutigen, die zu einer Schädigung der gute« Be- zkeh«nge« führe« könnte, die durch die gegenwärtige Er- klärung befestigt werden sollen. Diese Erklärung ist dazu bestimmt, die Friedensziele zu fördern und richtet sich gegen keine andere Macht. Nolenauslausch. Vor dieser gemeinsamen Verlautbarung wurden in Rom zwischen dem britischen Botschafter und dem italienischen Außenminister zwei Noten ausgetauscht. Die britisch« Note nimmt Bezug auf die an Eden am 16. Dezember 1936 im Unterhaus gerichtete Anfrage wegen der angeblichen Besetzung der Balearische« I«sel« durch italienische Staatsangehörige. Die italienische Regierung habe, so heißt es, erklärt, daß sie keinerlei Verhandlungen mit General Franco ausgenom men habe oder aufnehmen werde, durch die der Status quo im westlichen Mittelmeer geändert werde. „Angesichts dieser Zusicherungen, besagt die Note weiter, nimmt die britische Regierung an, daß, soweit Italien betroffen ist, die gegenwär tigen Gebiete Spaniens unter allen Umständen intakt und un verändert, unversehrt bleiben sollen. Sie würde jedoch dank- bar sein, wenn formell das Zutreffen dieser Annahme bestä- tigt würde, und ich habe infolgedessen die Ehre, anzufragen, ob eine solche Bestätigung geben werde. In der italienischen Note wird bestätigt, daß, soweit Ita- lien betroffen ist, das gegenwärtige Gebiet Spaniens unser- sehrt erhalten bleiben soll. Die -eulsch-ttalienlschen Beziehungen bleiben unberührt. Rom, 2. Ian. Das englisch-italienische Gentlemens- Agreement (Ehrenmanns-Abkommen) wird von der Presse als die „Liquidierung der jüngste« stürmische« Vergangenheit in de« Beziehung«« der beiden Großmächte und als die klare und feste Grundlage für die Wiederaufnahme der englisch-italleni- schen Zusammenarbeit" bewertet. „Man kann", so schreibt das halbamtliche „Giornale d'Italia" unter der Ueberschrift „Interessensolidarität", „die große Bedeutung der Verständigung anerkennen, ohne damit die Wichtigkeit ihrer unmittelbaren Auswirkungen übertreiben zu wollen." Dabet kommt das Blatt auch auf die deutsch- italienische Zusammenarbeit zu sprechen und erklärt wörtlich: „Man braucht nicht zu wiederholen, daß die neue italienisch- engl sche Verständigung der zuvor geschaffenen Grundlinie der deutsch-italienische« Zusammenarbeit entspricht, die nach der klassischen Erklärung Mussolinis in Mailand auch heute immer das Rückgrat der italienischen Außenpolitik bleibt." — Das Blatt bemerkt dann weiter: „Das Abkommen ist ein auf die englisch-italienischen Beziehungen beschränkter natürlicher Pakt. Frankreich, das bi» zur letzten Stunde versucht hat, daran teil zunehmen oder de» Abschluß wenigste«» hinauszuzögern, ist nicht einbezogen worden. Zwar hat Italien keinerlei Absichten, gegenüber Frankreich eine offensive Stelle einzunehmen, es ist jedoch der Ansicht, daß viele Punkte der französische« Politik eine grundsätzliche Klärung erfahren müssen, nicht zuletzt in bezug auf Spanien, das einen wichtigen Bestandteil der Mittelmeerfrage bildet." „Messaggero" erklärt, daß die von Italien mit anderen Staaten, in erster Linie mit Deutschland getroffenen Verein- barungen von dem Abkommen in keiner Weise abgeschwächt würden. Di« Achse Rom—Berlin bleibe vielmehr in ihrer ganze« schöpferische« Antriebskraft erhalte«. Die italienisch, englische Verständigung könne zu einem sehr wirksamen In- strument für die europäische Befriedung werden. „Doce d'Italia" schreibt, durch das Abkommen werde durchaus keine gemeinsame Front einer aktiven Politik ge- bildet, wie sie die italienisch-deutsche Verständigung auszeichne. Im „Lorriere della Sera" heißt es: Unsere Beziehungen zu Deutschland bleiben unverändert. Die neuen italienisch englischen Beziehungen bilden sogar einen ernsten Beitrag zu dem allgemeinen Frieden, bei dem die italienisch-deutsche Freundschaft den festeste« Pfeiler darstellt." „Stampa" betont: „Die Achse Rom-Berli« wird von dem Abkommen keineswegs berührt, weil sie nie als ein Angriffs block gedacht war, sondern als eine Orientierungslinie im europäischen Durcheinander. Frankreich hat es nicht an Hinterlist und an Versuchen fehlen lassen, nm das Abkommen znm Scheiter» zu bringen. Seine Beteiligung war unmöglich, weil die französische Politik voll Widersprüchen und Zwei deutigkeiten ist, die in der spanischen Frage zur Mitverant wortung und Mitschuld geführt haben." Auch die „Gazzetta del Popolo" stellt fest, Frankreich habe zuerst am Abkommen teilzunehmen und es nachher zu sabotieren versucht. Aber beides sei ihm nicht gelungen, weil Italien und England nicht eine Abenteuerpolitik betrieben wie Frankreich unter dem Einfluß Moskaus, sondern als gemeinsames Ziel die Erhaltung des Friedens verfolgten. „Popolo di Roma" meint, solange Frankreichs Stellung in der Spanienfrage auf einer Zweideutigkeit beruhe, sei es chwer, das Mißverständnis zwischen Rom und Paris auszu- chalten. Eines der hauptsächlichsten Elemente für das Zu- tandekommen des Mittelmeerabkommens sei das gute Ein vernehmen der englischen und der italienischen Regierung in der Spanienfrage gewesen. Mit Frankreich dagegen bestehe eine solche Uebereinstimmung nicht. Was man aber schon heute sagen könne, sei, daß es von dem Tage an, wo London und Rom in Spanien eine gemeinsame Politik hätten; Frank- reich schwer sein dürfte, seine Außenseiterstellung beizube- halten. Die englische Presse zum neuen Pakt. London, 4. Ian. Das Mittelmeerabkommen wird von der Mehrzahl der Blätter freundlich begrüßt. „Daily Telegraph" schreibt u. a.: England habe im Mittelmeer keinen gebietsmäßigen Ehr- geiz, es wünsche lediglich Bewegungsfreiheit für seine Schiff, fahrt. Man dürfe in das Abkommen nicht mehr Hineinlesen, als es tatsächlich bestätige. Das Uebereinkommen habe einige der Mißverständnisse beseitigt, die den ersten Schritt zur euro- päischen Befriedung hindernd im Wege gestanden hätten. Italiens Versicherung, daß es in Spanien keinen gebiets mäßigen Plan verfolge, müsse dazu beitragen, die Verhand lungen zu fördern, die im Hinblick auf die gefährlichen Vor- fälle täglich dringender würden. „Times" betont, daß die Mittelmeerspannung, die jetzt beseitigt sei, nicht britischen Ursprungs gewesen wäre. Die Versicherungen des italienischen Außenministers über die Unverletzbarkeit Spaniens verdienten besonders erwähnt zu werden, weil sie die Grundlage verbreiterten, auf der die Nichteinmischungspolitlk arbeiten könne. «W «iw»«»«»»»-. « «thaS«d dt, «»«Utz«, BetzONNAnnchnn^» d« «Mcho»ptz»o«s «d d« * Bezirtznmdand» Schwärzend««, der Bürgerin«»!»« z» GrünhÄ«, Lößnitz, Nerfiüdtrl vnd S<bn«d«ra. d« Finanzamt« in An« imd Schwarzenberg. E» werd« antzerde» veröffenllicht: Bekanntmachungen der Amtsgericht« t« Ave, Schneeberg, 6chwar»«d«rg, Johanngeorgenstadt, Oberbürgermeisters z» An« unttz d«s Erst« Bürgrrmeister» zu Schwae»«*b«rg Beklag S. M. «Srkner, «ue, Sachse«. «a»ptg«schAs»»fl«rl«: Aue, Fernruf Sammel-Nr. 284!. Drahtairschrift r Volks freund Auesachstn. G»schllft»st«fte«r Lößnitz (Ami Au«) 2940, Schneeberg 310 und Schwarzenberg 3124. Nr. 2. Montag, den 4. Januar 1SA7. Jahrg. 80. Die konservative „Morning Post" schreibt, das Abkommen sei ein Triumph des Realismus und der Vernunft, besonders, was die Versicherungen über Spanien anlangten. „Daily Mail" erklärt, niemals wieder dürfe sich England durch den Völkerbund einen alten Fremü» zu Feind machen lassen. „Evening Standard" benutzt die Gelegenheit, darauf hin zuweisen, wie sinnlos der britisch-italienische Streit wegen Abessinien gewesen sei. Edens weittönende Reden hätten die englische Regierung verpflichtet, das System der kollektiven Sicherheit anzuwenden und sie hätten die damaligen Herrscher Abessiniens zu dem Glauben ermutigt, Großbritannien werde sie vis zum äußersten decken. Großbritanniens einzige prak tische Hilfe für Abessinien, der Hoare-Laval-Plan, fei jedoch durch einen Dölkerbundsenthusiasmus hinweggefegt worden und Hoare habe sein Amt an Eden abgeben mü^sn. Bei alle dem sei folgendes herausgekommen: Bergleute in Südwales seien arbeitslos geworden, weil es keinen Kohlenhandel mehr mit Italien gegeben habe. Laile Selassie sei von seinem Throne geflohen. Die Verschlechterung der englisch-italienischen Beziehungen habe die alarmierenden Vorsichtsmaßnahmen der britischen Flotte erforderlich gemacht. Die englischen Zeitungen hätten sich gegenseitig angeschwärzt, und offen sei die Aussicht eines Krieges zwischen den beiden Mächten erörtert worben. Und heute besitze Italien ganz Abessinien; der frühere abes sinische Kaiser verkaufe seinen Haushalt auf Auktionen, Sir Samuel Hoare, den die Ereignisse gerechtfertigt hätten, sei mit Ehren wieder in die Regierung ausgenommen worden. Mit dem Abkommen habe ein verrücktes vnd erniedrigendes Ka pitel in der britischen Geschichte sein Ende gefunden. Die liberale „News Ehronicle" und der „Daily Herald", das Blatt der Labour Party, äußern sich völlig abweichend von den übrigen Blattern und sprechen von angeblichen italienischen Freiwilligen-Transporten nach Spanien, um ihre ablehnende Haltung zu begründen. Saure Traube». Pari«, 3. Jan. Zum englisch-italienischen Abkommen hat Außenminister Delbos der Agentur Havas eine Erklärung ab gegeben, in deren er sagt, er freue sich, die Regierungen von Großbritannien und Italien einig zu sehen. „Die Verständi gung dieser beiden Mächte, die mit Frankreich durch freund schaftliche Ueberlieferung und gemeinsame Belange verbunden sind, wird von uns als eine Grundlage der Ordnung im Mit telmeer und als eine Tat zur Aufrechterhaltung des Friedens angesehen. Die französische Regierung ist der Entwicklung des Meinungsaustausches, der zu dem Abkommen geführt hat, mit größtem Interesse gefolgt. Sie ist vom Londoner Kabinett über die Vorbereitung und über den Abschluß dieser kürzlichen Verhandlungen unterrichtet worden, wie auch über ihren Gegenstand und den wesentlichen Inhalt. Die franzö sische Regierung kann sich daher in voller Kenntnis der An gelegenheit den Sympathiebezeugungen anschließen, die die Unterzeichnung des römischen Abkommens in ganz Europa Hervorrufen dürfte." Journal des Debats" bedauert, daß Frankreich nicht so^ fort an dem Abkommen hat teilnehmen können bzw. daß noch kein entsprechender italienisch-französischer Vertrag unterzeich net worden sei. Dazu sei zunächst erforderlich, daß es sich der Vormundschaft der Kommunisten und der Moskauer Agenten entziehe. Die Italiener würden keinen bolschewistischen oder anarchistischen Staat in Spanien dulden und sie hätten ganz recht. Auch England stehe jetzt einer solchen Ausbreitung des Bolschewismus feindlich gegenüber. Nach „Temps" bedeute das Abkommen nicht, daß Italien nun völlig zu der Politik zurückkehre, die es vor dem abessi nischen Kriege Frankreich und England gegenüber geführt habe. Immerhin schaffe dieses Abkommen neue Grundlagen für eine aktive Zusammenarbeit Italiens mit England und Frankreich. ,Journal" schreibt, das Bedeutsamste an dem Abkommen sei vielleicht, daß die Engländer ebensosehr wie die Italiener vnd die Deutschen wünschte«, daß Spanien kein Anarchiehord «erde. „Echo de Paris" erkennt dem Abkommen einen vor allem psychologischen Wert zu. Englischer- und französtscherseits habe man den Duce überzeugen wollen, daß er seiner Politik eine andere Grundlage geben könnte als die Freundschaft Adolf Hitlers (!!). Trotzdem trage das faschistische Italien sein enges Einvernehmen mit Devtschland zur Schau. Das „Oeuvre" erklärt, Frankreich werde sich aufrichtig bemühen, sobald als möglich mit der italienischen Regierung über ein ähnliches Abkommen zu verhandeln. Wahrscheinlich werde es dabei auf viel größere Schwierigkeiten stoßen als England. Dio radikalsozialistische „Republique" stellt mit Bedauern fest, daß England Frankreich bei der Wiederherstellung freund- schaftlicher Beziehungen zu Italien zuvorgekommen sei. Frank reich habe zu lange gewartet, ehe. es sich auf den Boden der Tatsachen stellte. Die „Action Franeaise" erklärt, durch Unterzeichnung des Abkommens mit Italien baue England seine Politik auf den Sieg der nationalen Bewegung in Spanien auf. Die Schaf fung einer katalanischen. Sowjetrepublik würde den Status quo im westlichen Mittelmeer ändern, und das wolle England ebensowenig wie Italien. I