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Dresdner Journal : 30.07.1872
- Erscheinungsdatum
- 1872-07-30
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-187207302
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18720730
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18720730
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1872
-
Monat
1872-07
- Tag 1872-07-30
-
Monat
1872-07
-
Jahr
1872
- Titel
- Dresdner Journal : 30.07.1872
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.V 171 Dien«-«, den ZN Mi DM-mrZournal Leieds, ?v«t- vukl Verantwortlicher Redactenr: I. G. Hartmann. LUsirliod . . . « Httr Rachbeftcllanzen auf da« „Dresdner Journal" für die Monate Aigsst und -ytmbn werden angenommen für Dresden links der Elbe beider unter- zeichneten Expedition, für Dresden rechts der Elbe in der Bach - schen Buchhandlung (Hauptstraße 22) und für auswärt-bei den betreffenden Postanstalten. Der Preis für diese beiden Monate beträgt 1 Thlr. Königs. Kipedition des Dresdner Journals. Dre-den, 29. Juli. In St. Petersburg hat gegen Ende des Maimonats der dortige Verein der »Freunde religiöser Bildung" eine interessante Sitzung gehalten, über deren Verhand lungen der russische „Regierungs-Anzeiger" einen genauen Bericht veröffentlicht hat. Zunächst wurde, auf Anregung eines ausländischen Altkathol iken- comites, die Frage einer Vereinigung der Alt- katholiken mit dergriechisch-orthodoxenKirche in Erwägung gezogen, und eS gelangten dabei mehrere Schreiben zur Verlesung. Ein Führer der Altkatho liken hält die Vereinigung mit der griechischen Kirche für möglich und wahrscheinlich, sobald man nur im Westen zu der Ueberzrugung gelaugt sein werde, daß die griechische Kirche dem ursprünglichen Wesen des Christenthums unvergleichlich näher stehe, als die latei nische, eine Ueberzrugung, die sich ihm, dem Schreiber des Briefes, bei eingehender Beschäftigung mit den ersten Jahrhunderten des Christenthums, mehr und mehr aufdränge. Jeder wirklich gebildete Katholik halte es für nothwendig, zum Abendmahl in beiderlei Gestalt zurückzukehren, die Volkssprache in den Gottesdienst aufzunehmen, das Cblibat aufzugeben und eine gründ liche Reformation in der Adlaßwirthschaft de- päpst- Ucken DtSpen-wesen- und dem ganzen römischen Bü rokratismus herbeizuführen. Der Verfasser spricht schließlich über das „Lliognv", wobei er den Vereini- gungSpunkt im sogenannten apostolischen Symbol findet. Was nicht Gegenstand einer für Alle bindenden Glau benslehre sei, könne auch nicht als nothwendiges Er forderniß zur Seligkeit gelten, und deshalb könne An nahme oder Nichtannahme des „LUo^us" dem freien Willen der rechtgläubigen Kirche überlasten werden. Eine andere Korrespondenz verbreitet sich über den Stand der Altkatholikenbewegung in Oesterreich und constatirt, daß hauptsächlich die deutschen Landestheile an derselben participiren, die von Slawen bewohnten sich fast durchweg fern gehalten haben; eS wird in dem Schreiben ausführlicher über die Absichten der All katholiken, sowie über deren Stellung zur österreichischen Regierung und das ablehnende Verhalten der letzteren berichtet. Nach Erörterung der wichtigen Vereinigungs- frage wurde beschlosten, an den ausländischen Cvmit6 eine Antwort etwa folgenden Inhalts ergehen zu lassen: Obgleich die Gesellschaft keine officielle Stellung in der Kirche einnehme, sondern nur eine freiwillige Ver einigung orthodoxer Christen sei zur Klärung und Be leuchtung religiöser Fragen, obgleich die Entscheidung in einer so wichtigen Sache nur durch die Kirche selbst gegeben werden könne, so glaube doch die Gesellschaft auf einige Grundprincipien Hinweisen zu dürfen, die al- Basts einer zu fällenden Entscheidung nothwendig Ad»u»o»eut»pr«li>«, » lukr«»»» tritt iadrliosi a LLIr »»««riuUdäe-äsutscbou Amtlicher Theil. Brkanntmachung. Die Eisenbahnstation Annaberg betreffend vom 27. Juli 1872. R Der Eisenbahnstation bei Annaberg, welche in der Bekanntmachung vom 18. Januar 1866 (Gesetz- und Verordn.-Bl. S. 24) die Bezeichnung „Annaberg- Buchholz" erhallen hat, wird vom 3. August dieses JahreS an, als dem Tage, mit welchem die sächsisch- böhmische Verbindungsbahn Annaberg-Weipert und die an dieser gelegene Station Buchholz dem allgemeinen Verkehr übergeben wird, die Bezeichnung Eisenbahnstation Annaberg beigelegt. Dresden, den 27. Juli 1872. Finanz-Ministerium. Für den Minister: von Thümmel. vr. Rttterstädt. Nichtamtlicher Theil. Uedersichl. Telegraphische Nachrichten. Zeituugrsehau. (Russischer Regierungsanzeiger.) ragk-geschichte. (Dresden. Berlin. ÄreSlau. Wesel. Wiesbaden. Frankfurt a. M. München. Mainz. Wien. Prsth. Agram. Paris. Genf. Rom. Madrid. -Santander. London. Kopenhagen. Konstantinopel. Bukarest. Rio-de-Janeiro.) Ernrunnuaeu, Benetzungen re. im öffrutl. Dienste. Dresdner 8? ach richten Proviuzialuachrichten (Reichenbach. Kolditz. Königs brück.) Statistik und VoNSwirthschast. Vellage. Dresdner Nachrichten. Vermischtes. Eingrsandte» Inserate. Telegraphische Nachrichten. Leipzig, Montag, SS. Juli, RachmittagS. (Tel. des DreSdn. Journ.) Sr Majestät der Kö nig hat gestern in den LormittagSstuvdeu daS JohanuiShospital, daß städtische neue Kranken- hau» und da» pathologische Institut besichtigt und von allen Einrichtungen eiugrheud Kevntuiß ge nommen. Nachmittags besuchte Se. Majestät die Pleißenbnra uud die dortigen neuen Casernenbau- trv, dann die mit 1 Bataillon belegten Barakev bei Pfaffeodorf, und zwar in Begleitung de» hier eingetroffenen KrirgSminister» v. Fabrice, de» Ge- nerallieutenant» Nrhrhoff v. Holderberg uud de» GeniedirrctorS Oberst Andree. Heute Vormittag wohnte der König von 8 bis S Uhr einem Bortrage de» Prof, vr Czermak in dessen neuem Hörsaalr und von 12 bi» 1 Uhr eiurr Borlesnug de» Prof, vr Leuckart über Natur geschichte der Thiere bei und besuchte tu der Zwischenzeit die Papierpräganstalt von Meißner und Buch, sowie die Schvellprrssevfabrik von GwiderSki. Heute Abend bringen die Gtudirendea Vr. Majestät einen Kackelzug. Wien, Montag, SS. Juli. (W. T. B.) Dem hiesig«« „Tel. Torresp. Bureau" wird au» Vt. Petersburg gemeldet, daß Kaiser Alexander sich mit einem größeren Gefolge am S. September zu einem Besuche an den Berliner Hof begeben wird. (Zu derselben Zeit wird bekanntlich auch der Kaiser von Oesterreich in Berlin anwesend sein.) Paris, Monta-, SS. Juli. (W. T.B.) Der gestern hierher gemeldete Total betrag der Zeich nungen auf die neue Ratioualauleihe beträgt uu- grfähr 4 Milliarden; beträchtlichere Zeichnungen werden heute erwartet, da gestern (Sonntag) i» England und in mehreren deutschen Städteu über haupt keine Zeichnungen stattgefnudeu haben. Gin einziges Berliner HanS zeichnete gestern SS« Millionen, Bordeaux LOS Millionen. Nom, Sonntag, S8. Juli. (W. T. B.) Der Pater Bekx, General de» Jesuitevordeu», hat eine Versammlung der hervorragendsten Oberen dieses Orden» nach hier einberufeu. befestigt war; auf der Commode prangte eine Stockuhr in vergoldetem Gehäuse, und zu beiden Seiten der selben Vasen von blauem, chinesischem Porzellan mit künstlichen Blumensträußen, auf dem Tische zwischen den Fenstern aber stand ein frischer, duftender Blumen strauß, bestehend auS Rosen, Levkoien, Rosmarin, Ba- stlicum und andern, auf dem Lande vorzugsweise be liebten Blumen, denn der Strauß war ein Geschenk der Milchfrau, welche ihn erst vor wenigen Stunden über bracht hatte. Neben dem Wohlgeruche aber, welchen diese Blu men ausströmten, durchzog noch ein feiner, würziger Duft von Wachholderbeerenrauch die Stube, die Diele war untadelhaft und blendend weiß gefetzt, die sechs eckigen Scheiben der drei in einen geräumigen Hof mündenden Fenster glänzten spiegelhell und ließen klar die Aeste des draußen im Hofe stehenden NußbaumeS erkennen, besten Blätter bald unbeweglich im Schein der Sonne glänzten, bald wieder leise erzitterten, wie eS eben dem Lufthauche gefiel, der draußen im Hofe sein Wesm trieb. Die Frau Wirschmidtin aber blickte weder nach ihrem alten, langjährigen Freunde und Nachbar, dem Nußbaume, noch auf die selbstgrschaffene Ordnung und Behaglichkeit ihrer Stube, sondern sie saß, mit gesenk- tem Haupte und ineinandergeschlagenrn Händen, auf dem Sorgenstuhlr nächst ihrem Lager, und auf ihrem Antlitze lag wirklich Sorge, Kummer und nebenher eine kleine Zuthat von Groll und Aerger. Die Sorge aber und der Kummer galten dem blon den Jungen mit den großen blauen Augen, ihrem Sohne Johann Baptist oder Schampatist, von ihr mit Vorliebe auch „Schampcr" geheißen, der aber jetzt rin hübscher junger Mann von etwa 26 Jahren geworden war; der Aerger aber einer gewissen Margaretha Zo- müsse an der Spitze der Civilisation stehen. Die un gerechten, herrschsüchtigen Ansprüche Roms würden rmmrr mehr und mehr erkannt, und eine immer stei gende Zahl von Menschen fühlten die an sich ziehende Kraft der rechtgläubigen Kirche, die ein unerschöpflicher Quell deS Lebens und des Lichtes sei. Geltung haben müßten. AlS nothwendig zur Wieder herstellung einer selbstständigen, aber mit'der griechischen Kirche vereinten, occidentalischen Kirch«, älS'vonättio »in« qu» non wurde eine vollständige Identität der Dogmen beider Kirchen erkannt; dabei könne die grie- - Lischt Kirche aber durchaus keine Concesfion machen, sie könne weder um ein Jota von der durch die allgemeine Kirchenlehrr gebotenen dogmatischen Wahihsit abgeben, noch darin willigen, daß Etwa- zu ihrer Lehre hinzugefügt werd«. Dagegen habe die orthodoxe Kirche, wenn st« gleich vollen Glauben an ihre Dogmen fordere, doch den binzel- kirchen, ans welchen sie bestehe, niemals Gleichförmig keit in den Gebräuchen zur Nothwendigkrit gemacht; fie habe im Gegentheil stets locale Ueberlieferungen und Gewohnheiten, soweit sie der allgemeinen Kirchen- lrhre nicht widersprechen, geachtet und verlange Gleich- - fürmigkeit nur in den Gebräuchen, welche, die Sacra- mente betreffend, zum Wesen der Kirche selbst in näch stem Bezüge stehen. Was das Kirchenregiment anbe- trisst, so habe dir rechtgläubige Kirche stets den Einzel- kirchen Autonomie zugrstanden, falls zur Aufrecht erhaltung solcher Autonomie die für ein gerechtes und vollkommenes Leben nothwendigen Elemente da waren, . natürlich nur in so weit, als die Fundamente kirch licher Organisation durch eine solche Autonomie nicht zerstört wurden. Nachdem noch weitere Berichte eines deutschen Korrespondenten über die Begehungen der Altkathostken zur Utrechter Kirche und über den vom ?. Hyazinth prästdirten Verein der Allkatholiken in Rom ^um Vortrage gebracht worden waren, ging man »um Schluffe zu einem anderen, nicht minder interes santen Gegenstände über, zur Stellung der grie chisch-orthodoxen Kirche in Nordamerika, worüber der bekannte Geistliche der New-Uorker grie chischen Kirche Bjering in ausführlicher Rede berich tete. Bei seiner Ankunft in New-Jork, erzählt Red ner, hätten die katholischen Blätter sich wenig freundlich gezttgt, die rrformirten und lutherischen einfach die Gründung einer griechischen Kirche gemeldet, mit offe nen Armen aber sei er von der Episkopalkirche ausge nommen worden. Häufig hätten Glieder dieser Kirche seine Gottesdienste besucht und bei Allen sei ein inniges Berlängen nach Bereinigung mit der griechischen Kirche hervorgetreten, wobei allerdings außer dem Mangel der Identität der beiderseitigen Dogmen die Schwierigkeit bestehe, daß die Episkopalkirche für sich die Anerken nung apostolischer Nachfolge in Anspruch nehme. Den noch seien ihm eine Menge von Schreiben Geistlicher erwähnter Kirche zugegangen, die sich vollständig bereit Erklärt hätten, dtrect zur orthodoxen Lehre überzutreten, falls fie nur ihre Kräfte der Kirche al- Geistlich« wid men könnten. Dazu fehle es ja aber leider für den Augenblick an Mitteln. Ferner hat er einen Brief er halten und in einer Kopie dem hriligen Synod zuae- strllt von der in Boston neugegründeten Kirche, welche bei vollster Anerkennung der Glaubenslehre nur die Gebräuche der griechischen Kirche nicht annimmt und über die Beziehungen zu ihr anfragt. Wenn die katho lische Kirche bis jetzt auch wenig Sympathie für die griechische gezeigt hat, so kann der Redner doch berich ten, daß er Abends bisweilen Besuch von Geistlichen dieser Konfession erhalten habe, die mit ihm über die griechische Kirche gesprochen, beim Abschied jedoch um Geheimhaltung ihrer Namen gebeten hätten. Für die altkatholische Bewegung sei der dortige Boden nicht ge eignet, denn der größte Theil der eingebornen Katho liken bestehe aus rohen Irländern und Deutschen, und die Geistlichkeit entbehre bis auf die in Europa erzoge nen Mitglieder jeder philosophischen und geistlichen Bildung. Herr Bjering schließt mit der Bemerkung, daß, wenn auch die Gründung einer Kirche dort nicht genüge, um die Andersgläubigen zum Uebertritt zur orthodoxen Kirche zu bewegen, doch die Hinneigung zu einer Vereinigung mit ihr sich sowohl in Europa, als in Amerika immer deutlicher zeige. Es lasse sich daher hoffen, daß eine solche Vereinigung auf Grundlage des orthodoxen Glaubens sich vollziehen werde, denn dieser Napoleonszeit, dem der griechischen und römischen Re- miniscenzen Platz zu machen. Entsprechend den Stühlen war der zwischen zwei Fenstern stehende Tisch, welcher mit einem bunten Wol lenteppiche, einem sogenannten Tirolerteppiche, be deckt war. Den Glanzpunkt der Möbels aber bildete ein ver schließbarer Schreibtisch, von der Besitzerin wohlgefäl lig stets „der Rouleau" benannt, und endlich stand in einem Alkofen das Himmelbette, dessen Vorhänge, von geblümtem Kattune, zurückgeschlagen waren und einen Berg von Kissen sehen ließen, bedeckt von der unver meidlichen Flecklesdecke, einem Konglomerate unzähliger kleiner Lappen, oder Fleckchen, von allen Farben und allen erdenklichen Stoffen, stets mit vieler Mühe, fetten aber mit besonderm Geschmacke aneinander gereiht. Den Schlußstein dieser Geräthe bildete ein ehr würdiger, mit braunem Leder überzogener Sorgenstuhl, welcher vor dem Lager der Frau Margarethe stand und ohne Zweifel da- doppelte Alter alle- übrigen StubengerätheS besaß. Dann hing an einer der Wände das Bildniß be seligen Herrn Peter Wirschmidt, Margarethen'- Ge mahl, im lrbrrbraunen Rocke, gepuderten, steifen Schläfr- locken, und ernst und würdevoll darein blickend, wäh rend neben ihm in gleicher Größe rin anderes Bild, angenehm lächelnd, Frau Margarethe zeigte, wie fie vor etwa 20 Jahren beiläufig au-gesehen haben mochte, und zwischen beiden Gatten befand sich, in einem Ari nen ovalen Rahmen, das Portrait ihres einzigen Spröß- ltngS, eine» Knaben von etwa 6 Jahren, mit blonden Haaren, unmäßig großen blauen Augen und vollstän dig in gelben -Nanking gekleidet. An einer andern Wand erblickte man ein Erucifix mit dem Heilande, an dessen Füßen ein Palmzwrig ' Tagesgrschichte. Dresden, 29. Juli. Ueber die Anwesenheit Sr. Majestät des Königs in Leipzig liegen heute wettere ergänzende Mittheilunaen vor. Die „L. N." schreiben: Trotzdem es nicht officiell bekannt war, daß der König am Freitag Abend unser bedeutendste- Brr- gnügungsetablissement, das SchützenhauS, besuchen würde, hatte sich doch eine so große und festlich geschmückte An zahl von Besuchern, wie wir fie noch niemals dort vor gefunden haben, in den Gartenanlagrn versammelt. Portal und Thorweg des Schützenhausrs waren mit reichen Laubgewinden und glänzender Beleuchtung auS- gestattet; in der Tonhalle leuchtete das sächsische Wap pen in Hunderten von Flammen, und hoch oben am Felsen prangte die NamenSchiffre des Königs, ein I mit Krone, ebenfalls in zahllosen Flämmchen. Die erste und größte Loge der Alhambragalerie, von jetzt ab sicherlich die „KönigSloge" genannt, war mit dem Por trait de- Königs geschmückt, mit prächtigen Teppichen und einem äußerst feinen Meublement au-gestattet, so daß sie einen wahrhaft reizenden Anblick bot. Kurz nach A9 Uhr traf König Johann mit seinem Gefolge ein und wurde von den Herren Kreisdirector v. Burgs dorff, Bürgermeister vr. Koch, sowie von dem Besitzer des Schützenhauses, Hrn. Hoffmann, ehrfurchtsvoll em pfangen und zunächst in den vordem Garten, und »war vor die Tonhalle, geleitet, von welcher auS der König nach enthusiastischen Hochrufen von Seiten des Publi- cums, mit Weber's Jubelouverture begrüßt wurde. In zwischen war die Rückwand der Tonhalle entfernt wor den, so daß das Auge des Königs über das sächsische Wappen hinweg dis zu der NamenSchiffre am Felsen de- Trianons blicken konnte. Se. Majestät war sicht lich angenehm überrascht und erfreut über das schöne Bild, das sich ihm bot. Von hier aus begab sich der König in den Trianonpark, au- dessen Eoncerthalle die Töne der Sachsenhymne erklangen, bis an die Burg ruine und gelangte sodann durch dir dicht gedrängte Menschenschaar in die für ihn reservirte Loge. Se. Majestät schaute sich freundlich und aufmerksam nach allen Seiten um und nahm eine ihm dargereichte Er frischung mit seinem Gefolge entgegen. Nach längerm Verweilen verließ der König di« Loge, durchschritt unter Führung des Besitzer- den Trianonpark in seinem ganzen Umfange und verließ hierauf unter stürmischen Hoch rufen mit vollster Befriedigung da- Etabliffement. — Am Sonnabend wurde der Vormittag in der Stunde von 8—9 Uhr einer Besichtigung deS FrttviehhofeS in Pfaffendorf gewidmet. Von da begab Sich Se. Ma jestät in das Augusteum und wohnte daselbst von 9—10 Uhr der Vorlesung deS Prof. vr. Zirkel über Petro graphie (Granulit), von 10—11 Uhr dem Pandecten- collegium des geh. Justizraths Prof. vr. Schmidt und von 12—1 Uhr der Vorlesung des Staatsraths Prof, vr. Strümpell über Geschichte der alten Philosophie bei. Die Zwischenstunde 11—12 Uhr wurde einer Be sichtigung des StickereigeschäftS des kgl. Hoflieferanten Hietel gewidmet. Um 2 Uhr Nachmittag- nahm das Diner im Palais seinen Anfang, zu dem wieder eine größere Anzahl Herren geladen waren. In den spä ter» Nachmittagsstunden begab Sich Se. Majestät zur Besichtigung in das physiologische Institut des Hof raths Prof. vr. Ludwig und wohnte Abends der Vor stellung im neuen Theater bei, worüber jedoch die Mon- tagsnummern der Leipziger Blätter noch keine weitern Mittheilungen enthalten. Auch über den Sonntag feh len in denselben noch alle Angaben. Für letzten» geben die „L. St." folgendes Programm: Den Sonntag Vor mittag und zwar von 10 Uhr ab wird Se. Majestät zunächst einer Besichtigung des neuen Johannishospital» beim, ihrer Pathin, oder ihrem „Döthla" wie man in der guten alten Bischofsstadt Würzburg, in welcher Frau Margarethe lebte, die Pathen zu benennen pflegt. Kurze Zeit darauf, nachdem Herr Peter Wirschmidt in seinem leberfarbigen Staatsrocke, und der junge Johann Baptist im Nankinganzuge gemalt wurde, segnete der Erstere das Zeitliche, und die Erziehung scine» Sohnes blieb nun gänzlich in den Händen der Mittler, welche that, was in ihren Kräften stand, dieser Pflicht auf das Vollständigste zu genügen. Sie gab den Handel mit „LandeSproducten", welchen ihr Seliger mit Vortheil betrieben hatte, auf, um sich vollkommen dem Erziehungsgeschäfte widmen zu können und ihren Liebling stet- unter ihren Augen zu haben, aber eben diese unaufhörliche Aufsicht bewirkte vielleicht gerade da» Gegenthetl von Dem, was sie bezwecken sollte. Es ist eine alte Erfahrung, daß lebhafte Tempera mente, welche stet» unter einem gewissen Zwange ge halten werden, die wenigen freien Augenblicke, welche sie zu gewinnen wissen, zu verdoppelter Toll- und Thor- hett verwenden, aber diese unbewachten Augenblicke mehrten sich, nachdem der junge Johann Baptist ein Mal die öffentlichen Schulen besuchte, und die Latein schule hatte keinen unbändigen» Schüler aufzuwrisen, als eben ihn, vielleicht aber auch keinen glücklichen». Diese- Glück begreift aber zuverlässig Derjenige, der al- Knabe fast vollständig abgeschlossen von dem Umgänge Anderer seine- Atters plötzlich mit einem halben Hundert Jungen verkehren darf. Einigermaßen störend auf diese glücklichen Verhält nisse wirkte jedoch dir, nothwendig mit denselben ver knüpfte, Erlernung der lateinischen Sprache ein. In dessen brachten die Bitten und Ermahnungen seiner Mutter und gewisse Nachhilfe von Sette de» Herrn Rector» der Schule ihn endlich den«och glücklich Aber 6ommümoo»r ä« Vre»<iver mä— : A Kn-i««, L-o« F-o-t o L -Vsv-r, L-m- ^-N»rU»-Vt»i>-r^P»lU-N»-«I-Nr«»I»u-»er»»mHr1 *. R.» <1 U-rU»-Vi«l-S»mv«rU-»r»»t- Mrt ». N.-ULvck-uLio««, U-rU»: D Lkbrecbt, Lr,m»»: L Lcbtotte, : D Itaove»'« Lürsau u K rr»ott»rt «. U.: L'. a. ck t,'. Drrr-aann'sLbs öucbk, Da»be Oo. Lbrkcb» Lucäb ; r»rw: DaMte, L'o., Vt-»: Daub« 60. tt«r»u,r«dorr Küni^l. Krpsäition 6e» Vro-äovr ÜrssUeu, Ito. 1. Kime!»» Hummern: » bimu. l»,er»1e»prel»er Kür Uso L»um einer aeopalteoe» Leile: ttt Unter „Liogeenum" äio Teils- ü KiHodeluenr LLzstie!», mit Aumi»kms ä«r Sona - uvä roiert»^» Kir äen kolßeaäen l^. Feuittktou. (Redtgirt von Otto vanck.) Kriegsgeschichten. Erzählung von Ernst Freiherr» u. Oidra. Nicht, wahr das freut Euch, wen» Ihr büret, wie Euglauds Flagge siegreich wehet, uud wie der K«i»d vor uuser» Schwertern flüchtet? Doch waS ich Euch erzähle, vou heut« ist es nicht, und nicht vou gestern, -'ist eme alte Mähr'. Shakespeare Wir der Schamper Vielerlei lernte, und dann unter die Soldaten ging. Es sah ganz gemüthlich und heiter aus in der Stube der Frau Margarethe Wirschmidtin, aber eS rührte wohl mehr von der gewohnten, strengen Ordnungsliebe der Bewohnerin her, al» von ihrer besonders gemüthlichen und heitern Stimmung, und ohne Zweifel noch weniger von einer allzu großen Gemüthlichkeit und Glückselig keit selbiger Zeitläufte. Sehen wir un» zuerst ein wenig in der Stube der Frau Margarethe um und werfen wir dann einen kur zen Blick auf die betreffende Zeit, in welcher unsre ein fache Geschichte spielt. Es war rin einfach weiß getünchtes Gemach, denn in der Stadt, in welcher die Frau Margarethe wohnte, war da» TLfelwerk bereit» fass vollständig verschwun den, während der Luxu» der Tapeten bet Weitem noch nicht allgemein war. Da» Geräthe war auS gehöhn tem Eichenholzr gefertigt, die Kommode mit Mesflng- beschlägen, die Stühle mit gepolsterten Lehnen und schwach arkrümmten Beinen, unzweifelhaft ein Product brr Zopfzeit, welche indessen eben jetzt in den letzten Zügen lag, um dem allererbärmlichften Stile der ersten
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