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MsdmfferTageblati Amtsgericht und den Stadtrat zu Wilsdruff sowie für das Forst rentamt zu Tharandt Fernsprecher: Amt Wilsdruff Nr-6. Postscheck-Konto: Leipzig Nr. 28614. Wochenblatt für Wilsdruff und Ltmgegend. Erscheint seit dem Jahre llnonyme Zuschriften bleiben unberückffSttal. / B»üaer Deriretung: Berlin GW. 48. für die Amtshauptmannschaft Meißen, für das Insertionopre!» pfg. für Vie «-gespaltene Korpuszeile oder deren Raum, Lolalprcis Pjg„ Reklamen pfg., alle« Mi! Teuerungszuschlag. Zeitraub und tabellarischer Satz mit 50°^ Ausschlag. Bei Wiederholung und Jahresumsätzen entsprechender Rachlaß. Bekanntmachungen im amtlichen Teil snur von Behörden, die Spaltzeiie ü« Psa. bez. pfg. / Rachtoeisungs- und Offertengebühr ro bez. ZV pfg. / Telephonische Znseraten-Aufgabe schließt jedes Reliamationsrecht aus. 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Soweit hiernach die Unterstützungsbeträge noch nicht voll ausgezahlt worden sind, geschieht dies am 2. Januar 1S1S vormittags 8—12 Uhr in der Stadtkaffe, Verwaltungsgebäude, Zimmer Nr. 1. Wilsdruff, am 28. Dezember 1918. . Der Stadtrat. Reinliche Scheidung. Genau sieben Wochen haben sie es miteinander aus gehalten, die beiden feindlichen Brüder von der Sozial" Demokratie. ES war eine von den Soldaten erzwungene Tisch- und Arbeitsgemeinschaft in der Regierung. „Seid ,einig, sonst nehmen wir die Geschäfte in die Handl" unter diesem energischen Druck fanden sich Ebert und Haase Zusammen, und die Optimisten in beiden Lagern glaubten, obwohl die getrennten Organisationen aufrechterhalten wurden, nun werde sich die Spaltung auch innerlich über winden lasten. Es ist anders gekommen, ganz anders. ! Wes hatten sich nicht allbs an das Schlagwort „Re gierung Ebert-Haase" für Hoffnungen und Entwürfe ge iknüpft! Das Bürgertum, jäh um allen politischen Einfluß gebracht, stellte sich fast geschlossen hinter diese beiden 'Männer und damit auch hinter das Programm, das sie ^verkörperten. Die Armee, in der Heimat und in der »Front, identifizierte sich mit Ebert und Haase und lechzte jförmlich nach Möglichkeiten, sich auch mit der Tat für sie ieinzusetzen. Die Gewerkschaften, die Arbeiter, ja selbst die Landwirtschaft waren entschlossen, diese beiden Männer zu Unterstützen, zum mindesten bis zur Wahl der National- versammlung, die ja eine Neuorientierung unserer ganzen inneren Entwicklung bringen müßte. Aber wer einiger maßen aus den Grund der Dinge zu sehen gelernt hat. jmußte bald erkennen, daß hier Kräfte zusammen- gekoppelt waren, die unweigerlich wieder auseinander istreben würden. Wir hatten in Wirklichkeit nicht ^eine Regierung, sondern zwei halbe Regierungen, jvon denen die eine gewöhnlich zu verhindern suchte, was sdie andere plante, die sich gegenseitig immer Steine in den Weg warfen, statt alles zu tun, was die Reichs- meschäfte fördern konnte, und die sich in Reibungen ver zehrten, obwohl von der praktischen Arbeit, die von ihnen gefordert wurde, mehr abhing als das Schicksal dieser oder jener Partei: das Schicksal des deutschen Volkes. Eine Reichskonferenz wurde aufgeboten, der Rätekongreß wurde einberufen, ein Zentralrat wurde eingesetzt — es ^nutzte alles nichts. Die unüberbrückbaren Gegensätze spotteten aller Verkleisterungsversuche. Nun ist man jwieder auseinandergegangen, und die Mehrheitssozialisten bleiben unter der Führung von Ebert und Scheide mann allein in der Regierung zurück. Jetzt tragen sie bie ganze Verantwortung, jetzt erst werden sie zu zeigen -haben, was sie leisten können. j Was die beiden feindlichen Brüder trennt, läßt sich, wenn man will, auf die eine kurze Formel bringen. Ebert -und Scheidemann wollen zu Recht und Ordnung wieder Mrückkehren, weil nur auf dieser Grundlage Staat und Gesellschaft leben und sich fruchtbar entwickeln können. Deshalb bestehen sie auch auf Heranziehung des ganzen Polkes bei der Neuaufrichtung unseres Gemeinwesens, Md deshalb bekämpfen sie alle Auflehnungen gegen den Willen der Gesamtheit, alle Eigenmächtigkeiten gewalt- itätiger Elemente, alle Störungen der öffentlichen Sicherheit. Die Überzeugung von diesen Notwendigkeiten sitzt ihnen zu tief im Blute, als daß sie ruhig mit ansehen könnten» wie ungeordnete Elemente der Straße mehr und mehr die Herrschaft an sich zu reißen beginnen. Haase und Dittmann dagegen möchten die Revolution am liebsten jn Dauerzustand erklärt wissen. Nicht einmal der Grundsatz Ler Mehrheit erkennen sie als entscheidend 'an, sobald _ diese andere Wege einschlägt, als sie !zu gehen für - richtig halten, wird die Maste für «unreif" erklärt, der das Selbstbestimmungsrecht ebenso lange vorenthalten werden müsse, bis sie hinreichend „auf geklärt" worden sei. Also eine Art von Bevormundung, !die ganz und gar den Anschauungen des „aufgeklärten Despotismus" aus den Zeiten Friedrichs des Großen entspricht. Haase und Dittmann wollen deshalb, weil sie an der Möglichkeit, das Bürgertum in seiner Gesamtheit jemals in ihrem Sinne genügend „aufzuklären", es über haupt, von vornherein und für immer, von jeder Gleich- oder auch nur Mitberechtigung im Staatsleben ausschließen, sie wollen sich einzig und allein auf die Arbeiter und Soldaten stützen, ihnen die gesamte Macht ausliefern und durch völligen Umsturz auch der wirtschaftlichen Grund lagen unserer bisherigen Ordnung jede Möglichkeit einer MM M M D M MM Aeujahrshsffnung. — 1919. — Kus des Äthers Purpurweiten Schwebt mit leisem Flügelschlag Still des Jahres erster Tag 3u der Lrde dunklen Breiten. Trägt auf seinen weißen Schwingen Leuchtend das verheißungswort: „Frieden sei an jedem Grt, Frieden will ich wieder bringen!" Durch der Leidensmeere Fluten Ging der Mensch — in Vual und Not würgte er sein täglich Brot, Berghoch wuchsen hassesgluten. wahllos schlang des Todes Nachen, Panzer schützte nicht und Schild, von dem grausen Schlachtgefild Stieg des Wahnsinns rotes Lachen. Laß nun die Versöhnung weben Neues Band um Freund und Feind, Junges Jahr, das jetzt erscheint - wollest uns den Frieden geben! Gregorius. Änderen als rein proletarischen Gliederung der Gesellschaft für immer zerstören. Deshalb sind sie auch niemals um Ent schuldigungen in Verlegenheit, wenn Willkürlichkeiten, Ausschreitungen, Vergewaltigungen vorkommen, die in keinem Rechtsstaate ungesühnt bleiben sollten; immer sind in ihren Augen diejenigen im Unrecht, gegen die die Hand erhoben wird, und selbst als die Mitglieder der Reichsregierung von ihrer eigenen Schutzwache festgesetzt wurden, als der Kommandant von Berlin von einer auf ständischen Gesellschaft gefangen abgeführt und mit dem Tode bedroht wurde, forderten sie Rechenschaft — nicht von denjenigen, die sich in Lieser Art und Weise über alle Begriffe von Recht und Ordnung hinwegsetzten, sondern von denjenigen, gegen die diese Attentate gerichtet waren. Jetzt ist die Arbeitsgemeinschaft gesprengt. Zur Freude der Spartakusleute, die auf Zuzug von rechts her hoffen. Zur Freude aber auch aller verständigen Teile des deutschen Volkes, die vor allen Dingen eine handlungs fähige Regierung an der Spitze des Reiches sehen wollen. So haben sich die Ebert und Scheidemann endlich von den Unabhängigen — unabhängig gemacht. Jetzt ist es an ihnen zu zeigen, daß sie reiten können. Der Gaul darf nicht mehr länger in der Arena umherspringen, er muh hinaus auf die Rennbahn, zu freiem Lauf. Sonst bricht er, und mit ihm das Deutsche Reich, elendiglich zu sammen Oie neue Regierung. Nach dem Austritt der Unabhängigen Haase, Dittmann und Barth verblieben in der Regierung die Mehrheits sozialisten Ebert, Scheidemann und Landsberg. Als neue Regierungsmitglieder der MchrheitSsozial- demokratie traten ein der ReichStagsabgeordncte Noske, zuletzt Gouverneur von Kiel »nd Rudolf Wifsell, Reichs» tagöabgeordncter für den Kreis Niederbarnim. Der als sechstes Rcgierungömitglied berufene Redakteur Löbe von der Breslauer BottSwacht, hat die Berufung abgelctznt mit der Begründung, er müsse seine ganze Kreft für Schlesien und Breslau verwende». Mit Noske und Wifsell gehören der Regierung jetzt vier aus dem Arbeiterstand? hervorgegangene Persönlich keiten an. Ebert war Sattler, Scheidemann Schriftsetzer Gustav Noske ist am 9. Juli 1868 in Brandenburg a H. als Sohn eines Webers geboren, wurde Holzarbeiter und ist seit frühester Jugend in der Arbeiterbewegung tätig. Rudolf Wissel! ist am 8. März 1869 in Göttingen ge boren. Er war Metallarbeiter, trat in die gewerkschaft liche Bewegung ein, wurde 1901 Arbeitersekretär, dann Mitglied der Bürgerschaft in Lübeck, und kam dann als Zentralarbeitersekretär nach Berlin. Nur Landsberg genoß als Rechtsanwalt eine akademische Vorbildung. Der Austritt der Unabhängigen aus der Reichsleitung dürfte den Rücktritt ihrer Parteigenossen von den übrigen Reichs- und Staatsämtern zur Folge haben, obwohl man einige bewährte Kräfte auf ihren Posten zu halten wünscht, wie z. B. den Leiter des Reichsernährungsamts, der ebenfalls zu den Unabhängigen gehört. Auch ist die Rede davon, daß nach dem Verzicht Löbes dennoch ein sechster Volks beauftragter berufen werden soll und zwar aus Süd deutschland. Die Verteilung der Ämter. Die neue Reichsregierung besprach in ihrer ersten Sitzung ihr Programm und die notwendigsten Maß nahmen. Die neueingetretenen Mitglieder des Kabinetts nahmen an den Beratungen teil, in denen bestimmt wurde, daß Scheidemann die auswärtigen Angelegenheiten, Noske die militärischen und Wissel! die sozialpolitischen Aufgaben übernehmen soll. Es wird bei dieser Gelegen heit aufs neue darauf hingewiesen, daß es sich hierbei lediglich um eine Arbeitsteilung innerhalb des Kabinetts handelt, durch welche die Zuständigkeit der Reichsämter in keiner Weise berührt wird. Ebert behält das Innere, während Landsberg für die Finanzen zuständig ist. An das deutsche Volk, an Arbeiter, Bürger und Soldaten wendet sich die neue Negierung in einem Aufruf, in dem sie von den Er eignissen Mitteilung macht und als ihre große Aufgabe die Vorbereitung der Wahlen zur Nationalversammlung gnd des Friedens, sowie die Aufrechterhaltung einer freiheitlichen Ordnung bezeichnet. Der Aufruf setzt sich sann mit den Unabhängigen auseinander und sagt: „Für uns ist die Revolution keine Parteiparole, sondern das kostbarste Gut des ganzen schaffenden Volkes. Wir übernehmen ihre Aufgaben als Beauftragte des Volkes mit dem Schwur: Alles für die Revolution, alles durch die Revolution! Aber auch mit der festesten Absicht, jedem unerbittlich entgegenzutretcn, der aus der Revolution des Volkes den Terror einer Minderheit machen will." Das Ausscheiden der Unabhängigen wurde vorbereitet durch eine Anzahl von Anfragen, die sie an den Zentralrat stellten und von denxn die wichtigste, ob der Zentralrat das Vorgehen gegen die meuternden Mcktrosen im Berliner Schloß billige, vom Zentralrat mit „Ja" beantwortet wurde. Der Zentralrat stellte seinerseits die Gegenfrage, ob die unabhängigen Regierungsmitglieder gewillt seien, mit allem Nachdruck die Ordnung aufrechtzuerhalten und Gewaltstreiche zu unterdrücken. Das beantworteten die Unabhängigen nicht mehr, sondern schieden aus der Re- zierung, » Das Milttärprogramm Sek Regierung. Einschreiten gegen Lie Polen. Berlin, 30. Dezember. Der Volksbeaustragte Noske, der die militärischen Angelegenheiten bearbeitet, erklärt, daß die Kerntruppe der Republik nur aus Freiwilligen ^bildet wird, die daS 84. Lebensjahr zurückgelegt und bei körperlicher Rüstigkeit einen längeren, einwandfreien Frontdienst hinter sich haben. Sie werden nach einer Probezeit von 21 Tagen zunächst auf 6 Monate durch Handschlag verpflichtet, wählen ihre Führer selbst, und zwar jede Hundertschaft einen Führer und drei Zugführer, mehrere Hundertschaften den Ab- teilungsführcr und einen Stab, dem ein Vertrauensral von fünf Freiwilligen zur Seite steht. Die Volkswehr Untersteht ausschließlich dem Rat der Nolksbeauftraaten.