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r r Anzeigen tosten die 8 gespaltene Grund-eile oder deren Raum 25 Pfg., tm Textteile die »gespaltene Zeile 60 Pfg. Tabellen- und schwieriger Satz SO "/, Aufschlag. Anzeigenannahme bis mittags t Uhr. Amtsblatt für die Kgl. Amtshauptmannschaften Dresden-Altstadt » Dresden-Neustadt das König!. Amtsgericht Dresden, Erscheint feder» Wochentag nachmittag S Uhr für den folgenden Tag. Bezugspreis: durch die Post otertelsährl. 2.40. monatl. —RO - desgt. frei ins Haus . 2R2, „ —.94? durch Boten frei ins Haus „ 2.70. . —.95: bei Abholung i. d. Expedttion , 2^-), , — 80: für die König!. Superintenventur Dresden II, das König!. Forstrentamt Dresden und für die Gemeinden: Blasewitz, Weitzer Hirsch, Laubegast, Dobritz, Wachwitz, Niederpoyritz, Hosterwitz, Pillnitz, Weitzig, Schönfeld Publikationsorgan und Lokalanzeiger fürLoschwitz, Rochwitz, Bühlau, die Lößnitz gemeinden, Dresden-Striesen, -Neugruna und-Tolkewitz Arrusprrchrr: Amt Dresde» Nr. 20 800 Drurt» «nb Berlag: Elbgau«Buchdr»cherei und Berlagsaustalt Her»«»» Be»er S To. Telege.-Adeesse: Elbgaupreffe Blasen»^ Str 149. i Bl-sewtlr. Sonntag, den 1. Juli 1917. f79. Jahrg. 1-! > _ _1_ —. . . ' j ' >> - - - ... - . _ Vie ?olitllr <ler vettlorunen Aoebe. Wenn auch Kampfhandlungen größten Stils an der West front noch nicht wieder eingesetzt haben, so sind doch von un seren Truppen gute Treffer zu verzeichnen, die beweisen, daß die Deutschen ganz anders marschieren und schlagen, als die Ententesoldaten, die heute noch lange nicht erreicht haben, was sie schon im Anfänge der Frühlings-Offensive zu gewinnen gedachten. Sie schauen mehr rückwärts als vorwärts und rechnen, wann die nordamerikanischen Helfer da sein können, von denen sie doch wissen, daß es mit ihrer Ankunft in Eu ropa gute Weile hat. Nicht allein, daß es an Transport gelegenheit fehlt, auch mit der Ausbildung geht es nur lang sam voran, und die Schlachtenfreudigkeit der Aankees erhebt sich nicht entfernt zur dortigen Sportbegeisterung. Sv muß Senn die weitere Tätigkeit -er Engländer und Fran zosen abgewartet werden, und die Wartezeit ist für deren Ne gierungen und Völker ebenso unangenehm, wie das Anren- nen -er Entente-Regimenter unter dem deutschen Kugel regen. Die Mcnschcnknappheit macht sich bei beiden Gegnern an -er Westfront geltend, die die dort befindlichen russischen Re gimenter haben ausschalten müssen, weil sie des Blntvcr- gteßens müde waren. Daß die Briten keinen Ueberfluß an Leuten mehr haben, geht schon daraus hervor, daß die Fran zosen einen Teil der englischen Front übernehmen. Die Franzosen selbst aber möchten ihre Divisionen vom mazedoni schen Kriegsschauplatz zurückhabcn, wo für sie die Griechen eintreten sollen, die höchstens mit Gewalt für diesen Front dienst zu fassen wären. Und auf die russischen Verbündeten ist kein Verlaß mehr, so daß der Glaube an eine neue mos- kowitisch? Offensive recht gesunken ist. So ist keine Aussicht, -aß der Feind die Treffer nachahmen kann, die wir erzielt haben. Bon den Sriegszielen, die man sich in Paris, London und Rom gesetzt hat, ist überhaupt zu schweigen. Was der schlaue John Bull sich sichern wollte, das hat er seinen guten Freunden abzuknöpfen verstanden,- so Calais in Frankreich, Persien, wonach die Ruffen so lüstern waren, eine Anzahl Mittelmeerinseln, nach denen sich die Italiener sehnten, usw. Daß Frankreich uns „nur" das linke Rheinufer nehmen wollte, ist ein Ansinnen, daß sich inzwischen schon verflüchtigt hat. Umsomehr kränkt es in Paris, daß Italien drauflos an nektiert, wenn auch nur auf dem Papier. Es ist die alte Sache, daß die dickste Freundschaft dünne wird, wenn der eine -en andern etwas vor der Nase wegnimmt, der etwas be kommt, während der sogenannte gute Freund leer ausgehen muß. Die Entente-Verbrüderung in der Zukunft, das wird ein ganz absonderliches Schauspiel werden, denn dafür hat sie schon viel zu viel unfreiwillige Treffer bekommen. Der russische Fischfang bleibt für England und Frank reich ein mißglücktes Unternehmen. Die Petersburger „Re volutionäre" würden sich am Ende nochmals den Verbündeten des Zaren in die Arme werfen, aber sie würden in diesem Falle Führer ohne Gefolgschaft darstellcn. Die vielen Reden und Proklamationen an der Newa haben das Kriegsfeuer des russischen Soldaten wohl wieder emporlodcrn lassen, sie haben das Fasten satt und begegnen den Offizieren, die sie zu Helden machen wollen, mit offenkundiger Widersetzlichkeit. Die Ruhmsucht nach einer weiteren Offensive zu dämpfen, tut auch die Finanzlage viel. Man ist ja so ziemlich Matthäi am letzten. Im Moskowitcrlande ist immer gestohlen wor den, aber diese Tatsache setzte voraus, daß etwas da war, was gestohlen werden konnte. Zur Zeit ist indessen der russische Staat kahl, und was gestohlen wird, das sind meist die Steu ern, die nicht gezahlt, oder die Lieferungen, die nicht ausgc- führt werden. Was in Rußland werden will, bleibt nach wie vor unklar. Die Drohung, dem abgesctzten Zaren den Pro zeß zu machen, hat wenig Ernsthaftes. An dem, was in Ruß land geschehen ist, ist er wohl der unschuldigste. Seine Haupt schuld ist sein Eigensinn. Eine Aufklärung darüber, wie es im Lande aussieht, wird kommen, wenn die Lebensmittelnot sich bis zur Unerträglichkeit steigert, denn von der Brotkorn- släche sind nur zwei Drittel bestellt, und auch für diese ist der Saatenstand wenig günstig. In Frankreich und England ist ebensowenig eine Besserung etngetreten. AlS Lakai der Entente präsentierte sich der einstmalige verräterische griechische Ministerpräsident Venizelos, der be rüchtigte Mann aus Kreta, seinen Landsleuten in Athen. Ihm wird eS ganz gewiß angenehm gewesen fein, -aß er -em Kö- nig Konstantin, dem er einst Treue gelobt hatte, nicht wieder unter die Augen zu treten brauchte, denn über die Ehre und den Anstand werden ihn auch die runden Hunderttausend, die BenizeloS für feinen politischen Schurkenstreich bekommen hat, nicht wegsetzen können. Vielleicht ist er bei seiner Heim kehr doch darüber klar geworden, daß sich in Griechenland, und besonder» in der Hauptstadt Athen, feit seiner Abreise im vorigen Jahre nicht viel geändert hat. Früher hatte -er Parteigänger -er Entente immer eine bezahlte Horde zur Verfügung, der wohl auch die wiederholten Brandstiftungen -er «öntgsschldsser auf da» Schuldkonto zu setzen find. Heute schämt sich auch die käufliche Menge, de« Feinde zu diene«, der de« wackeren Kvnig und ganz Griechenland drangsalierte. Vie sich die Laufbahn von Benizelo» »eiter entfaltet, wird Griechenland bricht die Beziehungen mit den Mittelmächten ab. Kurz vor Drucklegung des Blattes gingen uns nach stehende Telegramme zu, für deren Richtigkeit wir aber keine Verantwortung übernehmen können, da eine amtliche Bestäti gung noch nicht vorliegl. Sie lauten: Paris, 29. Juni. Wie der Tenrps aus Athen meldet, hat die griechische Re gierung ihren Gesandten in der Schweiz zur Weitergabe an die Gesandtschaften in Berlin, Wien, Sofia und Konstantinopel Weisungen übermittelt, durch die der Ab bruch der Beziehungen zwischen Griechen land und Deutschland, Oesterreich-Ungarn, Bulgarien und der Türkei mitgeteilt wird. Paris, 3V. Juni. (Havasmeldung.) Eine Depesche aus Athen vom 28. Juni bestätigt, daß die Regierung die diploma tische« Vertreter bei den Mittelmächten zurüekberufen hat. in verschiedenen Internierungslager in Frankreich unterbrin gen lassen. Unter diesen Umständen hat sich die deutsche Re gierung gezwungen gesehen, der belgischen Regierung unter Stellung einer angemessenen Frist die Festnahme von zunächst etwa 20 Belgiern aus angesehenen Kolonialkreisen für den Fall der Nichterfüllung des deutschen Verlangens anzudrohen, und, da die belgische Regierung hierauf eine völlig unbefrie digende Antwort erteilt hat, diese Vergeltungsmaßregel nun mehr auszuführen. Der entscheidende kritische Augenblick. Der Pariser Berichterstatter des „Journal de Genevc" meldet, daß sich der Krieg dem entscheidenden kritischen Au genblick nähere, weshalb die Alliierten im Begriffe seien, ihre gesamten Reserven auszubieien. Die Schweizer Blätter mel den von der französischen Grenze außerordentlich umfang reiche Truppenverschiebungen hinter der französischen Front und erblicken hierin Anzeichen des bevorstehenden Massen sturmes an der Front. . Kriegserklärung Griechenlands an Bulgarien? Die „Wiener Aäge». Ztg." meldet aus Budapest: Der „Az Est" berichtet ans Lugano: Die Kriegserklärung Grie chenlands gege« Bulgarien steht ans Grund des zynischen Grie chenland »nd Serbien geschlossenen Vertrages «»mittelbar bevor. lBulgarien und seine Verbündeten sind schon lange auf dieses zu erwartende Ereignis vorbereitet und werden die deutsch-bulgarischen Truppen an der mazedonischen Grenze davon nicht überrascht. Durch die Politik der Entente kann das arme Griechenland nun leicht in die Lage Belgiens, Ser biens und Rumäniens kommen. Wahrscheinlich gehört dieser Schritt auch zur völkerbefreienden Politik, mit der immer so sehr geprahlt wird. Die Schriftltg.) Oesterreichische Presseftimme zur „Befreiung" »o» Slfaß- Lothriuge». sich bald zeigen, man pflegt auf der Balkanhalbinsel mit sol chen Staatsmännern gerade nicht viel Umstände zu machen, zumal die angestiftetey Angriffe, deren Opfer der König in Lugano war, in ganz Griechenland den peinlichsten Eindruck gemacht haben. Der griechische Staat wird in diesem Völker drama gewiß noch eine Rolle spielen, aber eine glorreiche und eine solche, die seiner würdig ist. Gar zu gern hätten die „Staatsmänner der Freiheit", die das schöne Wort um so mehr auf den Lippen führen, je weniger sie danach handeln, auch der Schweiz die Schlinge um den Hals geworfen und den Friedensvermittelungsver such des Bund.Srats Hoffmann benutzt, die Eidgenossenschaft aus ihrer Neutralität hcrauszureißen und sie zur Entente hinüberzuziehen,- aber die Deutschschweizer standen fest, und so schien daß Bestreben doch zu aussichtslos. Man hätte sich böse die Fingrr verbrennen können und sie deshalb lieber davon gelassen. Deutschland und die neutrale Schweiz haben seit Jahren in gutem Einvernehmen zu einander gestanden und so wollen wir es weiter halten, und auch das unserige dazu tun, daß die Eidgenossenschaft frei in ihren Entschließun gen zu ihrem eigenen Wohle bleibt. Nachrichten vom Weltkrieg. Dentfche Bergelt«»gsu»aß»ckhmev. Während deS ostafrtkanischen Feldzuges sind -en belgi schen Truppen bei der Besetzung von Toövra auch eine grö ßere Anzahl deutscher Frauen und Kinder sowie nichtwehr- pfltchtiger männlicher Zivilpersonen in die Hände gefallen. Nachdem diese unglücklichen Opfer des Krieges, die bereits die Entbehrungen und Anstrengungen einer über 2 Jahre davernde.n Krtegszeit im ungesunden tropischen Afrika hinter sich hatten, einige Leit in Tabora festgehalten worden waren, hat sie die belgische Regierung, anstatt sie über die afrikanische Ostkaste nach Hause zu bringen, nach und nach auf dem weiten beschwerlichen, mit größten gesundheitlichen Gefahren verbun- denen Wege über den Kongo ohne jede Rücksicht aus Alter und Gesundheit abbefördert. Selbst kleine Kinder bi» zum zar testen Alter sowie Frauen, die unmittelbar vor der Nieder kunft standen, mußten unter schlimmster Behandlung die über 10 Wochen dauernde Reise durch die Gnmpfniederungen des Kongo zurücklegen. Biele von ihnen habe« bei diesen Stra pazen dauernden Schaben davvngrtragen und leiden jetzt an tropischen chronischen'Krankheiten. Ihre schnellste Ueberfüh- rung t» die Heimat, werwtstenS t« et» neutrale» Land wäre daher selbstverständliche Pflicht -er Menschlichkeit gewesen. Dieser Pflicht ist aber »ie belgische Regierung trotz wieder- hntter. Von der deutschen Negier«»- an sie gerichteter »nftor- berung nicht nachgekommr«. Sie hat vielmehr die Gefange nen, von denen ein Teil zunächst in England gelandet »ar, Das Neue Wiener Tageblatt schreibt über die „Befrei ung" Elsaß-Lothringens: Es sind nun schon einige Woche» vergangen, seitdem der französische Ministerpräsident Ribot -er französischen Kammer die Veröffentlichung geheimer Ab machungen mit Rußland versprochen hat. Herr Ribot hat aber bisher gezögert, sein Versprechen auszuführen, und die- es Zögern muß wohl seine Gründe haben. Mittlerweile hat eine Schweizer sozialistische Zeitung mitgeteilt, Herr Ri bot habe in der letzten Geheimsitzung der Kammer Angaben über ein im vergangenen Februar zwischen der französischen und der russischen Regierung unter englischer Zustimmung ab geschlossenes Geheimabkommen gemacht. Danach soll Frank reich Elsaß-Lothrtngen, ferner das Saargebiet und diejenigen Telle der Rheinprovinz, die es braucht, erhalten, während aus dem Rest der Rheinprovinz ein Pufferstaat gebildet werden soll. Diese Mitteilung des. Schweizer Blattes ist in Frank reich unwidersprochen geblieben. Also Frankreich will Elsaß- Lothringen, das zur Rheinprovinz gehörige Saargebiet und noch sonstige Teile der Rheinprovinz, vielleicht das ganze linke Rhetnufer annektieren. Annektieren? Oh nein! Au- nektionSgelüste haben nur die Mittelmächte. England, Frank reich und Italien annektieren nicht, sie befreien! Also nicht nur Elsaß-Lothringen, auch das reindeutsche Saargebiet un andere Teile -er deutschen Rheinprovinz sollen „befreit" wer den. Nun ist es ein Etgending, Völker und Länder befreien zu wollen, die sich gar nicht nach Befreiung sehnen. Bon dem deutschen Rheinlande braucht das wohl nicht bewiesen zu wer- den. Aber auch Elsaß-Lothrtngen sehnt sich nicht nach Befrei ung. Die 2. Kammer in Straßburg, die auS allgemeinen, gleichen, direkten und geheimen Wahlen hervorgeht, also un zweifelhaft eine BolkSvLrtretung im wahrsten Sinne des Wortes ist, hat einstimmig erklärt, daß Elsaß-Lothringen bei dem Deutschen Reiche verbleiben will. Nun würde eine gegenteilige Erklärung freilich schwer möglich sein. Sie wäre Landesverrat. Aber eS war ja überhaupt keine Erklä rung nötig und wer diese vom Präsidenten vorgeschlagene Er klärung nicht billigte, der konnte durch Abwesenheit glänzen. Die elsässischen Abgeordneten glänzten aber nicht durch Ab wesenheit, sie votierten einstimmig die Erklärung. Da» stört jedoch Frankreich nicht. ES befreit ruhig weiter. Die Elsaß- Lothringer befanden sich vor Kriegsausbruch vielfach in einer Opposition zur Reichsregierung, aber Opposition involviert noch nicht -en Wunsch, aus dem Staate auszuscheiden, sonst stände e» um alle Staaten schlimm. Was die Elsässer wollten, war eine andere Stellung im Reiche, aber nicht eine Treu- nung von Deutschland. Wie-cr Franzosen zu werden, danaG sehnen sich die Elsässer mit wenigen «»»nahmen nicht. Der Gedanke hat für sie ganz und gar nicht» verlockende». Hilft nicht», sie «»erden befrett. Herr Wilson will sogar da» ganze deutsche Bo» befreie«. Tirol, Triest «nd die Küste der Adri» sollen ja ebenfalls befrett «erden, dazu a»ch »och ganz andere Teile der «vnarchie. I« Befreiung haben unsere westliche» Gegxr eine wahre Virtuosität Griechenland hahea sie »iE ihrem Befretungdtalent ja bereit» beglückt.