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MOmfferTageblatt Nationale Tageszeitung für die Landwirtschaft, s Utz, I»r do ««» La,. v«ju,»prei,: B«i «bholun, in W°»-»dI-U I°- WU-dr-ff n Um,-send »-»«u, Xrtk» »drr s»nsti,^ Brm«d«ftSrn»,o drftchl kein Anspruch aus L'rfrru», »»«'»- - «»»s—»« ri»«.,<»dt« SchriitfttM. nsol«. »nr, »nn. Porto ,«tN«,t. für Äürgertum, Beamte, Angestellte u. Arbeiter. Auz«ige«PreiL: die8ge^p»Ucne R«««zeile2V Gsldpfcnnitz, die 4 gespaltene Zeile der amtlichen Bekanntmachungen 40Gold pfennig, die 3 gespaltene StedlameIeile i« textlichen Teile LOO Goldpfennig. Siechweifungsgrl ühr 20 Goldpfennig. Vor- geschriebene Erscheinung». . ' «agc und Plas»orschrifte» werd« nach MS,ttchkri, Fernsprecher: Amt Wilsdruff Nr. 0 t-rüchsichtig,. An,et,«, durch Fernruf Ldermirtelte» Anzeigen übernehmen wir keiue Garantie. Jeder Radatranspruch erlischt, wenn der Betrag durch Klag« ei»gez»ge« werde» muß »der der Auftraggeberin Konkur» gerät. Anzeigen nehmen alle Vermittlungsstellen entgegen. Ä«r Zeit»»» od«r KürM«s EE, Ml.droffe» Tageblatt enthält die anttlichen Bekanntmachnngeu der Amtshanpttnannschast Meitze«, des Amtsgerichts «nd Stadtrats z« Wilsdruff, Forstreutamts Tharandt, Finanzamt» Nsffe«. Nr. 278. — 85. Jahrgang. Telegr.-Adr.: .Amtsblatt' Wilsdruff-Dresden Postscheck Dresden 26i0 Montag, den 29. November 1S2S Kommunale Schwarzgeschaste. Vor» volkswirtschaftlicher Seite wird uns geschrieben: Der Reichsbankpräsident Dr. Schacht ist auf die Finanzwirtschaft vieler Gemeinden sehr schlecht zu sprechen, wenigstens soweit es ihre Wünsche hinsichtlich ver Aufnahme ausländischer Anleihen angeht. Schon kurz nach seiner Amerikareise tadelte er sehr deutlich das »llzu häufig auftretende Bestreben mancher Kommunen, mit Hilfe ausländischen Geldes nicht bloß aus äugen- blicklichen. finanziellen Bedrängnissen herauszukommen, sondern auch mit Hilfe solcher Anleihen laufende Bedürf, niste zu bestreiten oder für „Verschönerungs". und ähn- llche Zwecke, tue man wirklich nicht als „werbende" be zeichnen kann, derartige Summen zu verbrauchen. Be kanntlich besteht nun eine Beratungsstelle beim Reichs finanzministerium, der die Kommunen ihre Wünsche nach ausländischen Anleihen mitzuteilen haben und die ebenso über die Notwendigkeit wie über die Zweckmäßigkeit der Anlage ein Urteil abzugeben hat. Dieses Urteil ist dann für das Neichsfinanzministerinm im allgemeinen maß gebend; ohne Genehmigung dieses Ministeriums darf aber seit dem März 1925 keine Kommune eine aus ländische Anleihe aufnehmen. Nun tagt ja zurzeit ein großer „Enqueteausschuß" von Wirtschaftlern, Parlamentariern und höheren Reichs beamten, der die Aufgabe hat, unser gesamtes Wirtschaft- liches Leben einer eingehenden Untersuchung zu unter ziehen. Er hat mehrere Unterausschüsse eingesetzt, und vor dem für das Geld-, Kredit- und Finanzwesen hat sich nun Dr. Schacht wieder einmal bitter über die Anleihe- Wirtschaft namentlich der Kommunen beschwert. Im ganzen hatten diese bisher die Aufnahme von rund 1806 Millionen an ausländischen Anleihen beantragt; ge nehmigt wurden ihnen aber nur rund 1200 Millionen. Es muß natürlich eine Grenze nach oben geben; aber leider ist festzustellen, daß die Großstädte dabei außer- ordentlich bevorzugt werden, die Grenzen mit ihren Forderungen fast ausfüllen, so daß für die mittleren oder gar die kleinen Städte fast nichts mehr übrigbleibt. Ob es überhaupt gerade sehr wünschenswert ist, daß ine cm Ausland anfgenommenen öffentlichen Anleihen bereits ein Drittel der Gesamtsumme unserer Auslandsan- leihen ausmachen, ist dock wohl recht zweifelhaft, be- sonders da die Bedingungen nicht immer sehr leichte sind. Dr. Schacht erklärte, die Tätigkeit der Beratungsstelle sei zwar sehr zu begrüßen, aber sie genüge nicht. Das hat folgenden Grund: Gewisse Kommunen, deren Anleihe wünsche nicht genehmigt wurden, suchen „hintenherum" zu ausländischem Geld zu kommen. Man macht das einfach so, daß das Elektrizitätswerk oder die Gasanstalt der Stadt L. in eine Aktiengesellschaft oder in eine Gesellschaft mit beschränkter Haftung umgewandelt wird, also zu einem angeblichen „Privat" unternehmen, dessen Aktien- bzw. Antellsmehrheit allerdings im Besitze der Stadt ist. Und dieses „Privat"uuternehmeu nimmt nun flott im Ausland Geld auf, wozu es der Zustimmung jener Beratungsstelle und des Reichsfinanzministeriums nicht bedarf. Man kann das wirklich nicht anders als eine Schiebung be zeichnen. Oder: Die Kommunen verkaufen Schatzanweisun- gcn ins Ausland oder stellen Wechsel aus, um sich hierfür im Ausland kurzfristiges Geld zu verschaffen — alles ohne die Beratungsstelle zu benachrichtigen, obwohl auch die Aufnahme dieser kurzfristigen Gelder der Begutachtung dieser amtlichen Stelle und der öffentlichen Genehmigung unterliegt. Es kommt aber sogar vor, daß große Teile von Kommunalanleihen, die ausdrücklich nur zur Auf legung im Inland bestimmt sind, durch das ausgebende Bankhaus nun ganz einfach — bisweilen, ohne die be treffende Kommune davon zu unterrichten oder gar gegen ihren Willen — an ausländische Banken zur Zeich nung im Ausland abgegeben werden. Es gibt ja eine ganze Menge Schleichwege, bloß riskieren dann die Zeich ner, daß das Reich Schritte dagegen unternimmt und An leihen, die ohne Genehmigung ausländisches Geld herein- holen, für rechtsunwirksam erklärt. Daß diese Dinge volkswirtschaftlich und währungs politisch zweifellos schädlich sind, bedarf nicht besonderer Erläuterung, und es ist daher überaus verständlich, daß Dr. Schacht sich darüber bitter beklagte. Ob das freilich etwas nützen wird, ist eine zweite Frage. »euer Kampf mn das Gemeindebestimmungsrecht. Neue Anträge zum Schank st ättengesetz. Der Entwurf eines Schankstättengesetzes ist nach seiner Beratung im Neichswirtschaftsrat soeben dem Reichsrat zugegangen. Die Reichsregierung hat an dem Entwurf nur einige Änderungen vorgenommen, die den Beschlüssen des Reichswirtschaftsrats entsprechen. Man hofft, daß der Reichsrat das Gesetz noch in diesem Jahre verabschiedet, so daß es etwa Mitte Januar dem Reichs tage zur Beschlußfassung vorliegen kann. Wie verlautet, bereitet die sozialdemokratische Reichstagsfraktion zu vem Schankstättengesetz einen neuen Antrag vor, der wiederum das G e m e i n d e b e st i m m un a s - Eine Viermächtekonferenz? deratungen über die Verständigungspolitik. Eine neue Konferenz nach Genf. Im Pariser „Matin" schreibt der politische Mitar- beiter des Blattes, Sauerwein, daß der bevorstehenden Völkerbundratssitzung eine Konferenz der vier Groß mächte Deutschland, Frankreich, England und Italien folgen werde. Bei dieser Gelegenheit sucht Sauerwein nachzuweisen, welches Entgegenkommen Deutschland seitens Frankreichs schon bisher gefunden habe. Er er innert daran, daß Stresemann in Locarno den Alliierten eine Liste mit einer Reihe deutscher Forde rungen vorgelegt habe, die mit Ausnahme der Aus hebung der Militärkontrolle von den Alliierten erfüllt worden seien. In der Militärkontrollsrage suche man jetzt die letzten strittigen Punkte zu regeln u..o in Genf würden die Minister der an dieser Kontrolle be teiligten Länder die Form studieren, die der Überwachung durch den Völkerbund gegeben werden solle. Seit Thoirtz bestehe Deutschland auf der Abkürzung der militärischen Besatzungsfristen in der Zone von Koblenz und Mainz. Deutschland sei bis jetzt aber noch nicht in der Lage ge wesen, konkrete Gegenangebote zu machen. Man erwarte diese Angebote Deutschlands, um zu entscheiden, ob sie das französische Parlament und die öffentliche Meinung Frankreichs zu einem Verzicht auf einen Teil der Rechte Frankreichs bestimmen könnten. Deutschland starre hyp notisiert nur auf diese Frage der Rhcinlaudbesctzung und Vergesse, daß es sich um eine Annäherungspolitik handele, deren Früchte langsam reifen müßten. Diese Politik habe schon wertvolle Ergebnisse und die wirtschaftliche Zu sammenarbeit beider Länder gebracht, die säst jede Woche durch neue nutzbringende Übereinkommen bekundet werde. In Genf und besonders in einer späteren Konferenz, zu der auch Mussolini kommen werde, werde Stresemann an den Entscheidungen über die europäische Politik teil- nehmen als der Vertreter einer Nation, die in dem von Briand erstrebten Vier-Mächte-Bund eine gleich berechtigte Rolle spielen werde. Mit der Teilnahme des italienischen Ministerpräsidenten könnten die kommenden Konferenzberatungen gewisseGefahrenbeschwö- ren, die in den letzten Monaten am Horizont Europas aufgetaucht seien, aber nur unter der Bedingung, daß die verantwortlichen Minister den Mut hätten, dem Druck der Nationalisten in ihren Ländern zu widerstehen. * Eine Richtigstellung Dr. Gtrefsmanns Im Auswärtigen Ausschuß des Reichstages nahm Dr. Stresemann das Wort, um zu einer Meldung der französischen Presse Stellung zu nehmen, die berichtet habe, daß der Außenminister Briand dem deutschen Botschafter nicht habe verheimlichen können, daß er keine der Thesen der Neichstagsrede des deutschen Außenministers an nehmen könne. Dr. Stresemann teilte zu dieser Meldung mit, daß sie nach seinen Informationen erfunden sei. Eine derartige.Äußerung des französischen Außenministers l gegenüber dem deutschen Botschafter sei nicht erfolgt. recht tn oen Entwurf einstigen will. Das gleiche Ziel verfolgt ein Gegenentwurf, den die Vereine der Abstinenzler gemeinsam aufgestellt haben. Man > wird daher mit neuen langwierigen Debatten im Reichs tage über das Schankstättengesetz und das Gemeindebe stimmungsrecht rechnen müssen. Die Mehrheit des Reichs tags hat ebenso wie die Reichsregierung bisher das Ge meindebestimmungsrecht abgelehnt. An diesem Stand punkt hat sich, wie aus parlamentarischen Kreisen bekannt wird, auch jetzt nichts geändert. Richtlinien -er Agrarpolitik. Eine Rede des Reichsministers Dr. Haslinde. Im Nahmen eines vom Landwirtschaftlichen Haupk- »erband für Württemberg und Hohenzollcrn einberufenen Bauerntages sprach Reichsminister Dr. Haslinde in U l m Uber die Richtlinien der Agrarpolitik. Ein gesunder und dauernder Wiederaufbau unserer Wirtschaft sei nur mög lich durch die restlose Erschließung und Heranziehung aller inneren Kraftquellen. Eine der stärksten Lebensadern des deutschen Volkes aber ruhe in unserer Landwirtschaft. Was unsere Landwirtschaft auf dem Gebiete der Handelspolitik mit Recht fordern könne, sei die Wahrung ihrer für die Volkswirtschaft so bedeutsamen Belange in verständigem und gerechtem Ausgleich mit den anderen Wirtschaftlichen Interessen und ein für die Sicherung ihrer Existenz und einer gesunden Fortentwicklung aus reichender Schutz. Wenn England nnd die Senser Verhandlungen London, 29. November. Der Odserver hast es im Rah men einer ausführlichen Betrachtung über die Genfer Völker bundstagung für wahrscheinlich, daß auch Chamberlain sich mit Stresemann vor der Tagung treffen werde. Die Räumung des Rheinlandes sei ein Problem, an dem ganz Europa teilnehmen werde. Glücklicherweise seien Stresemann und Briand zwei Leute, die einander verstünden. Es ständen auf jeden Fall schwie rige Verhandlungen bevor, die Zeil in Anspruch nehmen würden. Aber die Locarnoverträge und die Politik der Versöhnung wür den auch diese Verhandlungen überleben. Augenblicklich habe Frankreich einen Preis für die Fortsetzung dieser Politik genannt. Es sei schwierig, daran zu zweifeln, das; das Ende des Tausch geschäftes ein anderes sein werde als die Errichtung einer ver nünftigen Kontrolle des Völkerbundes und die Räumung des Rheinlandes sowie die Rückgabe des Saargebietes. Chamberlain werde sicher jede Gelegenheit wahrnehmen, die sich biete, um diese Verhandlungen auf das Niveau von Thoiry zurückzubrin gen und eine Lösung der Abrüstungsfrage in Uebereinstimmung mit den Verträgen und der Verantwortlichkeit des Völkerbundes zu sichern. Geirei-ezölle un- Kutiermiiielgeseh. Besprechungen im Reichsernährungsministerium. § Reichsernährungsminister Haslinde hatte über die Frage der Getreidezölle und des Futtermittelgesetzes Be- sprechungen mit den Parteiführern. Bei den Getreide, zöllen handelt es sich um die demokratische Anregung, die ' Geltungsdauer der jetzt geltenden Getreidezölle s über den 1. Januar 1927 hinaus auszudehnen. Gegen das Futtermittelgesetz bestehen selbst unter den Regierungsparteien noch einige Bedenken, soweit darin Une Beschränkung des Handels und der Einfuhrmöglich keiten erblickt wird. Zur Frage der Getreidezölle wird bekannt, daß das Reichsernährungsministerium eine Vorlage scrtiggcstellt hat, die die unveränderte Beibehaltung der gesetz lich am 31. Dezember ablaufenden Zwischenzölle bis zum 31. Juli nächsten Jahres Vorsicht. Wie aus veutschnationalcn Kreisen verlautet, ist die deutschnatio- nale Fraktion trotz grundsätzlicher Aufrechterhaltung ihrer Überzeugung von der Notwendigkeit der autonomen Zölle unter gewissen Umständen bereit, die Vorlage des Reichscrnährungsministeriums zu unterstützen. Im landwirtschaftlichen Enqueteaus- s ch u ß wurde bekanntgegeben, daß zur Feststellung ver Jntensitätsverhält nisse auf Betriebs formen inzwischen drei Probeerhebungen in den Kreisen Geldern, Osthavelland und Wolfratshausen mit persön licher Befragung unternommen worden sind. Das Er gebnis wird in der nächsten Sitzung dem Plenum vor liegen. Dr. Baade (Forschungsstelle für Wirtschaftspolitik) betonte, daß das Ziel der Agraienquete sein müsse, daraus die verschiedene landwirtschaftliche Technik ver landwirtschaftlichen Betriebe fcstzustellen und die noch vnausgenutztcn Produktionsmöglichkciten der deutschen Landwirtschaft zu zeigen. Damit bereite man die Hebung der bäuerlichen Kaufkraft vor, d.e augenblickliche Lage der Landwirtschaft aus den bekannten Grmiden auch immerhin noch recht gespannt und ernst sei, so könne man doch dank der von ver Landwirtschaft mit großer Energie in die Wege ge leiteten Selbsthilfe in Verbindung mit den Unterstützungs altionen von Reich und Ländern gegenüber dem größten Tiefstand nach der Ernte des Jahres 1925 in mehr als einer Hinsicht von einer beginnenden Besserung sprechen. Leider habe die diesjährige Ernte die in sie gesetzten Er wartungen enttäuscht. Sie dürfte nach der bisherigen? Schätzung bei Brotgetreide um etwa 20 A, bei Kartoffeln sogar um 25 A hinter der Ernte des Vorjahres zurück-' bleiben. Dieser wenig günstige Ernteausfall habe zusam men mit anderen Ursachen die Preise für landwirtschaft liche Produkte, vornehmlich für Roggen und Weizen, bis her auf einer Höhe gehalten, daß die Landwirtschaft sich im allgemeinen nicht beklagen könne. Es läge indessen keineswegs im wohlverstandenen Interesse der Landwirt schaft selbst, wenn sich diese durch die Preisentwicklung der letzten Zeit zu einer verfehlten Spekulation verleiten lassen und etwa Getreide künstlich zurückhalten würde. Im Vordergründe des Interesses ständen vor allem die Edelprodukte der Landwirtschaft, die Erzeugnisse des Obst- und Gemüsebaues, der Viehzucht und Milchwirt schaft, die in quantitativer wie auch in qualitativer Hin sicht einer Steigerung und Verbesserung fähig wären und bis auf den heutigen Tag unsere Handelsbilanz in emp findlicher Weise belasteten. Der Minister schloß mit der Aufforderung an die Landwirtschaft, mit neuem Mut an die Arbeit zu gehen und treu zusammenzuhalten.