Volltext Seite (XML)
Dresdner Journal. Verantwortlicher Nedaetenr: Z. G. Hartmann. .V 212 Erscheint »1t A»«»ahme der So«, »d Festtage täglich Abend« »ad Ist durch alle Pestaustalte» z» beziehe». Mittwoch, den 12. September. Amtlicher Theil. DreSdr«, 5. September. Se. Majestät der König haben allergnädigst geruhet, die Oberleutnants von Erd- mannSoorf vom 10. und Naundorfs i. vom 8. Infan terie-Bataillon, zu Hauptleuten, sowie die Leutnant-Nol- lain vom 1. Jäger-Bataillon und Edlen vonQuerfurth vom 16. Infanterie-Bataillon, zu OberleutnanlS zu be fördern. Nichtamtlicher Theil. Nederslcht. Taßrsgeschichte. Telrgr. Nachrichten aus St. Pe tersburg, Paris und Wien.— Wien: Dir Cholera in Baben. Bestimmungen bezüglich der Hof- und Lan destrauer. Die beabsichtigte Colonisation in der Walachei. — Verona: Die Cholera erloschen. — Berlin: Die Reise des König- zu den Manöver» aufgrgeben, die noch dem Rheine scheint festzustehen. Die Abgeordnetenwahlen ausgeschrieben. Graf Neff,lrode erwartet. — München: Die Königin der Niederlande. Bessere- Befinden de- KönigS. — Pari-: Da- Attentat. Einzrlnheiten über dasselbe. Prinz Napoleon in Cherbourg. Der Empfang de- französischen Gesandten in Teheran. Die letzten russischen Gefangenen von der Insel Aix abgegangen. General Canrobert. Truppensendungen nach dem Orient. Bineau s. — Bologna: Kriegsgerichtliche Verurtheilun- gen. — Turin: Die Abberufung der sardin. Gesandtschaft. — Madrid: Vermischt«-. — London: Ein Linien schiff soll nach Neapel adgehen. Einschiffungen nach dem Oriente- Morning Chronicle über Lord Palmerston. — Ostsee. Nachrichten von der alliirten Flotte. — Lu der Krim: Au-zug au- dem Krieg-journal de- Fürsten Gortschakoff bi- zum 24. August. Die Eroberung des Malachoff-. — Konstantinopel: Omer Pascha. Der Bau de- DonaucanalS. Local- und Proviuzialaugelegenheiten. Dresden: Unglücksfall. — Freiberg: Der neue Bergkalender ,r- i schienen. — Zöblitz: Starke Nachtfröste. Für die Errichtung einer allgemeinen Jrren- und Siechanstalt in Dresden. (Von Medicinal- rarh 1)r. Siedenhaar.) Tage-geschichte. Telegraphische Nachrichten. Au- Tt. Petersburg, sind uns folgende daselbst ein getroffene telegraphische Meldungen de- Fürsten Gortscha koff zugegangen: Lebastopol, Sonnabend, 8. September, Mittags. Der Feind erhält unausgesetzt neue Verstärkungen. DaS Bombardement ist sehr heftig. — Sonnabend, IO Uhr AbendS. Die Garnison von Sebastopol hat, nachdem sie ein höllisches Feuer (Ku «i enter) auSgehalte», heute sechs Sturmangriffe zurückgeschlagen; eS ist ihr jedoch unmöglich gewesen, den Feind auS der Bastion Korniloff (Malachoff) zu vertreiben. Unsre braven Truppen begeben sich so eben, nachdem sie den äußersten Widerstand geleistet haben, nach der Nordseite (zmrtie «eptentrionsle) von Sebastopol. Auf der Südseite findet der Feind nichts alS blutgetränkte Ruinen. — Sonntag, S September Der Uebergang der Garnison von der Südseite nach der Rordseite ist mit außerordentlichem Erfolge bewirkt worden. Wir haben dabei etwa 100 Mann verloren. Auf der Südseite haben wir nur etwa SOO Gchwerverwundete zurück- gelassen. (Wir machen aufmerksam, daß In dieser Mel dung nicht von den Verlusten beim Sturme, sondern von denen beim Ueberganqe der Truppen aus der Südseite nach der Nordseite die Rede ist. D. Red.) Außerdem haben wir noch die nachstehenden Depeschen erhalten: Paris, Montag, 10 September, 10 Uhr Bor mittags*). General PEsfier meldet: Sonnabend Mittag hat der Angriff auf den Malachoff und den Krün 6» k»re«»xe stattgefundrn. Beide genommen. Letzterer jedoch konnte wegen de- FeuerS der Russen nicht gehalten werden. Angriffe auf den großen Re- dan und die Crntralbastion wurden zweimal zurück- geworfen und die Truppen in die Laufgräben zurück gezogen. Unsre bedeutenden Verluste werden reichlich durch den Besitz vom Malachoff ersetzt. Paris, Montag, 10. September, I Uhr 3« Min. Nachmittags**). Man meldet aus der Krim: Am O September***) hat der Angriff auf Sebastopol stattgefunden. Der Malachoff ist genommen. Wir haben davon Besitz ergriffen. Da- Sägewerk (der große Redan) und der Redau der Kielbucht («<-<)»» äu cseeos^e) find auch genommen worden, doch haben die Werke für den Augenblick nicht gehalten werden können. Unsre Besitznahme vom Malachoff wird die- selben baldigst fallen machen. Der Feind hat alle seine Dampfer gekappt. Er hat einen Waffenstill, stand erhalten, um seine Verwundeten aufzuheben. Die Festung gleicht nur noch einem weiten Feuer herde. Paris, Montag, 10. September, 6 Uhr 4S Min. Abends s). Die ganze Südseite von Sebastopol ist in der Gewalt der Allnrten. Paris, Montag, 10. September, Nachmittags ss). An der Börse ist eine Depesche General P^Iisfier's folgenden Inhalt-angeschlagen worden: Krim, 0 Sep tember, 8 Uhr Abends. Heute brachten wir in sichere Erfahrung, daß der Feind seine Dampfer versenkt habe. Unter dem Feuer unsrer Bomben setzte er sein Zerstörungswerk fort. DaS nach und nach erfolgende Aufge-ru von Minen auf viele» Punkten machte eS mir zur Pflicht, das Einrücken in den Platz aufzu schieben, der nichts mehr darbietct, als einen weiten Feuerherd. Dennoch hat Fürst Gortschakoff, durch unser Feuer in geringer Nähe gedrängt, einen Waffen stillstand nachgesucht, um den Rest seiner Verwundeten wegzuschaffen. Beim Fort Paul ist die über den Ha fen geworfene Brücke aus Vorficht uud auf Befehl de- Fürsten Gortschakoff abgebrochen worden. Ich sammle die Berichte über unsre Verluste und werde die Zahl melden, sobald ich sie genau kenne. Alles geht gut. Wir überwachen die Tschernaja. Paris, Dienstag, 11. Septembers^). Zur Feier des Sieges bei Sebastopol wurden gestern die Kanonen der Invaliden gelöst. Abends war Illumination. Der heutige „Moniteur" enthält eine Depesche deS BiceadmiralS Bruat, vom 0. September Mor gens. AlS der Sturm auf Sebastopol erfolgte, wurde Ewgegangen am Iv. September, Abend halb II Uhr. **) Eingrgangrn am 10. September, Abends 10 Uhr. ***) So gekommen, muß heißen am 8. September. s) Eingegangen am II. September, Morgen-. ss) Eingegangen am 11. September, Vormittags II Uhr. sss) Eingegangen Nachmittags 2 Uhr. Preis für »«- Bierttljahr 1^ Ttzaler. Insertion« - Gebühre» für »en »«nm einer gespaltenen geile 1 Nnigroschen. 1855 die alliirte Flotte durch Windstöße rurückgehalten; nur von den Bombarden find vom Ankerplätze aus 1200 Bomben auf daS Quarantänefort und daS Aleranderfort geschleudert worden. Die russischen Schiffe sind versenkt worden Die Brücke zwischen der Süd- und Nordseite de- Platze- ist am 0. Sept, früh abgebrochen, die Quarantänebatterien in die Luft gesprengt worden. Unsre Soldaten stehen auf den Wällen; die Stadt ist von den Russen vollständig verlassen. Wien, Dienstag, II» September, Nachmittag-. Die neuesten Nachrichten vom Kriegsschauplätze in der Krim haben die Stimmung unsrer Börse sehr gehoben. London ging von 11,04 auf 10,SO zurück. Wien, 8. September. Während das benachbarte Baden bisher da- Glück genoß, bei allen Choleraepidemien von der Seuche ganz verschont oder doch nur in geringem Grade heimgesucht zu werden, we-halb die Einwohner rin Denkmal ihre- frommen Danke-, die sogenannte Cholera kapelle, gestiftet haben, grassift gegenwärtig die Cholera dort so stark, daß die Mehrzahl der Badegäste den Ort zu ver lassen sich beeilt. In unsern Vorstädten Hal sich der Krank- heit-stand wieder wesentlich gebessert. — Bei einer an befohlenen allgemeinen Hof- und Landestrauer durften bis jetzt nur die Offiziere der Armee und die Beamten der Hof- und k- k. Aemter die Abzeichen davon auf ihren Uniformen tragen; Se. Majestät der Kaiser hat nun gestattet, daß auch den ständischen und städtischen Angestellten diese Aus zeichnung zu Theil kommen dürfe. — Hinsichtlich der be absichtigten großartigen Colonisation in der Walachei durch deutsche Ansiedler erfährt man aus Bukarest noch einiges Nähere. Ihre Dörfer dürfen die Colonisten dis auf taufend Familien groß anlegen, nicht aber in größerm Umfange. Die Häuser und Kirchen müssen sie auS eigenen Mitteln bauen, doch giebt ihnen die Regierung da- Material dazu. Sie wählen selbst ihre Schulzen und sonstigen Gemeinde- und Kirchenvorstände, und werden durch zehn Jahre unter österreichischem Schutze stehen- Nach diesem Termine treten sie in die Reihe der walachischen Unterthanen. Man er wartet Abgeordnete aus Württemberg, um die Sache an Ort und Stelle zu prüfen urnd dje dieFfälligen Verträge einzuleiten. — Seit der Anwesenheit der österreichischen Truppen in den Donaufürstenthümern besteht eine eigene Einquartierungscommission in Bukarest, zu deren Präsidenten der Fürst Skarlet Ghika ernannt worden ist. 06 Veroua, 8. September. Die Cholera wird als erloschen betrachtet, we-halb keine Bulletins mehr au-ge- geben werden. Berlin, 10. September. (N. P. Z.) Se. Majestät der König haben Allerhöchstihre Absicht, den Uebungen der 6. Di vision beizuwohnen, aufgegeben und sind demgemäß gestern Nachmittag nicht nach Treuendrietzen abgereist. — Die Rückkehr deS Finanzministers Frhrn. v. Bodelsctnvinqh wird spätestens zum nächsten Freitag erwartet. — Die Wahlen zum Hause der Abgeordneten, welche bekanntlich wiederum nach der Wahlverordnung vom 3t). Mai 1849 stattfinden, sind von dem Ministerium deS Innern bereit- ausgeschrie ben worden, und zwar soll die Wahl der Wahlmänner am 27. d. MtS., die Wahl der Abgeordneten aber am 8. k. M- stattfinden. — In Bezug auf die projectirte Rheinreise Sr. Maje stät de- König- vernimmt die „Zeit", daß Allerhöchstder- selbe zuvörderst Trier, dann Aachen, Stolzenfels, Köln und Bilder a»S der sechShrmdertjähriaen Geschichte der Stadt Zittau. (Fortsetzung au- Rr. 211.) Allein dies« Anhänglichkeit an die Sache deS Protestantismus sollt« der Stadt Zittau wir ven gesammten SechSstädten »Heuer zu stehe« kommen. Der schmalkaldische Krieg war im Jahre 1L4S au-gebrochen. — König Ferdinand von Böhmen, der seinen Bruder, den Kaiser Karl V., unv den von Kurfürst Johann Friedrich von Sachsen in seinen eigenen Ländern gefährdeten Herzog Moritz von Sachsen mit HeereSmacht unterstützt», befahl „bei Vermeidung «ine- PL „falle-" auch der zu Böhmen qe. hörigen Lausitz, ihre Fähnlein Leute nebst Geschütz zu stellen und nach Dobrilug in der Niederlausitz zu entsenden, da- von Johann Friedrich besetzt worden war. Ihr Eifer war nicht allzu groß, gegen den evangelischen Glauben-genoffrn, gegen dir Stütze de- vom Kaiser gerade damal- hart bedrohten Prottstanti-mu- zu Felde zu ziehen: — Dennoch bewilligten dir Städte 600 Mann auf zwei Monate. Al- aber dies» Frist, ohne Entscheidung zu bringen, verstrichen, riefen sie ihre Mannschaft zurück und ent ließen sie, während die Ritterschaft mit ihren Leuten noch zwei Monat« zu bleiben versprach. Wohl entschlossen sich auch die Städte endlich zu neuer Bewilligung. Aber schon war r- zu spät. Die Schlacht bei Mühlberg war am 24. April 1547 ge schlagen. Siegreich kehrten Karl unv Ferdinand au« dem er oberte« Sachse« zurück. Der „blntige Landtag" zu Prag ver hängte zuerst über da- protestantische Böhmen »l« furchtbare- Strafgericht. Dann wurden anch dir Sech-städte der Oberlaufitz »or den König beßchl^rn, «m sich wegen zwölf gegen sie aus- Feuilleton. gestellter Anklaqepunkte zu verantworten. Mit schwerem Herzen traten auS jeder Stadt die Abgeordneten von Rath und Bürger schaft ihre Reise an. Wohl schien eS nölhig, sie daheim in- Kirchengebet aufzunehmen. In Prag angelangt, gaben sie dem tückischen Rache der Lausitzer Ritterschaft, die sich der Ungnade der reichen, mächtigen Städte im Innern freute, vertrauensvoll Gehör, sich auf gar keine Verantwortung vor dem erzürnten Monarchen »inzulassen, sondern sich demselben auf Gnade und Ungnade zu ergeben. Fußfällig flehten daher die 81 Abgesandten in der Audienz auf der Landstube (S. Sept. 1547) den König um Gnade an. So auf den Knien liegend mußten sie der langen Verhandlung beiwohnen. Bis der Bescheid ihnen werd» zuqestellt werden, sollten sie in Hast verbleiben. Fünf lange Wochen dauerte dieselbe. Da- Siraferkenntniß übertraf die ärgsten Be fürchtungen, dir man gehegt halt«, st- lautete dahin, alle von den früher« Lande-Herren mühsam erlangten Privilegien herauS- zugrben ; alle di« nach und nach wohlrrworbtnen Güter an den König abzutreten ; all« Urkunden, Geldbrief«, Kirchenkleinodirn, sowie alle-Geschütz n«bst Munition au-zuiief«rn; überdies noch 100,000 Kl. Straf« zu erlegen und in Demuih gewärtig zu srin, ob bi« königliche Huld ihnen einige Gnadenbriefe zurückgeben werde. Mit blutendem Herzen mußten daher auch in Zittau de«, königlichen Lommiffar die kostbaren Privil«girn auSgraniwortet werden. Sie wurdrn sinnbildlich zerschnitten, zerrissen und zer stochen. Der bi-hrrige Rath wurd« abgesetz» und rin nrurr, vom König gewählter eingesetzt. Di» Unterthanen auf den 14 der Siadt gehörigen Dörfer« wurden de- stidck gegen den Rath al- Obrigkei« entbunden und für di» königliche Kammer in Pflicht genommen. Auf 80 Wagen wurd« da- Geschütz und die sonstige Munition abgeführt. Wie Jedermann ersehen konnte, war «- bei diesem ganzen Strafurthril auf Gelderpreffungen abgesehen. Kegen lOOODucaien erhielt daherZiltau wenigsten-40Gnadenbriefe, bald gegen ähnliche Gelvopser auch einige Dorfschaflen zurück. Und wahrlich groß zeigte sich in dieser bedrängten Zeit die kluge Um sicht der Väter der Stadt und die Opferfreudigkeit der Bürger. 3m Laufe der nächsten zehn Jahre waren fast die sämmtlichen Güter und Rechte für namhafte Summen vom König wieder ein gelöst, ja kurze Zeit darauf wurden noch zwei bedeutende geistliche Güiercomplere, die Johannitercommrnden zu Zittau und Hirschfelde nebst den dazu gehörigen Besitzungen und Rechten (IL70 für lO.LOO Lhlr.) und die reichen Güler de- Oybiner LölestinerklostrrS (1L74 für 68.000 Thlr.), da- dem stin- fluffe der Reformation eben so unterlegen war, al- da- dafige FranciScanerkloster, und bi- gegen stnde de- Jahrhundert- noch eine Menge riilerschasilicher Güter erworben. So war nun nicht nur der unruhige Adel fast gänzlich au- der unmittelbare« Näbe verdrängt und Zittau- Herrschaft erstreckte sich jetzt über einige und 30 zum Tbttl sehr bedeutende Ortschaften, sondern der Sieg de- Protestantismus in hiesiger Gegend war entschieden. Die Reformation und da- Dürgerthum, welche- der Pönsall hatte sollen unterdrücken helfen, hatte, wenigsten- in der südlichen Lausitz, den Sieg errungen. Vorzüglich wichtig für die Entwickelung de- geistigen Leben- in Zittau war die Erwerbung der Lammende. Durch dieselbe kam die Leitung der kirchlichen Angelegenheit«!! gänzlich in di« Hände de- dem Prolrstamt-mu- eifrig ergebenen Rache«.