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WOiMtzMNM Wochen- und Nachrichtsblatt zugleich stl Loftdorf, Zidüt, Kmudorf, Akftrf, Zl. Wien, Lmmchrort, Nlkima nd AW» Amtsblatt für den Stadtrat zu Lichtenstein. — - Juhrgung. - Nr. 150. Mittwoch, den 1. Juli 1896. «ei- «M «M« »t>li ti— di «ch-uchei», Mn»17». «k »da dam «am mit 1V PsniuiO«, Oeffentliche Stadtverordnetenfitzung Mittwoch, de« 1. Juli »8»S, abewds 8 Uhr. Tagesordnung: 1. Geschäftliches. 2. Beschlußfassung über Anschaffung von Fku«lösch»Utenfilirn. 3. Desgleichen über Verpachtung städtischer Grundstücke. 4. Beschlußfassung in Straßenbauangelegenheiteo. 6. Desgleichen über ein UnterstützungSgrsuch. 6. Desgleichen über Ausschließung säumiger Stenerzahler von öffentlichen Ber- gnügungSorten. LsoSreote« Mig! HolzanMo«. Im Lichtensteiuer Revier sollen nächste« Sonnabend, den 4. Juli 1886, vo» vormitt»»- s Uhr an, Zusammeukuuft am Obelisk im Gtadtwalde, 1 Rm. N.-Nutzscheite, 9 „ N.-Brenvscheite, 2 „ N.-Brenvrollev, 63 „ fichtenes Schneidrlrrifig, 6,8V Wellenhundert L -Retfig, 3,10 „ N.-Reistg unter den gewöhnlichen Bedingungen meistbietend versteigert werden. Fürstliche Forstverwaltuag Lichteastei» rageSgeschicht«. * — Lichtenstein, 30. Juni. Nur »och wenige Tage liegen zwischen der Feier unsre- hier und bis in di« weitesten Tauen des Erzgebirge- be kannten und beliebten RosenfesteS. Mancher liebe Freund und Freundin in der Ferne rüstet sich schon sehnsüchtig auf diese- seit langen Jahren reich besuchte Volksfest und freuen sich, mit den alten Be kannten wieder einige frohe Tagt verleben zu dürfen. Bereits ist die Hand des Gärtners beschäftigt, das Arrangement für die RosenauSftellung zu entfalte», daß die lieblich duftenden Kinder Flora'S ein ihnen würdiges Postament erhalte». Auch wird von feiten des HolelwirteS, Herrn Lorenz, alles aufgeboten, um den Gästen den Aufenthalt so angenehm wie möglich zu machen. Zur besonderen Zierde wird der Garten abend- mit elektrischen Licht« beleuchtet werden, welches durch ein größere- Fabrik-Etablissement er zeugt und nach dem Garten überführt werden wird. Hoffentlich zeigt sich auch der Himmel diesem schönen Feste gnädig und läßt seinen schönsten Schmuck, das Sonneolicht, leuchten. * — Mit Genehmigung der Königlichen KreiS- hauptmannschaft Zwickau wird sür de» Bezirk der Königlichen AmtShauptwannschaft Glauchau gestattet, daß während der Zeit der diesjährigen Kirschen- ernte die Beschäftigung von Gehilfen, Lehrlingen und Arbeitern an den Sonn- und Festtagen in den von Spaziergänger» uud Landparthieeo berührten off«»«» KirscheuverkaufSstellen und somit der Ber- kauf der Kirschen in der Zeit von vormittags 7—8 Uhr und von vormittags 11 Uhr bis abend» 8 Uhr stattfinden darf. Nach § 105e Absatz 1 jct. 105« Absatz 3 der Sewerbe-Oronung sind jedoch diejenigen Gewerbetreibenden, welche Gehilfe» pp. au Sonn tagen länger als 3 Stunden beschäftigen, verpflichtet, jede» solchen Arbeiter entweder an jedem 3. Sonn tage volle 36 Stunden oder an jedem 2. Sonntage mindesten- in der Zeit von 6 Uhr früh bis 8 Uhr abends von der Arbeit freizulaffen. * — Infolge mehrfacher Beschwerde» nimmt die König!. AmtShauptmannschastGlauchau Beranlaffung, auf die Bestimmung in Z 35 deS Gesetze» über die Ausübung der Jagd vom 1. Dezember 1864 hinzu weisen, wouach die Eigentümer von Hunden da für Sorge zu tragen habe», daß diese Tiere auf fremder Wtldbahn nicht revieren, und bei Zuwider handlungen hiergegen auf Antrag deS Jagdberechtig ten mit einer i« Wiederholungsfall« za schärfenden Geldstrafe von 1—6 Mark za belegen find. Außer dem können aber Hande, welche auf einem Jagd reviere außerhalb einer Entfernung von 560 Schritten vom nächsten bewohnte» Hause ohne Beisein ihre» Besitzer« revierend getroffen werden, von dem Jagd- berechtigten getötet werden. * — Calluberg,30.Jant. Unser«gestrigen Bericht Über daS hiestge Schützenfest lasten wir in Nachfolgendem die Rede de» Herrn Silberwaren- fabrikant Bruno Apel folgen, welche derselbe bei Uebergabe de« Pokal» an der Festtafel hielt. Meine werteu Kameraden, uud hochverehrte Gäste! 2 5 Jahre find heute verflossen, daß ich der Ge- sellschaft angehöre, uud ich müßte lauge zubriugen, wenn ich für die Liebe und Verehrung danken wollte, die mir einfach schlichtem Manne in dem langen Zeitraum von 2b Jahren von seiten der Schützen gesellschaft, ja ich kann wohl sagen von ganz Calln- berg, entgegengebracht wurde; da« wenige, wa« ich der Gesellschaft gegenüber gethan habe, wiegt solches lange nicht auf. Ich will nun den für mich so ehrenden Tag nicht stillschweigend vorüber gehen lasten, sondern will Euch ein Andenken geben, ein Andenleu, wa- wohl so recht für diese» Tag Paßt; war e» doch so ein Gegenstand, der Euch damals trennte, war eS doch so etu Gegenstand, der Veran lassung gab, Euer Heim selbst zu gründen. Ich will nun nicht alle Geschichten ausrühren, den meisten unter Euch dürfte «L bekannt sein; nur ein» will ich erwähnen, daß ich schon vor 25 Jahren mit Ge rechtigkeitssinn, mit meiner ganzen Manneskraft für meine Callnberger Kameraden eintrat, und daS mochte wohl auch Veranlassung gegeben haben, mich zu Eurem Ehrenmitglied zu ernennen. Kameraden, ich bin nicht stolz darauf Euer Ehrenmitglied zu sein, nicht etwa stolz auS Eitelkeit, nein — denn ich bin mir stets der Worte bewußt: „Liebe deinen Nächsten alS dich selbst- — aber stolz bin ich darauf, einer Gesellschaft anzugehören, wo soviel Disziplin, soviel Bürgertreue und Bürgerehre waltet wie in der Eurigen. Und ehe ich, Kameraden, diesen Pokal Eurem Hauptmann übergebe, will ich an Euch die Mahnung richte», die zu erfüllen Euch nicht schwer fallen dürfte: Zwei Faktoren find eS, die die Gesell schaft aus die Höhe gebracht haben, wie sie gegen wärtig steht; der eine Faktor sind Eure Vorgesetzten und Offiziere und vor allem Euer Hauptmann. Mit welch«, Umsicht, mit welchem Geschick, mit welchem Eifer er die Führung der Gesellschaft zur Ehre der Stadt und weit über dessen Grenzen hinan-, zu führen versteht, dürfte in vielen Kreisen vereinzelt daftehen. Deshalb die Mahnung an Euch: Ehret uud achtet solche Männer, legt nicht jede- Wort auf die Goldwage, denkt nur immer daran, daß es nicht viel solche Männer giebt, die eS verwögen, aufrecht zu erhalten wa- mit viele« Not und Mühe aufge baut worden ist, und al« Siegel dieser Mahnung übergebe ich Eurem Hauptmann diesen Pokal, indem ich die Worte zurufe: „Bleibet einig und liebet Euch untereinander, so wird die Gesellschaft auch weiter blühen und gedeihen! Der zweite und mächtigste Faktor, der Ernährer der Ge sellschaft, daS ist daS Materielle; jedes Heim, jeder Hausstand, jede Gesellschaft, jede Stadt, welche blühen und wachsen soll, «st in ihr daS Schaffe», die Arbeit. Nun, Eallnberg kennt keinen Müßiggang, von früh bi» spät hört man der Arbeit Klang. Kameraden, man muß e» durchlebt haben, man maß selbst den Becher der Sorgen and Mühen bi- zur Hefe gekostet haben, wenn man von derartigen Sachen sprechen will. Bor 25 Jahren und noch mehr zu- rück wäre eS nicht möglich gewesen eine Gesellschaft so aufzubaueu wie heute, schon vor ca. SV Jahren bei meinen Wanderungen durch di« W«b«rSfamilien Ealluberg» al« Blattbivd«r habe ich maucye Not, manche Armut, manche Thräne i« Auge gesehen. Heute ist - ander» geworden, Sure Groß-In dustriellen, Eure Arbeitgeber und vor allem die Hrrrru Gebrüder Berger uud Paul Zierold, die Herreu Stäger u. Comp. uud Kreißig u. Sohn haben für die Stadt Eallnberg und weit über dessen Grenze hinaus eine unermeßliche Wohlthat geschaffen, der wir zu danken jederzeit verpflichtet sein sollten; habe ich doch selbst als einer ihrer Arbeiter diesen Herren viel zu danken, und wir alle find wohl zu dem Wunsche geneigt, wenn wir auSrafen: „Möge immer auf diesen Häusern GotteS reicher Segen walten!" Auch hier Kameraden müßt Ihr eine Mahnung von mir hinnehmen: Ehret und achtet solche Männer! nicht jeder unter un» hat da« Geschick und di« In telligenz, nicht jeder das rastlose Mühen und die Ausdauer, für ganze Städte und Tausende von deren Bewohnern Unterhalt zu gewähren. Und am besten könnt Jh, daS bezeugen wenn ich Euch zurufe: s — „Stillgestanden!" — Lin donnerndes Hoch jenen Männern, de« Führern der Gesellschaft und den Arbeitgebern Eurer Stadt Eallnberg. Sie leben hoch! *— Röblitz, 30. Juni. Nachdem im Vor jahr das herkömmliche MrsfionSfest umständehalber hatte auSfallen müsse», freute sich die Gemeinde schon längst daraus, dies Jahr wieder ein solche» feiern zu dürfen. Und wie groß die MissionSbegei- sterung war, zeigte deutlich der gestrige Tag. Denn obgleich die eingeiretene WitterungSungunst dem Fest besuch vielen Abbruch zu thun drohte, war doch die Beteiligung sowohl von feite» hiesiger Gemeinde al» auch von feiten der zahlreichen auswärtigen Misfi- onsfreunde eine äußerst rege. DaS wunderherrlich und überreich geschmückte GotteShauS war bis auf den letzten Platz gefüllt beim Beginn deS FestgotteSdiensteS, der, verschönt durch den Vortrag der Silcherffchea Motette „Alles, was Odem hat, lobe den Herrn," seine» Gipfel und Höhepunkt erreichte in der an schaulichen, bilderreichen, fesselnden Frstpredigt de» Herrn Dr. Schumann, Pfarrer an der Andreas- k«rche zu Leipzig. Der geistgesalbte wertgeschätzte Herr Fesiprediger legte auf Grund von Marc. 16,15 der MisstonSgemeinde warm anS Herz: „Rechte Christen müssen auch rechte Missionsfreunde sein. Denn die Mission ist 1) ein gottbefohleneS, 2) eia gottgesegneteS Werk." Daß die vom Herrn gekom mene unvergeßlich bleibende Festpredigt allen Hörern zu Herzen gegangen war, bewiesen die Erträge der gesammelte« Kollekten. An den FestgottcSdienst reihte sich von '/»5 Uhr an im Winterschen, gleichfalls von MissionSbefuchern vollständig gefüllten Sasthofssaal die Nachversammlung. Begonnen mit Gesang brachte sie zunächst die herrliche Begrüßung aller Erschienenen, sowie eine längere tiefempfundene Mission-ansprache de» OrtSpfarrerS Tittel, welcher auch da» Schluß gebet sprach. Außerdem bot Herr Pastor Scharre von Mülsen St. Nicla» ein erschöpfende», sehr be lehrende-, vorzügliche- Referat über die Tamulen, deren Götzentempel u. s. s. Ferner sprach »och der Herr F-ftprediger wiederum lebendig und packend über uosere Zett al« „Mission-z«it". Missiou-ge- säuge wechselten mit de» Ansprachen ob. Sott der Herr, in dessen Namen da- erhebende Fest gefeiert ward, wolle die Liebe zu« Werk der Mission in hiesiger Gemeinde nie erkalte» lasst», daß auch sie stet« Helf« zur Erfülluug de» Schriftwort«- (Pf. 96,10): „Saget unter de» Heiden, daß jd«r Herr König fei und Hobe sein Reich, soweit die Welt ist, bereitet. Halleluja!"