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Mmmm Alyeiger Zeitullg für Wllmndt, KeiMs^ Klein- n. EroPlsa Obernaundorf, Hainsberg, Somsdorf, Coßmannsdorf, Lübau, Borlas, Spechtritz re. Mit verbindlicher Publikationskraft für amtliche Bekanntmachungen. Erscheint Dienstag, Donnerstag u. Sonnabend. Abonnementspreis ein schließlich zwei illustrierter achtseitigen Beilagen sowie eines illustrierten Witzblattes 1,S0 Mk. Inserate kosten die Spaltenzeile oder deren Raum 10 Pf-, für aus- . wärtige Inserenten Id Pf. Reklamen 1 20 Pf. Annahme von An zeigen für alle Zeitungen. Nummer 113. Fernsprecher: Amt Leube« 2120 Donnerstag, den 25. September 1913. Fernsprecher: Amt Leube« 2120 26. Jahrgang. Hur Nab uns fern. Rabenau, den 24. September 1913. — Der Dresdner Eisenbahn- und Fremdenzeitung ent nehmen wir folgenden, unsere Stadtgemcinde betreffenden Artikel: Rabenau. Die meisten Reisenden, welche die Aus läufer des Erzgebirges in unserer Nachbarschaft, besonders die Kipsdorfer Gegend, besuchen, kennen den Rabenauer Grund mit seiner idyllisch gelegenen Mühle nur durch einen flüchtigen Anblick; denn der Zug, welcher Hainsberg mit Kipsdorf ver bindet, pfaucht schnell an allen Naturschönheiten des Grundes vorbei, von dem Geschauten einen unvollkommenen Eindruck hinterlassend. Er eilt an dem Städtchen Rabenau vorüber, das in Weltabgeschiedenheit auf der Hohe eines Bergrückens, verdeckt von den tieferliegendcn Waldungen, einen Dornröschen schlaf zu träumen scheint. Was ist den Reisenden Rabenau? Und auch der Wandersmann, der durch den Grund, am Ufer der Weißeritz entlang, den Schönheiten des Erzgebirges zu strebt, er rastet vielleicht in der Mühle und wirft von da einen flüchtigen Blick hinauf nach dem Kirchlein da oben, dessen hölzerner Dachreiter — ein Bild der Vergangenheit — wie verwunschen ins Tal hinabgrüßt. Was ist ihm das abseits gelegene Rabenau? Der Reisende wie der Wanderer ahnen wohl kaum, daß da auf dem Bergrücken, auf der Stätte alter historischer Erinnerungen, ein blühendes Gemeinwesen liegt, das durchaus nicht gewillt ist, in seiner Abgeschiedenheit sein Dasein zu verträumen, sondern tüchtig mit der Zeit voran gegangen ist, um seinen Platz im Weltgetriebe und Handel ringend.. Rabenau besitzt seit Jahrzehnten eine blühende In dustrie! Wer kennt nicht die gebogenen, geschweiften Stühle, die früher in fast jedem Restaurant, fast bis zum Ueberdruß, zu finden waren; wer nicht die famosen Schaukelstühle, das schier unerläßliche Requisit bürgerlicher Behaglichkeit? Und wer sie nicht in praxi kennen gelernt hat, hat ihre Bekannt schaft sicher durch die köstlichen Illustrationen Wilhelm Buschs gemacht, in denen der Schaukelstuhl neben dem Schlafrock und der Pfeife die bezeichnendsten Attribute des Rentners sind. Die Wiege dieser Möbel also ist Rabenau. Das Städtchen aber würde trotzdem zurückgeblieben sein, wären seine Fabri kanten nicht dem Zeitgeschmack gefolgt und hätten diesem ent sprechend nicht auch moderne Stühle und Kastenmöbel ange- ferligt, die weit über Deutschlands Grenzen hinaus versandt werden. — Ein leidlich bequemer Weg führt vom Bahnhof im Grunde durch den Wald empor zum Bergrücken, der in langer Strecke Rabenau trägt. Welch einen sauberen, wohl- gepflegten Eindruck macht diese kleine Stadt! Da findet man keine verwahrlosten Winkel und Ecken, keine schlechten und schmutzigen Straßen. Jedes brachliegende Fleckchen Erde, das zu nichts anderem dienstbar war, hat freundliche Anpflanzungen erhalten. Hier stehen einige Koniferen, dort glüht das Not eines Geranienbeetes, und da breiten Rhododendren ihre Büsche. Am Marktplatz findet man das Kirchlein wieder, das den Wanderer schon im Grunde grüßte, mit den verwitterten Grab steinen verschiedener Adelsgeschlechter, deren Namen mit der Geschichte Rabenaus verbunden sind. Daneben ist das freund liche Pfarrhaus in einem prächtigen Garten. Von der Stätte des Schlosses, wo einst Jetzko von Donin hauste, hat der mo derne Geist Besitz ergriffen — die größte Stuhlfabrik Rabenaus bedeckt das Gelände. Schulen und Rathaus sind endlich auch unter den Gebäuden des Marktplatzes. Die rührige Stadt verwaltung ist unentwegt bemüht, ihren Bürgern die Errungen schaften moderner Kultur zu sichern. Nicht allein, daß die Schwierigkeiten, die einer Wasserleitungsanlage entgegenstanden, überwunden wurden, nein, auch eine durchgreifende Beschleußung sorgt für die Ableitung der Niederschläge, welche die Straßen häufig stark beschädigte«. Elektrische Kraft treibt die Motore der Betriebe und erleuchtet mit der blendenden Helle ihres Lichtes in der Nacht die Häuser und die fast durchweg mit Bürgersteigen versehenen Straßen. Aber auch den sozialen Bedürsnissen trägt die Verwaltung Rechnung. Moderne Ar- beiterhäuser, für je 6 Parteien berechnet, sorgen für geräumige, gesunde Wohnungen, zu denen eine Wohnküche, zwei Stuben, sowie Keller und Schuppen gehört. Der Gedanke des Heimal- fchutzeS ist auch in Rabenau heimisch geworden. Die elende Bauart der neunziger Jahre ist verpönt; statt ihrer sieht man allenthalben die anheimelnden Formen des modernen deutschen Stils. Dazu kommt, daß die Stadt durch ihren hügeligen Grund und Boden für ein reizvolles Städtebild wie geschaffen ist. Von ihren höchste«« Erhebungen, z. B. der Albert-Hohe oder dem Stollen der Wasserleitung, schweift der entzückte Blick weit über die Wälder, Täler und Hügel der nächsten Umgebung bis zu den Bergen des Erzgebirges, oder bis zu dem Elbtal. Freundlich grüßen die roten Dächer der niedriger liegenden Ortschafle«« herauf. Besonders gemahnen die Orte Coßmannsdorf und Hainsberg, daß sie es leichter haben als Rabenau, im Wettbewerb zu konkurrieren; denn sie haben be queme, zweckmäßige Verbindung mit Dresden und der großen Bahnstrecke Dresden—Hof, ohne welche Rabenau doch immer in seinen Entwicklungsmöglichkeiten beschränkt bleiben wird. — Hoffentlich ist die Zeit nun nicht mehr fern, wo der dringende und wohl wie selten in einem anderen Falle berechtigte Wunsch der Einwohnerschaft auf Erlangung besserer Verkehrsverhält nisse in Erfüllung geht. — Das 8. Deutsche Sängerfest in Nürnberg hat einen Ueberschuß von etwa 12 000 Mark gebracht. — Wissenschaftliche Untersuchungen haben mit Bestimmt heit das Vorkommen großer Radiummengen in Harz- gewäffern ergeben. — Tödliche Verletzungen zog sich am Montag der beim Elektrizitätswerke des Plauenschen Grundes beschäftige 25jähr. Beil dadurch zu, daß ein eiserner Leitungsmast in Malter, auf dein Beil zu tun hatte, umfiel und ihn traf. Er erlag seinen schweren Verletzungen am Dienstag. — In Hagen i. W. ist der 13 Jahre alte Sohn der Familie Jnilfs plötzlich unter gräßlichen Schmerzen gestorben. Er hatte Pflaumen gegessen und Wasser darauf getrunken. Bald darauf verspürte er heftige Leibschmerzen. Trotzdem man sofort ärztliche Hilfe in Anspruch genommen hatte, verschied der Knabe nach wenigen Stunden. — Der kürzlich durch Ministerialverordnung errichtete Landesausschuß zur Bekämpfung der Tuberkulofe hielt unter dein Ehrenvorsitze des Staatsministers Grafen Vitzthum v- Eckstädt im Landesgesundheitsamt seine erste Sitzung ab. Nach längeren Ausführungen des Ministers, der dem Ausschuß weitgehendste Förderung zusagte, gab der Vorsitzende, Geh. Nat Prof Dr- Renk, Präsident des Landesgesundheitsamtes, eine Uebersicht über die geschichtliche Entwicklung der Tuber kulosebekämpfung in Sachsen. Es folgte ein Referat des Obermedizinalrats Dr. Oppelt über „Die Aufgaben des Lan desausschusses zur Bekämpfung der Tuberkulose". Der letzte Punkt der Tagesordnung betraf die Beteiligung des Landes- ausschusses am Sächsischen Tuberkulosetage. Endgültige Be schlüsse wurden hierüber nicht gefaßt. — Der Nutzholzhäudler Eduard Lindner, Inhaber der bekannten Nutzholzfirma Lindner und Dänell in Stettin, hat sich aus bisher unbekannter Ursache erschossen. Sein Tod erscheint um so tragischer, als sich vor kurzer Zeit die beiden Söhne Lindners als Studenten erschossen haben. — Von der Größe des Deutschen Nationalver mögens erhält man einen Begriff, wenn man hort, daß laut amtlicher Feststellung der gesamte Besitz, der bei den deutschen Versicherungsgesellschaften gegen Feuerschäden ver sichert ist, rund 150000 Millionen Mark beträgt. — Bei Krippen, etwa 200 Meter oberhalb der Ziegel scheune, erschoß sich ein in den vierziger Jahren stehender Bankbeamter aus Chemnitz. Man fand bei dein Toten außer eine«« Betrage von rund 460 Mark Aufzeichnungen, die da rauf schließen lassen, daß der Selbstmörder Unterschlagungen begangen hat. Vorher soll er an seine Frau noch ein Tele gramm aufgegeben haben. — Während des Manövers ereignete sich bei Stützen grün i. V. ein Unfal l. Eine Kompagnie der „104er" hatte bei genaniltem Orte die Gewehre zusammengesetzt. Eine Ge wehrpyramide fiel uin und ein Schuß krachte. Jin selben Augenblick hörte man einen lauten Schrei. Ein Soldat war in der linken Brust getroffen worden. Nachdem er vom Militär arzt verbunden worden war, wurde er mit dem Krankenwagen ins Lazarett befördert. Der Soldat, der, entgegen der Vor schrift, sein Gewehr ungesichert in die Pyramide gestellt hat, dürfte empfindliche Strafe zu erwarten haben. — Spurlos verschwunden ist der aus Brambach gebürtige Kanonier Muck vom Riesaer Feldartillerie-Regiment Nr. 68. Muck hatte während des Manövers in Plauen eine viertägige Arreststrafe zu verbüßen. Kleine Notizen. — Der neunjährige Sohn eines Formers stürzte vom Balkon eines Hauses in der Lim- bacher Straße in Chemnitz in den Hof hinab, Er erlitt einen Schädelbruch und starb bald darauf. — Auf dem Schacht 2 des fiskalischen Bergwerks „Hercynia" in Fienenburg riß bei der Ablösung der Mittagsschicht ein Förderseil. Der mit 16 Bergleuten besetzte Korb sauste in die Tiefe und zerschellte auf dem Schachtboden. 4 Bergleute wurden getötet, die übrigen schwer verletzt. — Bei einer Hochzeit in Wilhelmstal bei Ra- tibor gerieten die Gäste in Streit, der in Tätlichkeiten aus artete. Dabei erstach der 19jährige Arbeiter Opolny einen jungen Arbeiter. — Der 23 jährige Agent Gornik, der in Kattowitz die Eheleute Diblaschen ermordet hat, wurde zum Tode und 15 Jahren Zuchthaus verurteilt. — Der 15 Jahre alte Schneiderlehrling Reinh. Röpisch in Nixdorf i. B. überfiel den 19jährigen Schneidergehilfen Füger, mit dein er gemeinsam ein Zimmer bewohnte, im Schlafe und versetzte ihm mit einem schweren Hammer einen Hieb über den Kopf. Durch den Umstand, daß Füger im Schlafe den Arm über den Kopf gelegt hatte, kam er mit dem Lebe«« davon. Hierauf nahm der Täter, der vorher dem Füger noch einen Betrag von 3 Kronen aus der Geldbörse entwendet hatte, Reißaus. Er wollte mit dem Frühzuge Nix dorf verlassen, wurde aber vom Sohne seines Meisters auf dein Bahnhofe erwischt und der Gendarmerie übergeben. R. will die Tat aus Eifersucht verübt haben. — Einen dreisten Ueberfall auf ein junges Mädchen verübte am Helle«« Tage ein Unbekannter auf dem Wege von Oberschlema nach Aue. Als in der 10. Stunde die 21 Jahre alte Marta Schönfelder aus Oberschlema den Brünnlaßberg passtert hatte, sprang aus dem Dickicht ein ungefähr 24jähr. auf sie zu und versuchte sie in den Wald zu schleppen. Auf die Hilferufe der Ueberfallenen, die sich heftig wehrte, ließ der Wegelagerer von ihr ab. Er entriß dem Mädchen aber die Handtasche, die er, als er kein Geld darin fand, wieder weg warf. Leider gelang es dein frechen Patron, zu entkommen. — Bei Grabungen auf dem großen Exerzierplatz in Oschatz wurden in geringer Tiefe vollausgebildete Maikäfer in großer Zahl angctroffen. AuS diesem Umstande ist wohl zu schließen, daß uns ein Jahr mit vielen Maikäfern bevorsteht. — Auf der Meißner Gaffe in Freiberg erregten zwei Frauen insofern Aussehen, als eine derselben die andere schwer beleidigte, ihr einen Topf Wasser ins Gesicht goß und sie schließlich noch mit dein Topf dermaßen ins Gesicht schlug, daß sie blutende Wunden davontrug. Die Täterin wurde zur Anzeige gebracht. — Eine entsetzliche Brandkatastrophe ereignete sich in Gelsenkirchen in der zuin Schacht „Nordstern" ge hörenden Teerfabrik. Auf bisher unaufgeklärte Weise war dort Feuer ausgebrochen, das in wenigen Augenblicken die ganze Fabrik in Flammen hüllte. Sechs Arbeiter wurden als ver kohlte Leichen bisher geborgen. — Eine schwere Gasexplosion ereignete sich nachts im Grundstücke Oststraße 6 in Zittau. Dort lag der Grenadier Sachse der 2. Kompagnie des 2. Grenadier-Regiments im Quartier. Dieser hatte sein Quartier abends verlassen und war früh zurückgekehrt. Wahrscheinlich hat ein Gashahn offen gestanden oder ist die Leitung undicht gewesen, denn als S. Licht machte, erfolgte die Explosion. Der Soldat ist schwer verletzt und nicht vernehmungsfähig. Die Gewalt der Ex plosion war so stark gewesen, daß eine Wand des Zimmers eingedrückt und die Fenster zertrümmert wurden. — Der Verband Südwestdeutscher Industrieller schlägt zur Beseitigung der französischen Zollschikanen gegen über deutschen Waren eine deutsch-französische Zollkonferenz vor. — Der preußische Landwirtschaftsminister sprach sich in Essen für das Zusammengehen von Industrie u. Landwirtschaft aus. — Auf dein Flugzeugplatz von Etampes ist der bekannte Flugzeugfabrikant Henry Far man, der mit seiner Gattin zusammen am Sonntag nachmittag einen Flug unternahm, aus einer Höhe von etwa 50 Metern abgestürzt. Der Apparat, der in Spiralen plötzlich nteder- ging, überschlug sich wenige Meter über dem Erdboden und begrub seine beiden Insassen unter seinen Trümmern. Als andere Flieger und Monteure, die auf dein Flugplatz zugegen waren, herbeieilten, fände«« sie Farman bewußt los und mit schweren inneren Verletzungen vor, während Frau Farman einen Beinbruch erlitten hatte. Beide wurden nach dem Hospi tal befördert. Der Zustand Faman's, den wir mit seinem auch in Deutschland bekannten Dop peldecker eigenen Systems im Bilde zeigen, wird als besorgniserregend gemeldet.