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Frankenberger Tageblatt -MU für die MM MhWtmmsW m) Sm Wtrit za Iminliai i. Z» Berantwortlicher Redakteur: Ernst Roßberg in Frankenberg i. Ea — Druck and Berlag von E. E Roßberg tu Krankeuberg t. Ga. "W 31 M Freitag, de« 7. Februar 1913 72. Jahrgang Nachdem von dem Stadtverordnetenkollegium Herr verei«»ba«kdirettor Luwtzsv Svzfei- auf die Zeit bis Ende des Jahres 1S14 zum unbesoldeten Ratsmitgliede gewählt worden ist, hat am 4. dss. Mts. dessen vorschriftsmäßige Verpflichtung und Einweisung stattgefunden. Frankenberg, am 5. Februar 1913. Ler Stadtrat. In das hiesige Handelsregister ist heute eingetraaen worden: 1. Auf Blatt 145, betr. die Firma Edmund Buch Rachf. Bernhard Rheim Der Kaufmann Bernhard Rhei» »st als Inhaber auSgefchiede«. - Der Kaufmann Arthur Schröter in Chemnitz, der das Handelsgeschäft erworben hat und die Firma fortführt, ist Inhaber; 2. auf Blau 447, betr. die Firma Otto Hellwig Rachf.: Die Firma wird infolge Verlegung des Geschäfts nach Templin hier gelöscht. Frankenberg, am 1. Februar 1913. (4. L 47/13.) Königliches Amtsgericht. Sonnabend, den 8. Februar 1013, Vorm. 10 Uhr soll n AnerSwalde in der Amtsfchenke als Versteigerungslokal 1 Herrenfahrrad mit Freilaaf gegen sofortige Bezahlung versteigert werden. Frankenberg, am 4. Februar 1913. Der Gerichtsvollzieher beim Agl. Amtsgericht. Holzversteigerung Ms Plauer Staalssorstrevier. (Struth und Oederaner Wald.) 1 SS falle« von der Struth im Restaurant „Forsthaus" i« Plaue Wan- twg, lv. kvknMun ISIS, non NORIN. T Ukn »na 1399 w Klötze 3188 w. Drrbstangen, 33865 w. Reisslängen; non «In»» ^/,I2 Uki» an« 28,5 rm w. Brennschette, 14 rm w. Brennknüppel, 24,5 rw w. Aeste und 11 rm w. Breunreisig Kahlschlägr Abt. 6, 22; Wrgeaufhirb Abt. 21, 30; Durchforstungen Abt. 2, 3, 4, 1t 19 und 24, sowie 2 vom Oederaner Wald im Gasthaus „zur Kalkenhöhe" iu Kalkeuau oHsnalag, elon II. ^odnoan ISIS, non nonin S vkn an» 29 bi., ah., erl., kirichb. u. 922 w. Ktötze, 840 w. Drrbstangen, 5550 w. ReiSstangeu, non olnea ,11 Ski» an« 15 rm w. Brennscheite, 5.5 rm h. u. 31 rna w. Brennknüppel, 2 im h. u. 35 rm w. Aeste, 6 rm h. u. 253 rm w. Brennreistg. Kahlschlägr Abt. 52, 54; Durchforstungen Abt. 34, 36, 37, 45, 48, 55, 59; Wegeräummiß Abt. 49 u. 4 Parzellen Stöcke zum Selbstroden Schlag Abt. 52 versteigert werden. Kgl. Korstrevierverwaltung Plane und Kgl. Forftreutamt «ngnstns-urg. Bekanntmachung für Altenhain. In Gemäßheit der bestehenden Vorschriften werden alle Personen, welch« an hiesige» Orte ihre Einkommensteuerpfiicht oder ihre ErgänzungSsteurrpfitcht zu erfüllen haben, denen aber dis jetzt die Strurrzettel nicht haben behändigt werden können, hiermit aufgefordert, wegen Mitteilung des EinschätzungSergrbntsfeS sich bei der hiesige» Gemeindebehörde zu meld«. Altenhain, am 6. Februar 1913. Der Gemeindivorstand. «ihuert. Bekanntmachung für Braunsdorf. In Gemäßheit der bestehenden Vorschriften werden alle Personen, welche am hiesig« Orte ihre Einkommenstrurrpflicht oder ihre Ergänzungssteuerpflicht zu erfüllen haben, den« aber bis jetzt die Strurrzettel nicht haben behändigt werden können, hiermit aufgefordert, wegen Mitteilung des Emkommmstcurrrrgrbniffe» sich bei der hiesig« Gemeindebehörde zu melden. Braunsdorf, am 5. Februar 1913. Frauke, Gem.-Borst. „Mr vemrcde tiiredte« Son, aber roM «Mr Ml Oer Mil!" Am 6. Februar ist ein Viertrljahrhundert dahingegangen, fett Fürst Bismarck jene gewaltige Rede hielt, di« als drr letzte große Erfolg dieses HeldenlebenS gelten muß. Diese Ansprache, di« in dem frommen und doch stolzen, weltberühmt gewordenen Wort gipfelte, ist die umfangreichste und politisch bedeutsamste, Lie der große Redner je gehalten. Mit ihrer großartigen Darlegung der Grundlinien deutscher Politik, mit ihrem Eingehen auf die heute wie damals besonders brennende Orirntfrage besitzt sie für uns an diesem Erinnerungs- tagr ein lebhafte» Interesse. Bismarck ging in seiner groß« zügigen Schilderung der europäischen Lage von den Be ziehung« zu Frankreich und Rußland auS, streifte dann die russisch« Truppenansammlung« an der Westgrenze und ver mutete als Grund dafür: „Ich nehme an, daß man etwa auf eine neu« orientalische Krists wartet, um dann in der Lage zu sein, die russisch« Wünsche mit dem vollen Gewicht einer nicht gerade in Kasan, so»dern weiter westwärts stehend« Armee, geltend zu mach«." Orientalische Krisen treten nun in bestimmten Abstand« auf; sie dürfen ebenso wenig nervös mach«, wie andere immerwährend lauernde Kriegsgefahren. IM Bismarck geht nun in lichtvollster, von persönlichen Er fahrungen belebter Darstellung die Kriegsgefahr« durch, „welche wir seit 40 Jahren gehabt haben, ohne in eine ner- vAst Unruhe zu irgend einer Zeit geraten zu sein". „Ist irgend rin Jahr ohne Kriegsgefahr gewesen?" fragt er dann, und daraus, daß eine verneinende Antwort erfolg« muß, zieht er den Schluß: „Wir müssen, unabhängig von der augenblicklich« Lage, so stark sein, daß wir mit dem Selbst- geßühl einer großen Nation, die unter Umständen stark genug ist, ihre Geschicke in die eigene Hand zu nehmen, auch gegen jede Koalition, — daß wir damit jeder Eventualität mit Ruhe «olgrgensehm können. Golt hat unS in eine Situation gesetzt, in welcher wir durch unsere Nachbarn daran verhindert werden, irgendwie in Trägheit oder Versumpfung?n geraten. Er hat uns die kriegerischste und unruhigste Nation, die Franzosen, an di« S«ite gesetzt, und er hat in Rußland kriegerische Neigung« groß werden lassen, dir in srüherrn Jahrhunderten nicht in dem Maße vorhanden warm. So bekommen wir gewisser maß« von beiden Seiten dir Sporen und werden zu einer Anstrengung gezwungen, die wir vielleicht sonst nicht machen würden." „Wir liegen mitten in Europa. Aber die Zeiten der heiligen Allianz sind vorbei, wo wir die Ga rantie der eigenen Schüchternheit hatten, daß wir niemals «tue Meinung äußert«, bevor dir andrrn gesprochen hatten." Bismarck geht dann näher ein auf die Beziehungen zu Rußland und charakterisiert die russenfreundliche Rolle, die er auf dem Berliner Kongreß gespielt habe. „Es ist während der ganz« Kongreßverhandlungm kein rnisischer Wunsch zu meiner Kenntnis gekommen, dm ich nicht befürwortet, ja, den ich nicht durchgesetzt hätte." Als er aber Undank erntete und eine feindliche Stimmung in Petersburg die Oberhand ge wann, fei rS zu dem Vertrage mit Oesterreich gekommen. Bismarck entwickelt dann die Geschichte de» Dreibundes und betont besten Notwendigkeit: „Wenn wir die Isolierung, die gerade in unserer angreifbaren Lage für Deutschland besonders gtfährlich ist, verhüten wollen, so müssen wir einen sicheren Freund haben." Und auf da» neue Wehrgesetz übergehend, betont er, wmn das neue Gesetz angenommen werde, so könne Drtfljchlaub an jeder Grenze eine Million Soldaten auf stellen; da» sei so viel, als wmn dem Dreibund eine weitere Großmacht mit 70000 Man» hinzuträte. Den Einwand, daß dann die Nachbarmächt« ihre Wehrkraft auch verstärk« würden, entwaffnet er mit der Erklärung: „DaS können sie nicht." „Wir hab« mehr Offizier« und Unterosfiziermaterial als irgend ein anderes Land, und wir haben ein OsfizierkorpS, welches uns kein anderes Land drr Welt nachmachen kann." „Außerdem aber ist noch ein Vorteil der Annahme dirseS Gesetze»", so bezeichnet er den letzt« innersten Grund der Friedenspolitik Deutschlands: „Gerade die Stärke, die wir erstreben, stimmt un» selbst notwendig friedfertig. Da» klingt paradox, es ist aber doch so. Mit der gewaltigen Maschine, zu der wir das deutsche Heerwesen ausbildrn, unternimmt man keinen Angriff." Ein Angriffskrieg sei ausgeschlossen. „Wenn wir in Deutschland einen Krieg mit der vollen Wir kung unserer Nationalkraft führen wollen, so muß eS ein Krieg sein, mit dem alle, die ihn mttmachen, alle» die ihm Opfer bringen, kurz und gut, mit dem die ganze Nation ein verstanden ist; es muß ein Volkskrieg sein. . . Dann wird das ganze Deutschland von der Memel bis zum Boden see wie eine Pulvermine ausbrennrn und von Bewehren starren, und eS wird kein Feind wag«, mit diesem furor teu- tonicus, der sich bei dem Angriff entwickelt, eS aufzunehmen." Auch die neuesten Verwickelungen in und durch Bulgarien könnten keinen Anlaß zum Krieg bieten. „Bulgarien, das Ländchen zwischen Dvnau und Balkan, ist überhaupt kein Objekt von hinreichender Größe, um daran die Konsequenzen zu knüpfen, um seinetwillen Europa von Moskau bis an die Pyrenäen und von der Nordsee bis Palermo hin in einen Krieg zu stürzen, dessen AuSgang kein Mensch voraussehen kann; man würde am Ende nach dem Kriege kaum mehr wissen, warum man sich geschlagen hat." Drohung« können uns nicht einschüchtern, so lautet das Resümee, und dann hallt das Ganze in die wundervollen Worte au»: „Wir Deutsche fürchten Gott, aber sonst nichts auf der Welt"; und die Gottesfurcht ist es schon, die uns den Frie den lieben und pflegen läßt. Wer ihn aber trotzdem bricht, der wird sich überzeugen, daß die kampfeSfrrudige Vaterlands liebe, welche 1813 die gesamte Bevölkerung des damals schwa chen, kleinen und auSgrsogenen Preußen unter die Fahnen ries, heutzutage ein Gemeingut der ganzen deutschen Nation ist, und daß derjenige, welcher die deutsche Nation irgendwie angreift, sie einheitlich gewaffnet finden wird und jeden Wehr mann mit dem fest« Glauben im Herzen: Gott wird mit unS sein!" Der Eindruck dieser Rede, in der sich staatsmännische Größe, deutsche Friedfertigkeit und deutscher Mut so wunder voll vereinigten, war unbeschreiblich. Mitten in dem los- brechenden Beifallssturm erhob sich der schweigsame und ruhige Feldmarschall Moltke, Abgeordneter für den Wahlkreis Me- mrl-Hrydekrug, und beglückwünschte den Reichskanzler. Dann folgte ein Vorgang, beispiellos, wie die Rede, die ihn her- vorgrrufen. Im Namen des Zentrums erhob sich der Frei herr von Franckenstrin und beantragte die Annahme des „Gesetzes über Aenderung« drr Wehrpflicht" en bloc, also ohne jede Beratung. Und so geschah eS. Das Gesetz wurde ohne weitere Verhandlung und im ganzen einstimmig ange nommen; die Kosten der Durchführung, 278 Millionen M., wurden ebenso einmütig bewilligt. Keine einzeln« Fraktionen gab es an diesem Tage im Reichstag, sondern nur eine deut sche Volksvertretung. Als aber der Große, der diese» Wun der vollbracht, au« dem Hause trat und, da er seinen Wagen r icht vorsand, zu Fuß nach seinem PalaiS in der Wilhelm straße ging, da geleitete ihn eine vieltausendköpfige Volks menge mit jubelnden, immer erneuten Hochrufen, die kei» Ende nehmen wollt«, bis er unter -der Tür seine» Haus« verschwunden war. vle ZadrbtimleetMl in IMgiderg hat am Mittwoch die offiziellen Festlichkeiten zur Erinnerung an die Befreiungskriege ringelritet. Die Hauptstadt Ost preußens hatte rin glänzende» Festgewand angelegt. Groß und Klein trug an den Schultern weiße Bivatbänder; überall sah man Sprüche, die an die Männer aus den Tag« d«r Erhebung Preußens erinnerten. Der Kaiser begab sich mit dem Kronprtnzenpadr zunächst nach dem altehrwürdigen Dom, wo rin frirrlichrr Festgottesdienst stattfand; während desselben hielt General- supeÄntend«t Schöttler dir Frstprrdigt, in welcher der Geist lich« ein« historischen Rückblick auf die große Zeit vor 10» Jahr« warf, wo das Volk treu zu Thron und Altar stand, und im Hinblick auf Gotte» Beistand den gewaltig« Kampf mit dem Unterdrücker wagte, der ihm schließlich auch de« Sieg brachte. Die Liebe und Treue zu seinem Herrscherhaus, die das preußische Volk damals so Großes wag« ließ, l«bt auch heute noch in ihm fort. Nach einem kurzen Aufmthalt im Schlöffe wohnte drr Kaiser im Prunksaal de» Landhaufe» einer Festsitzung des Provinzial-LandtagrS bei. In dem Saale, in dem Brause wetter» bekannte» Gemälde „IorckS Aufruf an die ostpreußi schen Stände" sein« Platz hat, waren unter dm Landtags- abgeordneten manche Nachkommen der Männer, die in dem Bilde verewigt sind, versammelt. Nach einer feierlichen Be grüßung durch den Landtagspräsidenten Fürst Dohna-Schlo- bitten hielt der Kaiser folgmde Erwiderung»rrdr: ES ist mir eine besondere Freude, Ihrem Wunsche zu ent sprechen und den Landtag meiner getreuen Provinz Ostpreußen hiermit zu eröffnen. Bevor Sie Ihr« geschäftlichen Arbeiten und Beratungen für daS Wohl der Provinz beginnen, taffen Sie »ns der Tat gedenken, die von der heut« vor hundert Jahren hier i» Königsberg zusammengetretenen Versammlung der ständischen De putierten der Provinz auSging und den ersten Schritt zur Wiedev- auirichtung und Befreiung de» darniederltegenden Vaterlandes bildete. Schwer ist es, da» volle Maß de» Unglück» und der Wirr nisse jener Zett un» vor Augen zu führen. Da setzte die göttliche Vorsehung dem Siegeslauf de» kühnen Korsen ein iäheS Ziel. Di« schwer aus Europa lastende Heimsuchung schien ihrem Ende ent« gegrnzugehen. Jetzt oder nie konnte da» Sehnen eine» j«de» Preußenherzen» in Erfüllung gehen, konnten die Jesteln der lang jährigen Knechtschaft abgeworfen werden, fo dachte Bark, al» er sich unter dem gewaltigen Zwange drr Verhältnisse zu dem Ent schluß durchrang, da» ihm anvertraute Korp» von dem Schicksal de» Restes der Großen Armee zu trennen und wieder unter de» Oberbefehl de» König» zu stellen. So dachten auch lene wackeren Männer, die al» Vertreter deS Adel», der Städte und der Bauernschaft ihrer Provinz hier zusammertraten. Sie waren die ersten im Lande, die dem Ge danken die Tat folgen ließen, indem sie einmütig beschlosten, aus eigene Kosten eine Bewaffnung de» Volkes vorzunehmen, um de« geliebten König zur Verstärkung seiner aktiven Truppen «ine Land wehr darzubringen. Und al» bald darauf der König den langersehnten Augenblick für den wohlvarbereitetrn Schritt zur Rettung de» Vatrrlande» sür gekommen hielt und sein Volk zum Kampf für Ehre und Frei heit ausrief, da scharte sich um ihn alt und jung, hoch »nd niedrig mit zieldewußter Entschlossenheit, da» Letzte an Gut und Blut sreudtg auf de« Altar de» Vaterlande» zu opfern. Heute schreiben wir wieder dir JahreSzahl .13". Wie glück lich hat sich da» Zeitbild aewrndrt! Vor un» steht der festgefügt« Bau de» Deutschen Reiche», geachtet im Rate der Volker und wohlgerüstet gegen jeglichen Angriff. An die Stelle der krieg—