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N». ««>, vietlau. geaulfuil — s»ä. >»<>»»« in e ^ , P»«Uir«, «,r» isuet» M. .— m Vnlln» «Um,, Han,bürg. yr«iikfur> ». «.. m»». Kr». — v»»d» » c«. «n «ranlsgrt a, M. — br. V»I,t tn «»emnih. — Na- «»» v»m«r » La. tn Varl«. Druck und Eigenthum der Herausgeber: Litpsch ^ Neichltrdt in Dresden. Verantwort!. Redacteur: IttlÜUt Ntilhardt » sa»»t»n »r»« ». tz«» tonen t»tzrt»«n »er n»r »...st»-«: «arlen ,d,r tzofteiü»». tu»,. » «iitbe» kULn >'/» N«r. «u,t»ljii«,e könnrn dte Zahluna anch »ns eine Dre»dnerMrm» »«»eilen. Di« Er». «r. 887 Achtzehnter Jahrgang. Mltredactkur: Für da» Fentlleto«: vr. L»»ll Dresden, Mttwach, 8. Deeember 1878- Politisches. Generalsildmarschall v. Manteuffel hat ein ziemliches Duell- glück. In der preußischen ConflictSzcit schoß er im Zweikampfe dem Berliner Stadtrichter Twesten den Arm lahm, mit dem Tmesten gegen ihn ein Pamphlet geschleudert hatte. Jetzt hat von Man teuffel den General v. Göben im Zweikampfe durch einen Schuß in den Leib verwundet, wenigstens meldet dies die „Tante Voß". Die Ursachen dieses Duells führen auf den deutsch - französischen Krieg zurück. General v. d. Gäben fand sich durch einen Armeebefehl Manteuffcls beleidigt und ließ sich zu insubordinatswidrigcnAeuße- rungcn Hinreißen, die ihn, wenn uns das Gedüchtniß nicht trügt, einige Wochen nach Frankfurt a.d.O. geführt haben. Er wurde vor Ablauf der Haft begnadigt, nahm aber dann seinen Abschied. Das Feuer der Zwietracht glomm unter der Asche fort, mehrfach gemachte Lerntittelungsvcrsuche erwiesen sich als vergeblich und jetzt hat der siebenfüßige Generalseldmarschall dem klugen General eine Pistolen kugel durch den Leib gejagt. Wir bedauern diesen Zweikampf nicht blos. weil der AuSgang für das Lebkl» eines tüchtigen deutschen Heerführers sich bedenklich gestalten kann, von den» man nicht weiß, wie ihn noch einmal das Vaterland gebraucht; sondern hauptsächlich wegen des an höchster Stelle gegebenen üblenLeispiels. Die leichtblütige Jugend unsrer Scconde- und PremicrlcutnantS ist nur zu geneigt, derartige scheinbar „ritterliche" Vorgänge bei ihren Vorgesetzten ihrerseits nachzuahmen; ist cs nicht um die allgegriffene Dienstehre, so ist cö vielleicht um die holden Augen einer Tänzerin, den Schat ten eines Hundes oder sonst um ein Nichts. Noch mehr aber muß es die DiSciplin bei den Mannschaften erschüttern, wenn sie sehen, wie sich ihre obersten Befehlshaber außerhalb des Dienstweges „Recht verschaffen." Wir versehen uns daher auch, daß die Strenge des Gesetzes unerbittlich gegen den glücklicheren Duellanten wie den angczapften Zweikämpfer geltend gemacht wird. Es naht die Zeit, da der Staat Preußen die höchste Karte gegen den widerspenstigen Erzbischof von Posen und Gnesen ausspielt. Ledochowski, auSgcpfändct wie er ist, arm wie eine Kirchenmaus, ist entschlossen, sich in den Kerker führen, sich absetzcn zu lassen. Das Eine wie dasAndcre erfordert an und für sich keine besondere Krast- anstrengung seitens des preußischen Staats heraus; auch die Ver hängung des Belagerungszustandes über einzelne Thcilc der Provinz Posen, das.Legen von ZwmWoinqu-rtierung in die Wohnungen besonders fanatisirter polnischer Katholiken würde nur ein» Zeit «ähren können. Nach der allgemachMntretenden Beruhigung der Gemüther werden diese ZmangSmaßregeln, von denen man sprüht, rückgängig zu machen sein. Wiks aber nun? Die Functionen römischer Priester kann der Staat Preußen unmöglich versehen wollen, andere Priester cinsetzen, geht auch nicht. Die viclgerühm- ten Falkschen Maigeietze zeigen in diesem Punkte höchst bedenkliche Lücken. Die Aufgabe des Staats wird cs sein, in der katholischen Bevölkerung den Trieb der Freiheit zu wecken, damit sie sich lossagen von der Vormundschaft des Clcruä. Und ein erziehendes Mittel dazu ist es, wenn der Staat die obligatorische Eivilehc cinsührt, die Führung der bürgerlichen Standcürcgifter der weltlichen Obrigkeit überträgt und das Bcgräbnißiöcscn bürgerlich ordnet. Auf diesen Ausgaug drängt jetzt Alles hin. Auch gegen den Erzbischof Mel chers in Köln sind Geldbußen im Betrage von 2600 Thlr. erkannt, an deren Stelle eventuell Gefängnis; von 2 Jahren 2 Monaten zu treten hat. Der Bischof von Hildcsheim ist sogar soweit gegangen, die von ihm gesetzwidrig angestcllten Geistlichen anzuweisen, die Herausgabe der Kirchenbücher an die Staatsbehörden zu verweigern. Da hiermit die Führung der Militärstammrollen der Obrigkeit ver dunkelt, vielleicht gar unmöglich gemacht wird, dürfte di« Militär partei in Preußen, die doch den Ausschlag giebt, an dem Punkte «»gelangt sein, wo sie keinen Spaß mehr versteht. Die Knebelung Frankreichs nimmt ihren Fortgang. Bisher übte die Regierung die Ernennung der Maires und ihrer Adjunkten in den großen Städten allein aus; der neue Mumcipalgesetzentwurs des Herzogs von Aroglie legt auch die Hand an die MaircS auf dem stachen Lande. Die Friedensgcrichtc sollen von allen oppositionellen Elementen gesäubert, die Mairien in durchaus sichere Hände gelegt, die gesammten polizeilichen Befugnisse in Stadt und Land von den Gemeinde- auf die Staatsorgane übertragen werden. Damit nicht zufrieden, soll auch das Preßgesctz aus der ersten Kaiserzcit (1852) mit seinen Unterdrückungen und Entziehungen wicdcrbelebt werden. Mac Mahon richtet sich in seiner neuen Gewalt inzwischen behaglich ein. Er will diesen Winter im Elyscc große Festlichkeiten geben und ver langt dazu Rcpräsentationskosten im Betrage von 600,000 Francs. Der Conflict zwischen Amerika und Spanien macht heut« wieder ein ernstes Gesicht. Mit heftigstem Zorne haben die Cubaner die Absicht der Madrider Regierung vernommen, den „Virginius" an die Nordamcrikaner auszuli?fern. Das Gerücht, die Cubaner hätten den Virginius zerstört, um ihn nicht ausliefern zu müssen, hat sich zwar als unbegründet erwiesen, aber zuzutrauen ist den heißblütigen Cubanern dieser Akt, der in Nordamerika die Volks leidenschaften entzünden würde, recht gut. Die DankeeS dringen daher auf weitere kriegerische Rüstungen, um, wenn das Mutterland Spanien sich zu schwach erwiese, sich auf der Colonie Gehorsam zu verschaffen, selbst in der Lage zu sein, Gcnugthuung von den Cuba nern zu nehmen. Locales und Sächsisches. — Der Besuch der deutschen Kaiserin in Dresden war zum Theil mit durch die Erkrankung der Königin-Wiltwe Elisabeth von Preußen veranlaßt worden. — In Paris ist Graf Hohenthal, mit der Notifikation der Thronbesteigung des Königs Albert von Sachsen am englischen Hofe beauftragt, auf der Reise nach London cingstroffrn. Am 28. N»v. Abends fand zu Ehren des sächsischen Abgesandten bei dem deutschen Botschafter ein Diner statt, dem auch der englische Botschafter, Lord Lyons, beiwohnte. — Die Erkrankung I. M. der zur Zeit am k. s. Hofe zum Besuch anwesenden KSnigin-Wittive von Preußen soll, wie wir hö ren, leider intensiver Art sein, so daß die hohe Patientin daS Zimmer nicht verkästen darf. Man bezeichnet das Leiden als ein rheumatisches. — Dem kais. russischen General von Minkwitz, der aus Anlaß des TqpeS unseres verstorbenen Königs von seinem Monarchen zur Condolenz hier eingetroffcn war und den Beerdigungsfeierlichkeiten bcigewohnt hat, ist von Sr. Maj. dem König das Großkreuz des Albrechtorden« in Brillanten verliehen worden. — Der derzeitige Rector der Universität Leipzig, Geheime Ju stizrath Professor vr. Schmidt hat das Commandeurkreuz II. Classe des hessischen Ludwigsorden» erhalten. — Am 1. Januar 1874 tritt bei der Post ein neuer Porto tarif für Packet- und Wcrthsendungen in Kraft. 1. Das Porto für Packete bis 5 Kilogramm (10 Pst.) einschließlich beträgt: aus Entfernungen bis 10 Meilen 2*/z Ngr., auf alle weiteren Entfer nungen 5 Ngr.; bei Packetcn über 5 Kilogramm: für die ersten 5 Kilogramm die vorstehenden Sähe, und für jede» weitere Kilogramm 1,2 bis 5 Ngr. je nach der Entfernung. 2. Das Porto für Briefe mit Werthangabe beträgt: auf Entfernung bis 10 Meilen 2 Ngr., auf alle weiteren Entfernungen 4 Ngr. 3. Die Versicherungsgebühr sürBriese und Packete mit Werthangabe beträgt: 1/2 Ngr. für je 100 Thaler oder einen Theil von 100 Thalern, mindestens jedoch 1 Ngr 4. Für die als Sperrgut anzusehenden Packete wird das Porto um die Hälfte erhöht. Als Sperrgut gelten alle Packete, welche in irgend einer Dimension 11/2 Nieter überschreiten ; z. B. Körbe mit Pflanzen und Gesträuchen, Hutschachteln oder Cartons in Holzgestcll, Möbel, Korbgeflcchte (Blumentische, Kinderwagen) u. s. w. 5. Bei Packeten bis 5 Kilogramm und bei Briefen mit Wcrthangabe wird im Nicht- frankirungsfalle das Porto um 1 Ngr. erhöht. — Wie der „Pr. St. A." berichtet, hat der Ingenieur Pieper in Dresden auf einen durch Zeichnung und Beschreibung erläuterten Schlittschuh für dm preußischen Staat ein Patent auf 2 Jahre er halten. — Die zur Ueberführung und Beisetzung weiland Sr. Maj. de» verstorbenen Königs Johann cvmmandirtrn 12 Unterofficier« des LeibgrenadierregimcntS sind in diesen Tagen mit einem vollen Llndeükm an bissen ernsten Act beschtuft worden. " wurde jedem der Genannt« «an von MtftckkKsMtzMMgk und besieht auS ein« prächtigen Merueu ChrpnvMgteruhr mit massiver, -u» sehr starker silbern«»» Glieder» bestehenden Kette, an deren obern Ende sich ein Medaillon, mit dem Bildniß des verstorbenen Königs und dem Todestag — 29. October 1873 versehen, befindet. — Gestern wurde der seit 20 Jahren an der Annenrealschule thätig gewesene Oberlehrer Naumaim unter reger Theilnahme beerdigt. — Vorgestern Abend 6 Uhr erschien beim hiesigen Pfandleiher Kunath, Schcffelstraße, ein Mann mst einem Packet Leinwand, die er versetzen wollte. Herrn Kunath überkam eine Ahnung, daß die Leinwand gestohlen sein könne und meinte, er verstünde sich aufLein- wand nicht besonders, derMann solle incincrSlund« wiederkommen, da werde seine Frau da sein. Inzwischen wird der Criminalpolizei Anzeige gemacht; ein GenSdarm postirt sich im Nebenzimmer und richtig, nach einer Stunde kommt der Urian mit seiner .Leinwand wieder, worauf das Versatzgeschäst beginnt. Da tritt der GenSdarm ein, dem Leinwandsmann fällt die Butter gänzlich vom Brode, er will Walther heißen und habe die Leinwand von einem gewissen Starke. Auf die Frage, wo der liebe Herr Starke sei, giebt er auch ganz naiv an, der siche unten an der Thüre. Nun geht Jemand herab und findet einen Mann mit einem Packet im Arme ruhig auf und ab gehend. „Sind Sir Herr Starke?" — Ja! — „Gehen Sie gleich 'rauf, meine Frau ivird Ihnen das Gest für die Leinwand geben!" Der vertrauensvolle Gauner-College steigt hinauf und wird ebenfalls abgcfaßt. EineStunde vorher war aus einem in der Wai- scnhauSstraße befindlichen Geschäft eine Partie Leinwand und Pique gestohlen worden und hier hatte man nun schon die Spitzbuben. Ein Stück Leinwand hatten die Gauner vorher beim Pfandleiher Franke in der LandhauSstvaße versetzt. — Seit vorigem Sonnabend Mittag wurde der Platzreiscnde eines hiesigen Productcn-GrossogeschäftS vermißt und dadurch der Verdacht seiner Principalität rege, daß er Unredlichkeiten zum Nach theile des Geschäfts begangen haben könne. Diese Vermuthung sollte sich auch bestätigen, doch war es bei der auSgebreiteten Kund schaft d«s Geschäfts nicht möglich, die Menge und Hohe der von dem Verschwundenen einkassirten nnd unterschlagenen Summen gleich festzustellen. Ein am andern Morgen per Post an die Prinzipale ge langter Zettel, worauf von der Hand des Verschwundenen geschrieben stand: „Meinen besten Dank für alles mir geliehene, alles Suchen umsonst, dieses ist »nein Tod. Eyancalium." ließ die Vermuthung aufkommen, daß er sich den Tod durch Gift gegeben habe, da aber seine junge, ihrer Entbindung in nächster Zeit entgegensetzende Frau gleichfalls vermißt wurde und mit ihm zusammen die Wohnung ver laßen haben sollte, so zweifelte man wieder daran, daß er sich das Leben genommen habe. Gestern ist jedoch die Nachricht hierher ge langt, daß ein junges Ehepaar vorgestern Nachmittag im Gasthofe des Dorfes Grumbach bei Wilsdruff wo es Tags zuvor in einer Equipage angekommen war und sich cinlogirt halte, todt in seinem Bette aufgefunden worden sei und ist in demselben der seit Sonn abend vermißte Platzrciscndc nebst seiner Frau erkannt worden. Eine ansehnliche Quantilät Cyancali, welche im Besitze der beiden Todtcn gefunden worden ist, hat keinen Zweifel über die Art ihres Todes aufkommen lassen. ! — Eine Menge von Bauhandwcrkö-Utcnsilien ist in einer der! vergangenen Nächte aus einer auf der Wienerstraß« befindlichen ver-' schloffen« Baubude mittelst Einbruchs gestohlen worden — Bekanntlich war vom Stadtverordneten-Collegium der Antrag beim Sffrdtrath eingebracht wurden, sich bei der König!, lülizeidirection dafür zu verwenden, daß Abends die öffentlichen Uhrwerke besser beleuchtet würden, als bisher. Die Polizei- Ürection erwidert, daß, was di« Privatgeschirre anlangt, dieselben zum großen Theil mit guten Beleuchtungsapparaten ausgestattet seien, daß die Omnibusse ebenfalls nichts zu wünschen übrig lassen würden, daß Last,vagen deswegen nicht in Betracht kommen könn ten, weil sie sich viel zu langsam bewegen, um allgemein gefährlich zu werden und daß, was die Droschken anlange, die beantragte Beleuchtung zwangsweise einzuführen, mit Rücksicht auf eine den selben Gegenstand betreffende frühere Verordnung der Kgl. Kreis- direktion Anstand genommen werden müsse; den neuen Droschken sei die Anbringung einer Laterne und deren gehörige Beleuchtung anbefohlcn. Schließlich sagt die Kgl. Polizeidirection sogar: „end lich dürfe auch der Mangel einer durchgehenden abendlichen Be leuchtung der in der Stadt sich bewegenden Geschirre bei Weitem weniger fühlbar»verden,' sobald nur die an vielen Punkten nicht als hinlänglich bezeichnet« öffentliche Stra ßenbeleuchtung einer größeren Vollkommenheit zu geführt werde." Davon will der Stadtrath nichts wissen! Er beruhigt sich im Allgemeinen bei der Beantwortung Seitens der Kgl. Polizeidirection aber erklärt, „ohne näheren Nachweis" die Mangelhaftigkeit her Beleuchtung vieler Stellen der Stadt nicht erkennen zu können. Das ist merkwürdig. Wir kennen viele Leute, welche die Dunkelheit verschiedener Plätze und Stra ßen sehr hell sehen! — Das Atelier der Frau vr. Hamilton-Grubert (einer jun gen Deutschen, die in Ämerika als Zahnkünstlerin der» Doktorgrad erwogen hat) ist zwar öfters von zahlreichen Personen geüsllt ge wesen, niemals war aber der Zudrang so groß, als am Montag Abend. Für diesen hatte genannte Dame die Frauen Dresdens zu einer Vorbesprechung über Gründung eines Vereins gegen die willkürlichen LebenSmittelstcigerungen eingeladen. Und sie kamen von allm Dtadttheilen, in allen Altersklassen, au« alle»» Ständen. Neben der adeligen Qssizierügattin bemerkten wir die einfache FabrikerbriterSftau, neben der Kaufmannsfrau in Spitzen und mit Sammetpch stellt« sich die Dienstmanntfrau in schlichter HauS- tracht. Me waren beseelt von dem Gefühle, daß Etwas grthan »erden müsse, mn di^HauSftgrzen Dresden», di« jetzt der Mllkür- lkchr» PreizstHjetung', ver Lebensrnittel schutzlos prerSgegeben sind, würdiger zu stellen. Man trua sich nicht mit Hirngespinnsten, sondern wird die Sache praktisch anfafsen. Nicht gegen unsre braven Lanbleute, die mit gekrümmten Rücken der Erde mühsam die Früchte abgewinnen muffen, die sic dann auf den Diärkten Dresdens feilyaltrn, richtet sich die Agitation. Man weiß, wie sauer eü diesen wird, man wird auch die naturgemäß erhöhten Marktpreise willig zahlen. Auch nicht gegen diejenigen Händler richtet sich das Streben unsrer Hausfrauen, die unsre Küche von fern her durch Beziehen von Lebensmitteln versorgen. Der Händ ler, der auS Holland Blaukraut, aus der Oder Fische, auS dem Gebirge Butter, aus Böhmen Hasen, ans dem Preußischen Gänse dem Markt, zuführt,. wird.und soll hierfür den Preis fordern, den er nach seinen» Geschäftsbetriebe zu fordern berechtigt ist. Aber zweierlei Uebclstände hat unser Marktvcrkehr in besonders häß licher Weise neuerdings gezeigt. Einmal ist das Höknerinnenwesen wahrhaft abschreckend entwickelt. Da kommt ein Wagen voll fetter Gänse auf den AntonSplatz gefahren. Sofort verlassen die Höker innen ihre Sitze, umringen den Wagen, den Führer und die Pferde, bilden eine undurchdringliche Mauer um Geschirr und Führer, stoßen und treiben mit unzarte,» Worten und heftigen Gebcrden unsre Hausfrauen aus dein geheiligten Cirkel hinweg, kaufen 20— 30 Gänse auf einmal und kehren auf ihre Sitze erst zurück, nachdem der letzte kapitolinische Vogel weg ist. Eine Haus frau, die sehnsüchtige Blicke auf den Wagen geworfen, um dem Manne und den Kindern zum Sonntage einen schmackhaften Bra ten (Gans ist immer' noch das billigste Fleisch) auf den Tisch zu setzen, muß, wenn st? dies Vorhabm auSsühren will, nun von der Hökerin den im Handumdrehen sofort um 10, 15, 20 Ngr. theurer gewordenen GanSvogel abkaufcn. Warum sollen Unsre Frauen fcmerhin cs so theuer bezahlen, daß eine wohlgcschlossene lind wohlgegliedrrte Zunft von Zwischcnhändlerinnen mit besseren Lungen, derberen Ellenbogen und rücksichtsloseren Manieren auS- gestattet ist, als die einzelne Bürgersfrau, die völlig schutzlos ist? Hiergegen ist ein kräftiges Mittel in Vorbereitung. Sodann aber wird Sorge zu treffen sein gegen das sich gegenseitige Uebrrbieten unsrer Hausfrauen selbst. Da steht so ein Weibchen und feilscht um einen Fünfpfcnm'ger bei einer Kanne Butter. Der Händler ist schon halbgeneigt, die Butter zu lassen>; da erscheint eine etwas wohlhabendere Dame und überbietet rücksichtslos die elftere um 1, 2 Groschen. Natürlich ist das Geschäft mit der zweiten sofort ab geschlossen. Hiergegen können nur umfassende Maßregeln helfen, die aus dem Frauenvereine selbst hervorgehcn. Wir hoffen in den Stand gesetzt zu sein, bald von der Einberufung einer Frauen versammlung in einem größeren Lokale berichten zu können, welche .. weitere Schritte zur möglichsten Beschränkung des ungezogen be triebenen Zwischenhandels und des wilden Sichselbstconcurrenz- machcnS scstzusetzen haben wird. Der Geist, der jene Frauenver sammlung beseelte, bürgt dafür, daß die Bewegung im Geiste schwesterlicher Eintracht einen gedeihlichen Fortgang nimmt. Einst weilen hat der Mitredaktcur der Dresdner Nachrichten, vr.Bierey, im Aufträge jener Versammlung an den Casseler Frauenverband geschrieben nnd »>m Mitiheilimg der dortigrnMaßnahmen gebeten. Sobald authentische Nachricht von dort eingelaufen seinndväs hier gewählte Franencomitcc Vorschläge zu weiterem Vorgehen auSgearbeitet haben wird, soll eine Versammlung anberaumt werden. Die Natur der Dinge und um nicht durch Ueberstür- ;,mg eine gerechte Sache zu gefährden, bringt es mit sich, baß dies«